Kandidatur zum Cursus Honorum [10/09] – Titus Decimus Verus

  • Wieder einmal standen die Wahlen zum Cursus Honorum an und wieder einmal war der Senat zusammengekommen, um sich die Bewerbungsreden der Kandidaten anzuhören und die Männer zu befragen, die eines der öffentlichen Wahlämter anstrebten.




    Gnaeus Afranius Dexter [NSC], einer der beiden (noch) amtierenden Consuln, rief die Kandidaten auf und bat sie, sich zu ihrer Kandidatur zu äußern und die Fragen der Senatoren zu beantworten.


    Unter ihnen war auch Titus Decimus Verus, der als Vigintivir kandidierte und einer der Tresviri aere argento auro flando ferunde werden wollte.

  • Nun stand Verus mit zitternden Händen im Senat. Schweiß rann ihm über die Schlefen. Er war schlicht nervös, denn er wusste, dass er nicht der normale Römer war, der sich um so ein wichtiges Amt bewarb und das er nicht von entsprechender Abstammung war, um entsprechende Zustimmung zu erhalten. Er war einfach nur Verus, der Rom gedient hatte. Für Verus war es nicht genug. Was konnte er bieten? Er konnte nur sich selbst bieten, sich und seine Fehler, sich und seine Stärken, sich und seine Erfahrung. Verus musste durch die harte Schule des Lebens gehen und die Schule hatte ihn hierher geführt, in den römischen Senat. Die weiße Toga fühlte sich ungewohnt an. Sie passt eigentlich nicht zu Verus. Er war ein einfacher Beamter und Soldat, kein großer Politiker. Er war ein Mann, der sich in Ideen verrannte und sich oft auf dem Holzweg befand. Doch Verus hatte nie aufgegeben. Er war immer wieder aufgestanden, um Rom zu dienen. Alles war er wollte, war dieser Moment. Der Moment in dem Titus Decimus Verus in den heiligen Halles des Senates stand. Hier war Rom und hier war Verus. Es fühlte sich ungewohnt gut für Verus an. Dennoch seine Nervösität wollte nicht abfallen. Er trat vor. Mühsam versuchte er seine Hände ruhig zu halten. Seine Lippen zitterten leicht. Die Senatoren blickten ihn seelenlos an, zumindest vernahm Verus dies so. War der Bart zu viel? Stimmte etwas nicht mit seinem Auftreten? Solche Fragen gingen Verus durch den Kopf. Eine weitere Schweißperle quälte sich über sein Gesicht. Nein, er schwitzte zwar nicht, wie ein Schwein aber doch schon beträchtlich. Die Angst, nicht zu genügen, stand ihm im Gesicht.


    "Patres Conscripti," sprach er aber da versagte die Stimme. Verus musste sich räuspern und kurz husten, um seine Stimme wiederzufinden. Seine unruhiger Blick huschte durch die Reihen der Senator. War es ein Fehler vor diesen Menschen zu sprechen?


    Er setzte noch einmal an. Seine Lippen hörten auf zu zittern und seine Hände beruhigten sich dezent. Scheinbar gewöhnte er sich an die Situation oder seine Muskeln hatten schlicht keine Energie mehr zu zittern.


    "Patres Conscripti,"sprach er nun etwas lauter und dieses mal deutlich, ebenso verständlich.


    "Ich bin Decimus Verus und ich kandidiere für das Amt eines Tresvir aere argento auro flando ferunde," war sein Eröffnungssatz. Gut, der Satz war nun nicht die Krönung der Dichtkunst aber erfüllte seinen Zweck und bekundete Verus Interesse. "Ich habe Rom lange gedient. Ich war Soldat und Beamter. Mein Leben habe ich immer Rom untergeordnet. Für mich war Rom immer das Licht und verdiente meine Unterstützung."


    Er schluckte und befeuchtete seine Lippen mit seiner Zungenspitze.


    "Ich habe für Rom Piraten bekämpft. Ich habe in der Flotte als Centurio gedient. Ebenso habe ich gelernt, was es heißt, zu dienen. Ich habe gekämpft, geblutet und gelitten für Rom. Ich wurde schließlich mit einigen Auszeichnungen aus dem Dienst entlassen, darunter mehrere Phalerae und eine Torques."


    Verus machte eine Sinnpause.


    "Ich habe für Rom alles gegeben, außer mein Leben. Jedoch würde ich auch dieses für Rom geben, sofern es gefordert würde. Als Soldat lernt man, was Aufopferung heißt."


    Verus hatte seine Familie, seine Tochter und seine Frauen für Rom geopfert. Was ihm blieb, war nur Rom. Diese Worte waren durchaus wahr.


    "Ich diene nach meiner Dienstzeit und meiner Erhebung in den ordo equestris als Curator Kalendarii und ich habe einiges gelernt, was mir die Arbeit als Tresvir erleichtern könnte, ebenso bin ich bereits erfahren, was Bürokratie und Verwaltung anbelangt. Ich werde hier keine leeren Worthülsen von mir geben. Ich nenne euch schlicht, werte Senatoren, wer vor euch steht."


    Wieder schluckte er. Seine Hände begannen wieder zu zittern.


    "Mein Ziel ist es eines Tages Rom im Senat dienen zu dürfen. Denn hier im Zentrum der res publica werden die Entscheidugen getroffen. Denn hier werden die Traditionen und Werte gewahrt, die mir soviel bedeuten. Alles, wofür Rom steht, befindet sich in diesen Hallen."


    Natürlich waren dies recht idealistische Worte aber Verus sah es wirklich so. Gut, Verus war nun kein großer Redner aber man hörte aus seinen Worten heraus, dass er wirklich einiges erlebt hatte und er wirklich versuchte die Wahrheit zu sagen.

  • Decimus Verus...Durus konnte sich nicht erinnern, von diesem jungen Mann gehört zu haben. Doch als er ihn erblickte, war er das auch nicht: Vielleicht machte ihn der Bart, den man seit neuestem in Rom häufiger sah (wohl in Nachahmung des Princeps), eher etwas älter. Doch ein richtig verdienter, alter Haudegen war er ebenfalls nicht, sonst hätte Durus ihn sicherlich gekannt!


    Und offenbar war er mehr Soldat, denn ein Centurionat setzte wohl eine lange Dienstzeit voraus. Doch warum wollte er Politiker werden?


    "Decimus, du sagst, du kennst dich aus in Verwaltung und Militär. Da du Curator Kalendarii warst, nehme ich an, dass du ein Eques bist. Daher wundere ich mich etwas: Ein Mann von deinen Fähigkeiten könnte sicherlich zahlreiche, gut dotierte Posten erhalten, könnte sogar Legionen führen!


    Warum willst du also in die Politik, wo du nach deinen Worten Rom doch ebenso gut in den Provinzen oder bei den Adlern dienen könntest?"


    In letzter Zeit, so hatte der Tiberier das Gefühl, drängten immer mehr Ritter in den Senat, daher wollte er nicht alles abnicken, was da aus der Subura aufs Forum kam (obwohl ein Eques wohl niemals in der Subura lebte).

  • Oh Rückfragen! Verus atmete tief ein und aus. Nun war rednerisches Geschick gefragt, was er nicht hatte. Er räusperte sich erneut.
    Verus war, wie am Boden festgeschraubt und seine Augen wanderten zum Fragesteller.


    "Nun Senator," begann er. "Rom ist der Senat. Ich möchte hier im Herzen der res publica dienen. Natürlich könnte ich zahlreiche Posten erhalten und ebenso könnte ich Soldaten in die Schlacht führen, doch ist es das, was ich will? Ich bin alt und kein guter Kämpfer mehr, ebenso sehe ich mich nicht in irgendeiner Provinz fernab Roms. Als Römer sollte man sich nicht zu weit von seiner Heimat entfernen." Verus musste kurz Luft holen.


    "Warum ich in die Politik will? Weil dies ein Schlachtfeld ist, auf dem ich mich noch behauptet habe. Es ist Schlachtfeld ohne gladii und ohne pila. Es ist ein Schlachtfeld, auf dem mit Worten gekämpft wird. Doch eines unterscheidet dieses Schlachtfeld, so dass es eigentlich kein Schlachtfeld mehr ist. Hier arbeiten Männer für Rom und streiten sich für Rom, um das Beste für Rom zu entwickeln. Hier werden die Traditionen gewahrt, hier werden Entscheidungen getroffen, die unser aller Leben beeinflussen können. Mich reizt es daran beteiligt zu sein und die Werte, die römischen Traditionen und die Ahnen zu ehren. Auf einem echten Schlachtfeld, können römische Werte schon mal im Blut versinken. In der Provinz, fernab meiner Liebe Rom, verändern sich die Sitten und Gebräuche, dort will ich nicht sein. Ich will hier sein, wo ich bin. Natürlich könntest du, Senator, nun argumentieren, warum suchst du dir nicht einen Posten in Rom? Das habe ich getan, curator kalendarii war und bin ich derzeit noch. Aber es zieht mich wahrlich in die Politik und in den Senat."


    Skeptisch blickte er den Senator an. War das genug? Hoffentlich.


    "Ein Wort noch, Senator, da du die gut dotierten Posten ansprachst: Es geht mir wahrlich nicht um das Gehalt eines Postens. Ich habe verzichten gelernt. Man sollte sparsam sein und mit wenig auskommen, wenn man Rom dienen will. Natürlich lebe ich derzeit nicht schlecht aber ich mag darauf verzichten."

  • "Ist für dich Politik in erster Linie ein Schlachtfeld oder ziehst du die wohlüberlegte Argumentation der Polemik vor, um im Disput mit stichhaltigen Vorschlägen eine hitzige Debatte zu vermeiden und damit das von dir erwogene Schlachtfeld zu verhindern?"


    Querulanten brauchte der Senat nicht, ebensowenig wie Hitzköpfe denen es nur daran lag sich selbst reden zu hören oder Bluthunde die den moralischen Frieden in der Curia Iulia gefährdeten.

  • Der nächste Senator meldete sich. Verus musste sich ein Seufzen verkneifen. Es war Avarus, der alte Knauser. Bei diesem Mann hatte er bereits verloren, ohne angetreten zu sein.


    "Ein Schlachtfeld muss nicht immer mit Blut getränkt sein, es kann. Mit wohlüberlegten Taktiken kann man Kriege gewinnen, ohne ein Schwert geschwungen zu haben. Natürlich ziehe ich die wohlüberlegte Argumentation der Polemik vor. Jedoch ist mir auch klar, dass Debatten auch öfters härter geführt werden, jedoch sollte man die Contenance wahren, nicht in Polemik und Unsachlichkeit zu verfallen. Disziplin und Moral gewinnen eine Schlacht und so auch stichhaltige Argumente. Wenn man schreit und brüllt, hat man bereits verloren," antwortete Verus.

  • “Dignitas – eine hervorstechende Eigenschaft wahrer Römer!“, meldete sich Aelius Quarto zu Wort.


    “Mir scheint, Titus Decimus Verus weiß, auf welch gefährliches Feld er sich wagt, wenn er sich für die Politik entscheidet.
    Er hat für Rom gekämpft, als Soldat bei der Classis Misenensis, und er wurde ausgezeichnet.
    Er hat hier in Rom als Curator Kalendarii gewirkt, und die Verwaltung der Stadt kennen gelernt.
    Ich finde, dass ist eine beachtenswerte Vita und sie spricht für ihn.


    Titus Decimus Verus, wir haben uns kürzlich in meinem Haus unterhalten.
    Wir sprachen über die Götter, die unser Schicksal bestimmen.
    Ist es nicht so, dass ein Mann, den wir als Vigintivir in das Collegium der Tresviri aere argento auro flando ferunde wählen sollen, und der dann mit Münzprägung befasst sein wird, dass ein solcher Mann nicht unbestechlich sein muss, von seinem Ehrgefühl geleitet werden sollte und nicht vom Streben nach irdischen Gütern und schnödem Geld?
    Ist da ein Mann nicht besonders geeignet, der weiß, dass die Götter auf ihn hinab blicken und bis in die Tiefen seines Herzens schauen können?
    Stimmst du mir da zu?“

  • Jeder wollte heutzutage in den Senat, wie es Durus erschien. Egal, ob er ein armer Aquarius war oder ein Curator Kalendarii. Doch beide waren jung! Von einem erfolgreichen Eques hörte man öfter, dass er durch Kaisers Gnaden im Senat Aufnahme fand. Doch warum diesen Mann? Weil es ihn in die Politik zog?


    Als dann Avarus eine Frage stellte, konnte Durus sich natürlich nicht eines Kommentares an seinen Nachbarn enthalten.


    "Der Polemiker warnt vor Polemik?"


    Dann jedoch meldete sich Aelius Quarto und rühmte Decimus Verus zuerst, ehe er eine Frage stellte. Noch ein Klient des Aeliers? Er schien diesmal darauf zu bauen, den Cursus Honorum mit seinen Leuten zu überfluten, sodass letztendlich irgendeiner obsiegen würde!

  • Sein Patron meldete sich zu Wort und griff, zu Verus Glück, lenkend in das Spiel ein. Er gab ihm das passende Stichwort und Verus Angst zu sprechen verflog.


    "Ich stimme dir da voll und ganz zu," antwortete er und machte dann eine kurze Sprechpause, um seine Erklärung abzugeben.


    "Wir alle sind nur kleine Lichter im unendlichen Kosmos und unser Wirken wird auf das Gründlichste von den Göttern beobachtet. Aber nicht nur von denen, sondern auch von unserem Herzen, das uns die Götter wohl-weißlich gaben. Unser Ehrgefühl und unser Herz sollten uns leiten, nicht der blanke Wille nach Reichtum und Macht. Darüberhinaus gaben uns die Götter die Verpflichtung gut zu handeln und unser Leben, das sie uns gaben, zu etwas Gutem zu formen, um allen Menschen zu dienen und nicht für Eigennutz zu verschwenden. Wer nur für sich lebt, wird nie leben, da die Götter ihn bestrafen werden. Ich kann bei meiner Seele schwören, dass ich unbestechlich und ehrenvoll bleiben werde. Es widerstrebt mir entgegengesetzt zu handeln, da dies alles untergraben würde, woran ich glaube.


    Verus holte kurz Luft.


    "Mir ist bekannt, dass die Welt voller Egoisten und schlechter Menschen ist aber ich glaube daran, dass wenn einer gut handelt, sein Beispiel andere zur Nachahmung animiert. Ein guter Mensch, kann die Welt retten, sofern er überzeugend ist. Ich sage nicht, dass ich dieser gute Mensch bin aber ich will gerne glauben, dass das Gute in uns überwiegt. Das Urteil über mich, überlasse ich euch. Wenn man eine gute Tat vollbracht hat, hat sich das Leben dann nicht gelohnt? Ich werde, sofern mir das Amt übertragen wird, es mit Ehre und Moral ausfüllen. Ich tue alles im Wissen, dass die Götter mein Tun beobachten und ich möchte mich nicht vor ihnen schämen müssen."


    Er nickte Quarto zu und hoffte, ihn zufrieden gestellt zu haben.

  • Macers Gedächtnis war schlecht, manchmal sehr schlecht, aber nicht schlecht genug um zu vergessen, dass dieser Mann, der nun vorne stand, einst für vier Tage sein Klient gewesen war. Macers Sympathien für diese Kandidatur hielten sich daher trotz der dezenten Fürsprache des Consulars Aelius Quarto in Grenzen.


    "Wer war dein Kommandeur bei der Classis Misenensis?", fragte er nach, wohl wissend, welche Antwort er erhalten würde. "Wie ist sein Urteil über deine Zeit als Soldat und deinen Abschied von der Armee?"

  • "Annaeus Florus", antwortete Verus knapp und wusste, dass Macer noch eine Rechnung mit ihm offen hatte. Es war seine Jugendsünde gewesen und diese hing ihm wohl bis jetzt nach. Innerlich zerbrach gerade sein Traum der großen Senatskarriere. Mit Macer als Gegenspieler und anderen Gegenmeinungen, die Verus herauszuhören meinte, war seine Karriere quasi beendet bevor sie begonnen hatte. Doch war es Zeit dafür, dass Gladius in den Staub zu werfen? Wohl eher nicht. Eine Schlacht ist verloren, wenn sie verloren ist und momentan stand Verus noch aufrecht.


    "Ich bin ehrenhaft entlassen worden und Annaeus Florus strengte meine Ernennung zum Ritter an. Ebenso schrieb er damals an dich, diese Ernennung zu unterstützen. Zumindest sagte er mir dies. Der Brief sollte sich, sofern du ihn nicht entsorgt haben solltest, noch in deinem Besitz befinden, Senator. Ich gehe davon aus, dass er mehr als zufrieden mit mir war; - als Soldat und als sein Adlatus, sonst hätte er nicht meine Ernennung zum Centurio und dann zum Eques gefördert." Verus hatte ein gutes Gedächtnis und konnte sich noch an etwas Derartiges erinnern, dass Florus bei Macer nach Unterstützung in der damaligen Ritterfrage suchte, somit hatte Verus den Angriff Macers auf seine Position zurückgeschlagen, vorerst.

  • Modestus verachtete Titus Decimus Verus. In seinen Augen war der Mann nur ein Schwätzer und Säufer der jeder ledigen Frau in Rom hinterhersprang. Und Heuchler war sicherlich auch keine falsche Bezeichnung für ihn. Hatte er doch früher bei jeder Gelgenheit die Korruption im Senat angeprangert und nun stieg ein einfacher Flottencenturio plötzlich zum ritterlichen Beamten der zweiten Stufe auf, der nun noch für den Senat kandidierte. Was für ein unverschämtes Glück.


    "Titus Decimus Verus du sprachst vorhin von Opferbereitschaft und dass du bereit wärst auf etwas zu verzichten. Nun auf deine Goldmine Mina equestris T. Decimo Vero magst du anscheinend nicht verzichten oder etwa nicht? Hat das etwas mit dem von dir angestrebtem Amt des Tresvir aere argento auro flando ferunde zu tun?"


    fragte Modestus und runzelte die Stirn, als ob ihn die Frage wirklich interessieren würde. Es war sowieso klar welche Antwort er auf eine solche Frage bekommen würde.


    "Davon abgesehen zeugt dein Lebenslauf von einer sehr sprunghaften Natur. Erst ein paar Wochen als Aquarius dann plötzlich in die Regioverwaltung und danach zur Classis Misenis. Und dann in die ritterliche Verwaltung und nun auch noch der Cursus Honorum. Kontinuität sieh anders aus. Siehst du bei dir auch das notwendige Durchaltevermögen gegeben oder versuchst du nur eine weitere Karriereleiter auszuprobieren? Wirst du es dir in einem halben Jahr anders überlegen und dann einre ritterliche Karriere beim Exercitus anstreben?"

  • "Diese Mine dient der Alterversorgung," antwortete er schlicht. Modestus ein Mann, wie ein Käse, seine Arroganz stank bis zum Himmel. "Eine Goldmine, die nicht viele Gewinne abwirft, will ich meinen, Senator. Der Transport, das Einschmelzen kostet recht viel. Was am Ende übrigbleibt ist zwar recht viel in den Augen eines Bettlers aber in den Augen eines reichen Mannes, wie ihr es seid, sicherlich nicht."


    Innerlich war Verus zur Flucht bereit, zur Flucht nach Vorne.


    "Sprunghaft? Ich sehe eine gewisse Form der Abfolge. Lass' mich die Abfolge erklären. Erst diente ich als Aquarius und wurde dann leider von einem Mann abgeworben, der später den Kaiser verraten würde, seinen Namen will ich nun nicht in diesen reinen Hallen nennen. Es war der damalige Comes, der mir ein Angebot machte, das ich nicht ablehnen konnte. Er bot mir den Posten des Magister Scriniorum an, den ich auch in jugendlichem Leichtsinn annahm und dabei einige Männer verprellte. Ich stehe zu diesem Fehler. Schließlich wurde die Regio-Verwaltung umstrukturiert und ich verlor eben diesen Posten. Was blieb mir zu tun? Etwas Brauchbares hatte ich nicht gelernt und ich schämte mich dafür diesem Posten hinterhergesprungen zu sein. Ich tat das, was arme Männer, die arbeitslos sind, immer tun, sie werden Soldat. So wurde ich Soldat. In einigen Augen mag das dubios erscheinen aber in meinen Augen durchaus schlüssig. Es sind eben nicht viele wohlbehütet aufgewachsen. Ich muss größtenteils alleine durch das Leben gehen und eigene Entscheidungen treffen, die nicht immer leicht oder richtig waren. Mein Leben ist nicht das deine, Senator, das direkt an die Spitze führte. Es ist hart und es schmerzt. Warst du jemals auf den Straßen dort Draußen und kennst die Leute? Ich kenne sie und weiß, wie es ist, arm zu sein und alles zu verlieren. Seinen Ruf, seinen Status und selbst seine Familie. Ich werde nicht wieder zum Militär zurückkehren, da kannst du dir sicher sein. Hast du jemals auf einem Schlachtfeld gestanden? Hast du jemals um dein Leben gekämpft? Ich denke nicht. Ich musste dies."


    Er hustete kurz.


    "Zumal ich dich gerne etwas fragen würde, Senator. Warum du dich im Senat befindest? Was sind deine Vorstellungen von Rom? Was ist deine Intention hier zu sein?"


    Verus ging nun in den Angriff über und versuchte Modestus zu kitzeln. Natürlich verfiel Verus nicht in einen wütenden Tonfall. Er blieb ruhig.
    "Ich versuche meinen Weg zu gehen. Du kannst mich für einen Schwätzer halten, du kannst mich für einen schlechten Menschen halten aber ich lasse mich nicht in meiner Ehre beleidigen. Bitte unterlasse in deiner sachlichen Kritik, diesen gehässigen, arroganten Unterton. Ich bin bereit mich allen Fragen zu stellen aber ich bitte darum den Anstand zu wahren."

  • "Altersvorsorge? Dir ist bewusst, dass du als Mann des Ordo Senatorius einen solche Mine nichteinmal besitzen darfst?"


    fragte Modestus mit gespielter Verwunderung und sah den Mann entsprechend verwundert an.


    "Meine Intention hier zu sein spielt hier keine Rolle. Dies ist deine Befragung und nicht meine. Davon abesehen verbitte ich mir irgendwelche lachhaften Spekulationen über meine Ansichten! Was immer du auch aus meinem Unterton herauslesen möchtest, behalte es für dich!"


    sagte Modestus mit gespielter Empörung und setzte einen entsprechenden Gesichtsausdruck auf. Der Decimer wollte diese Diskussion vielleicht zur Farce ausufern lassen und über irgendwelche komischen Weltansichen diskutieren, aber den Gefallen würde er ihm nicht tun.

  • "Ja, der Altersversorung," wiederholte Verus. "Ich werde sie an meine Kinder weitergeben und sind Kinder nicht die beste Altersversorgung? Ich selbst muss sie ja nicht besitzen. Zumal ich derzeit noch Ritter bin und ich sie legitim besitze."


    Eine Schweißperle fiel zu Boden. Verus musste sich beherrschen, nicht zusammenzubrechen. Sein Herz pocherte wild und vor seinen Augen begann sich die Welt zu drehen. Sein Blick verschwomm. Er war überaus angespannt. Dieser Kleinkrieg war nicht sein Ding.


    Nun schwieg er.

  • "Ach dann bist du gar kein Mitglied des Ordo Senatorius? Dann muss ich mich entschuldigen. Das ist dann natürlich etwas anderes ..."


    sagte Modestus und hob beschwichtigend die Hände und lächelte den Decimer zum Schluss entschuldigend an. Dann lehnte er sich zurück, denn er war fertig. Seine Fragen an Decimus Verus hatte er gestellt. Nun sollten die anderen Senatoren ihre Fragen loswerden.

  • "Verzeihung," beugte sich Verus vor. "Muss man nicht Voll-Senator sein, um dieser Regelung zu unterliegen? Wenn Nein, werde ich diesen Betrieb sofort an meine Kinder weiterreichen." Verus wusste dies wirklich nicht und fragte deshalb offen, um Modestus, den Wind aus den Segeln zu nehmen.

  • “Ich darf vielleicht darauf hinweisen: Es gibt kein Gesetz, das einem Angehörigen des Ordo Senatorius verbietet bestimmte Gewerbe zu führen, so lange sie eines römischen Bürgers würdig sind und ordnungsgemäß angemeldet wurden.
    Richtig ist, dass die Tradition fordert, ein Senator möge von den 'Früchten der Erde' leben. Doch wird verschieden interpretiert, was genau unter diesen 'Früchten' zu verstehen ist. Manch einer meint, dass schließt nur die Früchte ein, die an Bäumen, Sträuchern oder auf Halmen wachsen. Andere finden, auch die nicht-wachsenden Schätze, die man in der Erde finden kann, fallen darunter, beispielsweise nützlich und edle Metalle wie Eisen und Gold.
    Nun ja, und manche interpretieren gar die Mieten, die sie für ihre insulae kassieren, als Erdenfrucht, weil ihre Mietshäuser schließlich auch auf dem Boden stehen.“


    Beim letzten Satz lächelte Aelius Quarto vielsagend.

  • Mit misstrauischem Blick verfolgte Durus die Verhandlung weiter. Modestus hatte seine Befürchtungen auf den Punkt gebracht: Decimus Verus erschien auch Durus wie ein Homo Novus, der alle Möglichkeiten nutzen wollte, nur um möglichst viel Macht und Reichtum anzuhäufen (wobei er lediglich nicht kritisch hinterfragte, ob seine Annahme der Wahrheit entsprach).


    Dabei half es dem armen Decimer natürlich auch nicht, dass er, anstatt sich zu verteidigen, versuchte, den Annaeer bloszustellen (was jedoch mit derartigen Vorwürfen, die wohl auf fast jeden der anwesenden Senatoren zutrafen, besonders unklug war).


    "Zwar ist deine Lebensgeschichte zutiefst ergreifend und rührt unsere Herzen, aber dennoch muss ich Senator Annaeus Recht geben: Nach der gemeinhin gebilligten Definition ist Eisen und Gold kein landwirtschaftliches Produkt. Nachzulesen im Kommentar des Caecilius Metellus."


    bemerkte er zur letzten Frage, wobei er sich wunderte, dass Aelius Quarto ihn so vehement verteidigte. Hatte der alte Consular das Gespühr für vielversprechende Schützlinge verloren und schickte nun alles in die Curia Iulia, was laufen konnte?


    "Wobei sich mir aus deinen Ausführungen auch noch eine Frage ergibt: Du wirst nicht wieder zu dem Exercitus zurückkehren? Bist du nicht mehr bereit, dein Leben für den Senat und das Volk von Rom zu riskieren?"


    Der Tiberier war ebenfalls niemals auf dem Schlachtfeld gestanden, doch hing das eher mit den Umständen zur Zeit seines Aufstiegs zusammen. Dennoch war er natürlich ein begeisterter Leser militärischer Literatur und hatte - wohl zur Sicherheit - auch an der Academia Militaris studiert. Dass jemand, der von Tugenden und Einsatz sprach, nun den Eindruck eines desillusionierten Veteranen machte, passte für ihn nicht wirklich zusammen (obwohl er selbst natürlich in keinster Weise nachfühlen konnte, wie sich Krieg anfühlte, und daher leicht zu reden hatte).

  • "Ich leide unter einigen Kriegsverletzungen, die einen erfolgreichen Kampf verhindern. Meine Schulter, ebenso meine Gelenke würden ein Gefecht nicht durchstehen. Sieh' mich an, ich bin nicht der Jüngste und ich habe bereits einiges gesehen, was ich nicht noch einmal sehen möchte. Jedoch würde ich, sofern mich Rom dazu erfordert, im Militär dienen aber nicht aus einem Wunsch heraus," antwortete Verus banal. "Die Aussage, die ich vor einigen Sekunden tätigte, brachte meinen Wunsch zum Ausdruck, da ich nicht mehr auf einem echtem Schlachtfeld kämpfen kann."


    Plötzlich schlug sein Herz kräftiger und seine Augen weiteten sich. Die Gesichter um Verus herum verschwammen. Seine Kehle schnürte sich zu und seine Halsschlagadern pumpten kräftig. Es war sein Herz. Langsam griff er sich an den Hals. Es war zu viel Stress für den alten Verus. Immer mehr Schweiß lief um seinen Hals. Plötzlich rammte Fortuna ihm einen unsichtbaren Dolch in die Brust. Verus griff sich instinktiv an die Brust. Mühsam krümmte er sich und brach dann zusammen. Genau jetzt musste sein schwaches Herz Probleme machen. Genau jetzt musste er zusammenbrechen. Mit einem lauten Klatschen krachte der Körper des Verus auf den Boden des Senates. Es war zu viel für den guten Menschen Verus. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, so angefeindet zu werden. Nun röchelte er auf dem Boden des Senates und rang nach Luft. Die Blicke der Senatoren würden wohl auf ihn fallen. Er musste sich beherrschen. Mühsam rang er nach Luft. Plötzlich fielen die eisernen Schellen von seinem Herzen ab und er stand erneut auf. Leicht wankend stand er nun da. Er würde nicht hier sterben, nicht in diesen Hallen. Ein wenig Blut schob sich aus seiner Nase. Es schienen einige Blutgefäße geplatzt zu sein. "Können wir eine Pause machen, werte Senatoren? Es ist mein Herz," sprach er erklärend. Seine Stimme klang rauh und abgekühlt, fast leblos.

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