[Galatea] - Die Ausbildungsliburne

  • Fein säuselte der Wind um die Bordwand, kaum war das kleine Winseln zu vernehmen. Die Liburne bewegte sich im Schlag der Ruderer durch das kaum wellige Meer. Ihr Kurs aus dem Hafen von Misenum führte sie südlich an der Küste entlang. Neben der Ausbildung stand auch eine leichte Kontrollfahrt im Kommando. Ausschau halten nach kriminellen Objekten. Jene waren in dieser Gegend recht unwahrscheinlich, die leichte Anspannung der Rekruten jedoch die beste Möglichkeit zu trainieren. Für den Moment wußten die Steuermänner nur soviel, wie sie brauchten, um das Schiff auf Kurs zu halten. In den letzten Monaten der noch jungen Ausbildung hatte das Schiff die Gewässer um Misenum herum nie gänzlich verlassen. Sie waren an jedem Abend immer zurück im heimatlichen Hafen gelandet. Die Soldaten an Bord wußten nichts von einer Nacht außerhalb, sie ahnten noch nicht, das sie an diesem Abend ihr erstes Nachtlager fern von Misenum bauen würden... zur Übung, denn in der Provinz Italia brauchte es dieser Vorsichtnahme eigentlich nicht. Doch sie waren in Ausbildung und kein Ort war besser dafür geeignet als die Küstenlinie Italiens.


    Während die Wellen an das Schiff schlugen und sich in dessen Fahrwasser teilten, hielt die Liburne auf einen Punkt am Horizont zu. Eine Insel, die als Sicilia bekannt war und um deren strategische Wichtigkeit viele Schlachten in ferner Vergangenheit geschlagen worden waren. Jetzt galt sie als Kornkammer Italias. So nah, wie Aegypten, Africa Proconsularis oder Hispanien nie sein konnten. Doch ansich waren ihre Erträge bei weitem nicht ausreichend, um ganz Italia mit Brot zu versorgen.


    Ihre Fahrt würde im Norden dieses Eilandes an diesem Abend enden und die Rekruten zu neuen Leistungen fordern. Kein Seemann übernachtete auf dem Meer, war Land in Sicht oder es zwingend erforderlich...

  • Ihm Rahmen der Gfechtsausbildung an Bord, hatte sich auch Optio Marcus Classicus an Bord eingefunden.


    Fahrziel war Sicilia , da war er bisher nicht oft gewesen. Bisher hatte die Ausbildung eher in den Gewässern rund um Misenum stattgefunden oder an Land.


    Classicus war gespannt, was Sicilia alles so mit sich bringen würde

  • Ein gutes Gefühl wieder mit der guten alten Galatea unterwegs zu sein. Labeo war zwar nicht an diesem Ausbildungskurs beteiligt, aber seine Contubernie und er waren trotzdem mit dabei. Entweder um bei dieser Fahrt wenigstens auch ein paar ausgebildete Infanteristen (neben den Optionen und dem Centurio, versteht sich) dabei zu haben, oder weil man sehen wollte, wie sich Labeo in der britannischen Zeit entwickelt hatte. Er schaute sich um, alles war wie früher. Seine neue Contubernie war guter Dinge, auch wenn sie ihn noch kritisch beäugten.


    Trotz des herbstlichen Wetters fühlte sich der Wind auf Labeos Haut verhältnismäßig warm an - schließlich war er anderes gewöhnt. Diese Ausbildungs- und Kontrollfahrt wollte er nutzen, um seine Männer richtig kennenzulernen, schließlich würden sie sich aufeinander verlassen müssen, wenn es ernst würde (nicht, dass er es sich vorstellen konnte, dass irgend etwas aufregendes passieren könnte, aber man wusste es ja nie). "Männer, kommt mal einen Moment zusammen.", rief er den Nautae seiner Gruppe zu. "Wir werden ja nun eine Zeit in dieser Kombination zusammen sein. Da dachte ich, dass wir uns mal kurz besprechen könnten, während die Probati den Dienst schieben, so weit ich weiß, sind wir hier nur als Absicherung dabei, falls irgendetwas passiert. Aber: was soll schon passieren?"


    Einige lachten darauf, andere nicht. Sie erinnerten sich an die Piratengeschichte und anderes. Es passierte nicht oft etwas auf solchen Fahrten, wenn, dann aber zumeist richtig. Außerdem: Es war Herbst. Stürme konnten wie aus dem Nichts hereinbrechen und ihr Schiff tief in Neptuns Reich hinabziehen, wenn sie es nicht rechtzeitig an Land oder wenigstens in Richtung Küste schafften.


    "Ihr seid ja schon eine Weile zusammen, ich bin neu bei Euch, und auch wieder neu in Misenum. In der Britannica war es genauso wichtig wie bei uns, dass die Contubernien zusammenhielten. Was muss ich von Euch wissen, damit wir das hinbekommen? Wo sind Eure Stärken, wo Eure Schwächen?", begann er die Besprechung. Die meisten schauten verdutzt - waren sie hier zum Schwätzen oder zum Kämpfen. Einer, aber wollte den Optio nicht enttäuschen und fing an zu erzählen, dass er immer dann gut kämpfe, wenn er in der Mitte stehe und nicht am Rand. Ein anderer fuhr fort. Und dann war das Eis gebrochen (und Labeo wusste was Eisbrechen bedeutet).


    Natürlich war es kein munteres Plauderstündchen, sondern jeder sagte nur das nötigste, aber Labeo hörte sich die Sachen an und nickte immer wieder. "Gut, danke, Männer, das hilft mir sehr. Das hilft UNS sehr, besser gesagt, eine noch bessere Formation zu bilden. Vielleicht können wir das ja später ausprobieren. Bene. Ihr habt dann bis zum 3er Schlagen frei. Die Grünschnäbel machen ja die Arbeit für uns...", sagte er und entließ seine Mannen.


    Dann ging er an die Reling und schaute aufs Meer.

  • Noch war es eine Übungsfahrt wie jede Andere, das änderte sich schlagartig, als die markante Stimme des Trierarchus über das Deck ertönte.


    "Männer! Gestern habt ihr freudestrahlend vor Misenum einige Paddelschläge geführt, weil ihr wußtet am Abend habt ihr wieder Land unter den Füßen und die Taverne ist nicht weit." Kein Gelächter folgte, die Ruderer, die Soldaten und das technische Personal ahnte, das etwas Neues auf sie zukam. "Heute werden wir auch an Land nächtigen, aber es wird Sicilia sein, wo unser Schiff ankert und wo ihr euer erstes Nachtlager auf fremden Boden errichtet."


    Ein Nicken an den Taktgeber und die Frequenz der Trommelwirbel wurde erhöht. Zu ausgeruht wollte der Kapitän dieses Schiffes die Männer nicht an Land lassen, um diese schwierige Aufgabe ein Nachtlager schnell am Abend zu errichten zu verwirklichen.


    "In die Riemen Ruderer. Umso schneller ihr auf Sicilia seid, desto länger wird euch die Sonne helfen ein anständiges Nachtlager aufzurichten."

  • Spätestens jetzt, als er hörte, dass es nicht nur eine Kontrollfahrt war, sondern dass auch ein Nachtlager aufgeschlagen werden sollte, war Labeo froh, dass er es mit "alten Hasen" zu tun hatte. Seine Leute wussten genau, dass es schwierig werden würde in der Dunkelheit alles nötige zu finden und aufzubauen.


    Auch unter den Ruderern waren allerdings Probati, deren Fähigkeit mehr Tempo zu machen noch etwas gering war. Die Glocke wurde geschlagen und die Rojer wurden ausgewechselt, jetzt kamen die erfahrenen Ruderer ans Ruder. Und deutlich spürbar nahm die Galatea mehr Fahrt auf. Labeo ging zu seinen Leuten. Hoplites wie sie im Buche standen. "Ihr habt es ja gehört, heute müssen wir ein Lager bauen und so wie der Trierarch die Rojer schindet werden wir die harten Aufgaben übernehmen müssen. Also ruht Euch besser aus.", sagte er zu ihnen und setzte sich neben sie.

  • Egal wie stark sich die noch unerfahrenen Ruderer abrackerten, sie konnten es garnicht rechtzeitig bis zum Land schaffen. Zwar tauschten die Trupps regelmäßig und die schon etwas erfahreren Ruderer, die bereits einige Jahre in der Ausbildung waren, holten verlorene Zeit auf, aber in sich war die noch zu überwindende Strecke viel zu lang, um sie bis zum späten Nachmittag abzuschiffen.


    Mit freudig erregten Gesicht stand der Trierarchus neben dem Steuermann und liebte es die letzten Minuten zu genießen, bis das Schiff an Land ging. Noch wenige Augenblicke, dann schob sich der Bug in den weichen Küstensand und wurde durch die Mannschaft auf das Ufer gezogen. Erst wenn das Schiff dort gesichert war, ging es zum Lagerbau. Und dieser würde eine einzigste Katastrophe werden, ja darüber war sich der Kapitän im Klaren. Diese Übung schätzte er mit am Meisten, denn sie führe jeden der neuen Probatii vor, was ein zu langer Rudertag der Mannschaft für Probleme bereiten konnte und vorallem in welche Gefahr sich die Einheit begab, löste sie sich am Abend zu spät vom Meer.


    "Taue raus und dann los... hinterher mit euch. Ich will das Schiff noch heute am Strand sehen, na wird's bald, zack...zack!"


    War die Galatea erstmal sicher vertaut, konnte der Trierarchus einen ruhigeren Gang einlegen. Dann übernahm der Centurio der Landratten das Kommando, um ein gescheites Lager aus dem Boden zu stampfen. Ein wunderbares Schauspiel was ihn da erwartete... der Mann war ein ganz grober Schleifer und kaum ein Probatii konnte in seinem späteren Leben diese Nacht der Nächte vergessen, denn eigentlich würde kaum ein Probatii in dieser Nacht überhaupt ein Auge zutun, es sei denn er kippte vor Erschöpfung um...

  • Nachdem das Schiff sicher an LAnd vertäut war began die Errichtung des Lagers.


    Die verschiedenen Contubernia hoben einen Graban aus und schütteten die Erde auf. Danach wurden die valli aufgepflanzt.


    Ein anderer Teil der MAnnschaften war mit dem Aufbau der Zelte besschäftigt.


    Classicus hatte seinen Männer Order gegeben, Vollzug zu melden, damit dieser dem Centurio Meldung machen konnte.


    Während die Männer noch das Lager am errichten waren, dämmerte es bereits.

  • Oh, nein welch ein Chaos. Labeos Mannen waren mit als letzte an Land gegangen und sahen das ganze Übel in den letzten wärmenden Sonnenstrahlen in voller Pracht glänzen. Das Problem war offensichtlich, dass einige der Probati mit sehr großem Eifer an die Sache gegangen waren und einige Unaufmerksamkeiten dazu führten, dass der umlaufende Graben schon jetzt als nicht gerade und gleichmäßig verlaufend sichtbar wurde. Der Centurio war ein harter Hund, der würde das nicht durch gehen lassen.


    Labeos Hopliten hielten sich dezent die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. Nur einer sagte: "Ähm, was machen wir denn jetzt, der alte Schinder wird das so nicht lassen." Nach kurzem Überlegen sagte der Iulier: "Männer wir teilen uns auf. Wenn wir den Graben einfach links etwas breiter machen und ihn dann rechts anpassen, können wir das vielleicht noch begradigen. Also ihr da, nach links, ich und der Rest nach rechts. Und: vergesst nicht die runden Ecken!"


    Gesagt getan. Auch Labeo fasste mit an. Sie als Infanteristen hatten ja schließlich einen ruhigen Tag gehabt. Im Gegensatz zu den Nautikern oder gar den Rojern.

  • Das Eingreifen der erfahrenen Gräber blieb natürlich nicht unbemerkt und der Centurio trat nach einer Weile des Zusehens unbemerkt an die Seite des verantwortlichen Optio. "Optio Labeo? Warum mußt du mir immer den Spaß verderben, hm? Ich möchte es einmal erleben dürfen, das diese Grünschnäbel ein Lager nicht vor dem Morgengrauen fertig bekommen." Doch es half nichts. Dem Centurio war ebenso klar, das alle Mann zusammen dann bis in die frühen Stunden des nächsten Tages wach blieben und er konnte schon die Stimme des Nauarchus hören, der ihn für seine Maßlosigkeit rügte. Also beließ er es bei der kleinen Ansprache und nahm sich vor diesen Optio-Namen im Kopf zu behalten. Für später mal...


    Viel Schlaf bekam die Mannschaft dann trotzdem nicht, denn die Zeltstadt wurde in der Nacht von einem heftigen Wind angegriffen. Das Heulen der Böen wurde nurnoch vom Prasseln der Regentropfen übertönt. Am Morgen war der Spuk vorbei und die Sonne setzte in der Ferne an über die Wellen zu steigen. Die Manschaft der Liburne packte das Lager zusammen und brannte den Rest der Pfahlmauer nieder. Dann ging es zurück aufs Meer und ein Stückchen nach Süden.


    Als nächstes sollte das Schiff die Meeresenge bei Messana passieren, um dann den angedachten Kurs zu folgen. Doch das Ziel wollte noch ein wenig geheim bleiben... 8)

  • Dies war ganz eindeutig einer dieser Momente. Man ahnte nichts böses, meinte alles richtig gemacht zu haben und von hinten näherte sich der Vorgesetzte, in diesem Fall der Centurio. Es war ein ziemlicher Unsinn, den dieser ihm zu erzählen versuchte. Trotz der guten und gemeinten Hilfe seiner Männer würde dieses Lager erst kurz vor dem Mogengrauen fertig werden und dann hieß es schon bald wieder einpacken. Daher lief im Kopf des Optios eine ganze Kette von Gedanken und möglichen Reaktionen ab: Zuerst wäre er beinahe erschrocken, dann ging mit ihm beinahe die Wut durch über diesen Centurio, dann wollte er einfach nur erwidern, dass man ihnen ja den Befehl hätte geben können unkameradschaftlich zu handeln, dann stieg die innere Wut, dann sagte er allerdings entgegen seinen Gedanken: "Hm. Entschuldige Centurio. Ich wollte Deine Übung nicht durcheinanderbringen."


    Der Centurio beließ es aber bei seiner kleinen Ansprache, so dass sie weiterarbeiten konnten. Wenn man es genau nahm, war auch kein Befehl drin vorgekommen, so dass Labeo und seine Mannen einfach weitermachten und weitermachten und weitermachten - bis schließlich das Lager fertig war. Wachen wurden eingeteilt (aus den Probati) und man legte sich schlafen. Wenn man es denn konnte. Sturm und Regen (war das nicht auch Hagel?) störten den ruhigen Schlaf, jedenfalls all derjenigen, die es nicht gewohnt waren. Am nächsten Morgen zeigte sich wieder die Sonne. Müde räkelte sich Labeo, aber es blieb keine Zeit zum langsam wach-werden. Es ging weiter. Das Lager musste rück-gebaut werden und es wurde abgelegt. Richtung Meerenge. Richtung Skylla uns Charybdis. Er hoffte, dass die nautische Abteilung gut geschlafen hatte, sonst könnte es ein Debakel geben, wenn sie die Enge passierten.

  • Nachdem das Lager mit einigen Verzögerungen dann aufgebaut war, Vollzug gemeldet wurde und die anschliessende NAcht mehr kurz als erholsam gewesen war, es hatte geregnet gehagelt udn gegossen, als ob Neptun an Land kommen wollte warum auch immer.


    Classicus hatte auch wenig geschlafen, nachdem das LAger soweit abgebaut war, um nicht Piraten oder sonstigem Gesindel Unterschlupf zu gewähren, ging es wieder an Bord.


    Classicus musste an die Piratenhatz denken, wobei eines der Schiffe untergegangen war und viele Kameraden mit in die Tiefe gezogen hatte.


    Wieder an Bord lies er seine Männer antreten.


    Die sollten ja nicht nur ausgeruht auf See sein, sondern auch in müdem , kaum ausgeschlafenem Zustand kampfbereit sein.


    Er gab Anweisung sich Kampfbereit zu machen.


    Er selbst legte seine Kampfausrüstung an.


    In wenigen Augenblicken sollte dann eine Übung beginnen.

  • Besser konnte das Wetter in der Nacht garnicht sein. Welcher Soldat lernte denn den harten, entbehrungsreichen Alltag kämpfte und schlief er nur bei Sonnenschein. Dem Centurio gefiel es für seine aufkeimende Gischt weniger, aber der kleine Trost blieb, das die 'Neuen' froren und um ihr Leben bangten.


    Wieder an Bord durften sich die Soldaten mehr ausruhen, denn das man ihre Anwesendheit benötigte. Im Takt der Ruderer schlug sich das Schiff durch die glatte See. So still wie die leichten Wellen immer wieder gegen die Bordwand plätscherten, so gern wollten einige der Truppe die letzte Nacht als schlimmen Traum vergessen.


    Doch irgendwann war da etwas Hartes, das von einschlug. Ein Ächzen ging durch den Rumpf und wenig später folgte ein weiterer dumpfer Schlag. Wie angestochen rannte der Steuermann nach vorn und sah geradenoch eine breite Planke unter der Liburne verschwinden. Sein Blick folgte ihren Kurs und wenig später ließ er das Schiff etwas nach links drehen, um den weiter folgenden Holzresten auszuweichen. "Die Ruder raus, lasst das Schiff ruhiger werden!" Befahl inzwischen der Nauarchus. Er war an die Seite des Steuermanns getreten. Beide blickten sie nun nach vorn. Hier war ganz offensichtlich ein Schiff in der letzten Nacht verunglückt und ihre Augen gewöhnten sich an hunderte Fragmente, die langsam vorbei glitten.

  • -------> Das Unglück



    …….Das Meer war ruhiger geworden als wäre nie etwas gewesen. Die Wellen schaukelten das Holzbrett oder was auch immer es war, auf dem Philogena halb lag und sich festkrallte, sanft hin und her. Ja es wirkte fast als wollten die Wellen die junge Frau in den Schlaf wiegen was wohl ihr sicherer Tod wäre. Im Schlaf würde sie sich nicht mehr halten können und hinab in die unergründlichen Tiefen des Ozeans gleiten, in die Arme des Meeresgottes der sie so hart bestraft hatte indem er ihr alles genommen hatte bis auf ihr Leben. Sie würde dankbar dafür sein, doch im Moment konnte sie daran keine Gedanken verschwenden.


    Das Salzwasser hatte ihre Lippen trocken werden lassen. Wie viele Stunde sie im Wasser schon war hätte sie nicht sagen können, aber es spielte auch keine Rolle. Eigentlich konnte sie auch einfach los lassen um wenigstens bei ihrem Liebsten zu sein, denn sie war sich fast sicher, dass er nicht überlebt hatte, sonst wäre er doch hier? Oder?
    Ihre Beine fühlten sich taub an und sie konnte nicht mal mehr zittern obwohl ihr kalt war. Philogena hatte ihren Kopf auf einem Arm liegen, dessen Hand sich krampfhaft an das Holz klammerte. Ihre Augen hatte sie geschlossen, aber sie versuchte nicht zu schlafen, das durfte sie einfach nicht. Es war schlimm…..keiner würde sie vermissen zu Hause, jeder wusste sie war zusammen mit ihrem Verlobten aufgebrochen um nach Ägypten zu reisen. Doch dort würde sie niemals ankommen.


    Ihre Gedanken schweiften ab zu ihrem Cousin, seiner Frau….Crassus…das erste Treffen,…wie er sie trug und sich um sie kümmerte,……Valerian….sein Kuss…die Verlobung….


    “Philogena nicht träumen, komm beeil dich Herrin wir müssen los,“ die Worte ihrer Sklavin, die sich immer so liebevoll um sie kümmerte und immer für sie da war.


    Es knallte, zumindest kam es ihr schrecklich laut vor. Philogena riss ihre Augen auf und schluckte vom salzigen Meerwasser welches ihr plötzlich ins Gesicht schwappte. Panik erfasste sie und sie hätte fast das Holz los gelassen und konnte im ersten Moment nicht wirklich etwas erkennen. Das Holz war gegen anderes Holz geschlagen und wurde schon wieder dagegen gedrückt. Erneut schluckte sie Wasser und hustete es wieder aus. Ein Schiff…..“Hilfe….hier…unten,“ krächzte sie fast und ihre wunden Finger versuchten nach dem Schiff zu greifen, eine Stelle zu finden wo sie sich festhalten konnte. Doch ihre Finger glitten am glitschigen Holz des Schiffes immer wieder ab.

  • Als die neuen Befehle kamen, man solle die Ruder hochnehmen etc., wurde Labeo aus einem kurzen Schläfchen gerissen, man hatte anscheinend die Meerenge schon passiert und war jetzt auf irgendetwas gestoßen. Er ging an die Reling. Es waren Trümmer eines Schiffes. Hier muss im Sturm der letzten Nacht ein Unglück geschehen sein.


    Es war Herbst und das Wasser des Mare Nostrum einigermaßen kühl, nicht so kalt, dass man schnell wegen Unterkühlung sterben müsste, wenn man hier im Wasser, sich mit letzter Kraft an einer Planke haltend, den Wellen und dem Meer ausgesetzt einen Kampf gegen Neptuns Tiefen führte, den man unweigerlich verlor, wenn kein Schiff zur Rettung nahte. Die Hoffnung war also gering, aber nicht aussichtslos noch Überlebende zu finden. Labeo hielt deswegen Ausschau - in die mittlere Ferne allerdings, so dass er den - wie es ihm vorkam - fast ersterbenden Hilferuf, zuerst nicht einordnen konnte. Erst ein paar Sekunden später blickte er unter sich ins Wasser und sah eine Person auf einer Planke die immer wieder an den Rumpf des Schiffes geschlagen wurde. "Mann über Bord!!!", rief er noch im gleichen Moment.


    Die Situation war nicht ungefährlich. Die Person, er erkannte sie inzwischen als junge Frau, war so nah ans Schiff getrieben worden, dass sie unter den Kiel zu geraten drohte. Man würde schnell und beherzt, zugleich aber ruhig und gelassen vorgehen müssen. Er amtete durch. "Schnell, wir brauchen hier Taue, den großen Flaschenzug und einige Männer. Auf, auf!"


    Es waren nicht nur die Männer aus seiner Truppe, die die Befehle hörten und befolgten. Es dauerte nur gut eine Minute bis genügend Taue, der Flaschenzug und ausreichend Männer zur Verfügung standen. Labeo selbst legte sein Cingulum und seine Schuhe ab und band sich eines der Taue um, dessen Ende er seinen Leuten in die Hände gab(dies war für seinen eigenen Wiedereinstieg gedacht). Dann sprang er ins Wasser. Inzwischen wurde der Flaschenzug so aufgebaut, dass er an der Reling befestigt war, aber doch an einem Hebearm über sie hinausragte.


    Das Manöver war ja auch geübt worden. Labeo würde zuerst den Zustand der Frau überprüfen - bei Unterkühlung würde man sie nicht einfach so ins Schiff heben können, man müsste sie horizontal lagern beim Transport. Wenn sie noch nicht unterkühlt und weiterhin bei Bewusstsein war, würde es ausreichen, sie an einem Tau festzumachen und sie mit Hilfe des Flaschenzuges ins Schiff zu heben. Jemand warf Labeo noch ein weiteres Tau zu, das er aufnahm und dann die zwei Schritt, die er von der Frau entfernt war schwimmend zurücklegte.


    "Bürgerin, wir sind die Flotte! Keine Angst!", das sagte er natürlich hauptsächlich um zu sehen, ob sie ansprechbar war. Er schaute sie sich genau an, waren ihre Lippen blau? Vielleicht noch andere Verfärbungen? Wenn sie ansprechbar war, sollte er noch etwas fragen, wenn nicht wäre dies zwar nicht wichtig, aber er verlor, da er sie ja gerade erst schwimmend erreichte auch keine Zeit: "Kannst Du Deine Beine bewegen?"

  • Philogena wusste wirklich nicht wie lange sie sich noch halten konnte. Ihre Finger schmerzten und irgendwie jetzt wo die Rettung greifbar war verließen sie immer schneller ihre Kräfte. Es blieb einfach zu hoffen, dass man sie hier unten irgendwie entdeckte und, dass sie nicht unbemerkt auf die Tiefen des Ozeans sank, denn dann wäre alles ausharren auf Rettung umsonst gewesen.
    Doch dann erschallten Rufe von oben. Man hatte sie gesehen, man hatte sie wirklich gesehen. Noch aber hieß es Ruhe bewahren und nicht in Euphorie auszubrechen. Zu gefährlich wäre es jetzt wenn sie einen dummen Fehler machte und dabei ihr Leben verlor.


    Ein lautes Klatschen ertönte als jemand in das Wasser sprang und zu ihr schwamm. Mit all ihren letzten Kräften klammerte sie sich am Holz fest, auch wenn sie am liebsten vor Erleichterung los gelassen hätte. Unfähig sofort zu sprechen schaute sie den Mann einfach nur an und hoffte, dass das hier kein Traum war aus dem sie gleich erwachen würde, doch er blieb, also musste er real sein.


    „Ein wenig,“ sagte sie zittrig und nun von Nahem konnte man auch ihre Wunde an der Schläfe erkennen welche sie sich zugezogen hatte als etwas sie am Kopf getroffen hatte bevor das Unglück seinen Lauf genommen hatte. „Ich kann nicht mehr,“ sagte sie dann heiser, da ihr Hals wegen dem vielen Salzwasser einfach nur kratzte. „Die…anderen?“ fragte sie ihn, denn im Moment dachte sie nicht daran, dass er gar nicht wissen konnte was aus den anderen geworden war. Crassus….die Besatzung…die Sklaven…ihre Sklavin…… Für Panik und riesen Sorgen war sie im Moment einfach zu schwach, diese würden später kommen.

  • Classicus und


    Matius
    [Blockierte Grafik: http://img340.imageshack.us/img340/9458/avamatius.jpg]


    standen an Bord des Schiffes mit einigen anderen Nauta und hielten die Seile fest.


    Labeo bind sie am Tau fest ! Dann ziehen wir Euch an Bord !


    Ob die Frau überleben würde? Sie hatte mit Sicherheit einiges mitgemacht die letzte Nacht. Ob sie die einzige Überlebende war?


    Sie würde es bald erzählen können.


    Bringt etwas conditum paradoxum rief er zu einem anderen Nauta der helfen wollte. Die Frau war bestimmt total unterkühlt, um zu Kräften zu kommen, musste sie unbedingt etwas warmes trinken.

  • Nein, die Unterkühlung hatte noch keine lebensgefährlichen Ausmaße angenommen, das war gut, denn es erleichterte die Rettung, auch dass die ihre Beine anscheinend weder gebrochen noch eingeschlafen noch unterkühlt waren erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass eine gute Rettung möglich war. Als sie sagte, dass sie nicht mehr könne, umfasste er sie und hielt sie. "Keine Angst, ich halte Dich.". Dann fragte sie nach anderen Überlebenden, das war keine gute Wendung, wer weiß mit wem sie auf dem Schiff war, ihrem jüngst angetrauten Ehemann, ihre hochgeliebte Mutter...


    Labeo hatte inzwischen - es kamen einige Zwischenrufe von oben, die teils hilfreich, teils weniger waren - beschlossen, sie nicht wie geplant einfach am Tau hochziehen zu lassen. Diese Kopfwunde, die sie hatte mahnte ihn, dass die junge Frau besser nicht noch einmal gegen die Schiffswand prallen sollte. Die See war zwar ruhig, aber trotzdem würde sie beim hochgezogen werden, noch einmal ordentlich durchgeschüttelt werden. Er würde sie also festhalten, während sie beide zusammen hochgezogen würden, dabei würde er ihren Körper und insbesondere ihren Kopf abschirmen, damit keine weiteren Stöße passieren könnten. Sie sah nicht so aus, als ob sie besonders viel wiegen würde, so dass er sie gewiss halten könnte.


    Da war aber noch ihre Frage nach den anderen, zu langes zögern würde ihr die Antwort geben und etwas Mithilfe von ihr wäre schon notwendig, also wäre es nicht gut, wenn sie gerade jetzt den Lebensmut verlor (den sie auch in den ersten Stunden nach der Rettung brauchen würde, um wieder zu kräften zu kommen. Also sagte er: "Jetzt bist erst einmal Du die wichtigste Person. Ich brauche Deine Hilfe. Halt Dich mit aller Kraft an mir fest. Ich halte Dich auch und dann lassen wir uns gemeinsam hochziehen."


    Zu den Mannen oben rief er: "Männer zieht uns, wenn ich gleich rufe, zusammen an meinem Tau hoch. Und holt Decken." Dann wartete er, die junge Frau fest und sicher haltend auf ihre Reaktion.

  • Während die Landratten an Bord damit beschäftigt waren die Schiffbrüchige an Bord zu holen, skizzierte das seemänische Personal den Unglücksort. Der Trierarchus der Galatea erhob den Blick über die Weiten der sanft hin und her schaukelnden Wellen. Doch kein sonstiges Opfer war in Reichweite zu entdecken. Eigentlich war von dem vermeintlichen Schiff überhaupt nichts zu sehen. Nur diese eine Frau. Dem Aussehen nach -auch wenn dies durch die Wässerung getrübt war- aus gutem Hause. Also sicherlich eine Bürgerin. Sie würde ihnen erzählen müssen, was für ein Schiff in diesem nächtlichen Sturm zu Bruch gegangen war und warum ihr Kapitän nicht an Land nächtigen wollte. Um einen besseren Eindruck zu bekommen, begab sich der Trierarchus begleitet von seinem Steuermann zu der Dame. "Sorgt für Trinkwasser und etwas Brot, aber nicht zu viel. Gebt ihr nur sehr kleine Schlucke und Bissen. Sie soll sich nicht gleich wieder übergeben." Die geforderten Decken hüllten die Frau inzwischen ein und ließen ihr somit neue Wärme zukommen. "Ich bin Proximus, der Trierarchus dieses Schiffes. Wir gehören zum Geschwader der Classis Misenensis. Kannst du reden?"

  • Ihre Gedanken waren zwar immer wieder bei Crassus ihrem Verlobten, aber sie schaffte es auch nicht weiter nachzufragen wo er war oder was mit den anderen war. Vielleicht wusste sie es so oder so in ihrem Herzen. Sicher sie sollte froh sein, dass sie nun Rettung hatte und das alles überstehen würde, dass sie bald schon wieder zu Hause war und es ihr gut gehen würde. Fragen…sie würden dennoch kommen.
    Etwas Wasser schwappte ihr wieder ins Gesicht und erneut schluckte sie die salzige Brühe hinunter. Es schmeckte mehr als nur scheußlich und deswegen verzog sie ihr Gesicht und hustete wieder ein wenig. Sie war froh, dass er sie nun fest hielt und sie sich nicht mehr nur an diesem Holz festkrallen musste. Ihre Finger waren schon ganz wund und steif von dieser unnatürlichen Haltung die sie hatte einnehmen müssen um nicht vom dem Holzstück zu rutschen.
    Philogena hatte verstanden und nickte dem Mann zu. Vorsichtig legte sie ihre Arme um seinen Hals und klammerte sich an ihm fest. Zu viel Kraft hatte sie eh nicht mehr, aber sie riss sich zusammen um das letzte bisschen noch dafür zu verwenden sich an dem Mann fest zu halten.


    „Danke,“ flüsterte sie noch bevor sie heraufgezogen wurden. Mit aller Kraft hielt sie sich an dem Mann fest und hoffte, dass sie ihm dabei nicht weh tat. Sogar in einer solchen Lage dachte sie noch an jemand anderen und nicht nur an sich selber.


    Es fühlte sich komisch an als sie so plötzlich auf dem Schiff festen Boden unter ihren Füßen spürte und deswegen knickten ihr erst einmal die Beine weg, zudem war sie einfach nur erschöpft, denn es zerrte an den Kräften und an allem wenn man stundenlang versuchte über Wasser zu bleiben. Es war eine Wohltat als sie in Decken gehüllt wurde, dennoch begann sie schrecklich zu zittern und klammerte sich an den Decken förmlich fest. Das Haar klebte ihr nass im Gesicht und sie schaute den Trierarchus an der das Wort an sie gerichtet hatte.
    „Ja…kann…ich,“ zitterte sie, auch wenn sie sich am liebsten irgendwo hin gelegt hätte um zu schlafen. Doch eine Frage schoss ihr einfach wieder in den Kopf. „Was… ist mit….. den anderen?“

  • Ihre Hände waren kalt, auch wenn ihre Berührung ihm zeigte, dass sie wahrscheinlich wirklich nur eine leichte Unterkühlung hatte, so dass es keinen Temperaturschock geben würde, an dem sie tragisch sterben würde, sobald sie das Wasser verließen, war sie dennoch kalt. Sie waren im letzten Moment gekommen, lange hätte die junge Frau, deren Blässe, nicht nur von der Kälte zu kommen schien, sondern auch Zeichen ihrer guten Herkunft sein könnte, es nicht mehr ausgehalten, sich festzuhalten. So kam es Labeo wenigstens vor, als sie sich an ihm festhielt. Aber da auch er sie festhielt sollte nichts schiefgehen.


    Einen Moment schaute er in ihre Augen, die in keiner Weise zum kühlen und fast kraftlosen Körper passen wollten, sie waren warm und sorgten sich, aber nicht um das eigene Leben. Doch für große Betrachtungen philosophischer Art, war nun keine Zeit."Zieht uns rauf, Männer!", rief er nach oben und nur einen Augenblick später zogen seine Leute, was das Zeug hielt, und mit nur wenigen Stößen an die Bordwand schafften sie es auch nur kurze Zeit später an Deck zu stehen, wo schon alles bereit war.


    Auch der Trierarch stand da und beruhigte die junge Frau. Man hüllte sie ihn Decken der Körper reagierte schnell auf dei Wärme - mit einem Schütteln, was durchaus normal war. Labeo hoffte, dass der Trierarch, die berechtigten und wichtigen Fragen, nicht alle auf einmal stellte. Die junge Frau bräuchte jetzt hauptsächlich eines: Schlaf. Denn ihr Alptraum war noch nicht vorbei, er würde, wenn sie nicht aufpassten, erst noch beginnen. Da die unruhige Ahnung, die sich in ihrem Herzen ausgebreitet hatte, nach ihren Mitreisenden zu einer traurigen Gewissheit ausfalten würde.


    Labeo nahm eines der Tücher, die man ihm reichte, um sich zu trocknen. Dann näherte er sich wieder der jungen Frau und dem Trierarchen. Er sagte nichts stellte sich nur dazu. Es würde dem Trierarchen zu kommen, jetzt richtige Worte zu finden.

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