Entspannung nach der Wahl

  • "Nun ja ich denke nicht, dass Tiberius Durus das nötig hat. Er ist einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Patrizier und hat die Unterstützung der Meisten. Man sollte lieber ein Auge auf Aelius Quarto und Vescularius Salinator haben. Ihr Machtkampf hat zwar noch nicht die Öffentlichkeit erreicht, aber er ist dennoch erkennbar. Decimus Verus und Octavius Macer haben das in den letzten Wahlen deutlich gezeigt."


    meinte Modestus und war nun gespannt die Meinung seines Patrons zu der Sache zu hören. Der Machtkampf zwischen den potentiellen Thronerben des Kaisers war immerhin eine bedeutende Sache. Salinator würde wohl mit Hilfe des Militärs die Macht anstreben und somit keine Legitimation außer den Legionen benötigen, während Aelius Quarto wohl auf den noch zu Sohn des Kaisers und den Senat setzen würde, um dann als Regent für den Jungen selbst zu regieren, bis er alt genug war.

  • "Ein Ass im Ärmel und einflussreiche Freunde kann man immer gebrauchen", warf Macer ein. "Und Tiberius Durus hat sie zweifellos. Hätte er sie nicht, wäre er nicht Consul geworden."


    Die Spekulationen über den Machtkampf zwischen Aelius Quarto und Vescularius Salinator machten Macer nachdenklicher. "Ja, der Machtkampf ist spürbar, aber beide scheinen ihn nicht offen austragen zu wollen. Es würde mich nicht wundern, wenn es daran liegt, dass beiden ein wenig das Verständnis für ihren Gegner fehlt. Sie sind einfach sehr verschieden. Und beide haben das Vertrauen des Kaisers. Wer den offenen Ausbruch eines Machtkampfes verschuldet, wird es als erstes verlieren, schätze ich. Also halten sich beide zurück." Macer war das durchaus recht, denn er war in den meisten Fällen eher an der Sache interessiert als an der Person. Zumindest hatte er bisher keine Notwendigkeit gesehen, sich zwischen den beiden zu entscheiden, weshalb er auch keine Meinung dazu äußerte.

  • Avianus nickte nur bedächtig, als Modestus sich zu dem Konflikt von Quarto und Salinator äußerte. Er war sich zumindest sicher, dass man Quarto mehr trauen konnte als Salinator... das zu wissen, war immer gut, denn grundsätzlich gingen Männer wie der amtierende Praefectus Urbi dem Aurelier gewaltig gegen den Strich. Er war einer dieser typischen Männer, die sich auch den letzten Tropfen Macht schnappten und dies gnadenlos ausnutzten. Denen jeder Weg zu dieser besagten Macht recht war, selbst wenn dabei über Leichen gegangen müsste.
    "Es ist ein durchaus angespannter Konflikt. Wenn es jedoch hart auf hart kommt, wäre ich einer derjenigen, die Quarto unterstützen. Männer wie den Vescularier hinterfragt man besser doppelt und dreifach, bevor man ihnen zustimmt. Wobei Zustimmung eines seiner und unseren geringsten Probleme wäre, falls... "
    Nach dem falls wäre nun eine Spekulation darüber entstanden, was passieren sollte, falls er den zurzeit schlecht bei Gesundheit stehenden Kaiser erwischen sollte. Jedoch hielt sich Avianus mit wilder Spekulation zurück und verstummte deshalb an diesem Punkt.

  • "Nun mit Vescularius Salinator hätte man dagegen einen sehr starkes und militärisch bewandertes Oberhaupt des Reiches. Ich glaube er ist längst nicht der einfälltige Proletarier für den er sich manchmal ausgibt. Und ich muss sagen, dass ich seine direkte Art durchaus erfrischend finde."


    saget Modestus und vermied dabei eine ungeschickte Formulierung wie der Aurelier sie verwendet hatte. Zwar favorisierte er eher den Vescularier, der unter anderem seinen Vetter in eines der höchsten Ämter gehieft hatte, aber im Zweifelsfall schuldete er seinem Patron Gehorsam. Und wenn Macer sich gegen den Vescularier entschied, dann war die Entscheidung damit auch für ihn getroffen. Dass der Aurelier Aelius Quarto unterstützen wollte, vermerkte Modestus in Gedanken. Es war immer gut zu wissen, wer sich auf welche Seite stellen wollte.

  • "Beide haben ihre Qualitäten und Vorzüge", blieb Macer neutral und mischte sich auch nicht in die offensichtlich abweichenden Meinungen seiner beiden Klienten ein. "Aelius Quarto ist vermutlich einer der derzeit besten Kenner der Verwaltung und des Kaiserhofes und auch wenn er oft einen stillen Eindruck macht, hat er zahlreiche Kontakte, in Rom wie in den Provinzen. Und Vesularius Salinator ist ganz sicher kein einfältiger Proletarier. Sein Humor ist nicht unberdingt der meine, aber er ist nicht umsonst Senator, ehemaliger Statthalter und nun eben Praefectus Urbi. Und so wie die einen ihn zu grob und Jovial finden, mögen andere auch Aelius Quarto für zu milde und zerstreut halten. Die Auftritte seiner Klienten bei der Kandidatur zur Wahl schienen ja auch teilweise etwas befremdlich und ich nehme an, dass ich nicht der einzige war, der sich gefragt hat, was sich Aelius Quarto von dem einen oder anderen Kandidaten versprochen hat."

  • "Nun ich denke Aelius Quarto wollte mit Vescularius Salinator mithalten. Vescularius Salinator hat in letzter Zeit einige Plebejer in den Ordo Senatorius erhoben, die im Cursus Honorum aktiv werden wollen. Faustus Octavius Macer ist zum Beispiel einer von ihnen. Wobei man sagen muss, dass Aelus Quarto weniger Geschick in der Auswahl der Männer bewiesen hat."


    meinte Modestus und dachte an die beiden aelischen Kandidaten. Ein kalter Schauer fuhr im über den Rücken. Als ehemaliger Duumvir durfte er nicht all zu sehr auf Standesunterschiede pochen, aber ein ehemaliger Flottencenturio und ein Aquarius?


    "Es ist aber deutlich, dass Beide Einfluss auf den Senat gewinnen wollen, wobei ich aber glaube, dass Aelius Quarto in Eindeutig nötiger hat. Soweit ich gehört habe, sollen die Legionen im Osten ja zu Vescularius Salinator stehen, oder irre ich mich da?"

  • "Im Moment möchte ich doch sehr hoffen, dass die Legionen übverall im Reich treu zu Valerianus stehen", erwiderte Macer trocken und mit einer ganz leichten Schärfe und Verärgerung in seiner Stimme. "Es gibt keinen Grund, etwas anderes anzunehmen." Zumindest ging Macer davon aus, dass von den zahlreichen Gerüchten um den Gesundheitszustand des Kaisers in den Provinzen wesentlich weniger ankommen würde als in Rom und dass ein umsichtiger Kommandeur in der Lage sein Würde, seine Soldaten von allzu wilden Spekulationen abzuhalten. "Zumindest ist mir bisher nichts von abtrünnigen Kommandeuren bekannt."

  • "Selbstverständlich! Und es ist sehr beruhigend das zu wissen."


    sagte Modestus sogleich und hob abwehrend die Hände. Macer hatte ihn entweder falsch verstanden, oder er wollte nicht über diese Sache reden. Ihm ging es weniger um irgendwelche Aufständischen, als um die Frage ob sich Vescularius Salinator im Falle eines verfrühten Todes von Valerianus mit den östlichen Legionen im Rücken selbst zum Kaiser aufschwingen könnte.


    "Wie geht es im übrigen deiner Frau, Patron?"


    fragte Modestus nun, um das Thema zu wechseln.

  • Dass Annaeus Modestus das Thema nun so plötzlich wechselte, fand Macer etwas überraschend, hatte aber auch keine Lust auf eine Nachfrage oder gar eine Metadiskussion. "Danke der Nachfrage", ging er den Themenwechsel daher scheinbar unberührt mit. "Ihr geht es gut und sie hat den Haushalt schon fest im Griff."

  • In seinem Inneren musste Avianus ob der Unterstützung einer solch korrumpierten und machtbesessenen Persönlichkeit einfach nur den Kopf schütteln. Es war die Macht selbst, welche Männer wie den Vescularier doch erst gefährlich machten. Macht, die rücksichtslosen Umgang mit Selbiger immer mehr förderte. Für Avianus war die Ausübung von Macht kein Gefühl, welches zur Bereicherung gedacht war. Für ihn war es viel eher eine Pflicht und ein Privileg, dass die Wenigen, die damit umgehen konnten, andere zu leiten vermochten. Dass er bei Salinator sehr vorsichtig war, konnte man ihm daher wohl kaum verübeln.
    Es war eine leidige Grundsatzdiskussion und Avianus vermied eine offene Reaktion, um den Patronen nicht einer offenen Streitigkeit zwischen seinen zwei Klienten auszusetzen. Eher nickte er und übte sich im Schweigen - denn Schweigen ist gold, manchmal auch für die Politiker.


    "Dann möchten wir hoffen, dass es sich nicht ändert", vertiefte Avianus den Themenwechsel, "Sag, Patron, du bist ein Mann mit großer Macht - hast du jedoch auch jemanden, der eines Tages in deine Fußstapfen tritt? Einen würdigen Erben?" Es war immerhin ein alltägliches Thema und niemand war für die Ewigkeit bestimmt. Auch Avianus selbst nicht, so wenig, wie es sein Vater seinerzeit war.

  • Da Macer seine Macht selber in der Regel für geringer hielt als seine Gesprächspartner, musste er auch diesmal wieder schmunzeln, als Aurelius Avianus das Thema weiter vertiefte. "Ich würde die Sorge um einen Erben nicht so sehr von meiner Macht abhängig machen. Zumal ein Erbe ja kaum die Macht erbt, sondern bestenfalls den Namen", gab er erst einmal zu bedenken. Die eigentliche Antwort fiel schließlich auch denkbar knapp und unspektakulär aus. "Und ich habe noch keinen Erben. Sonst hätte ich ihn euch schon gezeigt." Einen Sohn konnte man ja auch schlecht verstecken, erst Recht nicht, wenn er sich später in der Öffentlichkeit bewegen sollte.

  • Irgendwie hatte Macer es geschafft, die Frage des jungen Aureliers als sinnlos darzustellen. Doch Avianus wusste, dass dies in einem völlig anderen Sinn gemeint war und nickte anschließend nur lächelnd. "Wir möchten doch hoffen, dass dein Erbe mehr als nur deinen Namen erbt. Oder sehe ich das falsch", bekundete Avianus mit einer mehr rhetorisch anmutenden Rückfrage.
    "Ich verstehe... wie dem auch sei, irgendwann kommt dann der Moment, den Iuno für dich bereit hält." Es war ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit, ein Kind verstecken zu wollen - selbst wenn man es wollte. Warum sollte man das auch wollen?

  • "Ja, das hoffe ich auch sehr, dass dieser Moment kommen wird. Mit der Heirat mit Albina ist er sicher ein Stück näher gerückt", bermutete Macer. "Wann auch immer Iuno dann die Entscheidung treffen wird, uns gewogen zu sein und uns das auch mitzuteilen." Es brachte ja schließlich nichts, immer vom Wohlwollen oder der Missgunst der Götter auszugehen, ohne nach ihren Zeichen Ausschau zu halten. Wobei Macer ziemlich wenig Ahnung davon hatte, irgendwelche Zeichen der Iuno zu deuten. Genauso gut hätte man ihn fragen können, woran man erkennt, dass eine Katze gute Laune hat. Von denen hatte er auch wesentlich weniger Ahnung als von schwanzwedelnden Hunden.

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