Vinicia Petronilla

  • Sie konnte es kaum erwarten, na gut. Phaeneas nickte und nahm dann ihre weiteren spontanen Ausführungen auf. Ein weiteres ‚Na gut.‘ formte sich in seinen Gedanken. Die bequeme, unkomplizierte Aufgabe eines Sklaven war es, einfach nur zu übermitteln, was einem aufgegeben wurde. Was er damit anfing, musste der Empfänger entscheiden. Allerdings bestand bei Nachrichtenüberbringung die Gefahr, als Mittel zum Verärgerung- oder Enttäuschungablassen benutzt zu werden. Aber in der Gefahr schwebte ein Unfreier ja fast immer. Nur Phaeneas bei Lucianus nicht. Der hielt wie ein schützendes Schicksal seine Hand über den Bithynier.
    Ein weiteres Mal nickte er also und begab sich, auftragsausgestattet, zu seinem Herrn.

  • Noch einmal an diesem Tag erbat der bithynische Leibsklave des Hausherrn Einlass bei dessen Schwägerin.
    „Auf deine Schwierigkeiten einen passenden Reiseumhang betreffend meinte mein Herr, dass du dir nur einen auszusuchen brauchst, um den Rest kümmert er sich.“ Bescheiden war es formuliert – weil Phaeneas der Überbringer war – und galant – weil die Nachricht von Lucianus stammte. Und der hatte ... es eigentlich sogar noch viel präziser auf den Punkt gebracht. Für den war immer alles so erstaunlich selbstverständlich – daran würde sich Phaeneas nie gewöhnen.

  • Nach dem ziemlich verunsicherndem Gespräch mit Lucianus (erst diese Sache im Park, dann ein solcher Auftrag – da konnte auch Lucianus‘ beruhigende Gegenwart nichts mehr ausrichten) begab sich der bithynische Leibsklave gemäß Bitte seines Herrn zu dessen Schwägerin. Selbstverständlich klopfte er dort erst, ließ sich hereinbitten, um dann Petronilla zu bestellen, was ihm gesagt worden war: „Herrin, dein Schwager würde es sehr begrüßen, wenn du heute mit ihm zusammen die Cena einnehmen würdest. Alle Vorbereitungen dafür sind im Grunde schon getroffen, du musst heute abend nur noch erscheinen ...“ Damit versuchte Phaeneas auszudrücken, dass das Ganze eher weniger auf ein ‚Nein‘ hin ausgerichtet war.
    Wie immer (wenn nicht gerade Lucianus gegenüber) gelang ihm die sklavisch-souveräne Miene perfekt, die ihn wie die Ruhe im Person erscheinen ließ. Dass der hinter dieser Fassade heute mehrfach in seinen Grundfesten erschüttert worden war (und sich auch ziemlich durchgeschüttelt fühlte!), na ja, das verbarg sie gut.

  • Petronilla wühlte gerade in ihrer Kleiderkiste herum, auf der Suche nach einer bestimmten Tunika. Sie blickte nur kurz uninteressiert auf. "Jaja, ist in Ordnung. Sag Lucianus ich freue mich.", machte eine wegwischende Handbewegung und wandte sich dann schon wieder der Kiste zu. Irgendwo musste doch...

  • Verus hatte den Epistel einem Sklaven gegeben, der diesen nun in Petronillas Zimmer legte.




    Einladung


    Meine liebe Petronilla!


    Der Sommer ist vergangen und der Herbst hält immer mehr Einzug in unsere Stadt. Man sieht ihn überall in den bunten Blättern an den Bäumen und Sträuchern. Um die Jahreszeit zu ehren möchte ich ein Herbstfest feiern. Es soll eine bunte und ausgelassene Cena werden, die bei gutem Wetter in unserem Garten stattfinden soll und bei schlechtem Wetter in unseren Räumlichkeiten des Domus Prudentius.


    Als Termin habe ich mir den ANTE DIEM XIV KAL DEC DCCCLX A.U.C. (18.11.2010/107 n.Chr.) gedacht. Die Ludi Plebeii sind dann beendet und wir können uns ganz auf dieses Fest freuen außerhalb eventueller Verpflichtungen, die unsere Zeit beanspruchen.


    Liebe Petronilla, gib mir bitte Bescheid ob ich dich zu diesem Fest erwarten darf. Ich freue mich auf dich.


    Deine


    Aelia Vespa


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