atrium | Ein flavischer Gast

  • Von der Porta aus führte Publius seinen Gast ins prächtig eingerichtete Atrium, ähnlich wie die restliche Villa. Mit einem Schnipser holte er einen der Sklaven heran, die sich bei den verschiedenen Eingängen positioniert hatten. Publius ließ sich langsam auf einer der Liegen nieder und deutete Vera einen Platz gegenüber.


    "Bring uns Obst, Sklave. Und eine Flasche Vinum", orderte Imbrex direkt und blickte dann zu Vera hinüber. Sie sagte etwas davon, dass ihr solche Krankheitszeichen nicht unbekannt waren. Mag sein, doch er glaubte kaum, dass er ihre Hilfe brauchte. Er hatte bezüglich seiner Krankheit noch nie Hilfe gebraucht, warum sollte er also nun solche von einer zwar durchaus attraktiven, aber dennoch fremden Patrizierin entgegennehmen. Zudem hatte er schon weitaus schlimmere Hustenreize erlebt, da war dieser doch ein Klacks. "Wenn du dich immer noch umziehen möchtest...", begann er dann und deutete zunächst auf Veras Flecken auf ihrer Kleidung, dann auf eine weibliche Sklavin. "...haben wir sicher etwas für dich", erklärte Publius, riskierend dass Vera sein Angebot ein weiteres Mal als beschämend empfand. An angemessener Kleidung mangelte es dem Hause nach dem Wissenstand des Aurelius sicherlich nicht.


    Dass Imbrex seine krankheitlichen Schwächen so gekonnt überspielte, hatte seine Gründe, immerhin wollte er sich nichts anmerken lassen. Zudem war er es gewohnt unter den Nachwirkungen und Schmerzen seiner Kinderkrankheit zu leiden und diese auch entsprechend zu kontrollieren.

  • Vera sah sich interessiert um. Für schöne, eindrucksvolle Dinge hatte sie einen Blick und das prächtige Mosaik des Löwens am Boden des Einganges fiel ihr gleich ins Auge. Sie mache ein paar Schritte zur Seite um es genauer zu betrachten.
    Sie hob den Kopf als er sie ansprach, hatte sie bei ihrer Betrachtung gar nicht mitbekommen das er sich entfernt hatte und auf eine Klein sich bequem gemacht hatte.
    „Ja gerne, wo ich jetzt schon hier bin. Mich etwas frisch machen zu können wäre sehr gut. Ich danke dir für das Angebot“
    Die junge Sklavin deutet an ihr den Weg zu zeigen und so kam sie einige Zeit später wieder zurück zu ihm. Die geliehene Tunika, die sie trug war aus edlem aber sehr schlichtem hellblauem Stoff und betonte ihre schlanke Figur geschmackvoll.
    Vera sah auf den jungen Aurelia der entspannt, als ob nichts gewesen wäre auf seiner Kline lag und sich genussvoll eine Traube in den Mund steckte.
    „Wenn du nichts dagegen hast würde ich einen Korbstuhl bevorzugen, ich finde eine Frau gehört sich nicht auf eine Kline, zumindest nicht unter ihr noch fremden.“

  • Während Vera der Sklavin folgte widmete sich Publius nun einem Becher Wein. Die Trauben schmeckten heute vorzüglich, so ließ er von ihnen erst ab, als die Flavia in einer figurbetonten aber dennoch angemessenen Tunika zurückkam. Erst jetzt hatte er das erste Mal die Chance sie in Ruhe zu mustern. Eine wirklich reizende Frau, nicht nur von der Attraktivität, sondern auch von ihrer recht wechselnden und überraschenden Art her, wie sich gerade herausstellte.


    Von Veras Bitte war Publius nicht unbedingt überrascht, hatte sie doch recht damit, dass die beiden sich noch nicht allzu gut kannten. Und ein wenig Distanz beim ersten Treffen sollte durchaus gewahrt werden, schon des Standes wegen und der Pflichten und Sitten, die damit einhergehend beachtet werden mussten. So holte Imbrex ein weiteres Mal einen Sklaven heran, der einen Korbstuhl aus einem der Nebenzimmer brachte und ihn gegenüber von Imbrex positionierte, der weiterhin entspannt auf seiner Kline lag. Nachdem sich die Flavia niedergelassen hatte, war es für Publius Zeit mehr über seine Gesprächspartnerin herauszufinden, die sich am Markt noch so starr, gar herrisch gezeigt hatte. "Es würde mich freuen mehr über dich zu erfahren. Über dich und über deine Familie", begann er nun direkt, aber mit höflichem Ton. Die Krankheit Veras, die die Flavia an der Porta erwähnt hatte, ließ Publius absichtlich ruhen, denn dieses Thema könnte zuletzt auf ihn führen. Er hasste es, wenn er bemitleidet wurde. Zudem war es weiterhin seine Ambition nichts über seine Krankheit preis zu geben, die womöglich seiner Kandidatur schaden konnte.

  • Vera setze sich und nahm einen Becher mit verdünntem Wein entgegen. Sie lächelte als er sie auf ihre Familie ansprach.
    „Du willst wirklich etwas über meine Familie erfahren? Dem Gens Flavia aus dem so mancher Kaiser hervorging? Was haben dir deine Lehrer beigebracht? Entschuldige aber so was bin ich noch nie gefragt worden. Mein Vater ist Gnaeus Flavius Aetius und mein Bruder Aulus Flavius Piso. Wir haben einen Landsitz in Ravenna doch jetzt lebe ich im Hause meiner Vettern den Senatoren Manius Flavius Gracchus und Lucius Flavius Furianus hier in Rom. Sicherlich hast du schon von ihnen gehört. Meine Base Flavia Celerina ist doch mit einem deiner Verwanten verheiratet, mit Marcus Aurelius Corvinus wenn ich mich nicht täusche.“ Vera war zwar lange auf Reisen gewesen aber wer mit wem was hatte und weshalb und warum, das hatte sie sich immer bemüht zu erfahren. Man konnte ja nie wissen wann es nötig war damit zu trumpfen.
    Vera setze den Becher an ihre Lippen und nippte an den Wein

  • Publius lächelte ebenso. Natürlich wusste auch er schnell und mit entsprechendem Schneid zu kontern. Ausdrücken konnte sich Imbrex schon immer recht gut und sprachlos war er nur selten.


    "Ich bin mir über den Ruhm deiner Familie sehr wohl bewusst, Vera, allerdings ging ich nicht davon aus, dass du die Tochter eines Kaisers Vespasianus oder eines Kaisers Domitianus bist - was rein biologisch ja schon vom Alter nicht möglich wäre. Meine Frage zielte daher eher auf deine nähere Verwandtschaft ab", erklärte sich Imbrex zunächst. Nunja, sicherlich konnte der Aurelier so auch nichts weiter mit den Namen Flavius Aetius oder Flavius Piso anfangen, allerdings war es seines Erachtens immer gut sich geschickt anzunähern und mehr über die nähere Umgebung seines Gegenübers zu erfahren. Die meisten Frauen, vor allem patrizische Frauen, präferierten es nämlich taktvoll behandelt zu werden. Hetze und unangemessene Direktheit waren daher fehl am Platz. "Natürlich", kommentierte er dann die Namen Gracchus und Furianus. Allerdings musste er zugeben, dass ihm die Namen nur aufgrund der Auskunft durch Corvinus und seinen anderen Verwandten geläufig war.


    Von Flavia Celerina hatte er ebenso gehört. "Ja, das stimmt." Der Aurelier wusste nicht inwieweit Celerinas Absenz aus Rom bekannt war, was ihn dazu verleitete nicht weiter auszuführen. Corvinus sagte ihm, dass sie weg war. Warum, hatte er nicht verlauten lassen und interessierte Imbrex demzufolge auch nicht weiter.

  • Vera lachte jetzt und zwei Grübchen bildeten sich auf ihren Wangen. „Du hast schon recht, eine Kaiser Tochter bin ich nicht doch fliest ihr Blut durch meine Adern. Meine eigene enge Verwandtschaft ist nicht so groß, ich habe nur noch meinen Bruder.“ Sie machte eine kleine Pause und nippte wieder an dem Wein. „Mein Vater lebt auf seinem Landgut.“ Kam es nur so einfach und nebenbei von ihren Lippen.
    Jetzt hob sie ihr Gesicht und sah ihn an, ihre Augen funkelten etwas. „Meine Familie ist jetzt hier in Rom aber jetzt ist genug von mir gesagt. Erzähl mir doch von dir, was machst du und womit beschäftigst du dich. Außer das du jungen Frauen die Kleidung verdirbst.“ Sie legte ihren Kopf etwas schief und sah ihn fast schon angriffslustig aber verschmitzt lächelnd an.

  • Vera hatte so reagiert, wie Imbrex erwartet oder sich es gewünscht hatte. Der Aurelius konnte auf jeden Fall nicht behaupten, dass er mit der Flavia seine Zeit verschwendete, oder seine Wahlvorbereitungszeit vergeudete. Im Gegenteil, die junge Frau wurde interessanter. "Du hast recht, das ist hier in Rom nicht meine Hauptaufgabe." Publius lächelte. "Ich werde wohl bei den nächsten Wahlen als Vigintivir kandidieren und mich der Politik widmen, wie schon mein Großvater Claudius Crassus. Ansonsten bin ich derzeit damit beschäftigt an der Schola zu studieren. Also nichts aufregendes", relativierte Imbrex seine Bemühungen. Er nippte wieder am Wein und nahm sich ein paar der schmackhaften Trauben.

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