Kandidatur zum Cursus Honorum [10/09] – Manius Tiberius Durus

  • Wieder einmal standen die Wahlen zum Cursus Honorum an und wieder einmal war der Senat zusammengekommen, um sich die Bewerbungsreden der Kandidaten anzuhören und die Männer zu befragen, die eines der öffentlichen Wahlämter anstrebten.




    Gnaeus Afranius Dexter [NSC], einer der beiden (noch) amtierenden Consuln, rief die Kandidaten auf und bat sie, sich zu ihrer Kandidatur zu äußern und die Fragen der Senatoren zu beantworten.


    Einer davon war Manius Tiberius Durus. Der war natürlich schon seit langem selbst Senator und kandidierte für das Amt eines Consuls.

  • An diesem Morgen war Durus besonders nervös - so nervös, wie er schon lange nicht mehr den Senat betreten hatte! Gehüllt in seine Toga Candida begrüßte er zuerst seinen Mitkandidaten Vitorius Marcellus. Dann erst betraten sie gemeinsam die Curia Iulia. Auch dort gab es viele Senatoren zu begrüßen ehe die Sitzung selbst begann. Bei den Debatten zu Beginn hielt er sich ziemlich zurück und als er schließlich mit seiner Rede aufgerufen wurde, bemerkte er, dass seine Knie sich etwas weich anfühlten. Normalerweise war er völlig abgebrüht, konnte mit den wichtigsten Römern sprechen als seien es alte Freunde. Doch die Kandidatur zum Consulat war doch eine besondere Angelegenheit und obwohl er alles erforderliche getan hatte, fürchtete er nun, dass ihm ein Fehler unterlaufen könnte, der zu einer Niederlage führte.


    Doch schließlich schluckte er die Angst herunter und trat mit festem Schritt auf. Gedanklich ging er noch einmal den Beginn der Rede durch, dann stand er vorn und setzte an.


    "Patres conscripti!


    Heute stehe ich vor Euch, um meine Kandidatur bekannt zu geben. Meine Kandidatur zum höchsten und ehrenvollsten Amt unserer geliebten Res Publica. Seit Iunius Brutus, der den König vertrieb, führen die Consuln den Staat und dienen ihm dabei. Viele wurden dabei gar zu unvergesslichen Helden, von denen man seinen Kindern berichtet! In diese lange und stolze Tradition möchte ich mich nun ebenfalls stellen - nicht, weil ich mich für einen Helden halte, sondern vielmehr, weil ich wie sie demütig und selbstlos dem Staate dienen will. Gerade in dieser Zeit möchte ich dies tun, in der unser geliebter Kaiser fern der Hauptstadt weilt und dies ein besonders wichtiger Dienst für den Staat ist, jedoch auch, weil ich Visionen für unseren Staat habe, die ich umsetzen möchte.


    Mancher mag entsetzt aufschreien, ist unsere Res Publica doch fest auf die Tradition gegründet und hat gerade deswegen Bestand. Meine Visionen sollen jedoch keine Innovationen sein, sondern vielmehr in der Tradition des göttlichen Augustus eine Renovatio einläuten. Als Advocatus und Praetor ist mir immer wieder deutlich geworden, welche Probleme unser Rechtssystem besitzt, wie groß die Belastung der Praetoren ist. Schon Aelius Quarto hat einen Schritt in diese Richtung eingeschlagen und es jedem Bürger ermöglicht, seine Klagen selbst vor Gericht zu bringen und die Advocatio Imperialis abgeschafft. Auf dieser Straße möchte ich fortschreiten, will die Prozessordnung reformieren, damit sie wieder stärker den Mores Maiorum entspricht. Insbesondere möchte ich dabei die Instanzenordnung verändern und damit die Komplexität von Verhandlungen in einfachen Angelegenheiten verringern. Doch auch abseits dieser Frage habe ich kleinere Änderungsvorschläge verschiedenster Natur.


    Um dies umsetzen zu können, bitte ich also um Eure Stimme! Ich muss nicht erwähnen, auf welche Weise ich dem Staat bisher treu gedient habe, dass ich die Ehre habe den Pontifex Maximus im Collegium Pontificium zu vertreten und bereits mehrere Ehrenämter bekleidet habe. Ebensowenig, wie groß die Tradition des Staatsdienstes in meiner Gens und wie wichtig er demgemäß auch für mich selbst ist. Ich bitte Euch daher schlicht, mir die Möglichkeit geben, dem Staat auch auf diese Weise zu dienen, damit ich mein Ideen umsetzen kann. Ebenso möchte ich Euch bitten, Vitorius Marcellus zu meinem Collega zu erwählen, denn mit ihm habe ich dieses Programm erarbeitet, sodass wir rasch gemeinsam die Arbeit beginnen können."


    Als Durus ans Ende gekommen war, fühlte sich sein Kopf ein wenig heiß an, was ihn jedoch ärgerte: So oft hatte er hier schon gesprochen und nun fühlte er sich wie ein kleiner Quastor! Doch blieb abzuwarten, ob er zu Recht nervös war, denn die Fragen warteten noch!

  • Die umfangreiche Prozessur, die Rom in den vergangen Jahren erarbeitet hatte, um Recht zu halten, hatte durchaus seine Beführwörter. Das jetzt ein unbedeutender Patrizier daraus sein Ansehen ziehen wollte jene Rechtsprechung zurück in die Steinzeit zu katapultieren, schockte den Senator Germanicus Avarus derart, das ihm kein stategisches Antwortspielchen dazu einfiel. Auf jeden Fall konnte Durus dabei auf viel Widerstand hoffen, denn die alten Normen zur 'Rechtssprechung' hatten nicht ohne Grund ausgedient und waren fortan zu mehr Recht für Alle gewachsen. Vorallem Dinge wie Willkür, Bestechung und Vetternwirtschaft waren durch die neuzeitliche Ordnung geradezu ausgeschlossen. Ganz sicher, wer diese Rechtsprechung abschaffen wollte, der sehnte sich nach den alten 'Freiheiten' zurück.


    Dieser Vordrang würde auf alle Fälle unter besonderer Beobachtung stehen. Sei es drum, das der Tiberius genügend Wahlstimmen vereinen konnte.

  • Livianus lauschte Aufmerksam den Worten des Tiberiers. Alles in Allem klang es vernünftig und vermutlich hatte Durus mit dieser Ankündigung bereits den Grossteil der Senatoren von sich überzeugt. Dennoch brannte Livianus eine Frage unter den Nägeln, die er loswerden wollte.


    "Senator Durus. Die Prozessordnung zu reformieren ist bestimmt ein sehr guter Ansatz und wird dir und deinen Kollegen im Falle eurer Wahl einiges an Arbeit bescheren. Ich sehe, was unser Rechtsystem, betrifft jedoch auch Bedarf, die derzeitige Höhe der verschiedenen Strafmaße zu überdenken. Vieles, besonders die in unserem Codex Iuridicialis genannten Geldstrafen, erscheint mir nicht mehr Zeitgemäß und sollte angepasst werden. Ich würde gerne deine Meinung dazu hören. Würdest du im Falle deiner Wahl auch hier Änderungen oder sagen wir besser Anpassungen begrüßen?"

  • Durus blickte in die Mienen der Anwesenden. Bei den meisten sah er die erwartete Reaktion - bei Livianus allerdings nicht! Denn dieser stellte eine Frage, die ihm geradezu als Steilvorlage vorkam! So antwortete er freimütig


    "In der Tat gehört dies zu den kleineren Dingen, die ich gern einer genauen Kontrolle unterziehen würde. Insbesondere möchte ich dabei auch die häufigen Haftstrafen umwandeln lassen - ein Gefangener kostet den Staat nur Geld. Stattdessen würde ich lieber die Strafe ad metallum oder ad operam publicam wieder einführen, sowie die Relegatio stärker in das Strafmaß integrieren."


    Er sah zu Vitorius Marcellus, der allerdings eher einen desinteressierten Eindruck machte. Offenbar würde die ganze Arbeit an Durus kleben bleiben!

  • Livianus nickte zufrieden.


    "Sehr gut. Meine Amtszeit als Praetor hat mir gezeigt, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Ich Begrüße dein Engagement in dieser Sache daher sehr."


    Mehr hatte er für den Moment nicht zu sagen und so überließ er es anderen, gegebenenfalls ihre Fragen an den Kandidaten zu richten. Durus ware in fähiger Politiker und auch wenn Livianus mit ihm nicht immer einer Meinung war, so sah der Decimer in ihm ein fähigen und ernstzunehmenden Consul, der in Zeiten wie diesen nur von Vorteil für Rom und den Senat sein konnte. Schwäche konnte und sollte sich der Senat in den nächsten Monaten nicht leisten.

  • Dieser Kandidaturrede hörte Macer besonders aufmerksam zu. Zum einen verlangte dies schon der Respekt vor dem Amt und zum anderen schienen die kommenden Vorhaben des Kandidaten ihn besonders zu betreffen, sofern seine eigenen Kandidatur zum Praetor Erfolg hatte.


    "Das ist eine große Aufgabe, die du dir gestellt hast und ich werde dir gerne meine Stimme geben und dich auf deinem Weg unterstützen", lobte Macer zunächst den Kandidaten. "Wird die Reform der Prozessordnung deine einzige Aufgabe bleiben, oder verfolgst du auch in anderen Bereich noch besondere Ziele?", erkdundigte er sich dann weiter. Immerhin waren die derzeitigen Consulen vor allem durch Farblosigkeit aufgefallen, so dass gleich mehrere Akzente für die Zukunft nicht schaden konnten.

  • "Unsere Pläne sind bereits sehr umfangreich in den Angelegenheiten, die ich bisher erwähnt habe, dennoch möchten Vitorius Marcellus und ich bereits zeitnah die Feriae Latinae dieses Jahres durchführen. Dabei soll es natürlich auch nicht an den traditionellen Wagenrennen fehlen, die wir aus eigener Tasche finanzieren werden."


    bemerkte Durus. Dabei fiel ihm jedoch plötzlich noch eine weitere Angelegenheit ein, die er gern umsetzen wollte (wenn sie auch eher eine Randnotiz darstellte).


    "Außerdem möchte ich auch die Bestimmungen zum Cursus Honorum kritisch überprüfen und gegebenenfalls wieder etwas an die Traditionen anpassen. Insbesondere bin ich der Meinung, dass den Magistraten wieder ausdrücklich das Recht auf Coercitio zugestanden werden sollte."

  • Mit eingefallenen Wangen, gerröteten Augen und einem sehr schwachen Eindruck saß der Flavier unter den Praetoren. Eigentlich wollte er sich davor hüten nach draußen zu gehen, wie er es die Wochen davor auch stets tat, doch heute musste er kommen. Es war seine Pflicht nicht nur als Senator, sondern ebengleich auch als Erbe eines Namens, welcher die Politik schon seit Generationen mitzugestalten pflegte und auch weiterhin sollte. Und zum größten Teil war er hier als Freund.


    Mit einem freundlichen Lächeln begutachtete er seinen Freund, der nun endlich wagte nach dem zu reichen, was ihm schon seit Jahren zustand. Keiner war kompetenter als jener Mann, der heute kandidierte.
    Um seine Zustimmung wusste wohl jeder, der Worte sah er daher keinen Bedarf.
    :app:

  • "Nun, im Grunde besteht dieses Recht bereits implizit, etwa in der Marktaufsicht der Aediles, die auch ohne Verfahren Strafen verhängen dürfen. Dies möchte ich jedoch ausdrücklich jedem Magistraten zusprechen, wie es der Tradition entspricht.


    Insbesondere soll es damit ermöglicht werden, dass Magistrate kleine Geldstrafen verhängen, sowie Übeltäter festsetzen dürfen, etwa um Verstöße von Bürgern in ihren Aufgabenbereichen unkompliziert ahnden zu können.


    Dabei möchte ich allerdings keine unkontrollierte Gewalt im Staate schaffen - jede Form der Coercitio sollte natürlich durch den Tribunus Plebis, wie auch Prohibitio des ranghöheren Magistraten unterbindbar sein."


    erklärte Durus knapp. Natürlich war der Begriff der Coercitio weit gefasst, doch er hoffte damit klar gemacht zu haben, dass er keine willkürlichen Sondergerichte einzurichten gedachte.

  • "Ich danke dir für diese interessanten Ausführungen", bedankte sich Macer für die Antwort auf seine Nachfrage, die durchaus konkreter ausfiel, als er es erwartet hatte. "Die Nähe zu juristischen Themen ist dir deutlich anzumerken und in meinen Augen sehr erfreulich."

  • Als es keine Fragen mehr gab, blickte Durus zufrieden in die Runde. Offenbar gab es wenig Kritik und alles deutete darauf hin, dass er keine schlechten Chancen für seine Wahl hatte.


    "Senatoren, ich danke Euch für Euer Zuhören!"


    erklärte er daher und gab dem Consul damit zu verstehen, dass man zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen konnte.

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