Die Thermen - Quelle der Gerüchte

  • Die Thermen. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 106 nach der Geburt desjenigen, den die Heiden Christos nennen. Dies sind die Abenteuer der Claudia Ofella, welche mit ihren Einssiebzig und einhundertachtundsiebzig Pfund unterwegs ist um Gerüchte zu verbreiten, die nie zuvor ein Mensch gehört hat. Viele Meilen von Baiae entfernt, dringt Ofella dabei an Gehörgänge vor, die das vermutlich gar nicht alles wissen wollen....


    Ofella seufzte und ließ sich tiefer in das warme Wasser sinken. Nicht jedoch klappten ihre Augenlider dabei herunter. Im Gegenteil, sie fixierte ihr Gegenüber, die gewichtige Vinia Flora, umso schärfer, je tiefer sie sank. Die Vinia war ihre Freundin, sofern Ofella jene überhaupt hatte. Nun, zumindest tauschte sie sich regelmäßig mit Flora aus, postalisch oder persönlich.
    "...aber ob ich dir da weiterhelfen kann? Man sagt ja, der Stadtpräfekt sei oft allein. Aber ob der eine Frau sucht? Irgendwie kann ich mir das gar nicht so richtig vorstellen."
    "Mh. Aber ist der nicht eh ein Plebejer?" Ofella hob skeptisch die Augenbrauen.
    "Na, aber ein mächtiger! Außerdem muss man heutzutage mit der Zeit gehen, meine Liebe. Da kannst du dir nicht mehr leisten, wählerisch zu sein. Ich meine, schau dir doch nur mal diese ganzen plebejischen Emporkömmlinge an. Diesen Decimus zum Beispiel. Meint, nur weil er mal kurz in Kriegsgefangenschaft war, könnte er hier jetzt einen dicken Mollie machen." Flora wedelte abwertend mit der Hand und schickte dabei einige Spritzer in Ofellas Richtung. Ofella entschloss sich, vorerst das Ehethema fallen zu lassen und ging daher bereitwillig auf die neuen Informationen ein.
    "Dieser Livodings? Davon habe ich gehört, ja. Aber ist er nicht eher unwichtig? In Baiae spricht man kaum noch über die Decima. Wenn du mich fragst, haben die ihre Chancen verspielt. Da machen andere weitaus mehr von sich reden. Diese Ducti zum Beispiel. Dabei sind das noch halbe Barbaren, mit langen Haaren und primitiver Aussprache, wie ich gehört habe."
    "Ducti? Meinst du die Duccier? O ja... Solchen Leuten gewährt man neuerdings schon die Ausübung religiöser Riten, stell dir das mal vor!" Offensichtlich konnte Flora sich das nicht vorstellen. Ihre geweiteten Augen und das Kopfschütteln sprachen Bände. Auch Ofella schüttelte nun den Kopf.
    "Kaum zu glauben, wahrhaftig", kommentierte sie und beobachtete nun ein wenig die anderen Damen im Becken. Belauschte etwa jemand ihr Gespräch?

  • Ofella genoss das Gefühl warmen Wassers, das ihren aus der Form geratenen Körper umspielte. Fast wie in den Armen eines Mannes konnte man sich da fühlen. Zu schade nur, dass sie schon länger nicht mehr diese Art von Kurzweil hatte genießen können. Sie seufzte und wandte sich wieder Flora zu.
    "Meine Liebe, was gibt es sonst an Neuigkeiten? In Baiae fühle ich mich manchmal abgeschnitten von der Welt, was die essentiellen Informationen angeht." Ofellas Lippen verzogen sich missgestimmt.
    "Ach", begann Flora da und zuckte mit den Schultern, dass ihre Ohrringe klimperten.
    "Eigentlich hast du gar nicht so viel verpasst. Einige der bekannteren Männer sind inzwischen unter der Haube, Senator Purgitius zum Beispiel und dieser Aurelius, und wie ich hörte, wird auch der ehemalige Prätorianerpräfekt bald heiraten. Der Kaiser ist seit einer Ewigkeit in Misenum und sonst geht eigentlich alles seinen gewohnten Gang."
    Ofella hatte beide Brauen hinauf gezogen und sah Vinia Flora und ihr Doppelkinn erstaunt an.
    "Der Kaiser ist in Misenum? Interessant. Jetzt verstehe ich, warum du so von diesem Vescularius gesprochen hast." In Ofella formte sich eine Idee. Und wer Ofellas Denken und Handeln bereits verfolgt hattem, der ahnte, dass es nicht unbedingt ein ruhmreicher Gedanke war, den die geborene Lucretia da hegte.
    "Wer sind denn die glücklichen Damen?" fragte Ofella, die eine interessierte Miene aufgesetzt hatte.
    "Beim Purgitier ist es eine Tiberia geworden. Ziemlich anständiges Mädchen, scheinbar. Hat brav getan, was ihr Vormund wollte. Dabei war sie vorher mit Flavius Furianus verlobt." Flora seufzte tief und schüttelte den Kopf.
    "Dümmer kann man meiner Meinung nach gar nicht sein. Gut, Purgitius Macer sieht ein wenig jünger aus, und man hat sich ja erzählt, dass der Flavius ein mentales Leiden hat. Insofern kann man diese Entscheidung schon irgendwie nachvollziehen. Und die gute Nachricht ist, dass der Flavius jetzt wieder frei ist." Flora grinste vielsagend, während Ofella die Nase kraus zog.
    "Ach nein, wer möchte schon einen beeinträchtigten Mann? Und außerdem ist da noch diese Sache mit seinem Amt als Proconsul in Spanien. Andererseits ist er ein Flavier..." Ofella überlegte, allerdings nur kurz, dann machte sie eine Geste, dass Flora weitersprechen sollte.
    "Der ist nichts für dich, glaub mir", fügte diese in diesem Moment an und machte damit deutlich, dass er wohl etwas für sie selbst war, zumindest von ihrer Warte aus.
    "Caecilius Crassus ist mit einer Purgitia verlobt. Ziemlich unscheinbares Ding, hab ich noch nie in der Öffentlichkeit gesehen. Eigentlich weiß man fast gar nichts über sie. Über die Frau des Aurelius erzählt man sich dagegen schon mehr. Angeblich soll es nicht mal eine Mitgift gegeben haben."
    "Tatsächlich? Das zeugt ja nun nicht eben von hohen Ansprüchen", bemerkte Ofella, die sich noch gut daran erinnern konnte, wie sie bei den Aureliern zu den Meditrinalia eingeladen gewesen war. Und wie ein ebenfalls geladener Gast dieselbe Stickerei wie sie selbst auf seiner Kleidung gehabt hatte. Eine Tragödie!
    "Ja, nicht? Schon seltsam. Aber wer weiß, vielleicht gab es da eine andere Vereinbarung... Ich meine, wer würde Flavia Celerina freiwillig heiraten? Nur ihres Namens wegen kann es nicht sein. Man munkelt, dass ihr letzter Ehemann eines sehr mysteriösen Todes gestorben sein soll, wenn du verstehst!" Vinia Flora sah Ofella bedeutungsvoll an.
    "Nein!" ereiferte sich Ofella, die sich vornahm, diese Flavia einmal näher kennenzulernen.
    "Na wenn ich es dir doch sage! Ach, da gibt es übrigens noch etwas Interessantes. Stell dir vor, Pompilia Crusta hat mir erzählt, dass neulich ziemlich viele Iunia in den Thermen waren. Eine davon war wohl ziemlich beschwippst. Und eben diese Flavia hat sich mit ihr einen Streit um diesen Berg von Masseur geleistet. Wer gewonnen hat, weiß ich leider nicht. Aber es muss wohl recht eindrucksvoll gewesen sein...."



    Sim-Off:

    Wenn jemand möchte? =)

  • Eine Weile schwiegen die beiden Damen in stillem Einvernehmen. Dann...
    "Meine Liebe, sag, wie läuft es eigentlich bei dir und deinem Senator?" Floras Stimme klang lieblich und arglos, doch Ofella durchschaute das selbstredend augenblicklich.
    "Mit Herius?" Ofella zog die Brauen hinauf und seufzte kopfschüttelnd. Sie beschloss, dass sie Vinia Flora möglichst wenig Angriffsfläche bieten wollte. Die Vinia war mit ihrem Ehemann schließlich sehr viel besser dran als sie selbst. Wozu also zugeben, dass ihre eigene Ehe schon immer ein Desaster gewesen war?
    "Ach! Ich möchte nicht davon sprechen. Sind wir nicht zur Erholung hier, Liebchen?" Ein gepresstes Lächeln setzte sich auf Ofellas Lippen fest, aber auch nur dort.
    "Na gut, wie du willst!" Es wurde deutlich, dass Flora eingeschnappt war, allein schon anhand der Kopfbewegung weg von Ofella und hin zu etwas vollkommen Uninteressantem.
    "Warum erzählst du mir nicht etwas von deinem Sohn?" suchte Ofella dann abzulenken, und Flora wandte sich ihr nach einigen weiteren Sekunden des Schmollens wieder zu.
    "Mein kleiner Knurpsel hat vor einigen Tagen seine bulla abgelegt. Er wird natürlich seinem Vater nacheifern und ein sehr berühmter Politiker werden", erzählte Vinia Flora stolz.
    "Natürlich", stellte Ofella trocken fest. Es war ihr bekannt, dass Manius Vinius Crassus ein sehr kleines Licht im Senat war. Wie ihr eigener Mann. Und leider auch ihr eigener Sohn. Das Gesprächsthema war nicht glücklich gewählt, bemerkte Ofella nun. Wenn doch nur eine Ablenkung käme, ehe sie über ihren eigenen Sohn würde reden müssen. Jede wäre ihr willkommen! Schon teilten sich die Lippen der Vinia Flora, vermutlich, um genau diese Frage zu stellen.

  • Endlich mal wieder in den Thermen.... Laevina schritt langsam und wuerdevoll an der Seite ihrer Sklavin Quadrata durchs Caldarium und liess pruefend den Blick ueber die Becken und die darin sitzenden Frauen schweifen. Seit Tagen hatte sie bereits herkommen wollen, aber ihr Bemuehen, das Hauspersonal in der Casa Germanica einigermassen auf Zack zu bekommen, hatte bislang all ihre Energien in Anspruch genommen. Mittlerweile waren jedoch alle Sklaven gebuehrend eingeschuechtert, und sie hatte trotz intensiver Suche bereits seit geraumer Zeit nicht einmal das kleinste bisschen Schmutz oder Staub finden koennen.
    Eigentlich war es schon erschreckend, wie selbstlos sie sich in der letzten Zeit fuer die Interessen ihrer Familie aufgeopfert hatte, da konnte sie sich doch nun wirklich auch mal ein kleines Bad goennen. Und sich bei der Gelegenheit direkt in Sachen Klatsch und Tratsch auf den neuesten Stand bringen, denn das klappte nirgendwo besser als unter einem Haufen nackter Weiber. In welchem Becken gab es denn wohl die vielversprechendsten Neuigkeiten? Das Becken rechts von ihr war gefuellt mit einer Horde Teenager, und wurde von Laevina direkt aussortiert. Kichernde Gespraeche ueber picklige Verehrer und Liebesgedichte standen nicht gerade ganz oben auf ihrer Prioritaetenliste.
    Aber da, im Nachbarbecken bot sich schon ein vielversprechenderes Angebot, zwei mittelalte Damen, die eine dick, die andere rothaarig, und beide ihren Gesichtsausdruecken nach zu urteilen ganz offensichtlich in ein Klatsch-Gespraech vertieft.
    Laevina naeherte sich dem Beckenrand, laechelte hoeflich und fragte dann in ihrem liebenswuerdigsten Tonfall:


    "Salvete, die Damen. Waere es in Ordnung, wenn ich mich dazugesellen wuerde? Mein Name ist Germanica Laevina."


    Sim-Off:

    Ich finde, zwei derart liebenswerte Damen muessen sich einfach kennenlernen :)

  • Sim-Off:

    Mit Vergnügen!


    Ihr Götter! Gerade, als Floras Lippen sich teilten und wohl die Frage aussprechen mochten, die Ofella im Grunde genommen nicht beantworten wollte, ehe sie nicht selbst mit ihrem Sohn gesprochen hatte, trat eine Frau an den Rand des Beckens und begrüßte sie. Floras Mundwerk klappte unverrichteter Dinge wieder zu und beide Damen drehten sich synchron schweigend zu der neu Eingetroffenen. Wie auf ein Kommando erschien ein Lächeln auf beiden Zügen, und Ofella war eine Winzigkeit schneller als ihre Begleitung, wohl aus dem Grunde, dass sie schlichtweg erleichtert war, aus jener prekären Situation entkommen zu können.


    "Bitte sehr, Germanica. Dies hier ist Vinia Flora und ich bin Claudia Ofella. Wir würden uns freuen, wenn du dich zu uns gesellst!" Floras kurzer, unbemerkt zu Ofella geworfener Blick machte zwar das genaue Gegenteil deutlich, doch darauf gab Ofella nichts. Und Vinia schien sich auch recht schnell damit abzufinden, dass die allzu vertrauten Gesprächsthemen hiermit beendet waren und man die in der Öffentlichkeit bekannten Personen jenen der eigenen Familien vorziehen musste.
    "Ein herrlicher Tag für die Thermen, nicht wahr? Ich liebe es, bei solch garstigem Wetter einfach im warmen Wasser zu entspannen und nichts weiter zu tun. Kommst du oft hierher, Germanica?" Ofellas Blick glitt an der Gestalt der Dritten im Bunde auf und ab, während Flora sie ausfragte. Alt und zerknittert wirkte sie. Bestimmt war sie schon weit jenseits der Fünfzig. Oder gar der Sechzig? Wenn Laevina sie ansehen würde, würde Ofella sie nichtssagend anlächeln.

  • Ofellas taxierender Blick in bezug auf ihr Aeusseres entging ihr nicht, doch Laevina reagierte darauf nur mit einem feinen Laecheln und liess sich dann langsam und wuerdevoll ins warme Wasser sinken. Herrlich...
    Ihr fortgeschrittenes Alter hatte durchaus auch seine Vorteile, so war zum Beispiel die Notwendigkeit, zu jeder Zeit so schoen und attraktiv wie moeglich auszusehen, mittlerweile nicht mehr gegeben. Die gute Claudia dagegen war scheinbar etwa zwanzig Jahre juenger als sie selbst und musste sich auf diesem Gebiet noch deutlich mehr Gedanken machen als sie selbst...


    "Oja, da hast du zweifellos recht. Die Thermen sind [/I[I]]an derartigen Tagen ein wahrer Segen, vor allem in meinem Alter" floetete sie liebenswuerdig zurueck, nachdem sie sich in eine angenehme Sitzposition gebracht hatte.


    "Und nein, leider ist dies heute mein erster Besuch hier seit vielen Jahren. Ich habe waehrend meiner Ehe weit weg in Nola gelebt und bin erst nach dem Tod meines Mannes wieder nach Rom und in den Schoss meiner geliebten Familie zurueckgekehrt" sie liess einen melancholischen Seufzer ertoenen und sah dann Ofella an.


    "Und wie steht es mit dir, werte Ofella? Du bist doch sicherlich haeufiger hier, nicht wahr?"

  • Ofella, die seit mittlerweile drei Jahren ihren neunundvierzigsten Geburtstag feierte, war doch erstaunt, wie die Germanica mit ihrem Alter umging. Sie selbst hätte nie freiwillig zugegeben, dass sie betagt war oder sich alt fühlte. Obwohl das durchaus der Fall war, wenn sie vor einem Schaumbad in den Spiegel sah und die zerfurchte Landschaft betrachtete, die ihr Körper an gewissen Stellen war. Direkt im Dekollettée tummelte sich gleichfalls ein paar Falten, die Brust hing ein wenig ohne Stütze und dann war da noch ihr Hüftspeck... Doch man konnte durchaus sagen, dass Ofella für ihr Alter tatsächlich gar nicht sooo unansehnlich war. Und hinzu kam, dass sie wusste, wie man trickste, kaschierte, überspielte und verbarg. Allerdings half ihr das hier in den Thermen eher weniger, wie sie sich eingestehen musste. Ihr einziger Vorteil war die Lichtbrechung des Wassers und dessen Bewegung, die den Blick auf untergetauchte Gefilde verschwimmen ließ.
    "Oh, am Vesuv? Ich habe gehört, die Landschaft dort soll atemberaubend sein!" bemerkte Flora und schloss träumerisch die Augen. Ofella hob flüchtig die Brauen und stellte sich die Germanica beim Wandern vor. Nein, besser nicht.
    "Ich?" sagte Ofella dann plötzlich, überrascht, dass Germanica Laevina ebendieses annahm.
    "Mitnichten, meine Liebe! Ich stamme ursprünglich aus Brundisium, habe aber die meiste Zeit in Baiae verbracht, seitdem ich verheiratet bin. Ich bin erst seit drei Tagen in der Stadt, aber selbstverständlich lasse ich mir die Freuden der Thermen nicht entgehen! Zumal man nirgendwo sonst schneller erfahren kann, was sich so tut in Rom", gab Ofella zu und lachte kurz und unpassend auf.
    "Wir haben uns gerade über unsere Kinder unterhalten", bemerkte Vinia Flora nun ein wenig spitz. Vermutlich wollte sie einem zu einseitigen Gespräch vorbeugen und sowohl sich selbst wieder integrieren als auch unmissverständlich deutlich machen, dass es Laevina war, welche die Dritte im Bunde war, nicht sie selbst.
    "Du hast doch Kinder?" hakte sie nach. Ofella fluchte innerlich, unterdrückte ein Seufzen und fügte sich in das Unvermeidliche Schicksal. Nun würde sie wohl oder übel mitreden müssen.

  • Meine Guete, diese fette Wachtel war aber im hoechsten Masse anstregend....Laevina mussterte Vinia Flora aergerlich, behielt aber weiterhin ihren betont gleichmuetigen Gesichtsausdruck bei. Haette man dieses dumme Stueck seinerzeit rechtzeitig mit seinem fetten Hintern auf den Vesuv gesetzt, dann waere Pompeii vermutlich heute noch intakt....


    "Oja, ganz recht, die Campania bietet so einiges an Sehenswuerdigkeiten" saeuselte sie dann liebenswuerdig und wandte sich dann wieder Ofella zu, die ihr eindeutig die intelligentere der beiden Damen zu sein schien. Brundisium, sieh einer an...das war ja nun auch nicht gerade der Nabel der Welt...


    "Ja, da gebe ich dir recht. Ein paar Stunden in den Thermen und man ist wieder auf dem neuesten Stand. Ich muss gestehen, dass ich augenblicklich sehr uninformiert bin, da ich mich in den wenigen Wochen seit meiner Ankunft in Rom fast ausschliesslich um meine Familie gekuemmert habe. Befindet sich dein Ehemann denn noch in Baiae oder ist er mit dir nach Rom gekommen? " fragte sie dann. Irgendwie wirkte Ofella nicht gerade wie eine gluecklich verheiratete Frau...


    Und dann machte diese daemliche Flora doch schon wieder den Mund auf und fragte nach ihren Kindern, ausgerechnet.... Natuerlich haette es Laevina klar sein muessen, dass dieses Thema unter alten Weibern unvermeidlich war, aber irgendwie hatte sie gehofft, darum herum zu kommen....


    "Selbstverstaendlich habe ich Kinder, zwei Soehne und eine Tochter." antwortete sie in ziemlich spitzem Ton und musterte Vinia Flora dabei relativ unverfroren. So wie die aussah, hatte sie schon gefuehlte dreizehn Geburten hinter sich und die vierzehnte stand unmittelbar bevor....

  • Ofella warf Flora einen leicht tadelnden Blick zu. Sie im Beisein der Germanica zu ermahnen, konnte sie sich nicht leisten, war doch Flora momentan die einzige, die sich regelmäßig mit Ofella traf und mit der sie sich austauschen konnte. Zumal Vinia stets über die neuesten Neuigkeiten bescheid wusste, wie auch immer. Da durfte man nicht wählerisch sein.
    "Oh, da bist du bei Vinia hier an der richtigen Adresse", bemerkte Ofella daher ganz arglos und hob flüchtig die Brauen in Laevinas Richtung. Vielleicht verstand sie ja.
    "Ich selbst kann dir, wie gesagt, momentan nicht sonderlich viel erzählen. Mein Gemahl bleibt stets in der Stadt, wenn ich aufs Land reise. Er hat viel zu tun, Senatssitzungen und dergleichen. Aber du weißt ja, wie die Männer sind. Da ist nicht viel zu erwarten, wenn man sich über bestimmte Dinge informieren will", fuhr sie fort und schüttelte, scheinbar bedauernd, den Kopf. Vinia Flora verengte leicht die Augen und sah von einer zur anderen. Sie fühlte sich leicht überflüssig und spielte schon mit dem Gedanken, das Becken zu verlassen. Doch vielleicht ließ sich noch etwas Interessantes über diese alte Schachtel herausfinden. Sie gab sich interessiert.
    "Zwei Söhne! Haben sie denn schon Zukunftspläne? Mein Sohn wird natürlich einmal Politiker", sagte sie und nickte selbstgefällig.
    "Natürlich", nuschelte Ofella und schob ein Lächeln hinterher. Solange sie nicht angesprochen werden würde, wollet sie es vermeiden, über Brutus zu reden. Jetzt erneut auf Ablenkung zu hoffen, erschien ihr unsinnig, und selbst abzulenken, half bei Floras penetrantem Nachfragen scheinbar auch nicht viel.

  • Laevina folgte Ofellas Blick zu Vinia und ein leises Laecheln umspielte ihre Lippen. Dass dieses Weib bestens informiert war, glaubte sie sofort. Vermutlich war deren Gehirn derart klein, dass sich ihr Gehoer im kompletten Schaedel ausbreiten konnte und jede Kleinigkeit im Staedtchen mitbekam...


    Bei den naechsten Worten der Claudia nickte sie dann verstaendnisvoll, ihr eigener Gatte war zwar niemals auch nur in die Naehe des Senats gekommen, hatte sich aber mit Vorliebe von morgens bis abends in seiner Bibliotheca verbarrikadiert und den Rest der Zeit mit irgendwelchen Klienten verbracht. Seltsam, dass er trotz ihres freundlichen Wesens im Laufe der Jahrzehnte immer seltener ihre Naehe gesucht hatte...


    Und als haette sie es nicht schon geahnt, begann die dicke Vinia jetzt schon wieder, in Laevinas offenen Wunden herumzuruehren. Aber es half ja alles nichts, um diese Antwort wuerde sie nicht herumkommen. Also biss sie die Zaehne zusammen und sagte dann in einem Tonfall, der einem Unbeteiligten vermutlich kuehl und unbeteiligt erscheinen wuerde:


    "Mein juengerer Sohn ist schon vor einigen Jahren in Germanien gefallen, er hatte zweifellos eine grosse Karriere in der Armee vor sich." Fuer einen kurzen Augenblick verdunkelte sich Laevinas Blick, als sie an Victorius dachte, der ihr mit seinem schwarzen Haar und den blauen Augen so aehnlich gesehen hatte. Sie rauesperte sich kurz fuhr dann fort.


    "Und Severus ist seit einigen Monaten auf einer Bildungsreise und wird seine Karriereplaene nach seiner Rueckkehr wieder aufnehmen." In Wirklichkeit hatte Laevina keine Ahnung, wo sich ihr aelterer Sohn zur Zeit aufhielt, aber das wuerde sie ganz sicher nicht irgendwelchen wildfremden Weibern unter die Nase binden, auch wenn diese zu besten Gesellschaft gehoerten.
    Ob Ofella auch Soehne besass und vielleicht etwas mehr Glueck mit ihnen gehabt hatte als sie selbst? Laevina sah ihre neue Bekanntschaft fragend an und wartete, ob diese irgendetwas zu erzaehlen hatte.

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