Von Dringlichkeit und Notwendigkeit oder: Warum man am Ende immer länger braucht, als man will

  • Langsam schlenderte Cara über den Markt. Rechts und links von ihr versuchten die Händler ihre Waren anzupreisen, Schmuck, Stoffe, Farben, diverse Leckereien, die süßlich dufteten, wenn man nahe genug an ihnen vorbei lief, Kräuter, die einen würzigen bis strengen Duft verbreiteten, Hühner, die lauthals ihr Missfallen an den groben Behandlungen ihres Peinigers beim Verkauf kund taten, daneben Eier und andere Basislebensmittel.
    Ein Bäcker stritt sich mit einem Konkurrenten um die Gunst eines Kunden und die beiden übertrafen sich lebhaft an maßlosen Übertreibungen, welches Brot das bessere sei und wie lang es noch frisch sein würde.


    Weiter hinten konnte man auch Fleisch erwerben, doch dort ging Cara ungern vorbei, der strenge Geruch des Fleisches in der Sonne mit dem geronnenen Blut, das teils noch an der Ware oder unter dieser in der Auslage war, verursachte beizeiten Übelkeit. Das sollten die Skalven des Hauses erledigen, die ihr dies gern abnahmen, wussten sie doch, dass Cara diesbezüglich empfindlich war. Konsequenzen, die daraus erwachsen könnten, vermied man im Hause Caecilius; zwar war Cara keine nörgelnde Kranke, aber sie konnte schon anstrengend werden.


    Mit desinteressiertem Blick hob die dunkelhaarige Caecilierin einige Stoffe an und erfühlte diesen mit einem leichten Reiben; Schlechte Qualität, kratzig...hier sind die Fasern zu grob...der ist ganz nett, aber überteuert, das ist der nicht wert. Innerlich seufzend ließ sie die Stoffe wieder fallen und ihren Blick über das restliche Angebot schweifen. Dabei winkte sie nach hinten "Helia, geh mich Damianos und hol bitte die Dinge, die ich auf die Liste gesetzt habe, ja."


    Obwohl sie ihre Sklavin höflich bat, war ihre Betonung alles andere als fragend. Die Sklaven des Hauses wussten es zu schätzen, dass Cara nie abfällig wurde, doch sie wussten auch, wie unangehm es sein konnte, wenn Cara bei wichtigen Dingen nicht zufrieden gestellt wurde.
    Dabei herrschte sie nie ausfallend oder gar gewalttätig über die Untergebenden, sondern trieb sie trotzig und unerbittlich an oder strafte die ihr enger Vertrauten damit, dass sie sie ihre Enttäuschung und ihren Ärger mehr spüren ließ.
    Insbesondere die zierliche und ihr treu ergebende Helia litt darunter so sehr, dass sie es tunlich vermied, Cara zu verärgern. Sie pflegten eine Freundschaft, auf die Helia stolz war und die ihr viel bedeutete; das wollte sie unter garkeinen Umständen verspielen.
    Nur ihr griechischer Privatlehrer, der inzwischen alt geworden war und bei den Caeciliern den Rest seines Lebens verbringen sollte, übte unbeeindruckt Kritik an der Jüngsten der Geschwister und war der Einzige, der zwar dann Caras Launen hinnehmen musste, jedoch darauf keine nennenwerten Erwiederungen zu erwarten hatte. Wen er leiden konnte, formte er mit Zurechtweisung und Vorträgen, wie man ein besserer Mensch wurde. Er hatte es sich zum Lebensziel gemacht, Cara zu lehren und formen wie er nur konnte und da er sie als seinen Zögling liebgewonnen hatte, wies er sie öfter zurecht, als dass er das bei anderen gemacht hatte. Heute war er aber in der Casa geblieben und so blieb es der jungen Frau erspart.


    Helia nickte und die beiden Sklaven entfernten sich eilig. Cara betrachtete derweil wieder Stoffe und achtete kaum auf die Menschen, die an ihr vorbei eilten. Jedoch blickte sie immer wieder nach rechts und links, ob ihr ein bekanntes Gesicht begegnen könnte.


    Sim-Off:

    Wer mag ist herzlich eingeladen;)

  • "Herrin, darf ich dir helfen?" fragte der Händler fast zaghaft. Mit einem "Hm?" blickte Cara auf, "Wie bitte? Oh, ja natürlich...ich suche nach etwas besonderem. Der Stoff soll rot, aber nicht aufdringlich sein. Er muss fließen, leicht und angenehm sein."
    Der Händler nickte eifrig, aber seine zierliche Gehilfin trat in diesem Moment hinzu und lächelte Cara an. Auch Cara lächelte zurück, das junge Mädchen hatte sie schon öfter gesehen.
    "Herrin, bitte verzeih, aber auch ein helles apfelgrün oder oliv würde dir nur zu gut stehen. Es schmeichelt deinem Teint und passt wunderbar zu deinen Haaren. Die ganzen jungen Mädchen mit den hellen Haaren," sie winkte ab, "tragen das, obwohl es zu einer dunkelhaarigen viel besser passen würde. Und es ist reinste Seide." fügte sie schnell hinzu.


    Da musste Cara noch mehr lächeln, wie eifrig das junge Mädchen versuchte sie zu beraten und fand ihre Komplimente auch ehrlicher und angenehmer, als wenn sie von dem Händler selbst gekommen wären. Von Männern hörte sie viel und Händler hatten ihr Geld im Kopf. Das junge Mädchen aber begeisterte sich scheinbar für den Stoff.
    "Fühl nur wie fein er sich auf der Haut anfühlt," schwärmte sie. Cara nahm den Stoff und begutachtete ihn kritisch. "Ich weiß nicht recht." sagte sie simple und wartete auf die Reaktion des Mädchens. Dieses überlegte kurz, drehte sich um und verschwand ein paar Momente. Dann kam sie wieder mit einem Traum von purpur-farbiger Seide, die im Licht heller schimmerte. "Sieh nur und dann urteile selbst," sagte sie sehr sicher. Cara nahm den Stoff und nickte nach wenigen Momenten "Du hast ein Gespür und eine Leidenschaft dafür." Sie sah das junge Ding an "Ich nehme den Stoff und auch den apfelgrünen. Du hast recht, ich habe gerade erst 3 rote Tuniken in Auftrag gegeben, etwas Abwechslung schadet nicht." Sie überreichte ihrem Sklaven Tiro die Stoffe und dieser wandte sich dann wegen dem Handel und dem Bezahlen an den Händler, er wusste, was Cara höchstens bereit war zu zahlen und würde einen guten Preis durchsetzen. Sie betrachtete das Mädchen derweil "Du bist nicht von hier?" Sie nickte und wollte antworten, aber Cara ließ sie mit einer Handbewegung verstummen "Willst du den alten loswerden und für mich arbeiten? Ich bin bereit dir um einiges mehr zu bezahlen und sorge für dich. Wenn ja, suche mich die nächsten Tage auf, du musst nicht sofort und hier antworten." Verdutzt sah das Mädchen sie an, sie lächelte nur und wandte sich dann ab um weiter zu gehen, inzwischen war auch Tiro fertig und ließ einen jungen Sklaven die Stoffe nehmen.

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