Schon seit dem frühen Morgen saß Tilla im Hauseingang und wartete geduldig auf die Rückkehr von Esther und Pumillio. Letzteren hatte ihre Mutter mitgenommen, um ihm neue Kleidung und Schuhe zu kaufen. Der Junge war gewachsen, sein Charakter aber nicht, denn er weinte viel. Tilla genoß die unerwartete Ruhe des Morgens und reckte der Sonne ihr Gesicht entgegen. Leider versteckte sich die Sonne asbald hinter Wolken und legte die Umgebung in einen merkwürdigen Schatten. Hin und wieder stand Tilla von ihrem Platz auf, um den ein- oder austretenden Bewohnern oder Angehörigen des Hauses Platz zu machen. Fest zog sie den Umhang um sich, als sie sich wieder einmal hinsetzte und blickte in beide Richtungen der Straßen, ob die Zwei schon zu sehen waren. Nichts!
Behutsam holte sie das Medailion ihres Vaters hervor und betrachtete es. Immer wenn sie es betrachtete, 'lebte' das stumme Mädchen mit offenen Augen träumend, die Reise durch das Wasser und den Kampf mit der bösen Königin noch einmal durch. Es war ein unglaublicher Kampf im Wasser gewesen und dann das viele Blut welches sie dann umgeben hatte. Sie hatte die Königin nicht mehr gesehen, nachdem sie sie mit ihrem Messer am Hals getroffen hatte. Die böse Frau war einfach verschwunden und Tilla aus der Quelle der Oase wieder herausgekommen.
Tilla schüttelte den Kopf, rieb sich die brennenden Augen. Sollte die Königin auch für immer verschwunden bleiben.
Nie wieder würde sie sich entführen lassen! Und trotzdem.. wäre sie nie entführt worden, hätte Esther sie nie wieder zu Gesicht bekommen und wäre gestorben ohne zu wissen, dass ihre Tochter lebte. Langsam versenkte Tilla das Medailion im Halsausschnitt ihrer Tunika und fühlte nach dem Tränenstein. Der Stein hing immer noch um ihren Hals und diesen würde sie verborgen halte. Niemasnd mehr sollte wissen, dass der Stein existierte. Blinzelnd sah Tilla nach einem Hinweis, wie lange sie mit offenen Augen geträumt hatte. Es musste schon später, beinahe Mittag sein, denn die Straße leerte sich. Die wenigen Händler räumten ihre Auslagen ein. Esther musste bald wieder zurück sein oder Pumillio weinte wieder einmal. Stumm seufzend stand Tilla auf, klopfte den Staub vom Umhang und lehnte sich schliesslich gegen den Türrahmen.. sie konnte auch im Stehen warten.