• Verus trat herein. Sein Blick schweifte umher, bewaffnet war er mit seiner alten Amtstasche aus Leder. Diese trug das römische Wappe. Er hatte sie damals als Curator angeschafft, um `korrekter` zu wirken. Zudem konnte er in einer solchen Tasche wunderbar Schriftrollen, Tabulae und Griffel sowie Federn transportieren. Er sah Varena und schmunzelte verliebt. Seine Augen funkelten kurz, wie ein Diamant auf. "Salve," grüßte der Ritter. Nun stand er vor Varena. Sein Blick fiel auf das Schreibzeug, dann lachte er. "Auch ich habe Schreibgeräte mitgebracht in meiner modernen Amtstasche," sprach er mit einem breiten Grinsen.

  • Varena war gerade sehr beschäftigt, da Atia gerade mit dem Frühstück gekommen war und sie ihr half es auf dem Tisch zu drapieren. Dann stellte sie noch Becher dazu und scheuchte Atia wieder in ihre Ecke, damit sie dort wieder über ihrer Handarbeit sitzen konnte. Als sie dies gerade erledigt hatte vernahm sie die Stimme des Ianitors an der Pforte und hörte Verus Schritte. Sie überprüfte den Sitz der schweren Goldkette und drehte sich dann zu ihrem Verlobten um. Verliebt lächelte sie ihn an und erwiderte leise seinen Gruß, ehe sie ihm einen scheuen Kuss auf die Wange zur Begrüßung gab.


    "Vielleicht mag dein Schreibzeug hübscher sein als meins, aber ich habe für unser leibliches Wohl gesorgt. Ich hoffe du magst schinkenumwickelte Oliven...sie sind mein liebstes Frühstück." Sie deutete ihm an Platz zu nehmen und ließ sich schon in den selben Sessel nieder, der auch gestern ihr Lieblingsplatz gewesen war. "Während des Frühstücks können wir ja schon einmal überlegen, was wir denn da reinschreiben sollen. Ich habe nämlich ehrlich gesagt keine Ahnung."

  • "Das ist natürlich wichtiger als das Schreibzeug. Was wäre man ohne leibliches Wohl?" Er lachte, um sich dann zu setzen. Mit einer kurzen Drehbewegung nahm er die Tasche ab, legte diese vor sich und blickte dann zu Varena. "Natürlich mag ich dies. Ich war Soldat und ich bin nicht sonderlich wählerisch, was meine Speisen angeht," erinnerte sich Verus an seine Zeit als Soldat. "Als Soldat nimmt man das, was man bekommt. Als ich damals als Offizier zur See gefahren bin und Piraten gejagt habe, gab es nicht viel an Bord. Verderbliche Speisen waren ein Tabu." Er griff zu einem kleinen Schnack, aß diesen und lehnte sich dann zurück. "Mach' dir keine Sorgen, Liebling. Es ist ein rudimentär formaler Brief. Wir schreiben eine Anrede, eine allgemeine Anrede und erklären danach unsere Verlobung. Das ist alles." Er lächelte. Das Beamtentum steckte ihm noch in der Seele und solche Briefe fielen ihm nicht schwer.

  • Varena stopfte sich genüßlich ein Stück von dem frischgebackenen Brot mit Honig darauf in den Mund, als Verus ihr ein wenig von seiner Vergangenheit erzählte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie eigentlich noch gar nichts über seine Vergangenheit wusste. Hm...er war anscheinend also beim Militär gewesen. Das konnte sie sich gar nicht so recht vorstellen und wahrscheinlich lag es schon lange zurück. "Warst du lange beim Militär?" fragte sie interessiert. Sie hoffte, er würde ein wenig mehr aus seiner Vergangenheit plaudern.

  • "Ich war sehr lange dort: Knapp 20 goldene Jahre," erläuterte Verus willig. "Es war nicht immer schön. Ich war an ein paar Feldzügen beteiligt. Wir haben die Piraten von Corsica vernichtet, dabei zog ich mir eine Verletzung zu. Ich habe immer noch eine Narbe von dieser. Ich habe sogar meine alte Uniform mit den Kampfspuren noch." Er schmunzelte. Varena war doch sehr neugierig oder war es einfach nur sein Interesse, ihr aus seinem Leben zu erzählen? "Sogar das Gladius von damals lagert noch bei mir in einer Kiste."

  • Varena hing förmlich an seinen 'Lippen, als er von Piraten und dergleichen erzählte. Fast bedauerte es sie in solchen Momenten, eine Frau zu sein. Sie würde niemals solche Abenteuer erleben und leise seufzte sie auf. Auch wenn sie sich auf die Ehe mit Verus freute, gab es da draußen noch soviel mehr, dass sie entdecken wollte. Irgendwann musste sie mit Verus darüber sprechen, wie ihr zukünftiges Leben aussehen sollte. Mit Mühe vertrieb sie die wehmütigen Gedanken und aß dann auf. Es gab da noch eine Sache, die sie wissen musste. "Verus...hast du eigentlich Kinder?" fragte sie ein wenig vorsichtig. Ein Mann in seinem Alter war bestimmt schon einmal verheiratet gewesen, nahm sie an.

  • Diese Frage traf Verus hart. Seine Mimik wurde sofort zu Stein und jeder Glanz verschwandt aus seinen Augen. Die Frage nach seinen Kindern holte alte Erinnerungen hervor, die er eigentlich vergraben wollte. Sein Herz wurde wieder schwer, auch wenn Varena es wahrscheinlich nicht beabsichtigt hatte, war die Liebe zu ihr in diesem Moment hinten angestellt. "Ich hatte," betonte er kalt und musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor ihr zusammenzubrechen. Das Trauma holte ihn ein: der Tod und das Verschwinden seiner Kinder. Er blickte Varena mit verbissenen Lippen und traurigen Augen an. "Ich hatte...," wiederholte er.

  • Es war wie ein Stich ins Herz ihn mit dieser Miene zu sehen, deshalb beschloss sie nichts darauf zu erwidern. Nichts was sie sagen konnte, würde ihn trösten können, wenn es ihn immer noch so traf. Vielleicht war das auch nicht der richtige Moment, um ihm zu eröffnen, dass sie sich eine große Familie und viele Kinder wünschte. Sie atmete leicht durch und stand dann auf um den kurzen Abstand zwischen ihnen zu überbrücken. Ungefragt ließ sie sich auf seinem Schoß nieder und legte die Arme um ihn. Vielleicht würde ihm das mehr helfen, als belanglose Worte.

  • Ihre Arme waren ein Hafen für seine Sehnsüchte und boten ihm in diesen Zeiten des Sturms Schutz sowie Trost. Manchmal waren die Zeiten schön, manchmal grausam und manchmal nur erträglich, dennoch wusste er nun, dass er eine Person hatte, die mit ihm diese Zeiten teilen und durchstehen würde. Eine gemeinsame Zukunft war alles, was er suchte. Sucht nicht jeder Mensch einen Partner, der ihm beisteht, da ist, einfach mit durch das Leben geht? Verus tat dies. Er schluckte, um dann seine Verlobte anzublicken. "Ich hätte mehr für sie da sein müssen. Ich habe meine Karriere über meine Familie gestellt und dies war ein Fehler, ein unverzeihlicher Fehler. Ich werde mich eines Tages vor den Göttern verantworten müssen," erklärte er Varena traurig mit beschlagener Stimme.

  • Varena strich sanft durch seine Haare und lehnte ihren Kopf an seinen. Sie konnte seine Gewissensbisse verstehen und vielleicht musste er sich wirklich irgendwann vor den Göttern dafür verantworten, aber man konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Sanft flüsterte sie "Wir alle treffen Entscheidungen und hinterher ist man immer schlauer...aber jeder Mensch bekommt eine zweite Chance, Verus." Dann hauchte sie ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und streichelte noch sanft sein Haar, ehe sie versuchte ihn auf andere Gedanken zu bringen. "Hast du jemals Platons Geschichte über die Kugelmenschen gelesen? Seit ich ein junges Mädchen war, habe ich diese Geschichte geliebt."

  • Verus seufzte. Die Luft wog schwer in seiner Brust. "Eine zweite Chance?" Er war recht perplex. Wie viele Chancen hatte er schon? War sie seine zweite Chance? Ihre Augen, in die er gerade blickte, entschuldigten seine Zweifel, gaben Hoffnung. Er lächelte müde. Der Kuss auf die Stirn belebte seine Seele erneut. "Gelesen ja," war die knappe Antwort, da ihm momentan weitere Worte abhanden gekommen waren. Varena war da und seine Augen sprachen seinen Dank für ihre Hilfe aus.

  • Varena schloss mit einem seligen Lächeln ihre Augen und rezitierte leise den Vers, der ihr auf Anhieb einfiel "Seit so langer Zeit ist demnach die Liebe zu einander den Menschen eingeboren und sucht die alte Natur zurückzuführen und aus zweien eins zu machen und die menschliche Schwäche zu heilen. Jeder von uns ist demnach nur eine Halbmarke von einem Menschen, weil wir zerschnitten, wie die Schollen, zwei aus einem geworden sind. Daher sucht denn jeder beständig seine andere Hälfte." Es war wunderbar diese Zeilen erneut durchzugehen.

  • Verus verdrückte sich eine Träne, die langsam aus dem Augenrand fiel. Das Zitat stellte etwas fest, was er längst wusste, doch in diesem Moment festigte es mehr als nur einen Gedanken, es festigte seine Liebe zu Varena. "Ich weiß...", begann er mit einer von Trauer geschwärzten Stimme. "..., dass du meine Vollendung bist und mich erretten kannst. Das einzige Unverstellbare ist, nun mehr ohne dich zu sein. Die größte Grausamkeit, der Krieg, das Leid des Lebens, erscheint in deinen Augen lächerlich klein. Du bist größer als das Leben selbst, du bist die Liebe für mich, du bist das Leben, was ich endlich leben kann." Er schniefte vorsichtig. Seine Augen begannen erneut zu leuchten. "Mit dir kann ich erneut aufrecht gehen. Du bist mehr als mein Leben wert ist, du bist all das, was man Liebe nennt und dieses Wort reicht nicht für dich aus..." - waren die ehrlichen Worte, die nun aus seiner Seele fielen, geschwärzt von Trauer, doch in einem goldenen Glanz.

  • Wie konnte sie diesen Mann nicht lieben? So etwas Schönes hatte noch keiner zu ihr gesagt und sie spürte, dass es die volle Wahrheit war. Er wollte sie nicht um den Finger wickeln, denn er drückte nur aus, was in seinem Herzen geschah. Varena fehlten sichtlich die Worte und sie war so gerührt, dass sie mit den Tränen kämpfte. Mit erstickter Stimme flüsterte sie "Bis zu diesem Tag war ich nicht ganz, aber jetzt bin ich es. Ich liebe dich Verus, mehr als mein Leben."

  • Verus wischte sich mit der Linken die Augen frei von Tränen. Seine Lippen waren trocken, seine Hände zitterten, doch er raffte sich auf, um Varena die Wahrheit zu zeigen, was mit Worten nicht möglich war. Worte waren in diesem Moment nicht ausreichend. Langsam näherte er sich Varenas Lippen zum Kuss, ein wahrer vorsichtiger Kuss. Beide hatten echte Liebe gefunden.

  • Varena hatte Atia längst vergessen, die allerdings auch schon wieder friedlich in der Ecke schlummerte. Als sich Verus ihr zum Kuss näherte legte sie erst sanft ihre Lippen auf seine, ehe ihr Kuss fordernder und hungriger wurde. Wie ein Ertrinkende klammerte sie sich an ihn, als wäre er das rettende Floß. Es war als würde die ganze Welt um sie herum versinken, und alles was es noch gab, waren sie und er. Sie hätte nicht sagen können ob dieser Kuss Sekunden, Minuten oder Stunden gedauert hatte, aber es war auch nicht wichtig. Alles was wichtig war, hatte sie nun gefunden und sie wollte es nicht mehr hergeben.

  • Der Kuss erfüllte Verus mit einer leidenschaftlichen Wärme, ein Kribbeln zog durch seinen Körper. Der Kuss forderte seinen Tribut, dennoch zahlte Verus diesen Preis gerne, denn der Gewinn war größer als jeder Preis. Die Umwelt löste sich auf, verschwand und nur noch Varena blieb. Er schloss die Augen, um nur diese Liebe zu spüren, Varena zu fühlen. Auch er schloss nun die Arme um seine Verlobte, schützend, fürsorglich und liebend. Sein Herz schlug schneller und ließ die Trauer vergessen. Varena war die Wahrheit, die Liebe und ein göttliches Geschenk, was Verus Absolution gewährte. Verus gab sich diesem Geschenk hin, völlig und aus freien Stücken.

  • Varena löste sich nach einer schieren Unendlichkeit ein wenig keuchend von ihm. Der Kuss hatte sie erhitzt und ihre Wangen waren gerötet. Ein Lächeln lag auf ihren Zügen und es schien fast, als bräuchte sie einige Momente um wieder in die Realität zurückzufinden. Sie schmiegte sich wieder an Verus und meinte dann leise "Wollten wir nicht eigentlich noch einen Brief schreiben?". Sie hoffte, er wäre jetzt wieder besserer Laune und sie habe den Schatten der Trauer ein wenig vertrieben.

  • Verus blickte ein wenig verlassen durch die Gegend. Dieser Kuss hatte ihn soweit aus dem Alltag gerissen, dass es einige Momente dauerte bis er wieder zurückfand. "Ehm...", stammelte er mit einem verliebten Lächeln. "Wollten wir, ja!" Er nickte. Dennoch er war immer noch nicht ganz angekommen, so dass er immer noch leicht abwesend wirkte aber nicht im negativen Sinne, sondern vielmehr aus Euphorie.

  • Varena lachte leise silberhell auf und damit schreckte Atia aus ihrem Schlummer mit einem lauten Schnarcher. Ein wenig benommen schaute die Alte drein, ehe sie missbilligend zu Varena und Verus sah, die eng umschlungen zusammen auf dem Sessel lümmelten. Sie räusperte sich kurz, aber solange nichts Schlimmeres geschah, musste sie bestimmt nicht dazwischengehen. Varena lachte nur erneut, als Atia den Kopf schüttelte und löste sich dann von Verus, auf dessen Schoß sie die ganze Zeit gesessen hatte.


    Als sie sich gegenüber von ihm niederließ in ihrem Lieblingssessel meinte sie leichthin "Und wie fängt man so einen Brief an? Du hast so geklungen, als ob du solche Briefe schon dutzendweise aufgesetzt hast..."

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