Verus blickte Varena hinterher, die sich wieder auf ihrem Lieblingsplatz niederließ. Einen Moment lang genoss er ihre Schönheit, bevor er wieder einen Satz finden konnte: "Ja. Ich bin ein Bürokrat, so etwas verlernt man nicht." Ein gehuschtes Schmunzeln wischte über sein Gesicht. Am liebsten würde er nun diesen Brief vertagen und mit Varena liebäugeln, mit ihr reden und einfach die Seele baumeln lassen aber das war wohl nun nicht möglich. Er griff in seine Tasche, die er neben sich gestellt hatte, kramte ein wenig und zog einen Bogen Papyri hervor, zusätzlich eine Feder und ein kleines Fäßchen mit Tinte. Er legte alles vor sich auf den kleinen runden Tisch und blickte Varena an. "Einen besonderen Wunsch? Ein romantischer Beginn oder doch eher bürokratisch sowie formalistisch?" Mit einem geübten Griff legte er die Feder in die linke Hand, öffnete das Tintenfäßchen und tunkte die Feder hinein.
[Bibliotheca]
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Varena zog die Beine an und legte ihre Arme darum, ehe sie ihren Kopf in dieser für sie so gewohnten Position zur Seite neigte. Sie schien kurz zu überlegen und meinte dann "So gute Freunde habe ich nicht...die Romantik gehört uns ganz alleine...Lassen wir es formell klingen um dem ganzen Gewicht zu geben, auch wenn sich vielleicht sonst keiner um unsere Hochzeit Gedanken macht."
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Verus nickte, lächelte dabei und begann die Feder zu schwingen. Er zog ein Papyri zu sich und schon begannen die ersten Worte zu fließen.
An
Salve!
Wir, T. Decimus Verus und Octavia Varena, verkünden hiermit unsere Verlobung. Dies ist eine Nachricht, um dich, darüber zu informieren, dass wir in absehbarer Zeit heiraten werden. Glückwünsche und eventuelle Brief sind an die Casa Decima Mercator in Rom zu richten.
In Ehre,
________________ ________________Er schob Varena den Brief zu. "Passt das so?"
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Varena las den Brief betont langsam, um im Geiste die Worte durchzugehen. Nach einiger Zeit nickte sie dann und meint mit einem Lächeln. "Schau du hast dort in der letzten Zeile bei Briefe das e vergessen...". Was ihr allerdings mehr Sorgen machte, als dieser Brief, war die Frage, wem sie den Brief schicken sollte. Sie hatte nachwievor keine große Ahnung, wen sie einladen sollte.
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Verus blickte über die Zeile und lachte auf. "Wirklich! Ich werde alt!" Er nahm den Brief zurück und korrigierte.
An
Salve!
Wir, T. Decimus Verus und Octavia Varena, verkünden hiermit unsere Verlobung. Dies ist eine Nachricht, um dich, darüber zu informieren, dass wir in absehbarer Zeit heiraten werden. Glückwünsche und eventuelle Briefe sind an die Casa Decima Mercator in Rom zu richten.
In Ehre,
________________ ________________Er schob Varena den Brief erneut zu. "Noch Wünsche? - Sonst machen wir uns nun an die Liste, wer einen Brief erhält."
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Varena schaute noch einmal nach und nickte dann lachend. "Ja so können wir es lassen...und du wirst nicht alt. Irren ist menschlich, Verus. Aber ich weiß gar nicht wem ich diesen Brief schicken soll. Eigentlich kenne ich noch kaum andere Leute hier in Rom." Ein wenig zerknirscht schaute die junge Frau auf das Stück Papyri.
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"Irren ist nicht nur menschlich, selbst die Natur irrt sich des Öfteren," sagte Verus darauf mit einem breiten Schmunzeln. Wie schön Varena doch war, dachte er bei sich als er sie so anblickte.
"Ich denke, dass wir an alle Decima, die mir bekannt sind, einen Brief schicken und natürlich an meinen Patron, meinem besten Freund Germanicus Sedulus, an Vinicius Lucianus, einem Bekannten, Flavius Piso, einem Freund und natürlich deiner näheren Verwandtschaft, sprich Octavius Macer," überlegte Verus laut.
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Varena fiel direkt das Lächeln aus dem Gesicht, als sie den Namen Germanicus Sedulus hörte. Das war doch der Senator, der Aculeo im Schlepptau hatte. Sollte sie Verus von diesem Intermezzo erzählen? Besser wäre es wohl, sie würde es verschweigen. Es würde kein gutes Licht auf sie werfen, wegen diesem dummen Missverständnis. Da sie leider weder eine gute Schauspielerin noch Lügnerin war, wirkte ihr aufgesetztes Lächeln mehr als unecht. "Gut, dann wissen wir ja wem wir diese Briefe schicken. Wollen wir sie Sklaven übergeben, oder persönlich die Runde machen?"
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"Ich werde sie persönlich abgeben. Du brauchst nichts zu tun. Das ist keine Arbeit für eine Frau," zwinkerte er ihr zu. " - Und Sklaven vertraue ich nicht. Das hier ist allzu wichtige Post. Ich werde mich die Tage auf den Weg machen." Er blickte ihr noch einmal tief in die Augen: "Weißt du, dass ich mit dir meine Träume lebe, denn du bist ein Traum, der wahr geworden ist." Verus entdeckte eine gewisse Fremdartigkeit in ihrem Gesicht. Sie log, das Lächeln war unecht. "Ist etwas? Du kannst mit mir reden. Ich bin dir garantiert nicht böse, selbst wenn es um eine ehemalige Beziehung geht." Er lächelte verlegen.
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Varena biss sich auf die Lippe und überlegte einige Momente. Sie konnte ihn nicht anlügen und eigentlich wollte sie das auch nicht. Es würde ja ohnehin wahrscheinlich alles rauskommen, auch wenn es ihr peinlich war. "Nunja...da ist etwas. Vor einigen Wochen habe ich einen jungen Germanica kennengelernt. Er heißt Aculeo, aber ich wusste schnell, dass dies nicht zu einer Beziehung führt, wie wir sie haben. Als wir nach einem Fest nachts im Garten der Casa Germanica saßen, wurden wir von einer Matrone der Germanica quasi erwischt. Aber wir saßen eigentlich nur da und redeten...Und einige Tage später kam Aculeo mit Germanicus Sedulus um um meine Hand anzuhalten, aber ich fürchte ich habe sie beschimpft und nunja rausgeworfen." Das Gesicht des Mädchens glühte, denn sie war auch zu Sedulus recht rüde gewesen und hatte die beiden Männer angeschrien.
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Aculeo? Verus überlegte. Kannte er diesen Mann? Er grübelte. Aculeo, ein Name, der ihm bekannt vorkam aber dann doch wieder aus seinen Gedanken verschwandt. Verus war sich sicher, dass er ihn einmal getroffen hatte aber wahrscheinlich nur diese eine mal. Er war nicht wütend. Es war ihr gutes Recht, denn auch sie lebte und hatte ein Recht auf Vielfalt, auf andere Erfahrungen. Verus war da recht offen. Er lächelte nur und nickte ihr verständnisvoll zu. "Ich liebe dich," sagte er mit einem bezaubernden Funkeln. "So etwas ist vollkommen normal. Du hast eine normale Reaktion gezeigt. - Und Sedulus wollte Aculeo sicherlich nur helfen. Ich bin dir nicht böse."
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Varena lehnte sich mit dem Kopf an seine Brust und lächelte dann zu ihm auf. Wenigstens verurteilte er sie nicht, auch wenn sie damals bei dieser Aktion wirklich nicht nachgedacht hatte über ihren Ruf, auch wenn mit Aculeo rein gar nichts unschickliches passiert war. Es hätte trotzdem Wellen schlagen können und sie in Verruf bringen. Sie seufzte leise und flüsterte "Ich bin froh, dass du mich verstehst und nicht für ein schlüpfriges Ding hältst. Ich habe damals nicht nachgedacht und trotz allem hätte ich einen Senator nicht so aus dem Haus werfen dürfen, egal wie erregt ich war. Ich hoffe Sedulus sieht es mir nach, sollte ich ihn noch einmal treffen. Ich schätze er hat trotzdem eine Entschuldigung verdient, denn mein Zorn richtete sich gegen Aculeo und nicht gegen ihn."
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Verus legte die Hand auf ihren Kopf. "Manchmal regelt sich vieles von selbst und, wie ich Sedulus kenne, wird er dir garantiert nicht böse sein. Selbst Aculeo wird dir eines Tages verzeihen oder eben nicht. Wenn nicht, wird er dich vergessen und du ihn, alles geht seinen Weg. Ängste und frustvolle Gedanken drehen sich im Kreis und behindern uns. Ich verurteile dich doch nicht für so etwas. Jeder Mensch macht Fehler oder benimmt sich mal merkwürdig. - So ist das Leben." Man musste nur bedenken, dass Verus viel im Leben durchgemacht hatte und eine solche Kleinigkeit ihn nicht wirklich traf. Wer im Krieg war, wusste, dass dies nur ein sehr kleines Problem war und eigentlich keiner weiteren Beachtung bedarf. Nur das, was jetzt ist, zählt und nicht was war.
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Varena nickte bei seinen weisen Worten, denn die Erfahrung sprach aus ihm. Viel konnte sie nicht darauf erwidern und so gemahnte sie sich auf einen Aufbruch. "Wir sollten dann die Briefe austragen und zu deiner Casa gehen, bevor der ganze Tag um ist. Vielleicht sollten wir die Tage auch noch einmal mit Octavius Macer sprechen, denn er ist hier der Hausherr. Es wäre bestimmt nicht höflich ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen."
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"Erst einmal muss ich die Briefe schreiben, bevor wir sie austragen können." Verus lachte leicht. "Du könntest mir ja helfen und ebenso einige Duplikate anfertigen. Du hast aber Recht, dass wir heute mit den Briefen fertig werden sollten." Er nickte ihr liebevoll zu. "Macer zu besuchen, das hatte ich ohnehin vor, Varena."
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Varena schlug sich gespielt auf die Stirn und verdrehte theatralisch die Augen. "Was sind wir Frauenzimmer oft dumm...Ja, ich werde dir helfen ein paar Duplikate anzufertigen. So schlecht ist meine Schrift ja auch nicht." Sie lachte leise und griff dann zu ihrem eigenen Schreibzeug, um mit der Arbeit anzufangen. "Wollen wir ihn gemeinsam besuchen, oder bedeutet es dass du mit ihm alleine sprechen willst?"
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"Dumm? Nein, nur mit den Gedanken woanders." Verus kicherte jugendlich, denn Varena gab ihm seine lange vergessene Lebensfreude zurück. Er konnte einfach wieder leben, fühlen und einfach Spaß an den kleinen Dingen haben. "Danke!" - Er knuffte seine Verlobte liebevoll. "Natürlich besuchen wir ihn gemeinsam. Schließlich ist es dein Verwandter."
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Varena schreib eifrig weiter und überlegte kurz, denn momentan war es noch vormittag. Sie blickte kurz zu Atia und sagte dann "Melde mich bitte bei Octavius Macer. Vielleicht hat er ja heute noch Zeit, dann können wir gleich mit ihm sprechen, ehe wir aufbrechen um zur Casa Decima zu gehen und dann die Briefe auszutragen." Sie lächelte Verus noch einmal verliebt an und wandte sich wieder den Briefen zu. "Manchmal muss man eben auf andere Gedanken kommen..." meinte sie noch schelmisch.
Als Atia nach einigen Minuten wiederkam, meldete sie, dass Octavius Macer jetzt für ein Gespräch Zeit hätte und sie wartete respektvoll, bis Varena und Verus ihr Schreibzeug weggepackt hatten und ihr ins Atrium folgen konnten. Das Lächeln der jungen Frau war angesichts dieses wichtigen Gesprächs nur noch sehr nervös und sie blickte zu Verus und fragte sich, ob ihn eine Geschichte mit Octavius Macer verband.
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Die Verfielfältigung ging gut von der Hand. Dies lag vorallem an der Anwesendheit von Varena, die jeden Moment kostbar machte. Ihr Lächeln bezauberte ihn erneut und so nickte er nur. Worte waren bei so einem Lächeln überflüssig. Nun würde er also dem wesentlich jüngeren Macer gegenübertreten, dem neuen Familienpatriarchen und somit Vormund von Varena. Er würde höflich um ihre Hand anhalten und hoffen, dass Macer, auch in seiner jungen Art, Verständnis aufbrachte. So gingen beide ins Atrium; Hand in Hand.
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Manius Octavius Gracchus
Hat den Titel des Themas von „-Bibliotheca-“ zu „[Bibliotheca]“ geändert.
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