[Cella servi] Saturnalienflucht

  • „Gleich haben wir es geschafft“, bemerkte Phaeneas mit einem Zwinkern, nachdem er Cimon schon eine Zeit lang durch die Villa geführt hatte. Es ging merklich in den hinteren Teil des Hauses, in den Wirtschafts- beziehungsweise Sklaventrakt. Dort ließen sie auch die vorderen Türen unbeachtet hinter sich und erst eine Porta weiter hinten schob der Bithynier auf und trat mit dem aurelischen Sklaven gemeinsam ein. „Hier habe ich die letzten Tage verbracht“, erklärte er, in den Raum weisend. „Das ist sonst eine leerstehende Sklavenkammer. Hierher verirrt sich zum Glück nur selten jemand, auch während den Saturnalien.“
    Ein kleiner Hocker stand an einem ungefähr genauso kleinen Tisch und Phaeneas zog noch einen weiteren Hocker dazu. „Setz dich, Cimon“, meinte er und dabei schob sich wieder ein Lächeln auf sein Gesicht. Auf dem Tischchen lag neben anderem Schreibzeug eine aufgerollte Schriftrolle, in der offensichtlich gelesen worden war. Für irgendetwas musste er die Saturnalien schließlich nutzen und so ziemlich das einzige Sinnvolle, was er unter solchen Bedingungen tun konnte, war, sich im Vorlesen verbessern. Denn das war noch immer kein bisschen so, wie Phaeneas sich das vorstellte.
    Nachdem er sich selbst gesetzt hatte, nahm er das in Tuch eingeschlagene Geschenk auf seinen Schoß und wickelte das drin befindliche, längliche aus. Ein Stilus kam zum Vorschein, ein normalgroßer Stilus inmitten von dem Material, in dem er verpackt gewesen war, lag jetzt vor dem Bithynier.
    Er rechnete grundsätzlich kein bisschen damit, mit einem Geschenk bedacht zu werden. Es lag absolut jenseits Phaeneas‘ Erwartungshorizont, dass jemand anlässlich eines solchen Festes oder sonst irgendwann an ihn dachte.
    Cimon hatte an ihn gedacht. Er hatte beschlossen, ihm etwas zu schenken, war wegen ihm losgezogen, um etwas zu kaufen, und hatte für ihn diesen Stilus ausgesucht. Cimon schien ihn schon so sehr in sein vertrautes Umfeld aufgenommen zu haben, dass er ihm an den Saturnalien sogar ein Geschenk brachte. Im Anblick dieser Erkenntnis war Phaeneas zutiefst gerührt und bewegt.
    „Danke, Cimon“, war dementsprechend alles, was er sagen konnte, um rüberzubringen, wie er sich fühlte.

  • Es ging immer weiter und weiter. Cimon sah sich immer wieder bewundernd und neugierig um. Wo wohl ihr Ziel lag? Der Sklaventrakt war das Ende und hier noch weiter. Der Nubier stellte fest das es hier angenehm ruhig war. Sicher wohnten in diesem Bereich nicht viele Sklaven. Eine leere Sklavenkammer verbarg sich hinter der Tür, die Phaeneas dann schließlich öffnete. Cimon trat respektvoll ein, denn er sah dies als 'Reich' des anderen an und wollte sich entsprechend verhalten. Gerne setzte er sich auf den angebotenen Hocker. Das Lächeln erwiederte Cimon mit einem sehr entspannten gesichtsausdruck. Ja, hier kann man es sicher eine Weile aushalten. So einen Raum würde er auch nur zu gerne bewohnen.


    "Es ist wirklich wunderbar hier. Gehst du auch sonst öffter hier her? Die Ruhe die man in diesem Raum empfinden kann ist bestimmt unübertroffen. Ich danke dir, das du diese Ruhe mit mir teilst. Was für ein schönes Geschenk."


    Die Schriftrolle fing seinen Blick ein und ließ ihn erst los, als Phaeneas sich für sein Geschenk bedankte. Cimons Gesicht strahlte als der Bithynier dies tat. Also war es ein gutes Geschenk...welche Erleichterung.


    "Dann gefällt es dir? Wie gut. Ich war mir nicht sicher, ob es angemessen war.


    Sag mal, Phaeneas... darf ich fragen was du da ließt? Denn du musst wissen, das ich auch sehr gerne lese. Am besten gefallen mir ... Geschichten um die Götterwelten. Aber auch mathematische Dinge finde ich interessant. Wenn ich gerade eine fremde Sprache versuche zu lernen, lese ich auch von dieser alles was mein Herr mir zur Verfügung stellt..."


    Er geriet ins Schwafeln...er, Cimon wusste grade nicht ein Ende zu setzen. Der Nubier musste sich zusammenreißen ... So stoppte er sich mit einem tiefen durchatmen und sah Phaeneas entschuldigend aber dennoch sehr erfreut an.


    "Es tut mir leid. Es ist nur so, dass mich dieses Thema sehr begeistert."


    Seine Augen sahen abwechselnd auf den Stylus und die Schriftrolle. Cimon wollte noch so viel sagen und fragen. Doch ersteinmal wartete er...sie hatten Zeit. Zunehmend entspannte sich der Nubier und man konnte ihm nun sicher sehr deutlich die Freude ansehen. Seine Sklavische Maske war vergessen.

  • Kaum saß der aurelische Sklave auf seinem Hocker, da begann er auch schon von der Sklavenkammer zu schwärmen. Es hörte sich wirklich rührend an, was er da so sagte. Und vor allem bei der Stelle mit dem Teilen und Geschenk musste der Bithynier arg an sich halten, um innerlich nicht zu sehr berührt zu werden. ‚Immer vorsichtig bleiben, immer vorsichtig‘, sprach seine innere Stimme ihm kontinuierlich vor.
    Trotzdem freute er sich eigentlich, dass Cimon hier mit ihm in diesem Zimmer war und ihm Gesellschaft leistete.
    „Nein, eigentlich nur an den Saturnalien“, erklärte Phaeneas. „Sonst bin ich meistens beschäftigt und halte mich allgemein einfach woanders auf. Das bringt der Alltag sonst so mit sich.“
    Was man beim Öffnen des Geschenkes auf Cimons Gesicht hätte lesen können, ging gerade relativ an dem Bithynier vorbei, denn der war im Moment mit sich selbst beschäftigt.
    ‚Du hättest mir alles schenken können, ich hätte mich gefreut!‘, antwortete er Cimon in Gedanken – sprach es aber selbstverständlich nicht aus. Dafür sprach das warme Braun seiner Augen deutlich für sich.
    „Du siehst ja, ich kann es gleich brauchen“, fügte er noch zur Bestätigung an und wies auf die auf dem Tisch liegenden Wachstafeln. „Wieso sollte es unangemessen sein?“
    Schließlich folgte er Cimons Blick auf die Schriftrolle. „Natürlich darfst du fragen, was ich da lese. Es ist Plinius‘ Naturkunde“, erläuterte er dann weiter. Herrje, langsam wurde der Zeitraum zwischen den Worten des anderen sehr eng. Was er dann aber hörte, ließ ihn seine Ohren spitzen. „Dann mögen wir sehr ähnliche Dinge“, bekannte er daraufhin freimütig. Schließlich ging es nur um literarische Vorlieben und um nichts dramatischeres. „Dieser Text hier“ – er deutete auf Plinius – „handelt unter anderem auch von den Göttern. Womit ich mich in diesem Zusammenhang noch gern beschäftige, das ist Philosophie. Und ich mag allgemein Logisches - wenn sich aus einer Sache Weiteres ergibt.
    Aber im Moment bin ich insgesamt noch etwas überfordert, mit dieser Fülle an Geschriebenem, der ich gegenüberstehe ...“

    Das ‚gerade‘ veranlasste den Bithynier dazu, eine Frage anzuhängen: „Welche fremden Sprachen kannst du denn?“
    Phaeneas sah innerlich verblüfft dem zu, was da gerade mit Cimon passierte. Er dachte an den Sklaven mit der ruhigen, fast steinernen Miene zurück, der am anderen Ende des Atriums gestanden hatte, und verglich ihn mit diesem hier. Das Durchatmen und der trotzdem freudige Ausdruck der Augen lösten etwas in ihm und ließen in Folge ein wohliges Gefühl der unbeschwerten Freude aufsteigen. In der Tat, der Enthusiasmus war Cimon anzusehen und Phaeneas genoss es.
    „Mir tut es gar nicht leid“, erwiderte er dementsprechend in beinahe schamloser Offenheit. „Es ist doch nur gut, wenn es etwas gibt, das dich begeistern kann.“ Keine Selbstverständlichkeit in des Bithyniers Augen.

  • Phaeneas war also nur an den Saturnalien hier? Wie schade dies war. Was der Bithynier dann sagte, zeigte Cimon, wie ähnlich sie sich waren. Denn auch der Nubier bewegte sich recht viel während eines normalen Tages. Ja, das brachte der Alltag so mit sich. Cimon nickte sehr als antwort und lächelte Phaeneas offen an.


    In den Augen von Phaeneas glaubte Cimon die Freude erkennen zu können, die er auch hatte wecken wollen. Dies wiederum ließ den Nubier erfreut auflächeln. Und er konnte das Geschenk auch gleich brauchen? Begeistert folgten die Augen des aurelischen Sklaven den Andeutungen des Anderen.
    Erleichtert nahm Cimon wahr, das er nicht unangemessen reagiert hatte. Plinius' Naturkunde? Leicht rückte er näher zur Schriftrolle und konnte seinen Glanz in den Augen nicht verbergen als er Phaeneas anschaute.


    "Götter und Philosophie. Ist dies nicht immer das interessanteste? Kann ich dir irgendwie behilflich sein, bei dieser Fülle?"


    Schließlich hatten sie ja auch zeit, die sie so noch nützlich würden füllen können. Die Frage nach den Sprachen, die er wohl sprechen konnte, ließ ihn bescheiden sein Haupt senken. Für ihn war es nicht genug.


    "Nun, ich kann Latein und Griechisch sprechen, lesen und schreiben. Sprechen kann ich noch ein wenig den Dialekt aus der Heimat meiner Mutter. Die wenigen Worte Ägyptisch die ich kann, kann man kaum als sprechen bezeichnen. Und momentan bemühe ich mich darum, das ein Phater aus dem aurelischen Haushalt mir seine Sprache beibringt. Mein Herr möchte auch, das ich eine germanische Sprache lernen. Doch noch habe ich damit nicht begonnen."


    Entschuldigend zuckte Cimon mit den Schultern. Das Phaeneas mit solcher Ruhe reagierte, sorgte dafür das der Nubier sich immer wohler fühlte. Hatte er schon wieder zu viel geredet? Wenn es so war, würde sein Gegenüber es sicher signalisieren. Cimon sah nun offen neugierig zu Phaeneas und grinste leicht. Ob er ihm wohl auch eine Sprache beibringen könnte? Aber er musste auch das Kämpfen weiter üben und sich sportlich betätigen, hinzu kam die tägliche Arbeit. Cimon glaubte wirklich das ihm alles zu viel wurde. Da musste er darauf vertrauen, das sein Herr gut für ihn entscheiden mochte.


    "Welche Sprachen hat man dich gelehrt? Vieleicht könnten wir ja einiges voneinander lernen?"

  • Gemäß dem, was er gesagt hatte, positionierte Phaeneas also den Stilus, den er von Cimon zu den Saturnalien bekommen hatte, bei den anderen Schreibsachen und bettete auch das Stück Tuch daneben. Dafür, dass der bithynische Sklave sonst in allen Dingen so ordentlich war (eiserne Ordnung hielt), lagen hier die Wachstafeln relativ durcheinander.
    Es war schön, Cimon weiterhin so begeistert zu sehen, wenn es um Literatur ging. „In der Tat“, bestätigte Phaeneas erst, für seine Verhältnisse relativ optimistisch, und bemerkte dann noch: „Sich mit den Menschen zu beschäftigen, ist manchmal so müßig ...“, und kehrte damit wieder seinen Pessimismus heraus.
    „Hm, ich bin mir nicht sicher, ob du mir helfen kannst“, überlegte er dann auf des anderen spontanes Angebot hin. „Aber danke, Cimon, ich werde gerne auf dich zurückkommen – wenn ich wieder einmal in der Bibliothek der Villa Vinicia gestanden bin und nicht wusste, wo ich hingreifen soll“, schmunzelte er. „Doch ...“ Und jetzt wurde Phaeneas leicht verlegen. „ ... kennst du eine Schrift, die sich mit Bithynia beschäftigt?“ Die ewige, ewig brennende Frage.


    „Aber wenn du willst, können wir gerne gemeinsam dort weiterlesen, wo ich stehen geblieben bin“, bot er schließlich mit Blick auf die Papyrusrolle an.
    Es überraschte den Bithynier ein weiteres Mal, als Cimon den Kopf senkte. Phaeneas selbst tat das nur, wenn er sich dafür schämte, etwas schlecht gemacht zu haben, was er als Sklave eigentlich gut können müsste. In dem Bereich, den er als sein ‚Privatleben‘ bezeichnete, senkte er seinen Kopf nie.
    Ein weiteres Mal überraschte der aurelische Unfreie ihn, als er doch eine ganze Reihe an Sprachkenntnissen aufzählte, über die er mehr oder weniger gut verfügte. „Nicht schlecht“, war allerdings Phaeneas‘ einzige Reaktion; ihn selbst konnte man schließlich mit nichts beeindrucken, wenn es um Sklavenfähigkeiten ging. Neid war dem Bithynier fremd. „Und woher kommt deine Mutter konkret?“, erkundigte er sich.
    „Von mir kannst du sprachenmäßig nicht viel lernen“, bremste er Cimon prompt. „Ich spreche, lese und schreibe nur Latein, es ist meine Muttersprache.“ Davon abgesehen, dass er es in schriftlicher Version auch erst seit kurzem beherrschte. „Eines von wenigen germanischen Wörtern, die ich gelernt habe, ist ‚Heilsa.‘. Das bedeutet ‚Salve.‘. In einem anderen germanischen Dialekt kann man auch noch ‚Heile.‘ sagen. Das ist wirklich alles, was ich außer Latein kann. Na ja, und die ins Lateinische übernommenen griechischen Fremdwörter natürlich“, fügte er noch, mehr wie im Scherz, hinzu.

  • Während Cimon zuhörte konnte er nichts dagegen machen, das er sich bemühte mit so unauffälligen Bewegungen wie möglich, die Wachstafeln zu ordnen. Sie lagen für seinen Geschmack einfach zu unordentlich. Was sagte Phaeneas da? Alles klang so negativ. So bemühte der Nubier sich mit einem Lächeln wieder etwas bessere Stimmung zu verbreiten.


    "Manche Menschen leben einfach an der Welt vorbei... Aber anstatt sich zu beschweren können wir besser versuchen mit unserem Verhalten dies zu verbessern."


    War das zu viel? Es waren seine Gedanken, die ihm gerade durch den Kopf gingen. Er hoffte nur, das sie hilfreich sein mochten. Dann sah er fast schon verzweifelt auf und zuckte entschuldigend mit den Schultern.


    "Ich helfe, wie immer, wann immer ich kann. Aber...verzeih, schriften über Bithynia kenne ich nicht. Zumindest erinnere ich mich an keine. Ich bin aber auch weniger belesen als du. ... Denke ich."


    Dann sah er begeistert auf. Phaeneas wollte seine Schrift mit ihm teilen? Cimon nickte und fühlte sich sehr wohl dabei, dieses Fest mit Schriften verbringen zu dürfen.


    "Ja, sehr gerne. Ein weiteres Geschenk, das du dies mit mir teilen möchtest? Aber ich sollte dich vorwarnen. Mein früherer Herr war recht unzufrieden, mit meiner Auffassungsgabe. Ich werde mich bemühen, den Nachfragen nicht zu oft nachzugeben."


    Sicher er war soetwas wie ein 'Alleskönner'. Er war kräftig, konnte Kämpfen und war recht ausreichend belesen. Doch schon immer fiel ihm der Sport leichter als das Lernen. Auch wenn es ihm Spaß machte zu knobeln und zu lesen, zu lernen und zu verstehen. Cimon glaubte nicht daran schlau zu sein. Das hatte Atonis ihm gründlcih aus dem Leib geprügelt.
    Aber was die Sprachen anging, die er eher durch die Schläge gelernt hatte als durch Freiwilligkeit, schien Phaeneas recht beeindruckt. Wie gut das seine dunkle Hautfarbe die Röte verbergen konnte.


    "Mein Herr wollte das ich zumindest Latein und Griechisch gut beherrsche. Meine...meine Mutter kommt aus Nubien. Mehr weiß ich nicht. Viel zu früh musste ich sie verlassen. Ich kenne zwar einige Geschichten...aber ... wirkliches Wissen über ihre Heimat besitze ich nicht.
    Germanisch? Hmm....Heilsa? Heile, ja? Ich werde es mir merken. Danke, Phaeneas."


    Den Scherz verstand Cimon nicht wirklich. Er nahm es als Information, das Phaeneas einige grichische Wörter konnte. Dazu nickte er und zeigte durch seine ruhige Art sicher sehr deutlich, das er es nicht verstanden hatte. Er sah auffordernd zu seinem Gegenüber und der Schriftrolle. Dabei bemerkte er was er mit den 'unordentlichen' Tafeln tat. Langsam zog er seine Hände zurück und grinste entschuldigend.
    Besser er würde jetzt darüber hinweg gehen und auf das Lesen eingehen.


    "Wie wollen wir lesen? Und ab wo?.... Könntest du mir erklären, was zuvor geschrieben stand?"


    Neugierig sah der Nubier Phaeneas an. Er würde auch als erstes lesen...wenn nötig sogar vorlesen. Auch wenn er es nicht wirklich gut konnte und beim lauten lesen doch viel zu oft stockte. Versuchen konnte er es bestimmt... verblüffend ruhig sah er dem Lesen entgegen.

  • Am Rande bekam Phaeneas mit, wie Cimon an den Tabulae herumrichtete. Herrje, kein Sklave konnte wohl wirklich dauerhaft aus seiner Haut; sobald es wieder um Lucianus‘ Sachen ging, würde der Leibsklave es genauso machen.


    Immer noch war es für ihn ungewohnt, in jemandes Lächeln zu blicken, wenn er gerade wieder in Zynismus und Schwermut verfiel - anders konnte er nicht mit den Gegebenheiten der Welt umgehen, diese Haltung war das einzige, was ihm in Hinblick auf die Unschönheiten der Welt Trost gab, ohne an der eigenen Hilflosigkeit und Ausgeliefertheit ersticken zu müssen. Doch nun saß da Cimon und versuchte diese, Phaeneas‘ düstere Gedanken zu vertreiben. Er wusste nicht recht, ob er dafür dankbar sein sollte. Nachdenklich, ohne jede Wertung, fragte er nach: „Wie meinst du das?“
    Ein leicht resignierendes Seufzen folgte auf des aurelischen Sklaven Worte. Das war ja klar gewesen. Wahrscheinlich würde er nie, nie etwas über das Herkunftsland seiner Eltern erfahren. „Trotzdem danke, Cimon“, bemühte sich Phaeneas um ein halbherziges Lächeln.
    „Weniger belesen? Das glaube ich kaum. Schau, Cimon“, erklärte der Bithynier, „ich lese erst seit kurzem. Davor hatte ich von Lesen und Schreiben keine Ahnung. Und bisher kenne ich nur die kurzen Texte, die mein Lehrer in Germania mir gegeben hat – und den Teil der ‚Naturkunde‘, mit der ich mich seither befasse. Es ist meine erste Lektüre, meine allererste.“ Wie es dementsprechend um ihn stand, wenn es ums laute Vorlesen ging, verschwieg er.
    Auf Cimons Begeisterung und den ersten Teil seiner Bemerkung hin musste Phaeneas kurz lachen. Der andere war bei allem so dankbar und konnte sich so spontan freuen, wie der Bithynier es von sich selbst (und er war schließlich die meiste Zeit seines Lebens seine einzige Gesellschaft gewesen) kaum kannte. Bei ihm selbst lief seine Stimmung meist gleichförmig dahin, ohne Höhen und ohne Tiefen (oder zumindest versuchte er letzt Genannte gering zu halten), neutral und immer fest am Boden der Tatsachen.
    „Nein nein“, beeilte sich Phaeneas nach Cimons Warnung zu sagen, „frag nur nach, wenn dir danach ist! Die meisten Dinge versteht man erst, wenn man eine Zeit lang darüber nachgedacht oder darüber geredet hat. Es wird für uns beide für das Verständnis des Werkes gut sein.“ Aber wieder spielte des anderen früherer Herr dabei eine Rolle. Hm, vielleicht war es schlecht, zu sehr auf einen Herrn und dessen Ansprüche fixiert zu sein? Phaeneas selbst jedenfalls hatte erfahren, dass letzten Endes jeder wieder andere Wünsche hatte und sich dementsprechend um die Anforderungen einzelner wenig Gedanken gemacht. Es war wie Mode. Es änderte sich ständig. Und bei ständiger Veränderung wurde etwas irgendwann bedeutungslos.
    „Aus Nubien“, wieder holte er und erkundigte sich mit einem Schmunzeln: „Bezeichnest du dich dann selbst als Nubier? Und woher ist dein Vater?“, erfolgte prompt die nächste Frage. Man kannte Phaeneas an, dass ihn das Thema faszinierte. Schließlich klang das, was Cimon erzählte, so vertraut, so sehr nach der eigenen Geschichte des Bithyniers. Erst recht als es zu diesem Punkt kam: „Wann musstest du von ihr weg?“ Leiser war seine Stimme geworden. Noch nachdenklicher als vorher.
    Als Cimon entschuldigend grinste, erklärte Phaeneas: „Das sind meine Notizen, untereinander komplett unzusammenhängend, deshalb werfe ich sie fast immer so durcheinander. Aber du musst mir nicht hinterherräumen ...“ Nun erschien der gleiche Ausdruck auf seinem Gesicht wie auf dem seines Gegenübers.
    Dann nahm er die Schriftrolle zur Hand und warf auf Cimons Erkundigungen hin einen kritischen Blick auf den bereits gelesenen Teil. (Den las er nicht noch einmal, sondern rief sich nur in Erinnerung, von was er gehandelt hatte. So schnell konnte er schließlich nie und nimmer den Sinn von Buchstaben erfassen.) „Hm, es ist ziemlich komplex. Lies den Anfang dieser Textstelle am besten selber.“ Bei diesen Worten zog er seinen eigenen Hocker um den kleinen Tisch herum neben den von Cimon und legte die Papyrusrolle auf dessen Schoß ab. „Von da bis da“, zeigte er ihm noch mit dem Finger an.


    Dass die Sonne der ganzen Welt Seele und, deutlicher, ihr Geist ist, dass sie die oberste Herrschaft der Natur und eine Gottheit ist, ist angebracht zu glauben, wenn man in Betracht zieht, was sie bewirkt. Sie nämlich bringt den Dingen das Licht und vertreibt die Finsternis, sie verbirgt und beleuchtet die übrigen Sterne, sie lenkt den Wechsel der Zeiten und das sich immer wieder erneuernde Jahr nach den Naturgesetzen, sie zerstreut am Himmel das Trübe und lässt auch die Wolken des menschlichen Geist- es sich aufhellen, sie leiht ihr Licht genauso den übrigen Sternen, hervorleuchtend, hervorragend, alles schauend, alles auch hörend, wie, soweit ich sehe, der erste Dichter, Homer, es nur an ihr so befunden hat.


    Ich halte es deshalb für ein Zeichen menschlicher Schwäche, nach dem Bild und der Gestalt der Gottheit zu suchen. Wer auch Gott sein mag, wenn es überhaupt einen anderen gibt als die Sonne, und in welchem Teil des Alls er auch sein mag, er ist ganz Gefühl, ganz Gesicht, ganz Gehör, ganz Seele, ganz Geist, ganz er selbst. Unzählige Götter anzunehmen – und sogar entsprechend den Lastern der Menschen - , wie etwa eine Gottheit der Keuschheit, der Eintracht, des Geistes, der Hoffnung, der Ehre, der Milde, der Treue, oder, wie es Demokritos für richtig gehalten hat, nur zwei, Strafe und Belohnung, grenzt an noch größere Leicht- fertigkeit. Die gebrechlichen und geplagten Sterblichen haben, ihrer Schwäche bewusst, die Gottheit in Teile zerlegt, damit jeder in seinem Anteil das verehre, was er am meisten braucht.


    Deshalb finden wir bei verschiedenen Völkern verschiedene Götternamen und bei jeweils denselben zahllose Gottheiten; sogar die unterirdischen Mächte, Krankheiten und auch viele schlimme Seuchen wurden in Arten geteilt, während wir sie in banger Furcht besänftigt wissen möchten. So hat man sogar von staatswegen auf dem Palatin einen Tempel dem Fieber geweiht, einen anderen der Göttin der Kinderlosigkeit neben dem Tempel der Laren und einen Altar dem bösen Schicksal auf dem Esquilin.
    Deshalb kann man sogar die Zahl der Götter für größer ansehen als die der Menschen, da ja auch die einzelnen auch sich selbst heraus ebensoviele Götter machen, indem sie sich eine Iuno oder einen Genius wählen, die fremden Völker auch gewisse Tiere und sogar widerwärtige als Götter betrachten und vieles, das auszusprechen noch beschämender ist, indem sie bei stinkenden Speisen und ähnlichen Dingen schwören. Der Glaube, dass unter Göttern auch Ehen geschlossen würden und doch seit so langer Zeit daraus niemand geboren worden wäre, ferner dass die einen immer alt und grau, andere jugendlich und Kinder, wieder andere schwarz, geflügelt, lahm, einem Ei entsprossen, abwechselnd einen Tag lebend und tot seien, ist eine fast kindische Faselei; aber alle Unverschämtheit übersteigt es, wenn man ihnen Ehebrüche andichtet, dann für Streitigkeiten und Hassgefühle oder sogar für Diebstahl und Verbrechen Götter annimmt.
    Gott sein bedeutet für den Sterblichen, dem Sterblichen zu helfen, und das ist der Weg zum ewigen Ruhm. Ihn gingen die vornehmsten Römer, auf ihm wandelt jetzt göttlichen Schrittes zusammen mit seinen Kindern der größte Herrscher aller Zeiten, Vespasianus Augustus, der erschöpften Welt zu Hilfe kommend. Dies ist die älteste Sitte, sich hochverdienten Männern dankbar zu erweisen, dass man solche Helfer unter die Götter versetzt. Denn auch die Namen anderer Götter und die oben erwähnten Namen von Gestirnen sind aus verdienstvollen Taten der Menschen entstanden.


    Dass Iuppiter oder Merkur sich so oder andere sich anders untereinander nennen und dass es eine himmlische Benennungsweise gibt: wer gibt da nicht zu, dass das bei Ausdeutung der Natur lächerlich ist. Dass das höchste Wesen, was es auch immer sein mag, sich um die Angelegenheiten der Menschen kümmert oder dass es durch eine so traurige und vielseitige Tätigkeit nicht beschmutzt wird: was davon sollen wir glauben oder bezweifeln? Es lässt sich kaum entscheiden, was den Menschen zuträglicher ist, da die einen die Götter überhaupt nicht, die anderen sie in beschämender Weise achten. Fremden Heiligtümern dienen sie und tragen Götter an den Fingern, auch Ungeheuer verehren sie, verbieten und ersinnen Speisen und unterwerfen sich selbst einer so strengen Herrschaft, dass sie nicht einmal im Schlaf Ruhe haben. Nicht Ehen, nicht Kinder, nicht überhaupt sonst irgendetwas wählen sie ohne die Hilfe von heiligen Handlungen. Andere üben Betrug sogar auf dem Kapitol und schwören Meineide beim blitzschleudernden Iuppiter, und den einen helfen ihre Verbrechen, die anderen werden von ihren heiligen Handlungen mit Strafen verfolgt.

  • Den Blick von Phaeneas nahm Cimon zwar wahr, doch er richtete noch ein wenig, bis er langsam seine Hände zurück zog. Er wollte nicht unhöflich sein. Der Anblick der so geschafften, wenn auch minimalen Ordnung gefiel dem Nubier. So sah er seinem Gegenüber direkt ins Gesicht und zeigte dabei durchaus auch die Freude über das eigene Dasein in diesen Räumlichkeiten. Die Ruhe tat ihm gut. Hinzu kam die gute Gesellschaft sowie die Aussicht auf neues Wissen.


    Was er damit meinte? Manchmal wusste er das selber nicht, in letzter Zeit. Doch er wollte sich bemühen es zu erklären. Dabei dachte er über seine eigenen Gedanken nach und verlor sich in einem durchaus warmen Lächeln.


    "Du klangst so betrübt, vorhin...und ich wollte mit meinem Vergleich nur Zeigen, wie andere Menschen leben. Ich persönlich werde alles tun, um zu verhindern jemals wieder...so an meiner Umgebung vorbei zu leben."


    Der Nubier wusste nicht, wie ausreichend seine Worte sein würden, doch es wäre nicht schlimm, sollten sie ungenügend sein. Er sah in Phaeneas einen sehr verständnisvollen Gesprächspartner. Das der andere Sklave so wenig zu wissen glaubte und was er zu berichten hatte, ließ Cimon schier staunen. Es dauerte einen kurzen Moment, doch dann zeigte er leuchtende Augen, die von einem freundlichen Nicken unterstützt wurden.


    "Allein das ich eben dies nicht gesehen habe, Phaeneas zeigt doch, wie belesen du bist. Ich habe viel gelesen, lesen müssen... aber nur selten habe ich darüber wirklich nachgedacht. Mein Herz war oft bei meiner Mutter."


    So ehrlich hatte er es bis jetzt noch niemals ausgesprochen gehabt. Allerdings tat es ihm gut und dies wollte er mit Mimik und Gestik auch durchaus ausdrücken. Das Lachen was Phaeneas nach außen trug, steckte Cimon an. So musste auch er kurz auflachen und konnte anschließend sein Lächeln kaum mehr bändigen. Die Aufforderung ruhig nach zu fragn begegnete der Nubier mit einem offen wirkenden Gesicht sowie einer leichten Andeutung eines Nickens. Eben so, wie er es bei ihrem ersten Aufeinandertreffen versucht hatte.... mit kleinen Gesten und Mimik... Cimon war dabei allerdings wieder kurz davor loszulachen.


    Phaeneas' Fragen ließen Cimon sehr nachdenklich wirken. Aber keineswegs negativ. Er wollte einfach richtig und ehrlich antworten, nur dazu brauchte er einige kurze Momente. Die Stille durchbrach er schließlich mit seiner ruhigen Stimme, die zeigte, wie sehr es ihm gefiel über seine Mutter nach zu denken.


    "Ich mich als Nubier? Nun, Phaeneas, meine Mutter sagte es oft...ich solle stolz sein...und ja, da es das einzige ist, was ich noch von ihr habe, nenne ich mich einen Nubier. Von meinem Vater weiß ich kaum etwas. Meine Mutter konnte auch nicht sicher sein...sie behauptete immer sie wüsste genau welcher ihrer...Kunden...mein Vater gewesen sei...aber das ist doch unmöglich, nicht war? Er soll jedenfalls ein Soldat gewesen sein. Aber kein Römer..einer von den Hilfstruppen...manchmal behauptete sie sogar er sei ein Offizier gewesen...aber das sicher nur, um mich glücklich zu machen. Ich war sehr jung...nun, nachdem ich einmal einen..Kunden meiner Mutter niedergeschlagen hatte, hatte unser Herr wohl genug von mir. Meine Mutter sagte zum Abschied, das es gut für mich sei, das ich nicht bleiben würde, um für dieses Scheusal Geld einzubringen...damals habe ich es nicht verstanden...oder wollte es nicht. Doch heute weiß ich, das ich selbst mit dem was folgte noch Glück gehabt haben musste."


    Er sprach ohne Groll, ohne Hass...etwas Trauer und viel Nachdenklichkeit zeigte sich in seiner Stimme. Aber er merkte, je mehr er sprach, wie leichter es wurde. Dankbar für seine Fragen strahlte der Nubier danach Phaeneas an.
    Dann musste Cimon grinsen. Er brauchte nicht aufzuräumen? Fast lachend nickte er als Antwort und rückte nocheinmal kurz eine Tafel zurecht, die eigendlich schon ganz gut lag. Nur um zu zeigen, das es ihm nichts ausmachen würde. Seine Augen sahen schon ein wenig neugierig aus, doch er wagte es nicht nachzufragen. Und hineinschauen würde er niemals. Das schienen doch recht private Tafeln zu sein, so ließ er sie danach auch lieber in ruhe, aus Respekt, dem Verfasser gegenüber.


    Erfreut über den Vorschlag den Anfang selber zu lesen, formten seine Lippen ein tonloses 'Ja, gerne', und der Nubier sah dabei Phaeneas neugierig an. Als der andere um den Tisch herum kam und sie nun nebeneinander saßen wollte Cimon schon die Hände ausstrecken. Ließ sich dann aber die Schrift auf den Schoß legen und sah genau hin, wo der Bithynier hinzeigen mochte. Seine Augen folgten dem und er nickte begeistert. Schon nach kurzer Zeit waren seine Augen, seine Gedanken, sein Selbst in der Schrift gefangen. Er sah die Sonne und all die Herrlichen Dinge. Die Götter...und doch dieser Zwiespalt. Cimon wurde immer unruhiger. Seine Augen wollten weiterlesen, er wollte wissen wie es weiterging. Doch er konnte nicht. Gedult... ja, in Gedult üben war nicht leicht. Aber er mochte es schaffen. Langsam sah er auf und löste sich somit aus einer anderen Welt. Wie verträumt mussten seine Augen wirken, als er Phaeneas ansah.


    "Der Anfang gefällt mir sehr gut. Die Sonne... ja, sie läßt so einiges wärmer erscheinen, als es ist... aber die Götter..was da steht. Ist das nicht eine Kritik am Glauben? Ich verstehe das nicht.... ich möchte so gerne etwas glauben, nur weiß ich nicht was. Ich bete so oft, und weiß doch nicht zu wem. Bitte.... kann ich...oder willst du?..Ja, liest du es weiter vor?"


    Seine Worte mussten ja fast schon kindlich wirken. Aber das war Cimon gleich. Viel zu gespannt war er auf das was folgen mochte. Diese Schrift gefiel ihm, auch wenn sie ihn so sehr zum nachdenken brachte. Oder grade weil sie dies tat.

  • Ein Teil von Phaeneas wollte schön finden, was er da sah und hörte, aber ein anderer Teil wehrte sich gegen jegliche Form von Tröstung und sei sie noch so konstruktiv. „Manchmal kann man aber nicht anders“, wandte er ein. „Das heißt ... meistens. Gerade wenn andere nämlich nicht gewillt sind, sich sinnvoll in der Welt einzubringen, sondern in ihrem eigenen, elitären Kosmos leben. Die nicht dankbar sind und es um so weniger gut mit anderen – die ihre Umgebung ausmachen – meinen. Dann ist es Selbstschutz, sich nicht mit solchen Leuten abzugeben, bevor sie einem nur Kummer bereiten.“
    Auf das Nicken des aurelischen Sklaven schüttelte der Bithynier nur den Kopf.
    „Wieso ... bei deiner Mutter?“, fragte Phaeneas.


    So wie Cimon aussah, musste man ihn wohl nur anpieksen und er würde wieder in Lachen ausbrechen. Deshalb schaffte es der Bithynier auch nur zurückzugrinsen.


    Phaeneas ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Viele Dinge ließen sich nicht gleich auf Anhieb formulieren und – es war sinnvoll nur zu reden, wenn man auch etwas zu sagen hatte.
    „Ich war nie dort, aber ich bin Bithynier“, meinte er zu Cimons Ausführungen. „Es ist auch für mich das einzige, was ich von meinen Eltern habe, meine Herkunft und meinen Namen. Phaeneas.“ Er liebte seinen Namen.
    Kunden ... Oje, er verstand. Allein die Vorstellung, seine Mutter hätte ähnlicher Profession nachgehen müssen, war für Phaeneas unerträgliche Qual. Seine heißgeliebte Mutter. Die seinen Vater geliebt hatte. Und von ihm geliebt worden war. Und die nach der vom Herrn angeordneten Trennung keinen anderen Mann mehr angesehen hatte - ihr Sohn war dann der Mann ihres Lebens geworden. Diese stolze, wundervolle Frau, voller Kraft und Stärke, die nachwievor leuchtender Stern in seinem Leben war. Niemals hätte er sie so benutzt und beschmutzt sehen wollen. Seine Mutter.
    „Hast du Geschwister?“, erkundigte sich Phaeneas nur zu den Zweifeln des anderen.
    Dann die Geschichte vom niedergeschlagenen Freier. Auch diese Erzählung fand eine dafür empfängliche Stelle in dem bithynischen Sklaven. Nie hatte er herausfinden können, warum sein Vater dessen kleine Familie hatte verlassen müssen. Seine Mutter hätte es ihm nie erzählt und Phaeneas hätte nie gewagt zu fragen. Das hatte sie von ihm erbeten, keine Fragen zu diffizilen Themen ihres Lebens zu stellen. Aber ein Gerücht, das der kleine Phaeneas auffangen hatte können, war gewesen, er hätte seine Frau und sein Kind schützen wollen ... Hätte damit etwas getan, was ein Sklave nie durfte, was ein absolutes Sakrileg für jeden überzeugten Unfreien war, der nur ein bisschen Pflichtbewusstsein im Leib hatte. Kurz gesagt, sein Vater, der ihm von seiner Mutter als das Idealbild an (sklavischer) Tugend angepriesen worden war, hatte vielleicht etwas getan, was ein guter Sklave laut Phaeneas‘ Mutter niemals tun würde.
    Aber all das kam ihm im Gegensatz zu Cimon nicht über die Lippen.
    „Was folgte dann? Atonis? Und ...“, fügte der Bithynier hinzu, „ ... was hast du für den Herrn deiner Mutter gearbeitet?“
    Was der aurelische Sklave erzählte, war dem so ähnlich, was Phaeneas seinerseits erlebt hatte. Auch wenn er nicht schuld daran war, dass seine Mutter von ihm weggehen hatte müssen. Abschied ... schemenhafte, in Dunkelheit ertränkte Bilder stiegen in seinem Geiste auf. Nach Strahlen war ihm gerade eher gar nicht, denn im Gegensatz zu Cimon machten es ihm die Erzählungen nicht leichter, sondern berührten ihn tief und zwar dort, wo notdürftig verarztete Wunden nicht heilen wollten. So übersah er auch die neugierigen Augen des anderen. Dafür war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Mit seinem Innenleben.


    Als Cimon sich dann in die Schrift vertiefte, betrachtete Phaeneas ihn mit wachen Augen. Seine eigene Begeisterung für diese Textstelle stand außer Frage, jedes Mal wieder, wenn er sie las, war er hingerissen – aber ganz unprovokant war sie nicht gerade. Was der aurelische Sklave wohl dazu sagen würde? Anzusehen war ihm jedenfalls nur, dass er von Plinius‘ Worten gebannt war.
    „Na ja, eine Kritik am Aberglauben vieler Menschen ist es in jedem Fall“, versuchte der Bithynier es harmlos auszudrücken – und redete damit ein bisschen außen herum. „Du hast den Sinn des Textes erfasst, Cimon, das ist nämlich die Hauptaussage der bisherigen Stelle. Dass man nichts wissen kann über das Wesen und den Willen der Götter, zumindest nichts konkretes. Dass wir nur auf Vermutungen angewiesen sind und deshalb keine krampfhafte Angst vor dem Göttlichen haben und uns nicht in unzumutbarer Weise unnötig einengen sollten.
    Plinius hält es für in Ordnung und berechtigt, zu beten, doch brauchst du es nicht aus panischer Furcht heraus zu tun, um irgendwelche möglicherweise zürnenden Götter zu besänftigen.“
    Hoffentlich textete er Cimon, vor lauter Liebe zu sachlichen Vorträgen, nicht zu sehr zu ...
    Dann bat er Phaeneas, laut weiterzulesen. Worauf der etwas verlegen wurde. Was die Dinge anbelangte, die er als Sklave tun sollte, hatte er gelernt, möglichst nichts zu zeigen, was er nicht voll und ganz beherrschte. Ihm selbst war es komplett egal, ob er etwas konnte oder nicht, ob er sich blamierte oder nicht – aber die eingeübte sklavische Alarmglocke, die ihn stets vor gefährlichen Situationen warnen sollte, schrillte. „Ähm, na ja, wie ich gesagt habe, ich lese erst seit kurzem und dementsprechend ‚gut‘ tue ich es“, gestand der Bithynier. „Also, wenn ich vorlese, dann geht das ziemlich langsam und stockend und teilweise geht der Zusammenhang verloren, wegen tausender Pausen, in denen ich den Sinn des Satzteiles vor mir zusammensuchen muss ...“ Deswegen hatte er sich die Naturkunde ja mit hierher genommen, um die Zeit dazu zu nutzen, vorlesen zu üben.

  • Selbstschutz war ein gutes Wort und Cimon nickte dazu nachdenklich. Ja, er verstand und stimmte Phaeneas zu, ohne ein Wort zu sagen. Nur mit Augen und Mimik. Aber nicht mit weniger Hingabe. Wieso er aber bei seiner Mutter war...im Herzen bei seiner Mutter...wie sollte er es erklären? Schwer schluckte Cimon.


    "Ich wusste das sie lebte... sie lebt..irgendwo. Und gleich was Atonis mir antat und was er mich lehrte, ich hörte immer wieder ihre Stimme singen."


    Er hatte den Text vergessen, den Sinn nie verstanden, aber die Melodie war ihm immer bewusst geblieben. Allein der Gedanke daran ließ ihn wieder fröhlicher wirken. Sicher fehlte nicht viel und der Nubier würde erneut lachen, trotz des bedrückenden Themas. Es war überraschend angenehm mit Phaeneas darüber zu sprechen. Allerdings glaubte Cimon zu erahnen, das etwas nicht stimmte. Noch verstand er nicht was dies sein konnte, aber er versuchte darauf zu achten.


    Auch Phaeneas hatte nicht viel von dem was seine Heimat sein mochte. Allerdings den Namen, den Cimon als recht angenehm empfand. Langsam nickte der Nubier verstäöndnissvoll und neigte dann den Kopf leicht schräg. Die Frage nach Geschwistern sorgte für eine Kurze Pause.


    "Nun, Phaeneas. Dann haben wir wahrlich einiges gemeinsam. Ich...habe keine lebenden Geschwister von denen ich weiß. Ich sah ...sie sterben."


    Mehr konnte der Sklave nicht sagen. Denn zu schwer wurde ihm das Herz und zu sehr wollte er fröhlich sein. Doch die weiteren Fragen hielten Cimon in der Vergangenheit fest. Dabei bemerkte er das es ihm nichteinmal so viel auszumachen schien. Er dachte nach, sah Phaeneas fest in die Augen und brauchte um seinen Bildern im Kopf Worte zu geben.


    "Was folgte? Nun, Phaeneas, Atonis war kein... es folgte Schmerz, Erziehung wie er es nannte. Ich lernte gut und ertrug was immer mein Herr mir zu recht antat. Aber ... ich kann nicht sagen, das ich getrauert habe, als er starb. Nur ein wenig mehr als ein Jahr danach fand Dominus Aurelius Ursus mich auf dem Markt. Und ich danke wann immer ich kann den Göttern, die ich nicht kenne für dieses Glück.


    Was ich für den Herren meiner Mutter tat? Nun, Sachen tragen, 'Gäste' bewirten, und viel rennen. Auch wenn ich nicht wusste, was diese Männer wollten, so hielt ich mich doch von ihnen fern. Meinem Herren hatte es nicht gefallen... aber er wollte meine kostbare Haut nicht schädigen... zumindest hatte er das einmal gesagt, als ich ihn belauscht hatte."


    Cimon wurde schlecht als er es sagte. Furcht aus der Vergangenheit kroch seinen Rücken hinauf und er sah Phaeneas an, als könne dieser ihn schützen.
    Als es um den Text ging schien einiges vergessen. Der Nubier hörte ruhig zu und nickte ergeben. Dann sah er zu Phaeneas auf und die Schrift danach zweifelnd an. Dann legte er sie beiseite und sah sein Gegenüber offen an. Nein, er hatte es nicht vergessen... nur kurz verdrängt...


    "Phaeneas? Ich glaube diese Schrift kann warten. Sag, was ist mit dir? Diese Schrift, hast du sie aus einem bestimmten Grund gewählt? Ich...ich kenne keine Götter zu denen ich beten kann, und doch tue ich es. Betest du, Phaeneas? Manchmal, wenn ich freie Zeit bekomme, suche ich mir Arbeit um alleine zu sein und fühle mich wohl dabei. Und doch mag ich die Einsamkeit nicht wirklich. Wie findest du Ruhe und Geborgenheit?"


    Was das Lesen anging, so machte Cimon sich keine Sorgen. Es war nicht wichtig, nicht momentan. Der Sklave war sich fast sicher den anderen dazu zu bekommen, mit ihm zusammen zu üben. er selbst konnte es gar nicht. Vieleicht würde er es lernen können. Warum nicht gemeinsam? Cimon hoffte das seine Worte den anderen nicht verschrecken würden. Bei allem blieb er äußerlich ruhig und besonnen. Doch seine Augen waren voller verwirrender Gefühle, die in ihm zu toben schienen.

  • Cimon nickte nur und gab Phaeneas damit recht. Ja, recht hatte er in jedem Fall, auch wenn das, was aus seiner Folgerung resultierte, alles andere als schön war. Nämlich ein Leben in Einsamkeit ... Aber das Schicksal fragte einen schließlich nicht, fragte nicht, ob einem das recht war ...
    „Singen?“, wiederholte der Bithynier. „Sang deine Mutter oft?“ Was der andere sagte, kam ihm bekannt vor, auch wenn es bei ihm nicht allein seine Mutter war. Er gab nichts auf materielle Dinge, denn wenn man die einmal verloren hatte, waren sie weg, unwiederbringlich weg. An Menschen, mit denen man Schönes erlebt hatte, konnte man sich dagegen in jeder noch so widrigen, einsamen Situation erinnern und die Erinnerungen wärmten einem das Herz.
    „Lebt ... lebt sie wohl immer noch?“, fragte der Bithynier mit zugeschnürtem Hals. Zu viele Gedanken, Erinnerungen, Empfindungen waren nun in ihm, als dass er noch Cimons momentan fröhliche Art hätte erwidern können. Zudem wollte Phaeneas sich auf das konzentrieren, worüber sie redeten, denn auch wenn er selbst gerade nicht viel erzählte, wollte er im Augenblick nichts mehr als zuhören.
    Was der aurelische Sklave dann nach einer Pause aussprach, ließ Phaeneas‘ Herz gefühltermaßen für einen Moment stillstehen. Mit einer solchen Eröffnung hatte er kein bisschen gerechnet, eigentlich hatte er schließlich auf etwas ganz anderes hinausgewollt. Seine Augen waren längst starr geworden, zu sehr beschäftigte ihn das, was er hörte. „Nun ... dann, dann kann deine Mutter wahrscheinlich wirklich nicht sicher gewusst haben, wer dein Vater war ...“
    Cimons Blick erwiderte er fest und ließ ihn wieder in Ruhe bedenken. „Erziehung?“, wiederholte er wieder, mehr für sich. Schmerz hatte man in Phaeneas‘ Vergangenheit Strafe genannt und Strafe war als Teil der ewig währenden Erziehung eines Sklaven bezeichnet worden. Zu recht? Warum betonte Cimon das so? Als er von Atonis‘ Tod erzählte, schüttelte der Bithynier den Kopf. „Es ist nicht Pflicht eines Sklaven, um seinen Herrn zu trauern. Bei so gut wie keinem von denen, denen ich bisher gehört habe, hätte ich das getan.“ Jetzt war seine Stimme wieder fest, bestimmt, so wie man das von Phaeneas kannte, wenn er von Pflicht sprach.
    Was Cimon als seine Aufgaben aufzählte, war nichts ... na ja, nichts außergewöhnliches. Das, was jeder durchschnittliche Unfreie mindestens einmal im Leben erledigen musste. Kostbare Haut? Etwas irritiert sah er nun aus.
    „Du hast ihn belauscht???“, fragte er dann ziemlich ungläubig. Niemals hätte er so etwas gewagt und niemals, da war er sich sicher, hätte er so etwas unbeobachtet und dementsprechend straflos hinbekommen.
    „Ich glaube, das war auch gut so ...“, war Phaeneas‘ Fazit zu der Sache mit dem Fernhalten. Er hätte es genauso getan. Hatte es, wann immer er konnte.
    Cimons Furcht blickte in des Bithyniers verstörte Augen, der Angst niemals so leicht offen zeigte, sie in sich verschloss, in eine enge Ecke drängte.
    Es überraschte ihn dann etwas, als der andere so gar nichts zu seinen Darlegungen sagte und stattdessen zu seinen Belangen in dieser Hinsicht überging. Auch weckte es Besorgnis in ihm, als Cimon viele, seeehr persönliche Frage stellte. Die zu beantworten er eigentlich nicht durchweg gewillt war. Entsprechend langsam raffte er sich auf zu reden. Nur die Augen des aurelischen Sklaven ließen ihn an die gute Absicht hinter diesen seinen Worten glauben. Was sein Misstrauen aber nicht schrumpfen ließ.
    Konnte die Schrift warten? , das war die dringendste Frage, die sich Phaeneas aufdrängte, während er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte.
    „Nein, tue ich nicht“, antwortete er, etwas gedehnt. „Ich bete nicht, auch wenn ich genug Auswahl hätte, zu wem. Ich opfere nicht, ich bitte nicht, ich hoffe nicht.“ An dieser Stelle kam besonders gut zur Geltung, wie kühl seine Stimme oft war. Dann versuchte er seine Faszination für die Textstelle darzulegen. „In der Schrift ist ja beschrieben, welchen übertriebenen Befürchtungen sich manche Leute aussetzen, ihres Glaubens wegen. Und viele scheinen zu glauben, sie könnten die Götter auf so einfache Weise gnädig stimmen, indem sie bestimmten festgelegten Ritualen folgen – ohne sich dabei auch nur annähernd Gedanken zu machen. Für viele scheinen jegliche Götter nur noch eine festgeschriebene Funktion zu haben, die eine bestimmte Auswirkung auf ihr Leben hat – ein fester Teil ihres Lebens sozusagen. Und das Ganze nimmt dann noch schier unglaubliche Auswüchse an! Ich kann mit dieser Art des Glaubens nichts anfangen“, schloss der Bithynier.
    „Wie kann man etwas nicht mögen und sich gleichzeitig dabei wohlfühlen?“, fragte er dann stirnrunzelnd.
    Insgesamt hatte er nun nur Dinge preisgegeben, die er vor jedem hätte verantworten können, ganz gleich wie vertrauensunwürdig derjenige wäre.

  • Als Phaeneas fragte, ob Cimons mutter oft gesungen hatte, schloss der Nubier kurz die Augen und meinte sie zu hören. Ein warmes Lächeln zierte nun seine Lippen.


    "Ja, sie sang immer, wenn es mir nicht gut ging oder wir traurig waren ...also ziemlich oft. Aber es war schön ...Ob...ob sie noch lebt? Ich ... ich will es glauben und hoffe es jede Nacht. Ich weiß nicht warum, denn wiedersehen werde ich sie sicher niemals."


    Cimons graue Augen sahen Phaeneas offen an, dabei zeigte der Nubier keinerlei negative Gedanken mehr. Es war, als sei er für einen Moment befreit von diesen. Was der Sklave durchaus auch ein wenig genoß, wenn er es auch nicht wirklich zu zeigen wagte.
    Leicht schüttelte er den Kopf, als sein Gegenüber meinte, seine Mutter konnte nicht sicher sein, wer der Vater war. Darauf zu sagen wusste er nichts gutes. Es war so...auch wenn Cimon sich oft wünschte einen Vater zu haben, so kam er inzwischen doch überraschend gut mit dem Wissen klar, das er nur seine Mutter hatte...nur an sie würde denken können in einsamen Nächten. Doch sie reichte ihm voll und ganz aus. Einen Vater brauchte er nicht. Wenn er es sich lang genug einreden würde, mochte auch sein Herz dies irgendwann einmal glauben.


    Ja, es war Erziehung .... Kurz dachte Cimon über die eigene Wortwahl nach und nickte schließlich bestätigend auf Phaeneas Worte. Ja, er hatte recht. Es war nicht die Pflicht des Sklaven zu trauern. Dann aber ruckte er leicht zusammen, als der Bithynier so ...auffuhr. Cimons Augen weiteten sich. Nun vieleicht hätte er die sache mit dem Lauschen nicht so offen sagen sollen. Aber er hatte es und so blieb nur der entschuldigende Blick und der Versuch unschuldig zu lächeln. Dabei zuckten seine Schultern nur leicht und Cimon wusste keine guten Worte zu seiner Verteidigung. Die gab es nicht.
    Das auch Phaeneas meinte das es gut war weggelaufen zu sein beruhigte Cimon im Geiste. Denn nun konnte er sich doch absolut sicher sein, keinen Fehler gemacht zu haben. Oft genug fragte er sich ob er nicht hätte stehenbleiben sollen. Aber nun durfte er daran glauben, das es so besser war. Auch wenn er bis heute nicht ganz verstand was alles um ihn herum geschehen war...damals.


    Cimons Fragen schienen doch nicht so gut zu sein, wie er glaubte. Nicht so unschuldig wie sie sein sollten. Er beobachtete genau die Regungen des Anderen und meinte etwas zus ehen. Nur was? Entschuldigend sah er ihm in die Augen und hörte ruhig zu. Er betete also niemals? Als Phaeneas dann zu der Schrift kam, meinte Cimon zu erkennen, das er dies als bestmöglichen Weg nahm, auszuweichen. Aber Cimon akzeptierte es mit einem leichten Kopfnicken. Die Frage aber ließ den Nubier den Kopf leicht schräg legen.


    "Glaube ist ein wirklich schwieriges Thema, Phaeneas. Ich glaube mit dieser Vielzahl an Göttern und die Art der Opferungen, die es gibt, kann ich ebensowenig anfangen wie du, scheint mir.
    Etwas nicht mögen und sich wohl fühlen? Es gibt viele Dinge in meinem Leben und auch jetzt noch, die ich nicht mag. Aber ich fühle mich wohl bei meinem Herren. Vieleicht weil ich weiß, wieviel schlechter es sein könnte."


    Nun zweifelte Cimon ernsthaft daran, das dies ein gutes Beispiel gewesen war. Doch es war das erste was ihm einfiel. Dabei sah er nun doch auf die Schrift. Der aurelische Sklave wusste nicht mehr so genau, was er sagen sollte. Er hatte das Gefühl, das seine Letzten Worte zuvor nicht gut gewesen waren. Und dies wollte er eigendlich verhindern. So sah er Phaeneas fragend an, wobei seine Hände unruhiger wurden und die Augen unstetiger. Dann entschied er sich dazu seine Gedanken in Worte zu fassen.


    "Phaeneas? Wenn ich zu viel gefragt habe, so tut es mir leid. Du darfst mich gerne stoppen in solchen Momenten. Ich ... ich rede nicht so oft, so frei mit anderen. Aber sicher gewöhne ich mich daran."


    Bei seinen letzten Worten grinste er leicht um zu zeigen, das er in letzter Zeit wirklich viel Übung bekam. Dabei befürchtete er immer wieder tief in sich, statt Freundschaften aufzubauen, sich den anderen zu entfernen. Grade jetzt wäre es ihm mehr als nur ungelegen. Denn Phaeneas schien ihm ein guter Mensch zu sein, dessen Nähe Cimon durchaus angenehm erschien.

  • Ernsthaft begann Phaeneas sich zu fragen, wann er zuletzt jemanden so wunderschön hatte lächeln sehen wie Cimon gerade. Sich einem solchen Lächeln entziehen zu wollen, war absolut unmöglich, vollkommen von selbst sprang es auf den Bithynier über.
    Solche Rituale hatte er mit seiner Mutter auch gehabt. Jeden Abend hatten sie miteinander verbracht, tagsüber waren sie schließlich mit ihren jeweiligen Pflichten beschäftigt gewesen. Das war für Phaeneas immer die schönste, meist geschätzte Zeit des Tages gewesen. Und oft hatte sie dann ihre hüftlangen, dichten, braunen Haare gelöst, die sonst natürlich in einem Knoten zusammengebunden gewesen waren, und er hatte sein Gesicht in ihnen versteckt, sich in tiefe, geborgene Dunkelheit gehüllt, wenn der Tag anstrengend gewesen war, wenn er die Welt nicht mehr sehen hatte wollen.
    „Weißt du ... Cimon ... meine Mutter ist tot, genauso wie mein Vater, ein paar Jahre, nachdem sie verkauft worden war, war sie gestorben. Ich hatte sie in der Zeit dazwischen nie gesehen. Jetzt, wo sie tot ist, ... habe ich das Gefühl, dass sie mir – falls man nach dem Tode irgendwie weiterbestehen kann – in jedem Fall näher ist, als in der Zeit, als wir getrennt waren, sie aber am Leben war.“ Phaeneas sah Cimon an. ‚Ich weiß nicht, ob du mich verstehen kannst ...‘, sagten seine Augen.
    „Das ... das kenne ich, wenn man jemanden gern wiedersehen würde, ... aber haargenau weiß, dass es wahrscheinlich nie passieren wird“, nickte er. „Man weiß nur ... irgendwo da draußen ...“ Welch unproduktiver Gedanke! , drang wieder Phaeneas‘ Zynismus durch. Aber es war ... es war angenehm ... von jemandem verstanden zu werden. Das geschah selten genug seit den Jahren bei Lucianus inmitten all dieser Unfreien mit dieser seltsamen Sklavenmoral, von wegen ‚Arbeite, streng dich an, geh ganz in deiner Aufgabe auf, dann kannst du auch mal gutmütig den Alten belächeln, dir wird schon nichts passieren‘.
    Im gleichen Moment brachte Cimon Phaeneas in Verlegenheit. „Nein, also, ich, ich wollte dir damit keinen direkten Vorwurf machen, nur es überrascht mich, wie offen du davon sprichst, ihn belauscht zu haben. Das wäre, egal wo ich je war, niemals möglich gewesen und ich hätte nie auch nur annähernd mit dem Gedanken gespielt.“


    Wieder stand so schnell dieser entschuldigende Ausdruck auf Cimons Gesicht. Wenn der Bithynier sich darauf einließ zu antworten, war er ja wohl selbst schuld. Und was der aurelische Sklave nicht wusste: er ging auch nicht auf Fragen ein, die er als unangemessen befand. Nicht in einem solch ... privaten Rahmen, unter annähernd Gleichgestellten, wenn er solche Erkundigungen annähernd gefahrlos zurückweisen konnte.
    „Na ja, man muss ja noch nicht einmal an viele Götter glauben, man kann sich ja auch einen oder mehrere konkrete aussuchen ...“, war Phaeneas‘ schwacher Versuch zu dem Thema Glauben, so allgemein gehalten wie sie momentan darüber redeten, noch etwas zu sagen. Dann aber entdeckte er sein eigenes Stichwort doch für sich. „Doch wenn ich mir allein nur die alt-römischen Gottheiten anschaue, habe ich das Gefühl, sie sind alle gleich, nur ihre Attribute unterscheiden sie. Wenn man Parallelen zu allen anderen religiösen Kulten zieht, ist es dasselbe. Was macht schließlich schon den Unterschied zwischen einer Isis und einer Iuno aus?“
    Auf Cimons Beispiel hin versuchte Phaeneas die Quintessenz zu isolieren: „Dich stören also Einzelheiten und du bist mit der Gesamtsituation zufrieden?“ Ansonsten überging er dezent, dass der andere ihn zu diesem Thema eigentlich usprünglich etwas gefragt hatte ...
    Etwas irritiert betrachtete er dann einen scheinbar immer nervöser werdenden Cimon. Eigentlich müsste der Bithynier es schließlich sein, dem die momentane Gesprächslage unangenehm war. Endlich redete der aurelische Unfreie.
    „Cimon? Das ist normal. Solche Situationen werden dir noch oft begegnen. Unter Sklaven musst du immer damit rechnen, dass dir nicht jeder auf alles antworten will.“ Das gab Phaeneas ununwunden zu. „Aber dafür kannst du nichts. Ansonsten - “ - und dabei schlich sich ein leicht ironisches Lächeln auf seinem Gesicht - „sei ein Mann und steh zu dem, was du gefragt hast!“ In Anbetracht dessen, dass er solche Sprüche sonst nicht allzu oft auf der Zunge führte, war dem mehr symbolischer Wert zuzumessen. Auch wenn Cimon das nicht wusste.
    Was die Gewöhnung an sichere Gesprächsführung anbelangte, bestätigte Phaeneas sein Gegenüber mit einem Schmunzeln.
    „Mit dem frei reden ...“ Sorgenvoll sah des Bithyniers Gesicht jetzt aus. „Wie gesagt, sei vorsichtig, in wie weit du frei redest ... und wann ... und erst recht mit wem ... und über was. Ein kleines Wort kann manchmal schon zu viel sein.“ Um Cimon wäre es schade.

  • Kurz, nur für einen Augenblick runzelte sich Cimons Stirn. Er glaubte bei Phaeneas zu erkennen, das diesem es gefiel, das der Nubier Lächelte. Auch ihm gefiel dies ebenso wie die Erwiederung des Bithyniers. Dann glaubte Cimon das es um Verständniss ging. Phaeneas' Augen sagten etwas...Cimon nickte leicht und hörte ruhig den Worten zu. Er riet und wagte mit seines Antwort das Einfließen seiner Vermutung. Dabei fiel ihm auf, wie auch ihm es gefiel, das der andere seinen Namen nutzte und auf welche Weise er diesen betonte.


    "Ja, Ich verstehe, Phaeneas. Aber irgendwann werden wir beide unsere Mütter wiedersehen. Gleich auf welche Weise. Es ist sehr schade, das du sie nicht auf ihrem Weg begleiten durftest. Das Schicksal ist nicht immer nett zu uns beiden gewesen, wie mir scheint."


    Eigendlich müsste Cimon nun in Depressionen verfallen, doch er empfand das Gespräch als viel zu angenehm als sich schlechten Gedanken hingeben zu wollen. Auch wenn seine Augen sich kurz verfinsterten, so dauerte es nicht lange, bis sie wieder diese Freude zeigte, die diese Begegnung zu begleiten schien. Die Sprache kam wieder auf das Lauschen und Cimon neigte kurz grinsend den Kopf, welches von einem fast schon unschuldig wirkenden Schulterzucken begleitet wurde. Er mochte nicht an die Strafen denken, die es gehagelt hätte, hätte man ihn in diesem Moment entdeckt.


    Als es wiederum um die Götter ging, musste Cimon genau zuhören. Langsam nickte er, wobei der Nubier eine offensichtliche Denkpause einlegen musste.


    "Isis und Iuno? Ich denke du meinst damit das Isis eine ähnliche Stellung inne hat? Entschuldige bitte meine Unwissenheit, doch mit den Göttern komme ich oftmals etwas durcheinander. Allerdings ist Religion auch ein sehr weites Thema, das kein richtig oder falsch kennen dürfte."


    Zumindest war dies Cimons Grundgedanke. So hoffte er, das die Götter ihm seine Unwissenheit vergeben mochten. Vieleicht würde er irgendwann einmal jenen finden, den er anzubeten hatte. Dann musste der Sklave darüber nachdenken wie seine Worte gewirkt haben mussten. Wie hatte er es gemeint? Nun sah er Phaeneas direkt und nachdenklich in die Augen.


    "Ja, ich denke genau so kannst du es ausdrücken. Es sind die Einzelheiten die aber nicht die Gesamtsituation verschlechtern."


    'Sei ein Mann und steh zu dem was du fragst' ... Phaeneas hatte so recht. Cimon straffte den Körper und versuchte lächelnd auch die Stärke zu zeigen. Und zumindest das was er unter Stolz verstand. Was aber jedem Freien nicht ausreichenwürde, um es so zu nennen.


    "Du hast ja so recht, Phaeneas. Ich neige dazu mich stehts und ständig zu entschuldigen. Ich will mich bessern, zumindest was die Gespräche mit Gleichgestellten angeht."


    Dankbarkeit ob der offenen Worte des Bithyniers sprach aus Cimons Worten und zeigte sich in seinen Augen. Die Sorge aber, die er nun in Phaeneas' Gesicht zu sehen glaubte ließ den Nubier stocken. Nun hörte er sehr genau hin und nickte nicht nur. Er sah dem Anderen Sklaven nun auch sehr offen in die Augen und wollte damit deutlich zeigen, das er verstand.


    "Ja, ich werde darauf acht geben, Phaeneas. Ich danke dir für deinen...erneuten Rat."


    Ja, er merkte sich jeden Rat von Phaeneas sehr genau und würde sich immer wieder daran erinnern. Dabei hatte er nicht im Geringsten das Gefühl, das er bei dem Bithynier darauf zu achten hatte. Obwohl er ihn erst vor kurzem kennen gelernt hatte, vertraute er ihm bereits. Selbst wenn dies ein Fehler sein sollte, es fühlte sich gut an. Nur kurz war er wieder etwas unsicher, aber dann griff er doch nach der Schrifft, um die es anfangs noch gegangen war. Seine Augen erforschten die Worte und er laß einige Teile erneut. Dann sah er auf.


    "Ich halte dich von einer sehr schönen Schrift ab. Wenn du lieber für dich lesen möchtest, darf ich dann trotzdem bleiben, um dir Gesellschaft zu leisten? Wir können auch abwechselnd lesen. Oder du übst dich im Vorlesen und ich gebe dir mein Wort nicht zu lachen. Was ich eh nicht machen würde, Phaeneas."

  • Cimons Stirnrunzeln verunsicherte Phaeneas jedoch. Nun begann der Bithynier sich zu fragen, ob er etwas falsches gesagt oder getan hatte. Mochte der Nubier das, was er über seine tote Mutter erzählte, etwa nicht? Doch er nickte, während er lauschte. Und er gab ihm schlussendlich recht. Der blasse Anflug eines Lächelns erschien auf Phaeneas‘ Gesicht, als der andere seine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der Mutter ausdrückte. Auch wenn leicht zu erkennen war, dass es nicht vollkommen überzeugt aussah.
    Dann drückte Cimon ihm sein Bedauern aus und dann ... sprach er einen Satz, der den bithynischen Sklaven förmlich aus den Sandalen haute. ‚Das Schicksal ist nicht immer nett zu uns beiden gewesen, wie mir scheint.‘ ... Sofort begann sein Herz aufgeregt zu klopfen und er starrte Cimon sichtlich überrascht an. Im Kerngedanken sagte der nämlich, dass das Schicksal ihnen beiden öfter einen ziemlich gemeinen Streich gespielt hatte. Dass es hätte nett sein können, aber nicht gewesen war. Und damit sah er die Verantwortung für alles andere als schön verlaufene Dinge in ihrem Leben beim Schicksal. Natürlich, das Schicksal eines jeden war genau festgelegt, daran glaubte Phaeneas, und ‚Fortuna‘ gab es damit vor, aber so etwas wie ... Schuld konnte man ihr doch unmöglich zuschieben! Wer war schließlich ein Sklave, dass er sich beschweren könnte! Ein Unfreier hatte zu akzeptieren und vor allem ... letzten Endes war doch das Schicksal eines jeden einzelnen genau auf ihn abgestimmt und damit war das, was das Schicksal für einen Sklaven vorsah, für ihn doch immer noch das Beste. Auch wenn es wehtat. Dann war derjenige eben am besten dazu geeignet, ein eben solches Leben zu führen.
    Das, was Cimon da gerade eben gesagt hatte, das war Kritik am Göttlichen! In Phaeneas‘ Augen.
    Und zugleich rührten ihn diese Worte an genau der gleichen Stelle, die für die Äußerung über die Beständigkeit des Schmerzes im Leben empfänglich gewesen war. Es ... fühlte sich angenehm an, gut und richtig, denn es beschrieb die Lebenswirklichkeit, die der Bithynier erlebt hatte, am treffendsten. Nein, als nett hatte er all das, was seine Vergangenheit mit sich gebracht hatte, kein bisschen empfunden.
    Er war hin- und hergerissen. Deshalb sagte er auch nur: „Es ... es hat noch nie jemand zu mir gesagt, das Schicksal wäre nicht nett zu mir gewesen.“ Mit hörbar mitgenommener Stimme.


    „Das stimmt oder zumindest nur sehr wenig ‚richtig‘ und ‚falsch‘. Man kann nicht alles wissen“, meinte er dann. „Und ich kann dich verstehen, Cimon, in römischen Gefilden ist man schließlich mit so vielen Göttern konfrontiert, da kann man unmöglich alle korrekt auseinanderhalten. Was ich eigentlich mit meinem Beispiel gemeint habe ist, dass Isis und Iuno beide für Frauenangelegenheiten zuständig sind. Als weibliches Wesen kann man beide gleichermaßen für jedes nur denkbare Problem anrufen, im Prinzip ist jede der beiden Göttinnen so gut wie die andere, fast schon austauschbar. Und trotzdem gibt es zwei, mit zwei verschiedenen Namen ...“
    Als Cimon sich so straffte, musste der Bithynier herzlich lachen. Die Ironie war mit einem Schlag aus seinem Gesicht gewischt. Trotzdem bemühte er sich dann doch um etwas Ernst, um die Worte des anderen zu ergänzen: „Aber auch in Gesprächen mit Höhergestellten ist es wichtig, stets zu wissen, was man sagt und fragt. Auch wenn man da, nach einem Fehler seinerseits, natürlich sensibler sein muss. Da kann man sich dann nur angemessen entschuldigen. Aber es ist immer wichtig, sich genau bewusst zu sein, was man ausspricht.“
    Wenn Cimon sich zu Herzen nahm, was Phaeneas sagte, dankte er es ihm schon mehr als genug. Denn das war wirklich eine Überlebensfrage, das konnte einen Sklaven schneller zu Fall bringen als er den Stein überhaupt sah, über den er stolperte.
    Während der Nubier den Text noch einmal überflog, sah der bithynische Sklave ihm ruhig zu. Als er von einer „sehr schönen Schrift“ sprach, erschien ein Lächeln auf Phaeneas‘ Gesicht. Es gefiel ihm außerdem sehr, zu hören, dass Cimon ihm gerne Gesellschaft leisten wollte. Gesellschaft ... das hatte er so gut wie nie ... so offiziell ... Auf seine Versicherung hin, nicht zu lachen, musste der Bithynier schmunzeln. „Nun gut, das glaub‘ ich dir, Cimon.“ Aber eines musste er noch klarstellen: Ich habe dir angeboten, die ‚Naturalis Historia‘ mit dir gemeinsam zu lesen, natürlich werden wir das dann nun auch so machen.“ Nach einem Bedenkmoment und doch noch einem kleinen misstrauischen Blick auf den aurelischen Sklaven antwortete er dann: „Ja, abwechselnd, das wäre schön“, und mit einem Seufzer ergänzte er: „Ich fange an.“ Und bat um die Schrift.

  • Das Cimons Aussage über das Schicksal derartige Wirkung haben würde, hatte der Nubier nicht gedacht. So war es nicht verwunderlich, das der Sklave ersteinmal die Mimik seines Gegenübers untersuchte, um zu verstehen, ob es gut oder schlecht gewesen war. Lächelnd stellte er fest, das es zumindest nicht schlecht war. So nickte er nur, denn er konnte kaum etwas erwiedern auf Phaeneas' Worte, das es noch niemand gesagt hatte. Alles würde so dumm klingen. Also beließ er es bei einer art einladenden Geste, die Zeigen sollte, das er gerne der erste war.


    Die Gleichheit der Götter verstand Cimon allmählich und auch was sein Gegenüber damit ausdrücken wollte. Dennoch wusste er nicht so recht, was er hätte sagen können. Leicht nur hob sich seine Augenbraue und der Nubier ließ es zu, das das Lächeln sich auf seinen Lippen verfestigte.


    "Ja, und sicher behaupten einige Menschen das von den zweien nur eine richtig sein könnte. Aber wenn beide richtig sein sollen, wer ist dann falsch? Der Mensch?"


    Cimon glaubte im ersten Moment, das er etwas wirklich philosophisches gesagt hatte, erkannte aber dann, das es sicher nur dumm gewesen sein mochte. Allerdings bemühte er sich darum dies mit seiner unschuldsmine zu überspielen. Der weitere gute Rat von Phaeneas sorgte dafür das der Nubier sehr genau darüber nachdachte und dem ehrlich mit Mimik und Gestik zustimmte. Noch kurz dachte er nach....


    "Ich gebe dir mein Wort, Phaeneas, das ich immer auf meine Worte acht geben werde. Aber entschuldige, wenn ich es bei dir etwas nachsichtiger tun werde."


    Zuerst sehr ernst wurde Cimon dann doch ein wenig lockerer. Denn er wollte wirklich auf den Bithynier hören, auf seine Wortwahl achten, gleich mit wem er sprach und doch fühlte er sich verpflichtet, klar zu stellen, das er es bei Phaeneas als nicht notwendig erachtete. Er vertraute ihm. Ob es ein Fehler war oder nicht, war dem Nubier ersteinmal gleich. Es fühlte sich gut an und mehr wollte Cimon zu diesem Zeitpunkt nicht wissen.


    Phaeneas' Schmunzeln wirkte ebenso ansteckend wie das Lächeln für den Nubier und so erwiederte er es offen. Was er dabei hörte erhellte seine Augen und Cimon konnte kaum verbergen, wie glücklich ihn diese Worte machten. Ein langsames Nicken sollte unterstützen was er zu sagen hatte.


    "Ja, Lass uns abwechselnd lesen, Phaeneas."


    Damit reichte Cimon fast feierlich die Schrift weiter an den Bithynier. Lächelnd ermunterte er Phaeneas dann zu lesen und machte es sich bequem. Allerdings würde ein Außenstehender seine Sitzposition ganz und gar nicht als solches bezeichnen. Für ihn selber aber war dies schon fast ein 'gehen lassen' der größeren Sorte. Die Arme waren nach hinten und stützten den Körper so. Der Rücken aber blieb grade und langsam schloss er die Augen, um die Worte des Anderen ohne weitere Einflüsse auf sich wirken zu lassen. Cimon war wirklich neugierig, wie es wohl weiterging, doch sein Körper zeigte diese Unruhe nur im leichten wippen der Füße.

  • Cimon schwieg und Phaeneas war sich nicht sicher, ob ihn das mehr verunsicherte oder beruhigte.
    „Meine Mutter hatte sich nie wertend über das Schicksal geäußert. Es war wie es war und daran gab es nichts zu rütteln, so hatte sie es mir beigebracht. Auch meine Herrschaften hatten einfach nur Strafe, Straflosigkeit und Belohnung festgesetzt, ohne je das eine als grausam oder das andere als erfreulich zu bezeichnen. Es war einfach erfolgt, fast so, als würde Fortuna selbst blind und gerecht das Urteil fällen. Und Unfreie sind meist zu sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, um sich mit dem Schicksal ihrer Mitsklaven zu befassen. Und Fremde kümmern sich sowieso nicht, wenn es um die Diener anderer geht. So verschwimmt Bestrafung und Lob in einer Art unkommentierter Suppe, als wäre das eine so gut wie das andere, als wäre es egal, ob man geschlagen oder in Ruhe gelassen wird.
    Aber wenn du sagst, das Schicksal wäre nicht immer nett zu uns gewesen, wirfst du ihm damit nicht indirekt vor, an uns beiden versagt zu haben, ungerecht gewesen zu sein?“
    Das waren zugegebenermaßen harte Worte, aber sie ... nicht auszusprechen, wäre Frevel. Phaeneas hatte einfach geredet und geredet und mit der Zeit war seine Stimme auch wieder sicherer geworden. Was Cimon gesagt hatte, klang wohltuend richtig und zugleich kollidierte es mit des Bithyniers Weltbild und genau dieser Gegensatz brachte ihn in Aufruhr.


    „Na ja, solche Leute kenn ich nur wenige.“ Bei Cimons weiteren Überlegungen war er sich nicht ganz sicher, ob er genau verstanden hatte, was der Nubier meinte, aber er deutete es mal so: „Nein, alle sind richtig. Die beiden Göttinnen sind zwei mal das Gleiche, nur jeweils anders benannt.“ Dass der andere seiner Frage wegen irgendwelche Bedenken haben könnte, kam ihm nicht annähernd in den Sinn.
    Auf Cimons Versprechen hin lächelte Phaeneas, ja es erleichterte ihn im Herzen. Der Einwand seines Gegenübers ließ ihn dagegen nur mit dem Kopf schütteln: „Das ist die falsche Vorgehensweise, Cimon. Vertraue niemandem, auch nicht mir. Erst wenn du jemanden genauestens geprüft hast, solltest du dir über so etwas Gedanken machen. Aber sei anfangs bei jedem misstrauisch, gerade bei denen, die spontan sympathisch wirken. Die Zuvorkommenden, Umgänglichen, Großzügigen, das sind die besonders Gefährlichen. Sie erschleichen sich dein blindes Zutrauen, horchen dich auf deine verborgenen Schwächen und Wünsche aus und benutzen das gewonnene Wissen, um dich ihnen vollkommen zueigen zu machen – manchmal ohne dass du es auch nur merkst. Und selbst wenn, ist es meistens zu spät. Sei immer vorsichtig!“
    Als er Cimon so sah und seine leuchtenden Augen, da hüpfte Phaeneas‘ Herz. Dass er selbst das, was er gesagt hatte, als nicht so großartig empfand, war spätestens jetzt egal, und er lächelte zurück, während er Plinius entgegen nahm. Der Nubier positionierte sich auf seinem Hocker um und der Bithynier suchte noch einmal die Stelle, wo der neue Textabschnitt anfing. Sobald er sich wieder voll und ganz Cimon widmen konnte, stellte Phaeneas fest, dass er die Augen geschlossen hatte, und er betrachtete sein Gesicht für einen Moment, mit diesem leichten Schmunzeln auf den Lippen.
    Dann riss er sich los und begann – entsprechend langsam und bedacht wie angekündigt - zu lesen: Jedoch ... hat die sterbliche Menschheit ... sich selbst in der Mitte zwischen diesen beiden ... Auffassungen ... ein eigenes göttliches Wesen erdacht ... , damit die Vermutung über die Gottheit noch weniger einfach ist: ... in der ganzen Welt nämlich ... und an allen Orten und ... zu allen Stunden ... und von den Stimmen aller ... wird allein Fortuna, das Glück, angerufen – hier stockte Phaeneas besonders und das lag nicht an Leseschwierigkeiten, sondern am Inhalt – und ... genannt, allein angeklagt ... und allein beschuldigt – an dieser Stelle lief der Bithynier hell an. Fortuna ... das Schicksal ... jetzt kam Plinius zu seinen, des Leibsklaven Überzeugungen ... Phaeneas wurde nie rot. Während bei anderen Farbe ins Gesicht schoss, verlor seines eher den gesunden Taint und wurde blass; so wie eben jetzt ... weil ihm die Situation peinlich war - „ ... allein bedacht ... , allein gelobt, allein bezichtigt und unter ... Vorwürfen verehrt, als veränderlich ... , von vielen als flüchtig ... , aber auch als blind betrachtet ... , unbeständig, unsicher, wechselreich und eine ... Gönnerin ... Unwürdiger. ... Ihr wird aller Verlust, aller Gewinn ... zugeschrieben und in der ... Gesamt- ... -abrechnung – diese Worte machten Phaeneas hörbar Schwierigkeiten – „ ... der Sterblichen ... füllt es allein ... die beiden Seiten; ... so sehr sind wir dem Schicksal unterworfen ... , dass dieses selbst als eine Gottheit gilt, wodurch doch die Gottheit als ... ungewiss erwiesen wird.

  • All die Worte über das Schicksal begannen Cimon zu verwirren. Dies zeigte er auch offen, denn er fühlte sich hier in diesem Raum sicher und wohl. Der Nubier versuchte es zu verstehen, was Phaeneas sagte und wollte etwas gutes erwiedern. Das war nicht besonders leicht, dennoch bemühte er sich sehr, die richtigen Worte zu finden.


    "Unsere Herren haben es als gleich angesehen, mag sein. Doch das war und ist es nicht. Das Schicksal selber muss doch Gutes und Schlechtes bewerten, sonst kann es eben dieses nicht entsprechend weitergeben. Nach diesen Gedanken, meine ich das das Schicksal uns zu wenig Gutes und zu viel Schlechtes gegeben hatte. Aber das....ja das werfe ich ihm vor."


    Mit jedem Wort wurde Cimon sicherer. Am Ende aber sah er Phaeneas fragend an, ob es denn gut war, was er gesagt hatte. Seine eigene Art zu sprechen überraschte den Nubier...positiev. Er wollte den Bithynier nicht verwirren oder etwas falsches sagen. Cimon wollte einfach Gedanken in Worte fassen, Bilder die er hatte weitergeben... Cimon gefiel es sehr, auf diese Art mit Phaeneas zu sprechen.


    Wobei die Götterfrage Cimon wirklich schwer fiel. Aber er wollte es versuchen. Langsam nickte er, nachdem er die Schrift wieder an Phaeneas gegeben hatte. dann zeigte sich Erleichterung in seinem Gesicht als er glaubte zu verstehen.


    "Zwei Namen für einen Gott. Also wenn ich nicht weiß, wer der Meine ist, so bete ich zu einem Namenlosen und meine doch den gleichen, wie alle anderen die seinen Namen wissen."


    Dieser Gedanke gefiel ihm so gut, das seine Augen Phaeneas schon beinahe anflehten ihm nicht zu widersprechen. Die mahnenden Worte hinterließen eine kurze Leere in Cimon. Er wollte Phaeneas abr vertrauen. Langsam nur schüttelte er den Kopf. Der Nubier wollte jeden Rat annehmen, doch diesen nicht. Entschlossen klang seine Stimme, als er die Augen schloss.


    "Nein, ich vertraue dir. Nenn mich dumm, aber das wirst du nicht ändern können. Ansonsten verspreche ich dir Acht zu geben."


    Zufrieden lächelte er in sich hinein. Cimon hatte eine Entscheidung getroffen und er war glücklich damit. Das geschah nicht sehr oft. Um so besser fühlte es sich an. Dann lauschte er mit geschlossenen Augen und netspanntem körper den Worten des Anderen. Das dieser ihn angesehen hatte, wusste Cimon nicht und selbst wenn, hätte es ihn nicht gestört. Der aurelische Sklave fühlte sich wohl und geborgen, wie unter Freunden.


    Das Stocken bewertete Cimon in keister weise. Zwar machte es das Verstehen ab und zu schwerer, doch dann würde der Nubier nur besser zuhören müssen. Er dachte nach, während er lauschte. Dann schwieg Phaeneas. Cimons Augen waren noch immer nicht geöffnet und er legte den Kopf leicht in den Nacken. Sein Kiefer spannte sich an, als er versuchte die Worte zu verstehen.


    Langsam sah er auf und blickte den Bithynier fragend an. Aber die Stille durchbrach er nicht sofort. Schwer fielen ihm die Worte. Denn er fand nicht unbedingt jene, die er gebrauchen konnte.


    "Also denken wir uns einen Gott aus, wie Fortuna, und geben ihr die Schuld, obwohl es doch andere sind... Soll dies ausdrücken, das es kein Schicksal geben kann? Das wir selbst und die uns umgebenen Menschen das Schicksal sind?"


    Einerseits störte ihn dieser Gedanke aber andererseits gefiel es ihm, selber Macht zu haben. Bei diesen Gedanken erreichte ein Schatten der Vergangenheit seine Augen. Denn Atonis hatte einst zu ihm gesagt, er sei selber Schuld an seinem Leiden. Cimon war es, der mit seinem Verhalten, sein Schicksal bestimmte und die Pein erst heraufbeschwor.
    Die Tränen, die ihm dank dieser Bilder in die Augen traten, kämpfte er nieder. Auch wenn ihr Schimmer noch eine ganze Weile bleiben mochte.


    Um davon abzulenken, reichte er Phaeneas die Hand, um die Schrift entgegen zu nehmen. Auch wenn er mit seiner jetzigen Stimme sicher nicht reden wollte, war es zumindest eine Ablenkung von dem was in ihm zu toben begann.

  • Genau so wie Cimon sich zeigte, so fühlte sich auch Phaeneas in diesem Moment, in dem zwei Geister in ihm widerstritten, der eine empört, der andere spürbar angetan. Den ersten Sätzen des aurelischen Sklaven konnte er folgen, beim vierten hing er förmlich an dessen Lippen – so ungewohnt angenehm war es, so etwas zu hören, irgendwie ... aufregend. Wenn auch verboten aufregend. Der letzte Satz schließlich, das waren mehr als klare Worte, und der andere besiegelte seine Kritik am nicht in Frage zu stellenden Schicksal.
    Auch wenn Phaeneas dem rein theoretisch inhaltlich zustimmen könnte, war es ihm natürlich komplett unmöglich, das ohne Protest stehen lassen: „Aber das Schicksal hat es so festgelegt, also muss es doch richtig sein, egal ob es gut oder schlecht ist!“ Den Aufruhr, den er in sich fühlte, versuchte (versuchte!) er, möglichst nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.


    Zuerst ein Nicken, dann zeichnete sich Erleichterung in Cimons Zügen ab. Und dann brachte er es in Bezug auf seine eigene Situation perfekt auf den Punkt. „Haargenau. Richtig“, konnte Phaeneas also nur nicken. „Das ist der Punkt, Cimon.“ Des Nubiers Augen, wie sie den Bithynier anblickten, waren wirklich sehenswert und sie hinterließen ein gutes Gefühl in ihm, weil er in ihrem gemeinsamen Gespräch geschafft hatte, ihm zu eben dieser Erkenntnis zu verhelfen, die ihm offensichtlich sehr zusagte.
    Die Bewegung des Kopfes des anderen ließ Phaeneas endgültig begreifen, dass er es in dieser Hinsicht mit einem eigenwilligen Schüler zu tun hatte. „Du bist dumm“, gab er deshalb sofort zur Bestätigung zurück. „Daran lässt sich nichts leugnen.“ Aber Cimons Lächeln schien so zufrieden, so mit sich selbst im Reinen, dass ... na ja, der Bithynier ebenfalls eine schlicht nur emotionale Entscheidung traf und es insgesamt dabei beließ: „Na gut, solange du dich an dieses Versprechen hältst, Cimon ... Dann will ich mich damit begnügen.“ Dass es eigentlich ein großes Kompliment war, das nahm Phaeneas nicht wahr (und das wollte er auch gar nicht wahrnehmen).
    Wieder mit dem leichten Schmunzeln verfolgte er, wie der aurelische Sklave nach seiner Lesung reagierte, noch still für sich über den Text nachdachte. Als er auf- und den Bithynier ansah, glaubte der schon fast, sein Gegenüber würde Worte zu Plinius erwarten. Schließlich sprach er aber doch selbst – und fasste wieder einwandfrei das Gelesene zusammen.
    „Ich fürchte ja, Cimon“, seufzte er erst. „Das will das hier sagen. Aber“ – und jetzt kam Phaeneas‘ Einspruch, mit fester Stimme, unerbittlich vorgetragen – „wenn du mich fragst, ist das ganz gewaltiger Unsinn. Ich meine, überleg doch mal, hattest du je im Leben das Gefühl, dein eigenes Schicksal zu bestimmen? Das, was hier steht, trifft vielleicht auf andere zu, meinen und deinen Herrn, manche Freie, manche Sklaven – aber nie und nimmer auf alle Menschen. Die einzige Möglichkeit aller Übrigen ist, das geringere Übel zu wählen - aber ist das immer eine echte Alternative ... ?“
    Den Schimmer in Cimons Augen konnte der Nubier nicht vor dem bithynischen Unfreien verbergen, dazu beobachtete der sein Gegenüber viel zu aufmerksam. Mit seinen Worten hoffte Phaeneas ihn trösten zu können, wo er selbst von dieser These doch schließlich genauso wenig hielt.
    Der entgegengestreckten Hand reichte er die Papyrusrolle und versuchte sich dabei in einem ermutigenden Lächeln.


    Sim-Off:

    Das mit dem Kieferanspannen ist gar nicht gut, da kriegt man irgendwann Kopfweh :P

  • An der Betonung der Worte erkannte Cimon etwas... es musste richtig sein? Zuerst wollte der Nubier entschieden dagegen reden. Doch dann bemerkte er etwas an Phaeneas und etwas an ihm. Es gefiel ihm nicht, wie der Bithynier mit sich oder dem um das es ging kämpfte. Irgendetwas war ...nicht angenehm. Cimon nickte also kurzentschlossen und legte nur für einen Augenblick beruhigend die Hand auf seinen Arm.


    "Vieleicht ist es beiden, Phaeneas. Wenn das Schicksal es nicht als gut oder schlecht bewertet, wir aber schon, dann können doch wir beide recht mit dem haben, was wir denken."


    Was nun folgte ließ Cimon erneut erstrahlen. Er hatte es richtig verstanden und was er verstanden hatte gefiel ihm auch plötzlich recht gut. In dieser Freude meinte Phaeneas ihn dumm zu nennen. Ja, Cimon hatte ihn ja dazu aufgefordert. warum lachte er jetzt kurz und wurde sofort wieder ernst? Cimon verstand sich selbst nicht mehr.


    "Ja, ich bin dumm ... aber auch ehrlich, mein guter Phaeneas."


    Sein Nicken sollte nocheinmal bekräftigen, das er die Worte des Anderen sich zu herzen nehmen würde.
    Es war Unsinn? Seine trockenen Lippen benetzend versuchte Cimon mit seinen Gedanken klar zu kommen. Jemand wie sie bestimmte ihr Schicksal nicht? Wie wahr, Cimon hatte noch nie etwas wirklich bestimmt. Also war es doch nicht seine Schuld? Leicht zitterte seine Lippe und er biss die Zähne hart aufeinander. Dabei arbeiteten die Kiefer derart, das es im Kopf zu schmerzen begann.
    Zum Glück brachte Phaeneas' Bewegung ihn zurück aus seinen gedanken. Seine Hand griff danach und er sah dem Bithynier in die Augen. Das Lächeln des Anderen erwiederte der Nubier. Langsam nahm Cimon die Schrifft und sah darauf nieder. Kurz schloss er die Augen und atmete tief durch.


    "Danke..."


    Mehr sagte Cimon nicht. Mehr konnte er nicht sagen. Aber er konnte versuchen von sich abzulenken. Ohne erneut aufzusehen suchte Cimon die Textstelle wo Phaeneas aufgehört hatte und musste sich räuspern. Seine Stimme klang recht unsicher und hier und da stolperte er ein wenig. Allerdings gab er sich die beste Mühe, alles richtig zu betonen und das nötige Leben in die Worte zu bringen. Eben so wie Phaeneas, nach Cimons Meinung, dies zuvor getan hatte.



    Andere verwerfen auch das Schicksal
    und schreiben die Ereignisse ihrem
    Gestirn und dem Stand bei der Geburt zu
    und nur ein einziges Mal für alles zukünftige Geschehen wird der Gottheit ein Beschluss zugewiesen, ansonsten aber nur Ruhe.


    Diese Meinung hat angefangen, festen Fuß zu fassen, und
    die gelehrte Menge läuft ihr genauso
    wie die ungelehrte zu.
    Daher die Warnung durch Blitze, die Voraussagen der Orakel, die Prophezeiungen der Wahrsager und auch, kaum wert zu nennen, die Vorbedeutung des Nieses bei der Vogelschau und des Anstoßens der Füße.


    Der göttliche Augustus erzählte, dass ihm an dem Tag, an dem ihm ein Aufstand der Soldaten beinahe den Untergang gebracht hätte,
    der linke Schuh verkehrt angezogen worden wäre!
    All das verwirrt die
    naive Menschheit, so dass darunter
    nur eines gewiss ist, dass nichts gewiss ist
    und dass es kein erbärmlicheres und zugleich
    überheblicheres Wesen gibt als den Menschen;
    denn die übrigen Lebewesen kennen nur die Sorge um ihre Nahrung, für die von selbst
    die Güte der Natur ausreicht, und haben jedenfalls
    das Eine von allen Göttern voraus, dass sie nicht an Ruhm, Geld, Ehrgeiz und darüber hinaus an den Tod zu denken brauchen.


    Cimons Hände zitterten leicht, als er fertig war. Noch immer sah er nieder. Langsam gingen seine Augen erneut über das gelesene. Nun dachte er nicht mehr darüber nach, ob er gut oder schlecht vorgelesen hatte...nun dachte er allein über den Text nach. Nachdenklich und ernst sah er auf, Phaeneas in die AUgen.


    "Sind wir dumm, wenn wir an Götter glauben? Phaeneas, ich ... ich will...muss glauben. ..."


    Es gab noch so viel mehr zu sagen, zu fragen. Doch Cimon wusste noch keine Worte dafür zu finden. So sah er den Bithynier nur fragend an. Allein dies sorgte für ein angenehmes Zucken im Mundwinkel. Auch wenn die Augen noch immer Feuchtigkeit in sich trugen, so war er doch in der Lage diese zurück zu halten und sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren.

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