• "Natürlich", sagte Nero kühl zu dem Sklaven und blickte sich in dem Atrium um. Lang war es her, dass er das letzte Mal hier gewesen war, sehr lang. Vor allem die Totenmasken der Ahnen der Claudier beeindruckten ihn immer wieder.


    Während er auf Menecrates wartete, wechselte er noch ein paar Worte mit seinem Leibsklaven, bevor er diesen auch wegschickte.

  • Neros Ankunft kam für Menecrates keineswegs überraschend. Vielmehr hatte er seinen Tagesplan darauf ausgerichtet, Zeit für den Verwandten zur Verfügung zu haben. Er legte den Brief seines Verwalters zur Seite, erhob sich und verließ das Arbeitszimmer. Maeson schloss die Tür hinter Menecrates und begab sich in die Küche, um die Wünsche des Hausherrn nach einem Erfrischungstrunk, Früchten und Gebäckstücken zu überbringen.


    Als Menecrates ins Atrium trat, musterte er Nero kurz, denn der junge Mann wirkte auf ihn verändert. Dann trat er auf ihn zu.


    "Sag, wie lange warst du nicht mehr in Rom? Mir schein es eine Ewigkeit her zu sein; sei gegrüßt."

  • Nero hatte nicht lange warten müssen, bis Menecrates, das Oberhaupt der Gens Claudia in Rom das Atrium betrat. Er musterte den Verwandten neugierig. Allzu sehr hatte er sich nicht verändert, seitdem sie sich das letzte mal gesehen hatte. Bei ihm war sicher eine größere Veränderung festzustellen.


    "Salve Menecrates!", hob er die Hand zu Gruß und lächelte leicht, was für den eher kühlen Claudier schon eine kleine Sensation war. "Es ist nun fast acht Jahre her, dass ich nach Achaia aufgebrochen bin." Wie lange das eigentlich war, wurde Nero erst jetzt richtig bewusst. "Ich freue mich sehr, endlich wieder zu Hause zu sein. Wie geht es dir und deiner Familie?" Von der Familie kannte er nur noch den Sohn des Menecrates und seine Tante, Claudia Antonia.

  • Sim-Off:

    Ich möcht jetzt nicht länger warten und spiele einfach weiter.


    "Acht Jahre", wiederholte Menecrates. In dieser Zeit war einiges in seiner Familie geschehen - Schönes und weniger Schönes. Da er Geschwätz aber noch nie mochte, würde er über Privates weitestgehend schweigen. Wer ihn kannte, wusste das.
    "Mir geht es gut, und ebenso meiner Familie", antwortete er stattdessen. "Ich bin wieder gesund, was will ich mehr? Aber sicherlich hast du eine Menge zu berichten."


    Menecrates schaute Nero fragend an, dann wies er zu einer Sitzgruppe, um sich sogleich dorthin zu begeben. Die ersten Sklaven trugen Schalen mit Früchten herein.

  • "Schön, dass es dir und deiner Familie gut geht", meinte er kurz. Auch er war kein Schwätzer.


    Nero nickte dem alten Claudier knapp zu und folgte ihm zu den Sitzgelegenheiten, wo er sich prompt niederließ. Er nahm sich eine der Früchte, die von den Sklaven gebracht wurden und brauchte ein paar Momente um die Jahre in Griechenland wiedergeben zu können. "Es war sehr interessant. Athen, und all die anderen bedeutenden Städte Griechenlands sind unbeschreiblich. Aber du kennst sie natürlich auch. Seltsamerweise ist es schweres als ich dachte, all das in Worte zu fassen, was ich erlebt habe. Die Philosophen kann ich nun jedenfalls beinahe auswendig." Nero blickte sein Gegenüber an. Ob er noch etwas erfahren wollte?

  • Menecrates ließ sich mit einem Ächzen nieder, dann gab er ein Zeichen und sofort wurden ihm verschiedene Früchte und ein Becher mit Wein gereicht. Er nahm einen Schluck, gab den Becher wieder ab und empfing eine Rebe mit Trauben.


    "Nun, hoffentlich hast du von den Philosophen nicht nur deren Namen, sondern auch die Geheimnisse von deren Redekunst behalten", flachste er, was aber durchaus ernst gemeint war. "Einen Mann aus gutem Hause, einen Claudier, zeichnet vor allem seine Redegewandtheit aus." Es betrachtete den jungen Mann und fragte sich, wie wohl dessen Zukunftspläne aussahen. Er hoffte, sie würden etwas ehrgeiziger ausfallen als die seines eigenen Sohnes. Menecrates war noch immer auf der Suche nach einem würdigen Nachzügler der Claudia. Die alte Generation war verstorben und die junge taugte weniger als es wünschenswert war. Er seufzte.


    "Mit welchen Plänen bist du denn in Rom angereist? Oder ist das nur ein Zwischenstop?"

  • Nero lächelte. Von acht Jahren des Studiums würden gewiss mehr als nur die Namen der großen Philosophen übrig bleiben, wobei er wohl ehrlicherweise kein sehr mitreissender Redner war, seine Stärken lagen wo anders.


    "Keineswegs", antwortete der Claudier auf die Frage des Anderen, während er selbst einen Schluck Wein trank. "Ich gedenke hier zu bleiben, und mich vordergründig der Verehrung unserer Götter zu widmen. Eine sehr ehrenvolle Aufgabe, wie ich finde." Er setzte den Becher wieder ab. "Übrigens ein sehr guter Wein. Ein Falerner?"

  • Menecrates nickte, er fand den Dienst an den Göttern ebenfalls ehrenvoll, wobei er natürlich nicht jede Position und jeden Werdegang guthieß.


    "Ich nehme an, du legst sogleich die erforderlichen Prüfungen ab, denn der Dienst in den untersten Positionen sollte nach meiner Ansicht dem einfachen Bürger vorbehalten bleiben. Du hingegen hast gute Schulen besucht und kommst auch aus gutem Hause."


    Er ließ sich einen Teller mit weiteren Früchten zusammenstellen. Auf die Frage nach dem Wein nickte er erneut.


    "Am Geschmack erkannt? Es ist ein Falerner, sogar vom eigenen Weingut. Ich habe verschiedene Weinsorten an einem guten Hang anbauen lassen und diese hat sich als die schmackhafteste erwiesen. Auch ihre Bekömmlichkeit ist zu preisen."

  • "Ich bin ganz deiner Meinung", antwortete der Claudier sofort und selbstverständlich. Nie wäre er auch nur auf die Idee gekommen sich in für seinesgleichen unwürdige Positionen zu begeben. "Nachdem ich die Prüfungen abgelegt habe, will ich mich um einen Platz in einem Collegium bewerben. Der Mann meiner Tante, Antonia ist ja Pontifex, vielleicht kann er mir da behilflich sein." Nero trank noch einen Schluck um seine Kehle zu befeuchten. "Was die Prüfungen betrifft, würde ich dich bitten, mir das nötige Geld vorzuschießen."


    Er lächelte. Hatte er also tatsächlich richtig gelegen, mit seiner Vermutung. "Ja, am Geschmack. Darf ich fragen, wo dein Weingut liegt?"

  • Cllaudius nickte, als die Mitgliedschaft in einem Collegium zur Sprache kam, auch wenn er die Meinung vertrat, dass für den Beitritt keineswegs eine gute Verbindung zum Pontifex vonnöten war. Die
    Hauptsache war, dass der junge Mann neben ihm klare Vorstellungen hatte, die ihm gut gefielen. Wo er konnte, würde er ihn daher unterstützen.


    "Selbstverständlich bekommst du finanzielle Unterstützung. Schließlich war dein Großvater mein Lieblingsonkel gewesen und du kannst weder auf ihn noch deinen Vater zurückgreifen." Menecrates machte sich eine gedankliche Notiz und schwenkte zum Thema Weingut.


    "Tja, wie gesagt, ich besitze mehrere. Eines habe ich erst kürzlich meiner Tochter Romana geschenkt, ein ganz besonderes. Es liegt nahe Roms und dort haben sich auffallend viele Vögel aufgehalten. Um die Vögel nicht zu stören, denn manchmal kamen die Auguren vorbei, habe ich dieses Grundstück nicht mehr bewirtschaften lassen. Der Falerner stammt aus dem Gebiet Emilia-Romagna. Ein erhebliches Stück nördlich von Rom."

  • Nero nickte dankbar. "Vielen dank", sagte er leicht lächelnd. "Ich werde dir das Geld selbstverständlich zurückzahlen, sobald ich es habe." Als Mitglied eines Collegiums verdiente man ja ganz anständig, da würde es nicht allzu lange dauern bis Menecrates sein Geld wieder haben würde.


    "Auf deinem Weingut haben sich auffallend viele Vögel aufgehalten?", fragte der Claudier interessiert. Sehr interessant. Haben die Auguren denn gesagt, was das zu bedeuten hat? Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war?


    "Ah, aus der Aemilia!", kam er wieder auf den Falerner zu sprechen, den sie gerade tranken. "Ich wusste gar nicht, dass man dort auch so guten Wein gewinnen kann. Normalerweise kommt der Falerner doch aus Campania, nicht wahr?" Vielleicht ein neuer Trend, der sich während seines Aufenthalts in Griechenland entwickelt hatte?

  • Menecrates musste grinsen.
    "Ich hab noch nie Geld zurückgenommen, was ich einmal vergeben hatte, also werde ich das auch nicht bei dir einführen. Mach deinem Namen Ehre, dann bin ich zufrieden." Er strich sich über das Kinn, dann sprach er weiter: "Da fällt mir was ein. Lepidus hat vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls die Prüfungen abgelegt. Sicherlich kannst du von seinem Wissen über die Kollegien und die Anfangserfahrungen seines Dienstes profitieren. Er hält sich regelmäßig in der Villa auf, wenn auch nicht lange."


    Dann dachte er über die Frage nach den Auguren nach und schüttelte den Kopf. "Der Kaiser erhält die Antworten, nicht wir. Ich weiß nur, dass die Auguren das Anwesen schätzen. Warum ziehst du aber in Erwägung, dass es ein schlechtes Zeichen sein könnte, wenn sich dort mehr Vögel als andernorts dort aufhalten? Darauf wäre ich nie gekommen."


    Menecrates versank in Gedanken, bevor er auf die Bemerkung zum Weinanbau einging.
    "Es ist ein altes und durchaus bekanntes Weinanbaugebiet. Und nicht das schlechteste, wie ich meine. Du selbst hast den Geschmack gelobt."

  • "Ich danke dir für deinen Ratschlag", erwiderte Nero dankbar dafür, dass Menecrates ihm ein wenig half wieder Kontakte in Rom zu knüpfen. Er überlegte ob er den Mann, den Menecrates genannt hatte, kannte. Claudius Lepidus? Der Claudier kramte in seinen Erinnerungen, konnte aber nicht fündig werden. Nein, den Mann kannte er nicht. "Verzeich, ich kann jenen Lepidus nicht einordnen. Wer ist denn sein Vater?" Vielleicht würde das ja helfen!


    Er stutzte ein wenig. Hatte er denn gesagt, dass er das für ein schlechtes Zeichen hielt? "Oh, ich halte es gar nicht für ein schlechtes Zeichen. Ich wollte mich nur erkundigen, was die Auguren dazu sagen. Aus Interesse."


    "Oh ja, der Geschmack ist exzellent", sagte Nero. "Mir kam es nur ein wenig ungewöhnlich vor, aber so lange der Falerne gut schmeckt ist ja alles in Ordnung, nicht wahr?" Er lächelte leicht.

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