Auro loquente omnis oratio inanis est

  • Narcissa nickte und presste das warme, lebendige Fellknäul gegen ihre Brust, wo sich Secunda fiebend wehrte. Irgendetwas schien ihr nicht zu passen und Narcissa schaute zu ihr. Es war lange her, dass Zenon ein Welpe gewesen war, sie war es nicht mehr gewöhnt kein eingespieltes Team zu sein. Bei Secunda und ihr würde sich das erst entwickeln müssen und sie durfte nicht erwarten, dass es dasselbe war wie mit Zenon. Es war nicht seine Wiedergeburt, sondern etwas komplett anderes, etwas gänzlich neues. Etwas, dass Verus eigentlich hätte verstehen müssen. Sie schüttelte den Kopf, als er sie fragend ansah. "Ich habe noch ein wenig, das sollte für die nächste Zeit reichen. Und wenn nicht werde ich einfach eine Bestellung aufgeben und Livianus um das Geld bitten. Ich habe keinen eigenen Erwerb, noch nicht. Allerdings wurde ich mit genug ausgestattet, dass ich über die Runden komme." Erklärte sie sachlich und lächelte ihn an.


    "Ich hätte ja mit vielem gerechnet, heute Nachmittag, aber damit ganz sicher nicht." Sie grinste und blickte zu Secunda, während sie ihre Schritte neben ihn lenkte.

  • "Ich habe nicht mit dir gerechnet. Nicht mit deiner Schönheit und deiner Eleganz," komplimentierte Verus. "Du bist eine wunderbare Frau und ich danke dir, dass ich für dich Geld ausgeben dürfte. Das Geld ist nichts wert. Nur, wenn wir es für gute Dinge einsetzen, hat es einen Wert. Solange du glücklich bist und du dich an mich erinnerst, bin ich glücklich, Narcissa." Wieder schaute er sie verliebt an. Sie war wirklich etwas Besonderes. Sie war die Frau, die er begehrte, in dessen Nähe er sein wollte. Doch er hatte gelernt und würde sich die nächste Zeit von ihr fernhalten. Er wollte und dürfte sie nicht mit seiner Liebe erdrücken. Willst du gelten, mach dich selten.


    "Ich danke dir." - Wie gerne würde er sie nun küssen, doch er verbot es sich selber. Lieber betrachtete er ihre unendlichen Augen und den Hund auf ihren Armen, der so wunderbar zu ihr passte: Widerspenstig, schwarz und bildhübsch.

  • Sie lächelte. Also wenn es das war, was er wollte konnten sie jeden Tag auf den Markt gehen. Oder er bezahlte die Cena für die Damen am Abend, nachdem sie alle den Tag bei den Ludi verbracht haben würden. Ja, vielleicht wäre das wirklich eine Idee. Er wäre sicherlich sehr ... glücklich ... wenn er das für sie tun dürfte. Sie lächelte ihn noch einmal an, etwas nachdenklicher vielleicht. "Jetzt werde ich mich immer an dich erinnern. Secunda wird mich immer an den heutigen Nachmittag erinnern." Narcissa übergab das kleine Fellbündel Phila, die dagegen ihren Korb an einen anderen Sklaven weitergab um beide Hände frei zu haben. Sie sah zu ihm und bemerkte sein Begehren in seinen Augen. Diesen Blick kannte sie, vom beobachten, vom bewirken, von Silanus. Sogar sie selbst hatte mal so ausgesehen, damals im Balneum das Castellums. Da hatte dieser Ausdruck sicherlich ihr Gesicht geziert - dennoch war es nie soweit gekommen. Sie ging neben ihn her und sie steuerten langsam in Richtung heimatliche Casa. "Wollen wir uns noch etwas aus der Garküche mitnehmen? Oder hast du keinen Hunger?" fragte sie beiläufig, als sie an einem Stand mit frischem Obst vorbei kam. Hunger hatte sie eigentlich keinen, aber wenn sie die prallen Granatäpfel so sah. Da konnte man fast Appetit bekommen.

  • Verus freute sich, wie ein Teenie, der gerade seine erste Perle abgeschleppt hatte. Diese Freude zeichnete sich eindeutig in seinem Gesicht ab. Seine Lippen waren nun wieder leicht befeuchtet und die Trockenheit war aus seinem Mund verschwunden. Er tänzelte förmlich neben ihr.
    In diesem Moment würde er alles für sie tun, wirklich alles. Sie war seine Begierde.


    "Wir können uns gerne etwas mitnehmen," sagte er. Natürlich würde er bezahlen.


    Eine Frage brannte ihm aber auf dem Herzen. Er konnte er sie auch nicht länger unterdrücken. "Darf ich meinen Arm um dich legen?" Hoffentlich war dies nicht zu viel verlangt. Doch er wollte sie ein wenig spüren und ihre Wärme in sich aufnehmen. Sein Herz sehnte sich danach.

  • Sie nickte und schaute sich um, ob sie etwas ansprechendes finden konnte, da überraschte er sie erneut. Ihre Augenbraue rutschte argwöhnisch nach oben und sie wandte sich ihm zu. "Was!?" fragte sie, so als hätte sie sich verhört. "Wozu soll das gut sein?" ihre Stimme klang ehrlich erstaunt, denn sie wußte wirklich nicht, was er damit bezweckte. Solche Art Liebesbekundungen waren vielelicht etwas für dunkle Gassen oder heimliche Treffen, aber bestimmt nicht dafür gedacht, wenn man ein Finanzminister war und mit dem Mündel eines Verwandten über den Markt schritt. Am hellichten Tage. Sie schüttelte den Kopf. "Du begehst doch wohl hoffentlich nicht den Fehler dich in mich zu verlieben, Verus?" fragte sie ihn kalt und argwöhnisch. "Glaube mir, du tätest dir damit keinen Gefallen. Ganz ehrlich." Wenigstens konnte er jetzt nicht mehr sagen, sie hätte ihn nicht gewarnt. Oh er war doppelt so alt wie sie und grinste wie ein dummer Jüngling! "Du bist ein toller Mensch und ich mag dich. Sehr. Deswegen wäre es mir sehr unangenehm, wenn deine Begeisterung für mich solch niedere Triebe beinhaltet. Leidenschaft bringt man einer Unverheirateten nicht entgegen. Das weißt du doch sicherlich." Sie belehrte ihn liebevoll und lächelte sanft. Dann schüttelte sie bedauernd den Kopf.

  • Verus lachte leicht. Er hatte mal wieder einen langen Weg vor sich. Der Krieg war noch nicht verloren. Er hatte noch Geld, Einfluss und Livianus. Innerlich rieb er sich schon die Hände. "Ich mich in dich verlieben? Nur ein Narr, könnte sich nicht in dich verlieben. Ich werde dich aber nicht unsittlich lieben, da kannst du dir gewiss sein." Er nickte angespannt. "Mach' dir keine Sorgen. Ich werde die gesellschaftlichen Pflichten einhalten."


    "Nun lass' uns etwas Essbares suchen", hüpfte Verus der unangenehmen Situation davon. Er hatte noch viel Arbeit vor sich.

  • Als er lachte, grinste sie. Ein anderer Mann hätte ihre Worte vielleicht übel genommen, hätte sie als Ablehnung verstanden. Verus dagegen schien sich keine Sorgen zu machen, schlug ihre Warnung in den Wind. Sie lächelte immer noch, ein mattes, müdes Lächeln. Wenigstens konnte er nicht behaupten, sie hätte ihn nicht gewarnt. Er glaubte immer noch fest, sie für sich gewinnen zu können. Der Anflug von Moral, der sich in ihr breit gemacht hatte, verflog also ungehört, sie hatte es versucht. Nun gab es wirklich keinen Grund mehr ein schlechtes Gewissen zu haben. "Nur ein Narr sagst du?" Sie lachte und schüttelte belustigt den Kopf. Ihre eisblauen Augen suchten seinen Blick, er meinte es ernst. "Dann bin ich beruhigt." Ihr Blick glitt weiter. Er war alt genug, er musste wissen, was er tat.


    "Ja, etwas Essbares wäre gut." sprach sie, seinen Themenwechsel unterstützend. "Wir könnten in eine Taverna gehen, da, wo Damen eigentlich nicht hindürfen, was meinst du? Wäre das nicht aufregend?" Sie lachte und funkelte ihn an. Ein etwas unanständiger Ausdruck huschte ganz kurz über ihr Gesicht, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Es gab soviel zu sehen und zu erleben und Verus würde sie ein immenses Stück weiterbringen.

  • Da gab es nicht mehr viel zu sagen: "Gerne!"


    Mutig stapfte Verus voran und winkte seine Angebetete zu sich. "Wir gehen in die nächstbeste Taverne!" Er lachte leicht und schien sich sichtlich zu freuen. So machten sie sich auf.

  • Sie gingen eine Weile weiter und plötzlich sah Narcissa in einer Nebenstraße eine rotgestrichene Tür, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Die Doppelflügeltür stand sie weit offen und man konnte sehen, dass dahinter einige Steintreppenstufen nach unten führten. Es schien dunkel zu sein dort drinnen, was zum einen daran liegen mochte, dass die Taverne halb unterirdisch lag und andererseits, dass nur weniges Tageslicht durch die vergitterten Fenster fiel, die auf Höhe des Bodens und teilweise mit Kisten und Säcken verstellt waren. Aus diesem dunklen Loch stieg Lachen herauf, Musik und gelegentliche Rufe, die Narcissa nicht verstehen konnte. Sie grinste freudig und ging darauf zu. Nun wehte ihr der Geruch von scharfen Kräutern entgegen und gebratenem Fleisch, Bier und Wein lag in der Luft. Sie grinste noch breiter. Dies war eindeutig kein Aufenthaltsort für eine Dame. Aber das störte sie nicht, hatte sie noch nie und würde sie wahrscheinlich auch nie. Sie sah Verus fragend an, doch er war unkonventionell genug um nun keinen Einspruch einzulegen.


    "Da essen wir." Sagte sie bestimmt und ließ keinen Widerspruch gelten, soviel Nachdruck hatte ihre Stimme. Sie ging die Stufen herab und fand sich auf einem hölzernen Absatz wieder, wo es nochmals einige Stufen hinab ging. Hier waren mehrere, runde Tische aufgebaut und darum verteilt, in beliebiger Anzahl und Aussehen, mehrere Stühle. Die Taverne war nur halb voll und Narcissa steuerte sofort einen der letzten, freien Tische an. In einer Nische, die mit Kerzen und Fackeln erhellt war, saßen zwei Musikerinnen, die eine sehr alt, die andere sehr jung und stimmten ihre Instrumente, bevor sie wieder begannen. Die jüngere der beiden sang sogar, doch dass ging leider im allgemeinen Stimmengewirr unter. Es dauerte etwas, dann kam eine leicht bekleidete Sklavin zu ihnen, die zwar lächelte, aber so wenig überzeugend, als wäre ihr alles egal.


    "Salve Domina, Dominus. Was kann ich euch bringen?" fragte sie lapidar und sah erst Verus, dann Narcissa an. Diese lehnte sich zurück und ließ ihren Blick schweifen. Sollte Verus bestellen, ihr war alles recht, außerdem wollte er vielleicht etwas bestimmtes. Narcissa dagegen mochte eigentlich fast alles, bis auf Hund, der nur schmeckte, wenn man ihn richtig kochte.

  • Verus folgte willig. Was sollte er auch dagegen tun? Narcissa hatte momentan die Hosen an. Sie bestimmte und Verus folgte. Sie nutzte ihre Macht scharmlos aus. Mit einem Nicken beantwortete Verus ihren Befehl.


    Mit seinem Blick schmachtete Verus in Narcissas Richtung. Als sie einen Tisch ausgewählt hatte, setzte sich Verus still und schaute ihr tief in die Augen. Er gab sich ihr völlig hin. Ihren Augen waren auch einfach zu schön.


    Als sich die Bedienung näherte, schaute Verus erschreckt auf. Er war aus seinen schönen Träumen gerissen worden und schaute sich dementsprechend perplex um. "Ehm...ja!"


    Was wollte Narcissa nur? Was wollte er essen? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Seine Gedanken kreisten um seine Begierde und Narcissa.
    Mit einem abwesenden Blick bestellte er: "Leichte Zwischenspeisen bitte, also Oliven, Brot und Garum. Dazu noch zwei mal Wein, bitte."


    Mit seinen Augen versuchte er sich bei Narcissa abzusichern, dass er auch das Richtige bestellt hatte. Verus schluckte und sein Herz begann erneut zu pochern.

  • Oliven und Brot, Garum und Wein. Gute Mischung. Sie nickte zufrieden und sah zu, wie die Bedienung davon ging. Wein. Gute Wahl. Narcissa schaute sich weiter um und überlegte, was sie sagen sollte. Oder ob sie überhaupt etwas sagen solllte. Im Grunde wollte sie nur die außergewöhnliche Athmosphäre genießen, die hier herrschte. Ein Ort, an dem niemand sonst sie gelassen hätte und Verus begleitete sie sogar. Oder war es am Ende so, dass er es gar nicht bemerkte? Dass er öfters hier war und nichts schlimmes daran fand? Sie konnte nicht glauben, dass ihre Wirkung auf ihn so immens war. Aber er himmelte sie einfach nur an und sagte auch nichts weiter. Also genoß Narcissa einfach den Moment, sah sich um und versuchte soviele Eindrücke wie möglich zu sammeln.

  • Die Bedienung warf die Speisen auf den Tisch. Die kleinen Tonschälchen und Becher schepperten dabei leicht. Man sah deutlich, dass dies häufiger geschah, da die Tonutensilien leicht abgeschlagen waren. Verus bezahlte beiläufig mit einem Silberling, dies würde sicherlich reichen in so einer Spielunke. Nun wandte er sich wieder seiner Perle zu und himmelte sie mit seinen treuen Augen an. "Nach dir!" Verus griff zu einem der Becher und schlürfte genüsslich seinen gesüßten aber verlängerten Wein, wie es durchaus üblich war. Köstlich! Ein guter Tropfen, das hatte Verus nun nicht von diesem Laden erwartet.


    Gut, er war häufiger in solchen Absteigen unterwegs und kannte hier auch den einen oder anderen. Er war ein Mann des Volkes und als angehender Politiker brauchte man das Volk hinter sich. Verus war eben ehrlich und nicht verlogen, zwar hatte ihm dies häufig Ärger eingebracht aber seinen Mund ließ er sich nicht verbieten. Einige seiner Bekannten riefen sogar danach, ihm das Amt des Volkstribunen zu verschreiben. Wie nah er diesem Amt war, wusste er selbst nicht.


    Er gab sich immer volksnah und dies auch jetzt als er einem Bekannten Handwerker zuwinkte, der am Tisch vorbeiging. "Salve," grüßte er mit einem angedeuteten Salut zu einem anderen Tisch. Es handelte sich um ehemalige Soldaten seiner Centurie. So ein Zufall. Er machte eine grobschätzige Geste, die wohl nur Soldaten verstanden. Die Veteranen am Nachbartisch lachten und wandten sich dann wieder ihrem Gelage zu und Verus Narcissa.


    "Es gehört alles dir! Iss' ruhig," sagte Verus als er auf die Dinge vor sich deutete. Sein Blick war immer noch von einem süßlichen Spiegel unterlegt.

  • Sie wartete brav seine Aufforderung ab und griff dann nach dem verbliebenen Becher und probierte den Wein, der gesüßt war. Nicht schlecht, bedachte man die Umstände und Lokalität, aber der in der Casa schmeckte ihr besser. Sie sah sich weiter um und beobachtete interessiert, wie Verus begann die Leute zu mustern und plötzlich ein paar Männer am Nachbartisch begrüßte. Wer die wohl waren? Vom Aussehen her Handwerker, vielleicht machten sie ja gerade Pause? Verus schien irgendeine bestimmte Handbewegung zu machen und die Männer lachten. Verwundert und leicht säuerlich hob Narcissa eine Augenbraue an, was sollte das? Was hatte er ihnen gezeigt? Etwas unflätiges? Etwas, dass sie betrat? Sie schüttelte wenig amüsiert den Kopf und langte nach dem Teller, auf dem die Oliven in etwas Öl schwammen. Sie zupfte eine Ecke des Brotes ab, tunkte es in das Öl und kaute langsam, während auch eine Olive den Weg in ihren Mund fand. Nachfragen wollte sie nicht unbedingt, Verus sah immer noch so träumerisch aus und sie ließ ihm einen Moment, um in diesen Gefühlen zu schwelgen.

  • Verus schob schob sich eine Olive zwischen die Zähne und lächelte Narcissa milchig an. "Narcissa," sprach er mit einem melodischen Unterton. "Wie fandest du unseren kleinen Ausflug?" Diese Frage war zwar recht einfach, diente aber dazu ein Gespräch aufzubauen und die Stille zu überbrücken, zumal Verus ihre sanfte Stimme hören wollte. Er liebte ihre Stimme, sie war so wohlklingend in seinen Ohren. Dies mochte er sich nur einbilden aber so war es für ihn. Seine Augen schmachteten erneut in ihre. Seine Kaubewegungen waren eher beiläufig und hauptsächlich interessierte er sich nicht für das Essen, sondern mehr für ihre Schönheit.


    Mit einem kräftigen Griff umschloss er den Becher, um einen Schuss mittel-warmen Wein in seinen Rachen zu gießen. Sein Blick blieb dabei auf Narcissa haften. Auch wenn es unschicklich war, sie so anzustarren. Er konnte nicht anders. Sie hatte ihn voll in der Hand. Er würde für sie morden. Doch nun lauschte er ihr.

  • "Kurz." Eine äußerst knappe Antwort, die sie aber keineswegs böse gemeint hatte. Aber so eine Einkaufsunternehmung, noch dazu wo er sich so großzügig zeigte, konnte eigentlich nicht lange genug dauern. Sie lächelte sanft und gutmütig. "Also von mir aus können wir das gerne öfter machen. Solange Livianus nichts dagegen hat, versteht sich. Schließlich bin ich jetzt sowas wie sein Mündel." Erklärte sie ein ums andere mal, obwohl Verus das ja eigentlich schon wußte. "Ach, wegen deiner Idee, dass wir zu dem Landgut deiner Familie fahren. Meine Cousine Serrana würde mich begleiten, du weißt schon, von wegen Anstandsdame. Es wäre zwar besser eine Matrona mit zu nehmen, aber ich kenne keine. Du? Außerdem will ich Serrana nicht von ihrer Ausbildung ablenken, sie war so begeistert. Sonst würde sie ja nur wegen mir etwas verpassen." lenkte sie das Gespräch etwas um und aß noch etwas, während sie ihn interessiert ansah.

  • Ihre sanfte Stimme hämmerte sich in Verus Schädel. Er ließ sich ihre Worte im Munde zergehen, während er genüsslich eine Olive kaute. Sie war einfach eine bezaubernde Frau. Der Macht, die Narcissa über ihn hatte, war er sich durchaus bewusst, doch was sollte er dagegen tun? Er gab sich ihr ja hin. Er wollte es ja und somit gab er ihr diese Macht. Seine Augen blieben verstehend auf ihren Lippen haften und er nickte.


    "Nein, ich kenne auch keine entsprechende Matrona." Dies war seine dahingehuschte und schmachtende Antwort. Konnte er Narcissa Bitte abschlagen? Nein, das konnte er nicht. "Sie kann uns begleiten, wenn es das ist, was du mir sagen willst?" Nervös schlürfte er nun seinen Wein und ließ seinen sanften Blick in ihren Augen. "Die Ausbildung kann warten! Die Natur und die Welt um Rom sind ebenso wichtig! Ach, was soll's! Sie soll uns begleiten und ein wenig Spaß haben!" Verus war sich recht sicher, dass es leichter war an Narcissa heranzukommen, wenn man ihr erlaubte, eine Person mitzunehmen, die sie kannte.

  • "Nun, ich hätte genausoviel Spaß ohne sie. Es geht nur darum, dass es viel zu viel Gerede gäbe, sollten wir ohne entsprechende Aufsicht fahren. Das geht nun mal nicht. Ich bin unverheiratet und du schließlich auch." Sie lächelte entspannt und blickte ihn an. Seine schmachtende, theatralische Art bekam etwas seniles mit der Zeit, wechselte von begeisternd zu langweilig. Ganz langsam, aber er war da, der Wandel. Sie aß weiter, bis sich das erste Sättigungsgefühl einsetzte und widmete sich dann wieder dem Wein.

  • Verus Gefühle wandelten sich eindeutig, von der anfänglichen Begeisterung war nur noch Neugierde geblieben. Natürlich auch eine Form von Begierde, diese unterdrückte er aber bewusst.


    "Du bist also darauf bedacht, dass nicht im Schlechten über dich geredet wird," fragte sich Verus laut und schob sich genüsslich ein in Garum getunktes Brot in den Mund. Er kaute, schluckte und sprach dann:


    "Wenn du wüsstest, was Schlechtes über einen erzählt wird, wenn man in so einer Position, wie ich, steht. Die Welt ist nicht immer gerecht und die Menschen sind es allemal nicht. Mach' dir nicht soviele Gedanken über deinen Ruf, dieser kommt und geht. Bleib' dir lieber selbst treu und gehe deinen Weg. Wie gesagt, deine Cousine kann uns gerne begleiten."

  • "Natürlich!!"


    Narcissa schaute ihn verwundert an und in ihrer Stimme lag keine kleine Portion Entrüstung. Was bitte hatte eine Frau denn mehr als ihren Ruf? Schönheit, vielleicht. Macht, nur selten. Reichtum, wohl noch seltener. Ihr Ruf dagegen war, womit andere sie verbanden, womit sie sich bekannt machte und woran man sie maß. Ihre Cousine hatte ihr nur allzu deutlich gemacht, dass sie - obwohl sie wollte - auf gar keinen Fall mit Verus alleine zur Villa Rustica reisen konnte. Ein dortiger Aufenthalt, nur mit ihm und einigen Sklaven, wäre für die Zicken aus Rom ein gefundenes Fressen und sie würde ihn ja dann mehr oder minder heiraten müssen, um keine dummen Vemrutungen zu beschwören. Mochten diese noch so dämlich und an den Haaren herbeigezogen sein. Vielleicht wäre es besser die ganze Idee zu vergessen oder wenigstens aufzuschieben. Missmutig schlürfte sie etwas Wein und schüttelte gedankenverloren den Kopf.

  • "Ehm ja!" Jetzt war Verus verblüfft. Narcissa brachte ihn zum Nachdenken. Verus konnte sie ja im Grunde verstehen. Sie kam von weit weg und kannte Rom nicht. Sie wollte glänzen und einmal in ihrem Leben gesellschaftlichen Stand genießen. Es waren die typischen Träume einer jungen Frau. Verus hatte solche Träume schon lange abgelegt und beschäftigte sich mit einem gerechten Leben. Doch Narcissa war noch weit entfernt davon, solche Träume von High Society und Co abzulegen.


    Verus fuhr sich durch den wuschigen Bart. "Narcissa," sprach er. "Wenn du auf deinen Ruf bedacht bist, kann ich dich in solche Kreise einführen. Ich kenne einige Senatoren und Männer von Stand. Ich würde sie einladen und zu deinen Ehren ein kleines Fest abhalten." Das war doch mal ein Angebot. Verus musste sowieso ein kleines Fest zur Wahl abhalten und warum sollte er Narcissa nicht dazu einladen? Er machte ihr eine Freude und sorgte bei sich für Ablehnung von der tristen Politik. Er lächelte sie verschmitzt an und hoffte auf eine positive Antwort.

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