[Atrium] Nach der Wahl

  • Macer zuckte mit den Schultern. Ob es am Kaiserhof nun viele Freigelassene gab, weil sie besonders treu oder besonders fleissig waren, konnte ihm im Prinzip egal sein. "Du kennst dich dort besser aus als ich, also wird es wohl so sein", lächelte er und hatte nicht vor, das Thema noch weiter zu vertiefen. "Ich werde jedenfalls sehen, was ich beim Praefectus Urbi für dich erreichen kann."

  • Pisomerkte, dass zu dem Thema nun wirklich alles gesagt war, und lächelte zurück. „Ich danke dir abermals. Und jetzt, genieße den Abend noch. Es ist deiner. Hundert Prozent!“, rief er, als er, rückwärts gehend, sich entfernte, und somit Platz für einen anderen Klienten machte, der mit einem anderen Geschenk andampfte, welches Piso zwar nicht sehen konnte, jedoch aber größer wirkte als das seine. Nun, vielleicht ein Paket voll mit Sauerkraut oder Erbsenpüree, dachte er sich, als er sich umwandte und sich wieder in die feiernde Menge mischte.

  • Die Amtszeit war vorüber, die Siegesfeier nach der Wahl längst Vergangenheit. Diesmal eilte kein Bote voraus, um die Ankunft des Senators anzukündigen, nachdem dieser seine Res Gestae auf der Rostra beendet hatte und in die Casa zurück kehrte. Keine jubelnde Hausgemeinschaft erwartete ihn, aber das war Macer durchaus Recht so.


    Wie damals führte sein Weg rasch zum Hausaltar. Opfergaben hatte er bereit legen lassen und die Toga war schnell über den Kopf gezogen. Nach dem Wahlsieg hatte er Victoria gedankt und Iustitia um Beistand für die Amtszeit gebeten. Er war sich sicher, diesen erhalten zu haben, so dass es nun an der Zeit war, auch ihr zu danken. Der unvermeidliche Weihrauch stieg bereits aus der kleinen Schale nach oben, als Macer die Augen für das stille Gebet schloss. Er dankte für ein gutes Jahr, in dem ihm das Amt viele Aufgaben gestellt hatte, aber keine, die er nicht zu meistern wusste. Er dankte für die Hilfe im richtigen Augenblick, wenn er hatte gerechte Entscheidungen treffen müssen. Und er dankte dafür, dass die Menschen im allgemeinen recht friedlich waren und ihn nicht mit zu viel Arbeit überhäuft hatten. Mit nun wieder geöffneten Augen brachte er die Opfergaben dar. Es war ein unblutiges Opfer und es wurde im Privaten durchgeführt, aber dennoch wollte er nicht kleinlich sein. Eine aus feinem Holz geschnitzte Votivfigur hatte er sich mitgebracht, die er nun der Göttin der Gerechtigkeit weihte, um sie später auf dem Altar in der Basilica Ulpia abzustellen, als endgültiges Zeichen für das Ende seiner Amtszeit.


    Mit einem weiteren Gebet, diesmal an die capitolinischen Götter im allgemeinen, endete die private Zeremonie. Macer trat einen Schritt zurück, nahm die Toga wieder vom Kopf und drehte sich um. Der Alltag hatte ihn wieder.

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