• Silanus blickte erst auf, als er den süffisanten Unterton in Beroes Stimme heraushörte. Was war das? Hatte er sich da etwa verhört? Er wollte schon etwas sagen, doch als er aufsah und sie in diesem neuen Kleid sah, verschlug es ihm für den ersten Moment die Sprache.


    Das war es! In diesem Kleid würde nur er sie sehen! Sonst niemand! Er würde sogar einen Streit mit den Göttern beginnen wenn sie ihm diesen Anblick zu verwehren versuchten, ergo musste sie seine Persephone sein. Doch er würde ihr niemals erlauben ihn für ein halbes Jahr zu verlassen.
    Ihr Anblick war dermaßen fesselnd, dass Silanus selbst das Wasser vergaß und stattdessen auf den verdünnten Wein zurückgriff. ( :P)


    Er sah sie eine sehr lange Zeit einfach nur schweigend an, wie sie vor ihm stand mit diesem Hauch von nichts auf ihrem Körper. Es machte ihn verrückt, sie machte ihn verrückt.


    Dieses Kleid, trägst du nur in diesem Haus! Hast du verstanden? Es darf dieses Haus niemals verlassen! sagte er dann schließlich doch noch. Niemand darf dich darin sehen! Das ist mir vorbehalten! fügte er in Gedanken noch hinzu. Er nahm einen Schluck verdünnten Wein. Dreh dich!

  • Nun trink schon endlich! Beroe sehnte es förmlich herbei. Sie wünschte ihm genauso viele Qualen, wie er ihr bereitet hatte. Aber keiner der Götter ließ sich erweichen, ihr auch nur im Mindesten beizustehen. Das rote Kleid, das sie schnell noch angezogen hatte, vernebelte dermaßen seine Sinne, dass er zum falschen Becher mit dem Wein griff.
    Große Enttäuschung, nein Fassungslosigkeit befiel sie. Sie verstand die Welt nicht mehr! Aber sie verstand langsam, dass sie in Zukunft nichts mehr dem Zufall überlassen durfte. Wenn er am nächsten Tag fortging und sie endlich allein war, würde sie beginnen, einen Plan auszuarbeiten, um diesem Scheusal Einhalt zu gebieten.


    Über ihre Enttäuschung hinweg, sprach er dann wieder zu ihr. Ja, natürlich würde sie dieses Kleid nur hier anziehen. Um es auf der Straße zu tragen, war sie einfach noch zu wenig Lupa.
    „Ja Dominus, nur für dich! Ich habe verstanden“, antwortete sie artig und begann sie langsam zu drehen damit er sie von allen Seiten bewundern konnte.

  • Ihre Worte waren wie Honig für ihn. Sie hatte also verstanden was er wollte, er wollte sie für sich alleine haben, so wie sie hier stand! So sollte nur er sie zu sehen bekommen, sonst niemand, nur er!
    Er sah sie an, wie sie sich für ihn drehte und bewunderte sie von allen Seiten, bewunderte wie das Kleid ihren Körper verhüllte und doch sehr viel davon zeigte oder erahnen lies.
    Ihr Anblick machte ihn Wahnsinnig! Er musste Raus, musste einen klaren Gedanken fassen, bevor sie ihn total in den Wahnsinn trieb.
    Also erhob er sich, ging auf Beroe zu und blieb dicht vor ihr stehen, strich ihr leicht ihren Arm nach oben bis sein Zeigefinger auf ihrem Kinn war.


    Ich muss nun Arbeiten! Ich weiß noch nicht wann ich morgen da sein werde! Sieh zu dass aber alles vorbereitet ist! Du weißt was du zu tun hast! Ohne ihre Antwort abzuwarten wandte er sich von ihr ab und verlies den Raum und die Casa. Endlich war er aus ihrem Feld, endlich konnte er wieder klar denken! Er musste sich wirklich was überlegen, so ging das auf keinen Fall weiter...

  • Eigentlich hatte Beroe nun mit der nächsten Gemeinheit gerechnet, die er noch für sie auf Lager hatte. Aber Silanus verstand es immer wieder auf Neue, sie völlig aus dem Konzept zu bringen. Er war und blieb einfach unberechenbar. Er ging ganz überstürzt und ohne große Erklärung, außer dass er arbeiten müsse. Beroe glaubt ihm kein Wort!


    „Ja Dominus, das werde ich“, erklärte sie, als er bereits aufgestanden war und tatsächlich ging. Erst schaute sie ihm noch nach und als sie hörte, wie er übereilt die Stufen nach unten nahm, schaute sie ihm nach. Nach einer Weile ging auch sie vorsichtig nach unten, um nachzusehen, ob er sie nicht wieder hereingelegt hatte. Aber von Silanus war keine Spur mehr zu sehen. Er war endlich weg!

  • Silanus war noch am Abend überstürzt aufgebrochen. So hatte Beroe die Casa für sich ganz allein, was auch nicht unbedingt schlecht war. Sie hatte sich sogar noch einmal vergewissert, dass er ganz sicher fort war, denn sie traute ihm kein bisschen. Doch wie es schien, war sie tatsächlich allein.


    Erleichtert darüber, betrat sie wieder das Triclinum. Sie aß noch ein wenig von dem Hühnchen, welches inzwischen kalt geworden war. Aber das machte ihr nicht viel aus, genauso wenig störte es sie, dass es leicht angebrannt schmeckte. Sie hatte einfach Hunger und der Wein tröstete sie dann wenigstens ein paar Stunden über ihr Schicksal hinweg, bis sie schließlich auf ihrer Kline eingeschlafen war.


    Erst die Sonnenstrahlen des nächsten Morgens weckten sie aus ihrem tiefen Schlaf. Sobald sie aber zu sich gekommen war, sah sie sich hektisch um. Doch diesmal war kein Silanus da, der sie mit dem Messer bedrohte oder der sie sonst noch quälte.
    Bevor sie das Haus verließ schaffte sie noch etwas Ordnung. Man konnte ja nie wissen! Dabei kamen ihr wieder ihre Gedanken vom Abend zuvor in den Sinn. Wie werde ich ihn los? Und das möglichst schnell?
    Zugegebenermaßen, ihre „Versuche“, wenn man sie überhaut so bezeichnen konnte, waren mehr als stümperhaft gewesen. Um Silanus endgültig loszuwerden, mussten schon schwerere Geschütze aufgefahren werden. Zu allem Überdruss war Beroe in diesen Dingen auch nicht sehr gut bewandert. Im Grunde hätte sie keiner Fliege etwas zuleide tun können. Also begann sie zu überlegen, welche Optionen sie hatte.
    Da sie leider nicht schreiben konnte( was in diesem Fall eventuell sogar hilfreich war) aber dafür ein gutes Gedächtnis besaß, stellte sie folgende Überlegungen an, wie man Silanus geschickt und ohne viel Aufwand um bie Ecke bringen konnte:


      mit einem Messer die Kehle durchtrennen
      mit einem Messer ins Herz stechen
      mit einem schweren Gegenstand erschlagen
      vergiften
      ihn die Treppe hinunter stürzen und dabei hoffen, dass er danach nie wieder aufsteht
      ihn im Schlaf erdrosseln
      mit einem Kissen ersticken


    Das war nur der Anfang. Und je länger sie darüber nachdachte, wurde sie immer kreativer und ihre gedankliche Liste immer länger. Ja, das wär´s doch! Dem Mistschwein einfach eins überbraten und dann braucht er nur noch ein paar Münzen, um den Fährmann zu bezahlen, dachte Beroe in sich hinein grinsend.


    Als sie dann das Haus verließ, um dann zuerst zu den Hortii Lolliani zu gehen und anschließend zurück zu den Märkten, um ihrer Arbeit nachzugehen, schmiedete sie in Gedanken weiter Pläne. Und je länger sie das tat, umso überzeugt wurde sie, ihre Pläne auch tatsächlich in die Tat umzusetzen.
    Drum war es überhaupt nicht sehr verwunderlich, dass sie am Abend gutgelaunt nach Hause kam und als allererstes sich ein Bad bereitete, um den Schmutz von ihrem Leib zu waschen. Ja, das Bad würde sie nun zu genießen. Apropos Bad…

      im Bad ersäufen

    , fügte sie zu ihrer Liste noch hinzu.

  • Nachdem erfrischenden Bad hatte sie gewartet… und gewartet… und gewartet. Aber es war niemand gekommen. Beroe dachte sich nicht viel dabei, denn schließlich hatte er ihr ja angedeutet, dass er nicht jeden Abend hier sein würde.


    Die Abende, die darauf folgten, verliefen ähnlich. Sie blieb allein und war somit Herrin über die Casa. Man hätte fast meinen können, er sei in der Lage, ihre Gedanken zu lesen – auch über größere Entfernungen hinweg. Sie begann sich deshalb einzubilden, er wüsste von ihren Absichten und besäße so etwas wie übersinnliche Kräfte, was natürlich Schwachsinn war. Beroe hatte mit niemandem darüber gesprochen. Wie also bittschön hätte Silanus davon erfahren sollen?


    Langsam begann sie zu hoffen, dieser Spuk könnte nun vorbei sein. Vielleicht war sie ihn nun endgültig los? Diese Vorstellung wäre nur zu verlockend gewesen.
    Allmählich verblasste die Liste in ihrem Kopf und damit verließ sie auch wieder der Mut, sich tatsächlich gegen ihren Peiniger zur Wehr zu setzen. Dafür kehrte ihr Leben langsam in die Normalität zurück. Endlich frei! Und ihr Verdienst gehörte nun auch ganz allein ihr.
    Sie begann das Geld für sich auszugeben: Kosmetik, eine weitere Tunika und Lebensmittel.
    Endlich konnte sie die Früchte ihrer Arbeit genießen und zwar nur sie ganz allein! Von nun an würde ein sorgenfreies Leben beginnen. Vielleicht würde sie sogar reich dabei werden! Und wenn nicht, dann ging es ihr wenigstens für den Augenblick gut.

  • Silanus hatte die letzte Zeit doch sehr viel zu tun! Seine Dienste waren anscheinend sehr gefragt in einer Stadt wie Rom nach einem Bürgerkrieg. Es gab doch immer jemanden der seinen Nachbarn nicht mochte, weil er für die falsche Seite gefochten hatte, oder welche die die Wirren der Nachkriegszeit nutzen wollten um alte Rechnungen zu begleichen.
    Aber Silanus sollte es recht sein, er tat was man von ihm verlangte und er tat es gerne. Bei seinem letzten Auftrag lief jedoch etwas nicht ganz nach Plan! Die Zielperson hatte anscheindend mit einem Anschlag gerechnet und hatte sich einige Leibwächter zugelegt, einer davon, hatte auch Silanus mit einem Dolch in seinen Oberschenkel gestochen. Es war nichts schlimmes, aber dennoch schmerzhaft. Auch seine Kleidung vor allem sein Umhang war beinahe Blutgetränkt, da es ein kleines Massaker war, was vor wenigen Stunden nicht weit von der Casa Ogulnia stattgefunden hatte.
    Silanus musste sich also umziehen und das war auch eine gute Gelegenheit, seine Sklavin wieder zu sehen, ob sie auch tat was sie sollte.


    Silanus schlich ins Haus, er war nichts anderes gewohnt nach all den Jahren als Mörder und Dieb. Er sah sich um und er musste zugeben, dass sie sich doch recht gut um die Casa gekümmert hatte, man merkte nun dass sie bewohnt war.
    Er ging durch die Casa und suchte Beroe, von ihren Gedanken oder gar von ihrer Liste wusste er nichts, was in dem Moment sicher ihr Glück war. Als er sie in einem der Räume hörte, blieb er Blut triefend in der Tür stehen und sah sie an. Sie hatte sich neue Kleider gekauft, also mussten ihre Geschäfte gut laufen und sie sah einfach fabelhaft aus in der neuen Tunika. Er sah sie an und auf sein Gesicht schlich sich ein kleines diabolisches Lächeln, welches in diesem Moment und mit dem äußeren Erscheinungsbild von Silanus sicher noch teuflischer Aussah.


    Salve Beroe! machte er sich dann bemerkbar...

  • Es war mal wieder ein sehr anstrengender Tag gewesen. Unglaublich, welche Vorlieben manche Männer hatten! Aber da sie das Geld brauchte, ließ sie sich auf vieles ein. Jetzt aber wollte sie zuerst einmal ein Bad genießen. Dafür hatte sie sich den Holzzuber mit warmem Wasser gefüllt. Danach stieg sie gleich in das Wasser, dem sie zuvor noch etwas duftendes Öl hinzugefügt hatte. Das warme Wasser tat so gut! Aus diesem Grund zog sie die Badezeremonie so lange wie möglich hinaus.


    Völlig entspannt stieg sie aus der Wanne, trocknete sich ab und zog ihre neue Tunika an. Die rote Tunika, die Silanus ihr gekauft hatte, hatte sie in ihrer Truhe versteckt. Sie hatte sie seit seinem letzten Besuch nicht mehr getragen. Diese Tunika symbolisierte ihre Unterdrückung. Doch diese neue war wie ihr neues freies Leben. Um den Abend gebührend abzuschließen hatte sie sich etwas Besonderes auf dem Markt geleistet. Die Zeiten des Hungerns und der Entbehrungen hatten ein Ende. Eine Wachtel, die sie sich vor dem Bad zubereitet hatte und ein gutes Tröpfchen Conditum Paradoxum würden den Abend zu einem wahren Fest der Sinne machen.


    Da ja bekanntlich das Auge auch mitaß, hatte sie es sich im Triclinium schön gemacht. Das beste Geschirr, das sie hatte finden können stand auf dem Tisch und mehrere Öllampen sorgten für eine angenehme Atmosphäre.
    Wie es bei den Römern üblich war, hatte sie sich zu Tisch gelegt und kostete das erste Stückchen der Wachtel. Mhhh, diesmal war ihr die Zubereitung wahrlich gut gelungen! Das Fleisch war schön saftig und der Geschmack nicht zu aufdringlich. Auch der Würzwein war von sehr guter Qualität. Da sie deieses Getränk nicht gewohnt war, begann sich der Alkohol auch schon nach dem ersten größeren Schluck bemerkbar zu machen.


    Gerade als sie einen weiteren Bissen genommen hatte, war diese, ihr so vertrauten Stimme an ihr Ohr gedrungen. Beroe erschrak so sehr, dass sie sich verschluckte und heftig zu husten begann. Nach Luft ringend sah sie sich um und erblickte seine Silhouette im Dämmerlich der Lampen. Silanus war wieder da!
    Wäre sie in diesem Moment nicht selbst so sehr damit beschäftigt gewesen, nicht den Erstickungstod zu erleiden, hätte sie einen weiteren Punkt für ihre Liste gehabt:


      Ersticken an einem Stück Wachtel.


    Die Frage, wie lange Silanus sie nun schon beobachtet hatte, hätte sie nicht beantworten können. Ebenso hatte sie auch noch nicht bemerkt, dass seine Kleidung aufgrund seiner Verletzung blutgetränkt war.

  • Beroes Reaktion überraschte Silanus ein wenig! Hatte sie denn nicht mit ihm gerechnet? Ein kleines verschmitztes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als sie vor Schreck beinahe erstickt wäre.


    Komme ich vielleicht ungelegen? Oder komme ich zu spät zum Essen? fragte er sie mit seiner ruhigen leisen Stimme, doch der Schuss Sarkasmus war nicht zu überhören.


    Dann trat Silanus aus dem Schatten der Tür ins Licht und nun wurde sein Erscheinungsbild doch sehr deutlich. Das Licht der Öllampen und der dunkle Stoff seines Umhangs färbten alles noch in ein noch bedrohlicheres Bild und als Silanus dann noch seine Kapuze zurückzog, konnte man auch den ein oder anderen Blutspritzer auf seiner blassen Haut im Gesicht sehen. Er war vorhin wie in einem Blutrausch gewesen, als er seinen Auftrag erledigt hatte, da sein Klient gewünscht hatte, dass die ganze Geschichte so Qualvoll wie möglich für das Opfer werden sollte und daran hatte sich Silanus gehalten.


    Er ging zu den Klinen und schenkte sich einen Becher verdünnten Wein ein! Einen Becher konnte er sich erlauben, schließlich hatte er nun Feierabend.
    Wie ich sehe, warst du auf dem Markt! Deine Geschäfte scheinen nicht schlecht zu laufen! Ich hoffe doch, du hast meinen Anteil nicht vergessen! sagte er dann und nahm sich ein Stück der Wachtel, welche diesesmal doch sehr gut schmeckte, nicht wie das Stück Kohle von Hünchen neulich....

  • Endlich war das Stückchen Fleisch, welches sich quer gestellt hatte, weg und sie konnte wieder normal atmen. Ihre Heiterkeit und das zufriedene Gefühl, das bis eben noch bei ihr inne gewohnt hatte, war spurlos verschwunden. Die altbekannte Angst war wieder da und sie war auch berechtigt gewesen. Denn selbst einem gefühlskalten Silanus durfte es nicht entgangen sein, dass sie ihn nicht oder besser gesagt, nie mehr erwartet hatte.


    „Äh, nein Dominus. Du kommst gar nicht ungelegen. Ich äh… ich dachte nur… weil es schon so spät ist…ich habe schon mal mit der Cena begonnen… äh…. es ist aber noch genug da..Du warst lange nicht hier, Dominus.“ Sie versuchte sich so gut es ging herauszuwinden. Beroe hatte den Teller zurück auf den Tisch gestellt und beobachtete ihn, wie er näher auf sie zukam. Das Essen, ihr Essen war sowieso gegessen, im wahrsten Sinne des Wortes.


    Als er noch näher kam und sich auf die Kline neben sie saß, bemerkte sie endlich das viele Blut an seiner Kleidung und im Gesicht. Entsetzt schluckte sie, bevor sie auch noch irgendetwas sagen konnte. Wessen Blut das wohl war?
    „Ja äh Dominus. Es läuft ganz gut… äh ja.“ Sie versuchte zu lächeln, doch es wirkte eher entgeistert.
    „Deinen Anteil? … äh… ja… natürlich deinen Anteil!“, stammelte sie. Den Anteil hatte sie längst in ihr gutes Leben investiert. zum Beispiel in die Tunika, die sündhaft teuer gewesen war. Apropos Tunika, sie erhob sich von ihrer Kline und präsentierte sich ihm. „Sieh nur Dominus, die habe ich nur für dich gekauft!“ Was natürlich eine faustdicke Lüge war, denn sie hatte sich die Tunika gekauft, weil sie ihr gefallen hatte und der rote Fummel ihr einfach zu nuttig gewesen war.
    Dann ließ sie sich neben seiner Kline nieder und sah zu ihm auf. Wenn sie sich ein wenig anstrengte und vielleicht auch ein bisschen nett zu ihm war, dann würde er vielleicht vorerst seinen Anteil vergessen. Ihre Finger arbeiteten sich langsam an seinen Beinen hoch, bis sie plötzlich auf etwas Feuchtes stießen. Als Beroe ihre Finger besah, stellte sie fest, dass daran Blut klebte. „Du bist ja verletzt, Dominus!“

  • Als sich Beroe in ihrer neuen Tunika präsentierte schaute Silanus vom Essen auf und besah sie sich. Sie stand ihr gut, doch war es nicht "Ihre" Tunika.
    Und was ist mit der Tunika die ich dir gekauft habe? fragte er dann kühl und nahm sich wieder ein Stück von der Wachtel.



    Dass sie sich neben ihm niederlies beachtete er nicht weiter, erst als er ihre warmen Hände an seinen Beinen spürte hörte er auf zu Essen und schaute sie an. Er war auf die Reaktion gespannt welche nun kam. Für Silanus war es nichts weiter, er hatte schon weit schlimmeres Überlebt also würde er auch das überleben.
    Als sie ihn ansprach, dass er verletzt war, zeichnete sich wieder ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.
    Dem anderen geht es bei weitem schlechter und seine vier Freunde leisten ihm nun Gesellschaft! sagte er dann und löste einen kleinen Beutel von seinem Gürtel und gab ihn Beroe. Im Beutel befanden sich die abgeschnittenen Zungen der Opfer. Sein Auftraggeber hatte es so verlangt und was verlangt wurde, wurde auch so erledigt. Er wartete auch diese Reaktion ab, als Beroe in den Beutel sah, dann legte er seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob es nach oben, dass sie ihn in die Augen sehen musste. Seine blauen Augen blickten direkt in die ihren.


    Und nun hol einen Schwamm, Essig, Nadel und Faden! sagte er, lies sie los und nahm sich wieder etwas von der Wachtel...

  • Natürlich musste er unbedingt nach der roten Tunika fragen! Aber Beroe hatte auch auf diese Frage eine Antwort parat. „Die Rote?“, fragte sie, als ob ihr eine endlose Zahl von Tuniken zur Verfügung standen. „Ja, die musste ich waschen. Hab sie letztens beim Abendessen verkleckert, ich Dummerchen!“ Den letzten Teil ihrer Antwort quittierte sie mit einem aufgesetzten Kichern.
    Aber als sie nun das Blut an ihren Händen sah, war sie einfach nur erschüttert. Seinen Worten zufolge konnte sie sich sehr gut vorstellen, was geschehen war. Beroe traute ihm in dieser Hinsicht eine Menge zu. Einer wie Silanus war nicht zimperlich und verfügte auch über keinerlei Gnade.
    Er übergab ihr einen Beutel, der ebenso mit Blut getränkt war. Eigentlich wollte sie gar nicht wissen, was sich darin befand. Doch er zwang sie, einen Blick hineinzuwerfen. Was sie da sah, drehte ihr den Magen um. Sie begann zu würgen.
    Ein Glück, dass er sie losschickte, um einige Sachen zu holen! Sie flüchtete sich in das kleine Gärtchen hinter dem Haus, wo sie sich übergeben musste. Außer Atem hockte sie da und die Tränen rannen ihr wieder über die Wangen. So sehr hatte sie gehofft, ihr „kleines Problem“, das eigentlich ein ganz großes war, hätte sich von selbst erledigt. Falsch gedacht!
    Nachdem sie ihr Gesicht abgewaschen hatte, kehrte sie ins Triclinium mit den gewünschten Gegenständen zurück.
    „Soll ich dir deine Wunde säubern, Dominus?“, fragte sie mit zittriger Stimme.

  • Die Rote? Die Rote? Natürlich die Rote, welche sonst? Welche Tunika war Silanus sonst so wichtig? dachte er sich und schenkte ihr einen Blick der das auch sagte!
    Ihre Erklärung nahm er so hin, er hatte sie schon als ein kleines Schussel kennengelernt, deswegen war das wohl nicht so abwegig!


    Das sollte nicht zu oft vorkommen! war das einzige was Silanus dazu sagte.


    Während Beroe weg war und das ziemlich lange, legte sich Silanus vollends auf die Cline und nahm sich noch was von der Wachtel, welche wirklich gut schmeckte. Silanus war es egal, dass der Beutel mit dem für andere Menschen wohl sehr unappetitlichen Inhalt direkt neben der Wachtel lag.
    Er konnte so gut wie immer Essen, zu oft war er in Situationen in denen man nichts Essen konnte, da ergriff man jede noch so kleine Möglichkeit dazu.
    Als Beroe wiederkam und ihn mit zittriger Stimme fragte ob sie die Wunde reinigen sollte blickte Silanus wieder zu ihr auf und sah sie eine Weile an. In seinem Gesicht war nichts über seinen Gemütszustand zu erkennen, er musterte sie einfach nur, so wie er es immer tat.


    Hast du Angst, Beroe? Oder warum zittert deine Stimme so? fragte er dann nach einer kleinen Ewigkeit. Dann blickte er wieder zum Beutel und anschließend wieder zu Beroe Keine Angst Beroe! Wenn es dich beruhigt, sie waren schon tot, als ich sie ihnen genommen habe! Leider musste ich sie vorher töten! Es wäre sicher lustiger gewesen, wenn sie noch am Leben gewesen wären. meinte er dann und bei diesem Gedanken zeichnete sich wieder dieses diabolische Lächeln auf seinem Gesicht ab.
    Ja säuber sie! bestätigte er dann ihre Frage und schob seine Tunika soweit nach oben, dass man die Stichwunde gut sehen konnte und reinigen konnte. Als Beroe dann den Schwamm in Essig tauchte und auf die Wunde legte, verzog Silanus keine Miene, nein er nahm sich ein weiteres Stück Wachtel und aß dieses genüsslich. Vielleicht war es, dass Silanus Schmerzen schon seid seiner frühesten Kindheit her kannte, vielleicht hatte ihn Hades auch mit der Gabe gesegnet keinen Schmerz zu empfinde, er merkte nichts. Sogar den Stich selbst hatte er nur beiläufig mitbekommen.
    Er sah wieder zu Beroe, wie sie das schon angetrocknete Blut wegwischte.
    Wie gut kannst du nähen?

  • Silanus hatte sich auf der Kline ausgestreckt und war damit beschäftigt, die restliche Wachtel aufzuessen. Offenbar störte es ihn kein bisschen, dass der Beutel mit den abgeschnittenen Körperteilen direkt neben dem Teller lag. Beinahe hätte Beroe schon wieder würgen müssen, hätte sie nicht so viel Angst gehabt.


    Wieder einmal ließ er sie schmoren und ging zuerst nicht auf Ihre Frage ein. Vielmehr überraschte er sie wieder mit einer Gegenfrage. Natürlich hatte sie Angst. Und wie! Am widerlichsten waren aber die scheinbar tröstlichen Worte, die dann aus seinem Mund folgten. Sie waren so verlogen, so zynisch. Silanus widerte sie einfach nur an. Nur würde es ihm diesmal nicht gelingen, sie dermaßen zu manipulieren, dass sie ihren Hass auf ihn überwinden und sich ihm wieder freiwillig hingeben würde. Wahrscheinlich war ihm sowieso nicht danach, er war ja verletzt!
    Schließlich erschien wieder dieses widerwärtige Lächeln auf seinem Gesicht, welches sich zu einer wahren Fratze verzog.


    Irgendwann jedoch forderte er sie schließlich auf, sich der Wunde zu widmen. Ohne zu zögern kniete sie sich vor ihn hin und begann das getrocknete Blut wegzuwischen. In ihrer Zeit als Sklavin hatte sie mehr als einmal die Wunden ihrer Mitsklaven versorgen müssen. Allerdings handelte es sich dabei meist um Hautverletzungen, wie sie beim auspeitschen entstehen. Diese Wunde hier war tiefer, viel tiefer. Und ihr war klar, dass sie genäht werden musste. Innerlich sträubte sie sich vor dem Gedanken, dass diese Aufgabe ihr zufallen sollte. So war es nicht verwunderlich, als sie seine Frage zuerst mit einem energischen Kopfschütteln beantwortete. „Bitte nicht…Dominus... ich… ich kann das nicht!“, flehte sie ihn an.
    Soviel zum Thema erdolchen! Dieser Punkt wurde sofort wieder von ihrer Liste gestrichen.

  • Diese Antwort erstaunte ihn! Er hätte sich gedacht sie würde liebend gerne spitze Gegenstände in seinen Körper stecken, aber dem war anscheinend nicht so.
    Beroe hatte Recht, er wollte auch nichts weiter, nicht weil er verletzt war, sondern weil er nicht soviel Wert darauf legte, wie andere Männer. Er hatte seinen Adrenalinschub und seine Glücksgefühle schon bekommen, als er den Auftrag ausgeführt hatte, da brauchte er nicht mehr.


    Er sah sie wieder an wie sie mit dem Kopf schüttelte.
    So? Ich hätte gedacht, du würdest gerne mit irgendwas auf mich einstechen! sagte er dann, ohne ihre wahren Gedanken diesbezüglich zu kennen. Dann nahm er Nadel und Faden und begann es selbst zu machen. Er hatte genügend Übung darin.
    Während er die Nadel in seinen Schenkel stach, verzog er auch dabei keine Miene, vielmehr blickte er Beroe an, seine Augen brannten sich in ihre ein.
    Also, was ist nun mit meinem Anteil? fragte er und ohne den Blick abzuwenden stach er die Nadel ein weiteres mal in den Schenkel...

  • Angewidert beobachtete Beroe, wie er ohne mit der Wimper zu zucken die wunde zu nähen begann. Es schien ihm gar nichts auszumachen, als die Nadel in seine Haut eintauchte, vielmehr starrte er sie sogar dabei an. Beroe war dies mehr als unangenehm. Sie wünschte nur, sie wäre nicht so schwach gewesen. Ach, wenn doch nur Avianus hier gewesen wäre. Einer wie er wäre sicher mit Sianus fertig geworden! Aber ihr Prätorianer war nicht hier. Er ahnte nicht mal, wie sehre er von Nöten gewesen wäre.
    Und als die Situation nicht schon schlimm genug war, brachte er wieder seinen Anteil zu Sprache. Genau das war das Stichwort, um in Tränen auszubrechen. Ja, Beroe begann jämmerlich zu weinen. sie musste sich nur in Erinnerung bringen, was dort verborgen in dem Säckchen auf den Tisch lag. Und sie wusste, wie unerbittlich er sein konnte. Sie konnte nicht mehr! Sie konnte ihm keine weitere Lüge auftischen. Es ging einfach nicht mehr.
    „Ich hab das Geld nicht mehr, Dominus! Es ist alles weg… Ich habe damit die Wachtel und den Würzwein davon gekauft…. Bitte Dominus… sei n nicht so streng mit mir! Ich tue auch alles, was du willst, nur tu mir nicht weh!“

  • Er nähte weiter und nach weiteren fünf Stichen war die Wunde auch schon vernäht. Als Beroe in Tränen ausbrach und ihm erklärte, dass sie das Geld nicht mehr hatte, sah er sie an, er sah sie eine Weile einfach nur an, dann fuhr er ihr mit dem Zeigefinger sanft über die Wange, strich eine Träne beiseite. Es war beinahe schon liebevoll.
    Eine Träne floss an ihrer Wange entlang nach unten, den Hals entlang und auch der Finger von Silanus folgte dieser. Als sein Finger ihren Hals erreichte, packte er mit voller Hand zu. Sein Griff war fest, so fest, dass es unwahrscheinlich war, dass sie überhaupt noch Luft bekam.
    Er zog sie so näher an sich, schaute ihr unentwegt in die Augen, in welchen er den Kampf sah den ihr Körper focht im Verlangen nach Luft.
    Seine Augen verengten sich leicht.
    Du gehst mir langsam auf die Nerven Beroe! Du sagst immer du machst alles was ich will, aber du tust rein gar nichts! Nein du tust sogar noch schlimmeres, du verprasst mein Geld! Ich wollte nur ein Zehntel! Das ist nicht viel, für das dass du hier ein Dach über dem Kopf hast! Und was tust du? Du gibst es für Wachtel und Gewürzwein aus! sagte er und auch jetzt war seine Stimme ruhig und leise! Seine Stimme war wie seine Mimik unverändert.
    Was dachtest du was du bist? Eine Patrizierin? fragte er weiter und dabei wurde sein Griff noch einmal ein bisschen fester, da nun wieder ein wenig sein Hass gegen die Patrizier durchkam.
    Ich habe dir niemals Schmerzen zugefügt, habe alle deine Fehler toleriert und so dankst du es mir? Muss ich wirklich anfangen andere Seiten bei dir aufzuziehen? Er hatte sich gedacht, dass er zu Hause keine Gewalt anwenden musste, da er sie wirklich mochte, aber anscheinend wollte sie es nicht anders. Mit seiner freien Hand nahm er den Beutel und hielt ihn vor ihre Augen in welchen man nun die Verzweiflung eines nach Luft ringenden sehen konnte.
    Sein Griff lockerte sich soweit, dass sie wieder ein wenig Luft bekam, er wollte sie schließlich nicht töten.
    Falls du es bis jetzt nicht geglaubt hast, hier ist der Beweis! Ich kann auch anders! sagte er dann und entleerte den Inhalt über ihrem Kopf. Muss ich dir erst ihre ehemaligen Besitzer zeigen, oder glaubst du mir endlich, dass ich mir nicht gerne auf dem Bauch herumtanzen lasse? Ich habe dir viele Freiheiten gegeben, wenn es soweiter geht werde ich sie dir schnell wieder nehmen! Dein Geflenne kannst du dir sparen, das hat vielleicht bei deinem ehemaligen Besitzer geholfen, bei mir hilft es nichts, es macht es nur noch schlimmer! fuhr er fort und sein Griff wurde wieder fester.
    Haben wir uns nun endlich verstanden?

  • Wer in aller Welt hatte ihr den Floh ins Ohr gesetzt, Silanus könnte auch nur einen Atemzug Mitleid mit ihr haben? Kaum hatte sie die letzten Worte ihres Geständnisses ausgesprochen, da umschloss auch schon seine Hand ihren Hals und drückte ohne Erbarmen zu. Sie war sich sicher, er würde sie nun endlich töten. Sie spürte bereits, wie das Leben aus ihr zu weichen begann. Noch leistete sie zappelnd Widerstand, um wenigstens noch ein bisschen Luft zu bekommen.
    Er begann in seinem ruhig eisigen Ton auf sie einzureden, doch die Worte waren ihr einerlei, da sie sie schon so oft gehört hatte. Ihr Ungehorsam ihm gegenüber erwuchs doch einfach nur aus ihrer unstillbaren Sehnsucht nach Freiheit.
    Als er offenbar merkte, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde, lockerte er etwas seinen Griff, so dass es ihr möglich war, vorübergehend wieder atmen zu können. Doch wer geglaubt hatte, er würde nun von ihr ablassen, der hatte sich getäuscht. Es schien, als wäre er einem Rausch verfallen – dem Rausch der Gewalt. Zu sehr war er verroht, als dass er hätte ahnen können, wie er sich Beroes Loyalität hätte sichern können. Stattdessen unterdrückte er sie, indem er ihr Gewalt androhte oder ihr Gewalt antat.
    Als nun die abgeschnittenen Leichenteile über ihr ausgestreut wurden, versuchte sie zu schreien und zu würgen, doch es ging nicht. Stattdessen glaubte sie nun, gleich ersticken zu müssen. Doch diesen Gefallen tat er ihr nicht. Ein raues kratziges „Ja,“ kam ihr über die Lippen. Auch wenn sie nicht dem ganzen Wortlaut seiner Schimpftiraden gefolgt war. Wenn er sie nur endlich gehen ließ!

  • Silanus war an diesem Tag nicht wirklich bester Laune! Hatte er doch erst vor kurzem vom Verrat Volpes gehört und dessen Plan ihn umzubringen! All diese Wut staute sich auf und entlud sich in diesem Moment.
    Daran hatte auch der Auftrag vorhin nicht wirklich viel geändert. Sicher den größten Teil seiner Wut hatte er dort ablassen können und deswegen war er nun ein wenig ruhiger, aber eben nicht sehr viel.


    Was Ja? fragte er Beroe als er sie endlich loslies und sie wieder Luft zum Atmen bekam.
    Nach diesem Geständniss von Flavus und seiner Reaktion nun erschrack Silanus selbst innerlich! Er war hier genau wie Volpe! Er hatte es nicht gemerkt, aber er führte sich hier auf wie Volpe sich aufführte! Und das zu ihr! Zu seiner Muse!
    Er musste sich überlegen in welche Richtung er das ganze hier führen wollte...

  • Endlich ließ er sie los, worauf sie erst einmal heftig nach Luft schnappte und zu husten begann. Außerdem wich sie verängstigt zurück, denn sie wusste ja, wie schnell er sie wieder packen konnte. Einem verängstigten Tier gleich, schaute sie ihn an. Wimmernd saß sie auf dem Boden einem Häufchen Elend gleich.
    „Ja, ich habe verstanden, Dominus,“ antwortete sie schluchzend. „Ich zahle dir alles zurück, Dominus. Ich verspreche es.“ Das schöne Leben war in jederlei Hinsicht vorbei! Und wenn er ihr nun damit drohte, ihre Freiheiten noch weiter zu beschneiden, dann würde alles nur noch schlimmer werden.
    Einen Moment lang dachte sie an Avianus´ Brief, den sie gut versteckt hatte. Wahrscheinlich würde sie ihn bald brauchen. Wenn der Iunier ihr nur irgendwie helfen konnte! Dabei hatten sie kürzlich noch einen ausgelassenen Abend zusammen erlebt, an dem sie ihre neugewonnene Freiheit gefeiert hatten. Ob Silanus sie gehen lassen würde, wenn Avianus sie freikaufte? Aber nein, darum wollte sie ihn nicht bitten. Niemals im Leben! Vielleicht sollte sie doch zu ihrem Plan zurückkehren, ihn irgendwie aus dem Weg zu schaffen.

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