Irgendwo in Italia auf einer trostlosen Straße...

  • Irgendwo in Italia auf einer trostlosen Straße ritt ein Mann gebrochen dahin. Das Pferd war müde und der Mann darauf ebenso. Er hatte einiges an Sesterzen bei sich, ebenso einiges an Hab und Gut. Die Sonne schien sich zu verdunkeln als der Mann vorbeiritt.


    "Ruhig," sprach er und streichelte das Pferd am Hals.


    Es war Verus, der einsame Reiter. Er war aus Rom geflohen, um sich selbst zu vergeben und in Ruhe sterben zu können. Sein Herz schmerzte. Ab und an lief Blut aus seiner Nase. Er wusste, dass es zu Ende ging.


    Verus ging einiges durch den Kopf. Seine Gedanken formten sich zu einer Art Lied:

    Weise Männer sagen, gehe einfach bis zu den Anfängen des Lichts. Der Wind bläst in dein Gesicht als die Jahre vorbeigingen.


    Hör die Stimme aus der Tiefe - Es ist der Ruf deines Herzens.
    Schließe die Augen und du wirst aus der Dunkelheit finden.


    Hier bin ich, schickt mir einen Retter,
    Hier bin ich im Land des Morgensterns.


    Weise Männer sagen, du musst nur einen Platz im Zentrum der Welt finden.
    Such die wunderschöne Rose in deinem Leben, doch schütze dich vor ihren Dornen.


    Hier bin ich, schickt mir einen Retter.
    Hier bin ich im Land des Morgensterns.


    So ritt er einsam und verlassen in die Welt hinaus. Irgendwo würde er sich eine kleine Hütte bauen und die ganze Welt hinter sich lassen. Jeder stirbt alleine und dies wollte Verus wortwörtlich umsetzen.

  • Wo sollte er nur hin? Diese Frage brummte ihm im Schädel. In den Osten wollte er nicht. Zumal dort Roms Einfluss zu groß war. Er wollte nicht mehr gefunden werden. Zumindest eine zeitlang nicht mehr.


    Langsam quälte sich das Pferd über die Straße. "Germania magna," sprach er belanglos vor sich hin. "Ich hasse zwar die Germanen aber dort kann ich frei von Rom leben und frei von meinen Geistern der Vergangenheit." Manchmal sind die Feinde, die einzigen Vertrauten.


    "Es ist kalt," wiederholte er seine Gedanken laut. "Damit kann ich leben. Germanen? Barbarisch aber sie werden mich in Ruhe lassen, wenn ich keine Bedrohung für sie bin. So sei es..."


    Verus gab dem Pferd die Sporen und machte sich auf den langen Weg nach Germanien. - Dort, wo ihn keiner kannte. Dort, wo er einfach leben oder sterben konnte.

  • Ein steifer Wind wehte auf der trostlosen Straße. Einige Regentropfen begannen zu fallen. Die Götter schienen ihn ebenso zu verhöhnen. Verus wickelte die Decke, die er sich umgeworfen hatte, enger um den Körper.


    Er zitterte. Sein Ziel war lange noch nicht erreicht. Verus wollte nach Germanien. Diese Reise würde mit diesem altem und müdem Pferd noch eine Weile dauern. Ebenso war er fast pleite, da er das meiste Vermögen Sedulus übergeben hatte. Was ihm blieb war zwar ein Grundstück irgendwo aber dies nützte ihm hier in der Kälte wenig. Doch Verus hatte diese neue Armut selbst gewählt. Er suchte die Freiheit und nur so fand er sie.


    Der Wind schlug ihm ins Gesicht. Das Pferd jaulte kurz auf und dann trapte es müde weiter.

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