[Triclinium] Der Kreis schließt sich

  • Sim-Off:

    Entschuldigt, hier geht es jetzt auch endlich weiter.


    Ja, was für ein Wesen musste seine Schwester denn sein, dass Sermo sie versteckte? Auf diese Frage würde er zum jetzigen Zeitpunkt keine ehrliche Antwort geben, das lag für ihn auf der Hand. Mit einem schiefen Grinsen berichtete er also knapp über die schöne Weiblichkeit, die einen ganz grauenhaften Charakter hatte. "Es gibt keinen Grund, sich beleidigt zu fühlen. Melina ist eine ganz wunderbare Frau von fünfzehn Sommern, bildhübsch und...tugendhaft..." Er war versucht zu hüsteln, doch das konnte er sich mit einem Seitenblick zu Valerian verkneifen. Statt dessen zückte er den Zeigefinger und schob hastig nach: "Aber mach dir keine Hoffnungen, sie ist kein Frischfleisch für Beutetiere aus dem hohen Norden!" (:D)


    "Du kennst sie nicht? Schade, dann wird es wohl so sein wie du sagst. Ist ja auch nicht weiter wichtig..." Noch eine wegwerfende Handbewegung beendete das Thema Clara. Zumindest für diesen Abend. Ohnehin stellte Claudius Lepidus daraufhin eine Frage, die Sermo leicht zu beantworten wusste. "Wir erwarten lediglich Duccius Eburnus als sechsten Mann in dieser Runde. Ich hoffe er wird nicht zu lange aufgehalten." Sven schenkte ihm etwas verdünnten Wein nach, von dem Sermo nippte. Mit einem Blick auf die Clinen hob er dann wieder zu sprechen an."Ich schlage vor, wir begeben uns schon einmal zu den Liegen und machen es uns bequem. Der letzte im Bunde wird ja hoffentlich zügig eintreffen und dann können wir gleich mit dem ersten Gang beginnen, was meint ihr?" Mit großzügiger Geste lud er seine Gäste also ein, sich niederzulassen. Unmerklich gab er Sven ein Zeichen, dass Mulsum, Brot, Oliven und dazugehörige Soßen bereits aufgetischt werden sollten, damit der Appetit auf die darauffolgenden Speisen angeregt würde.


    Man begab sich also zu den Speisesofas, deren bloßer Anblick schon Bequemlichkeit versprach. Die Clinen gehörten schon vor der Renovierung der Casa zum Inventar und machten ordentlich was her. Ebenhölzern war der Rahmen, fein geschnitzt und an den Kopfenden mit detaillierten Pferdeköpfen geschmückt. Die weichen Matratzen waren mit besticktem Leinen bezogen und wurden durch beqeueme Kissen ergänzt, die zum Faulenzen geradezu einluden. "Meine Herren, bitte nehmt Platz. Prudentius Balbus, dir möchte ich gern den Ehrenplatz in dieser Runde zukommen lassen." Die beiden Speisesofas waren rechtwinklig zueinander angeordnet. Eine der Liegen war den Gastgebern vorbehalten, die dort auch den Ehrenplatz angelegt hatten. Es würden also Balbus, Sermo und Valerian auf der einen Cline platz nehmen. Die andere stand den Ducciern und Claudius Lepidus zur Verfügung, welche ihnen dann auch zugewiesen wurde.
    "Bevor wir mit dem ersten Gang beginnen, schlage ich vor, auf Duccius Eburnus zu warten. Doch derweil sollen kleine Häppchen euch bereits eine Gaumenfreude sein." Diomedes hatte bereits im Flur bereitgestanden und trat nun mit einem Tablett ein, das er auf dem flachen Tisch abstellte, der den Speisesofas beigefügt war. Brot war in Quadrate geschnitten worden, mit Frischkäse beschmiert und wahlweise mit Olive, Traube, oder einem Stück Gurke vollendet. Eine interessante Zusammentstellung wie Sermo feststellte. Diomedes war ein wahrer Meister in der Küche. Valerian hatte mit ihm einen wirklich guten Fang auf dem Markt gemacht. "Greift zu," forderte Sermo seine Gäste gut gelaunt auf und winkte Sven herbei, der geleerte Becher wieder auffüllen sollte. Der Quintilier wollte ja nicht als geiziger Gastgeber dastehen, was gewiss auch für seinen Vetter galt.

  • Als Quintus in das Triclinium geleitet wurde, waren die anderen Anwesenden gerade dabei, es sich gemütlich zu machen. Balbus, Valeriean und seinen Vetter Vala erkannte der Duccier natürlich sofort, den Rest konnte er allerdings nicht wirklich einordnen.
    Er selbst musste immer noch einen recht spektakulären Anblick darstellen. Er konnte merken, dass sich die Schramme im Gesicht anschickte ein wundervolles Veilchen zu werden.
    Nunja, Lächeln und erst einmal alle Anwesenden begrüßen...


    Salve, die Herrschaften. Bitte entschuldigt meine Verspätung, aber ich bin unerwartet und recht heftig aufgehalten worden. Für alle, die mich micht kennen, ich bin Quintus Duccius Eburnus.

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    Diomedes



    Nachdem Diomedes den Gast ins Triclinium geführt hatte, zog er sich zunächst nochmal schnell zurück, um das Eigentum von Eburnus sicher zu verstauen und das Verbandsmaterial wegzuräumen. Dann wurde es schon Zeit, den Gästen eine Schüssel mit Wasser zu reichen, damit sie sich vor dem Mahl die Hände waschen konnten. Eiligst erledigte der Sklave alles nötige, dann trug er die Schüssel herbei, um sie den Gästen anzubieten.

  • "Salve, Eburnus", begrüßte Valerian seinen Freund herzlich, der nur zufällig auch sein Optio war. Die unübersehbaren Blessuren ignorierte er völlig. Später würde er danach fragen. Denn ohne Zweifel war etwas vorgefallen, was er wissen sollte. Wenn es so wichtig wäre, daß es keinen Aufschub duldete, dann würde Eburnus ihm schon ein entsprechendes Zeichen geben. Gespannt war er auch, was er hier für eine Geschichte auftischen würde.


    "Komm, nimm Platz, mach es Dir bequem." Valerian winkte dem Jungen, damit er Eburnus mit einem Getränk versorgte und auch sonst alles tat, um es dem Duccier bequem zu machen. Heute Abend sollte sich hier jeder rundum wohl fühlen.

  • Zitat

    Original von Iullus Quintilius Sermo
    Statt dessen zückte er den Zeigefinger und schob hastig nach: "Aber mach dir keine Hoffnungen, sie ist kein Frischfleisch für Beutetiere aus dem hohen Norden!" (:D)


    Valas schmales Lächeln gefror im Ansatz, als Sermo die Ausführungen über seine Schwester mit diesem Nachsatz abschloss. Der Germane konnte garnicht schauen, so schnell stieg die Leistung seiner Streitsynapsen.
    "Beutetiere?", fragte er eine Spur zu scharf, und spießte den Quintilier förmlich mit seinem Blick auf, der von Nanosekunde zu Nanosekunde angriffslustiger wurde. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein?
    "Sag mir, Quintilius.", grollte Vala, dem immer mehr die Selbstbeherrschung flöten ging, "Ist es deine Art, Leute in dein Haus einzuladen, nur um sie dann zu beleidigen?"


    Er wollte gerade damit fortfahren, den ersten Streit des Abends zu gestalten, als in seinem Rücken ein weiterer Gast angemeldet wurde. Unwillkürlich wandte Vala sich um, und stockte mitten in der Bewegung: das war sein Vetter Arbjon. Aber in welchem Zustand?
    "Na großartig..", fluchte Vala mehr in sich hinein, als er es wirklich sagte, und warf seinem Vetter einen vorwurfsvollen Blick zu. Gerade hatte er vorgehabt, dem Quintilier eine Lektion darin zu erteilen, Germanen nicht per se als Wilde zu betrachten, und da stolperte der Sohn der Ildrun herein, als käme er frisch aus einer Kneipenschlägerei.

  • Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    "Komm, nimm Platz, mach es Dir bequem." Valerian winkte dem Jungen, damit er Eburnus mit einem Getränk versorgte und auch sonst alles tat, um es dem Duccier bequem zu machen. Heute Abend sollte sich hier jeder rundum wohl fühlen.


    Quintus nickte Valerian zu und ließ sich nieder. Er bemerkte auch den vorwurfsvollen Blick Valas und war sich sogleich bewusst, dass er eine genauere Erklärung abgeben musste.
    Der Duccier ließ sich zunächst einen Becher Wasser geben und begann dann nach einigen großen Schlucke zu erzählen.


    Ihr müsst mein Auftreten verzeihen, aber ich bin unter die Straßenräuber geraten. Zu zweit haben sie sich auf mich gestürzt und ich schätze, dass ich es nur meiner Ausbildung zu verdanken habe, dass ich mit dem Leben davongekommen bin.


    Als offizielle Version sollte das reichen. Überfälle waren auch in Rom keine Seltenheit, so dass er sich nicht in Details ergehen musste. Stattdessen nahm er noch einen Schluck Wasser.


    Worüber hattet ihr gerade gesprochen?

  • Uh, ah! Da hatte die Klappe des Quintiliers Worte geformt, bevor sein Hirn über die Konsequenzen nachgedacht hatte. Verflucht noch eins, er wollte hier doch keinen Streit vom Zaum brechen! Dem Blick des Germanen begegnete Sermo mit einem Stirnrunzeln, das von gehobenen Augenbrauen abgelöst wurde. Er hob schnell entschuldigend die Hand und erwiderte in ruhigem Tonfall: "Duccius, es war gewiss nicht meine Absicht..." Doch weiter kam er nicht, denn der letzte sehnsüchtig erwartete Gast betrat das Triclinium. Und wie er es betrat. Zum Glück begrüßte Valerian den mitgenommenen Mann sofort, sodass Sermo zunächst verharrte, heimlich Seitenblicke auf Vala werfend. Der wirkte auch nicht gerade erfreut über die Erscheinung seines Verwandten.
    Als der hinzugkommene Duccius sich zu ihnen gesellt hatte, mit einem Getränk versorgt war und seine Situation genauer erläuterte, schaltete Sermo sich als Gastgeber ein. "Duccius. Ich bin erleichtert, dass du diesem Anschlag auf deine Gesundheit und deine Börse entkommen konntest und freue mich daher umso mehr, dass du nach diesem Vorkommnis dennoch hier erscheinst. Sei willkommen in der Casa Quintilia. Heute soll es dir an nichts mehr fehlen." Er setzte ein breites Lächeln auf, auch wenn er noch das pausierte Streitgespräch mit dem anderen Duccius im Hinterkopf hatte. "Jetzt, da alle Gäste anwesend sind, können wir ja mit dem Mahl beginnen." Ein Zeichen war nicht einmal nötig, denn der kleine Sven flitzte augenblicklich in die Küche und gab bescheid, dass die Herrschaften vollzählig waren und die Vorspeisen serviert werden sollten.
    Sermo jedoch fuhr gelassen fort, wo Vala und er stehen geblieben waren. "Nun werter Duccius Eburnus, gerade unterhielt ich mich mit deinem Verwandten hier über die Sitten und Bräuche deines Volkes. Und ich muss gestehen, dass ich wohl noch einiges über die Stämme der Germanen lernen kann und sollte. Zum Beispiel, dass man durch eine vorschnelle Bemerkung rasch den Zorn eines Germanen entfesselt hat." Die Lage wurde durch dieses Eingeständnis hoffentlich etwas entschärft und die zähnefletschende Bestie, die in Valas Augen funkelte, wohl hoffentlich besänftigt werden. Schließlich wandte er sich dem verärgerten Duccius direkt zu. "Wie ich bereits sagen wollte: Es war nicht meine Absicht dich zu beleidigen." Innerlich rollte er zwar mit den Augen. Aber nach außen hin musste er den Schein wahren. Wieso fühlte sich dieser Kerl gleich angegriffen? War er etwa so streitlustig? Oder musste er irgendetwas anderes kompensieren? Vielleicht hatte er einfach schon lange keine Frau mehr gehabt und fühlte sich durch Sermos Kommentar umso schlechter.

  • Quintus grinste angesichts der Worte Sermos. O ja, Germanen konnten durchaus leicht reizbar sein. Bei der Überheblichkeit, die von vielen Römern häufig an den Tag gelegt wurde, war das aber auch kein Wunder und leichte Reizbarkeit traf somit letztlich auf alle Völker des Imperiums zu, die ihren Stolz noch nicht ganz über Bord geworfen hatten.


    In diesem speziellen Fall aber versteinerte sich das Grinsen des Ducciers recht schnell, denn er war sich nicht sicher, ob Vala ein unbedachtes Wort einfach so auf sich sitzen lassen würde.


    Ich denke, dass du in deiner eigenen Familie einen ausgezeichneten Lehrer hast, wenn es um die Sitten und Gebräuche der germanischen Stämme geht. Naja, zumindest einiger weniger. Valerian war doch recht lange bei der Secunda in Mogontiacum. Eigentlich müsste er so Einiges aufgeschnappt haben.


    Herausfordernd nickte der Optio seinem Centurio zu.

  • Valerian hatte gerade einen Schluck trinken wollen, als Eburnus darauf anspielte, daß er sich eigentlich mit den Sitten und Gebräuchen der Germanen auskennen mußte. Er verschluckte sich daher prompt und mußte husten. "Also", ein weiteres Husten unterbrach seinen Versuch, zu sprechen, "ein absoluter Experte bin ich nicht, das muß ich zugeben. Immerhin habe ich mich meistens in der Castra aufgehalten. Außerdem. Nunja, ihr seid doch genauso Römer wie ihr Germanen seid." Von daher hatte er nicht angenommen, daß es hier zu einem Zusammenprall der Kulturen kam.


    "Vala, bitte nimm meinem Vetter die unbedachte Äußerung nicht krumm. Er hat sie nicht böse gemeint und hätte jeden anderen ebenso auf die Schippe genommen, ganz gleich welcher Herkunft. Das sollte keine Herabwürdigung Deiner Person oder gar Deiner Herkunft sein, sondern einfach ein Scherz. Melina leistet uns heute Abend keine Gesellschaft, weil sie schlicht nicht da ist. Sie besucht eine entfernte Verwandte in Ostia." Auch wenn Valerian nicht die Hoffnung hatte, daß ihre Manieren dort deutlich besser wurden.

  • Der Römer verstand es, die richtigen Worte zu wählen. Valas Blut, soeben noch rapide auf den Siedepunkt zueilend, fand sich alsbald wieder auf moderate Temperaturen zuschwebend. Die stets unverfängliche Art seines Vetters Arbjon tat das übrige hinzu, die Lage zu entschärfen, und so öffnete Vala die Fäuste, und warf Sermo einen abschätzigen Blick zu, als würde er ihn gerade zum ersten Mal sehen.


    "Nun denn..", sprach Vala, um das Gespräch auf weniger explosives zu lenken, "..dann sei dem so. Zu schade, dass die Dame des Hauses nicht anwesend ist, es wäre mir eine Freude gewesen, sie kennen zu lernen." Er machte eine enttäuschte Miene, als hätte ihm jemand sein Lieblingsspielzeug entwendet, schmunzelte dann aber wieder gewinnend in die Runde.


    "Ich bin gespannt, was die Köchin eurer Familie kredenzt, um die Erzählungen meines abenteuerlustigen Vetters kulinarisch zu würzen."

  • Erleichtert nickte Sermo dem Duccier zu. Gut, er lenkte ein und schien sich beruhigt zu haben. Die Geste des Mannes beantwortete der Quintilier mit einem schmalen Lächeln, ging aber nicht näher auf seine Worte bezüglich Melina ein. Das Thema wollte er heute nicht mehr hören.
    Statt dessen frohlockte er innerlich, dass Vala auf die Speisen zu sprechen kam. "Nicht doch. Wir haben keine Köchin, sondern einen leidenschaftlichen Koch," grinste er und sagte weiter: "Diomedes ist sein Name, Grieche. Ein vortrefflicher Koch und auch ansonsten ein fleißiger Haushaltssklave." Der Gastgeber wandte sich zum wartenden Sven um und klatschte in die Hände. Der Hauptgang sollte aufgetischt werden, denn die Vorspeisen gingen langsam zur Neige und das Mahl sollte nicht ins Stocken geraten.


    Sodann erschien Diomedes, räumte ab und servierte Augenblicke später zwei Tabletts mit lauter herrlich duftenden Köstlichkeiten. Der Sklave verbeugte sich vor den Herrschaften und begann zu erklären. "Meine Herren, aus eigener Kreation zusammengestellt und nach bestem Wissen und Gewissen zubereitet:
    Zarte Poularden, gebettet auf knackige Salatblätter; Pikant gewürzte Entenbrust in Weinsoße, ebenfalls sehr empfehlenswert. Das Fleisch stammt von Wildenten, keinen Gezüchteten. Es wird euch auf der Zunge zergehen. Und als Ergänzung dazu noch gefüllte Täublein in süßer Soße."
    Stolz blickte der Koch in die Runde. Vier Poularden waren jeweils zu paarweise auf den Tabletts aufgebahrt worden, der Salat nett darum drapiert. Die Tauben waren um diese herum angeordnet, dazwischen lagen die prallen Scheiben des Entenfleisches. Gemüse wurde von Sven in zusätzlichen Schalen hinzugestellt, ebenso in Stücke geschnittenes Fladenbrot. "Meine Herrschaften, wohl bekomm's!" Diomedes verneigte sich noch einmal, dann gab er Sven ein Zeichen erneut mit dem Wein die Runde zu machen. Er selbst verzog sich nun wieder dezent in Richtung Küche.


    Sermo lauschte den Ausführungen des quintilischen Haussklaven mit zunehmendem Appetit. Der Grieche hatte sich wahrlich einmal wieder selbst übertroffen. Frohgemuts schloss er sich den Wünschen des Sklaven an. "Ja, dann tut euch mal gütlich an diesen Speisen." Als Gastgeber wies er auf die Auslese und machte sich dann selbst an einem Taubenflügel zu schaffen, den er geschickt abknickte und daran zu knabbern begann. "Mhhh, ein wahrer Genuss, findet ihr nicht auch?"

  • Interessanterweise besaßen die Quintilii keinen eigenen Koch, sondern ein Mädchen für alles. Was Vala sehr an das Heim seiner Sippe in Mogontiacum erinnerte. Marga führte die Küche schließlich auch nur als Hauptquartier für ihre uneingeschränkte Herrschaft über den Rest des Anwesens. Als das Essen aufgetischt wurde, stockte Vala, einmal mehr von der römischen Dekadenz überwältigt. Es gab Zeiten, da hatte Vala sich mit seinen Eltern nur von dem ernährt was man im Wald halt so fand, wenn Modorok zu seinen besten Zeiten einfach mal die Felder niederbrannte die zig Menschen das Überleben hätten sichern sollen. Wenn er sich so recht erinnerte, hatte er Dinge gegessen von dem er wohl niemandem erzählen durfte. Und jetzt stand er hier einer Aufreihung von Gerichten gegenüber die er sich damals nicht in den fernsten Träumen hätte ausmalen können. Das was man in der Casa seiner Familie bekam waren meist ordentliche, aber bäuerliche Mahlzeiten. Und hier in Rom wurden ihm Mahlzeiten um die Ohren geworfen für die andere Menschen töten würden. Für weniger sogar noch.


    "Wenn das so schmeckt wie es riecht", versuchte Vala sich an einer chalanten Erwiderung, die so garnicht ausdrückte was gerade in ihm vorging, "dann wird das ein Abend der seines gleichen sucht."
    Vala ließ sich neben seinem Vetter nieder und rempelte diesen dabei unauffällig an, um ihm danach einen vieldeutigen Blick zuzuwerfen. Das Hochzeitsmahl von Marsus und Callista war noch das Maß der ihm bisher untergekommenen Speisen, aber das so reichhaltiges Essen keinen Seltenheitswert mehr besaß schockierte ihn dann doch.
    "Eh, ja.", erwiderte Vala dann ziemlich unbeholfen, als er es dem Quintilier einfach nachtat und sich an einer Taube versuchte. Er fühlte sich unwohl, und versuchte so das Gespräch auf Dinge zu lenken mit denen er sich auskannte: "Sag, Quintilius, wie ist es dir ergangen seit unserem letzten Treffen? Du erwähntest die Suche nach einem Patron, war sie erfolgreich?"

  • Hätte er die Gedanken des Duccius lesen können, er hätte vermutlich laut aufgelacht. Für ihn war der Umstand, nur einen Haussklaven für alle Arbeiten zu besitzen, eher seinem Stand unangemessen. Sermo wünschte sich mindestens einen weiteren Sklaven, der Arbeiten außerhalb der Küche erledigen konnte, so dass Diomedes nicht ständig zur Porta rennen musste und generell etwas entlastet wurde. Doch er war viel zu stolz Valerian nach Geld für einen Sklaven zu fragen, selbst konnte er sich nämlich noch keinen eigenen leisten.


    Valas Bemerkung nahm Sermo derweil mit einem Knochenknacken des Taubenflügels und einem Grinsen auf. Der Germane schien beeindruckt vom Mahl, das Diomedes gezaubert hatte. Schnell kam er jedoch auf ein ganz anderes Thema. Nachdem er das zarte Fleisch heruntergeschluckt hatte, konnte er wieder zum Gespräch beitragen und nickte knapp. "Es geht vorwärts, danke. Meine Wahl fiel auf den Senator Purgitius Macer, dessen Liktor ich nun bin. Ich bin sehr zufrieden darf ich wohl behaupten, wirklich sehr zufrieden." Dazu nickte er nochmal bestätigend und spülte mit einem Schluck nach. "Und wie stehen die Dinge bei dir? Hat sich deine Verbindung zu Vinicius Hungaricus bereits als nützlich erwiesen?"

  • "Liktor?", sprach Vala, der überrascht eine Augenbraue hob, "Das bedeutet du prügelst Passanten im Weg deines Patrons aus dem Weg?"


    Er kam nicht umhin verschmitzt zu grinsen, konnte er sich den Quintilier irgendwo garnicht als simplen Haudrauf im Fahrwasser eines Senators vorstellen.
    "Senator Purgitius Macer wird wohl eine gute Wahl gewesen sein. Ich habe gehört er hat die Wahl mit sagenhaften hundert Prozent gewonnen. Etwas, was laut Acta in der Geschichte Roms nur einmal vorkam. Man kann sagen, dein Patron ist jetzt schon eine Legende."


    Vala beschränkte sich auf kleine Probierhappen. Was die römische Dekadenz in den Monaten, die er jetzt schon hier war, mit seinem Körper angefangen hatte, machte Vala gegenüber jeder Speise höchst misstrauisch. Natürlich erwiderte der Quintilier seine Frage mit einer Gegenfrage nach Valas Patron, und dieser zuckte hilflos lächelnd mit den Schultern: "In gleichen Teilen ja wie nein. Die Kontakte, die ich durch ihn bekommen habe sind mir äußerst hilfreich. Aber er selbst ist durch seine Abwesenheit weniger eine direkte Hilfe. Aber so kann ich mich auch über genügend Freiheit nicht beschweren, ich bin relativ ungebunden in meinen Aktivitäten hier."

  • Sermo lachte laut auf, als Vala eine so plumpe Dienstbeschreibung des Liktorats abgab. Amüsiert schüttelte er den Kopf. "Nicht ganz. Ich bin zwar unter anderem auch für die...'Sicherheit' des Praetors zuständig, doch da gehört mehr dazu. Die Liktoren der Magistrate erledigen auch wesentlich subtilere Aufgaben. Es kommt ganz darauf an, wessen Liktor man ist. Für den Praetor bin ich zum Beispiel des öfteren in der Castra Praetoria bei den Cohortes Urbanae gewesen, um Verhandlungstermine bekanntzugeben, mich nach Gefangenen zu erkundigen, et cetera. Es ist eine große Ehre, Liktor eines hohen Magistrats dieser Stadt sein zu dürfen." Mit einem breiten Grinsen fügte er dann jedoch noch hinzu: "Allerdings hast du schon recht, man macht hauptsächlich die Drecksarbeit. Nicht so schlimm wie ein Scriba, aber man hat schon gut zu rödeln. Und dann ist da auch noch die Wartezeit, die wir während der Senatssitzungen zu überstehen haben. Eine gute Gelegenheit übrigens, die verschiedenen Senatoren kennen zu lernen und etwas mehr von ihnen zu sehen, als nur den Vorhang einer Sänfte."


    Mit Stolz erfüllte ihn auch Valas Meinung über seinen Patron. "Wahrlich, das Ergebnis kann sich sehen lassen! Unglaublich, wie beliebt er sein muss. Eine Erlärung ist unter anderem, dass Senator Purgitius abseits jeglicher politischer Lager steht. Er ist respektiert, angesehen und hat mit niemandem private Differenzen, soweit ich das erkennen konnte." Zur Unterstreichung seiner Aussage machte er eine Pause, um sich an der Entenbrust zuschaffen zu machen.


    Kauend hörte er den Ausführungen über Vinicius Hungaricus' Nutzen zu. Er nickte allerdings nur zur Antwort, konnte er sich doch gut vorstellen, wie es ohne Patron in direkter Nähe wäre. "Und was hat sich bei dir getan seit unserer letzten Begegnung?" fragte er daraufhin, um Vala weiter am Reden zu halten und so selbst mehr Ente essen zu können. Sein Magen schrie nach Essen und dieses wunderbare Fleisch wollte Sermo nicht unangetastet lassen.

  • "Ach, ist dem so?", antwortete Vala kurz, und dachte: Dampfplauderer. Der Quintilier schien darauf bedacht sich und seine Position so groß wie möglich zu machen. Vala hatte schon einige mit dieser Macke kennen gelernt, und sie alle waren in dem Moment verreckt, als sie erkennen mussten, dass sich Vorstellung und Realität in dem Moment in die Quere kamen als es darum ging sich mit der Realität eines Gegners auseinander zu setzen. Vala hatte mehr für die andere Macke über: sich kleiner machen als man wirklich war. Denn dann konnte man sich Herausforderungen gelassener widmen als wenn man sich plötzlich der eigenen Unzulänglichkeit bewusst werden musste, weil man sich sein eigenes Gelaber irgendwann selbst geglaubt hatte. Sowieso: dieser Abend fiel in die gleiche Kategorie. Sie saßen beieinander als könnten sie das Imperium mit einem Fingerzeig ändern, dabei waren sie genau wer? Scribae... kleine Soldaten.. niemand.


    So kam ihm die Gegenfrage des Gastgebers gerade recht. Vala winkte ab, als sei ihm die Frage unangenehm: "Dies und das, alles in allem nicht viel. Ich lerne im Moment noch mich in Rom zu bewegen, verdinge mich als Scriba, stehe bei Projekten der Gesetzgebung in der dritten Reihe. Nichts besonders. Noch."
    Er schmunzelte verschwörerisch. Warum auch nicht einen kleinen Stein ins Wasser werfen, und den Kreisen dabei zusehen wie sie sich ausdehnten?

  • Sein Gelaber schien Vala nicht sonderlich zufrieden zu stellen, denn dieser kommentierte alles nur mit vier Worten. Sermo runzelte kurz verdrossen die Stirn, machte dann jedoch wieder gute Miene zum bösen Spiel. "Wie du siehst, neige ich zu überschwänglichen Erklärungen. Wie siehst du denn den Dienst der Liktoren?" fragte er geradeheraus und wollte sich damit einen Einblick in das Bild verschaffen, dass Vala bisher von Rom erhalten hatte.


    Sermo interessierte sich zwar nur mäßig für Scribatätigkeiten, dafür aber umso mehr für Gesetzgebung. Daher hakte er hier interessiert nach. "Gesetzgebung welcher Art, wenn ich fragen darf? In wessen Diensten stehst du demzufolge?" So sorgte er dafür, dass die Kreise nicht so schnell wieder geglättet wurden. Vielleicht war sein Patron ja an solchen Gesetzesänderungen interessiert, immerhin hatte er sich solche ja bereits bei seiner Praeturkandidatur auf die Fahne geschrieben.

  • "Das habe ich doch schon bereits..", zwinkerte Vala dem Quintilier zu, als der seine Einstellung zum Liktorentum hören wollte. Er könnte natürlich einige unangenehme Erinnerungen an Rutenbündeln die von seiner Schädeldecke abgeprallt waren oder Schultern die ihn einfach aus dem Weg gerammt hatten. Aber irgendwo hatte Vala keine Lust sich hier darüber auszulassen, noch weiter am Quintilius und seinem Selbstbild zu kratzen.


    Als der Römer weiter nachhakte, zögerte Vala einen Moment damit, weiter ins Detail zu gehen. Die Sache war immerhin noch nicht spruchreif, allerdings konnte er bei Sermo aber auch die Werbetrommel rühren, so dass sich dieser bei seinem Patron dafür einsetzte: "Mein Vetter Tiberius Duccius Lando, ehemals Magister der Regionalverwaltung in Germania Superior und mittlerweile Praefectus Vehiculorum, hat zusammen mit dem Comes der Regio, Tiberius Caecilius Metellus, eine umfassende Reform der Provinzorganisation und der Civitalverwaltung ausgearbeitet. Ich treibe die Sache in Rom voran, schüttelte Hände, erzähle Senatoren und anderen wichtigen Figuren von dem Projekt und versuche sie zu überzeugen, all das."

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