Meerwärts verlangt es mich, ja zum Meere,
Das fern dort ruhsam rollet in Hoheit.
Nebelgebirge, lastende, tragend,
Wandert es ewig sich selbst entgegen.
...
Zum Meere verlangt mich, ja zum Meere,
Das fern dort erhebet die kalte Stirne.
Siehe, die Welt wirft darauf ihren Schatten
Und spiegelt flüsternd hinab ihren Jammer.
- B. Björnson
Kieselsteine, glänzend von Feuchtigkeit. Weicher Sand. Bläulich blass das Morgenlicht. Mit blossen Füssen watet Lycidas durch das Wasser. Bis zum Knöchel reicht es ihm. Kühl. Er beugt sich hinab, hebt eine Muschel auf. Seine Fingerkuppen streichen über die makellose Glätte der Innenseite. Folgen den feinen Rillen auf der Wölbung des Gehäuses. Gischt netzt seine Waden. Endlos rollen die Wellen an das Ufer. Kraftvoller als an den Gestaden des Lacus Mareotis. Lycidas richtet sich auf. Der Wind fährt im ins Haar. Lässt es flattern. Die Muschel entgleitet seinen Händen. Er sieht auf das Meer. Wolken verschleiern den Horizont. Ein opalener Glanz im Osten zeigt die aufgehende Sonne an. Fischerbote. Möwen. Irgendwo jenseits des Meeres liegt Lydien.
Es ist nur ein schmaler Streifen Strand. Bedrängt auf einer Seite vom Hafen. Auf der anderen von Häusern. Ein leckes Fischerboot liegt kieloben auf dem Sand. Ein Steifen verworrenen Seetanges säumt das Ufer. Langsam geht der Jüngling am Rande des Wassers entlang. Sein Herz ist schwer. Er weiß nicht weiter. Ungerührt fluten die Wellen an den Strand. Treiben die Wolken über den Himmel. Kreischen die Möwen, und balgen sich um einen toten Fisch. Die Sonne steigt höher. Die Welt nimmt keine Notiz von Lycidas Verhängnis. Es überwältigt ihn. Eiskalt die Furcht um sein Leben. Brennend der Hass auf alle, die ihm Böses getan haben! Vor allen anderen: der Claudier! Doch auch die Sprechenden. Die ihre Worte geistlos verschwenden. Nicht achtend der Kostbarkeit, die ihnen gegeben ist.
Lycidas schluchzt auf. Häßliche, rohe Laute dringen aus seiner Kehle. Er sinkt auf den Sand, neben seinen Lyrakasten, und schlägt die Hände vors Gesicht. Weint bitterlich. Sein Jammer ist unendlich.