• Als Serrana meinte sie würde nichts riechen, grinste Sedulus und meinte dann.


    Wahrscheinlich weil du es ja schon gewohnt bist oder es liegt wohl an deinem Parfum. Dass rieche ich nämlich auch gerne an dir. Und es freut mich, dass es dich freut.


    Von wollen konnte so gesehen ja gar keine Rede sein. Er würde es wohl oder übel müssen. Wobei, so viel war es gar nicht, was er noch dazulernen mußte. Kleinigkeiten eben.


    Ja gerne. Aber ich darf mir die Götter aussuchen ja? Wie wäre es wenn wir mit meiner Lieblingsgöttin anfangen, Venus. :D


    Kaum ausgesprochen zeichnete sich auf Sedulus Gesichtszügen ein breites Grinsen ab.

  • Sie schnupperte noch ein zweites Mal und zuckte dann kurz die Schultern, bevor sie den Zopf über die Schulter zurückwarf. "Das könnte natürlich sein." sagte sie nachdenklich und richtete nun ihrerseits den Blick auf sein Haar. Wenn ihm der Duft ihrer Haare so gut gefiel, vielleicht war das andersherum ja genauso... Dumm nur, dass sie das im Moment aufgrund ihrer deutlich kleineren Körpergröße so schlecht überprüfen konnte... Aber irgendwann würde sich die Gelegenheit sicher noch ergeben.
    Serrana ahnte durchaus, dass Sedulus' neuerwachtes Interesse an den Göttern zum großen Teil damit zusammenhing, dass er ihr einen Gefallen tun wollte, aber nichtsdestotrotz freute sie sich darüber. Vielleicht würde es ihr im Laufe der Zeit ja doch gelingen, einen zumindest leidlich frommen Menschen aus ihm zu machen...
    Als er ausgerechnet die Göttin der Liebe zu seiner Lieblingsgöttin erkor, unterdrückte Serrana nur mit Mühe ein Kichern und beschloss, Sedulus noch ein wenig auf die Probe zu stellen.


    "Ach, du fühlst dich besonders zu Venus hingezogen?" fragte sie, während sich immer wieder ein Lächeln in ihre Mundwinkel stahl. "Ich dachte immer, Männer interessieren sich viel mehr für Iuppiter und Mars oder vielleicht auch noch Bacchus, je nachdem, was sie für Interessen haben. Wenn du magst, können wir später natürlich auch noch beim Tempel der Venus vorbeischauen und ihr auch eine Kleinigkeit opfern. Aber auf jeden Fall werde ich mal darüber nachdenken, wie ich dir diese Göttin und ihre Besonderheiten am besten nahebringen kann." Serrana zwinkerte kurz und stellte sich dann leicht auf die Zehenspitzen, um Sedulus zu küssen. Bislang war die Initiative bislang immer von ihm ausgegangen, aber in diesem Fall war die Versuchung doch zu groß.

  • Als Serrana ein weiters mal an ihren Harren roch, grinste Sedulus natürlich.
    Sedulus sah ihr an, dass sie etwasim Schilde führte, was es wohl war? Er hatte schon vor sie zu fragen, entschied sich dann aber doch dagegen.


    Sicher doch, warum auch nicht. Sie ist mir genauso lieb wie jede andere Göttin oder Gott. Naja, Mars doch wohl eher nur in Kriegszeiten und diese haben wir ja nun nicht. Und bei der Legion diene ich auch nicht. Bacchus wäre auch noch interessant, allerdings trinke ich nun auch nicht so viel Wein, dass ich ihn anbeten müßte. Und Weinhändler bin ich ja auch nicht. Iuppiter ließ Sedulus erst einmal außen vor. Also dann lieber Venus, sie passt auch im Moment besser zu meiner Stimmung.


    Grinste Sedulus breit.


    Ja, von mir aus können wir auch ein kleines Opfer bringen. Dass unsere Liebe auch immer anhält.


    Und Sedulus freilich, erwiderte den Kuss seiner Verlobten.

  • Eigentlich hatte sie ja mit einem Einspruch gerechnet oder zumindest mit einer wenig begeisterten Reaktion, aber zu Serranas großem Erstaunen zeigte sich Sedulus sofort dazu bereit, nicht nur im Tempel der Minerva sondern auch noch in dem der Venus ein Gebet zu sprechen und sogar ein Opfer darzubringen.


    "Oja, das wünsche ich mir auch." sagte sie strahlend und wippte vor Aufregung ein wenig auf den Fußspitzen auf und ab. "Was meinst du, wo sollen wir zum einkaufen hingehen?" Plötzliche wurde Serrana bewusst, dass sie im Begriff war, mit Sedulus zum ersten mal als Paar in der Stadt aufzutauchen. Was für eine aufregende Vorstellung!

  • Dafür war dann aber auch der Bedarf an Tempelgängen in diesem Jahr gedeckt, so viel stand für Sedulus fest. :D


    Na, dann sind wir ja schon einmal zu zweit.


    Lächelte Sedulus und blickte sich kurz um.


    Schlag du was vor. Aber bevor wir losziehen, solltest du erst die Rolle hier in Sicherheit bringen. Nicht dass ein Sklave noch was auch immer meint und sie sich in Luft auslöst.


    Sedulus deutete auf das Manuskript welches er mitgebracht hatte.

  • Serrana überlegte einen Moment lang, dann erhellte sich ihr Gesicht.


    "Was hältst du von den Traiansmärkten? Da gibt es einfach alles, und man bekommt dort auch immer eine Menge zu sehen. Vielleicht treffen wir ja sogar jemanden, den wir kennen."


    Dann war sie für einen Moment lang verwirrt. Rolle? Was für eine Rolle? Serransa Blick glitt durch die Bibliothek und blieb dann an der Schrift Cornelius Sisennas hängen, die immer noch unangetastet auf dem kleinen Tisch lag.


    "Oja natürlich, warte einen Moment, ich bringe sie schnell in mein Zimmer und die hier gleich mit." Mit einem verlegenen Lächeln hob sie die zerissene Tunika vom Boden auf und eilte aus dem Raum, um nur wenige Minuten später wieder zurückzukehren.


    "Da bin ich wieder. Von mir aus kann's losgehen."

  • Traiansmärkte hört sich gut an. Da sollte man eigentlich alles erhalten was das Herz begehrt und noch viel mehr.


    Stimmte Sedulus Serrana zu.


    Kann schon gut möglich sein, dass wir dort wem über den Weg laufen.


    Sedulus bemerkte den leicht verwirrten Gesichtsausdruck als er die Rolle erwähnte und grinste.


    Gut, dann warte ich hier so lange.


    Vor der Türe wollte er nicht warten, da stand eh wieder nur Adula nichtssagend herum.


    Als Serrana schließlich wieder vor ihm stand gab Sedulus gelassen von sich.


    Als dann, zu den Trajansmärkten.

  • “Was bedeutet dein Name eigentlich?“ Axilla suchte gerade eine Schriftrolle, von der sie sicher war, dass sie in diesem Regal sein musste. Über den Punischen Krieg war sie. Allerdings hatte sie keine Ahnung mehr, von wem der Text stammte, was die Suche etwas schwieriger machte. Und etwas länger dauernd. Also brauchte sie nebenher etwas Unterhaltung, worunter Malachi nun eben zu leiden hatte.


    [Blockierte Grafik: http://img823.imageshack.us/img823/1926/malachi2.jpg]
    Jener machte sich auf Bitte seiner Herrin ebenfalls auf die Suche nach besagter Schriftrolle. Dass er nicht richtig lesen konnte, störte die Iunia dabei scheinbar weniger. Er solle 'halt mal schauen', hatte sie gesagt. Also schaute er halt mal.
    “Es bedeutet 'Mein Engel'“ antwortete der große Gladiator, der in dieser Umgebung irgendwie fehl am Platz wirkte.


    Axilla sah an dem Regal vorbei hin zu Malachi, als er ein Wort benutzte, was ihr nicht geläufig war. “Was ist ein Engel?“ Fragend sah sie zu ihm herüber und ließ ihre Hände wie in der Bewegung erstarrt auf den Schriftrollen ruhen.
    Malachi sah einen Moment auf und überlegte, ehe er zu einer Erklärung ansetzt. “Mein Gott erschuf Engel vor den Menschen, damit sie ihm Dienen und ihn anbeten. Sie überbringen seine Botschaften an die Menschen und bestrafen diejenigen, die es verdient haben, in seinem Namen.“
    Axilla hörte sich die Erklärung an und nickte dann, als sie glaubte, zu verstehen. “Also sowas wie ein Soldat?“
    Malachi verzog kurz ganz leicht das Gesicht. Das erste mal, dass Axilla sowas bei ihm sah. Sonst blieb er immer so ruhig. Sie fand das fast interessanter als seine Antwort. “Nicht ganz. Aber es ist nicht allzu weit davon entfernt.“
    Axilla strahlte Malachi an. Also doch ein Soldat. Der Gedanke gefiel ihr. Wenngleich ein etwas mürrischer Soldat. “Malachi? Magst du in der Culina mal nachfragen, wie lange das Essen noch braucht? Ich bekomm langsam Hunger.“ Außerdem war der Jude beim Suchen keine große Hilfe.
    “Ja, domina“, nickte er aber nur sehr humorlos und ohne, dass Axilla auch nur ein klein bisschen hätte bemerken können, ob er wirklich erleichtert wäre oder einfach nur ihrem Befehl folgte. Er ging einfach wie ein braver Soldat aus der Bibliothek und ließ Axilla damit allein. Sie sah ihm kurz nach, lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Irgendwann würde er schon noch aufweichen. Vielleicht. Und wenn nicht, dann ärgerte sie ihn einfach weiterhin mit der Suche nach Büchern.


    Sie suchte noch ein wenig in den unteren Regalen, wurde aber nicht fündig. Folglich musste die Rolle ja in einem der höheren Regale liegen. Zumindest war Axilla zu dieser Überzeugung gelangt, und kurzerhand stieg sie auf den kleinen Hocker, der hier neben dem Regal stand. Irgendwo war auch eine richtige Trittleiter, aber Axilla wollte die nicht herräumen. Der Hocker reichte ihr. Und als der schließlich nicht mehr reichte, stieg sie mit einem Fuß auf ein Regalbrett und hielt sich am Schrank fest, um sich kurz hochzuziehen und die staubigen Schriftrollen, die ganz oben auf lagen, zu untersuchen. Irgendwo musste der Text ja sein.


    Und just da bat Araros den Duccier in die Bibliothek, nicht ahnend, dass seine Herrin gerade eine Kletterpartie vollführte, bei der jedes Palmäffchen applaudieren würde.
    Axilla hörte nur die Schritte und dachte, Malachi wäre zurück. Ohne sich umzudrehen und noch ehe Araros seine Sprache wiederfinden konnte, fragte sie auch schon gleich. "Und, wann gibt's Essen?"

  • Es gab Momente im Leben eines Mannes, da bäumte sich seine Natur gegen jeden Funken kulturell angeeigneter Intelligenz auf. Normalerweise hatten diese Momente etwas mit nackter Haut zu tun, vorzugsweise mit der des jeweils anderen Geschlechts. In solchen Momenten wurde ein Cicero in einen Conan verwandelt, ein Livius in ein Lamm, ein Sokrates in einen Schlumpf.
    In eine solchen Moment stolperte Vala gerade hinein, als er von dem Türsklaven hereingeführt wurde. Mitten in dem Griff, der eigentlich Araros einen Dupondius sichern sollte, erstarrte er, als er die Herrin des Hauses an einem Regal hängend erblickte. Der Dupondius fiel unendlich langsam zu Boden, in der Vala durch den Anblick dezent eingenommen ward, und erst das Klirren der kleinen Münze auf dem Boden riss ihn zurück in die Realität.


    Er ging die paar Schritte auf sie zu, doch letztendlich war sie es, die ihn ansprach. Auf eine zugegebenermaßen sehr seltsame Art. Woher bei Pluto sollte er schon wissen, was es zu Essen gab?
    Andererseits war Valas Denke von dem Anblick einer durchaus gut gebauten Frau, die sich Indianus Jonus-artig an ein Regal heftete noch stark in ihrer Leistung reduziert.
    Und so kam Vala zu einer der plumpsten Antworten, die er sich in seinem noch recht kurzen Leben leisten konnte: "Ich hab nicht die geringste Ahnung.. aber die Pfirsiche sehen gut aus."

  • War das da die Rolle? Nein, irgendwie nicht. Eine Hand zur Absicherung an der Seitenwand des Regals, suchte Axilla mit der anderen gerade fleißig die Schriftrollen durch, die sich hier oben versteckt hielten. Sie bemerkte zwar die Bewegung aus den Augenwinkeln, dachte sich aber nichts dabei. Erst als die Stimme nicht zu ihren Erwartungen passte, schreckte sie leicht zusammen. Ihr Körper versteifte sich kurz und ihre Linke, die eben noch fröhlich vereinzelte Schriftrollen angehoben und mit den Fingern leicht geöffnet hatte, um eine einzelne Textzeile zu erhaschen, machte eine kleine, ruckartige Bewegung. Mit dumpfen Poltern ergossen sich einige Schriftrollen purzelnd auf den Boden, was Axilla noch einmal leicht zusammenzucken ließ.
    Das war peinlich! Sie hing hier im Regal wie ein Affe, und Vala... Was machte der eigentlich hier? Vorsichtig sah sie über ihre Schulter zu ihm. Das erste mal, dass sie zu ihm herunterschauen musste, und nicht herauf, hatte er doch gerade perfekten Blick auf ihren Allerwertesten. Seine Bemerkung kam ihr jetzt erst richtig zu Bewusstsein, und sie wurde ganz leicht rot. “Oh, Vala, ich.. entschuldige, ich dachte, du wärst wer anderes und...“ Fast schon hektisch blickte sie sich nach dem Hocker um, und als sie ihn fand, ließ sie sich schnell runter. Sie konnte hier ja nicht im Regal bleiben. Innerhalb allerkürzester Zeit war sie wieder auf dem Boden, sah kurz verlegen auf das Chaos, das sie angerichtet hatte und bemühte sich, sich irgendwie daran zu erinnern, wie sie verdammtnocheins würdig aussehen konnte, trotz alledem. “Ich hatte nicht mit Besuch gerechnet, sonst... wär die Begrüßung etwas besser ausgefallen. Entschuldige bitte.“
    Noch einen Moment des peinlichen Berührtseins sah sie unsicher zu ihm auf, dann versuchte sie, es einfach zu überspielen. “Schön, dass du da bist!“ Etwas intelligenteres fiel ihr im Moment nicht ein, und auch nichts, das ihr irgendwie ein bisschen Würde wiedergeben könnte.

  • "Na, wenn du es so siehst.. ich möchte nicht sagen, dass diese Art der Begrüßung mich besonders stören würde.", flötete Vala mit einem verschmitzten Grinsen, wechselte dann jedoch sofort zum Thema seinees eigentlichen Besuchs.


    "Wie du weißt bin ich bei den Decimviri Litibus Iudicandis, und damit mit der rechtlichen Abwicklung von Erbschaften betraut... das führt mich heute zu dir, Axilla."


    Valas Blick verriet nichts von dem was er über die Sache dachte. Er übte sich tagtäglich darin, weniger preiszugeben als zu erfahren. Das gelang ihm immer besser, aber für gestandene Politiker dürfte er wohl immernoch als Frischling gelten. Es war eins mit einem heruntergekommenen Bäcker zu reden oder mit einem Senator, der die rhetorische Trickkiste auf's Exemple beherrschte. Er befand sich noch mitten in seinem Lernprozess... und er war sich nicht zu schade dafür, diese Fähigkeit auch im Diskurs mit Axilla weiter zu proben. Wobei er sich schon lächerlich dabei vorkam. Aber wenn Rom ihn etwas lehrte, dann dass Stolz und Würde etwas waren, dass man sich erst dann leisten konnte wenn man hoch genug stand. Einer der großen Unterschiede zu seiner Heimat.. und einer, der ihn am stärksten schmerzte.

  • Na, komm, sag etwas Freches! 'Wusst ich doch, dass dir mein Hintern gefällt!' oder 'Gut, dann zieh ich beim nächsten Mal was kürzeres an!' oder so. Hopp! Aber auch, wenn Axilla gern so etwas schlagfertiges gesagt hätte, sie traute sich nicht. Bei anderen konnte das schon passieren, oder wenn sie betrunken gewesen wäre – oder auch nur einen leichten Schwipps gehabt hätte. Aber bei Vala... sie konnte einfach nicht. Sie lächelte ihn nur etwas schüchtern an, bemüht, nicht rot zu werden. Sie wollte gerne einfach nur eine perfekte, römische Matrone sein, wie Urgulania war – auch wenn die nie so sprachlos gelächelt hatte. Und rot war sie nach Axillas Kenntnisstand auch nie geworden. Von daher war Axilla von ihrem Ziel noch meilenweit entfernt.
    Ein Glück, dass Vala sich da weit besser unter Kontrolle hatte. Er war so ruhig und sicher wie immer, und wie immer kam er gleich auf das zu sprechen, was ihn herführte. Und das war – ebenfalls wie wohl immer – nicht in Axillas Person an sich begründet. Ihr Lächeln wurde weniger, und erstarb schließlich ganz, als er meinte, es ginge um eine Erbschaft, die sie beträfe. “Oh... achso...“ War ja klar, dass früher oder später mal deshalb kommen würde. Nur hatte Axilla nicht damit gerechnet, dass Vala kommen würde. “Ich wollte noch zu Salinator gehen, wegen... dieser Sache, aber... naja, ich hab nicht gedacht, dass jemand extra zu mir geschickt wird. Ich hätte mich vielleicht früher darum kümmern sollen. Andererseits, eigentlich ist es ja gut so, so kommst du mich mal wieder besuchen.“ Ein leichtes Lächeln, das aber nicht die Intensität des vorangegangenen erreichte, unterstrich ihre Worte.
    Axilla sah kurz über das Chaos, was sie angerichtet hatte, zu der bequemen Kline, die nach wie vor in der hellsten Ecke des Raumes stand. Sie hatte sie nicht wegräumen lassen, nachdem es ihr wieder besser gegangen war, sie fand es eigentlich recht praktisch. “Möchtest du dich setzen? Und vielleicht etwas trinken?“

  • Es dauerte einen Moment, bis Vala begriff von welcher Sache Axilla da gerade überhaupt sprach. Was hatte der Vescularier mit der Erbschaft eines Niemand zu tun? Dann fiel es ihm wieder ein: man hatte die Erbschaft des Aeliers konfisziert. Eine Botschaft, die Vala im Gespräch mit einem Amtskollegen nur leise schmunzelnd hingenommen hatte. Freuen tat sie ihn nicht. Er hatte, was er wollte: der Aelius war tot. Alles andere war ihm danach egal.


    "Ach, das... nein, deshalb bin ich nicht hier. Ein anderer Vigintivir kümmert sich um diesen Fall.", sprach Vala in seinem besten Beamtenton, "Ich bin wegen eines gewissen... eh... Moment...", er kramte in einer mitgebrachten Tasche herum und fischte schließlich eine Tabula hervor, die simpel aufzuklappen ihm schon eine Art Professionalität verlieh. Eine Tatsache, über die er sich selbst tierisch ärgerte. Ein professioneller Tabula-Aufklapper. Titus Duccius Vala, der beste Tabula-Aufklapper Roms. Wahnsinn.


    "..eh... um einen Aulus Iunius Lucullus. Wir haben nicht die geringsten Aufzeichnungen über Verwandtschaftsverhältnisse zum Rest der Gentes die Iunia heißen." Was immerhin so einige waren. Er ignorierte ihre Bitte, sich zu setzen oder etwas zu trinken. Er war schließlich beruflich hier, und die private Komponente hatte seit dem Tod des Aelius deutlich an Bedeutung verloren. Zumindest für Vala..

  • Er blieb stehen und antwortete auch nicht auf Axillas Frage nach dem Trinken, was die Iunia ein wenig verwirrte. Was hatte er denn auf einmal? Hatte sie irgendwas angestellt, von dem sie nichts wusste? Oder hatte er entschieden, dass er lieber möglichst wenig mit der Witwe des Mannes zu tun haben wollte, der den Mann, der über sein Wohl und Wehe im Cursus Honorum entscheiden konnte, beleidigt hatte? In jedem Fall war es ein kleiner Stich, der sie recht effektiv ernüchterte und das letzte bisschen ihres Lächelns vertrieb, bis nicht mehr als die Maske eines solchen zurückblieb. Aber selbst die fiel, als er den Namen nannte, wegen dem er gekommen war.
    “Ah“, machte Axilla. “Der.“ Ihr Gesicht spiegelte gerade nur zu deutlich wieder, dass sie der Person hinter dem Namen herzlich wenig Sympathien entgegenbrachte. Eine Sekunde später hatte sie sich gefangen und begab sich in die Rolle einer römischen Matrone. Eigentlich war es ganz einfach, sie musste nur gerade stehen und sachlich bleiben und ignorieren, dass Vala so komisch war. Und ignorieren, dass sie das störte. Und ignorieren, dass sie es ignorieren musste. Ganz einfach, oder?
    “Würde mich auch wundern, wenn über den Unterlagen existierten. Soweit ich das herausfinden konnte, ist das ein Erbschleicher, der sich den Namen gegeben hat, um sich hier Geld zu erbetteln. Mein Geld, um genau zu sein.“
    Es fühlte sich falsch an, so zu reden, so ernst zu sein und so gerade. Ein kurzer, hoffnungsvoller Blick ging hoch in seine Augen. Sag doch was! Ein Kompliment, oder... irgendwas Persönliches. Nur was Kleines... Aber sie blinzelte ihn sofort auch wieder weg, blickte zur Seite. “Weißt du, wie und wo er gestorben ist?“ Das letzte, was sie von ihm gehört hatte, war, dass er sich mit ihren zehn Aurei in Richtung Süden aufgemacht hatte.

  • Hätte Vala die empathische Kompetenz eines Steins gehabt, so wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass Axilla sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Diese Wechsel von einer Stimmung in die nächsten, die kleinen Blicke, diese schon fast greifbare Unsicherheit wären wahrscheinlich einem toten Hund aufgefallen.
    Nur Vala nicht. Man kann an dieser Stelle ruhigen gewissens erwähnen, dass der junge Germane nur dann soziale Kompetenz zeigte, wenn er sich sicher sein konnte, dass er durch sie etwas gewann. Und bei Axilla konnte er nichts mehr gewinnen. Er besaß sie doch schon. Obwohl.. tat er das wirklich?


    "Ein Betrüger? Der Geld von dir wollte? Bist du dir sicher?", er blickte einmal demonstrativ an ihr auf und ab, um sie dann wieder kritisch dreinblickend schief anzulächeln, "Mir würden einige Dinge einfallen, die ich von dir wollen würde... Geld wäre nicht dabei."


    Es war ein Spiel, mehr nicht. Eigentlich wollte er hier nicht mehr Zeit verbringen als wirklich nötig.. aber wenn er durch einen kleinen Satz eine Bestätigung seiner "Du-hast-es-einfach-drauf"-Attitüde bekam, so wäre ihm das nur allzu recht. Valas Ego war groß... und große Tiere brauchten verschlangen Unmengen an Bestätigung.


    "Nein, weiß ich nicht. Ist das von Belang? Er ist tot.. mehr muss man nicht wissen."

  • Er verwirrte sie! Im einen Moment war er so sachlich und distanziert, und im nächsten machte er ihr wieder ein Kompliment – oder sowas ähnliches. Und im Moment war sie sich alles andere als sicher, ob er das denn auch meinte, was er sagte, oder ob er es nur so sagte, um sie zu ärgern. Denn scheinbar tat er das ja sehr gerne, während er keine Anzeichen dafür zeigte das, was er andeutete, auch zu wollen. Axilla hatte sich ja schon zwei Mal bei ihm verplappert und ihm einen Wunsch freigestellt, egal was, und jedes Mal hatte er sie dann nur darauf hingewiesen, dass er eben sowas fordern könnte, es aber nicht tat. So wie jetzt im Grunde ja auch.
    Sie kratzte sich etwas verlegen am Unterarm und sah einfach beiseite, um sich nicht näher damit beschäftigen zu müssen, ob er das nun wirklich meinte oder wieder doch nicht. “Ja, ich bin mir sicher. Er war ja hier, stand direkt vor mir im Atrium mit seinem Hinkefuß. Serrana war auch dabei, die kann es dir sicher bestätigen. Nur war ich wohl nicht misstrauisch genug, denn seine Geschichte klang sehr plausibel und... nunja, nachdem er das Geld hatte, das er wollte, war er dann auf einmal verschwunden. Von einem Tag auf den anderen, einfach weg.“ Axilla zuckte mit den Schultern und sah nun doch zu Vala auf. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, auf der schon eine Frage lag, aber sie ließ es. Was sollte sie ihn denn auch fragen? 'Findest du mich hübsch oder sagst du das nur so?' Wenn nicht noch etwas direkteres... Nein, nein, sie hielt jetzt vielleicht lieber den Mund. Auch wenn ihre Unterlippe dafür malträtiert wurde.
    “Wahrscheinlich hast du recht, es ist belanglos, wie er gestorben ist. Oder wo. Es wäre nur interessant gewesen, zu erfahren, wo er denn hinverschwunden ist. Naja... du weißt nicht zufällig, was jetzt mit meinem Geld geschieht?“ Axilla hatte dafür jetzt natürlich keine Quittung. Wieso auch, sie war davon ausgegangen, dass er ein Cousin wäre? Wenigstens hatte sie aus dieser Erfahrung die Lehre gezogen, niemandem mehr ganz so blind zu vertrauen. Naja, zumindest ein wenig misstrauischer zu sein.

  • Greifbar. Er brauchte nur die Hand ausstrecken.. aber er tat es nicht. Was für Vala ebenso verwirrend war, wie die Tatsache, dass Axilla ihn so kritisch anblickte. Bisse auf die Unterlippe. Strähnen, die hinter die Ohren geschoben wurden. Der richtige Augenaufschlag. Die klassischen Waffen einer Frau, und Vala war alles andere als immun gegen sie. Würde er Axilla auch nur das Selbstbewusstsein eines Schafs zutrauen, so wäre er sicher gewesen, sie würde mit ihm spielen. Das tat er allerdings nicht, und so schlussfolgerte er nur darauf, dass seine Macht über diese Frau nicht halb so fest war, wie er bisher angenommen hatte. Dabei wollte er sie nicht einmal.. er teilte mit den möglichsten Frauen das Bett, junge Patriziergören, reiche Mercatorenfrauen, schamhafte Priesterinnen. Nur Axilla nicht. Und er hatte nicht die geringste Ahnung warum.


    Für einen Mann, dessen Lebenssinn vor allem im Krieg (ob politisch oder mit der Waffe in der Hand, er machte da keinen Unterschied) und im ewigen Spiel der Geschlechter bestand, war das ein Widerspruch, den zu erklären er nicht imstande war. Und der ihn wütend machte... wütend genug, um für drei Sekunden die sonst so gewissentlich gepflegte Selbstbeherrschung zu verlieren.
    Drei Sekunden waren vollkommen ausreichend um die Tabula auf den Boden zu befördern. Drei Sekunden, nach denen Axilla sich gegen ein Regal gedrückt in Valas Armen wiederfand. Drei Sekunden, in denen Valas Hände sehr besitzergreifend strategisch wichtige Punkte auf Axillas Körper sicherten. Drei Sekunden, in denen Vala sich persönlich um ihre Unterlippe kümmerte, und um die obere gleich mit. Drei Sekunden, die Vala Axilla mit entschlossener Bestimmung und recht spärlich gezügeltem Verlangen anblickte. Und drei Sekunden, die auch irgendwann ihr Ende fanden.


    "..das... es... also...", sprach Vala, der sich langsam wieder von der gerade eroberten Schönen löste, und in der perplexen Situation keine bessere Reaktion fand, als seine Toga wieder zu raffen. Ihm fehlten die Worte. Das kam nicht oft vor. In seiner Sippe war das ein Novum, dass vielleicht alle zehn Jahre einmal vorkam. Und dieses Mal war anscheinend Vala dran. Aber irgendwas musste er sagen.


    "Du hast ein Talent darin, meine Selbstbeherrschung flöten gehen zu lassen, Weib. Drei Chatten habe ich erschlagen, und ich scheitere an einem Weib wie dir..", stellte Vala fest, mehr mit sich selbst sprechend als mit Axilla.

  • Sie hatte nichts gemacht. Ihn einfach nur angeschaut. Wenn Axilla gewusst hätte, was sie gesagt oder getan hätte, sie hätte es sich sicher gemerkt. Aber sie hatte ihn nur angeschaut, einen Moment in diese selbstsicheren, grauen Augen geblickt, und im nächsten Augenblick wurde sie gegen das Bücherregal hinter ihr gedrückt. Seine Hände hielten sie fest in dem starken Griff, ohne ihr dabei weh zu tun, und zogen sie noch dichter an sich. Und seine Lippen lagen auf den ihren, gaben ihr den so lang ersehnten Kuss, von dem sie nur geträumt hatte. Allzu bereitwillig öffnete sich ihr Mund dem seinen. Sie schmeckte das Süßholz, das er so gerne immer wieder kaute. Sie fühlte sich unendlich schwindelig.
    Aber sie wehrte sich. Nunja, ein bisschen. Zumindest sagte sie sich, dass sie sich wehrte, wie es sich gehörte. Ihre Hände lagen immerhin auf seiner Brust und gaben dort leichten Druck. Wobei sie wohl etwas abglitten und weiter nach oben fuhren. Durch den Stoff hindurch fühlte sie an seiner Schulter die leichte Narbe. Kein Pfeil, wie sie angenommen hatte, sondern der Splitter eines Speeres, hatte Vala gesagt. Sie hatte es nicht vergessen. Ein wohliger Schauer ging durch ihren Körper, als sie einfach die Augen schloss.


    Und dann war es vorbei. Einfach so, genauso plötzlich, wie es angefangen hatte, hörte es auf. Er ließ sie einfach los, zog sich von ihr zurück und ließ sie mit klopfendem Herzen stehen. Wie schlaftrunken blinzelte Axilla und sah einfach nur zu Vala hinüber. Ein paar mehr Schriftrollen waren aus dem Regal gefallen und lagen nun links und rechts von ihr zu ihren Füßen, aber das war egal. Vala sagte etwas, und Axilla versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Er scheiterte an ihr?
    “Das liegt vielleicht daran, dass du mich nicht erschlagen willst.“ Es war falsch, sowas zu sagen, das wusste Axila schon, ehe sie es überhaupt aussprach. Sie sollte nicht einmal daran denken, das hier weiter zu verfolgen. Sie sollte ihn wegschicken, jetzt sofort. Sie war in Trauer. Sie durfte nichts tun, selbst wenn sie wollte. Und sie sollte auch ihn nicht dazu verleiten, im Gegenteil.
    Tja, das sollte sie. Aber sie schmeckte noch seinen Kuss, und ihr Atem ging noch immer dieses kleine bisschen schneller, das auch ihr Herz schneller schlug. Und es war ja auch nichts passiert, nichts wirkliches. Sie lächelte ihn einmal kurz unsicher an, wollte ihren Satz vielleicht doch noch wie einen Scherz aussehen lassen. Aber ihre Augen sagten etwas, das deutlich mehr nach Einladung klang, weshalb Axilla lieber zur Seite weg sah.

  • Er hatte ihren besten Freund meucheln lassen. Er hatte ihren Ehemann in den Selbstmord getrieben. Er hatte sie belogen und betrogen. Er hatte manipuliert, gesteuert und beherrscht. Und dennoch offenbarte sich in diesen Momenten, dass es in Axillas Macht stand, das alles locker mit der Rückhand wegzufegen. Sie war es, die in diesem Moment Macht über ihn hatte.


    "Scheisse...", war da der einzige logisch stimmige Kommentar zu dieser Erkenntnis. Mehr noch. Es kam ihm so vor, als hätte SIE IHN an das Regal gedrückt. Als hätte dieser winzige Moment der Unbeherrschung dafür gesorgt, dass er schwach wurde. Angreifbar. Beherrschbar. Ein Weib.
    Sehr irritierend für jemanden, dessen Adern von einem Stahlkranz gestärkt waren um das ganze Testosteron in Zaum zu halten. Und sehr irritierend für jemanden, dessen Selbstwahrnehmung sich stets in der Rolle desjenigen sah, der die Kontrolle hatte. Und Axillas Reaktion machte es nicht besser. Erst war er sich sicher, dass sie es auch wollte. IHN wollte. Sie war in seinen Händen geschmolzen wie ein Stück Butter. Und jetzt stand sie betreten da, wie die Frau vor zwei Wochen, die ihm einen gehörigen Batzen Ärger eingebracht hatte, indem die dumme Kuh ihren Fehltritt mit Vala tatsächlich ihrem Mann gebeichtet hatte. So schuldbewusst. So reuig.
    Das passte nicht in Valas Konzept. Ein Intermezzo mit ihm bereute man nicht, man wollte mehr.


    Er begann, in dem Raum auf und ab zu tigern, Axilla dabei nicht aus den Augen lassend. Er hatte sie bisher als unverschämt naiv eingeschätzt, eine Puppe in seinen Händen, die sich nicht einmal die Mühe machte die Wirklichkeit ihres Lebens genau darauf zu untersuchen ob es denn wirklich Anzeichen für die Erfüllung der eigenen Wünsche gab. Und jetzt auf einmal kehrte sich das Bild um. Vala war nicht mehr der Jäger. Axilla nicht mehr die Gejagte. Oder doch?
    Es war zum Haare raufen.


    "Ich kann dir nicht versprechen, dass du dein Geld wiedersiehst. Gibt es einen Zeugen, der die Übergabe des Geldes verbriefen kann?", rettete er sich schließlich in die Bearbeitung seines Falls, seine Konzentration auf das lenkend, was nur peripher mit Axilla als Person zu tun hatte. Er brauchte das, sonst würde hier noch ein Unglück geschehen. Eigentlich brauchte er es nur das zu schaffen, um sich das später von Linus und Damio erklären zu lassen.
    Es war ein absolut beschissenes Gefühl, hilflos zu sein. Und sich gewisse Dinge nicht erklären zu können. Vala biss die Zähne zusammen, jedes Wort zischte er wie eine einzige Anklage. Er war sich sehr bewusst darüber, dass Axilla eigentlich nichts dafür konnte. Andererseits war er der Auffassung, sich gründlich in ihr getäuscht zu haben. Wer manipulierte hier wen?

  • Sie hatte ihn verärgert. Axilla wusste nicht, wieso, aber dass er ärgerlich war, dafür musste man kein Hellseher sein. Wie ein Wolf in einem Marktkäfig fing er an, auf und ab zu laufen, selbst sein Gesichtsausdruck passte dazu. Und Axilla wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte. Hätte sie ihn nochmal küssen sollen? Hätte sie ihn an sich ziehen sollen? Hätte sie ihm eine deutliche Einladung aussprechen sollen? Oder aber war das Gegenteil der Fall, und er war wütend, weil er sie überhaupt geküsst hatte? Irgend etwas musste sie ja gemacht haben, das ihn dazu verleitet hatte, auch wenn sie nicht wusste, was das gewesen sein sollte. Und selbst wenn sie es gewusst hätte, es hätte ihr nicht leid tun können. Sie hatte es genossen, auch wenn es falsch war. Und sie fühlte gerade mit Verzweiflung, wie es ihr entglitt. Wie ER ihr entglitt.

    “Ja, Serrana kann dir das sicher bestätigen, wenn das was hilft. Ansonsten nur Sklaven.“ Und deren Wort zählte vor Gericht nicht unbedingt etwas. Ob Serranas Wort etwas zählte, wo sie doch ihre Cousine war, wusste Axilla nicht einzuschätzen. Und das Geld war ihr im Moment auch absolut nicht richtig.
    Auf der Suche nach richtigen Worten bückte sie sich nach der hingeworfenen Tabula und hielt sie Vala schüchtern hin. Sie wollte ihm wieder nah sein, wollte noch einmal seine Lippen schmecken. Sie wusste, sie durfte nicht, und dass er das einzig richtige tat, aber ihr Gefühl war einfach anders. Ihr Gefühl duldete keine Einrede von Vernunft und Verstand. Ihr Gefühl wollte ihm einfach nur nahe sein. “Vala, ich...“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Auch wenn ihr Blick wohl mehr als alle Worte der Welt sprach, ja ihre ganze Haltung diesen Eindruck noch verstärken musste. Das, was sie wollte, war so greifbar nahe, und doch hätte es nicht weiter entfernt sein können.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!