Tablinium | MTD et Flavius Piso

  • Von Stesichoros ins Tablinium geleitet, betrat Piso ebendieses. Ein wenig nervös war er durchaus, als er es betrat. Was würde Durus dazu sagen, dass er jetzt schon wieder zu ihm kam mit einer Bitte um eine Ernennung? Und er hatte sich gar keine Worte zurechtgelegt, stellte er mit Schrecken fest. Nun, es würde ihm schon etwas Passendes einfallen, hoffte er. Zwar war er komplett ohne die leiseste Ahnung, was er erwarten könnte von seinem Versuch, aber er setzte einfach einmal auf seine rednerischen Fähigkeiten. Er würde sich schon durchwurschteln. Irgendwie. Es musste doch zu Schaffen sein, Septemvir zu werden, wenn man Flavier war.
    Beklommenheit im Herzen also verspürend, betrat er das Tablinium und sog erst einmal den vertrauten Duft der Villa Tiberia ein. Es roch noch immer neu.

  • 'Flavius Piso...städtisches Collegium' - mit diesen Informationen hatte man Durus ausgestattet, als auch schon der Gast eintrat, der ihn diesmal bei einer weniger delikaten Tätigkeit erwischte als das letzte Mal. So begrüßte er den Flavier mit einem Lächeln - dankbar, aus der langweiligen Verwaltungsarbeit gerissen zu werden.


    "Flavius, da bist du ja wieder! Wie hat es dir bei den Arvales gefallen?"

  • „Tiberius Durus! Consul!“ Mit einem Lächeln ging Piso auf den Consuln zu. „Wie geht es dir?“ Als der Consul ihm über die Arvalbrüder fragte, lächelte er. „Wundervoll... einfach wundervoll. Es ist unbeschreiblich. Ich genieße es, Arvalbruder zu sein, und empfinde die Pflichten, die diese Stellung enthält, eher... befreiend als belastend. Für die Seele, meine ich.“ Er sprach die Wahrheit, das ganze bombastische Brimborum hatte eine Anziehungskraft, der sich Piso nicht entziehen konnte.
    „Apropos, schöne Grüße soll ich dir ausrichten von meinem Patron Purgitius Macer. Ich komme gerade von der salutatio bei ihm.“, informierte er den Tiberier.
    „Ich will mit dir über etwas sprechen, mich betreffend, worüber ich auch schon mit meinem Patron mich unterhalten habe.“ Er räusperte sich. „In der Kanzlei sehe ich keine Zukunft mehr. Und bei der Versammlung der Arvalbrüder... habe ich etwas gesehen, wie ein Licht, welches die Zukunft mir erleuchtet.“ Er glitt ein wenig ins Lyrische ab, doch er fing sich wieder. „Ich will meine Energie nicht mehr in profane Verwaltungsarbeit stecken. Das können auch andere genau so gut tun. Nein, ich will sie zu einem höheren Zwecke nutzen.“ Er schloss seine Augen kurz und atmete tief ein, um zu zeigen, dass er sich der Tragweite der Entscheidung wohl bewusst war. „Ich habe vernommen, bei den Septemviri wird ein Platz frei. Ich will ihn gerne ausfüllen. Die administrative Arbeit, die dies enthält, würde ich sicherlich, dank meiner umfassenden Erfahrungen aus der Kanzlei, gut ausführen können. Ebenso wie die Kultischen.“, versicherte er dem Consul.

  • "Mir geht es ebenfalls hervorragend, danke."


    erwiderte Durus die Floskel seines Gastes, der heute geradezu übermütig das Tablinium betrat und sofort lange zu reden begann, sodass der Tiberier keinen Bedarf hatte, nach seinem Anliegen zu fragen. Höhere Zwecke: Septemviri! Das war interessant!


    "So, so."


    bemerkte Durus, der sich erinnerte, dass Piso bei seinem letzten Besuch noch angegeben hatte, kaum kultische Erfahrung zu besitzen. Doch wenn er diese jetzt gewonnen hatte - warum nicht? Von seinen Klienten hatte er zumindest niemanden für diesen Posten vorgesehen...


    "Wenn dies dein Wunsch ist, solltest du Kontakt mit den Septemviri aufnehmen. Sie kooptieren ihre Mitglieder, wie du weißt. Wenn du Kontakte zu einem von ihnen hättest, wäre das sicherlich sinnvoll. Ebenso Empfehlungsschreiben einflussreicher Männer."

  • Wer Piso noch vor kurzer Zeit gekannt hatte, hätte ihm niemals eine Karriere im Cultus Deorum zugetraut. Doch Piso hatte Gefallen am Cultus Deorum gefunden, mehr, als er es selber je gedacht hätte. Außerdem war er der repetitiven, uninspirativen Arbeit in der Kanzlei überdrüssig. Und war es nicht die Beschäftigung mit dem Cultus Deorum, ohne die ein Mann, der in den Senat strebte, niemals zu höheren Ehren kommen konnte? Ein Senator, der nicht gleichzeitig in irgendeiner Weise Priester war, war ja schon fast ein Skandal, hatte er sich sagen lassen.
    Es war nun nicht verwunderlich, dass der Consul ein wenig überrumpelt war. Piso jedoch blickte entschlossen zum Tiberier hin.
    „Ja, das ist mir durchaus bewusst. Nur leider kenne ich keinen einzigen Septemvir.“ Er dachte kurz nach. „Aurelius Corvinus war einmal Septemvir, oder? Aber ich kenne ihm kaum.“ Er holte beim letzten Satz des Tiberiers tief Atem und nickte.
    „Das weiß ich wohl. Das Amt des Septemvirs ist kein... Job, den man einfach nur so bekommt, und wieder nach Belieben fallen lassen kann. Es ist eine Ehre, und ich weiß, dass ich sie nicht als selbstverständlich hinnehmen kann.“ Er räusperte sich. „Nun ja... und aus diesem Grund wollte ich dich eben auch fragen, wie ich am Besten Kontakt mit ihnen aufnehme. Denn mir ist keiner von ihnen bekannt. Und ich wollte dich fragen, ob du möglicherweise, als Co-Mitglied der Arvalbruderschaft...“ Piso blickte ein wenig verlegen Durus an. „...vielleicht eine Empfehlung abgeben kannst. Für mich.“

  • "In der Tat könnte ich eine Empfehlung aussprechen. Doch empfehle ich dir, besonders mit Aurelius Corvinus Kontakt aufzunehmen. Er kennt die meisten Septemviri noch persönlich. Du kannst ihn bitten, für dich zu sprechen. Im Übrigen könntest du auch Flavius Furianus bitten - er ist immerhin Magister der Arvales Fratres."


    erklärte Durus die verschiedenen Anlaufstellen. Er selbst hatte zwar noch wenig von Piso gesehen, da noch kein großes Opferfest der Arvalbrüder stattgefunden hatte (erst zu den Januarkalenden), doch wollte er sich auch hier Einfluss sichern. Plötzlich fiel ihm noch jemand ein:


    "Flavius Gracchus ist ebenfalls Pontifex. Er wäre ebenfalls ein geeigneter Empfehler, zumal er doch sicher mit dir verwandt ist!?"

  • Piso atmete auf. Mit der Unterstützung des Pontifex pro magistro im Rücken konnte eigentlich nichts falsch gehen.
    „Ich danke dir viele Male, Consul!“, rief Piso aus, begeistert. Und trotzdem empfahl Durus noch Aurelius Corvinus. Eigentlich ganz logisch.
    „Gut! Ich habe sowieso vor, ihn in nächster Zeit aufzusuchen, da kann ich das Thema zur Sprache finden. Ich danke für den Ratschlag. Furianus ebenfalls? Nun, sicherlich, er bekleidet ja nun auch ein wichtiges Priesteramt.“ Auch wenn es sicherlich nicht mit dem eines Pontifex vergleichbar war,
    Was Durus nun zur Sprache brachte, das hatte Piso ebenfalls schon überdacht. „Nun, ja, ich werde auh mit ihm sprechen. Doch die Unterstützung eines Vetters wird wohl nicht im selben Licht betrachtet wie die Empfehlung eines Nicht-Familienmitglieds.“, gab er zu Bedenken. „Aber ja, ich werde mit ihnen sprechen. Ich danke dir für deine Unterstützung.“, bedankte er sich noch einmal.

  • "Bitte, bitte."


    erwiderte Durus die überschwänglichen Dankesbekundungen, dann überlegte er, ob er seine Empfehlung sofort ausstellen sollte oder sie lieber per Post zukommen ließ - letzteres war wohl praktischer, da er ja leider noch einige Verwaltungsaufgaben zu erfüllen hatte.


    "Ich werde dir einen Brief zukommen lassen, in dem ich dich Opimius Naso anempfehle."


    meinte er daher knapp und wartete, ob es weitere Anliegen gab, die Piso vorzutragen gedachte.

  • Der emotionelle und zutiefst dankbare Piso hatte natürlich sich viel zu oft bedankt, und es war nicht einschätzbar, ob Durus obdessen geschmeichelt oder doch eher genervt war. Piso aber strahlte wie ein Kind zu den Saturnalien. Er nickte, als Durus ihm versprach, ein Schreiben an den Opimier, den Magister des Collegiums, zu richten, und bei den Flaviern einzuwerfen. Piso würde wohl nun in Zukunft jede Stunde in den Posteingang schauen. „Danke.“, sagte er noch einmal, überflüssigerweise.
    „Und jetzt will ich dir auch nicht mehr von deiner Zeit wegnehmen.“, schloss der Flavier das Gespräch ab, das zu führen ihn doch ein bisschen peinlich war, verlangte es doch, dass er als Bittsteller vor jemandem, der schon nicht Unbeträchtlcihes für ihn getan hatte, sprechen musste. „Vale, Consul!“, verabschiedete er sich und trachtete zu gehen.

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