Silanus verständ es vortrefflich, seine Emotionen anderen gegenüber zu verbergen. Und wenn sich tatsächlich eine Gefühlsregung in seinem Gesicht wiederspiegelte, dann war sie sehe schwer einzuschätzen. So auch jetzt dieses kurze Lächeln. Schenkte er ihrer Geschichte Glauben?
Bevor sie ansetzen wollte, seine nächsten Fragen zu beantworten und ihre Geschichte weiter zu erzählen, erteilte er noch einen weiteren Befehl. Einen Schwamm oder Lappen und einen Eimer Wasser. Was sollte das? Sollte sie jetzt anfangen hier zu putzen? Doch sie hielt sich nicht lange auf und eilte davon, um im Haus nach solchen Dingen zu suchen. In der Culina wurde sie dann auch mit der Zeit endlich fündig.
Hoffentlich hatte diese Sucherei für Ihn nicht zu lange gedauert. Einzig allein darum drehten sich ihre Gedanken, als sie zum Schlafzimmer zurück eilte. Was sie dort aber zu sehen bekam, ließ ihr den Atem für einen Moment stocken. Silanus hatte sie gänzlich entkleidet und saß wieder auf dem Stuhl. Daran war ja nichts schlimm. Doch als sie seinen Körper musterte, erkannte sie unzählige Narben, eine sogar, die haarscharf neben dem Herzen war. Beroe versuchte ihre Abscheu zu verbergen und nickte nur ,als er von ihr verlangte, sie solle ihn waschen.
Sie beugte sich über ihn und begann vorsichtig den nassen Schwamm über sein Gesicht zu führen, dann wusch sie seinen Hals, die Arme und begann sich zum Oberkörper hinüberzutasten. Sie versuchte, den Schwamm nicht über die Narben zu wischen, was aber einfach unmöglich war, weil es einfach zu viele waren. Dabei begann sie zu erzählen: „Vor über zehn Jahren sollte ich meinen Vater auf einer Schiffsreise begleiten. Unser Schiff erlit Schiffsbruch vor der süditalischen Küste. Ich war die einzige, die das überlebt hat.“, erzählte sie weiter. „Ich schlug mich dann so durch, bis ich jemanden traf, der mir sagte, er könne mir helfen, wenn ich für ihn arbeitete. Natürlich habe ich ja gesagt und bin gleich mit ihm gegangen. Ich wusste ja nicht, dass ich in einem Lupanar in Misenum arbeiten sollte.“ Auch diesmal waren Fragmente ihrer Geschichte mit der Realität, wie es damals gelaufen war, stimmig. Nur dass sie damals nicht vor der italischen sondern vor der syrischen Küste angespült worden war, wo sie dann prompt von Sklavenhändlern eingesammelt und nach Brundisium verschifft worden war.
„In den Wirren des Bürgerkriegs war es mir gelungen, zu fliehen. Deswegen dachte ich, ich schlage mich nach Rom durch, weil mich da keiner kennt.“ erklärte sie und hoffte, er würde ihr glauben.