Atrium | Besuch einer gefühlt nicht so alten Freundin

  • Phoebus führte die Claudierin, Schrägstrich, geborene Lucretierin, ins Atrium, rückte für Ofella worlos einen Stuhl zurecht, und verschwand dann so schnell, als ob die Furien hinter ihm her wären. Er würde noch Antonia benachrichtigen, und damit wüurde die Geschichte hoffentlich ihr Ende haben...

  • Immer noch erstaunt darüber, dass sie nicht nur den flavischen Türsklaven regelrecht mit ihrer Drohung hatte überrollen können, sondern sogleich eine Sonderbehandlung damit erwirkt hatte, war Ofella, ausnahmsweise schweigend, dem kleinen Jungen gefolgt. Na bitte, dachte sie bei sich, da zahlte es sich wieder einmal aus, wenn man über diverse Vorgänge in fremden Haushalten informiert war. Ob durch Gerüchte oder eigene Erfahrung war in den meisten Fällen gleich. Dennoch hatte sie es verwundert, dass gerade ein flavischer Türwächter sich so einfach an den Karren fahren ließ.


    Ofella löste mit der linken Hand die Fibel in Forn eines Einhornkopfes. "Du. Warte. Nimm das." Die Worte, die sie an den Knaben richtete, waren knapp gewählt. Ofella verwandte, so sie nicht in Rage war oder aber Drohungen aussprach, zumeist kurze Befehle gegenüber den Sklaven. Alles weitere war ohnehin zu schwierig für die simpel gestrickten Hirne von Sklaven. So hielt Ofella denn dem Jungen ihren Umhang entgegen und wartete. Natürlich nahm sie dabei Platz und beschaute sich mit kritischem Blick die Einrichtung des Atriums.

  • Phoebus bremste sich in direktgehend bewundernswertem Tempo ab und kehrte zur Claudierin wieder zurück, wo er den Umhang entgegen nahm. „Ja, Herrin. Mache ich, Herrin. Sofort, Herrin.“, quäkte Phoebus armselig und machte sich sofort auf dem Weg. Nichts wie weg von dieser Schreckschraube, von der er schon so viele Horrorgeschichten gehört hatte, dachte er sich und pfitzte von dannen, zu einer Garderobe in einem Flur neben dem Atrium, wo er das sichere Refugium wähnte und den Umhang an einen Haken pflanzte. Umgehend hernach rannte er eilends zu Antonias Cubiculum.

  • Aufrecht und stocksteif wie eine Statue betrat Antonia kurze Zeit später das Atrium, nach wie vor nicht ganz sicher, was sie von jenem Besuch halten sollte. Die Verwandte war schnell ausgemacht, stach ihre feuerrote Haarpracht doch im Atrium hervor wie das Licht des alexandrinischen Leuchtturms. Wie von selbst machte sich ein Lächeln im Gesicht der Claudia breit, als sie mit ausgestreckten Armen auf Ofella zuging und sie bei den Händen ergriff.
    "Ofella! Wie schön dich hier sehen!", begrüßte sie die andere Claudia und hauchte ihr je einen angedeuteten Kuss auf ihre Wangen. "Ich dachte du weilst noch immer am Meer? Seit wann bist du denn zurück in Rom?"
    Seit einer halben Ewigkeit, wie es Antonia schien, hatten sie sich nicht mehr gesehen. Umso verwunderter war sie daher über den unangekündigten Besuch der Verwandten, zumal sie, von Epicharis abgesehen, in den letzten Jahren ohnehin äußerst wenig Kontakt mit den verbliebenen Blutsverwandten hatte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!