Ich hatte dieses Hin und Her so dermaßen satt! Ich musste dringend an die frische Luft, sonst würde ich noch daran ersticken. Mit verbissener Miene zog ich durch das nachtschlafende Haus, vorbei an der Küche und diversen anderen Örtlichkeiten, bis ich die an den Garten grenzende exedra erreicht hatte. Mich zog es ins Peristyl, dem überdachten Säulengang. Hier draußen gurgelte und plätscherte es, das waren die einzigen Geräusche, die zu existieren schienen. Hin und wieder durchzuckte ein Blitz den nachtschwarzen Himmeln, offenbarte gezackte Blätter und dichtes Gestrüpp. Ich ballte die Hände zu Fäusten. Innerlich war ich so aufgewühlt, dass ich beinahe zu platzen drohte. Wie gern hätte ich irgendetwas zerschlagen, doch hinterher würde es mir nur wieder leid tun.
Also verließ ich die Überdachung und gin geradewegs in den Regen hinein. Im Nu waren meine Haare und der Stoff durchnässt, Wasser rann mir übers Gesicht. Es tat so gut, diese kalte Dusche zu spüren. Inmitten des Gartens blieb ich stehen und wandte das Gesicht gen Wolkenhimmel. Die Hände hatte ich auf Hüfthöhe erhoben, die Handflächen nach oben gekehrt. Als Knabe hatte ich so versucht, die Regentropfen mit dem Mund aufzufangen, jetzt tat ich es wieder.
Ich stand sicherlich zehn Minuten solchermaßen im Regen. Kälte spürte ich nicht, auch dass ich vor kurzem so krank gewesen war, war mich in jenem Moment gleich. Ich genoss schlichtweg das kalte Fließen des Wassers, diese unbändige Kraft der Natur, die da aus vollen Rohren schoss, nur untermalt von den Blitzen, die Iuppiter schleuderte. Dann hatte ich genug. Ich war inzwischen wenigstens soweit abgekühlt, dass ich wieder klarer denken konnte. Und ich wusste, was mir helfen würde. Ich ging zurück ins Haus und zielstrebig auf Celerinas Gemächer zu. Dass es mitten in der Nacht war, kümmerte mich herzlich wenig, als ich die Tür öffnete und in ihr Zimmer ging. Ich wusste nicht, ob sie schlief oder oberhaupt da war, immerhin hatte Charis etwas von nächtlichen Ausflügen erzählt. Ich ging trotzdem geradewegs auf ihr Bett zu. Meine Augen hatten sich sehr schnell an die Dunkelheit gewöhnt, und ich erkannte jetzt, dass sie tatsächlich dort lag. Ob sie schlief oder wach war, wusste ich nicht - es war mir in diesem Moment aber gleichgültig. Ich war ein wenig grob, das war mir durchaus bewusst, aber ich hatte eine hundsmiserable Laune - und Celerina hatte sich ohnehin beschwert, dass ich sie nicht öfter aufsuchte. Vermutlich bot ich ihr so nur einen weiteren Grund zur Unzufriedenheit.
Es klatschte - meine durchnässte tunica fiel auf den Boden. Dann zog ich Celerina schlichtweg die Decke fort und schob ihr Schlafgewand aus dem Weg, um sie zu nehmen, schlafend oder wach. Für mich zählte jetzt nurmehr das Ziel, das diese Begegnung haben würde. Ich schwieg, abgesehen von gelegentlichem Schnaufen. Es war wie Raserei. Ich war über ihr, und ich griff fest zu, denn ich wollte selbst den Schmerz spüren. Ohne Zweifel hatte ich sie inzwischen geweckt.