Es wäre entgegen Phaeneas‘ Gewohnheit, sich über Arbeitsentlastung zu freuen. Aber es störte ihn auch kein bisschen, dass der Decimer nun als Lucianus‘ Sekretär fungierte. Schließlich nahm er dem Bithynier damit Arbeit ab, an der ihm nicht unbedingt lag, wenn sie ihm auch nie lästig gewesen war und nie lästig würde. Dazu war Decimus Verus ein äußerst höflicher Mann, erledigte seine Aufgaben gewissenhaft und mischte sich (in Hinblick auf die Sklavenschaft) in nichts ein, was ihn nichts anging. Und was kann man sich schon mehr wünschen. Selten bekam man als Unfreier so angenehme Mitarbeiter ins tägliche Umfeld gestellt.
Nachdem ihm selbiger also mitgeteilt hatte, dass Lucianus nach ihm verlangte, machte sich Phaeneas auf den Weg zu dessen Arbeitszimmer. Wie üblich dabei darum bemüht, möglichst wenig nachzudenken, um nicht noch aus der Ruhe bringende Gedanken an einen nubischen Sklaven aus aurelischem Hause aufzubringen.
Als er jedoch den Raum, in dem sich Lucianus innerhalb der Villa am meisten aufhielt, betrat, schien wieder so einiges an Schwere von ihm abzufallen, wie es schon immer gewesen war, seit Phaeneas Vertrauen zu ihm gefasst hatte. Ein Lächeln zur Begrüßung gesellte sich dazu. „Was gibt es, Lucianus?“ Ausgelassen klang seine Stimme schon fast, im Vergleich zu dem tiefen Ernst, der sonst gegenüber aller Welt aus ihr sprach.