Feriae Latinae | Vorbereitungen für eine Feier

  • Die Feriae Latinae, Gedenkfest an das Bündnis der latinischen Städte unter der Führung Roms. Feiertage mit hohem Grad an Prominenz, schon allein deswegen, weil die Consulen Roms an diesen Festlichkeiten teilnahmen. Bedeutende sechs Tage, deren Organisation dem jungen Aurelier oblagen, welcher seine erste Aufgabe im Amt sehr, sehr ernst nahm. Ein Fest, welches vor allem dem Kult der Iuppiter Latiaris viel bedeutete und bei dem weder Fehler noch Unregelmäßigkeiten passieren oder auffallen durften. Ein Fest, welches sogar den Schrecken des Krieges für eine Zeit lang in Vergessenheit geraten ließ, welches laut klirrende Waffen mit solcher Leichtigkeit zum Schweigen brachte.


    Als Avianus hoch zu Ross die etwa zwanzig Kilometer nach Südosten gen Albanus Mons ritt, hatte er schon klare Vorstellungen von der Organisation des Festes. Es war ein rein religiöses Fest, mit Opfergaben und sogar einem bedeutendem Tempel, welcher ein Heiligtum der Latiner beinhaltete, wie Avianus wusste. Es würde Opfergaben geben, Priester, welche die religiösen Zeremonien begleiten würden und die Lustratio, das zeremonielle Sühneopfer. Das Opfertier war zu organisieren. Und auch das große Feuer am Ende der Festlichkeiten kostete Material und im Vorfeld genügend Zeit der Organisation.
    Ja, er hatte ein klares Bild davon, wie die Festlichkeiten ablaufen würden. Es musste einfach alles perfekt sein, war sich der junge Aurelier sicher. Aus der Ferne konnte er schon die höchste Erhebung der Albaner Berge mit seinem imposant wirkenden Tempel erblicken. Endlich war er hier und konnte an die Arbeit gehen. Entschlossen trieb er sein Pferd an, jetzt nicht schlapp zu machen und auch diese letzte Hürde auf diesem anstrengenden Weg auf sich zu nehmen. Es schien förmlich zu wissen, dass sie fast da waren.


    Avianus zog vor dem Tempel angekommen die Zügel seines Reittieres und stieg ab, holte Schreibzeug zum vermerken schriftlicher Notizen hervor und tätschelte dem Pferd, welches seinen Dienst brav getan hatte, sanft den Hals. Anschließend stellte er ihm ein wenig Wasser in einer tiefen Schüssel hin und ließ es ruhen und vor sich her grasen. Der Tempel lag vor ihm und der junge Aurelier nahm sich die Zeit, das Bauwerk einige Sekunden lang ehrfürchtig anzublicken, bevor er die Treppen aufstieg und im Inneren nach einem Priester oder jemand anderem suchte, mit dem er arbeiten konnte.

  • Quintus Vatinius Auruncus


    Seit altersher war es die ehrenvolle Aufgabe der Sacerdotes Cabenses, das Heiligtum auf dem Albanus Mons zu hüten. Ursprünglich hatten sie zur Priesterschaft einer latinischen Gemeinde gehört, die am Fuße des Berges gelegen hatte, doch das war lange vorbei: Die Gemeinde auf ausgelöscht, sodass nur noch ihre Priester übrig waren.


    Heute erfüllte das Collegium um Vatinius Auruncus die ehrenvolle Aufgabe, dem Iuppiter Latiaris zu opfern und - besonders wichtig - die Feriae Latinae zu organisieren. Er stammte, wie seine Collegae auch, aus der Umgebung - in seinem Falle aus Norba - und hatte bereits als Knabe das Heiligtum regelmäßig besucht. Nun


    Heute war der Priester mit dem Quaestor Consulum verabredet, denn die Feriae standen wieder an - diesmal überraschenderweise im November statt in den ersten Monaten des Jahres!




    SACERDOS CABENSIS - ITALIA

  • Avianus war beeindruckt von der Architektur des Gebäudes, doch dies dachte der junge Aurelier jedes Mal, wenn er einen Tempel vor sich stehen hatte oder sich darin aufhielt. Hier war es besonders schön, zu sein - kunstvolle Statuen aus Marmor, Malereien und Bildhauereien in allen denkbaren religiösen Motiven verschönerten diesen Ort.
    Ein kalter Ehrfurchtsschauer lief ihm über den Rücken, während er in der heiligen Stätte nach dem Sacerdos suchte, mit dem er verabredet war. Die Schritte, die Avianus setzte, hallten hörbar und mit langem Echo in den Hallen wieder, in denen er sich bewegte. Zweifellos, ein respekteinflößendes Gebäude und in dieser Gegend eine Feier ordentlich mit Dekoration zu organisieren, sollte sich als Arbeit für Dutzende von Sklaven entpuppen. Immerhin standen die Feierlichkeiten bald an und es wäre für Avianus eine Schmach, nur halb vollständige Arbeit hinterlassen zu haben.


    Hinter sich hörte er ebenfalls Schritte erhallen, was Avianus dazu verleitete, sich ruckartig umzudrehen und den Priester dieses Heiligtumes freundlich zu grüßen. "Salve, Sacerdos. Es ist mir eine Ehre, auf euren heiligen Stätten Fuß zu fassen. Ich komme wegen der Feriae Latinae, wie besprochen", erklärte er sein Kommen und klopfte mit den Fingern, durch diesen Raum bedingt auch hörbar, auf seine Tabula.

  • Quintus Vatinius Auruncus


    Der greise Vatinius kratzte sich nachdenklich hinter dem Ohr. Er wusste natürlich, warum der junge Bursche hier war - der Priester war kein großer Freund von Floskeln, weshalb er auch jedes Jahr mit Grauen dem Latinerfest entgegensah, das im Grunde eine einzige große Floskel darstellte.


    "Das dachte ich mir. Wie du siehst, ist der Tempel in gutem Zustand. Was möchtest du noch wissen?"


    Er machte eine Handbewegung, die auf den gesamten Raum verwies. Die Wände waren mit Kriegsbeute geschmückt, denn früher hatte der Albanus Mons als Ausweichort für einen Triumphzug zum Capitol gegolten - und natürlich war die Beute in diesem Fall hier geblieben! Doch die Waffen und Rüstungen waren alle recht alt - die Kaiser nutzten diesen Platz gewöhnlich nur für das Latinerfest, wie die anderen Römer auch.




    SACERDOS CABENSIS - ITALIA

  • Die Frage, was Avianus noch wissen wolle, entpuppte sich eigentlich als unnötig, denn er war nicht gekommen, um nur Einiges in Erfahrung zu bringen, sondern alles.
    "Wie laufen die Vorbereitungen", fragte Avianus direkt, "Die Opfertiere? Ist alles für das Opfer bereit? Speis und Trunk? Dekorationen für die Gäste? Alles muss perfekt sein, wenn die Menschen hier in wenigen Tagen auftauchen. Was ist mit den Häuslichkeiten der Consulen? Ich denke, es ist keiner Erwähnung wert, dass Consulen da sehr pingelig sind und alles perfekt nach ihren Bedürfnissen eingerichtet sein sollte."
    Auch wenn es so wirkte, so lag es doch nicht in Avianus´ Absicht, den Priester mit Fragerei zu erschlagen - es war jedoch unabdingbar, wenn er sicherstellen wollte, dass sich jeder hier wohl fühlen würde.
    "Benötigt ihr Weihrauch? Holz für das Feuer am Ende des Festlichkeiten? Kann jeder der Sacerdotes an diesem Tag teilnehmen oder fehlen uns Leute", folgten daraufhin auch weitere Fragen. Hoffentlich war der älter scheinde Priester bei seinem jungen Eifer mitgekommen.

  • Quintus Vatinius Auruncus


    "Unsere Dekorationen sind jedes Jahr dieselben, daher lagern sie hier im Tempel. Opfertiere zu besorgen obliegt jedoch den Consuln, beziehungsweise wohl dir, Quaestor."


    meinte Auruncus mit bedächtigen Worten. Er strahlte eine Ruhe aus, die geradezu unvereinbar wirkte mit jenem bunten Volksfest, das hier in wenigen Tagen beginnen sollte.


    "Das Holz könnte beschafft werden, allerdings kostet auch dies Geld - möglicherweise müssten die Consuln hierfür Gelder bereitstellen. Dafür sind die Sacerdotes Cabenses jedoch vollzählig. Opferhelfer sind ebenfalls vorhanden."




    SACERDOS CABENSIS - ITALIA

  • Avianus wurde ein wenig trotzig... also lag es doch wohl an ihm, Opfertiere zu besorgen, da der Consul ihn in keinster Weise über diesen Umstand aufgeklärt hatte, ob es überhaupt Lieferanten gab oder ob er dafür sorgen musste. Er konnte nur davon ausgehen, dass der Tiberier nichts vorbereiten hat lassen und würde wohl auch das Risiko in Kauf nehmen, dass einige Dinge vielleicht doppelt vorhanden waren. Es war ihm lieber, als dass dieses Fest am Ende in die Hose ging.
    "Hmmm... es wird hier im näheren Umfeld sicher einige Bauern geben, die ihr Vieh gegen bare Münze geben würden. Doch dann sind wir ziemlich in ihrer Hand und auch ihrer Preisdiktatur ausgesetzt... wenn wir denn Tiere finden, welche die passenden Anforderungen erfüllen", betonte Avianus kinnreibend, "Oder kennt jemand von euch hier spontan Viehzüchter, die einen weißen Stier haben, oder einen roten?" Die Ruhe des Priesters teilte der dienstbeflissene Avianus zwar nicht, aber aufregen tat er sich nicht. "Das Holz wird unser geringstes Problem sein. Das kann man auch während der Feiertage von einigen Dienern beschaffen lassen. Ich werde diesbezüglich mit Consul Tiberius reden."

  • Quintus Vatinius Auruncus


    Schweigend lauschte der Sacerdos den Ideen des jungen Quaestors. Offenbar war er wenig bekannt mit den Dingen rund um den Opferbetrieb von Tempeln, denn sonst hätte er wohl gewusst, dass es vorzügliche Züchter für Opfertiere gab, besonders im Umfeld Roms, wo die Staatsopfer hunderte solcher weißer und roter Tiere verschlangen.


    "Wir beziehen unsere Stiere für gewöhnlich von einem Züchter auf dem Ager Laurens. Wenn du es dort versuchst, wirst du sicher etwas finden. Andernfalls kannst du auch die Pontifices fragen, die ja in Roma für die Staatsopfer zuständig sind."


    erklärte er daher geduldig, ehe er aufhorchte. Das Holz erst während der Feier zu beschaffen, war natürlich durchaus möglich, doch brannte getrocknetes Holz durchaus besser. Dennoch enthielt er sich lieber eines Kommentares.




    SACERDOS CABENSIS - ITALIA

  • Tatsächlich hatte Avianus sonst nie sonderlich viel mit der Organisation von Opfern zu tun gehabt, war er doch vorher in ganz anderen Bereichen von Politik tätig und sah sich hier in der Orginsation einer religiösen Feier auf einem ganz fremden Gebiet stehen. Aber zum Glück wussten die Sacerdotes Bescheid und waren im Zweifelsfall hier, so dass der junge Aurelier ohnehin fragen konnte.


    "Es wird sich sicherlich jemand finden lassen. Ich werde mich bei besagten Züchtern erkundigen", erklärte Avianus autoritär, "Wenn es sonst nichts gibt, mache ich mich an die Arbeit."

  • Quintus Vatinius Auruncus


    "Hervorragend. Wir werden dir gern mit Rat und Tat zur Seite stehen, so du dies wünscht, Aurelius!"


    erwiderte der Sacerdos würdevoll und vielleicht ein wenig gönnerhaft. Er konnte sich vorstellen, dass dieser junge Mann seine Nervosität nur zu überspielen versuchte, denn zweifelsohne hatte er noch nie ein so wichtiges Fest organisiert!




    SACERDOS CABENSIS - ITALIA

  • "Dann könnt ihr ja mit der Organisation der Opfergaben anfangen... ich werde derweilen die Züchter aufsuchen und Opfertiere besorgen. Legt alles bereit, was ihr dafür braucht und anschließend dekoriert ihr den Tempel nach eigenem Ermessen. Wenn ich zurück bin, sehen wir uns die Consulenunterkünfte an", meinte Avianus rasch und wandte sich nach einem Nicken von dem Sacerdos ab. Der Ager Laurens würde sein nächstes Ziel sein.

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