Vom Winde verweht ...

  • ... und für alle Zeit verloren, ist so manches was uns sehr am Herzen liegt. Ist es Schicksal oder purer Zufall? Wie auch immer. Es kommt eben manchmal anders wie erwartet, oder - wie in diesem Fall - eben niemals beim Empfänger an:


    Prisca hatte dem Boten mehrfach und mit eindringlicher Stimme gesagt wie wichtig es sei, dass der Brief so schnell wie möglich zu ihrem Cousin gelange. Der namenlose Nuntius nahm sich diese Worte zu Herzen und trieb sein Pferd und sich zur Eile an. Ohne Rast legte er Meile um Meile zurück und fasthätte er Mantua noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht, wenn nicht ...


    ... sein Pferd auf dem matschig weichen Untergrund eines schmalen Pfades, der durch einen dicht bewachsenen Hain führte, ins rutschen geraten wäre. Wiehernd bäumte es sich auf und warf den Reiter dabei ab. Sein Schrei verhallte ungehört, dann lag er tot am Boden. Sein Genick gebrochen an einem Stein, der dort seit ewigen Zeiten unbeachtet herum gelegen war. Der Weg sollte eine Abkürzung werden doch nun wurde dieser abgeschiedene Ort zur letzten Ruhestätte eben jenes Boten, der eigentlich einen wichtigen Brief zu überbringen hatte.


    Das Schreiben selbst war bei dem Aufprall aus der Tasche des Mannes gerutscht und lag nun auf dem vom Regen aufgeweichten Boden. Nicht mehr lange und auch die letzte Zeile wäre hinfort gespült von den Regentropfen, die in dieser Nacht vom Himmel fielen....




    Ad
    Titus Aurelius Ursus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua


    Lieber Ursus,


    es fällt mir unendlich schwer dir diese Zeilen zu schreiben, zumal ich dir so gerne eine bessere Nachricht überbracht hätte. Dennoch kann und will ich dir nichts vormachen oder gar beschönigen, dazu ist die Zeit die uns bleibt zu kostbar und knapp. Es steht sehr schlecht um Minervina. Ich war bei ihr und habe mit ihr gesprochen, habe versucht sie zu ermuntern und ihr neuen Mut zu geben. Ob es mir gelungen ist? Ich weiß es nicht und ich mache mir schwere Vorwürfe, dass ich nicht mehr zu tun vermag. Die Ärzte selbst haben kaum mehr Hoffnung , dass sie diesen Winter überstehen wird. Sie raten uns Minervina, für die wenige Zeit die ihr noch bleibt, nach Rom zu holen. Ich denke es wird das Beste sein du kommst persönlich hierher, um deine Schwester nach Hause zu geleiten. Ich selbst werde voraus reisen und alles Nötige für eure Ankunft in Rom vorbereiten, da Marcus nach wie vor sehr krank ist. Es tut mir alles so leid und ich kann es immer noch nicht begreifen, dass die Götter uns Minervina nehmen wollen. Bitte beeile dich, Ursus!


    Prisca


    .

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!