Bekritzelte Wand

  • SALVS PVBLICA SVPREMA LEX*


    Drum wählt Sextus Aurelius Lupus! Ihm liegt Rom am Herzen!


    Unter die eine Schmiererei wurde die Nächste gesetzt. Wieder Wahlwerbung.


    WAEHLT AVLVS TIBERIVS AHALA TIBERIANVS ZVM VIGINTIVIR - Nur er kann Rom würdig vertreten!!!!!!



    *Das öffentliche Wohl ist das höchste Gesetz.

  • Es war tiefe Nacht. Beinahe Neumond. Lautlos schlichen die Schatten aus dem Reich des Vogelmannes durch Rom. In der Stadt herrschte Wahlkampf. Doch es gab auch andere Themen. Riskantere. Die mehr Sesterzen einbrachten.


    Sie waren zu viert. Zwei standen Schmiere. Einer hielt die Lampe. Baalberith malte. Er war kein Künstler. Seine Zeichnungen stümperhaft. Aber darauf kam es nicht an. Er konnte schreiben. Darauf kam es an. An einer passenden Wand angekommen schlug er den dunklen Mantel zurück. Darunter hatte er einen kleinen Tontopf und den Pinsel verborgen. Ein anderer entzündete die Lampe. Viel zu hell war mit einem mal die Szenerie. Aber ohne Licht war es zu dunkel. Die zwei anderen postierten sich in der Straße. Beim geringsten Anzeichen würden sie türmen. Unter den Straßen Roms lachte der Vogelmann lauthals über den Praefectus Urbi. Aber auf den Straßen Roms herrschten andere Gesetze.


    Baalberith kritzelte rasch sein Bild. Er hatte wenig Phantasie. Aber seine Anweisungen waren genau. Als er fertig war, blies der Lampenträger das Licht aus. Dann pfiff er durch die Zähne. Sie trennten sich. Zwei in die eine Richtung. Zwei in die andere. Das Bild verschluckte die dunkle Nacht. Und gab es erst am Morgen wieder frei.



    Sim-Off:

    *Was sind Gesetze ohne Moral?

  • "..ich werde sehen, was der Senat mit mir anzustellen gedenkt.", murmelte ein gedankenverloren durch Rom tigernder Duccius, kaum zwei Stunden nach seiner Wahl zum Quaestor. Am Abend würde gefeiert, sicherlich. Mehr als das. Auch wenn Vala immernoch etwas flau im Magen war und er das Gefühl hatte, dass es noch ewig dauern würde bis er wieder Leben in seiner Gliedern spüren würde. Und die Frage, wo man ihn letztlich hinschicken würde, war ebenso eins der Dinge, die ihn im Moment beschäftigten. Freuen konnte er sich später...


    Lucius Accius Damio
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    "Papperlapapp. Egal wozu sie dich ernennen. Du bist gewählt worden. Zum Quaestor. Ich mag es kaum glauben..", gestikulierte ein immernoch sehr begeisterter Damio frenetisch durch die Luft um seinen ebenso aufgeregten Worten mehr Ausdruck zu verleihen, "..das ist, das ist... die Vorstufe zum Senat! Wenn du das, was dir der Senat aufträgt gut machst, ist es nur noch ein kleiner Schritt den Kaiser davon zu überzeugen dich auf die Senatslisten zu setzen..."


    Linus von Patrae
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    "NUR NOCH.", platzte es aus Linus heraus, der den Wahlkampf und die folgende Wahl mit kritischer Miene beobachtet hatte, "NUR NOCH. Sag mir, wieviele Sprösslinge von Familien mit Rang und Namen sind an diesem NUR NOCH gescheitert, Damio? Sag es mir... DIE STADT WÄRE VOLL VON SENATOREN wenn das wirklich ein NUR NOCH wäre."


    "Hör nicht auf diesen alten Zausel.. in Wirklichkeit ist er genauso stolz wie ich, dass du diesen Schritt geschafft hast, junger Duccius."


    "Du kannst kaum abstreiten, dass Linus recht hat, Damio.", brummte Vala unglücklich, "Und ich habe bedeutend weniger Stimmen als bei meiner Wahl zum Vigintivir bekommen. Das ist ein Zeichen.."


    "Du wirst wohl kaum damit gerechnet haben, stets weiter drei Viertel aller Senatoren für dich begeistern zu können... du bist ein Homo Novus. Kommst aus einer in Rom quasi unbekannten Familie..."


    "...mein Vater war Quaestor des Kaisers!! Und er entstammte direkt einem ehemaligen..."


    "...und mit wievielen Stimmen ist er damals gewählt worden?", stichelte ein sichtlich zufriedener dreinblickender Grieche.


    "... ..... ..... ...... ...... drei fünftel aller Senatoren haben für ihn gestimmt.", gestand Vala ziemlich geknickt ein. Natürlich wusste er, dass er mit seinem Ergebnis quasi gleichgezogen hatte. Wenn auch sein Vater damals geringfügig mehr Stimmen hatte, es lief auf das gleiche hinaus. Das kam für seinen Sohn, der es sich fest auf die Fahnen geschrieben hatte das Erbe seines übermächtigen Vaters vor allem damit zu bewältigen in dem er es übertraf quasi eine de facto Niederlage war.


    "Genau das.. du bist ein Homo Novus, ein Duccius und immernoch mehr als ein halber Barbar. Sei dankbar für jeden Senator der für dich gestimmt hat. Denn jeder Senator der für dich stimmt ist ein Senator der sich gegen jede Tradition stellt die den Senat bisher hermetisch abgeschlossen und zu einem zwar entmachteten, aber immernoch prestigeträchtigen Exclusivum gemacht hat."


    "Ich muss hier anfügen...", intervenierte ein sichtlich um Wogenglättung bemühter Accius, "..dass der Senat sich seit je her auch für unopportune Entscheidungen begeistern konnte. Linus hat sicherlich recht was deine... Extraordinarität angeht, junger Duccius, aber wie man sieht sind deine Chancen nicht gleich Null. Du hast besser abgeschlossen als einige Aspiranten aus den vermeintlich gesetzten Familien in Rom. Das darfst du nicht vergessen... also sei stolz auf das was du erreicht hast. Du hast Feinde und Gegner alleine deiner Herkunft wegen. Und mit jedem Schritt im politischen Rom machst du dir mehr... große Wahlsiege bekommen nur diejenigen, die zur charismatischen Spitze unserer Gesellschaft gehören. Oder so kanten- und farblos sind, dass man keinen Punkt zur Kritik an ihnen findet. Du gehörst weder zu einem noch zum anderen."


    "Hör auf mich zu bemuttern. Ich habe die Wahl gewonnen.", versuchte Vala sich darin das leidige Thema abzuschneiden.


    "Sag ich doch."


    "Sag ich doch."


    "Apropos Feinde..", fand Vala eine sehr willkommene Möglichkeit vom peniblen Zerpflücken seiner politischen Lage abzulenken, und deutete auf eine Wand, an der irgendjemand einen Spruch gegen seinen aurelischen Kompagnon hingeschmiert hatte, "..ich bin anscheinend nicht der einzige, der welche hat."


    "Ah... ja, was.. eh... was sind Karten?", hakte ein sichtlich interessiert dreinschauender Accius nach, der die Schmiererei studierte als könne er daraus eine neue Erkenntnis über die Phänomene des politischen Roms gewinnen.


    "Wahrscheinlich irgendetwas barbarisch... dieses 'gezinkt' scheint es noch schlimmer zu machen. Vielleicht ist das eine Referenz auf eure Allianz, Vala... sind Karten deinem Volk bekannt?", schielte der alte Grieche mit einem gelangweilten Blick auf die Schmiererei und seinen Schützling.


    "Mein Volk..", ätzte dieser zurück, "...ist das Volk von Rom."


    "Der Wahlkampf ist vorbei..."


    "Nein.. sind sie nicht. Ich hab nicht die geringste Ahnung, was das meinen könnte.", brummte Vala schließlich mit verdrieslicher Miene. Die Schmiererei ging ihm eigentlich vollkommen am Podex vorbei, allerdings musste er sich ja quasi darauf stürzen.. auch wenn Linus ihm keine Chance zu lassen schien auf ein Thema auszuweichen mit dem er sich nicht indirekt beleidigen lassen musste.


    "Wie dem auch sei...", rümpfte Damio die Nase, um schließlich mit der Inbrunst der Überzeugung erneut seinen unerschütterlichen Idealismus zu propagieren, "..sicherlich das Machwerk eines Kontrahenten von niederen Stand, den die grelle Sonne der römischen Patricii blendet."


    "...beim stinkenden Odem des Hades, Accio! So einfältig kannst nicht einmal du sein..", fluchte der Grieche zurück, der sich mittlerweile nicht einmal mehr die Mühe machte die Augen zu verdrehen, "..niederer Stand. HAH!!! Dass ich nicht lache! Nein... DASS ich lache. Wahrscheinlich war es irgendwer aus dem gleichen.. wenn nicht gar aus der gleichen Gens. Deine glorreichen Patricii nehmen sich da kaum etwas mit dem Gesocks aus der Subura."


    "Achte darauf, was du sagst, Linus. Du vergisst dich.. und deine Stoa, die du so gerne für dich proklamierst", konterte der Accius mit betonter Ruhe, "Das ist auf garkeinen Fall das Machwerk eines Patricius. Die Patrii sind die wahren Säulen Roms, Familien erfüllt mit derart leuchtender Tugendhaftigkeit, dass ihre Mitglieder gar nicht auf die Idee kommen sich zu derart niederer Propaganda hinreißen lassen würden."


    "Oh..", grinste der Grieche siegessicher zurück, "..ich glaube, das müssen sie auch gar nicht. Ich bin mir sicher, derjenige hat das mit sicherheit nicht selbst geschrieben."


    "Was das mit den Karten erklären würde.", warf Vala wahllos einen Gedanken in das Gezänk, "Vielleicht ein Schreibfehler?"


    "Absolut abwegig. Diese Familien haben Rom groß gemacht! Sie sind die Definition von Ehre und Würde! Ihre Mitglieder haben es nicht nötig sich auf so... derartiges... herabzulassen.", wedelte der Accius mit der Linken wie um eine Mücke zu vertreiben.


    "Die kochen auch nur mit Wasser...", stichelte Linus munter weiter..


    "Genau genommen LASSEN sie kochen.", würgte Vala die Diskussion ab und tat ein paar auffordernde Schritte von der Schmiererei weg, "..und wo wir gerade dabei sind: Wahlkampf macht hungrig, also lasst uns etwas essen gehen."

  • Balberith zeichnete sorgfältig die Buchstaben ab. Es waren ziemlich viele. Deswegen dauerte es lange. Bis er endlich fertig war. Der Inhalt interessierte ihn nicht. Er tat nur, was man ihm sagte. Sofern man ihn bezahlte. Nach dem letzten Punkt nahm er den Farbtopf wieder auf. Und suchte sich eine weitere Mauer. An der hinter ihm stand nun:



    OH DU UNSER GELIEBTES ROM


    WAS EINST GESCHAFFEN WARD,
    ERBLÜHT IST UND GEDEIHT,
    BEGINNT VERFALL NUN VOR DER ZEIT.


    VESCULARIUS SALINATOR IST DER NEUE MANN,
    WEHE DIR OH ROM,
    NIE ÄRGER WARST DU DRAN.


    DOCH LEIDE NICHT OH UNSERE HEIMATSTADT,
    DER CORNELIUS MACHT IHN IN BÄLDE PLATT.
    OH ROM, DEINE RETTUNG NAHT,
    CORNELIUS PALMA IST EIN MANN DER TAT!



    Sim-Off:

    Frei nach L.F.S.

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