• "Mit Verlaub..", murmelte Vala, "..das ist herzlich unkonkret. Soweit ich das mitbekommen habe, bewirbt so gut wie jeder Kandidat im Cursus Honorum seine Ideen damit, dass sie den Idealen und Werten der Alten entspricht. Aber bis zu den Wahlen ist es ja noch einige Zeit, ihr werdet wohl alle Hände voll zu tun haben, das Programm zu konkretisieren."


    Vala interessierte sich sehr für derlei politische Spielchen, und auch wenn er als Nicht-Senator von den Wahlen ausgeschlossen war: theoretisieren konnte man frei und offen.


    "So, haben wir jetzt nicht lange genug in dieser Hitze gesessen?", drängte er vor, denn schließlich konnte er es kaum erwarten aus der Suppe heraus zu kommen.

  • "Das mag dir recht unkonkret vorkommen, doch möchte sich mein Patron nach der Wahl erst absprechen, was machbar ist und was weniger."
    Der Duccier war erpischt darauf zu erfahren, um was genau es sich für Änderungen handeln würde.


    Vala, dem es immer noch zu heiß war, konnte es kaum erwarten, dieses angenehm warme Nass zu verlassen.
    "Dies Becken ist eines der kältesten muss ich dir sagen, die nächsten sind wesentlich wärmer als dieses hier."
    Meinte Lepidus zu Vala mit einem Augenzwinkern.

  • "NOCH heisser?", ächzte der junge Germane, und sah den Römer verblüfft an, "Was genau soll dann erholsam daran sein, wenn man sich bei lebendigem Leibe kochen lässt? Das ist Wahnsinn!"


    'Wahnsinn? Das ist Roma!', dachte Vala ohne irgendwelche cinematologischen Hintergedanken über die seltsame Art dieses Bades.. aber was sollte er schon machen? Allein dieses Bad war für ihn außergewöhnlich warm. Wie sollten dann erst die anderen werden?

  • Sermo grinste breit, als der Duccier sich wegen heißen Wassers genierte. "Jawohl, NOCH heißer! Und du wirst sehen, es ist sehr erholsam, wenn sich deine Poren samt und sonders öffnen und du jedes bisschen Dreck aus deinem Körper ausschwitzt. Und keine Sorge, Duccius. Zum Schluss kühlen wir uns in einem eiskalten Becken ab, damit die sauberen Poren sich wieder schließen und wir abgehärtet werden. Klingt das etwa nicht hervorragend?" In Sermos Augen tat es das. Denn er liebte den Luxus der regelmäßigen Thermenbesuche, denen er sich seit jeher gerne hingab. Baden, körperliche Ertüchtigung, eine Massage und dann noch etwas essen gehen...besser konnte man den Tag doch gar nicht ausklingen lassen, oder nicht?
    Sie stiegen also aus dem warmen Wasser, schlangen sich die Handtücher um den Leib und zogen ihre Holzschlappen an, die auf den glitschigen, heißen Steinplatten ein Muss waren, und machten sich auf den Weg in den nächsten Baderaum. Und dieser war noch viel undurchsichtiger als der vorige. Wasserdampf waberte in großen Wolken durch die Luft und versperrte die Sicht über dem Wasserbecken. Hier saßen einige Leute im Gespräch, junge sowie alte. Sermo grinste wieder leicht und wies auf das heiße Wasser, während er sein Handtuch fallen ließ. "Also, bittesehr." Und damit stieg er über eine niedrige Treppe ganz langsam in das heiße Nass hinein. Seine Haut rebellierte zwar gegen die Hitze, doch seine Muskeln frohlockten. Und so saß er bald gemächlich am Rand des Beckens und beobachtete Vala amüsiert bei seinem Versuch, sich nicht kochen zu lassen.

  • Amüsant fand Vala das überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Andererseits zwängte sich langsam der Gedanke auf, auf Dauer nicht ohne regelmäßige Thermenbesuche auszukommen, immerhin fand hier ein nicht unbeträchtlicher Teil des politischen Lebens der Stadt statt.


    Was dazu führte, dass Vala sich dazu zwang, in das nächste Becken zu steigen. Obwohl alles in ihm nach panischer Flucht schrie. Es dauerte gefühlte Stunden, bis er drin war (es kam dem tatsächlich doch recht nahe), und als er es war, war er zuvorderst nur mit Atmen und Lebenserhaltung beschäftigt. Worte kamen ihm keine über die Lippen, und wenn, dann waren sie eher als schmerzverzerrtes Stöhnen zu identifizieren.


    "Verrückt. Allesamt. Samt und Sonders. Ohne Ausnahme!"

  • "Verrückt vielleicht, ja," schmunzelte Sermo genüsslich, als er die Verwünschungen des Duccius vernahm. "Aber die Grenze zwischen Wahnsinn und Genialität ist selten sonderlich scharf erkennbar." Der ernste Ton ließ vermuten, dass der Quintilier an seine Worte glaubte, doch ein Augenzwinkern minderte diesen Eindruck erheblich. "Aber du wirst sehen, wenn du erst länger in Rom lebst, dass hier nicht nur verrückte Politikanwärter herumlaufen. Unsere hochlöbliche Urbs Aeterna, prächtigste aller Städte und Hort der Kultur, der Bildung, und der kaiserlichen Macht im besonderen, beherbergt auch allerlei gottloses Gesindel, das verwerflicher nicht sein könnte und meist schon dem Wahnsinn zu großen Teilen verfallen ist." Dass er von diesen Dingen mehr berichten konnte, als er - als tugendhafter Civis - überhaupt wissen sollte, ließ er wohlweislich außen vor. Lieber lehnte er sich wieder zurück und erwartete eine Reaktion, besonders eine von Seiten des Patriziers, der womöglich seine ganz eigene Ansicht über den Pöbel oder die Herrlichkeit ihrer Heimatstadt zum Besten geben wollte.

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