[Tablinum] Gespräche unter Eheleuten...

  • Albina hatte für den heutigen Tag alle ihre Pflichten bereits erledigt. Das Essen und die Einkäufe waren ebenso geplant wie die nächsten Anschaffungen und Veranstaltungen geplant waren. Macer war bereits von der Arbeit zurück und Albina nutzte diese Gelegenheit.
    Seit sie vor ein paar Tagen bei einem Essen in der Villa Tiberia zurückgekehrt war, bei dem sie mit ihren Verwandten gespeist hatte, ließ sie ein Gedanken nicht mehr ruhen.
    Sie hatte sich mit ihrer Ehe arrangiert. Gewisse war es keine Liebesbeziehung, aber sie und Macer schienen einen Weg des freundschaftlichen Umgangs gefunden zu haben, der von Respekt und Zuneigung zeugte. Sie fühlte sich an seiner Seite wohl, was man auch daran merkte, wie sehr sie sich bemühte, alles ihre Aufgaben zu seiner Zufriedenheit zu erfüllen. Eines jedoch war dabei irgendwie zu kurz gekommen, wie ihr eine Bemerkung ihres Vetters Durus vor Augen geführt hatte.
    Sie hatte keinerlei Vorstellung von Macers politischen Absichten. Sie war beinahe peinlich berührt, die Frage ihres Vetters nicht beantworten zu können und in den letzten Tagen hatte sie sich immer wieder gefragt, ob sie sich zu wenig mit Macer unterhalten hätte oder aber seinen Interessen und Pflichten zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet habe.


    Aus eben diesen Gründen stand sie nun mit zwei gefüllten Bechern Gewürzwein (die kalte Jahreszeit rückte näher) in der Tür zum Tablinum und schenkte ihrem Gatten ein Lächeln. "Störe ich dich?"

  • Macer blickte von seinem Tisch auf und erfreute sich erst einmal an Albinas Lächeln. Der hübsche Anblick war damals zwar nicht das wichtigste Kriterium bei der Wahl seiner Ehefrau gewesen und es war auch nicht so, dass sämtliche Sklavinnen im Haus hässlich waren, aber auch jetzt, wo er Albina täglich sah, sah er sie gerne, vor allem wenn sie lächelte. Ebenfalls mit einem Lächeln erwiderte er ihre Frage. "Nein, keineswegs."


    Anders als bei Klienten oder Mitarbeitern im Amt verzichtete er auf die förmliche Aufforderung, näher zu kommen und Platz zu nehmen. Das würde Albina wohl von selber tun, zumal sie offenbar zwei Becher mitgebracht hatte und damit ganz die Absicht zu haben schien, es sich länger mit ihm hier im Tablinum gemütlich zu machen.

  • Und mit dieser Annahme sollte Macer recht behalten. Mit einem "Sehr schön." brachte sie die wenigen Schritte zwischen der Tür und dem Schreibtisch hinter sich, stellte einen Becher vor Macer ab und ließ sich mit ihrem auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder.


    "Ich dachte ein Becher Gewürzwein wäre eine gute Idee. Es wird zunehmend kälter und dann finde ich das immer besonders angenehm."
    Sie hob ihren Becher an, trank einen Schluck und schmeckte sogleich die angenehmen Spuren, die Lorbeerblätter und Honig im Wein hinterlassen hatten.


    Sie ließ ihren Blick über den Schreibtisch ihres Gatten schweifen. "Und, wie laufen die Geschäfte zur Zeit?", fragte sie dann zwanglos, aber interessiert. Sie konnte ja schlecht zu ihrem Mann gehen und ihn direkt fragen, wie konkret er seine politische Laufbahn plante. Das würde ein wenig merkwürdig wirken.

  • Den zweiten Becher nahm Macer entgegen, erhob ihn ebenfalls und trank einen Schluck. "Danke", sagte er und verschwieg, dass er es noch gar nicht so kühl fand. Aber das Temperaturempfinden von Männern und Frauen war wohl unterschiedlich, auch wenn Augustus manchmal so kalt gewesen sein soll, dass er sieben Tuniken übereinander trug.


    "Im Senat tut sich nicht viel und in der Cura Aquarum warte ich vor allem immer noch auf eine brauchbare Nachricht von der verdammten Flotte aus Misenum", fasste er die aktuelle Arbeitslage grob zusammen. "Ich habe Decimus Crassus hingeschickt, aber viel hat das auch noch nicht gebracht", ergänzte er und war sich nicht einmal sicher, ob Albina überhaupt wusste, warum die Cura Aquarum die Classis brauchte und wer dieser Decimus Crassus überhaupt war. Aber das konnte er ja bei Gelegenheit noich erklären. "Dafür ist in der Academia Militaris wieder mehr los. Man merkt, dass bald Wahlen sind und dann traditionell auch neue Tribunate und Kommandos vergeben werden. Plötzlich werden wieder mehr Prüfungen abgelegt."

  • "Was hat denn die Classis mit der Cura Aquarum zu tun?" fragte Albina aufgrund ihrer Unwissenheit nach. Sie wusste auch über die konkreten Aufgaben ihres Mannes eindeutig zu wenig. Aber bisher hatte nie ein Grund bestanden, warum sie sich mit Dingen wie der Wasserversorgung beschäftigen sollte.
    Auf die Worte bezüglich der Prüfungen hin, lächelte Albina leicht. Nicht, weil sie militärische Prüfungen so erheiternd fand. Nein, vielmehr weil ihr Gatte ihr nun unbewusst das perfekte Stichwort für die Art Unterredung geliefert hatte, die sie gesucht hatte.
    "Hmm... stimmt, die Wahlen. Immer diese Eifern nach neuen und besseren Positionen, der eine wettert gegen den anderen..." Sie schnipste einen Fussel auf ihrer Tunika weg und versuchte in angebrachter Weise, also weder zu sehr noch zu wenig, interessiert zu wirken, als sie Macer dann fragte: "Wie steht es denn mit dir? Wie lange willst du Curator Aquarum bleiben oder denkst du selbst an eine Kandidatur?"

  • "Die Classis betreibt Steinbrüche und die Cura Aquarum vergibt Bauaufträge, bei denen Steine gebraucht werden", erklärte Macer die eigentlich recht einfachen Zusammenhänge. "Als öffentliches Amt bekommt die Cura Aquarum natürlich bessere Konditionen, als wenn der Bauunternehmer anfragt. Sollte man zumindest meinen, wenn sich die Classis denn mal rührt." Er seufzte und war froh, dass das Thema auch gleich weiter ging.


    "Ja, inzwischen denke ich auch wieder an eine Kandidatur. Das war längere Zeit für mich kein Thema, was einige politische Freunde nicht verstanden haben. Aber jetzt peile ich doch die Praetur an." Seine Ehefrau war mit dieser Antwort eine der ersten Personen, die es erfuhren.

  • "Hmm... was für Bauvorhaben plant ihr denn derzeit? Irgendwelche größeren Bauten?" fragte Albina weiter.


    Albina nahm gerade einen Schluck des Gewürzweines, als Macer auf die nächste Frage antwortete und sie sich beinahe verschluckt hätte. Sie räusperte sich kurz, bevor sie etwas erwiderte.


    "Du willst tatsächlich kandidieren? Das wusste ich garnicht..." meinte sie daher und kam sich beinahe so überrumpelt vor, wie bei dem Essen in der Villa Tiberia, wo sie nichts auf die Nachfrage Durus hinsichtlich Macers Plänen hatte antworten können. Ihre ehelichen Bemühungen, so schien es, gingen nicht weit genug, wenn sie so etwas wichtiges nicht wusste. Allerdings war sie auch ein wenig enttäuscht, dass ihr Mann ihr das nicht von sich aus erzählt hatte. Dachte er, dass Albina das nicht interessieren würde oder war es ihm gar egal?
    "Ich...nunja...gut, dass ich das jetzt weiß." kam daher kurz und leicht verletzt von ihr.

  • Über die heftige Reaktion auf seine Ankündigung, zu kandidieren, vergass Macer ganzt eine Antwort auf die erste Frage nach den Bauvorhaben. Aber die andere Sache war für Albina sicher ohnehin spannender. Leicht schmunzelnd legte er sich zurück und bemerkte, dass sie offenbar ein wenig irritiert war, seine Pläne so beiläufig zu erfahren.


    "Bisher wusste es außer mir auch keiner", grinste er, auch wenn es nicht stimmte, denn sein Verwalter war schon eingeweiht gewesen, da er gelegentlich politische Dinge mit ihm besprach. Und unter befreudeten Senatoren hatte er schon die eine oder andere Bemerkung fallen lassen, um die Stimmung zu testen, aber niemals so eine deutliche Aussage wie nun gegenüber Albina. "Hättest du nicht jetzt zufällig gefragt, hättest du es aber auch bald erfahren", schob er noch nach.

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