• "JA, Herr."


    War Cimons Antwort wegen Leone. Dann beobachtete er aus fragenden Augen wie sein Herr etwas in eine Wachstafel ritzte. Was klang vielversprechend? Und dann sah er es. Er sollte sich versuchen. Ehrfürchtig nickte er und nahm vorsichtig die Tafel entgegen.
    Dann sah er auf die Aufgaben und sah sofort die leichten heraus. Diese, die er so lösen konnte, machte er umgehend und ritzte die Antwort ein. Dann wurde es schwerer und da er keine Kugeln hatte nahm er seine Finger zur Hand. Die Fingerspitzen tippten schnell gegen die Spitze des Daumen und Cimon schloss dabei die Augen, bis er lächelnd die Augen öffnete um das Ergebniss zu notieren.


    Dann wurde es sehr schwer. Doch er gab nicht auf. Und wenn es die Nacht dauern würde. Er würde erst aufhören, wenn er alles hatte... ab und zu tibbte er mit den Fingern einen seltsam klingenden Rythmuss, der ihm helfen sollte sich zu konzentrieren. Er kannte dies von seiner Mutter...es war alles was er außer der Sprache noch von ihr hatte. Atonis hatte ihn dafür oft geschlagen, doch hier fühlte er sich sicher und nahm diese Möglichkeit sich zu konzentrieren gerne wahr.


    Bei allemn was er tat blieben die Zahlen sauber geritzt und sein Äußeres, bis auf das Trommeln sehr ruhig. Kein Ärger, wenn er etwas nicht sofort herausbekam. Doch bei allen bemühungen blieb eine übrig. Er sah auf... er konnte nicht auf die Lösung kommen, da er sie nicht richtig verstand, doch er wollte nicht versagen... also nutzte er das Zeichen das er von Atonis als 'ungefähr' kennengelernt hatte und schätzte die Antwort so gut wie er den Ansatz der Aufgabe verstand.


    Überall hatte er etwas stehen, doch ob es richtig war? Cimon gab die Tafel mit gesenktem Kopf wieder zurück. Er glaubte versagt zu haben.


    "Verzeih Dominus. Sicher bin ich das Geld nicht wert das du bezahlt hast."


    Er wusste nicht wie teuer oder günstig er gewesen war, doch der Händler war ein verlogener Mistkerl, der bestimmt nur den eigenen Provit im Kopf gehabt hatte. Cimon hoffte nur nun nicht wieder dorthin zurück zu müssen... er musste etwas gutes sagen...irgendetwas


    "Herr? Ich habe die letzte nicht verstanden. Ich kann sie richtig lösen, Dominus. Bestimmt...wenn ich mehr lese."


    Das war gut...das war sicher gut genug um weder geschlagen zu werden noch weg zu kommen... vorallem wo er gegen den eigenen Willen seinen Nacken hat Tätowieren lassen. Er hoffte so sehr das Xenon nicht alles erzählen würde... aber würde der Herr fragen? Würde es ihn interessieren? Cimon war sich dessen sehr unsicher.

  • Aufmerksam verfolgte Ursus die Bemühungen seines Sklaven um die Lösung. Am bemerkenswertesten war wohl, daß es Cimon Spaß zu machen schien. Erstaunlich, die meisten Menschen hatten wenig Freude an der Lösung mathematischer Probleme. Sehr sicher schrieb Cimon die Lösungen zu den leichteren Aufgaben hin. Dann nahm er sich Zeit und Ruhe und löste die anderen nach und nach. Dabei nahm er ungeniert die Finger zu Hlife. Er hatte eine Aufgabe und löste sie mit dem, was er hatte. Das gefiel Ursus ungemein.


    Am Ende mußte Cimon zugeben, daß er eine Aufgabe nicht verstanden hatte. Ursus nahm die Wachstafel entgegen und kontrollierte die Lösungen. "Hier, diese eine Aufgabe hast Du nicht richtig gelöst." Er deutete auf die drittletzte, in der ein Flüchtigkeitsfehler Cimon aufs Glatteis geführt hatte. "Und die letzte natürlich." Er gab die Wachstafel an den Sklaven zurück.


    "Du irrst Dich, Cimon. Du bist weit mehr wert, als ich für Dich bezahlt habe. Doch ich bin sicher, der Händler hat trotzdem genug Gewinn gemacht, von daher habe ich kein schlechtes Gewissen ihm gegenüber. Du bist weitaus gebildeter, als ich erwartet hätte, selbst nach Deiner Ankündigung, daß Du dies alles kannst. Aber ich möchte auch, daß Du Deine Bildung vertiefst." Er deutete auf die Wachstafeln. "Ich werde es Dir jetzt nicht erklären. Behalte die Tafel. Löse die Aufgaben, wenn Du es gelernt hast. Egal wie lange es dauert. Ich glaube, es ist für Dich reizvoller, als wenn ich Dir erklären würde, wie es geht. Solltest Du aber irgendwann zu dem Schluß kommen, daß Du es nicht schaffst, dann komm zu mir und ich werde die Aufgaben mit Dir durchgehen. Das wäre kein Versagen, Cimon. Auch ich habe es gelernt, indem man es mir erklärte. Ich habe nur den Eindruck, Du knobelst und rätselst gern. Und man lernt auch am meisten, wenn man sich selbst mit einer Aufgabe auseinandersetzt und die Lösung allein sucht."

  • Die ihn beobachtenden Augen hatte Cimon kaum wahrgenommen. Als sein Herr dann einen Fehler fand und ihn hierfür nicht schlug, nickte der Nubier und hörte bereit zu lernen weiter zu. Auf anhieb sah er seinen Fehler nicht, wohl wegen der hohen Nervösität. Respektvoll und mit geneigtem Kopf nahm er die Tafel wieder zurück und lauschte weiter der belehrenden Stimme.
    Leichte Röte zeigte seine Verlegenheit. Er sollte viel mehr wert sein? Von ihm aus konnte der Händler in den Ruin stürzen, es würde ihn nicht stören. Umgehend strafte er sich im Geiste für diese Gedanken, da der Händler auch ein Herr gewesen war.


    "Ja, Dominus. Ich werde sie lösen. Ich danke dir Herr."


    Es war nicht nur ein Versprechen, es war ein Schwur. Cimon würde nicht aufgeben, nicht nachfragen... er würde es alleine schaffen. Der Nubier wollte seinen Herren stolz machen.
    Sollte er wegen dem Knobeln etwas sagen? War dies so erwünscht? Cimon sah seinen Herren hilfesuchend an. Dabei spürte er erneut das Ziehen im Nacken das ihn leicht zusammenzucken ließ. Das musste er überspielen. Also gab es wohl keine andere wahl als darauf zu antworten... besser von sich ablenken.


    "Ja, Dominus. Ich löse sehr gerne Aufgaben. .... Ich glaube das jedenfalls. Atonis hat mir oft Aufgaben gestellt...aber die die ich nicht lösen konnte, wurden bestraft Herr. Ich will gerne alles machen was du von mir verlangst Herr."


    Ja, er würde alles tun um ihn zufrieden zustellen. Seine Augen sahen seinen Herren voller Respekt an. Dabei sah er auch erneut in die Augen seines Gegenübers, damit dieser die Ehrlichkeit der Worte sehen konnte. Cimon dachte nicht über Folgen nach oder dass sein Rücken erneut sehr gerade wurde. Es war als würde er in diesem Moment anwachsen. Auch sein Innerstes schien sich in gerader Haltung zu verfestigen. Etwas was er lange nicht...noch nie so sehr gespürt hatte. So viel Göttergnade hatte der Sklave doch gar nicht verdient.

  • Unsicherheit stand im Blick des Sklaven geschrieben. Ursus sah es, wußte aber auch nicht recht, wie er Cimon da helfen sollte. Es störte ihn nicht, daß Cimon ihn bei solchen Gesprächen direkt anschaute. Am besten ließ er es ihn einfach merken, was er durfte. Ursus war sich ziemlich sicher, daß Cimon die magische Grenze dessen, was erlaubt war, nicht überschreiten würde. Dafür war er offensichtlich viel zu gut erzogen. Wobei Ursus ihn übertrieben erzogen fand. Aber das würde sich mit der Zeit schon einrenken.


    "Dann werde ich Dir auch hin und wieder Aufgaben stellen. Aber Du brauchst keine Strafe zu fürchten, wenn Du sie nicht lösen kannst. Die Lösung ist manchmal nebensächlich. Ein Problem von allen Seiten zu betrachten kann schon lehrreich genug sein. Manchmal nimmt man eine ungelöste Aufgabe nach langer Zeit wieder zur Hand. Und auf einmal kann man es. Ich bin überzeugt, daß der Tag kommen wird, an dem Du mir diese Tafel mit den richtigen Lösungen bringen wirst."


    Aber sie waren noch nicht fertig mit den Prüfungen. "Wie sieht es mit Buchführung aus? Hast Du Dich damit auch schon befaßt?"

  • Der Nubier merkte das er seinem Herren in dieser Umgebung im Zwiegespräch in die Augen schauen durfte. Etwas was er nicht gewohnt war, doch er nahm es gerne und mit Freuden an. Niemals würde Cimon dies übertreiben oder gar versuchen wenn andere anwesend sein würden, niemals.
    Es würden keine Strafen folgen aber weitere Aufgaben. Und ja, wie Atonis mal gesagt hatte... der Weg ist das Ziel. Jetzt verstand er es auch bis in die kleinen Details hinter den Worten.
    Dann aber sah er seinen Herren eher verwirrt an. Buchführung? Der Sklave dachte offensichtlich über diese Frage ein wenig nach.


    "Nur was ein Weinhändler sich notiert um den eigenen Gewinn zu errechnen, Herr. Auch wenn ich es nie erklärt bekommen habe...ich ...Verzeih Dominus doch ich habe damals heimlich gelesen. ... Nie...niemals würde ich soetwas hier tun, Dominus...Niemals."


    Er hatte sich verraten, doch er wollte ehrlich sein. Und nun befürchtete er dadurch das Vertrauen beschädigt zu haben das sein Herr in ihm haben mochte. Aber seine Augen sagten das er nicht log. Wenn man denn glaubte, das ein Sklave jemals die Wahrheit sagen konnte.
    Cimon war unzulänglich, das fühlte er . Aber er würde lernen und sich verbessern. Der Nubier wollte bei diesem Herren bleiben. Umsonst hatte er nicht so sehr wegen diesem Zeichen in seinem Nacken leiden müssen.

  • Zunächst sah es so aus, als ob Cimon mit Buchführung noch gar nicht in Berührung gekommen war. Doch dann gestand er, daß er in der Buchführung seines damaligen Herrn gestöbert hatte. Ursus runzelte die Stirn. "Nun, das will ich hoffen, daß Du nicht heimlich in Unterlagen liest, die Dich nichts angehen. Wenn ich öffentliche Ämter bekleide, bekomme ich oft mit Unterlagen zu tun, die nicht für Deine Augen bestimmt sind." Er schaute Cimon sehr ernst an. Der Bursche machte in diesem Moment einen sehr ehrlichen Eindruck. Und eigentlich war auch sein Geständnis nicht negativ zu bewerten, wie er fand.


    "Was aber die Buchführung angeht, so möchte ich, daß Du Dich im Laufe der Zeit auch darin einarbeitest. Ich besitze ein wenig Land und habe erst kürzlich etwas dazu erwerben können. Es wirft einiges an Erträgen ab. Die Berichte und die Buchführung dazu findest Du in diesen Tafeln. Es ist nicht schwierig, da der Umfang meines Landbesitzes wirklich überschaubar ist. Aber damit wirst Du es auch leichter haben, das Prinzip zu erfassen." Er zeigte auf das Regalfach, in dem er seine Buchführung aufbewahrte. "Das muß nicht sofort sein, Cimon. Es muß nicht hier in Mantua sein. Vermutlich wirst Du erst einmal viel zu wenig Zeit für all das haben. Aber in Rom wirst Du beispielsweise keine Rüstung zu pflegen haben. Wenn ich zuhause arbeite, kannst Du die Zeit für so etwas nutzen."

  • Cimons Kopf ruckte nieder und er zog scharf die Luft ein als es leicht im Nacken schmerzte. Er hörte mit gesenktem Kopf und Körper seinem Herren zu und bemerkte erneut das auch jetzt keine Schläge drohten. Aber er sah dennoch seinen Fehler. Es war kein Fehler dem Dominus dies zu beichten, wohl aber es damals getan zu haben.


    "Ich..ich werde niemals wieder lesen, was ich nicht darf, Dominus. Ja, Herr. Ich werde lernen, wie du es wünschst."


    Seine Augen beobachteten dabei die Handbewegung und folgten dieser. Das Regalfach würde er sicher mal genauer betrachten, wenn er hier alleine sein konnte. Er nahm sich vor zur Nacht immer etwas zu lesen mitzunehmen, was er vor seinen morgendlichen Übungen wieder zurück bringen würde.
    In seinem Kopf erschien bereits ein Plan, wie Cimon seinem Herren am bessten gefallen konnte und wie der Sklave die Wünsche des Dominus erfüllen würde.


    Der ernste Blick seines Herren war nur zu verständlich gewesen aber Cimon hatte Angst nun das Vertrauen seines Herren zu verliehren. Aber was würde er sagen können? Durfte er etwas sagen? Aurelius Ursus hatte ihn nicht aufgefordert. So entschied sich der Sklave dazu lieber still zu bleiben und abzuwarten, ob weitere Fragen folgen würden. Dabei blieb sein Körper in einer eher gebeugten Haltung, die ihm zwar unangenehm war, doch er wollte seinem Herren die Ergebenheit zeigen, die er fühlte. Und dies tat er ohne das man ihm den Rücken mit einer Peitsche zerfurchte. Allerdings wusste Cimon nicht wie lange er so bleiben konnte. Sicher würde er bald wieder seinen Rücken strecken und den Stolz seines Herzens so offen zeigen wie es für Cimon vertretbar war.

  • Auf die Versicherung seines Sklaven hin nickte Ursus. "Gut, Cimon, ich glaube, dann sind wir uns doch schon einig." Er ging fest davon aus, daß der Sklave damals heimlich die Buchführung seines Herrn studiert hatte, um zu lernen. Und nicht, um ihn auszuspionieren, gar für wen anderes. Da er Cimon zum Lernen anhielt und ihm auch reichlich Gelegenheit dazu gab würde er doch gar keine Veranlassung haben, so etwas zu tun.


    "Steh aufrecht, Cimon. Bei einem Körper wie dem Deinen wirkt diese gebeugte Haltung völlig fehl am Platz. Mir genügt es zu wissen, daß Du mir vollständig ergeben bist. Ich brauche nicht den Anblick unterwürfig gebeugter Leiber, um mich dessen zu vergewissern." Aufrecht und stolz machte Cimon doch gleich viel mehr her.


    "Ich glaube, nun habe ich Dir wirklich genug Aufgaben aufgetragen. Hast Du noch Fragen? Brauchst Du noch etwas? Möchtest Du irgendetwas erklärt haben oder bist Du Dir mit irgendetwas noch unsicher?"

  • Es geschah schneller als gedacht, das Cimon seinen Rücken gerade hielt, doch der Kopf blieb gesenkt. Trotz der Aufforderung des Herren. Nur ganz langsam erhob auch dieser sich und er sah seinen Herren voller Ehrfurcht an. Aber sein Körper, seine Haltung zeigte wie stark sein Innerstes sein mochte. Kurz flackerte diese Stärke auch in seinen Augen, die den Dominus zwar direkt ansahen, jedoch nicht provozierend oder gar im Versuch ihn zu fixieren. Nein, reine und ehrliche Ergebenheit war darin zu sehen, viel mehr als dies jemals der Fall gewesen war.


    Cimons Lächeln verstärkte den Eindruck der Freude des Sklaven über die Aufforderung ds Herren, die Cimon nicht nur mit Taten sondern natürlich auch mit einem 'Ja, Herr' beantwortet hatte.
    Die letzten Fragen des Herren verwirrten ihn erneut und der Sklave legte den Kopf leicht schräg während er nachdachte. Aber sein Kopf war so unglaublich leer und doch gefüllt von Dingen. Es gab keine Antwort die er geben konnte. Aber er musste doch...


    "Ich bin mir nicht sicher, Dominus. Ich...es ist so viel geschehen... so vieles..."


    Er wollte weitersprechen, nach der Notwendigkeit des Zeichens fragen, doch was würde es ändern? Er hatte es bereits. Seine Unterlippe zitterte leicht und er wusste nicht wieso. Dieser Tag war so voller Ereignisse gewesen von denen eines alles überschattete und ihm die Gedanken raubte. Ob er unsicher war? Momentan bei allem, sogar bei dem was er denken durfte oder sollte. Seine Augen zeigten eine aufkeimende Hilflosigkeit.


    "Momentan, Herr...weiß ich nichts zu fragen."


    Das war die reinste Wahrheit und zum ersten mal in seinem Leben hatte er keine Angst, sofort geschlagen zu werden, weil er unvollkommene Sätze sprach. Allein dieses Wissen machte es leichter, seinem Herren nicht gut geantwortet zu haben.

  • Wie es wohl war, wenn das eigene Leben vollkommen in der Hand eines anderen lag? Wenn man von einem Besitzer zum anderen geschoben wurde und sich bei jedem umorientieren mußte? Ursus würde versuchen, seine Sklaven sein Leben lang zu behalten - oder freizulassen. Aber nicht zu verkaufen. Das war... einfach nur grausam.


    "Ja, es war viel, was Du seit gestern kennenlernen und annehmen mußtest. Den Rest des Tages kannst Du nach Deinen Wünschen verbringen, Cimon. Und wenn Dir doch noch Fragen einfallen, dann komm zu mir." Er sah schon wieder so unsicher aus, so hilflos. Ursus konnte dagegen wenig tun. Im Grunde mußte Cimon sich einfach an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Oder vielmehr, diese erst ausloten. In ein, zwei Wochen würde es schon ganz anders aussehen, da war Ursus ziemlich sicher.


    "Ansonsten sehen wir uns morgen früh wieder." Er war sehr neugierig, was Cimon wohl tun würde. Obwohl er auch vermutete, daß es Cimon sehr schwer fiel, seine Zeit selbst zu füllen. Doch ein wenig Selbständigkeit mußte Cimon unbedingt lernen. Und dies war ein erster Schritt da hin.

  • Den Rest des Tages nach seinen Wünschen? Was waren seine Wünsche? Cimon sah zuerst seinen Herren hilfesuchend an und dann kurz in die Ferne. Es viel dem Nubier schwer sich über all dies klar zu werden. Sicher würde es in den folgenden Tagen besser werden. Vorallem von Gesprächen mit Xenon und Bashir versprach er sich sehr viel.


    "Danke, Herr. Das werde ich tun, Dominus. Ja, morgen früh. ... Deinen Wünschen entsprechend, Herr."


    Cimon wartete noch kurz ob er wirklich gehen durfte, bevor er sich so ergeben wie nur möglich, doch mit gestrecktem Rücken, entfernte.


    Er war allein. Cimon brauchte einen Moment um sich darüber klar zu werden was er wollte. Also suchte er sich Arbeit. Irgendwo würde er doch noch etwas helfen können. Doch Xenon, der nur einer Ahnung folgte fragte ihm nach seinem Auftrag und schickte ihn dann nach Cimons ehrlicher ANtwort mit einem Lächeln weg. Er solle etwas machen, was ihm spaß macht.
    Sport... Cimon ging sich umziehen, damit er seine einfachste Kleidung vollschwitzte. Um sich dann einen Ort zu suchen, wo der Herr nicht war und er Kraftübungen machen konnte. Dazu Dehnungen und am Ende kampfübungen. Es machte ihm Spaß und machte seinen Kopf frei.
    Ihm fiel erst jetzt die Rüstung des Herren ein. Der Sklave schaute nach dieser, reinigte sie und sah zu das sie ja ordentlich glänzte. Auch die Riemen testete er um rechtzeitig zu erkennen, wenn einer ausgetauscht werden musste. Als alles glänzte und gepflegt war stellte Cimon fest wie spät es wohl war.
    So wusch er sich, zog sich wieder um und ging mit der Tafel auf der die Aufgaben standen zu seinem Schlafplatz. Dort legte er sich hin und knobelte bis er einschlief.


    -----------------


    Am folgenden Morgen stand er wiederum sehr früh auf. Mit Freude stellte er fest das er wiedereinmal Zeit für Übungen am Morgen haben würde. Die Talen packte er zu seinen privaten Sachen...er hatte noch nie private Sachen... Es war nur Kleidung, Gürtel...Kleinigkeiten. Aber es war seins. Nein, es gehörte seinem Herren, wie auch er. Aber das machte nichts, es gab ihm Sicherheit.
    Nachdem er sich gewaschen und sich fertig gemacht hatte kam Xenon schon zu ihm und schmierte ohne ein Wort zu sagen die Wunde im Nacken ein. Dazu senkte Cimon Körper und Kopf. Ihre Augen trafen sich und sie nickten einander zu.
    Dann ging jeder seiner Wege um seine Arbeiten zu erledigen.


    Cimon stellte alles bereit und wartete geduldig dass er seinen Herren ankleiden konnte. Es gab Zeichen auf die er achtete. Ein Rumoren, Bewegung...der Herr schien aufzustehen. Cimon sah, das Xenon mit einer Schale warmen Wassers eilig angelaufen kam und hielt eben diese fest, bevor der Inhalt hinausschwappen konnte. Sie sahen sich an und Cimon nahm ihm die schwere Schale ab. Etwas was besser der stärkere Nubier machte...


    Still und ohne seinen Herren anzuschauen brachte er das Wasser herein. Das Tuch hatte Xenon ihm über die Schulter gelegt. Der Nubier stand aufrecht und sicher ein wenig stolzer als am Vortag da, der Kopf leicht gesenkt und der Blick gen Boden. Erst wenn der Herr sich waschen würde, konnte er die Ausrüstung mit respektvoller Haltung holen um ihm dann beim Ankleiden zu helfen.
    Cimon fragete sich ob er alles richtig machte, ob er wohl zu viel selbst entschied. Musste er nicht warten, bis sein Herr ihm alles befahl? Er würde einfach versuchen nun auszuloten, was gewünscht war um sich dann entsprechend zu verhalten.

  • Am Abend hatte Ursus noch ein längeres Gespräch mit Xenon geführt. Nicht nur über Cimon, schließlich mußten sie langsam mit der Planung für die Abreise nach Rom beginnen, aber doch schon ausführlich über ihn. Xenon war sehr angetan von dem Neuen und hatte dies auch offen geäußert. Während des Gespräches hatte Ursus noch ein paar neue Erkenntnisse getroffen, die ihm sicher noch nützlich sein würden.


    Wie nicht anders erwartet, war Cimon am Morgen gleich wieder dienstbereit. Als Xenon kam, um ihm die Waschschüssel zu bringen, war Cimon schon bei ihm und half ihm. Ursus lächelte erfreut. "Wie sieht es aus, Cimon? Hast Du schon mal jemanden rasiert? Kennst Du Dich damit aus?" Xenon war nicht besonders sanft dabei. Caelyn konnte es deutlich besser. Doch sie war ja noch zur Erholung auf dem Land, wo sie hoffentlich langsam über den grausamen Tod ihres Bruders hinwegkam. Ob es Sinn machte, sie jetzt nach Rom zurückzuholen? Damit sie sich bis zu seiner Rückkehr dort wieder einleben konnte? Sein Blick lag immer noch auf Cimon, während er über Caelyn nachgrübelte.

  • Der Sklave war damit beschäftigt sich Gedanken zu machen, alles richtig, nach den Wünschen seines Herren, auszuführen und war desswegen kurz sehr verwirrt über die Frage. Die Frage nach seinen Fähigkeiten bei der Rasur kam ihm sehr früh vor und erhellte seine Augen. Voller Stolz richtete er sich auf und grinste in Erinnerung. Diese war zwar nicht so angenehm wie es aussehen mochte, doch seine Erziehung schien ihm erneut bei seinem Herren zu helfen.


    "Ich habe bei meinem letzten Herren, Atonis den Körper rasieren müssen, Dominus. Doch es ist ein Jahr vergangen in dem ich viel ...erlebt habe. Ich würde lieber ein wenig üben, bevor ... ich möchte nicht versagen, Herr."


    An die Rasuer hatte er gar nicht gedacht. Und nun zitterten seine Hände leicht. Wieder machte er den Fehler sich zu unterschätzen. Dabei war Atonis meist zufrieden gewesen und hatte Cimon immer erst am Ende ein wenig bestraft.
    Dann ging ein Ruck durch seinen Körper, nachdem er kurz nachgedacht hatte und er schaute seinem Herren in die Augen.


    "Verzeih, Herr. Ich bin mir nur nicht sicher ob meine Fähigkeiten dir reichen werden. Es wäre mir eine Ehre, dies für dich zu tun, Dominus."


    Nun wurde Cimon zunehmend ruhiger. Wobei er merkte das sein Körper die gerade Haltung einhielt, die sein Herr wohl gerne an ihm sehen würde. Sein Kopf senkte sich dann doch, um seinem Herren die Ergebenheit zu zeigen, die der Nubier verspürte.

  • Aufmerksam beobachtete Ursus seinen Sklaven, während dieser berichtete. Dabei entging ihm nicht das kurze leichte Zittern seiner Hände und er mußte unwillkürlich schlucken. Vielleicht war das doch keine so gute Idee? Doch dann sah Cimon schon wieder ganz ruhig aus. Und was er berichtete, ließ eigentlich auf große Erfahrung schließen. Wobei Ursus sich nicht wenig wunderte. Sein früherer Herr hatte sich den Körper rasieren lassen? Wofür sollte das denn gut sein? "Nun ich meinte eine gewöhnliche Rasur. Im Gesicht." Er rieb sich das leicht stoppelige Kinn und überlegte, ob er es wagen sollte oder nicht.


    Dann gab auch der Tribun sich einen Ruck. "Versuch es, Cimon. Wollen mal sehen, ob man so etwas innerhalb eines Jahres verlernen kann." Er setzte sich zurecht und machte eine auffordernde Geste. Xenon hatte bereits die Rasierutensilien bereitgelegt. Er würde scharf aufpassen, ob Cimon sich allzu ungeschickt anstellte. Und gegebenenfalls eingreifen, bevor etwas passierte.

  • Erleichtert atmete Cimon durch, nur eine gewöhnliche Rasur im Gesicht... das würde er gut hinbekommen können. Die Aufforderung beantwortete der Sklave mit einem Nicken. Doch noch einmal schaute er fragend zu Xenon der nur aufmunternd nickte.


    "Ja, Herr."


    Dann nahm er alles wichtige zur Hand prüfte die Schärfe des Messers, verbesserte diese noch mit hilfe des Leders und suchte dann nach der Seife. Doch diese lag nicht direkt bei den Rasierutensilien. Cimon griff kurzerhand danach und schäumte sie mit Hilfe des Wassers in den Händen auf. So wäre es dann auch wärmer. Der Nubier trat hinter seinen Herren und seifte die Bereiche die es zu rasieren galt gut ein. Dabei massierte er sogar leicht und versuchte es seinem Herren so angenehm wie nur möglich zu machen. Wenn dieser schon gut entspannt war, bevor er die Klinge zur Hand nehmen würde, wäre es viel einfacher.
    So waren Hals-, Kinn- und Gesichtsbereiche gut von Seife bedeckt und Cimon achtete auch darauf das die Stoppel wenigstens ein wenig weicher wurden.
    Das Leder hatte er sich an den eigenen Gürtel befestigt um auch zwischendurch die Klinge gut schärfen zu können. Nichts war unangenehmer als ein Raues Messer, das mehr die Haut beschädigte als wirklich zu rasieren.


    Vorsichtig und mit sehr ruhiger Hand setzte Cimon an. Seine Bewegungen waren bedacht und sehr sorgfältig. Sein Herr sollte es besonders angenehm empfinden. Es war sein einziges Ziel, es so perfekt wie möglich zu machen. Sanft strich er dabei nachdem die Klinge über die Haut gegangen war mit einem Tuch nach und ölte zunächst nur leicht ein.
    Als er fertig war nahm Cimon das Ölgemisch in die Hände, verrieb es und fing nun an die sicher einwenig gereizte Haut zu behandeln. Dabei achtete er auch darauf, ob irgendwo noch etwas störte. So rasierte er zwei Stellen nocheinmal bedacht nach und massierte dann sachte das Öl ein, damit es gut einzog.


    Als er fertig war rieb er seine öligen Hände an einem Tuch so gut es ging sauber und trocken. Dann wartete er ob er nun seinen Herren anziehen sollte, sein Herr zufrieden war oder ob es von nun an andere Aufgaben für ihn geben würde. Allerdings wusste er auch das sein Herr absolute Stille nicht mochte und so gab es doch etwas zu sagen...nur was?


    "Verzeih, wenn meine Fähigkeiten nicht ausreichen sollten, Herr. Aber ich lerne gerne hinzu, Dominus."


    Sein Lächeln, das kurz sein Gesicht ziehrte mochte zeigen, wie glücklich er über seine Arbeit war. Es fing wirklich an spaß zu machen, seinem Herren zu dienen. Und dieses Gefühl kannte er nun wirklich nicht von irgendeinem seiner Vorherren.

  • Seife?! Ursus staunte nicht schlecht, als Cimon danach griff und ihm sein Gesicht dick einschäumte. Doch er kommentierte es nicht, auch wenn ihm Fragen auf der Zunge brannten. Nein, Cimon sollte einfach machen. Und Ursus ihn anhand des Ergebnisses beurteilen. Auch wenn er sich ein wenig unwohl fühlte angesichts der etwas anderen Behandlung. Als Cimon zum Messer griff, wurde er aber schnell ruhiger. Der Sklave war sehr vorsichtig und sorgfältig. Seine Hände ruhig und sicher.


    Eine ganze Zeit war es völlig still im Zimmer. Abgesehen von dem leicht kratzenden Geräusch, das vom schabenden Messer herrührte. Nachdem Cimon ihn gründlich mit Öl nachbehandelt hatte, erhob sich Ursus und strich sich prüfend über das Kinn. Dann nickte er. "Ich bin schon weit schlechter rasiert worden, Cimon. Aber verrate mir bitte mal, warum Seife? Ich habe wahrhaftig schon eine Menge Zeug im Gesicht gehabt als Vorbereitung für die Rasur. Aber noch nie Seife. Wie bist Du darauf gekommen?" In Rom schwor jeder Barbier auf eine andere verrückte Mischung, die aber für gewöhnlich auf Öl basierte.

  • Das Urteil seines Herren war nicht vernichtend aber auch nicht wie erhofft. Ein leichter Schatten bewegte sich über Cimons Gesicht, doch er nahm sich einfach vor besser zu werden. War seine Massage nicht gut genug gewesen? Sollten seine Hände sanfter werden? Cimon würde es herausfinden, dessen war er sich sicher.
    Die Augen des Nubiers weiteten sich. Das war ein fehler gewesen...die Seife war ein Fehler. Aber so hatte er es doch gelernt. Er sah zu Boden und nickte nur. Nach einem Moment der Stille hatte er seine Worte gefunden und offenbarte eine feste Stimmt.


    "Mein früherer Herr, Atonis hat es mich gelehrt, Dominus. Er sagte die Seife würde die Haare weicher machen und so die Rasur angenehmer. Aber er meinte auch das ein Bad wohl die besste Vorbereitung auf die Rasur war. Er verstand es ... es sich gut gehen zu lassen, Herr."


    Das war sehr vorsichtig formuliert und sicher traf es nicht ganz die vielen seltsamen Verhaltensweisen des Griechen. Aber Cimon wollte nicht schlecht von seinem früheren Herren reden. Es stand ihm nicht zu.
    Während er noch sprach stellte er die Ausrüstung bereit und wollte seinem Herren beim Ankleiden behilflich sein. Denn Cimon hatte früh und schmerzhaft gelernt das er reden und arbeiten konnte.
    Aufräumen würde er später noch können, wenn der Herr gehen würde. Das sollte nicht die kostbare Zeit des Dominus kosten.

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    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

    Einmal editiert, zuletzt von Cimon ()

  • "Hm." Ursus strich sich wieder über das Kinn und schaute dann auch noch in den blank polierten Bronzespiegel. "Das fühlt sich gut an. Ich glaube, ab jetzt lasse ich mich immer mit Seife vorbehandeln. Das scheint nicht die schlechteste Methode zu sein. Dein Herr scheint ein wenig verschroben gewesen zu sein. Aber hiermit hatte er eine gute Idee." Griechen hatten ja oft merkwürdige Angewohnheiten. Gerade was Körperpflege oder auch Vorlieben beim Liebesspiel anging. Da hatte Ursus während seiner Ausbildung in Griechenland einiges mitbekommen.


    Während Ursus sich wusch, machte Cimon die Rüstung bereit. Auch diese unterzog Ursus nochmal einer kurzen Prüfung, bevor er sich beim Anlegen helfen ließ. "Ich bin sehr zufrieden mit Dir, Cimon. Mach weiter so", lobte er, während Cimon die Lederriemen schloß. "Sag mal, bist Du schon mal auf einem Schiff gewesen? Verträgst Du die Seefahrt?" Er selbst hatte ja ken ausgesprochen gutes Verhältnis zu Schiffen. Oft genug wurde ihm übel auf diesen Gefährten.

  • Ein schiefes Grinsen bestätigte die Vermutung des Herren das der Grieche sehr verschroben gewesen sein mochte. Noch hinzu kam Cimons nicken. Doch sagen konnte er nichts. Denn dies wäre eine Art Verrat an den früheren Herren.
    Er war zufrieden...und ab jetzt immer mit Seife..also war es gut. Die Rüstung war gut gepflegt... Er..Er hatte etwas richtig gemacht..ohne wenn und aber. Wieder leuchteten seine Augen vor Freude.


    "Ich danke dir, Herr. Das werde ich, Dominus...das werde ich."


    Der Nubier würde sicher ständig bemüht sein es seinem Herren nicht nur recht zu machen. Er wollte ihn glücklich und zufrieden sehen. Warum auch immer...das verstand er selber nicht.
    Als es um Schiffe ging stockte Cimon kurz. Dann zupfte er die Kleidung des Herren zurecht, bis es seinem kritischen Urteil standhielt. Schließlich sollte sein Dominus so gut aussehen wie es nur ging. Dabei sah er sich genau die Details der Rüstung an während er nach einer Antwort suchte.


    "Ich kenne Schiffe nicht. Also ich war noch nie auf einem, Herr. Aber meine Mutter sagte einmal das die Menschen meines Schlages nicht durch unsicheren Stand schwindeln würden... ich weiß nicht genau was sie meinte...aber ich will es versuchen herauszufinden, wenn es dein Wunsch ist, Dominus."


    Ehrlichkeit und sicher auch ein wenig Nervösität klangen aus seiner Stimme, denn er konnte sich nicht vorstellen wieso sein Herr dies gefragt hatte... Rom.. zwischen ihnen und Rom lag kein nennenswertes Wasser für das sie ein Schiff brauchen würden... es sei denn sie würden einen sehr seltsamen Umweg nehmen. Aber wer war er, das er sich über soetwas Gedanken machen dürfte? Niemand...ein Niemand, ein Besitz... er wartete ab, ob es weitere Arbeiten für ihn geben würde oder ob Erklärungen folgen würden.

  • Ursus war in der Tat sehr zufrieden. Wenn er in Zukunft immer so gut aussah, sollte es wohl nicht so schwer werden, eine passende Gattin zu finden. Wobei ihm immer noch diese Tiberia im Kopf herumschwirrte. Sicher war er sich in der Sache nicht. Gerüchte besagten, daß sie als Kind eher unansehnlich gewesen war. Mit einer häßlichen Kröte wollte er ja auch nicht unbedingt verheiratet sein. Er sollte versuchen, die vor Beginn der Verhandlungen mal zu Gesicht zu bekommen.


    Wieder waren seine Gedanken abgeschweift. Heute war er wirklich unaufmerksam. "Es könnte sein, daß Du Deine Seefestigkeit bald mal austesten kannst. Aber ich muß darüber noch nachdenken, ich hatte nur eben die Idee... Hm. Ich sage Dir noch Bescheid deswegen, Cimon. Würdest Du Dir zutrauen, eine kleine Reise zu unternehmen? Allein?"

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