Erneutes Treffen mit den Decemviri

  • In etwa die Hälfte der Amtszeit war vorüber und nachdem Macer zu Beginn seiner Tätigkeit als Praetor die ihm unterstellten Decemviri für die Erbschaften zu einer gemeinsamen Sitzung einberufen hatte, wollte er dies zur Erhebung eines allgemeinen Zwischenstandes nun noch einmal tun. In Einzelfällen hatte er auch in den vergangenen Wochen mit jenen gesprochen, bei denen die Fälle es nötig machten, aber die große Runde hatte sich nicht getroffen.


    Während er also den Morgen für ein paar Einzelgespräche mit wichtigen juristischen Angelegenheiten nutzte, schickte er einen Teil seiner Liktoren los, einen geeigneten Termin mit den Decemviri zu vereinbaren.

  • Still ging Macer zusammen mit dem ihm irgendwie bekannten Liktor zur Basilica und schon von weitem konnte er ein paar seiner Kollegen sehen.


    Fröhlich ging er die Stufen zur Halle hoch und suchte den Praetor, dieser schien aber noch nicht dazusein oder aber er konnte ihn einfach nicht entdecken.
    So stand er zu seinem Arbeitskollegen und unterhielt sich über ein paar aufregende Erbfälle.

  • Schließlich kam auch Macer hinzu und blickte entspannt in die Runde. "Sind wir schon vollzählig? Dann bin ich ja der letzte", stellte er fest und machte daher einen besonders geschäftigen und eifrigen Eindruck.


    "Mit interessanten Einzelfällen sind ja immer wieder einzelne von euch bei mir gewesen, jetzt hätte ich gerne mal wieder einen größeren Überblick. Wie sieht es aus, was ist geschafft, was steht noch aus, wo gibt es Probleme, die vielleicht alle betreffen?" Neugierig schaute er in die Runde.

  • Nach der Begrüßung des Praetoren, stellte dieser einige Fragen, worauf es ein Wirr aus vielen panischen Stimmen gab. Macer stand etwas am Rand und lauschte den anderen hinzu, er hatte mit seinen Fällen wohl mächtig glück, immerhin hatte er noch keine größeren Probleme.


    Als sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten räusperte sich der Octavier, um ein paar Worte zu sagen.
    Ich an meiner Stelle, kann fast nur positives berichten. Meine Fälle waren allesamt nicht sonderlich schwer und auch die Erben haben sich fast alle sofort bereiterklärt. Man könnte jetzt sagen, es sei eigentlich alles perfekt und doch möchte ich hier ein kleines Aber einfügen. Sicherlich kann ich hier nur als Leihe sprechen, aber der Cursus Publicus hat mir nun schon einige Male Probleme gemacht! Sofort begannen ein paar andere Decemviri ihm zunickend zuzustimmen, es schien wohl ein größeres Problem zu sein.


    Es ist in den schlimmsten Fällen sogar dazu gekommen, dass du die Frist zur Rückmeldung durch die Erben abgelaufen ist, bevor sie den Brief überhaupt bekommen haben! Macer wusste nicht genau, wieso er dies jetzt sagte, der Praetor konnte ihm da sicherlich nicht viel helfen und doch blickte er nach Hilfe ringend zu ihm und hoffte auf ein paar gute Tipps durch ihn...

  • Macer nickte verständnisvoll. "Das kann ich gut verstehen, dass das schnell zu einem Problem werden kann", stimmte er zu. "Aber da ist guter Rat sicher teuer. Der Cursus Publicus wird sein bestes tun, um jeden Brief schnell ans Ziel zu befördern. Gerade im Winter macht das Wetter dies nicht immer einfach. Ich werde trotzdem mal bei Gelegenheit mit Germanicus Avarus sprechen", versprach er.


    "Aber es ist erfreulich, dass es bei dir ansonsten so gut läuft."

  • Vielen Dank! Macer vestummte zufrieden wieder und lies andere sprechen. So ging das alles noch eine ganze Weile und die Themen schweiften auch immer wieder etwas vom eigentlichen Grund des Treffen ab, so machte Macer einen Versuch, den Prätor über dessen Zukunft auszufragen.


    Wenn ich mir erlauben darf, Praetor. Was schwebt dir nach deiner Praetur vor? Nach deiner überwältigenden Wahl, wird doch das Konsulat sicher zu schaffen sein!

  • AUf diese Frage hin bliess Macer die Backen leicht auf, lehnte sich zurück und atmete langsam wieder aus. "Langsam. Ganz langsam. Erstmal die Praetur hinter mich bringen. Und danach wird meine Frau mich schon genug treten, dass sich Consul werden soll, da brauchst du nicht auch noch anfangen." Der letzte Satz war hörbar gut gelaunt und scherzhaft gesprochen. "Sicher, das Ziel ist da und einen so langen Anlauf wie vor der Praetur werde ich hoffentlich diesmal nicht brauchen. Aber auch für einen gewesenen Praetor stellen sich allerlei interessante Aufgaben." Ob er dabei konkrete meinte und schon Pläne hatte, ließ er jedoch bewusst offen.

  • Die Frauen, früher waren die auch stiller... Macer musste dabei lachen, es schien so, als ob die Frauen sich heutzutage nicht mehr alles gefallen liesen.


    Du bist ja plebejier, musstest also nach deinem Vigintvirat ein Tribunat ablegen. Darf ich dessen Ort erfahren? Er wurde neugierig, immerhin stand dies für alle zehn Männer hier bald an, zumindest für die meisten.

  • "Vielleicht hast du sie einfach früher noch nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit betrachtet, dass es dir nur nicht aufgefallen ist", witzelte Macer zurück, ließ dass Thema dann aber auf sich beruhen. Der neuerliche Themenwechsel war interessant genug. "Ich war Tribun bei der Legio I. Damals lag sie allerdings noch nicht wie jetzt in Mantua. Wieso fragst du?"

  • Macer hörte dem Praetor genau zu, dieser war also bei der Legio I. Seine Absichten waren klar, er wollte am liebsten in der Heimat bleiben, jedoch waren die Tribunatsplätze begrenzt, vorallem in Rom...


    Meine Frage ist aus eigener Interesse. Das Tribunat wird bald schon ein wichtiges Thema für mich sein, nicht nur für mich, für uns alle hier. Ist es denn sehr schwer einen ordentlichen Ort des Tribunats zu bekommen. Er konnte es sich denken, dass es schönere und hässlichere Orte gab.

  • "Das kommt wohl drauf an, was du für einen ordentlichen Ort hältst", antwortete Macer. "Es gibt Kommandeure, bei denen du etwas lernst, wenn du dort bist, was sicher vorteilhaft und Sinn der Sache ist. Es gibt auch interessante Städte, die du erleben kannst, was ebenfalls seinen Wert hat. Und es kann sein, dass du mit dem Militärdienst wenig anfängst, dann wird dir jeder Ort unter jedem Kommandeur wenig Freude bereiten."

  • Geb ich dir recht und ich muss sagen, mir liegt das Militär nicht sonderlich am Herzen. Natürlich steckte in jedem Römer ein kleiner Krieger, doch schon in der Kindheit kämpfte er lieber mit Worten als mit Waffen.
    Trotzdem wird es für mich eine willkommene Abwechslung zu dem inzwischen täglichen Briefeschreiben. Er musste etwas lachen und auch die anderen Decemviri stimmten ihm zu.


    Mir wäre doch die Cohortes Urbanae am liebsten. Dann bin ich zumindest noch in der Heimat!

  • Macer zog ein leicht missbilligendes Gesicht. "Ach, bei den Cohortes Urbanae, das ist doch eine verschwendete Chance. Warum nicht die Gelegenheit nutzen, eine Provinz oder zumindest mal etwas anderes als Rom kenenzulernen? Ich gebe zu, dass ich auch nicht sonderlich gerne reise, aber ein klein wenig Abwechslung kann sicher nicht schaden." Natürlich wusste auch Macer, dass es gute Gründe geben konnte, tatsächlich während des Tribunats in Rom bleiben zu wollen, aber er hatte den Eindruck, dass es zumindest bei einigen nur Bequemlichkeit war.

  • Er dachte nur kurz über die Worte nach, teilweise musste er ihm auch recht geben. Die Cohortes war sicher nicht die aufregenste Tribunatsstation.


    Du kennst meine Vorgeschichte nicht. Ich bin in meinem Leben schon genug gereist und jetzt habe ich endlich ein Zuhause gefunden, wieso also sollte ich das schon wieder verlassen? Auch wenn es nur für den Zeitraum eines Tribunats war, weg ist weg...


    Des weiteren denke ich, dass das Militär in und um Rom auch oftmals spannend und aufregend sein kann. Das raue und kriegerische Germania wäre zum Beispiel eher weniger für mich geeignet. Die Legio I könnte ich allerdings als eine Notlösung anerkennen, je nach dem, wie viele sich auf die Stellen bewerben... Dabei schaute Macer wieder hin und her, um die Reaktionen seiner Kollegen mitzubekommen.

  • Schmunzelnd winkte Macer ab. "Ach, so rauh und kriegerisch ist Germania nun auch wieder nicht. Ich war einige Jahre Statthalter dort und hab' mir keine Schrammen oder Narben zugezogen." Optimistisch blickte er in die Runde. "Also, ich kann es durchaus empfehlen, dort ein Tribunat zu absolvieren." Dann wandte er sich nochmal an Octavius Macer. "Man sollte reisen, solange man es noch kann. Es wird nicht leichter, wenn man älter wird oder noch mehr Verpflichtungen."

  • Sicher, vielleicht würde ich das dann irgendwann bereuen. Aber im Moment kann ich einfach nicht weg! Macer wollte dem Praetor nichts genaueres erzählen, auch wenn dieser durchaus Interesse an dieser Geschichte hätte.
    Aber ich werde mir deine Worte immer im Hinterkopf behalten und irgendwann, wenn ich vielleicht zum Quaestor gewählt werde, kann ich auch in eine Provinz gehen...als Quaestor Provincialis zum Beispiel. Natürlich waren dies nur Träume von einem Amt, von dem er noch weit entfernt war.


    Aber wenn wir wieder zurück zum eigentlich Sinn des Treffens kommen, dann würde mich noch sehr interessieren, inwieweit es unsere Pflicht ist, unsere Nachfolger einzuweisen?

  • Da hatte Octavius Macer recht und deshalb nickte der andere Macer auch zustimmend. "Allerdings, auch als Quaestor kannst du in die Provinzen entsandt werden." Über die Gründe, warum er jetzt in Rom bleiben wollte, schien er schweigen zu wollen und Macer hatte definitiv besseres zu tun, als ihn in der Öffentlichkeit danach auszufragen. Also kam auch er zum Sinn des Treffens zurück.


    "Selbstverständlich erwarte ich, dass ihr eure Arbeit so dokumentiert und führt, dass ihr euren Nachfolgern einen leichten Einstieg ermöglicht. Aber noch ist es ja lange nicht soweit und die Amtszeit noch nicht zu Ende. Aber Dokumentation ist ein gutes Stichwort. Haben wir ein paar Zahlen? Wieviel Fälle sind geschafft, wie viele stehen im Moment offen?" Es wurde zwar jeden Tag gestorben, so dass sich ständig etwas an diesen Zahlen tat, aber ein Zwischenstand war trotzdem gut.

  • Jetzt wollte der Praetor Zahlen und Fakten, jeder wartete ab, um jemand anderen den Vortritt zu lassen.


    Als sich niemand traute, beschloss Macer zusammen mit seinem Partner die Iniative zu ergreifen. Nun wir haben in unserem Zustellungsgebiet 50 gemeldete Todesfälle, wobei wir nur bei etwa 30 Fällen ein Erbe vorhanden war. Im Moment sind davon 5 Fälle noch ohne Erben! Durchaus stolz präsentierte Macer die Zahlen, bis zum Ende seiner Amtszeit wird er vermutlich ohne ungeklärten Fall dastehen.


    Nach und nach trauten sich auch andere vor, mit zum Teil erschreckend schlechten Ergebnissen, andere waren aber auch ähnlich gut wie Macer und sein Partner.

  • Macer notierte die Zahlen auf einer Wachstafel flüchtig mit und summierte sie auf, ohne jedoch allzu genau hinzuschauen. Die Quote schien ihm nicht schlecht zu sein. "In zwei von fünf Fällen gibt es also keine Erben? Das ist erstaunlich hoch, finde ich. Wie sieht es mit Testamenten aus? Greift häufig die gesetzliche Erbfolge oder regeln es die Verstorbenen lieber selber?"

  • Da musste Macer dem Praetor komplett recht geben, in der letzten Zeit starben vorallem viele Peregrini. Sicher war der einbrechende Winter ein Grund.
    Sicher etwas wunderlich, doch das macht es für uns etwas einfacher. Bei unseren Fällen habe wir noch kein einzigstes Testament bearbeiten müssen. Mir scheint es fast, als ob jeder zu faul für solch ein Schreiben ist.
    Es gab in der Tat nur sehr wenige Testamente in Rom.




    Sim-Off:

    Entschuldigung für den späten Post. Übersehen ;)

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