• Serrana hörte Axilla aufmerksam zu und schüttelte dann vehement den Kopf. "Oh nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass dich deshalb jemand für dumm hält. Ich tue es jedenfalls nicht." sagte sie und knuffte ihre Cousine aufmunternd mit dem Schwamm in die Seite.


    Bei der nächsten Frage hatte Serrana das Gefühl, wieder auf den Fontinalia unterwegs zu sein und sie lächelte unbewusst, während sie sich an das Fest erinnerte.


    "Ja, wir haben uns auf einem Fest ein paar mal miteinander unterhalten. Am Anfang waren wir mit den anderen Gästen im Atrium, aber dann hat er mich dort weggeholt und mir erst den Garten und dann die Bibliothek gezeigt." erzählte sie verträumt. "Das war wirklich schön, und er hat mir auch gesagt, dass er mich hübsch findet und sich freut mich getroffen zu haben..." Jetzt wurde sie schon wieder rot, aber irgendwie war ihr das ihrer Cousine gegenüber nicht so unangenehm wie bei anderen Leuten.
    Wie alt Sedulus wohl war? Darüber hatte Serrana noch gar nicht wirklich nachgedacht und einschätzen konnte sie es auch nicht besonders gut.


    "Ich weiß nicht genau, wie alt er ist, etwa 30 schätze ich mal." antwortete sie dann ein wenig unsicher auf Axillas Frage. Dass diese sie für hübsch hielt, freute Serrana sehr und sie lächelte ihre Cousine dankbar an. Tugendhaft war sie tatsächlich, in dieser Hinsicht war die eiserne Erziehung ihrer Großmutter ausgesprochen erfolgreich gewesen. Wobei Serrana fairerweise zugeben musste, dass sie in dieser Hinsicht bislang auch noch nie wirklich in Versuchung geführt worden war.


    Als sie Axillas abwehrende Reaktion auf ihre letzte Frage wahrnahm, wünschte sie sich sofort, sie hätte sie sich verkniffen. Und was ihre Cousine dann erzählte, bestätigte Serrana noch zusätzlich.


    "Oh, das tut mir so leid für dich!" sagte sie mit aufrichtigem Mitgefühl und streichelte ein wenig hilflos Axillas Arm. "Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich dich nicht danach gefragt, sei mir bitte nicht böse."

  • Axilla winkte leicht ab. “Kannst du ja nichts dafür, das war ja meine Schuld.“
    Und Axilla meinte das durchaus ernst. Jeder Mann, in den sie sich verliebte, ging weg oder starb. Sie hatte ihr Schicksal dahingehend schon akzeptiert und sah es daher ohne wenn und aber als ihre Verantwortlichkeit an, dass das alles so gekommen war. Hätte sie sich in Silanus nicht verliebt, wäre er vielleicht auch nicht nach Germanien versetzt worden, und nun wäre die Situation nicht so koisch.
    Aber zum Glück schien Serrana da nun zu vorhin keinen Zusammenhang zu erkennen, oder zumindest ließ sie sich nichts anmerken, so dass Axilla einfach wieder das Thema zurück auf das fröhlichere Gesprächsthema führte.


    “Aber wenn er dich in die Bibliothek und den Hortus entführt hat, um dich für sich zu haben, klingt das doch gut. Und hübsch findet er dich auch! Wieso denkst du dann, dass er dich nicht mögen könnte? Der mag dich ganz sicher. Und 30 ist jetzt auch noch nicht so alt.“
    Axilla überlegte kurz. Archias war bestimmt auch schon 30, und sie würde trotzdem nicht sagen, dass er alt sei. Überhaupt waren die meisten, sehr jungen Männer ohnehin viel zu kindisch, fand sie. Zum Beispiel Duccius Rufus, den sie als Freund ja sehr gern gehabt hatte, dessen Antrag, den er im Übereifer aber gemacht hatte, sie aber allein deshalb schon abgelehnt hatte, weil er einfach zu jung dafür war.
    “Und trefft ihr euch bald wieder?“

  • Was meinte sie denn nur damit, dass es ihre Schuld gewesen wäre? Serrana runzelte verwirrt die Stirn und hatte bereits den Mund geöffnet, um Axilla danach zu fragen als sie es sich in letzter Sekunde wieder anders überlegte. Dieses Thema schien ihrer Cousine aus irgendeinem Grund unangenehm zu sein, also war es sicher besser, es für's erste ruhen zu lassen. Vielleicht würde Axilla ja eines Tages mit ihr darüber reden wollen, aber dahin drängen wollte Serrana sie nicht.


    "Ja, meinst du wirklich?" fragte sie hoffnungsvoll bei Axillas nächsten Worten nach. So wie diese darüber sprach, hörte sich alles wirklich logisch und vielversprechend an und dennoch...


    "Es wäre so wundervoll, wenn du recht hättest." sagte sie dann seufzend und griff wieder nach ihrem Saft. "Ich hab noch nie in meinem Leben eine besonders hohe Meinung von mir selbst gehabt, vielleicht kann ich mir deshalb nicht vorstellen, dass andere Menschen mich vielleicht anders sehen."


    Die letzte Frage führte jedoch sehr schnell dazu, dass sich Serranas Gesichtszüge wieder aufhellten und sie rückte noch ein bisschen näher an Axilla heran.


    "Stell dir vor, er will mir ein paar Schriftrollen aus seiner Bibliothek ausleihen, weil mich die so interessiert haben als wir dort waren. Und er will sie selbst hier vorbeibringen, ist das nicht nett?" sprudelte sie aufgeregt hervor.


    "Vielleicht bist du dann ja auch zufällig zu Hause, dann kannst du ihn kennenlernen. Und wenn du willst, mache ich dich auch mit meinen Freundinnen bekannt. Hier in Rom gibt es nämlich sehr viele nette junge Frauen in unserem Alter, und man kann eine Menge gemeinsam unternehmen."

  • Axilla musste immer weiter grinsen. Auch wenn Serrana vorhin gemeint hatte, sie sei sich nicht sicher, ob sie verliebt sei, wenn man sie ansah, wie sie so hoffte und bangte, war es ganz offensichtlich, dass sie es war. Und als ihre Augen zu leuchten anfingen, als sie von den Büchern sprach und davon, dass er vorbeikommen wollte, sah wohl selbst ein Blinder, dass es sie ganz schön erwischt hatte.
    Allerdings konnte Axilla das mit der nicht so hohen Meinung von sich selbst sehr gut nachvollziehen. Nur leider konnte sie da keinen Rat geben. Denn Axilla war sich sehr sicher, dass ihre Einschätzung ihrer Selbst sehr realistisch war, da konnte sie ihre Cousine schlecht anlügen und sagen 'Das geht jedem so, das bildest du dir nur ein. Ich sprech da aus Erfahrung.' Irgendwie kam ihr das nicht richtig vor.


    Aber die Aussicht, Serranas Schwarm kennenzulernen und vielleicht auch ihre Freundinnen, ließ ihre Laune schlagartig wieder steigen und von den trüben Gedanken ablenken.
    “Oh, ja gerne. Also, beides. Ich kenne hier ja noch gar niemanden, und ich werd ja eine ganze Weile bleiben. Da wär es doch schön, wenn wir ein bisschen was unternehmen könnten mit dienen freundinnen.
    Und natürlich möchte ich ihn kennenlernen. Also, wenn du mich dabeihaben magst, heißt das.“

    Axilla kannte ja einige sehr gute Gründe, warum man mit seinem Schwarm allein sein wollte. Nicht, dass sie ihrer Cousine etwas unterstellen wollte, aber wachsame Augen störten eben, wenn die Gefühle einen übermannten.

  • Warum grinste Axilla denn nur so? Serrana wurde für einen kleinen Moment lang unsicher, aber dann wurde ihr klar, dass sie mit ihrem planlosen Gestammel vermutlich ein recht lustiges Bild abgab und musste selbst schmunzeln. Irgendwie kam sie zur Zeit selbst nicht mehr mit ihren Gedanken und Gefühlen klar, scheinbar hatte sie da wohl ohne es zu merken absolutes Neuland betreten.


    "Dann machen wir das. Wir können ja gemeinsam zu den Trajanischen Märkten oder in die Thermen gehen, oder uns eine Veranstaltung anschauen. Was würde dich denn am ehesten interessieren?" fragte sie nach, schließlich wollte sie ihrer Cousine ja nicht einfach irgendetwas aufdrängen.


    Bei Axillas letzter Bemerkung runzelte Serrana leicht die Stirn. Warum sollte sie denn etwas gegen ihre Anwesenheit haben, wenn Sedulus zu Besuch kam? Dann fiel ihr jedoch ein, wie nett es mit ihm allein im Garten und danach auch in der Bibliotheca gewesen war und prompt wurde sie wieder rot.


    "Natürlich kannst du dabei sein." antwortete sie dann aufrichtig.
    "Naja, vielleicht nicht die ganze Zeit." fügte sie nach kurzer Überlegung hinzu und musste dann wieder kichern.

  • Bei dem Angebot musste Axilla wirklich erst einmal überlegen. Sie hatte keine Ahnung, was es hier in Rom so alles gab. Alexandria hatte sie mit seinem Angebot, was Zeitvertreib anging, schon beinahe erschlagen. Aber Rom war... war... einfach Rom, da gab es noch viel mehr Dinge, die man einmal gesehen und miterlebt haben sollte.
    “Am liebsten möchte ich ja alles einmal machen. Ich muss doch schließlich was zu erzählen haben, wenn ich wieder zurückfahre und dann gefragt werde, wie das so war in Rom. Und warme Sachen brauch ich ja sowieso noch, ich kann ja nicht die ganze Zeit über deine Kleider tragen. Und die Thermen möchte ich schon gerne mal besuchen, so richtig große Thermen für Frauen gibt es in Alexandria nicht. Und natürlich Spiele! Also, da gibt e sin Alexandria auch welche, aber da schwärmen immer alle so davon, da will ich schon auch mal welche sehen.“ Axilla grinste verlegen. “Hihi, irgendwie will ich alles, und am liebsten auf einmal. Aber ich bleib ja länger, da werden wir das schon einrichten.“


    Als Serrana dann meinte, dass Axilla ja nicht die ganze Zeit bleiben musste und dann rot wurde, bekam sie wieder einen frechen Wasserspritzer begleitet von einem Lachen, gefolgt von gleich noch einem in der Hoffnung, sie vielleicht zu einer Wasserschlacht zu animieren. Axilla hatte schon seit Jahren keine mehr veranstaltet, und irgendwie hatte sie grade einen Anfall von Kindlichkeit und Lust darauf. Es war ja schrecklich, immer so erwachsen zu sein.
    “Na, ob ich euch dann allein lasse, muss ich mir dann wohl nochmal überlegen“, meinte sie frech und verschmitzt lachend.

  • Je unschlüssiger Axilla wurde, desto mehr stärkte das Serranas Unternehmungsgeist und sie begann bereits mit den Planungen für die nächsten Tage.


    "Prima, dann sollten wir einfach irgendwo anfangen." sagte sie aufgeregt. "Dann lass uns doch zuerst auf den Mercatus gehen, und danach gehen wir dann zum Aufwärmen in die Thermen." fügte sie dann mit einem Grinsen hinzu. "Wenn ich morgen im Tempel bin, werde ich Calvena fragen, wann sie Zeit hat und vielleicht kommen ja auch noch ein paar andere Mädels mit."


    Als Axilla ihr ankündigte, Sedulus und sie bei seinem Besuch nicht allein zu lassen und ihr darüber auch noch einen Wasserspritzer verpasste, begann Serrana zu kichern.


    "Aber natürlich wirst du das, sonst verstecke ich alle Kohlebecken hier im Haus." drohte sie mit einem Augenzwinkern und warf den Schwamm ganz knapp vor Axilla ins Wasser, so dass diese eine ganze Ladung Wasser abgekam.
    "Oh, entschuldige, das wollte ich nicht." sagte Serrana leicht erschrocken, musste dann jedoch wieder kichern.

  • Serranas 'Schlachtplan' klang gar nicht so schlecht, auch wenn sich Axilla bei der Aussicht auf viele Freundinnen gleich instinktiv überfordert wurde. Insgesamt kam sie mit Männern besser zurande als mit Frauen – wohl, weil diese ihr ihre Schusseligkeit als liebenswürdig immer wieder verziehen und nicht wie Frauen es gerne taten darauf herumritten und lästerten und ihr somit das Gefühl gaben, einen Fehler begangen zu haben. Mit einem leichten Schauern erinnerte sie sich an das Gespräch, dass sie vor unendlich langer Zeit mal mit Germanica Aelia und Duccia Venusia in Alexandria gehabt hatte. Da hatte sie dauernd das Gefühl gehabt, etwas falsch zu machen, und war auch später das Gefühl nicht losgeworden, dass Aelia sie nicht leiden mochte. Da fiel ihr gerade ein, dass sie dann ja über Serranas Mutter und über zwanzig Ecken sogar mit der verwandt war. Naja, rechtlich gesehen nicht, aber... verschwippschwägert, sozusagen.


    “Ähm, ja, mal schauen. Aber du musst nicht alle diene Freundinnen da nötigen. Wir haben ja Zeit“, ruderte Axilla also ein bisschen zurück und hoffte, dass Serrana es nicht falsch verstand. Oder richtig verstand. Oder überhaupt irgendwie verstand. Sie verstand es ja selber noch nicht einmal.


    Dann landete der Schwamm vor ihr im Wasser, und mit einem Quietschen drehte Axilla sich von den Wasserspritzern weg – die sie natürlich trotzdem trafen, aber das war ja Sinn der Sache. Noch während Serrana sich entschuldigte, spritzte sie auch schon wieder zurück. “Dann kuschel ich mich eben ganz fest in alle Decken, die ich finden kann, und geb keine ab“, konterte sie frech, die Entschuldigung bewusst ignorierend. Wofür hier entschuldigen? Fing doch grade an, Spaß zu machen!

  • Serrana schwirrte bereits ein wenig der Kopf, als sie darüber nachdachte, wie sie die vielen netten jungen Frauen am besten unter einen Hut bringen konnte, daher kam ihr Axillas Bemerkung ganz recht.


    "Es werden ohnehin nicht alle am selben Tag Zeit haben." sagte sie nachdenklich. "Einige von ihnen arbeiten und eine andere bereitet sich gerade auf ihre Hochzeit vor. Aber mach dir keine Gedanken, wir werden uns schon nicht langweilen. Und irgend jemand hat immer Zeit" zwinkerte sie Axilla dann zu.


    Als sie die nächste Ladung Wasser abbekam, stieß Serrana einen kleinen Quieker aus, griff schnell nach dem Schwamm, der immer noch vor Axilla im Wasser dümpelte und warf ihn ihrer Cousine an den Kopf.


    "Die Decken musst du erstmal finden, und abgesehen davon werd ich ohnehin keine brauchen, weil ich die ganzen Kohlebecken habe." lachte sie und schob sich eine lange Haarsträhne, die sich inzwischen aus ihrem Knoten gelöst hatte, hinters Ohr.


    "Und wenn du das nächste mal hier ins's Balneum kommst, gibt es nur kaltes Wasser, warte nur ab..."

  • Diesmal schnappte Axilla sich den Schwamm, tauchte ihn kurz unter, damit er sich so richtig schön voll mit Wasser saugen konnte, und warf ihn lachend zurück, sich gleich in Deckung vor der sicher nicht ausbleibenden Rache bringend und schon vorsorglich dabei quietschend.


    “Mit Kohlebecken kann man nachts aber nicht so gut kuscheln wie mit Decken. Und die find ich schon, mit den Bettdecken fang ich dann an.“


    So langsam wurde es zwar wirklich eine alberne Kinderei, aber das tat Axilla gut. Da musste sie nicht so viel nachdenken – eigentlich überhaupt gar nicht – und konnte einfach nur so sein, wie sie gerne wäre, ohne sich da lang und breit Gedanken darüber zu machen. Mal wieder richtig herzhaft zu lachen tat richtig gut.

  • Um sich vor dem heranfliegenden Schwamm in Sicherheit zu bringen, duckte Serrana sich automatisch, rutschte bei dieser Gelegenheit jedoch von ihrer Stufe und tauchte ungewollt komplett unter. Prustend aber immer noch lachend kam sie wieder an die Oberfläche und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Die Mühe mit der Kämmerei hätte Adula sich wirklich sparen können...
    Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie das letzte Mal derartig unbeschwert gewesen war und soviel gelacht hatte, das tat nach der Aufregung der letzten beiden Tage so richtig gut. Und wie schön es doch war, sich die Räume in diesem Haus endlich mit jemandem teilen zu können.


    "Wir werden ja sehen, wieviele Decken du so findest, auf meine passt Adula auf, und an der kommst du ganz sicher nicht vorbei." sagte sie zuerst in unschuldigem Ton, um ihre Cousine in Sicherheit zu wiegen. Dann fasste sie plötzlich und ohne Vorwarnung deren Fußgelenk und zog dann mit einem Ruck Axilla von deren Stufe herunter.

  • “Whoap!“ und schon war Axilla unter Wasser. Prustend und lachend kam sie wieder hoch und schüttelte so kräftig ihr Haar, dass Tropfen wie wild in alle Richtungen flogen.
    “Na warte!“ meinte sie nur im Spaß und mit einem kleinen Satz sprang sie Serrana an und riss sie mit sich seitlich ins Becken, so dass beide in einem Meer aus Luftblasen unter Wasser gedrückt wurden. Sobald sie beide untergetaucht waren, ließ sie Serrana natürlich wieder los, sie wollte sie ja nicht ersäufen, aber anders hätte sie sie wohl nicht unter Wasser gekriegt. Axilla war zwar bestimmt kein Schwächling, aber über ihr Kampfgewicht spotteten wahrscheinlich sogar Fliegen.
    Sie zog sich nach dem auftauchend lachend etwas zurück und strich sich die strähnen, die irgendeinem Naturgesetz folgend immer über den Augen hingen nach so einer Aktion, wieder aus dem Sichtfeld und grinste die Cousine an.
    “Ich weiß gar nicht mehr, wann ich meine letzte Wasserschlacht hatte“, meinte sie noch immer glucksend und glücklich.

  • Serrana hatte kaum Zeit, sich über ihren gelungen Angriff zu freuen, als sich Axilla schon auf sie warf und die beiden Mädchen diesmal gemeinsam im Wasser verschwanden. Angst hatte sie keine, da Axilla sie ja sofort wieder los ließ, stattdessen genoss sie für einen kurzen Moment das ungewohnte Gefühl, von allen Seiten gleichzeitig von diesem warmen Strudel umspült zu werden. Als sie diesmal wieder auftauchte und sich ein wenig atemlos auf ihrer Stufe niederließ, stellte sie fest, dass sich ihre Frisur jetzt endgültig aufgelöst hatte und ihre Haare wie ein nasser Vorhang an ihr herunterhingen.


    Mit von der Wärme des Balneums und Aufregung geröteten Wangen strahlte sie Axilla an.


    "Deine letzte Wasserschlacht? Ich hab sowas in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht" lachte sie dann.


    Daheim in der Campania hätte ihre Großmutter ein derartig ungebührliches Verhalten niemals gutgeheissen, ganz abgesehen davon, dass Serrana dort auch niemanden gekannt hatte, der überhaupt auf so eine Idee gekommen wäre.


    Immer noch erhitzt trank Serrana einen großen Schluck Saft und lehnte sich dann wieder entspannt an den Beckenrand. Im Moment fühlte sie sich ausgesprochen wohl in ihrer Haut, auch wenn sie gerade aussah wie eine Wasserpflanze im Seesturm.

  • “Noch gar nie?“ fragte Axilla teils ungläubig, teils noch immer lachend. “Dafür bist du aber ein Naturtalent!“


    Sie setzte sich wieder auf die Stufe und lehnte sich mit noch immer schnell klopfendem Herzen zurück. Sie war nicht wirklich außer Atem, aber es war doch kurz aufregend gewesen, so dass ihr Atem schneller ging.


    “Meine letzte ist aber auch schon ewig her. Wenn Vater heimkam, als ich noch klein war, haben wir eigentlich immer eine gemacht.“ Kurz lächelte sie traurig, als sie daran zurückdachte. Wie unbeschwert diese Momente doch gewesen waren. Kurz wurde ihr Blick etwas glasig, dann lächelte Axilla wieder. “Aber ich glaube, eigentlich sind wir aus dem Alter ja raus. Auch wenn es wirklich Spaß macht. Aber ich glaube, in der Therme sollten wir das lieber lassen, wenn die uns nicht rauswerfen sollen.“

  • "Vielen Dank für das Kompliment." lächelte Serrana und tastete währenddessen mit dem Fuß den Boden des Wasserbeckens ab, um ihre im Eifer des Gefechts verlorenen Haarnadeln wiederzufinden.


    Sie sah, wie sich der Blick ihrer Cousine kurz verschleierte, als diese von ihrer Kindheit und vor allem von ihrem Vater erzählte, und schon wieder wurde sie für einen kleinen Moment lang neidisch.


    "Willst du mir nicht ein bisschen was über deine Eltern erzählen? Ich weiß so furchtbar wenig über meine iunische Familie und würde gern ein bisschen mehr erfahren." fragte sie vorsichtig an. Wenn das für Axilla zu schmerzvoll wäre, würde Serrana das auch verstehen und nicht weiter nachhaken.


    Bei dem Hinweis auf die Thermen musste sie dann aber doch wieder lachen.


    "Ja, das halte ich auch für eine gute Idee. Stell dir vor, als ich zum ersten mal hier in Rom in den Thermen war, da hatte ich vorher zu viel Wein getrunken und mir war furchtbar schlecht. Ich weiß bis heute nicht, ob die anderen Frauen mit denen ich dort war, das gemerkt haben oder nicht." fügte sie mit gesenkter Stimme hinzu, obwohl die beiden Mädchen ganz allein im Balneum saßen.

  • “Oh, ich trinke besser gar keinen Wein. Der steigt mir sofort zu Kopf und ich mache irgendwelchen Blödsinn. Einmal hab ich einen Gast bei uns im Haus angeschrien. Ich wär am liebsten danach im Boden versunken vor Scham, aber weißt du was? Irgendwie hab ich es hingekriegt, dass er sich bei mir entschuldigt hat und nicht andersherum.“
    Axilla schüttelte lachend den Kopf. Wenn sie daran dachte wie sie Marcus Achilleos erst zusammengefaltet hatte, und wie er danach dann vor ihr auf die Knie gefallen war, um ihre Vergebung zu erbitten, hatte das schon irgendwie etwas komisches an sich.


    Doch da war noch die andere Frage, die Serrana gestellt hatte, und die Axilla erst einmal bewusst ignoriert hatte. Was sollte sie über ihre Eltern denn groß erzählen? Sie wusste nicht, wie viel sie da sagen sollte, und wie viel sie sagen konnte, ohne dass es doch zu schwermütig wurde. Die Stimmung war gerade so gut, aber das würde sie sicher zum kippen bringen.
    “Was willst du denn über meine Eltern wissen? So viel gibt es da ja gar nicht...“ fing sie also sehr ausweichend an und lehnte sich weiter an den Rand des Beckens zurück. Ihr Blick glitt in weite Ferne, ohne irgendetwas im Raum zu fixieren, so dass alles noch mehr verschwamm als durch den badeölgetränkten Dunst ohnehin schon.
    “Mein Vater hat meine Mutter kennengelernt, da war er gerade frisch bei der Legion. Er ist ziemlich schnell aufgestiegen bei der Legion, weil Großvater ja Geld hatte, also damals noch, und wir ja auch einige wichtige Posten in der Familie hatten. Wusstest du, dass Iunia Attica sogar Procurator a rationibus war?
    Naja, auf jeden Fall wurde er dann auch bald Tribunus augusticlavius, so dass die beiden heiraten konnten, und er hat eine Villa auf dem Land gekauft. Weil Mutter hatte keine so starke Konstitution und die Landluft tat ihr gut.“

    Axilla machte eine kleine Pause, in der sie den Schwamm nahm und sich damit einmal über die Arme fuhr. Die waren zwar nicht schmutzig, aber das war einfach ein schönes Gefühl und lenkte ab.

  • Serrana hörte Axilla mit wachsendem Staunen zu, als diese von dem weingeprägten Zusammenstoß mit ihrem Gast erzählte, und kicherte dann.


    "Er hat sich bei dir entschuldigt, obwohl du ihn angeschrien hast? Du meine Güte, wie hast du das denn nur hinbekommen?


    Das Bild von einer schreienden und tobenden Axilla hatte schon etwas lustiges an sich, aber plötzlich ging Serrana ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf. Ob eine derartige Anfälligkeit für unbeherrschtes Benehmen unter Weineinfluss wohl möglicherweise in der Familie lag? Sie selbst wäre seinerzeit in den Thermen ja auch um ein Haar einer hochgestellten Dame der Gesellschaft an die Gurgel gesprungen, nicht auszudenken, was das für ihren Ruf in Rom bedeutet hätte... Serrana schauderte leicht bei diesem unangenehmen Gedanken, schob ihn dann jedoch gleich wieder weg. Seit jenem Tag hatte sie so gut wie keinen Wein mehr getrunken, wenn sie das einfach so beibehielt, konnte ja schließlich nichts weiter passieren.


    Die Frage nach ihren Eltern schien Axilla nicht wirklich zu behagen, und Serrana bedauerte es sofort, sie überhaupt gestellt zu haben. Eigentlich hätte sie dieses Mal schlauer sein können, schließlich war die Reaktion ihrer Cousine ähnlich ausweichend ausgefallen, als sie wegen Silanus nachgehakt hatte. Komisch eigentlich... Sie selbst erzählte ja auch nicht allzu gern über den iunischen Teil ihrer Familie, aber das lag schlichtweg daran, dass sie kaum etwas wusste, von dem sie berichten konnte. Und diese Unkenntnis über die eigenen Verwandten war doch nun wirklich mehr als peinlich und musste nicht unbedingt Aussenstehenden unter die Nase gerieben werden.
    Dann begann Axilla aber doch noch ein wenig zu erzählen, und Serrana hörte aufmerksam zu und nickte ab und zu. Sie hätte gern noch einmal nachgehakt, als es um den Vater ihrer Cousine und damit um den Bruder ihres eigenen Vaters ging, aber irgendwie traute sie sich nicht mehr so recht. Wie es nicht anders zu erwarten war, sagte ihr auch der Name Iunia Attica rein gar nichts und sie schüttelte etwas entschuldigend den Kopf.


    "Nein, das wusste ich nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass es in unserer Familie schon Frauen gegeben hat, die so wichtige Ämter innehatten. Vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen, ich möchte nämlich auch gern Karriere machen, wenn auch als Priesterin"

  • Kurz schaute Axilla heimlich aus den Augenwinkeln zu ihrer Cousine hinüber, aber sie schien nicht weiter nachhaken zu wollen, was die Familie anging. Axilla war sich nicht sicher, ob sie darüber wirklich erleichtert sein sollte oder nicht doch enttäuscht, entschied sich aber für ersteres. Sie wollte nicht über die schmerzliche Zeit nachdenken, und solange sie niemand zwang, würde sie es auch nicht machen.
    Axilla legte den Schwamm weg und lehnte sich wieder gemütlich im Wasser zurück. Jetzt war sie wirklich aufgewärmt und so langsam merkte sie, dass sie doch ein wenig müde wurde. Hier war es so erholsam und ruhig, da konnte man schon schläfrig werden.


    “Oh, doch. Urgulania war ja auch Eutheniarche erst und ist jetzt Exegetes. Und Archepyrtanes. Also diejenige, die mit dem Präfekten spricht, wenn es in Alexandria etwas gibt, wo die Stadtverwaltung seine Hilfe braucht.
    Ein Freund hat mir vorgeschlagen, ich solle doch auch mal mein Glück als Eutheniarche versuchen, aber ich glaube, dann würde Rom verhungern. Die ganze Kornüberwachung sollte schon jemand mit Ahnung übernehmen.“

    Axilla plapperte leichthin und merkte nichtmal, wieviele griechische Worte sie dabei benutzte. Für sie waren die Bezeichnungen so alltäglich geworden, dass sie es schon gar nicht mehr hörte und auch nicht daran dachte, dass Serrana vielleicht gar nicht wusste, was welches Amt war.
    “Mir reicht da meine Farbmischerei und meine Weberei. Oh, und der Scribaposten beim Gymnasiarchos. Wobei ich da ja eigentlich gar nicht viel zu tun hatte.
    Hmm, meinst du, ich könnte jemanden finden, der mich hier ein bisschen für sich als Scriba oder so arbeiten lässt, während ich hier bin? Wenn ich Senator Decimus besucht habe und Aelius Archias, wenn er da ist, dann hab ich irgendwie gar nichts mehr zu tun so richtig.“

    Dass Axilla noch gar nicht erzählt hatte, dass sie sich bei dem Aelier selbst in den Palast eingeladen hatte, wenn er denn auch in Rom war, hatte sie ebenfalls ganz vergessen.

  • Je mehr Axilla über Urgulania erzählte, desto neugieriger wurde Serrana auf ihre noch unbekannte Verwandte. Sie hatte zwar keine Ahnung, was es mit all diesen griechischen Ämtern genau auf sich hatte, aber jemand, der persönlichen Kontakt zum Präfekten hatte, musste zweifellos wichtig sein.
    Dass ihre Cousine eigene Betriebe besaß, überraschte Serrana dann aber doch.


    "Du hast eine eigene Weberei und Farbmischerei? Wie bist du denn da dran gekommen?" hakte sie neugierig nach. Allein die Vorstellung, einen eigenen Betrieb organisieren und leiten zu müssen, wirkte auf sie schon im höchsten Maße abschreckend. Natürlich war auch die Arbeit im Tempel manchmal sehr anstrengend, aber das war schließlich Dienst an ihrer Göttin, und daher machte Serrana sie gern.


    Und wenn Axilla bereits als Scriba gearbeitet hatte, würde es sicher auch nicht allzu schwer werden in der riesigen Hauptstadt einen entsprechenden Posten zu finden. Serrana überlegte einen Moment lang und nickte dann.


    "Wenn du den Senator besuchst, kannst du ihn ja direkt fragen ob er dir nicht einen Tipp geben kann. Er ist wirklich nett und wird dir sicher helfen." Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr der letzte Name vollkommen unbekannt gewesen war.


    "Wer ist denn Aelius Archias?"

  • Axilla nickte unbekümmert und fröhlich, als sie nach ihren Betrieben gefragt wurde.
    “Ja. Den ersten, also die Farbmischerei, hat mir Silanus damals geschenkt. Mir war langweilig, und ich hab ja auch in Tarraco den Hof geleitet. Muttar war ja sehr krank, und anch Vaters Tod...
    Ähm, naja, und in Alexandria können Frauen ja ohne Probleme Geschäfte führen. Das ist richtig witzig, die Ägypter – also die richtigen Ägypter, nicht die Griechen – haben da schon vor Ewigkeiten Gesetze erlassen, dass Frauen eigenen Besitz haben und eigenes Geld verwalten dürfen und sowas. Und das gilt immernoch uneingeschränkt. Deshalb ging das da ganz ohne Probleme. Die denken sich noch nichtmal was dabei, wenn eine Frau ein Geschäft leitet.“

    Vergnügt zuckte Axilla mit den Schultern und betrachtete danach interessiert ihre Fingerspitzen, die zu schrumpeln anfingen wegen der langen Badezeit.
    “Und die Farbmischerei hat dann soviel Gewinn abgeworfen, dass ich mir ncoh eine Weberei dazu gekauft habe. Die... naja, irgendwie glaub ich, die Leute bruachen nicht so viel Stoff, weil es in Ägypten so warm ist. Aber das macht nichts, es macht einfach Spaß. Ich hoffe nur, mein Verwalter stellt jetzt keinen Blödsinn an, während ich nicht da bin.“
    Noch immer galt ein guter Teil ihrer Aufmerksamkeit ihren Fingern, die Axilla nun an der feuchten Luft trocknen ließ und das interessante Gefühl, wenn die Haut dabei sich spannte, intensiv wahrzunehmen versuchte.
    “Dann kennst du den Senator schon? Ich hoffe ja, er hat überhaupt Zeit, mich zu empfangen. Ich kann ja nicht ihn besuchen kommen, ohne ihn besuchen zu kommen.“
    Axilla lachte in Serranas Richtung und rutschte ein wenig auf der Steinstufe hin und her. Sie wollte das Gespräch nicht abbrechen, aber sie konnten ja nicht stundenlang baden. Axilla fühlte, wie sie langsam aufweichte.


    “Archias? Den hab ich in Ägypten kennengelernt. Er ist dort im Cursus Publicus. Ich hab ihn glaube ich getroffen, da war ich grad mal 3 Wochen in Alexandria. Oh, und er hat mich zu den Pyramiden mitgenommen! Also, ich durfte ihn und seine Verlobte begleiten, Decima Seiana. Er wird wohl auch nach Rom versetzt in den nächsten Wochen, aber ich weiß nicht genua, wann. Und da hat er mich dann zum Essen eingeladen in den Teil des Palastes, der den Aeliern gehört“, plapperte sie fröhlich vor sich hin.

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