Esther

  • "VOLK VON ROM!!!", klang die Stimme des bekannten Sklavenhändlers über den Platz, und übertönte souverän alle anderen Marktschreier, "LANGE BIN ICH NICHT BEI EUCH GEWESEN, DAS GESCHÄFT TRIEB MICH IN DIE ENTLEGENSTEN ECKEN DES REICHES, UND NUN SEHT, WAS ICH EUCH MITGEBRACHT HABE!!!!"


    Der Tag war früh, Titus würde die Perlen seiner Einkaufstour später auf den Markt schmeissen. Jetzt wurde erst einmal das formbare Jungvolk in die Waagschale geworfen. Ein Fingerzeig, und das schwarze Mädchen Esther wurde auf das Podest gezerrt. Titus schenkte ihr keinen Blick, als er mit ausladender Gestik die Vorzüge des Mädchens beschrieb:


    "Dies ist Esther. Der Tod ihres Herrn hat sie in meine Obhut kommen lassen, und ich möchte euch nun die Möglichkeit geben, sie Teil eures Haushalts werden zu lassen. Ihr seht, sie ist jung. Ihr seht, sie ist schön. Was ihr allerdings nicht seht, sind die Fähigkeiten, die sie in eurem Haushalt unter kundiger Führung entwickeln kann. Schon jetzt ist sie eine tatkräftige Hilfe in der Küche, und sie offenbarte das Talent der Musen. Allerdings fehlt ihr ein Förderer, der all jene verborgenen Schätze zutage bringt. Deshalb empfehle ich sie an Haushalte, die schon eine gewisse Erfahrung im Umgang mit jungen Sklaven besitzen."


    Er ließ seine Worte wirken, und badete im kritischen Gemurmel der Menge, die sich kollektiv darüber Gedanken machte, wie diese junge Frau wohl eingesetzt werden mochte.


    "DAS ANFANGSGEBOT LIEGT BEI FÜNFHUNDERT SESTERCII. FÜNFHUNDERT! WER BIETET?"


    Sim-Off:

    Die Auktion endet am Dienstag, dem 15. Dezember um 20:02. Alle danach editierten Postings scheiden als Gebot aus.

  • Vera war gerade ein Gespräch vertief gewesen und wurde von der Stimme des Sklavenhändlers mehr als erschreckt. Sie hatte sich ja vorher schon die Wahre auf dem Markt angesehen und war nicht sehr begeistert gewesen. Sollte dies jetzt etwas besseres sein?
    Interessiert wand sie sich dem Podest zu, auf dem jetzt das junge schwarze Mädchen stand. Kritisch betrachtete sie sie.
    Das Talent der Musen? Sollte das vielleicht hilfreich für ihren Bruder sein?

  • Nachdem seine Suche nach einem Sekretär bisher nicht sonderlich von Erfolg gekrönt war, hatte es Caius auf den Sklavenmarkt verschlagen. Gemeinsam mit Katander hatte er bei Esthers Vorgänger erfolglos mitgeboten, jetzt wollte er sein Glück bei dem nächstbesten Exemplar versuchen, dass lesen und schreiben und rechnen konnte. Das Mädel auf dem Podest sah ganz schnuckelig aus, fand er.
    »Heda, Mädchen! Kannst du lesen und schreiben? Und wie sieht es mit dem Rechnen aus?« wollte er wissen.

  • Vera wendete den Kopf zu der Stimme und musste lächeln. „Fühlst du dich allein und brauchst du Unterhaltung? Ich freu mich dich zu sehen Archias und diesmal so in rein unpolitischen Angelegenheiten.“
    Vera hob die Hand „500

  • »Upsa, salve Vera«, sagte Caius überrascht, als plötzlich Vera neben ihm auftauchte. Katander nuschelte einen Gruß und wandte sich dann der Auktion wieder zu, um aufzupassen. Wie er Caius kannte, würde er später unvermittelt fragen, wie der Preis stand, und dann musste er gewappnet sein.
    »Allein? Nö. Aber ich bräuchte mal dringend ein wenig Hilfe bei dem ganzen Verwaltungskrams, weißt du? Ich bin ja inzwischen Großunternehmer. Hah, das hättest du nicht gedacht, was?« Caius grinste breit und zwinkerte Vera zu, die kurz darauf das erste Gebot abgab. Caius bedachte sie mit einem amüsierten Blick.
    »Aber du, was? Es wird wirklich Zeit, dass du heiratest!«

  • Auch Vala fand sich an diesem Tag auf dem großen Markt ein, und fand schnell den Ort, an dem unglückselige Menschen jeder Art zum Verkauf feilgeboten wurden. Selbstverständlich gab es in seiner Heimat auch so etwas ähnliches wie Sklaverei, die wichtigsten Säulen des duccischen Haushalts waren immernoch Marga und Albin, die schon länger unfrei in Diensten der Familie standen als er selbst existierte. Wahrscheinlich sogar länger, als sein Vater existiert hatte. Und trotzdem, das Verhältnis war ein vollkommen anderes, was Vala mittlerweile an den verschiedenen Lebenswelten festmachte: hier in Rom war man nicht so sehr aufeinander angewiesen, wie man es im freien Germanien war. Wahrscheinlich gab es keine Notwendigkeit, sich so sehr aufeinander einzulassen, wie in seiner Heimat.


    Er schlendete an den Ständen vorbei, sah vollkommen abgewrackte Gestalten, die noch abgewracktere Gestalten verkauften, sah Kinder die feilgeboten wurden und ältliche Männer, die kaum mehr die Eingangsporta eines Hauses öffnen konnten. Das meiste, was er sah, war gutes Beispiel für die Absurdität, in der Linus zufolge viele Römer aufhielten: das Versprechen von Wohlstand und Wohlfahrt lag im Erwerb einer billigen Arbeitskraft. Der Aufwand für eine solche war aber durchaus in der Lage, sowohl Herrn als auch Untergebenen zusammen in den Abgrund zu reißen. Vala blieb stehen, als er sah wie ein dunkelhäutiges Mädchen auf ein Podest gezogen wurde, während der Händler in unbekümmerter Routine seinen Text abspulte. Formbar nannte er sie. Unentdeckte Fähigkeiten wurden erwähnt. Potential.
    Was im Endeffekt bedeutet: wahrscheinlich konnte sie kaum mehr als kochen und singen. Einigen sollte das reichen.


    Vala verschränkte die Arme und musterte die Menge, viele Blicke musterten das Mädchen fachkundig, andere wiederrum ließen in ihren blicken unverhohlen körperliche Motivation erkennen. Und wiederrum andere standen wohl nur hier, um zu sehen was am Tage so vor sich ging. Ein Gebot erklang, und Vala wandte langsam den Kopf, um zu erkennen wer sich für so einen ungeschliffenen Stein interessierte, bei dem man erst am Ende erkannte, was er war: facettenreicher Diamand oder wertloses Geröll?
    Es war eine Frauenstimme gewesen, doch Vala konnten nicht erkennen, wer es war, sie wurde von der Menge zwischen ihnen verdeckt. So besann sich Vala wieder darauf, seine Aufmerksamkeit der Sklavin und dem Händler zu schenken, und darauf zu achten, was diese Prozedur auszeichnete.

  • Gerade erst war die Sonne richtig aufgegangen, an diesem klaren Herbstmorgen. Die ersten Strahlen schafften es über die hohen Dächer der Gebäude hinter dem Sklavenstand, die Tribüne blieb aber weiterhin im Schatten. Trotz – oder gerade wegen – des klaren Himmels lag die Temperatur deutlich unter den spanischen, die die zierliche Esther gewohnt war. So fror sie höchst unangenehm, als sie vor die Menge in den Vordergrund gezogen wurde.


    Die Nacht hatte schon nicht gut angefangen. Nach den vielen Tagen eingeengt im Schiff, die wenigstens warm gewesen waren, hatte sie in den heruntergekommenen Kellerräumen des Händlers schlafen müssen, wobei sie auf Grund der Kälte kaum ein Auge zugetan hatte. Sie trug immer noch ihre schöne, leicht grün angehauchte tunica, die aber auch sehr dünn war, und sie trotz wollener Unterbekleidung doch arg fror. Doch von diesen Umständen versuchte sie sich jetzt nichts anmerken zu lassen und setzte – ein Zittern unterdrückend – ein gezwungenes Lächeln auf, um es dem Händler recht zu machen. Die Geschichten, die über ihn und seinen Berufsstand kursierten waren nicht die schönsten, und Esther wollte keine Rolle in einer solchen spielen.


    Nachdem die Auktion begonnen hatte, lauschte sie aufmerksam den ›Anpreisungen‹ bezüglich ihrer Fähigkeiten, und war erstaunt wie wenig er doch übertrieb. Anscheinend war das Handwerk des Sklavenverkäufers doch ehrlicher, als die gedacht hätte. Schließlich konnte sie tatsächlich relativ gut kochen – davon war zumindest ihr ehemaliger Herr bis zum Ende überzeugt –, war fleißig auch bei niederen Aufgaben und sogar an dem nett umschriebenen ›Talent der Musen‹ war etwas dran: auch wenn sie es selber nicht beurteilen konnte, hatte Esther anscheinend eine sehr schöne Stimme, und wusste sich im Umgang mit diversen Instrumenten zu behelfen, wobei sie keines richtig spielen konnte. Wer braucht schon eine musizierende Küchenhilfe? Gerade in dem Kontext wunderte es Esther, dass der Händler dies erwähnte.


    Eigentlich versuchte sie, ihren Blick gesenkt zu halten, kam aber nicht umhin einen Blick durch die Menge schweifen zu lassen, und blieb sogleich an der jungen Frau hängen, die bereits geboten hatte. Obwohl sie nicht sehr viel über die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten wusste, war selbst für sie zu erkennen, dass es sich um eine vornehme Dame handelte – dies hatte etwas abschreckendes, aber auch interessantes an sich. Je nach Besitzer war man schließlich bei einer reichen Familie deutlich besser dran.
    Die Frage des anderen Interessenten hatte Esther überhaupt nicht mitbekommen, zu sehr war sie in Gedanken vertief gewesen. Erst als sie von hinten leicht angestoßen wurde, und man ihr die Frage etwas knapper bedrohlich ins Ohr flüsterte, reagierte sie zuerst mit einem leichten Nicken, als Zeichnen, dass sie es verstanden hatte, schüttelte aber dann sogleich den Kopf. »Lesen … ein bisschen – Rechnen …« Sie überlegte einen Moment, dann fiel es ihr ein »… Nein.« Ängstlich, ob sie das richtige gesagt hatte, senkte sie nun wieder ihren Kopf und starrte beharrlich ihre nur durch Sandalen geschützten Füße an.



    edit: Habe Esthers Worten auch mal Farbe eingehaucht & mehrere Fehler korrigiert

  • Durch das Gespräch bekam Caius nicht so wirklich mit, dass die SKlavin ein wenig zu träumen schien und deswegen seine Frage versemmelte. Er hörte nur die Antwort mit anderthalb Ohren (das letzte halbe war auf Vera ausgerichtet) und sah dann ein wenig betrübt drein. Sie konnte nicht rechnen. Das war das Aus für eine Karriere als aelische Verwalterin. Caius seufzte tief. Er machte sich nichts vor. Vermutlich würde er früh sterben, vom Stress getötet, weil er keinen scriba fand, der sich auch um seine Geschäfte kümmerte. Er begann, das Interesse an der Auktion zu verlieren, und widmete sich jetzt wieder mehr Vera.


    Bis ihm dann doch noch etwas einfiel.
    »Was kannst du spielen, die Harfe? Oder singst du? Sing uns etwas!« rief er hinauf zur Bühne, und um ihn herum murmelten einige Schaulustige Zustimmung. Wenn sie brauchbar spielen oder singen konnte, war sie vielleicht etwas für Seiana, überlegte er.

  • Singen. Vor all den Leuten? Esther war auf einmal sichtlich verunsichert und blickte zurück, in das übel gelaunte Gesicht des Händlers. Sie befand sich in einer Zwickmühle, denn weder der Händler, noch das Publikum schienen dem Wunsch des potentiellen Kunden abgeneigt zu sein – ein Risiko für ersteren, schließlich hatte er sie niemals singen gehört. Letztlich war es ihr zwar gleichgültig, doch sie wollte hier weg. Eine schwache Leistung war nicht angebracht.
    Nachdem ihr der Händler eindeutig signalisiert hatte, jetzt bloß nicht das schöne Bild von ihr zu zerstören, wandte sie sich mit großem Unbehagen der Menge zu. Der Geräuschpegel sank auf einmal deutlich und es schien ihr, als herrschte Totenstille und jeder auf dem nicht gerade kleinen Markt würde sich ihr zuwenden – eine eindeutige Übertreibung hervorgerufen durch das Lampenfieber, war ihr doch bewusst, dass sie ungefähr so bedeutend war, wie das Vieh, welches einige Meter weiter feilgeboten wurde.


    Gesang war insofern immer ein Problem für Esther gewesen, da sie noch Probleme mit der lateinischen Sprache hatte, besonders mit dem Sprechen – singen also eingeschlossen. Sich Texte einzuprägen nahm viel Zeit ein, und oft saßen sie danach immer noch nicht ganz – so saß die Angst vor dem Versprechen und Vergessen weit tiefer als den falschen Ton zu treffen.
    Langsam erhob sie ihre sanfte, recht leise Stimme und trug das auserwählte ovidsche Stück vor. Es war eins der ersten, die sie beigebracht bekommen hatte, als Kind, und gleichzeitig eines der wenigen, die sie überhaupt kannte.


    »Arma gravi numero violentaque bella parabam
    edere, materia conveniente modis.
    par erat inferior versus—risisse Cupido
    dicitur atque unum surripuisse pedem.
    'Quis tibi, saeve puer, dedit hoc in carmina iuris?
    Pieridum vates, non tua turba sumus.
    quid, si praeripiat flavae Venus arma Minervae,
    ventilet accensas flava Minerva faces?
    quis probet in silvis Cererem regnare iugosis,
    lege pharetratae Virginis arva coli?
    crinibus insignem quis acuta cuspide Phoebum
    instruat, Aoniam Marte movente lyram?
    «


    Was sie genau sang, und worum es sich drehte, wusste sie überhaupt nicht. Dennoch schaffte sie es, die Passage so vorzutragen, dass sie zumindest mit sich selbst zufrieden war.


    Sim-Off:

    Handelt sich um einen Auszug einer Dichtung von Ovid, habe verzweifelt versucht herauszufinden, was die Römer denn so gesungen haben, und hatte nur im Hinterkopf, dass man die ganzen lyrischen Werke auch singen konnte.


    Und diese sim:off-function ist ja auch toll ;)

  • Da Arvinia bald heiratete und somit eine andere Villa, die ihres zukünftigen Mannes, beziehen würde brauchte sie noch eine Sklavin, die sie in dem fremden Haushalt unterstützt. Natürlich hatten die Aurelia auch Sklaven, mehrere Dutzend! Aber sie brauchte etwas, was sie kannte und da noch etwas Zeit bis zur Vermählung war, wollte sich die junge Patrizierin heute einen Sklaven oder eine Sklavin aussuchen. Vielleicht hatte dieser Tranquillus, der mehr für seine Schwätzerei und honigumdenmundschmierende Art bekannt war, wieder etwas neues, was Arvinia gebrauchen konnte.


    Nachdem das Sklavengefolge der Tiberierin sich durch die Menge dränge, immer in zwei guten Metern Abstand um die junge Frau, damit sie sich nich bedrängt fühlte, war sie fast am Sklavenstand des Tranquillus angekommen, sie hatte noch überhaupt nichts sehen können, doch hören konnte sie etwas.
    Eine wunderbar klingende Singstimme .. der Gesang war zwar in ihrer Sprache, doch kamen die Worte nicht aus römisch oder griechischem Munde. Was konnte das sein?
    Als Arvinia auch endlich den dazugehörigen Menschen, Menschen? Sie dachte erst es war Titus selber der dort sang, aber es war nur eine Sklavin, aber umso reizvoller war diese für die junge Frau. Immerhin brauchte sie etwas entspannendes, wenn es ihr in dem neuen Haushalt mal zuviel wurde, und außerdem brauchte sie auch was für die private Belustigung wenn ihr langweilig war, ab und zu ein bisschen Gesang würde ihr da gerade recht kommen. Was die Sklaven für organisatorische Fertigkeiten hatte interessierte Arvinia nicht, Gehorsamkeit und Treue war das was sie wollte.



    "Ilias, rufe mein Gebot von 8000 Sesterzen aus, mir ist es zu laut als das es meine Stimme vermag darüber hinweg zu rufen." sprach sie einen Sklaven an, ohne das Wunschobjekt und Titus aus den Augen zu lassen. Auch die anderen Bieter um sie herum interessierten sie nicht. Immerhin hatte sie genug Geld um ein Dutzend Sklaven zu kaufen. Das Flavia Vera auch unter den Bietenden war hatte sie nicht bemerkt, sie kannten sich, hatten sich aber längere Zeit nicht gesehen oder gesprochen.
    "Meine Herrin Tiberia Arvinia bietet 8000 Sesterzen für die singende Sklavin!" was waren 8000 läppische Sesterzen, hier trennte sich die Spreu vom Weizen. Die meisten Privatmänner würden jetzt wissen, das eine Frau aus höherem Hause bieten würde und das nur ihr Startgebot war, daher waren sie nicht darauf epicht mehr zu bieten. Andere wohlhabende Bürger Roms würden Arvinias Gebot jetzt als Aufforderung zu einem kleinen Wettbieten anregen, einfach zum Spaß.

  • Vera verzog etwas das Gesicht als er das Wort heiraten aussprach. Bis jetzt hatte sie noch keinen Mann getroffen der auch nur annähernd wert gewesen wäre in die nähere Betrachtung gezogen zu werden. „Gute Bedienstete um sich herum sind immer eine Zier des Menschen und nicht zu verachten“ Was die Sklavin zu Archis Frage antworte beachtet Vera nicht da sie sich umsah, es war ein ziemliches Gedränge entstanden und sie war nicht sicher ob ihre Begleitung noch da irgendwo waren oder sie verloren hatte. Auch Serafina, ihre eigene Leibsklavin konnte sie nicht sehen.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde erst wieder geweckt als das Mädchen auf der Bühne begann zu singen.
    Sie hatte jetzt Veras volle Aufmerksamkeit.
    Ovid, die liebliche Stimme zu den starken Worten des Dichters. Sie war vollauf begeistert, ihre Wangen begannen zu glühen und ein sinnliches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
    „Oh, hörst du das wie wunderschön.“ Flüsterte sie fast andächtig zu Caius.
    Als das Mädchen endete klatschte Vera begeistert in die Hände. Man konnte sie für so was rasendschnell begeistern, was ja nicht zu verwunderlich war bei der Anhäufung von musischen „Talenten“ in ihrer Familie.

    Sim-Off:

    :D


    „…8000 Sesterzen….Tiberia Arvinia…singende Sklavin…“ Vera streckte den Hals um zu sehen wer da geboten hatte, einen stolzen Preis schon gleich anfangs und kannte sie den Namen nicht? Waren die Tiberia und sie sich nicht vor ihrer Krankheit, noch im Sommer, auf den Märkten begegnet?
    Für Vera war der Preis jetzt etwas zu hoch, sie hatte viel auf ihren Reisen ausgegeben und war sich auch jetzt nicht ganz so sicher wie es mit ihren Finanzen aussah. Vera verzog unwillig das Gesicht, sie mochte es gar nicht wenn ihr etwas, was ihr gefiel, durch die Lappen ging weil sie nicht genügend in der Börse hatte. Eine Zustand den sie schleunigst ändern musste."Komm mit." Sie begann sich durch dei Menge zu drängen in Richtung der Tiberia, zumindest begrüßen wollte sie sie.

  • Vala stand in der Masse, und wunderte sich wieder einmal über die absolute Anonymität, die man in ihr genießen konnte. Er fragte sich, wie die Cohortes Urbanes es überhaupt fertig brachten, Verbrecher und anderes Gesindel in einer solchen Masse an Menschen überhaupt aufzubringen. Andererseits: tat sie das überhaupt? Es verging kein Tag, an dem Vala nicht von mindestens einem Mord in der Vornacht hörte. Und dennoch war es nicht so, als könnte man davon sprechen, dass Rom drauf und dran war sich selbst auszurotten: jeden Tag kamen mehr Menschen nach Rom. Jeder Art. Bettler, reiche Beamte aus den Provinzen, fahrendes Volk, Handwerker, landlose Bauern.. alle suchten ihr Heil in der Urbs Aeterna. Und nur die wenigsten fanden es. Die junge Sklavin auf dem Podest war Teil der weniger glücklichen, die es nach Rom trieb. Ihr Gesang entzückte ein paar potentielle Käufer, gleichzeitig riefen aber ein paar Gehässige bittere Schmährufe nach vorne. Und dann das Gebot... Vala riss vollkommen überrascht den Kopf zur Seite, als wenige Schritte von ihm entfernt ein Sklave den sagenhaften Betrag von achttausend Sesterzen nach vorne brüllte. Achttausend Sesterzen. Dafür konnte man sich in Mogontiacum schon eine kleine Villa bauen lassen. Er hatte die komplette Casa seiner Familie hier in Rom für weniger renovieren lassen, und selbst das hatte ihn beinahe ruiniert.
    Tiberia Arvinia war der Name, den der Sklave gebrüllt hatte, und Vala kam nicht umhin sich aus Neugier ein paar Schritte in die Richtung zu bewegen, um zu sehen wer die Patrizierin war, die in einem Satz siebentausendfünfhundert Sesterzen übersprungen hatte. Was er schließlich zu sehen bekam, wunderte ihn schon ein wenig. Erstens: sie saß nicht in einer Sänfte. Irgendwie hatte Vala das Gefühl, dass die römische Nobilitas nicht viel auf Sänften gab. Zwar sah er in den Seitenstraßen und den Hauptwegen Roms immer wieder mal Sänften, aber er hatte noch nicht einen Patrizier in einer solchen gesehen. Zweitens: sie war jung. Und dem Betrag, den sie geboten hatte nach zu schließen ziemlich reich, wenn sie selbst für eine ungeformte Sklavin einen solchen Betrag herausposaunen ließ. Oder aber: Vala war der fundamentale Umfang des patrizischen Reichtums nicht annähernd gewahr.


    Jedwede Vorsicht fahren lassend, entschloss Vala sich zu der direkten Art und Weise, sein Unwissen durch Wissen zu tilgen: er fragte einfach nach. Da er wusste, dass gewisse Angehörige der römischen Oberschicht auf Annäherungen aus der Unterschicht so allergisch reagierten wie auf Bienenstiche, sprach er einfach den Sklaven an: "Salve. Ist es normal, dass deine Domina soviel bietet?"

  • Einen kurzen Moment später war sie schon am Singen. Caius fand das ganz nett, konnte aber sonst nicht allzu viel damit anfangen. Vielleicht sollte er sie doch kaufen und sie Seiana schenken? Sie könnte das richtige Hochzeitsgeschenk darstellen, überlegte er.
    »Öhm, joah«, machte er daher, als Vera ihm hingerissen zuflüsterte, und zuckte mit den Schultern. Da drang ein Gebot an ihrer beider Ohren, das Caius erst erstaunt, dann miesepetrig dreinblicken sah.
    »Siehste, das sind sie wieder, die Patr-*hust*« Siedendheiß fiel ihm da ein, dass ja auch Vera eine Patrizierin war, und das ließ ihn noch missmutiger dreinblicken.
    »Achtzig aurei, wie soll man denn da noch mithalten können«, moserte Caius leise herum. Komm? Caius murrte immer noch leise vor sich hin, als Vera einfach von dannen zog. Entsetzt sah er ihr hinterher.
    »Vera, wo.... Moment mal...« versuchte er sie aufzuhalten, aber wer nicht hören wollte... Und kurz darauf sah er sie bei der Irren ankommen, die eben 8000 geboten hatte. Er selbst blieb leider auf seiner Verfolgung in der Menge an der Kleidung eines Mannes hängen, der ziemlich germanisch aussah und sich im Gespräch befand. Caius blieb notgedrungen stehen.
    »Oh, 'tschuldigung, das tut mir leid«, sagte er zu dem Mann.
    »Frauen, du weißt schon. Eben noch hier, dann schon wieder wo anders.« Er grinste entschuldigend.

  • "Und vor allem steinreich...", murmelte Vala mehr zu sich selbst, als zu dem Mann, der ihn gerade angerempelt hatte. Dann erst wandte Vala, in seinem anfänglichen Gespräch mit dem Sklaven der Edelfrau gestört, zu dem Mann um, der ihn entschuldigend angrinste, und Vala winkte ab. Er hatte gezählt. Ganz genau. Von der Porta Salutaris bis zum Mercatus wurde man durchschnittlich vierhundertzweiundsechzig mal angerempelt. Von der Porta Quirinalis allerdings nur dreihunderteinundneunzig Mal, was ob der längeren Strecke irgendwo keinen Sinn machte, und von Vala als eine der Irrsinnigkeiten verbucht wurde, die Rom so mit sich brachte.


    "Dann beantworte du mir doch die Frage..", griff Vala den verlorenen Faden wieder auf, und drückte ihn dem Fremden in die Hand, "..ist es normal, dass man in Rom soviel Geld für eine ungelernte Hand ausgibt?"

  • Die Öffentlichkeit war für Sklaven nie gerade angenehm, wenn sie nicht selbst unterwegs waren, wie zum Beispiel bei Boten- oder Einkaufsgängen. Aber wenn sie dem Gefolge einer jungen patrizischen Frau angehörten war genau das der eben genannte Fall. Das Gedränge war noch enger als sonst schon auf den öffentlichen Plätzen, da eine Patrizierin stets Abstand zum geringeren Volk wünschte und die Sklaven hatten darauf zu achten, dass dieser Abstand eingehalten wurde.
    Ein großer junger Mann sprach einen der Sklaven, der dem Gefolge der Tiberia angehörte, an, worüber sich der Sklave recht freute, denn es bot Abwechslung, außerdem war dem Sklaven langweilig, da er sich die Beine in den Bauch stand und weiterhin stehen musste, bis die gnädige Frau weitergehen wollte. Leider konnte er keine Antwort geben, da ein anderer Mann sich einklinkte. Liebend gern hätte er ihm gesagt, dass sie die Schwester des Tiberius Vitamalacus und die Cousine des Consuls Tiberius Durus sei und das sie daher nicht an Geld hätte sparen müssen.


    Arvinia bekam in ihrer Patrizierblase nichts mit, sie hatte gerade nur Augen für ihre potentielle Sklavin und Ohren für die neuen Gebote von denen, die sich mit ihr messen wollten.

  • Gerade erst hatte sie ihre Stimme gesenkt und tief durchgeatmet, überrascht vom Erfolg ihrer kleinen Gesangseinlage – es regte sich doch etwas in der Menge von Gaffern -, als deutlich ein Gebot zu vernehmen war. Sie hatte die Höhe nicht ganz mitgekriegt, nur, dass man sich mittlerweile im Tausenderbereich befand – doch ging ein Raunen durchs Publikum, so dass sie ihre eigenen Schlüsse über die Höhe ziehen konnte.
    Kurz warf sie einen Blick in die Richtung, aus der ungefähr geboten worden war, und erkannte schnell ein kleines Loch im Menschentrubel, in dessen Mitte sich eine ebenfalls wohlhabend scheinende, sehr junge Frau aufhielt. Klar erkennbar waren auch die Sklaven, die ihr das einfache, mittlerweile nur noch schaulustige – zum Bieten waren sie anscheinend nicht mehr im Stande – Volk vom Leib hielten. Sie war sich wohl zu schade um näher als mehrere Fuß an einen ärmeren heranzutreten. Eigentlich hatte Esther nichts für diese Leute übrig, dennoch kam ihr die Frau, merklich jünger als sie selber, auf den ersten Blick sympathisch vor, wie ihr Blick gebannt auf Esther ruhte.


    Wieder etwas scheuer beschränkte Esther ihr Blickfeld wieder auf ihre Fußnägel, traute sie sich doch nicht so recht die Bieterin genauer zu betrachten, konnte sich den einen oder anderen verstohlenen Blick in ihre Richtung nicht verkneifen. Andere ›Oberschichtler‹, die es mit dem wohl ansehnlichen Gebot aufnehmen konnten – sie wären wohl an einer ähnlichen Blase in der Menge erkennbar gewesen – waren nicht in Sicht, so bereitete sich Esther bereits innerlich auf ein rasches Ende der Auktion vor, war der Händler doch im übertragenen Sinne bereits kurz davor den Hammer zu schwingen, wobei er natürlich hoffte noch etwas mehr heraus kitzeln zu können.

  • "500 sind geboten!", posaunte Titus heraus, froh, dass bei dieser Einstiegsauktion wenigstens das Einstiegsgebot schnell kam. Das Mädchen wurde aufgefordert zu singen, und der alte Sklavenhändler nahm mit beifälligem Lächeln wahr, wie die Menge auf die Darbietung reagierte.
    Die Konsequenz folgte prompt: eine Patrizierin aus dem Hause der Tiberii wischte alle plebeischen Mitbewerber aus dem Rennen, und bot ganze 8.000 Sesterzen. Das war ein vielfaches von dem, was Titus für die junge Frau bezahlt hatte, und innerlich rieb er sich die Hände, obwohl er sich schon ein wenig über das Bietverhalten wunderte, das kaum Raum für Bieterwettstreite ließ.
    Womit er auch richtig lag, denn es wagte niemand, das hohe Gebiet der Tiberia anzugreifen, und so blieb Titus nach einer Weile des Nachfragens nicht viel anderes übrig, als die junge Esther der Patrizierin zuzuschlagen: "8000 zum Ersten. 8000 zum Zweiten. 8000 zum Dritten. Die Sklavin geht damit an Arvinia aus dem Haus der Tiberii."


    Profi der er war, kümmerte Titus sich nicht weiter um die junge Dunkelhäutige, sondern konzentrierte sich direkt auf den nächsten Sklaven: einen stämmigen Germanen, der seine Freiheit im Würfelspiel verloren hatte. Einer seiner Verwalter nahm Kontakt zu den Sklaven der Tiberia auf, und organisierte Geld- und Warenübergabe, die bald darauf folgen sollte.


    Sim-Off:

    8000 Sesterzen bitte an die Staatskasse II überweisen.

  • Tatsächlich hatte sie mit ihrem persönlichen Startgebot alle mittelständigen Bürger aus dem Rennen geschoben und auch kein wohlhabenderer Bürger wollte sich mit ihr auf einen Wettstreit einlassen. Arvinia freute sich innerlich sehr und war von Stolz erfüllt, auch wenn wahrscheinlich einfach nur kein anderer Patrizier anwesend war. Doch Geld hatte sie ja und die 8000 Sesterzen bezahlte sie gerne für diese Sklavin. Während ihre Sklaven das Verwaltungstechnische mit Titus Handlangern ausmachten schaute sie sich um, ob sie nicht doch ein bekanntes Gesicht erkennen würde. Nicht unweit von ihr erblickte sie neben zwei Männern, der eine davon ungewöhnlich groß und von kräftiger Statur - das es ein Germane war ahnte sie nicht, sie hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen - und der andere eher klein dagegen wirkend, eine junge Frau. Sie schien ebenfalls zu den wohlhaben.. halt, war das nicht .. war das nicht Flavia Vera?
    Freudig lächelte Arvinia sie an und wartete darauf, das Vera bei ihr ankam, denn sie war ja noch in Bewegung. "Ilias und Lucius, ich wünsche das die neue Sklavin zur Villa Tiberia gebracht wird. Kümmert euch um sie bis ich heimkehre."
    wies sie ihre Sklaven noch an.



    Sim-Off:

    Aber Gerne lieber Titus, es war mir eine Ehre mit dir Geschäfte zu machen ;)


    Esther: Ich poste am Seiteneingang der Villa Tiberia zwei Sklaven, die beiben bringen dich rein, schreib dich einfach dazu :)

  • Der Sklavenmarkt war immer eines der Stellen in Rom, wo Lepidus gern zugegen war und sich hinterher immer wieder ärgerte, dort gewesen zu sein. Waren die Sklavenhändler größtenteils Halsabschneider und boten nur Schund feil.
    Auch am heutigen Tag hatte sich Lepidus wieder amüsiert von seinen Bediensteten umringt vor einem Stand des Titus Tranquillus eingefunden und die Versteigerung beobachtet. Für ihn war nicht so das richtige auf dem Podest, jedoch schmunzelte er immer wieder, wie dieser Halsabschneider mit gewandten Worten den unwissenden den größten Mist zu horenden Preisen anbot und dies auch meistens loswurde.
    Lepidus blickte kurz zur Seite und schien eine Frau auszumachen, der er erst kürzlich auf dem Markt begegnet war. Flavia Vera hieß die Gute. Er erinnerte sich noch gut an diese Sache. Durch total unfähige Sklaven wurde ihre Kleidung ruiniert und die Palla landete damals im Staub des Marktes.
    Lepidus war gespannt, ob sie ihn wieder erkennen würde.
    Er ließ sich vorerst nichts anmerken, doch zum Ausgang, müsste sie an ihm vorbei.

  • Vera war bis zu Arvinia vorgedrungen, unterstützt von einem iher Sklaven und ihren eigenen Ellbogen. Etwas was sie vermisste war diese offen Märkte in Alexandria, da drängelte niemand so wie hier in Rom.
    „Tiberia Arvinia, ich freue mich dich so munter und gesund wieder zu sehen. Wie ist es die ergangen? Wir haben uns irgendwie das letzte Mal verloren und dann, ich schäme es mich ja fast zusagen, bin ich krank geworden.“ Vera freute sich aufrichtig die junge Tiberia wieder zu sehen und darüber hatte sie jetzt auch die junge Sklavin vergessen, die sie eben noch so sehr bewunderte und für sich haben wollte. Sie würde auch kein Wort darüber verlieren, denn es war ja nur eine Sklavin und davon gab es in Rom genügend.

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