Cubiculum - Iunia Axilla

  • Axilla schien allmählich ein wenig zur Ruhe zu kommen, und da ihre Atemzüger gleichmässiger und tiefer und nicht etwa flacher wurden, atmete auch Serrana auf und spürte, wie sich ihre innere Anspannung ein wenig zu lösen begann.
    Für einen kleinen Moment hatte sie befürchtet, der Medicus würde ihr seinen Namen nicht nennen wollen, aber dann tat er es doch, und Serrana war sich sicher, dass sie ihn nach dieser Nacht nie wieder vergessen würde.


    "Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, Crios." sagte sie dann, während sie seinen Blick ebenso ernst erwiderte. "Als ich heute nacht in dieses Zimmer kam, da war ich mir sicher, dass Axilla sterben würde, und jetzt sieht es fast so aus, als könnte sie es doch überstehen. Das werde ich dir nie vergessen, dessen kannst du sicher sein."


    Bei seinen nächsten Worten war sich Serrana nicht sicher, ob sie ihn wirklich richtig verstanden hatte. Sollte sie ihn etwa wirklich mit der Pflege ihrer Cousine allein lassen? Offenbar begann sein Trank bereits ein wenig zu wirken, denn die hilflose Angst, die in den letzten Stunden wie ein Alb auf ihr gesessen hatte, schien sich ganz langsam ein wenig aufzulösen und mit nachlassender Anspannung machte sich zunehmend Erschöpfung in ihr breit. Es schien ihr zwar nicht richtig zu sein, Axilla einfach ihrem Schicksal zu überlassen, auch wenn diese sich jetzt offensichtlich in den besten Händen befand, aber die Aussicht auf ein paar Stunden Stille und Frieden war schon sehr verlockend.


    "Ich werde diesen Raum nur verlassen, wenn du mir versichern kannst, dass Axilla nicht sterben wird." sagte sie schließlich, nachdem sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte. "Wenn es wirklich so ist, dann werd ich mich für ein paar Stunden hinlegen und dann sofort wiederkommen. Und dann werde ich auch was zu schreiben mitbringen, damit du mir sagen kannst, was meine Cousine alles brauchen wird. Adula wird die Sachen dann besorgen, die anderen Leute im Haus werden davon nichts mitbekommen."

  • [Blockierte Grafik: http://img210.imageshack.us/img210/4457/crios.jpg~Crios~


    Auch Crios registrierte, wie Axilla ruhiger zu werden schien, und er musterte sie einen Augenblick lang, bevor er sich Serrana zuwandte. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Züge. „Das hab ich gern gemacht“, erwiderte er auf ihren Dank hin. Auf sein Angebot hin, dass er bleiben würde, schien sie zunächst zu zögern, und tatsächlich kam von ihr ein Einwand – den Crios allerdings ausräumte. „Sie wird nicht sterben“, antwortete er. Nicht sofort jedenfalls. Außer Gefahr war Axilla noch nicht, aber es sah gut aus, und es brachte nichts, wenn sie alle hier blieben. „Aber falls sich ihr Zustand wieder verschlimmert, werd ich dir Bescheid geben. Du kannst dich ruhig hinlegen.“ Er nickte der Sklavin, die wohl Adula war, kurz zu. „Es reicht, wenn jemand in die Taberna kommt – dort haben wir alles vorrätig, und dort kann ich die Kräutermischung und die Salbe zusammenstellen.“




  • Caius war beschwingt und guter Dinge, und so ließ er sich von einem Sklaven zu Axillas Zimmer bringen. Eigentlich hatte er selber anklopfen und reingehen wollen, aber die iunischen Sklaven schienen doch mehr Sinn für Anstand zu haben als Caius, und so funkelte ihn der Kerl nur böse an, als er die Hand hob, und klopfte lieber selber an. Der Sklave hatte Axilla zuvor hier drinnen etwas zu trinken gebracht, und wenn sie nicht gegangen war, hielt sie sich hier noch auf. Der Kerl ließ es sich auch nicht nehmen, ihn anzukündigen.
    »domina Axilla? Hier ist ein gewisser Aelius A-«
    »Geh mal zur Seite, du Armleuchter. Axilla, ich bin's«, mischte sich Caius sehr zum Missfallen des Sklaven ein, der kurzerhand aus dem Weg und zur Seite geschoben wurde, damit Caius seinen Kopf ins Zimmer stecken konnte.

  • Nachdem sie nach dem wahrhaft desaströsen Gespräch mit Seiana gegangen war, hatte sich Axilla von Leander nach Hause bringen lassen. Ihr ging es nicht gut. Ihr ging es ganz und gar nicht gut. Und so sehr sie sich einredete, dass sie alles getan hatte, um sich zu entschuldigen, ihr Gewissen wurde nicht besser. Sie hatte sich ehrlos und schändlich verhalten! Sie hatte einer anderen Frau den Mann ausgespannt, hatte sich ihm hingegeben, war schwanger, und hatte dabei nicht eine Sekunde an die Ehre, ob nun die ihrer Familie oder ihre eigene oder die von Seiana, gedacht. Reuelos war sie zu Archias ins Bett gestiegen, und sie hatte seine Zärtlichkeiten genossen. Und das schlimmste war: sie würde es jederzeit wieder tun. Sie war ein abgrundtief schlechter Mensch. Und diese Erkenntnis traf sie hart.
    Zuhause war sie nur in ihr Cubiculum gewankt und hatte sich etwas zu trinken noch bringen lassen. Und dann, als sie endlich ganz allein war, hatte sie sich aufs Bett geworfen, sich ihr Kissen geschnappt und erst einmal hemmungslos geheult. Ihre Schluchzer und Schreie erstickte sie in den Federn und ließ erstmal einfach alles raus.
    Sie war ein schlechter Mensch geworden. So jemand, wie ihr Vater es nie zugelassen hätte. Sie hatte jedes Ideal, was sie von ihm gelernt hatte, mit Füßen getreten. Und das tat so unendlich weh, sich so zu sehen. Sie krümmte sich auf der Matratze und hielt sich den Bauch, während sie einfach weiterheulte. Denn sie musste ein schlechter Mensch sein. Sie hatte einen grauenvollen Fluch gesprochen und ihn sogar mit einem großen Opfer an Pluto besiegelt. Das machten nur wirklich abgrundtief schlechte Menschen.


    So gerade dabei, sich gefühls- und gedankenmäßig selbst zu kasteien, bemerkte Axilla das Klopfen erst gar nicht. Sie hörte nur auf einmal Archias' Stimme und sah auch schon seinen Kopf, wie er in ihr Zimmer zu ihr rüber schaute. Schnell rappelte sie sich einigermaßen hoch, saß dann aber immernoch mitten im Bett auf dem zerwühlten Laken, das Kopfkissen in der Hand, und versuchte, die verräterischen Tränen einigermaßen wegzuwischen. Allerdings hatte sie ihre Atmung nicht schnell genug unter Kontrolle, so dass sie noch ein paar mal sehr heftig schluchzte, und es ihren ganzen Körper dabei durchschüttelte. Eigentlich wollte sie Archias begrüßen. Sie wusste zwar nicht, wie, und eigentlich wollte sie im Grunde allein im Dunkeln sein und sich selbst hassen, aber irgendwas musste sie ihm ja sagen. Nur ging das im Moment nicht, weil sie nicht einmal vernünftig Luft holen konnte.

  • Caius grinste Axilla an, die wohl grad geschlafen hatte. Aber dann sah er, dass nicht nur ihre Haare verstrubbelt waren, sondern dass sie weinte. Sein Grinsen fiel ihm aus dem Gesicht und wurde zur Sorge. Er schubste den Sklaven einfach zur Seite...
    »Heee, Moment mal! Ich-«
    ...und machte ihm die Tür vor der Nase zu. Draußen moserte der Kerl noch etwas rum, aber Caius ignorierte ihn einfach. Er kam auf Axilla zu, die gerade schluchzte und sich den Bauch hielt, und setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Och«, sagte er und zog sie dicht zu sich ran.
    »Was ist denn mit dir los, hm? Was ist passiert?« Caius machte sich Sorgen. Und dann wurde ihm eisig kalt und er erstarrte.
    »Was....ist was mit dem Kind?« fragte er atemlos und starrte Axilla entsetzt an. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum sie sonst weinen würde. Immerhin hatten sie die Zusage von Silanus, immerhin war Caius jetzt nicht mehr verlobt, und immerhin würden sie bald heiraten. Oder weinte sie etwa deswegen?

  • Eigentlich wollte sie gar nicht, dass er herkam und sie in den Arm nahm. Nun, ganz eigentlich wollte sie das schon, aber uneigentlich sah er jetzt erst recht, wie verheult sie war. Schon wieder. Und Axilla wusste, dass ihre Augen dann ganz rot wurden und ihre Haut so glänzte und man es ihr einfach ansah, dass sie geheult hatte. Und sie wollte nicht, dass Archias sie so sah.
    Auf der anderen Seite tat es unendlich gut, ihn jetzt hier zu haben und zu fühlen, dass er sich Sorgen machte. Wenngleich es sie erschreckte, dass er glaubte, sie würde so sehr wegen dem Kind weinen. Sie umarmte ihn, als er sie an sich zog, und vergrub ihr verheultes Gesicht erstmal an seiner Halsbeuge. Dass sie ihn dabei – schon wieder – vollheulte, war Axilla egal. Aber so sah er nicht, wie grauenvoll sie gerade bestimmt aussah, und gleichzeitig konnte sie sich an ihm festhalten und sich von seiner Nähe beruhigen lassen. Etwas ungelenk drehte sich Axilla ein wenig, so dass sie ihre Beine, auf denen sie eben noch gesessen hatte, freibekam und über seine legen konnte, um sich so noch besser an ihn schmiegen zu können. Sie versuchte eine Antwort, weil er sich wirklich sehr zu sorgen schien, aber wenn sie tief genug Luft holte, um sprechen zu können, schüttelte es ihren ganzen Körper und kein Ton kam heraus. Also beschränkte sie sich erstmal auf ein vehementes Kopfschütteln und legte dann seine Hand auf ihren Bauch. Noch war der ja ganz flach, aber dennoch merkte er so vielleicht, dass alles in Ordnung war. Irgendwie halt. Axilla wollte sich darüber keine Gedanken machen und hielt sich nur noch einige weitere, schluchzende Augenblicke an ihm fest, bis sie ihre Atmung soweit unter Kontrolle hatte, was sagen zu können.
    “Ich.. ich war... bei Seiana, und sie.. sie war... so... so... so.... kalt!“ Als wär ihr jetzt noch kalt, spannte sich Axillas Körper etwas an und sie zog die Knie etwas heran, als könne sie so die Wärme ihres und Archias' Körper besser halten. Wieder ging ein Schütteln und Schluchzen kurz durch ihren Körper, aber Axilla musste sich noch einmal zusammenreißen, denn sie war noch nicht fertig. Was sie wirklich bewegte, war ja noch was anderes. “Ich.. ich hab... keine Ehre.. ich hab.. gewusst... gewusst... dass ihr... heiraten... *schnief*... und hab trotzdem... hätte nein... sagen müssen, … aber ich hab.... und jetzt... bin ich... so schlecht geworden...“
    Ein erneuter Heulkrampf brachte Axillas ohnehin sehr abgehackte und unzusammenhängende Worte wieder zum Erliegen. Sie fühlte sich so schlecht, und das schlimmste war ja noch, dass sie sich gut fühlte, wie Archias sie jetzt hielt, was direkt wieder dazu führte, dass sie sich noch schlechter fühlte.

  • Caius bekam fast einen Herzinfarkt, als Axilla nichts sagte und nur weiterschluchzte. Na gut, sie umarmte ihn auch, aber das war mehr eine Art Klammergriff. Wenn sie nicht selbst auf seinen Schoß gekrabbelt wäre, hätte er sie da hingezogen. So reichte es, wenn er sie fest hielt und unbeholfen schaukelte. Axilla schüttelte heftig den Kopf und Caius wurde es ein bisschen wohler, aber nur ein ganz kleines Bisschen. Er runzelte besorgt die Stirn und wartete. Aus Axillas Schluchzerei hörte er nur ein paar Worte heraus. Sie war bei Seiana gewesen? Grundgütiger! Caius sah sie entsetzte an.


    »Wieso? Ich meine, warum?« fragte er sofort nach und schüttelte in Unverständnis den Kopf. Sie war kalt? Caius erinnerte sich ja noch daran, wie sie bei ihm gewesen war. Während er noch darüber nachdachte, was Seiana mit Axilla angestellt hatte und warum die überhaupt bei Seiana gewesen war, erzählte Axilla weiter. Naja, sie schluchzte die Worte mehr als sie sie sagte. Caius legte ihr eine Hand auf den Rücken und streichelte sanft darüber.


    »Nanana«, sagte er.
    »Red dir so einen Mist mal nicht ein. Du bist überhaupt nicht schlecht. Und Ehre hast du jawohl, immerhin wolltest du unser Kind wegen der Ehre...äh... Jedenfalls stimmt das ja wohl nicht«, rettete sich Caius und begann zu überlegen.
    »Hat sie dir das gesagt oder wie?« fragte er Axilla. So kannte er Seiana gar nicht, jemanden so mies zu machen.

  • Es war ein Dispaterskreis. Je mehr Archias sie tröstete, umso besser fühlte sie sich. Und umso besser sie sich fühlte, umso shclimmere Schuldgefühle bekam sie. Und je schlimmer die wurden, umso schlechter fühlte sie sich wieder und musste mehr getröstet werden.
    Sie lag also recht schlapp in Archias' Armen und versuchte, mit diesem Gefühlschaos irgendwie klar zu kommen, während er sie tröstete, was ihr aber nicht so recht gelang. Sie versuchte, sich aufs Atmen zu konzentrieren, aber auch das war einfacher gedacht als getan. Ständig wurde ihr Körper wieder durchgeschüttelt und wirklich beruhigen konnte sie sich nicht. Allerdings konnte sie lange genug alles unterdrücken, um halbwegs verständlich zu antworten.
    “Nein... oder ja... aber... nicht so... hat sie das gesagt.“ Axilla mühte sich wirklich, mit dem weinen aufzuhören. Sie wusste, dass das dem Kind nicht gut tun konnte, wenn ihr Körper so durchgeschüttelt wurde. Und allein deswegen schon wollte sie sich beruhigen. Nach ein paar Atemzügen hatte sie das auch soweit, dass sie zwar immernoch beim atmen schniefte und auch noch genug Tränen liefen, aber es schüttelte sie nicht mehr gar so durch.
    “Sie hat gesagt, dass ihre Ehre es nie zugelassen... hätte, einer anderen... den Mann wegzunehmen. Und dass es... etwas spät ist, sich darüber... Gedanken zu machen... ob ich ihr damit weh getan habe. Und... ich wollt mich ja wirklich entschuldigen... weil ich wollte ihr doch nicht weh tun... ich wollt doch nur... ich wollt doch nur... ein bisschen glücklich sein... ich wollt doch nur bei dir sein... ich hab doch nicht gewusst.... dass das so alles passiert.“

  • Caius kam sich doch irgendwie hilflos vor. Axilla hörte gar nicht auf zu weinen und schluchzte immer weiter vor sich hin. Ein winziges Bisschen besser wurde es zwar, aber ganz hörte sie nicht auf. Caius seufzte leise und hörte ich zu, wie sie erzählte, was los war. Caius verzog das Gesicht dabei und seufzte zum Abschluss dann laut. Axilla schwankte dabei von Caius weg, da sein Brustumfang erst zu- und dann wieder abnahm.
    »Außerdem bin ja wohl wenn ich schuld und nicht du«, bemerkte er überzeugt.
    »Seiana ist doch ganz anders als du. Sie ist ernst und...und so. Und sie ist halt nicht begeistert gewesen, kann man ja auch verstehen. Jedenfalls hat sie das bestimmt nicht so gemeint wie du das verstanden hast.« Cius glaubte zwar, dass Seiana das genau so gemeint hatte, aber er erzählte Axilla was anderes, damit sie endlich aufhörte zu weinen.
    »Und jetzt hör mal auf zu weinen, ja? Was soll denn der Kleine denken, wenn er so durchgeschüttelt wird?« Caius lächelte Axilla an und zwinkerte ihr zu. Er ging ganz automatisch davon aus, dass Axilla und er kein Mädchen haben würden. Zumindest erstmal nicht. Obwohl es ihm eigentlich egal war, was zuerst kam. Hauptsache, bei ihren zwanzig Kindern würde irgendwann mal ein Junge dabei sein. Caius war da aber ganz optimistisch.

  • “Meinst du wirklich?“ fragte Axilla ein klein wenig unsicher nach. Sie wollte ja gerne glauben, dass Seiana das nicht so gemeint hätte. Das würde Axillas mühsam aufgebaute Welt ein wenig wieder festigen und die Löcher, die die Decima da hineingerissen hatte, etwas kitten. Axilla dachte nicht gerne darüber nach, ob sie unehrenhaft gehandelt hatte oder ob sie gar die Ehre ihres Vaters in Mitleidenschaft gezogen hatte. Da war ein 'falsch verstanden' natürlich ein herrlicher Fluchtweg, den sie irgendwie nur zu gerne beschreiten würde. Und sie war sehr gut darin, Tatsachen einfach zu verdrängen.
    Bei seiner Anspielung an ihren Bauch sah Axilla schuldbewusst nach unten. Irgendwie hasste sie es, sich jetzt so zurücknehmen zu müssen. Sie schluckte und hielt einen Moment die Luft an, um sich noch weiter zu beruhigen. Luft anhalten half immer, um Schluchzen unter Kontrolle zu bekommen. Dennoch konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, jetzt auf etwas verzichten zu müssen für das Kind. Ob das wohl immer so bleiben würde? Ein wirklich sehr seltsames Gefühl.
    “Ich wein ja schon gar nicht mehr“, versuchte sie mehr, sich selbst zu überzeugen, als ihn. Wirklich aufgehört hatte sie noch nicht, aber beinahe. Naja, fast beinahe eben.
    Ablenken, sie musste sich einfach nur ablenken! Das war die Lösung, einfach nicht mehr daran denken, sondern an irgendwas anderes. Beinahe kindlich kuschelte sich Axilla einem inneren Impuls folgend an Archias, schmiegte ihren Kopf leicht an seine Schulter und sagte einfach das erstbeste, was ihr in den Sinn kam. “Und du wolltest mich einfach so besuchen?“ Es klang nur neugierig, vielleicht noch durchsetzt von der Traurigkeit von eben, aber nicht vorwurfsvoll. Nicht, dass Archias einen Grund bräuchte, sie besuchen zu kommen, sie mochte es, ihn um sich zu haben. Wenngleich momentan das schlechte Gewissen deshalb schier überwältigend zu sein schien. Aber auch das ließ sich sicherlich ablenken.

  • »Na hallo, würd ich das sagen wenn ich das nicht so meine?« fragte Caius gespielt entrüstet. Die Antwort war einfach: Klar würde er. Genau genommen tat er das gerade sogar, denn eigentlich glaubte er ziemlich dran, dass Seiana das auch ganz genauso gemeint hatte wie gesagt. Und vielleicht sogar ein bisschen mehr noch.


    Caius lächelte Axilla an und stupste sie mit seiner Stirn an ihre Stirn.
    »Siehst du«, sagte er.
    »Alles gut. Und wir wollen doch nicht, dass das Kind seekrank wird.« Er grinste sein Lausbubengrinsen und küsste Axilla aufs Haar. Dann wischte er noch mal mit Zeige- und Mittelfinger die Tränenspuren aus Axillas rotem Gesicht.
    »Wollte ich«, bestätigte er ihr und schmunzelte verhalten.
    »Ich hab allerdings auch eine Überraschung. Die ist noch nicht ganz fertig, also musst du noch etwas warten, aber ich wollte dich schon mal neugierig machen. Ich verrate dir auch nix. Nur so viel: Holz.« Caius grinste nun breit und schadenfroh, weil er wusste, wie neugierig Axilla war. Und er hoffte, dass er sie damit auch ablenkte. Er selber stellte sich vor, wie groß ihre Augen wurden, wenn sie das Kinderbettchen erstmal gesehen hatte...


    »Hast du eigentlich schon mit deiner...ja, was ist sie eigentlich? Serrana?« fiel ihm dann ein. Hatte er das schon mal gefragt? Caius konnte sich gar nicht mehr erinnern...

  • Wenn er sie mit seiner Ankündigung ablenken wollte, so gelang Archias das. Axilla blinzelte und schaute fragend auf, als er die Überraschung erwähnte. Sie mochte Überraschungen, das einzige Problem war nur, dass sie viel zu neugierig war, um auf eine Überraschung wirklich zu warten. Sie wischte sich noch die letzten Tränen fort und schaute Archias dann fast tadelnd an, weil er meinte, er wollte ihr nichts verraten. “Du bist gemein. Ich hoffe, du weißt das auch“, meinte sie gespielt schmollend und knuffte ihn leicht in die Seite. Wirklich böse sein konnte sie ohnehin nichtmal dann, wenn sie es versuchen würde, aber wegen sowas schon erst recht nicht.
    Und es hatte sie wirklich abgelenkt, denn für den Moment war Seiana wirklich vergessen und alle ihre Gedanken bei der Überraschung. Noch konnte er es nicht herzeigen, aber bald? Warum denn noch nicht? Musste dazu erst etwas bestimmtes passieren, oder warum musste sie sich gedulden? Und was meinte er mit Holz?


    So in Gedanken war Axilla dann ziemlich überrumpelt, als er nach Serrana fragte. Einen Moment schaute sie geschockt, dann stöhnte sie gequält und rang nach Worten. Wie sollte sie denn da nun erklären, was sie da auch schon wieder angestellt hatte. In letzter Zeit hatte sie das Gefühl, sie sollte am besten die Klappe halten und nie mehr einen Ton sagen. Egal, was sie sagte, es kam immer nur Mist dabei heraus.
    “Sie ist meine Cousine. Die Tochter vom Bruder meines Vaters. Auch wenn ich daran manchmal wirklich zweifel“, gab sie sehr gequält von sich und schmuggelte sich aus Archias Umarmung, um aufzustehen und ein wenig zu laufen. Ihr war jetzt danach. Das Thema Serrana war nicht leicht, und mit Anspannung im Körper lief es sich besser, als dass es sich kuschelte.
    “Ich hab sie gefragt, aber... ach, das war die totale Katastrophe. Wusstest du, dass die zu dieser Hochzeit jeden Marcus von ganz Rom eingeladen hat, ihre eigenen Verwandten aber vergessen hat? Und andauernd schwärmt und blökt sie davon, wie toll die Germanici doch sind und ihr Senator, und dass sie nie wieder so jemanden finden würde wie ihn, und dass es deshalb ja total egal ist, wie sich halb Rom das Maul über die Iunia zerfetzen wird. Und, und, und, wenn man ihr das sagt, dann fängt sie an zu flennen! Ich mein... die erwartet doch nicht ernsthaft, dass ich sie dann tröste, oder?“ Axilla brauste auf, viel mehr noch, als sie es bei Serrana getan hatte. Aber sie hatte einfach diese gewaltige Wut im Bauch, weil sie so gar nichts daran ändern konnte. Und das machte sie wahnsinnig. WAHNSINNIG. “Ganz ehrlich, ich wart ja nur darauf, dass sie Sedulus cum manu heiratet, damit sie auch den Namen tragen kann. Die hat so überhaupt gar keinen Respekt vor dem Erbe ihres Vater oder dem, wofür die Iunia steht oder... grrrrr... manchmal hab ich wirklich das Gefühl, ich bin die einzig vernünftige in der ganzen gens!“ Und das wollte was heißen!

  • »Voll und ganz!« bemerkte Caius und grinste Axilla an. Immerhin hatte sie zu weinen aufgehört, und das schob sich Caius natürlich selber zu. Sich und seinem Ablenkungsmanöver.
    »Wenn du das nächste mal zu mir kommst, zeig ich's dir«, versprach er ihr versöhnlich. Bis dahin würde er das Bettchen fertig haben, ganz bestimmt. Kurz darauf wand sich Axilla dann aus seiner Umarmung, stand auf und lief hin und her. Caius guckte ihr dabei zu. Er lehnte sich gemütlich auf ihrem Bett zurück, die Füße von sich gestreckt und die Beine verschränkt. Wie beim Tennis ging der Blick hin und her, hin und her....


    Caius sagte nichts, hörte Axilla nur zu und wartete. Und während sie so hin und her lief und sich so herrlich aufregte, bekam Caius ein immer breiteres Grinsen. Schließlich war sie fertig mit ihrer Schimpferei, und Caius stand auf und ging zu Axilla hin. Er umarmte sie von hinten, legte seine Hände auf ihre verschränkten Arme und den Kopf neben ihren auf der Schulter ab.
    »Hab ich dir schon mal gesagt, dass es ziemlich niedlich ist, wenn du dich so aufregst?« brummelte er an der Seite ihres Ohres.
    »Und nicht nur das«, fuhr er fort und grinste, während er sich noch etwas mehr an sie drückte und leise lachte. Dann küsste er sie auf die Wange und ließ sie los, um sich mit verschränkten Armen seitlich an die Wand zu lehnen.
    »Ich nehm an, das heißt erstmal kein Abendessen mit deiner Cousine?«

  • “Na, vielleicht komm ich ja schon morgen vorbei?“ meinte sie mit einem herausforderndem Seitenblick zu ihm, was ein wenig aber seine Wirkung verfehlte, waren ihre Augen doch vom Weinen noch immer gerötet. Da konnte man nicht sexy-keck wirken, wenn jeder einem an der Nasenspitze ansah, dass man eben noch geheult hatte. Auch wenn die Aufregung und die Wut die Traurigkeit hinfortgewischt hatten, hieß das ja nicht, dass es diese nicht eben noch gegeben hatte.
    Und Axilla musste eben letzterer auch erstmal sehr ausschweifend Luft machen. Sie fand es nämlich ganz und gar schrecklich, allein die Vorstellung dieser Hochzeit. Gräßlich, schrecklich, furchtbar. Da konnte sie nicht auch nur ein gutes Haar daran lassen. Nein, ging nicht, absolut undenkbar. Für sie war das nur ein einziger Tritt in die Traditionen, die sie selber auch gerne mal sich zurechtbog oder ignorierte, aber nie so offen brach. Und alles, weil ein paar Männer offenbar nur vom Ende der hora sexta bis zu meridies dachten und dachte, ein kleines Haus wäre schon groß genug, um nicht nur eine Hochzeit, sondern derer gleich 2 auszurichten! Und allein der Gedanke, dass sie von den Germanicern dafür GELD kriegen würden, brachte in Axilla Übelkeit hervor. Das war nicht richtig. Das war absolut nicht richtig. Die Familie der Braut bekam kein Geld von der Familie des Bräutigams. Das war falsch, falsch, falsch. Da könnte sie sich jetzt noch aufregen – was sie auch tat.
    Nunja, zumindest, bis Archias hinter sie trat und sie umarmte, an ihrem Ohr flüsterte und sie an sich zog. “Ich will aber nicht niedlich sein“, knurrte Axilla brummelig und sah grummelnd zu Archias hinüber. So eine Bemerkung nahm einem doch den ganzen Schwung aus der Rede! Verdammt, sie wollte nicht niedlich sein! Das war ja fast so schlimm wie süß! Oder goldig!
    Sie schnaubte einmal, aber der gröbste Ärger war mit seiner Bemerkung irgendwie verpufft. “Ich würd am liebsten losziehen und sowohl Silanus als auch Sedulus eine reinhauen, weißt du das? Wie kann ein erwachsener Mann nur auf so eine Schnapsidee kommen? Und dann gleich zwei davon, bei deren Stellungen man annehmen sollte, sie würden mehr nachdenken...“ Immerhin war der eine Senator und der andere Procurator. Nunja, Caligula hatte auch sein liebstes Rennpferd als Konsul vorgeschlagen, und angesichts solcher Gedankengänge konnte Axilla das sogar ansatzweise nachvollziehen.
    Sie schnaubte nochmal und setzte sich dann resignierend aufs Bett, den Kopf auf den Händen abstützend, die Ellbogen auf den Knien.“Ich wünschte mir wirklich, ich wär ein Mann. Offenbar bin ich die einige, der die Gens irgendwie am Herz liegt. Ich mein... wir sind Iunier! Aber... ich will doch, dass jemand, wenn er von meinen Ahnen spricht, nicht dann sagt 'Ah, das sind doch die verrückten, die sowieso unwichtig sind!' Wenn ich ein Kerl wär, würd ich denen allen zeigen, welches Erbe wir haben... für die Ehre der Familie...“
    Schmollend zog sie ein wenig die Unterlippe vor und grummelte leicht vor sich hin. Das Thema regte sie wirklich auf. Da half es auch nichts, wenn sie dabei niedlich war. Sie nahm ja eigentlich fast nichts wirklich ernst und wollte über das meiste gar nicht nachdenken. Aber das hier, diese eine Sache, die war ihr todernst. Sie wollte, dass das Andenken ihres Vaters gewahrt blieb, und nicht, dass es durch solche albernen Idiotien geschmälert wurde.
    “Und das Essen... keine Ahnung... wirklich, keine Ahnung.“ Sie würde sicher nicht nochmal bei Serrana nachfragen deswegen.

  • »Kannst du. Wenn du nicht gleich morgen früh kommst, stehen die Chancen nicht schlecht, dass ich dann fertig bin«, erwiderte Caius und grinste Axilla an. Dass sie noch nicht ganz wieder auf der Höhe war, war zwar klar, aber er überspielte das einfach. Er grinste sie viel lieber an, weil sie nicht niedlich sein wollte und es dadurch umso mehr war, hielt aber diesmal die Klappe und zog nir viel sagend die Augenbrauen hoch. Axilla würde das sicher verstehen, wenn sie ihn mal ansah.


    »Äh«, machte er dann und runzelte die Stirn. Wie konnte ein erwachsener Mann nur auf die Idee kommen, heiraten zu wollen! Nein! Sowas! Tzäss. Caius sah Axilla skeptisch an. Wollte sie am Ende doch nicht heiraten? Oder warum regte sie sich jetzt so auf? Er wusste ja nichts von dieser ominösen Doppelhochzeit. Eine Einladung hatte er ja auch nicht bekommen. Zu sowas lud man ja immer nur Quarto ein. Naja, wenn er darüber nachdachte...nach seinem Auftritt bei den Aureliern war das vermutlich auch nicht weiter verwunderlich.
    »Das würd ich ja eigentlich ganz gerne sehen, aber ich versteh gerade nicht, wieso du die beiden verhauen willst.« Caius zuckte mit den Schultern. Axilla stampfte an ihm vorbei und ließ sich aufs Bett fallen. Caius folgte ihr mit dem Blick und konnte ein Grinsen sich nicht verkneifen.


    »Na, das wünsch ich mir aber nicht«, bemerkte er auf ihre Äußerung hin, lieber ein Mann sein zu wollen. Er musterte Axilla noch mal ganz genau, stieß sich dann von der Wand ab und ging zu ihr. Direkt vor ihr ging er in die Hocke und griff nach ihren Händen.
    »Das kannst du doch auch so. Dazu musst du kein Mann sein. Du hast vielleicht nicht dieselben Möglichkeiten dann, aber du kannst doch deiner Familie trotzdem Ehre machen.« Caius überlegte. Er wollte irgendwas Nettes sagen. Das war gar nicht so einfach, weil er wegen dem Schmollmund fast wieder grinsen musste.
    »Wir heiraten, ja? Und dann bringen wir dem genius von deinem Vater ein Opfer dar. Oder willst du das vorher machen? Wir müssen ja vorher nicht mit deiner Cousine essen. Hm?« Und er sah dabei lächelnd zu Axilla hoch.

  • Axilla bemerkte den Blick nicht, sie war viel zu sehr mit schimpfen beschäftigt. Erst, als sie auf dem Bett saß und Archias dann meinte, er fände nicht, sie solle ein Mann sein, nahm sie ihn überhaupt wieder richtig wahr. Noch schmollte sie und war daher nicht bereit, einzusehen, dass er wohl ganz glücklich darüber war, dass sie eine Frau war.
    “Warum ich die beiden verhauen will? Weil sie es verdient haben! Alle beide!“ Und wie! Was sie tun wollte? Ihnen Verstand einprügeln. Und womit? Mit Recht! “Ich mein, das muss man sich nur mal vorstellen! Was haben wir mit Germanica Calvena zu schaffen, oder gar ihrem Mann, diese Quintilius... Valentinus oder sowas? Gar nichts, absolut rein gar nichts! Also, warum müssen die auch hier gleich mitfeiern? Das ist so ein erbärmlicher Schwachsinn, dass man es nichtmal laut aussprechen darf, weil es dann noch viel schwachsinniger wirkt! DOPPELHOCHZEIT.... Allein das WORT macht einen ja schon verrückt!“ Missbilligend stieß Axilla einmal die Luft aus. “Und das alles hier drinnen, und halb Rom haben die eingeladen. Die haben glaub ich allesamt keine Ahnung, wie das aussieht! Ich mein, hast du dir schonmal das Atrium angeguckt, und den Peristyl? Und allein, wenn ich daran denke, die alle zu verpflegen und das ganze mit Ritualen und... ach, ich könnt wirklich wen verprügeln!“


    Noch immer regte Axilla allein der Gedanke daran auf. Und wenn auch nicht viel fest stand, dann eines: Ihre eigene Hochzeit würde definitiv nicht so künstlich aufgebauscht sein. Aber als er dann vor ihr in die Hocke ging, verflog dieser Zorn so nach und nach.
    Er konnte ja so süß sein, wenn er wollte! Axilla grummelte zwar noch ein wenig, als er meinte, sie könne auch als Frau ihrer Familie Ehre machen. Ja, aber nicht wie ein Mann! Nicht auf dem Schlachtfeld, oder im Senat, oder... ach, überhaupt!
    Aber als er dann meinte, sie könnten ihrem Vater gemeinsam opfern, verflog auch das und es blieb nur Verwunderung übrig. Sie sah ihn einen Moment nur fragend an, wie er dahockte, ihre Hände in den seinen, und sie anschaute mit diesem treuen Hundeblick. Und dann befreite sie ihre Hände aus seinem Griff und strich ihm damit über die Wangen, ehe sie sich vorbeugte und ihn einmal mit zunehmender Leidenschaft küsste.
    “Ich würd jetzt so gern mit dir schlafen..., murmelte sie nur leise, ehe sie ihn nochmal küsste. Sie hatte geheult, als ginge die Welt unter, sie hatte sich aufgeregt, geärgert und war wütend gewesen. Das hier wäre nun der perfekte Zeitpunkt gewesen, das alles durch etwas Entspannung zu kompensieren. Nur leider ging es nicht, auch wenn Archias unendlich süß war. Und auch, wenn es sicher gemein war, dass sie ihm sagte, was sie am liebsten hätte machen wollen.
    Sie löste sich von ihm und versuchte, vernünftig zu denken. An ihren Vater zu denken, vor allem. Sie atmete einmal durch, um sich von anderen Gedanken abzubringen, und antwortete erst dann so richtig. “Und du willst ihm wirklich auch opfern? Ganz sicher?“ fragte sie nochmal nach. Immerhin war das sicher keine Selbstverständlichkeit.

  • Caius hörte sich in aller Seelenruhe an, wie Axilla zu Ende schimpfte. Viel dazu beitragen konnte er da ja nicht unbedingt... Jedenfalls schien es wohl gleich zwei Hochzeiten auf einmal zu geben. Und wie das nun einmal war, dachte Caius da erstmal an das Naheliegendste.
    »Wer von deinen Verwandten heiratet denn noch?« Komisch, hatte Axilla nicht erzählt, dass außer ihr nur Serrana noch mit im Haus lebte? Oder meinte sie diese Germanica? Der Sesterz fiel nur langsam.
    »Äh, wie, die Germanica feiert ihre Hochzeit auch hier?« Caius sah Axilla verwundert an. Nicht dass er besonders viel Wert auf das Einhalten der Hochzeitsriten legte. Aber feierte man nicht eigentlich im Haus der Braut bis zum Brautzug? Caius runzelte die Stirn und nagte auf seiner Unterlippe herum.


    »Oh. So viele?« Caius sah Axilla verdutzt an. Gut, das Peristyl hatte er gesehen, und im atrium fehlte eigentlich nur ein schickes Mosaik (da hätte er sogar eine Lösung parat gehabt!). Aber etwas klein war es schon, zumindest wenn man halb Rom einladen wollte. Trotzdem hielt er sich da lieber raus. Obwohl... ein dummer Kommentar lag ihm ja schon auf den Lippen. Und zurückhalten konnte er ihn gerade mal 0,47 Sekunden, dann kam er doch raus.
    »Dann heiraten wir vorher und gehen einfach nicht zur Hochzeit«, sagte er. Und er meinte das bierernst.


    Caius betrachtete Axilla noch mal eingehender. War wirklich niedlich, wie sie ihre kleinen Augenbrauen zusammenzog und garstig daherredete. In seinem Blick war das auch bestimmt zu lesen, dass er sie einfach niedlich fand. Aber genug Zuckerguss. Gerade wollte er aufstehen, als Axilla sich aus seinem Griff befreite, vorbeugte und ihn küsste, dass ihm fast die Luft wegblieb. Caius blinzelte überrascht, als sie von ihrem Wunsch erzählte. Ihm lag ein locker-flockiger Kommentar auf der Zunge, den er aber nicht anbringen konnte, weil sie ihn schon wieder küsste. Und danach hatte er ihn schon wieder vergessen und machte nur genüssliche Ms. Trotzdem stand er dann auf und zog Axilla direkt mit hoch. Obwohl er gegen ein Schäferstündchen gar nichts einzuwenden gehabt hätte. Sie stand klein vor ihm, und er legte ihr locker die Arme um die Tallie.
    »Klar. Immerhin werd ich seine Tochter heiraten.« Caius lächelte und küsste Axilla dann auf die Stirn. Im Anschluss verzog er kurz das Gesicht.
    »Ach... Ich hab übrigens auch was Neues zu berichten. Ich war bei dem Aurelier und seiner Tusnelda.«

  • “Ja, genau, diese Pute feiert auch hier“ kam von Axilla fast postwendend auf Archis Erkenntnis. Das könnte sie immernoch aufregen. Vor allem DIE. Axilla konnte Calvena nach der Sache in den Thermen nicht mehr leiden. Wie hatte die sich nur auf die Seite dieser dummen, alten Schnepfen stellen können? Das wollte einfach nicht in Axillas Kopf, wie jemand den Soldaten des Reiches so wenig Respekt entgegenbringen konnte. Und noch heute klingelte der Satz, den sie gesagt hatte, in ihren Ohren. 'Nur hätten sich auch einige Kämpfe sicherlich vermeiden lassen können'. Tzes! Als würde die Welt aufhören, die Welt zu sein, weil man lieb und nett zueinander war. Am besten, man stattete die Truppen mit genug Watte aus, damit sie damit auf ihre Feinde werfen konnten, und sich so ja niemand weh tat. Axilla könnte jetzt noch vor Wut schreien, wenn sie nur daran dachte. Als würde man kämpfen, wenn es auch ohne Kampf ginge, als wäre die bewaffnete Verteidigung des Reiches (oder auch die Präventivverteidigung durch Angriff) nicht absolut und unabdingbar notwendig! Grrr!


    Archias aber sah das ganze mit dieser Hochzeit eher praktisch. Sie sollten vorher heiraten und dann einfach nicht hingehen? Und so, wie er es sagte, meinte er das auch ganz genau so. Axilla stutzte einen Moment über diese Möglichkeit. Einfach gar nicht hingehen? Zur Hochzeit ihrer eigenen Cousine?
    Hmm... nunja... ihren Cousin hatte die ja auch vergessen, einzuladen.... und das war ohnehin eine Hochzeit von zwei Germanicae, wenn man Axilla fragte, denn Serrana hatte sich als vieles bewiesen, aber nicht als Iunia. Und sie war sich auch recht sicher, dass Serrana sie auch gar nicht auf der Hochzeit würde haben wollen und ganz froh wäre, wenn die kritische Cousine dann nicht da wäre. Von daher war diese Möglichkeit wirklich verlockend.


    Axilla grübelte noch darüber nach, als das Gespräch ohnehin auf ihren Vater kam und diesen Gedanken beiseite wischte. Oder besser: von dem Kuss hinweggefegt wurde. Als Archias aufstand und sie mit sich zog, wünschte Axilla einen Moment, er würde sie an sich ziehen, die Gefahr in den Wind schlagen und ihr sein Verlangen zeigen. Aber er machte es nicht, küsste sie nur brav auf die Stirn und antwortete auf ihre Frage. Sie wusste nicht so recht, ob sie sich freuen sollte, weil es für ihn so selbstverständlich war, oder doch eher enttäuscht sein sollte, da offenbar ihre Anziehung auf ihn nachgelassen hatte. Sie entschied sich, sich zu freuen.
    “Gut, dann... besorg ich ein Zicklein.“ Axilla war immernoch hin und weg davon, wie selbstverständlich Archias das nahm, und wie bereitwillig er ihr da diese Freiheit ließ. Wenn sie früher an ihren Mann gedacht hatte, hatte sie immer Befürchtung gehabt, es würde ein alter, häßlicher, dicker Kerl sein, der sie herumkommandieren würde und kein gutes Haar an ihr lassen würde wegen ihrer Fehler, und den sie würde anflehen müssen, dass ihr Vater in den Totenkult der Kinder aufgenommen werden würde. Und jetzt... sie schaute zu Archias hoch. Er war zwar älter als sie, aber nicht alt. Sie verstand sich mit ihm jenseits aller Worte, und er gewährte ihr den wichtigsten Wunsch ihres Herzens, als hätte er auch nie im Leben daran gedacht, etwas anderes zu tun. Fast konnte Axilla nicht glauben, so viel Glück zu haben, und doch war es echt. Sie konnte ihn fühlen, er war kein Trugbild.
    Doch gerade, als sie so schwärmerisch zu ihm hochschaute, wurde er ernst und berichtete von einem Aurelier und einer Thusnelda. Irgendwo hatte sie diesen Namen schonmal gelesen. Hieß so nicht die Frau von diesem einen Germanen, diesem Arminius? Sie war sich nicht sicher.
    Es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, wen er meinte, und als ihr dann ein Licht aufging, schaute sie beinahe verschämt ob ihrer Naivität. “Oh, und? Wie ist es gelaufen?“

  • Caius wusste nichts von dieser Germanica. Und auch nicht von der Thermensache. Und wenn man ihn gefragt hätte, ob er das wissene wollte, hätte er bestimmt einfach dankend abgelehnt. Immerhin hatte er sie relativ schnell auf andere Gedanken gebracht. Zumindest wirkte Axilla gerade extrem nachdenklich. Caius stupste sie mit der Nase an und grinste. Vielleicht wollte sie wirklich mit ihm abhauen und schnell irgendwo heiraten. Schien ja ein ziemlich heftiger Streit gewesen zu sein, den sie da mit ihrer Cousine gehabt hatte. Caius fragte lieber nicht nach.


    Caius nickte nur. Sollte sie die kleine Ziege ruhig besorgen. Er hatte ohnehin nicht so wirklich eine Ahnung, was man dem genius eines alten Feldherren so opfern sollte. Aber wenn es Axilla glücklich machte... Warum nicht? Und außerdem gefiel ihm das Blick, den sie ihm zuwarf. Irgendwie...anhimmelnd. Er war ja nun nicht gerade von schlechten Eltern, das nicht. Aber dass sie ihn so ansah... Caius schürzte die Lippen. Allein deswegen hätte er sie grad schon flachlegen können. Aber das war immer noch gefährlich für sie (und für das Kind sicher auch), und deswegen riss er sich am Riemen, auch wenn's schwer fiel. Naja, zumindest bis sie auf das Aurelierthema einging. Caius seufzte dann nämlich, ließ sie kurz einseitig los und winkte ab.
    »Ach«, machte er ärgerlich.
    »Wenn du mich fragst, haben Patrizier einfach nur ein Problem.« Mehr sagte er erstmal nicht dazu.

  • Irgendwas musste wirklich schief gegangen sein bei den Aureliern, so, wie er gerade herumdruckste. Er ließ sie sogar los, nur um eine wegwerfende Geste machen zu können. Offenbar war das etwas, was ihm ähnlich auf den Magen schlug wie ihr selbst die Sache mit der Doppelhochzeit.
    “Welches denn?“ fragte Axilla etwas blauäugig, weil sie die Ironie in den Worten nicht ganz verstanden hatte und glaubte, Archias würde ihr wirklich gleich erklären, welches Problem Patrizier hatten. Sie selbst kannte nicht genug Patrizier, um sich über die eine Meinung zu bilden. Eigentlich war Tiberia Septima die erste Patrizierin, die sie überhaupt kennengelernt hatte, und die hatte auf sie einen doch recht vernünftigen Eindruck gemacht. Oh, und Claudia Romana natürlich, die für Axilla über jede Kritik erhaben war. Die hatte Mumm in den Knochen und war für die Soldaten eingetreten! Gut, mit dem Vestalin-Sein konnte Axilla nichts anfangen, aber der Rest war doch durchaus etwas, wovon Axilla sich auch gern was abschneiden würde. Manchmal zumindest. Und auf der Hochzeit war ja der Bräutigam auch so nett, ihr gleich zu vergeben. Gut, nachdem Vala sich sehr umfänglich entschuldigt hatte, so dass man ihm da gar nicht böse sein konnte. Aber immerhin. Und sogar dieser andere Senator, dieser Corvinus, war eigentlich sehr nett gewesen, dass er sie aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit herausgeführt hatte.
    So gesehen war der einzige Patrizier, der sich wirklich daneben benommen hatte ihr gegenüber Flavius Piso. Und der wiederum war Archis Freund. Von daher konnte sie nicht wirklich verstehen, was Archias jetzt gerade meinte, und schaute nur treudoof zu ihm hoch.

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