cubiculum TAU | Alles was rund ist...

  • Man schickte Marei in das Privatgemach eines Mannes, der zu der Gens der Aurelier gehörte. Dort sollte sie unter dessen Lagerstatt kriechen, um davongerollte Nüsse und anderes Knabberzeug wieder einzusammeln. Missmutig die Nase kräuselnd legte sich Marei auf den Bauch und robbte mit Hilfe der Arme nach vorne unters Bett.


    "Puh.. ist das muffig... ihhh.. was ist denn das da?!? Uäh... ein altes Taschentuch. redete sie mit sich selbst unter der Liegefläche und schob letzteres nach draußen. Da waren einige der weggerollten Nüsse zu sehen, dafür musste sie weiter hinein robben. Nun lugten nur noch die Füße Mareis unterm Bettrand hervor. Sich kaum auf die Ellenbogen aufrichten könnend stopfte Marei die Nüsse in den Beutel.


    "Puh.. die Nüsse starren nur so vor Staub, voll schade drum." meckerte das Mädchen kopfschüttelnd und rubbelte die eigene Nase... was nicht ohne Folgen blieb. "Hatschi.. hatschi.. haaatschi." tönte Marei unterm Bett. "Müssen Nüsse rund sein?" stöhnte sie, sammelte andere davongerollten Knabbereien ein. "Uäh.. noch ein Taschentuch... bähh.. raus damit.."


    Sim-Off:

    Für Ursus.

  • Noch lange war nicht alles an seinem Platz. Sein Cubiculum hatte richtig unbewohnt gewirkt, als Ursus heimgekommen war. Was sicher daran lag, daß Caelyn und Cimon, die dafür zuständig waren, noch gar nicht angekommen waren. Zwar war einigermaßen saubergemacht und alles hergerichtet worden, doch irgendwie fehlte dem Raum die Wohnlichkeit.


    Seufzend betrat Ursus den Raum. Das ganze Haus kam ihm noch ungewohnt unwohnlich vor. Dabei hatte sich gar nicht großartig was verändert. Sicher lag das nur an seiner eigenen schlechten Stimmung. Er konnte immer noch nicht glauben, daß Minervina nicht mehr da war. Daß ihr Lachen nie wieder durch diese Räume hallen sollte.


    Kaum hatte er sein Cubiculum betreten, stockte Ursus in seinem Schritt. Seine Augenbraue wanderte nach oben, als er blanke Beine entdeckte, die unter seinem Bett hervorstaken. Er räusperte sich vernehmlich. "Suchst Du etwas Bestimmtes?" Wer auch immer das war, der oder die da unter seinem Bett steckte.

  • Sie erstarrte, als sie schwere Schritte hörte und legte den Kopf auf den Unterarm, solange sie gebannt lauschte. "Ja.. ich suche Nüsse und Knabbereien, die unters deine Lagerstatt gerollt sind, weil Soffchen sie allesamt verschüttet hat anstatt sie auf den Nachttisch zu stellen. Und ich glaube, du hast jetzt zwei Taschentücher mehr oder von mir wieder bekommen."


    Mit letztem Satz kam sie hervor gerutscht und sah den Mann neugierig aus großen grünen Augen an. "..allerdings.. müssten die Stöffchen vor erneuter Benutzung erstmal gewaschen werden." seufzte Marei und betrachtete die beiden staubbeflockten Tücher. Langsam erhob sie sich, wagte es lieber nicht sich abzuklopfen, denn der Staub den sie auf ihrer Kleidung trug, wehte dann eher auf das Bettlaken. "Ich heisse Marei und bin die kleinste der Sklaven die unters Bett passte, dominus Ursus."

  • Ursus staunte. Ein kleines Mädchen? Wer kaufte denn ein kleines Mädchen? Sklavenkinder im Haus waren sonst als Kinder der eigenen Sklaven geboren. "Nun, Marei. Wenn es unter dem Bett so staubig ist, was hältst Du dann davon, dort gleich sauberzumachen? Das scheint mir ziemlich überfällig zu sein, wenn ich mir Deine Fundstücke so angucke? Und ein neues Laken kannst Du auch gleich besorgen, denke ich." Immerhin war es die Aufgabe der Sklaven, in diesem Raum für Sauberkeit zu sorgen.


    "Sag mir doch bitte mal, wer Du eigentlich bist und wie Du in unser Haus kommst. Hat Corvinus Dich gekauft?" Eigentlich konnte Ursus sich das nicht vorstellen. Zu solchen Käufen neigte sein Onkel nicht unbedingt. Aber vielleicht besaß das Mädchen ja auch besondere Talente?

  • "Wenn ich es dort schaffe sauberzumachen. Du bist sowieso viel stärker als ich alleine, um dein Bett zur Seite zu rücken..." korrigierte sie den aurelischen Herrn mit einem kindlich-unbefangen gemeinten Zwinkern. "Ja, .. ich nehme deine Taschentücher mit in den Waschraum und hole Laken sowie Putzkram." Den Beutel mit den eingesammelten Nüssen legte sie dahin, wo der Inhalt hingehörte, nämlich neben die Schüssel die die Knabbereien bereit halten sollte.


    Marei blieb vor der Tür stehen und wandte sich um. "Falsch geraten, dominus! Domina Celerina war's. Ihre Sklavin Charis hat mich vom Sklavenmarkt weg gekauft. Dominas Ehemann habe ich bis jetzt noch nirgendswo gesehen, das musst du mir glauben. Und ich glaube noch eines, du willst den Staub besser gleich weg haben, gell? Ich komme gleich wieder zurück... dominus" Sie eilte durch die Gänge, legte die Mitbringsel in die entsprechenden Räumen ab und holte die benötigten Dinge für die Putzaktion. Erwartungsvoll blieb sie, den übergroßen Besen in der einen und den schweren Eimer in der anderen Hand, im Türrahmen stehen und wartete darauf mit Staubfegen anfangen zu dürfen. "Darf ich..?!"

  • Ursus mußte nun doch lachen. "Ganz sicher werde ich jetzt nicht anfangen, Möbel zu rücken. Wenn Du Mäuschen klein und flink genug bist, um unter dem Bett Nüsse und vergessene Taschentücher zu finden, kannst Du auch drunter herfegen und herwischen." Soweit kam es noch, daß er sein Bett durch das Zimmer schob.


    Ein kleines bißchen vorlaut war das Mädchen ja schon. Aber wenn sie erst so kurz im Haushalt war, mußte sie das richtige Benehmen eben noch lernen. "Charis hat Dich gekauft? Im Auftrag von Celerina?" Warum kaufte man ein Kind? "Gibt es etwas, was Du besonders gut kannst? Für welche Arbeiten wirst Du eingesetzt?" Auch, daß die Kleine Corvinus noch nicht kennengelernt hatte, war etwas eigenartig. Oder wurde sie vor ihm versteckt, um eine Überraschung für ihn zu werden?


    Die Kleine verschwand und kam kurz darauf mit Putzzeug, das in ihren kleinen Händen etwas überdimensioniert wirkte, zurück. "Ja, fang nur an." Er war gespannt, ob sie mit den für sie viel zu großen Arbeitsmitteln zurechtkam oder ob dieser Putzversuch in einer kleinen Katastrophe enden würde.

  • Das 'Mäuschen klein und flink' noch im Ohr klingen hörend zog Marei eine Schnute und schüttelte den Kopf, um den Ohrwurm fortzubekommen. Ob sie das konnte was er gesagt hatte. Zögernd lehnte sie den Besen gegen das Bett und stellte den Eimer ab.


    "Ja,. genau so war es. Charis hat mich gekauft und mich Celerina vorgestellt. Aaalsoo.. ich kann Euch durch die Stadt führen.. Der Händler hat mich wandelnde Strassenkarte auf zwei Beinen genannt. Ich bin wirklich schnell unterwegs und trage Briefe oder Botschaften auds.. egal ob mündliche Worte oder schriftliche Briefe."


    Nun setzte sie sich auf den Hosenboden und versuchte den Besen unters Bett zu manövrieren und auf diese Weise den Staub aufzufegen. Wobei ein paar Bumser und Rummser nicht ausblieben.. die Unterseite des Bettes trug schliesslich etliche Holzkerben. "Welche Arbeiten ich hier mache ist wechselnd.. mal dies.. hatschi!! Mal das halt. Und staubfegen.. hatsch mag ich nicht.. hatschi!!.. hatschi!" Marei saß niesend vor Ursus Bett und hielt sich die Hand vor den Mund..

  • Ursus setzte sich auf einen der bequemen Sessel, - weit weg vom Bett, wo jetzt der Staub in die Luft gewirbelt wurde. Die Kleine stellte sich nicht gerade geschickt an, aber das gehörte wohl zum Lernprozeß dazu. Wie gut, daß sie gleich frische Bettwäsche mitgebracht hatte. Nach dieser Staubschlacht war die auch nötig. Und es war auch gut, daß die Holzkerben nur unter dem Bett entstanden, sonst hätte er jetzt eingreifen müssen, damit sie das Möbel nicht völlig ruinierte.


    "Straßenkarte auf zwei Beinen, ja? Kennst Du ganz Rom oder nur bestimmte Gegenden? Und auswendig lernen kannst Du auch? Kannst Du auch lesen und schreiben?" Er kannte sich in Rom ebenfalls gut aus, bis auf ganz wenige Gegenden. Er würde sie mit kleinen Aufgaben prüfen, wenn sie behauptete, Rom ganz und gar zu kennen. Ein Kind in dem Alter? Das war schon mehr als ungewöhnlich.

  • "Hatschi!!.. hatschi!" nieste marei weiter und kippte den Eimer um, um den Staub dort hineinzufegen, was auch einigermassen gelang. Niesend stellte sie die Putzsachen bei der Tür ab und kehrte zurück, um die Fragen des gütigen dominus zu beantworten. "Aaallsssoo.. hatschi!! Ich kenne Rom ganz gut.. bis auf das Viertel hier. Hier kam ich nie rein, weil die Botengänge mich nie hierher führten. Man hat mich das ersten zwei Mal immer begleitet und die Punkte gezeigt, die ich mir merken muss, um das dritte Mal alleine zu gehen. Beim dritten Mal wurde ich beobachtet und wenn ich zu lange brauchte, dann musste ich ohne Essen ins Bett."


    Die Nase kribbelte kaum mehr und Marei fasste geschäftig nach dem Bettzeug, um es abzuziehen. "Und wenn ich alles richtig machte, dann bekam ich zu essen und durfte mich ausruhen, bis ich wieder losgehen sollte. Oh.. bummeln gehn.. das ist toll." Das Laken lag auf dem Boden... jetzt musste sie sich überlegen, wie sie das frische Tuch übers Bett legen konnte. Sie war wirklich klein.. die Großen schafften es aufzuwirbeln und dann wie eine Feder auf die Matte sinken zu lassen.

  • "Das Viertel hier wirst Du gewiß bald kennenlernen. Also, schauen wir mal, wie gut Du Dich wirklich auskennst. Wo befindet sich die Castra Praetoria? Und wenn ich Dir sage Du sollst etwas zu einem Haus nahe der Porta Raudusculana bringen, wo mußt Du dann hin?" Das waren noch recht einfache Punkte für jemanden, der sich in Rom gut auskannte. Doch Ursus wollte nicht zu schwierig beginnen mit seiner kleinen Prüfung.


    "Und wie war das nun mit Lesen und Schreiben? Diese Frage hast Du nicht beantwortet." Interessiert schaute Ursus zu, wie die Kleine mit dem Laken kämpfte. Ihr zu helfen, kam ihm nicht in den Sinn. Solche Arbeiten mußte sie lernen. Und man lernte am besten, wenn man etwas einfach oft genug tat. Sollte sie es gar nicht schaffen, konnte er eine andere Sklavin dazurufen, die dem Kind zeigte, wie es richtig ging.

  • "Aaabberr.. Dominuuuus.... ich war, seit ich hier bin, gar nicht mehr draußen. Ich durfte noch nix rausbringen und abgeben." seufzte Marei wehmütig klingend und sah Ursus aus ihren grünen Augen an. "Die Strecke ist einfach zu gehen..." erklärte sie noch und erklärte es ihm, während sie sich mit dem Laken abmühte.


    Marei war versucht, schlichtweg auf sein Bett zu krabbeln und die Ecken bis auf eine, von der sie wieder runterkrabbelte, glatt zu streichen. Das Laken überhaupt glatt zu streichen war auch ein Problem, eben weil sie gar keine so langen Arme wie die Großen hatte. "Ich kann nicht lesen und schreiben. Mein Herr hat immer gesagt, ich soll beides nicht lernen... sonst kann ich das Botin sein vergessen." Mit hängenden Schultern trat sie von der Lagerstatt neben das abgezogene Laken zurück und wartete was er sagen würde.

  • Wieder mußte Ursus schmunzeln. "Wenn ich das recht verstanden habe, dann bist Du auch noch nicht lange hier. Bevor Dich jemand mit wichtigen Botengängen beauftragen kann, müssen wir Dich erst einmal kennenlernen." Er hörte genau zu, was sie über die Strecken sagte und war nicht unzufrieden. Sie kannte sich ohne Zweifel aus. Er nannte noch zwei schwierigere Ziele in den kleineren Straßen der Stadt und war gespannt, ob sie damit auch zurecht kommen würde.


    "Hat Celerina auch schon gesagt, ob ihr das genügt? Möchte sie auch, daß Du es nicht kannst?" Das war eine interessante Frage, die so einiges über die neue Verwandte offenbaren würde.

  • Sie erklärte ihm auch die anderen zwei Wege zu den Zielen, musste bei letzterem Ziel aber passen, weil sie die Strecke schon länger nicht mehr abgegangen war. "Keine Ahnung wie lange ich schon hier bin.. ich glaube zehn Finger schon habe ich bei den anderen geschlafen." merkte Marei an und sah Ursus aufmerksam an. "Mich kennenlernen? das ist nicht schwer.. ich bin noch klein und das dauert noch bis ich so groß wie du." sagte sie ihr Sprüchlein auf, welches sie schon Phraates gegenüber aufgesagt hatte. Mit zögernden Schritten trt sie näher zu Ursus heran und blieb in respektvoller Entfernung von etwa fünf Mädchenschritten vor ihm stehen.. genauso wie sie es vorher gelernt hatte. "Nee nee nee... dazu hat sie nix gesagt, dominus. Ist das Lesen und Schreiben wichtig für mich wandelnde Straßenkarte?!? Soll ich das domina Celerina sagen? Oder sie darum bitten, dass ihre Sklavin Charis es mir beibringt?"

  • Ursus war nicht unzufrieden mit der Kleinen. Sie kannte sich wirklich gut aus, auch wenn sie das letzte Ziel nicht ganz zu erreichen wußte. Sicher würde sie es trotzdem finden, denn auf den Mund gefallen war sie nicht. "Zehn Tage also. Das ist wirklich noch nicht lange. Aber ich kann mir kaum vorstellen, daß nur die Tatsache, daß Du noch klein bist, Dich ganz ausmachen soll. Du redest ziemlich viel, das scheint also schon mal eine Eigenschaft zu sein." Sie kam näher zu ihm. Viel Scheu besaß sie offenbar auch nicht.


    "Nein, das sollst Du nicht. Ich werde mit Celerina mal sprechen. Es interessiert mich, was sie mit Dir so vorhat." Süß war die Kleine ja. Nur noch etwas arg vorlaut. Aber man mußte ihr zugute halten, daß sie zum einen ein Kind und zum anderen erst seit wenigen Tagen hier war.

  • Marei nickte eifrig. "Ja, ich rede gerne... aaaabeer.. ich kann auch mucksmäuschenstill sein!" Sie sah ihn momentelang enttäuscht an, das sie nicht selber fragen durfte.. aber dann war es irgendwie auch gut, dass er ihre Herrin fragen ging. "Gut." erwiderte sie noch und fragte sich, ob der Herr noch mehr von ihr wissen wollte. Ihre Aufgabe hatte sie erledigt und sein Bett saubergemacht... eigentlich müsste sie jetzt gehen und alleine lassen. Marei hatte keine Lust auf nichts tun und sich langeweilen. "Wie lange bist du denn schon hier? Schon immer? Und wann ist domina Celerina gekommen? Sie wohnt auch noch nicht sehr lange hier, stimmts? Weisst du, dass sie eine Katze hat? Die ist süüßß.." fragte sie spontan.

  • "Kannst Du das wirklich?", fragte Ursus schmunzelnd und wagte, dies zu bezweifeln. Der Schwall an Fragen, der dann folgte, strafte ihre Worte tatsächlich Lügen. Typisch Kind fragte sie allerlei Dinge, die sie eigentlich nicht das Geringste angingen. "Ich bin in diesem Haus geboren. War aber ein paar Jahre in Griechenland. Eines in Germanien und jetzt vor kurzem eines in Mantua. Aktuell bin ich erst wenige Tage wieder hier. Domina Celerina hat vor einiger Zeit Dominus Corvinus geheiratet. Seit dem wohnt sie hier. Und nein, ich wußte nicht, daß sie eine Katze hat." Er wußte mit diesen Tieren auch nicht viel anzufangen. Sie neigten dazu, zu kratzen und hatten ihren eigenen Kopf, wenn es ums Streicheln ging. Da waren ihm Hunde lieber. Sie gehorchten und ließen alles mit sich machen.

  • Jetzt stemmte sie die Arme in die Taille und sah den aurelischen Herrn leicht empört an. "Natürlich kann ich das... ganz still sein. Warum soll ich gerade jetzt still sein?" fragte sie zurück und hörte ihm zu. "Hier geboren? Ist das hier dein Kinderzimmer gewesen? Warum warst du zum Lernen in Griechenland? Wo ist Germanien und Mantuna?"


    Marei lächelte sie, wie sie erfuhr, dass er die Katze Saba nicht kannte. "Kein Wunder.. dass du die Saba nicht kennst. Soweit ich weiss, darf Saba gar nicht mal rausgehen und muss immer bei der domina sein. Nur einmal in den zehn Fingern ist sie in den Garten ausgebüxt und hat Phraates heftig gekratzt... und naja.. es gingen ein paar Büsche auseinander." Sie sprach immer leiser und sah schliesslich nur noch zaghaft zu Ursus auf.

  • Jetzt mußte Ursus sogar lachen. "Ja, warum solltest Du jetzt still sein? Da hast Du ganz recht. Ich bin schon sehr gespannt darauf, Dich mucksmäuschenstill zu erleben. Sag mal, wie alt bist Du eigentlich?" Sie sah älter aus als ihre Worte sie wirken ließen. Aber natürlich konnte das auch täuschen.


    "Mantua ist eine Stadt im Norden von Italia, relativ nahe der Ostküste. Germanien ist ein Land weit im Norden, jenseits der Berge. Dort ist es kühler als hier. Im Winter liegt der Schnee manchmal so hoch, daß Du ganz darin versinken würdest. In Griechenland gibt es die besten Schulen und die klügsten Lehrer. Deshalb gehen die Söhne reicher Eltern dorthin zum Lernen." Wenigstens versuchte er, ihre Fragen zu beantworten. Wie lange noch, würde sich zeigen. Seine Geduld war endlich. "Das mit den Büschen ist nicht gut. Viele Pflanzen in unserem Garten sind sehr selten und kostbar. Corvinus hat Pflanzen sehr gern und hat den Garten so anlegen lassen. Er wird sehr zornig werden, wenn etwas davon zerstört wird."

  • "Ich kann still sein..." murrte Marei. "Ich bin acht." Sie setzte sich auf den Boden, schlug die Beine in den Schneidersitz als Ursus zu erzählen anfing und sah ihn aus grünen Augen aufmerksam an. "Oh mann.. da bist du aber schon weit rausgeritten. Wie lange dauert es bis zu diesen Orten und Ländern zu Pferde?" kommentierte sie staunend seinen Bericht und kam nicht umhin eine Frage dranzuhängen. Unschuldig blickte sie ihn an und zuckte mit den Schultern. "Pflanzen sind kostbar? Selten? Wie denn das? Du schummelst... Münzen und Milch sind kostbar! Ich weiss nicht, was Phraates getrieben hat sich auf einen Busch zu stürzen, wo Saba sich versteckt hatte. Sie hat ihn dafür gekratzt und dann hatte Phraates Zweige in den Haaren hängen. Das sah lustig aus, so als ob sie ihm aus dem Kopf wachsen würden..." lachte Marei.

  • "Acht Jahre alt. Nun, das ist einerseits noch erschreckend jung, aber andererseits auch nicht so jung, daß Du nicht verstehen würdest, was man Dir sagt. Eigentlich ein gutes Alter." Warum er sich bemühte, freundlich zu der Kleinen zu sein, wußte er selbst nicht so genau. Vielleicht machte es ihm gerade einfach Spaß. "Wie lange man braucht, kommt darauf an, wie schnell man reitet, wie ausdauernd das Pferd ist. Und wie gut das Wetter ist. Im Sommer bei guten Wetter, wenn er täglich das Pferd wechseln kann, schafft ein Bote den Weg nach Germanien in einer Woche. Aber normal braucht man mehrere Wochen. Im Winter, wenn die Pässe in den Bergen zugeschneit sind, muß man die Berge umgehen. Das dauert dann noch viel länger." Eine für ein Kind bestimmt unbefriedigende Antwort. Doch es würde lernen müssen, daß Reisen zu den Dingen gehörten, die von sehr vielen Faktoren abhingen.


    "Nein, ich schummle nicht. Viele dieser Pflanzen, vor allem die Blumen, die man Orchideen nennt, kommen aus sehr fernen Ländern, weil sie hier normalerweise nicht wachsen. Man kann sie auf dem Mark kaufen, sie haben eine lange Reise hinter sich. Sie sind selten und teuer. Und man muß sie sehr sorgfältig pflegen, damit sie hier gedeihen. Frage Siv, sie kennt sich damit sehr gut aus." Er lachte, als er sich vorstellte, wie Phraates durch die Büsche sprang und mit Ranken verziert daraus wieder auftauchte.

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