[CAMERA] Ausbildung der Claudia

  • Nun, da war das noch einmal gut gegangen! Romana atmete auf und lächelte zurück, als sie ihr Lob einkassierte. Doch sofort wurde eine weitere Frage auf sie abgeschossen.


    „Die Feiertage... hmm. Die Wichtigste von allen ist die Vestalia. Zu diesem Fest ist der Tempel offen, und die Matronen versammeln sich dort. Wir gaben die mola salsa an das Volk aus... und es ist der Tag der Bäcker. Noch eines, das mir einfällt, ist die Fordicidia. Trächtige Kühe werden der Tellus geopfert und unter der Aufischt der Obervestalin verbrannt. Bei der Parilia, dem Gründungsfest unserer Stadt, müssen wir das Ritual überwachen. Dann gibt es noch das Fest der bona dea – dies wird im Haus eines Magistraten abgehalten, und zwar von seiner Frau. Wir beteiligen uns dabei“, sagte sie.

  • Hortensia Calpetana


    "Wir werden dann mit den Vestalia beginnen. Weißt du denn wan sie stattfinden?"


    sagte Calpetana nun, denn natürlich konnte gab es noch viel mehr zu den einzelnen Feiertagen zu sagen.


    "Wie du schon gesagt hast, steht der Tempel allen offen. Allerdings schon drei Tage vor dem offiziellen Beginn der Feiertage. Zu dieser Zeit bereiten wir die Mola Salsa vor und zu den Feierlichkeiten selber verteilen wir dann Küchlein aus Mola Salsa an das Volk. Diese werden normalerweise für Opfer an Vesta verwendet. Wie du schon gesagt hast kommen dann die Matronen zum Tempel. Sie kommen um Opfer darzubringen. Weißt du was für Opfer sie der Göttin in der Regel darbringen?"


  • „Die Vestalia wird vom 7. bis zum 15. Juni gefeiert, das eigentliche Datum ist aber der 9. Juni“, antwortete die Claudierin.*


    „Nun, in erster Linie, wie du schon gesagt hast, mola salsa. Natürlich gehört auch Weihrauch zu einem Opfer... Brot und Gemüse opfern sie sicherlich auch. Einfache Lebensmittel halt“, fasste sie zusammen. „Und, ihre Opfergaben tragen sie auf einer Platte.“ Das fiel ihr jetzt noch ein, obwohl es nicht wirklich etwas mit der Frage zu tun hatte.


    Sim-Off:

    *Bin jetzt zu faul, um es umzurechnen. :D

  • Hortensia Calpetana


    "Das ist richtig, aber es kommen auch alle anderen, einfachen Nahrungsmittel in Frage. Abgeschlossen werden die Vestalia von einer Reinigung des Tempels. Er wird von uns ausgefegt und der Schmutz wird im Tiber versenkt, woraufhin der Tempel wieder geschlossen wird."


    sagte Calpetana und kam nun zu einer durchaus schwierigen Frage für die junge Claudierin.


    "Dann kommen mir nun zu den Matronalia. Einer der wichtigsten Tage für unseren Kult, wie machen sagen. Was kannst du mir darüber sagen?"


  • Sie nickte, als Calpetana fortfuhr und auch ziemlich gleich die nächste Frage stellte. Die Frau war mit ihren Fragen knallhart, viel mehr als Occia! Aber nun ja, sie sollte ja etwas lernen.


    „Die Matronalia... hmm... das ist ein Festtag der Iuno.“ Sie überlegte. Das hatte sie doch schon einmal gehört! „Der Iuno Licina, die Göttin der Geburt. Für uns Vestalinnen ist er relevant als Tag der Erneuerung. Im Tempel wird das ewige Feuer der Vesta neu geschürt. Es ist ein spezifisches Ritual, wo Hölzer gegeneinander gerieben werden. Außerdem ist es wie die Saturnalia der Frauen – Sklavinnen werden von ihren Herrinnen bedient. In der Theorie zumindest“, fügte sie hinzu.

  • Hortensia Calpetana


    "Und wie genau geht dieses spezifische Ritual von statten?"


    fragte Calpetana nun direkt, denn dieses spezifische Ritual war nicht nur irgendein kleines Dankesopfer oder etwas ähnliches. Das heilige Feuer der Vesta wurde neu entfacht und dazu gab es sicherlich einiges zu sagen.


  • Genau, es gab etwas zu sagen, und Romana tat dies auch. „Die Matronalia wurde ursprünglich als der Beginn eines neuen Jahres gesehen, und trotz der Kalenderreform unter Caesar besteht dieser Tag noch immer als der, an dem ein Jahreszyklus vorbei ist und ein neuer beginnt. Der Tempel wird dazu mit Lorbeerblättern geschmückt und der Staatsherd wird abgetötet und wieder neu entfacht. Das Feuer wird neu entfacht, indem zwei geweihte Holzstücke von einem Obstbaum so lange ineinander gerieben werden, bis ein Funke fällt. Und zwar geschieht das draußen, im Freien, am Forum Romanum. Mit einem Siebgefäss, dem Cribrum, wird dann dieser Funke in den Tempel getragen. Dieser entfacht dann aufs neue die Glut des Herdes, und ein neuer Jahreszyklus beginnt. Das Feuer weiht sich dadurch von selber.“

  • Hortensia Calpetana


    "In Ordnung. Wie du weißt gibt es auch unterschiedliche Arten von Feiertagen. So gibt es die Sacra publica, öffentliche Feierhandlungen. Sie werden noch einmal unterteilt. Manche der Sacra publica werden nur von speziellen Priestern zelebriert, während bei den Sacrum popularium auch das Volk teilnehmen kann.
    Im Gegensatz zu den Sacra publica gibt es aber auch noch die Sacra privata. Diese Feiertage werden nur im Privaten gefeiert. In der Familie oder der Hausgemeinschaft etwa.
    Und dann gibt es auch noch die Sacra peregrina. Das sind Feiertage, die nicht römischen Ursprungs sind, aber dennoch begangen werden."


    erklärte Calpetana nun die durchaus komplizierte Einteilung der Feiertage, um die Claudiern auch gleich darauf auf die Probe zu stellen.


    "Kannst du mir also nun sagen, was für eine Feier die Equus October sind?"


  • In Ordnung. Das klang doch ein bisschen wenig enthusiastisch. Allerdings schien sie mit ihrer Antwort durchgekommen zu sein. Die Hortensierin begann auch sogleich, von den Unterteilungen der Festtage zu sprechen. Romana hörte zu und nickte hie und da, um zu signalisieren, dass sie gedanklich noch anwesend war. Am Ende kam unausweichlich eine Frage.


    „Nun, beim Equus October werden Pferderennen für die Massen veranstaltet. Anschließend wird das gewinnende Pferd zur Ehre des Mars getötet, aber nicht geopfert im eigentlichen Sinne. Trotzdem wird dabei ein Ritual durchgeführt, bei dem das Blut des Pferdes aufgefangen wird, es mit Brot umkränzt wird und der Schwanz abgeschnitten wird. Das Blut wird dann in einer Mixtur bei der Parilia verwendet. Dieses Ritual ist eines, welches von staatlichen Priestern organisiert wird, in der Öffentlichkeit durchgeführt wird, und als Termin fest auf dem römsichen Kalender steht. Es ist also eine öffentliches Feier, eine Sacra Publica. Da dieses Ritual vor den Leuten durchgeführt wird, ist es auch eine Sacra Popularium“, legte sie ihre Meinung dazu dar.

  • Hortensia Calpetana


    "Sehr gut. Dann schließen wir damit die Feiertage ab und wenden uns nun einem anderen Thema zu. Was ist dir über die Haruspizin bekannt?"


    fragte Calpetana nun ihre Schülerin. Eigentlich hätte schon ihre erste Lehrerin dieses Thema besprechen sollen, doch anscheinend hatte sie dies übersehen, weshalb Calpetana dies nun nachholte. Daher war es etwas aus dem Kontext gerissen, doch das spielte keine Rolle.


  • Romana nickte und nahm es doch mit Gleichmut auf, dass dieses Thema durch war. Doch diese währte nicht lange – Calpetana schüttelte ein Thema aus ihrem Ärmel, bei dem Romana ein Lächeln sich nicht mehr verkneifen konnte. Endlich kam dieses Thema dran!


    „Die Haruspizin, ein wichtiger Bestandteil der disciplina etrusca. Nun, weißt du, meine Großmutter, aus Clusium in Etrurien, hat mir etwas davon erzählt – ihr Vater, mein Urgroßvater, war staatlicher Haruspex. Sie weiß viel davon, und wäre sie ein Mann, wäre sie sicher schon auch ins Collegium der Haruspices aufgenommen worden. Die Haruspizin ist die Eingeweidenschau, vor allem die Leberschau. Durch die Beschaffenheit der Eingeweide geopferter Tiere kann man die Zukunft ablesen, und zwar, indem man feststellt, welche Götter gewogen sind und welche nicht. Vor allem ist die Eingeweidenschau nützlich beim Feststellen der Omen für eine gewisse Handlung – eine Hochzeit, eine Schlacht, ein Bauprojekt, nur um Beispiele zu nennen. Das bei Weitem wichtigste Organ hierbei ist, wie gesagt, die Leber. Die Götter teilen ihre Gesinnung durch die Leber eines Tieres mit. Man braucht natürlich einiges an Wissen und Erfahrung, um zu wissen, wie man diese ablesen kann. Jedem Bereich der Leber ist einem Gott zugeteilt, und jedem Teil der Leber eine Himmelsrichtung. Aber es gibt ja Modelle von Lebern, anhand derer man dies lernen kann.“ Sie schaute Calpetana erwartungsvoll an – hatte sie so ein Modell mit sich?

  • Hortensia Calpetana


    "Sehr gut! Ein solches Modell haben wir auch hier und an ihm wirst du gleich die grundlegenden Dinge lernen. "


    sagte Calpetana und stand von ihrem Stuhl auf, um zu einem Regal an der Wand zu gehen. Neben verschiedenen Schriftrollen und Wachstafeln auch ein kleiner Korb stand. Sie nahm ihn heraus und setzte sich dann wieder. Aus dem Korb nahm sie nun ein bronzenes Modell einer Leber hervor, dass über und über mit alten, etruskischen Schriftzeichen bedeckt war. Dann reichte sie es Claudia.


    "Du kennst dich ja schon sehr gut aus. Kannst du mir auch schon etwas über dieses Bronze-Leber sagen?"


  • Sie lächelte, als Calpetana ihre Worte bestätigte und blickte gespannt drein, als Calpetana versprach, ein Modell einer Leber aufzutreiben. Kaum war die Leber aus einem Korb herausgezaubert worden, wurde sie ihr in die Hand gedrückt. Ehrfürchtig betrachtete die Claudierin das Bronzemodell und lächelte es verträumt an. „Es ist so schön...“ Sie schüttelte den Kopf, als könne sie es nicht wahrhaben.


    „Gut... also...“ Was gab es da zu sagen über die Leber? „Gut, die Leber ist in Häuser unterteilt. Jedes haus gehört einem Gott. Die Unterseite besteht aus nur zwei Häusern, sie gehören...“ Sie entzifferte die etruskischen Zeichen. „...Tifs und Vsilis.“ Sie sprach die komplizierten Götternamen ohne Probleme und akzentfrei aus. „Auf der Oberseite gibt es eine große Anzahl von Häusern. Diese Pyramide links stellt einen Lappen der Leber da... die Ausbuchtung weiter oben den Ausgang der Venen... und das kegelförmige Ding die Gallenblase.“ Sie schaute weiter. „Es gibt die äußeren und die inneren Häuser. Die äußeren sind am Rand, die inneren in der Mitte. Auf der westlichen Seite befinden sich die etruskischen Gottheiten, die Schlechtes ankündigen – Vetis zum Beispiel, oder die Dämonin Alpan - auf der östlichen die, die gute Omen verheißen, wie Tins, den wir als Iuppiter kennen, oder Uni, die bei uns Iuno heißt.“

  • Hortensia Calpetana


    "Sehr gut! Nur weiter Claudia."


    sagte Calpetana, die von ihrer Schülerin durchaus erstaunt war. Kaum eine Amata Prior verfügte über solch ein ausgeprägtes Wissen über die Haruspizin. Sie kannte sogar die etruskischen Schriftzeichen! Daher wollte Calpetana den Redefluss von Claudia vorerst auch nicht durch irgendwelche Ergänzungen unterbrechen, weshalb sie es bei der kurzen Ermunterung beließ.


  • Romana hatte bisher scheinends nichts falsch gemacht, wurde nicht korrigiert, auch nichts wurde ergänzt, im Gegenteil, die Vestalin schien sehr erstaunt über ihr Wissen. Sie nickte, als sie aufgefordert wurde, weiterzureden. Sie erhob sich aus ihrem gemütlichen Stuhl und legte die Leber in ihre linke Hand. „Die Leber wird so in die Handfläche gelegt, dass der freundliche Teil auf mich zeigt, und dass der feindliche Teil von mir wegzeigt. Die Finger der rechten Hand benutze ich, um die Leber zu untersuchen.“ Sie demonstrierte dies, fuhr mit ihren langen, gepflegten Fingern über die Leber, streichelte sie fast. „Verknotungen und sonstige Hässlichkeiten auf einem Haus sind negativ, wenn sie auf der freundlichen Seite sind, und gut, wenn sie auf der feindlichen Seite sind. Denn auf der feindlichen Seite befinden sich übel gesonnene Gottheiten, beziehungsweise ihre schlechten Eigenschaften. Nehmen wir zum Beispiel Maris – also Mars. In seiner guten Eigenschaft stellt er Fruchtbarkeit bei der Ernte dar, in seiner schlechten Krieg und Verwüstung. Befinden sich schlechte Zeichen auf dem Haus des Maris, welches im freundlichen Teil liegt, heißt das Unfruchtbarkeit und Dürre. Befinden sich schlechte Zeichen auf dem Haus des Maris, welches sich in feindlichen Teil befindet, ist das ein sicheres Zeichen, dass die schlechten Eigenschaften des Maris – Krieg und Verwüstung – absent sein werden – Frieden verheißt dieses Zeichen. Umgekehrt, wenn sich gute Zeichen – zum Beispiel eine helle Verfärbung – auf einem Haus befindet, heißt dies genau das umgekehrte. Manchmal natürlich weigern sich die Götter, eine klare Aussage zu geben. Dann muss man sich mit Ungewissheit zufrieden geben, oder weiteropfern, bis man ein Ergebnis hat.“


    Sie blickte weiterhin auf die Leber. „In ihrer simpelsten Form schließt die Haruspizin auch nur darauf, ob das Opfer angenommen ist oder nicht. Wenn sich die Leber in einem guten Zustand befindet, ist es angenommen, wenn nicht – also, wenn sie Dellen, dunkle Verfärbungen, Knoten und dergleichen aufweist - , ist es nicht angenommen. Das ist ein schlechtes Zeichen für den Opfernden. Ein Sühneopfer wird gebraucht, um göttlichen Zorn abzuwenden. Die Grenzen zwischen diesen beiden Arten von Haruspizin ist fließend, nicht existent, sagen einige. Aber um eine genaue Aussage zu bekommen über die Zukunft, muss das Tier dementsprechend rituell geopfert werden – zum Beispiel dem Apoll, oder Aplu, wie die Etrusker ihn kennen. Dieser bietet im Tausch für das Opfer eine genaue Aussage der Zukunft, wenn man ihn eben darum bittet.“


    Sie blickte von der Leber auf zu ihrer Lehrerin. Gab es etwas zu ergänzen oder zu korrigieren?

  • Hortensia Calpetana


    "Ich muss schon sagen, du hast sehr viel von deiner Großmutter gelernt."


    sagte Calpetana und nickte Claudia anerkennen zu. Es kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass die jungen Anwärterinnen sich bereits so gut in der Materie auskannten.


    "Hat sie dir auch alle Bereiche der Leber gezeigt? Oder hast du dazu noch irgendwelche Fragen?"


    fragte Calpetana zur Sicherheit noch nach, um sicher zu gehen, dass die Ausbildung ihrer Schülerin auch komplett war.


  • Sie neigte ihren Kopf, ein wenig geschmeichelt vielleicht, als Calpetana sie so lobte. Dass sie so viel gelernt hatte, war nicht ungewöhlich – schließlich war dies ein Gebiet welches, sie brennend interessierte.


    „Nun, die Häuser meinst du? Ja, ich weiß von jeder, was sie bedeuten. Ich meine, was hier oben steht, ist ziemlich selbsterklärend. Man startet bei Tinia Cilens. In diesem Haus leben Iuppiter und Fortuna zusammen. Da dies auf der schlechten Seite der Leber ist, bedeutet es Unglück und Schutzlosigkeit. Tinia Thufltha ist noch schlimmer, in diesem Haus leben die Furien...“ Es war gewissermaßen skurill. Romana erklärte ihrer Lehrerin die Häuser, statt andersrum. Sie schloss schließlich nach einem ellenlangen Vortrag. „...und schließlich gehört das letzte Haus Tluscva, Tellus, der Göttin der Erde.“ Sie schnaufte tief ein und aus, als ob sie einen Marathonlauf hinter sich hätte.


    Langsam setzte sie sich wieder. „Bekomme ich auch so eine Leber?“, fragte sie begierig nach.

  • Hortensia Calpetana


    Calpetana nickte noch einmal anerkennend und zufrieden und beschloss dann das Theme hier zu beenden.


    [SIZE=7]"Wirklich beeindruckend. Ich sollte mich heute noch mit Pomponia unterhalten..."[/SIZE]


    murmelte sie halblaut und stand dann von ihrem Stuhl auf.


    "Wir werden sehen. Auf jeden Fall ist der Unterricht für heute beendet. Vale Claudia. Wir sehen uns sicher morgen."


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