[Tablinum] Aurelius Imbrex zum ersten Mal zu Gast

  • Macer war schon ein wenig neugierig, wer dieser Aurelius Imbrex sein sollte, der ihn heute sprechen wollte. Er nahm an, dass es um die bevorstehenden Wahlen ging, fing mit dem Namen aber ansonsten nichts an.


    Er blätterte durch einige Akten seiner Senatsarbeit und blickte auf, als der Gast ins Tablinum geführt wurde. "Salve. Willkommen in meinem Haus. Was führt dich zu mir?"

  • Vom Sklaven wurde Publius in die Casa und schließlich bis zum Tablinum geführt. Auch wenn die Casa Purgitia rein größenmäßig nicht mit einer patrizischen Villa mithalten konnte, war doch zu erkennen, dass es dem Senator nicht an Geld oder sonstige Mittel mangelte. Ein Indiz, dass für Imbrex zur weiteren Analyse der Person äußerst wichtig war. So kam er also im Tablinum an, wo ihn Senator Macer augenscheinlich bereits erwartete.


    "Salve, Senator Macer. Ich möchte dir dafür danken, dass du mich trotz deines sicherlich ausfüllenden Amtes als Praetor empfängst. Mein Patron Aelius Quarto lässt Grüße ausrichten,", waren Imbrex' erste Worte - die üblichen Floskeln, dachte der Aurelius für sich. Abgesehen von den Grüßen, die bei mancher Person vielleicht eine Wirkung erzielen konnten. "Ich bin der Sohn des Aurelius Galerianus und der Enkel des verstorbenen Senators Aurelius Crassus. Heute bin ich bei dir, um mich vorzustellen, da ich beabsichtige bei den kommenden Wahlen das Amt des Vigintivirs zu bekleiden", begann der Aurelius dann, offenbar überzeugt von seinen eigenen Kompetenzen.

  • Die überbrachten Grüße von Aelius Quarto brachten tatsächlich ein Lächeln auf das Gesicht von Macer, denn immerhin war sowas schon eine kleine Visitenkarte. Auch mit seinem Tipp dass es um die Wahl gehen sollte, lag er also richtig. "Ein weiterer Klient des Aelius Quarto also, der sich zur Wahl stellen möchte", fasste er zusammen und deutete auf einen Sitzplatz. "Nimm Platz. Ich muss zugeben, dass mir der Name deines Vaters nichts sagt. In welchem Verhältnis stehst du zu den derzeitigen aurelischen Senatoren?" erkundigte er sich erst einmal, bevor er den Gast dazu kommen lassen wollte, den zweifellos sorgfältig einstudierten bisherigen Werdegang aufzusagen.

  • "Sehr wohl", kommentierte Publius Macers Feststellung bezüglich seines Patrons. Der Aurelius nahm Platz und blickte dann wieder zum Senator auf. "Eine entfernte Vetternschaft verbindet uns familiär, allerdings kenne ich sie bereits aus Kindheitstagen, da ich die ersten Jahre meines Lebens in Mantua verbrachte, meinem Geburtsort", erklärte Imbrex auf Macers Frage hin. Weiter gehen wollte er noch nicht, bevor der Purgitier nicht explizite Fragen stellte. Dass der amtierende Praetor seinen Großvater nicht kannte, verwunderte Publius nach den letzten Treffen nicht unbedingt. Immerhin war der Purgitier rein nach dem Äußeren zu urteilen noch ein recht junger Senator.

  • "Ach, die beiden kommen auch aus Mantua?", fragte Macer erstaunt, weil im bisher nicht bewusst gewesen war, dass die Aurelier in Mantua besonders stark vertreten waren beziehungsweise aus dieser Gegend stammten. Dabei war nicht einmal auszuschließen, dass ihm das schonmal jemand erzählt hatte, sonder durchaus wahrscheinlich, dass er es schlicht wieder vergessen hatte.


    "Ich war mal längere Zeit Legionskommandeur in Mantua", erklärte er dann noch, warum Mantua auch bei ihm durchaus Erinnerungen weckte. "Das dürfte aber zu einer Zeit gewesen sein, als du schon nicht mehr dort warst", schätzte er dann. "Nunja, es tut auch nichts zur Sache, denke ich. Du bist schließlich nicht wegen deiner Kindheit gekommen, sondern um mich von deinen Vorzügen als zukünftiger Vigintivir gegenüber den anderen Kandidaten zu überzeugen." Abwartend und mit neugierigem Blick lehnte er sich zurück.

  • "Nein, allerdings besuchten wir uns in Jugendtagen noch öfter. Dies änderte sich, als sich mein Familienzweig nach Sardinia zurückzog und deren Familienzweig in Roma verweilte", erklärte Imbrex.


    Zustimmend nickte der Aurelius dann auf die Ausführungen Macers bezüglich seines zurückliegenden Legionskommandos. Wie der Senator bereits erwartete, war dies in einer Zeit, in der Imbrex schon lange nach Sardinia gezogen war, daher nickte Publius zustimmend und widmete sich dann dem Hauptthema. Das Vigintivirat. Ohne zu zögern begann er mit seinen Ausführungen. "Sehr wohl. Ich kandidiere für das Vigintivirat, da ich zunächst wie viele andere Senatorenabkömmlinge meine natürliche Bestimmung darin sehe der Res Publica auf diese Weise zu dienen. Ich bin allerdings kein Mann, der dies nur tut, weil es eine veralterte Tradition darstellt. Nein. Ich sehe darin eine große Ehre, eine Ehre, die ich nicht leichtfertig antreten will, weswegen ich mich seit Jugendtagen darum bemühte mich mit ausgiebigen Studien auf diesen Weg vorzubereiten. Ich bin engagiert, zielorientiert und weiß, dass ich die Aufgaben eines Vigintivirs mit vollem Pflichtbewusstsein ausführen würde, um dann weiterführende Aufgaben im Cursus Honorum und anderen Teilen der Staatsstruktur wahrzunehmen." Es folgte eine kurze Pause, in der der Aurelius wieder verstärkten Blickkontakt mit Macer aufnahm.


    "Ich kann mir vorstellen, dass ein erfahrener Senator wie du dies schon des öfteren zu Ohren bekam. Leere Worte und Versprechungen sind in diesen Tagen unter den Kandidaten bestimmt keine Seltenheit. Doch ich schwöre bei Iuppiter, es wäre mir eine Schande, könnte ich meinen Worten nicht getreu bleiben. Und diese Schande werde ich für mich und mein Geschlecht nicht auf mich nehmen.", erklärte der Aurelius überzeugt.

  • Macer folgte den Ausführungen schweigend und nickte gelegentlich wohlwollend. Auch am Schluß nickte er, denn tatsächlich hatte er diese und ähnliche Worte schön häufig gehört und auch ein Schwur auf Iuppiter machten aus ihnen erst einmal nicht andere Worte.


    "Du hast dich mit Studien vorbereitet", begann er daher. "Ein Studium der Rhetorik nehme ich an und auch des Rechts? Oder auch der Geschichte?" Ein ausgiebiges Studium konnte schließlich vieles bedeuten und da der Kandidat auch nicht genauer gesagt hatte, welches der zahlreichen Aufgebanfelder des Vigintivirats ihn besonders interessierte, konnte Macer sich das auch nicht einfach hinzu denken.

  • "Natürlich habe ich die Rhetorik studiert, wie wahrscheinlich viele meines Standes und Alters. Auch habe ich mit fremden Kulturen beschäftigt, wobei mein Hauptaugenmerk dabei auf der griechisch-hellenistischen lag. Wichtiger für die Kandidatur ist wohl aber tatsächlich das Studium des Rechts, das ich zunächst in Corinthus begonnen habe. In Rom hab ich diese Studien dann durch die Absolvierung des Cursus Iuris anerkennen lassen." Da zu erwarten war, dass Macer dabei auf die verschiedenen Aufgabenfelder des Vigintivirats abzielte, setzte Imbrex direkt fort. "Durch mein Interesse für das Rechtswesen habe ich mich auch dazu entschieden, das Amt eines Tresvir capitales als Wunschposition zu nennen. Insbesondere das Strafrecht scheint mir eine gute Vorbereitung auf weiterführende Aufgaben."

  • "Das Strafrecht also", wiederholte Macer und nickte. Als amtierendem Praetor kam ihm das natürlich entgegen für einige Fragen, die der dem Kandidaten stellen könnte. Aber er war weit davon entfernt, eine zweite Prüfung zum Cursus Iuris abhalten zu wollen. Sie waren hier schließlich nicht in der Schola. "Was hältst du dann von den diversen Rechtsreformen, die der amtierende Consul gerade nach und nach in den Senat einbringt und die zum Teil schon beschlossen sind?" fragte er stattdessen.

  • Darum, zu aktuellen Themen in der Politik Bezug zu nehmen, hatte Imbrex noch keiner der Senatoren gebeten, weswegen der Aurelius durchaus überrascht ob Macers Fragestellung war. Er überlegte kurz und entgegnete dann ohne Umschweife: "Du spielst dabei auf die Änderungen im Codex Iuridicalis an, insbesondere auf die Reformierung des Instanzenzuges? Nun, ich muss sagen, dass mir die Änderungen plausibel erscheinen, wenngleich ich nicht aus Erfahrung sprechen kann, noch nicht. Ansonsten ist zu mir noch nicht allzu viel durchgedrungen, was neue Reformen im Rechtswesen angeht. Consul Tiberius scheint auf jeden Fall engagiert. Ich durfte ihn in einem Gespräch bereits kennenlernen und hatte nicht den Eindruck, dass er unüberlegte Entscheidungen trifft."

  • Macer hatte weniger die konkrete Meinung interessiert, sondern er hatte vielmehr testen wollen, wie sehr sich der Kandidat tatsächlich für die aktuellen Vorgänge in Rom interessierte. Diesen Test hatte er in seinen Augen erfolgreich bestanden. "Nicht aus Erfahrung zu sprechen heißt, du hast das Recht bisher nur studiert, aber noch keinem Advocatus unterstützend zur Seite gestanden, als sein Schüler in einer echten Verhandlung?", erkundigte er sich weiter.

  • "Nun, ich habe sehr wohl verschiedenen Verhandlungen beigewohnt. Allerdings hast du Recht, bisher konnte ich mein Wissen dahingehend noch nicht praktisch als Gehilfe oder gar als Advocatus unter Beweis stellen." Würde sich in naher oder ferner Zukunft eine Gelegenheit bieten dies nachzuholen, würde er sicher bereit sein diese wahrzunehmen. Auf der anderen Seite war es für sein Alter sicherlich normal, dass er noch nicht als Advocatus seinen Dienst tun durfte.

  • "Das wird dann wohl sicher noch kommen", fuhr Macer optimistisch fort, denn ein junger Kandidat hatte noch viel vor sich. "So viel hatte ich auch gar nicht vor Gericht zu tun, bevor ich jetzt Praetor wurde", gab er auch ohne Probleme zu. Recht war nie sein Interessenschwerpunkt gewesen.


    "Es stehen diesmal viele Aurelier zur Wahl, nicht wahr?" schwenkte er dann auf ein etwas allgermeineres Thema. "Macht ihr euch nicht gegenseitig Konkurrenz?"

  • Publius schüttelte selbstsicher den Kopf. "Ich denke nicht. Ich denke drei Kandidaten sind durchaus angemessen. Zusätzlich gehe ich davon aus, dass der Großteil der Senatoren zuletzt Wert auf die Fähigkeiten des einzelnen, anstatt auf die vermeintlichen Bestrebungen einer Gens legen wird. Oder nicht, Senator?" Sicherlich würde es den ein oder anderen Kritiker geben, allerdings würde Imbrex das nicht weiter stören. Wenn er es schaffte sich gut zu präsentieren und die einflussreichsten Senatoren für sich zu gewinnen, hatte er keine Bedenken, dass die Tatsache, dass die Aurelier bei dieser Wahl besonderes Engagement zeigten, negativ auf seine Kandidatur einwirken würde.

  • Bei einer solchen Frage bleib Macer kaum etwas anderes übrig, als zuzustimmen, zumindest in einem offiziellen Gespräch. "Selbstverständlich sollte man davon ausgehen. Wobei wohl auch ein weitgehend objektiver Senator sich die Frage stellen könnte, ob die Gens Aurelia auch bei ihrem beachtlichen Einfluss tatsächlich in der Lage ist, drei hervorragende Kandidaten zu stellen, oder ob da nicht einer vom Sog der anderen profitieren will." Implizieren wollte Macer damit allerdings gar nicht, auch nicht ob er bei den Kandidaten einen schwächeren ausgemacht hatte. "Aber ihr kandidiert ja alle für verschiedene Ämter und dann auch noch für solche, die voneinander unabhängig sind, so dass es wohl wenig Grund für unsachgemäße Entscheidungen geben sollte", mutmaßte er weiter. "Ich habe zumindest keinen Grund, Zweifel an deiner Eignung zu hegen."

  • Da Macers letzter Satz für Imbrex der entscheidende war, maß er den andere keine größere Priorität bei und kommentierte jeweils mit einem Nicken. Wenn er die Worte des Senators richtig deutete, war er überzeugt - was Imbrex auch erreichen wollte. Ob er dann tatsächlich die Stimme des Militärexperten bekommen würde, würde sich im Senat zeigen, so hakte der Aurelius nicht weiter nach. "Das freut mich, Senator. Gibt es sonst noch etwas, das du wissen willst? Ich kann mir vorstellen, dass die Arbeit als Praetor nicht nur zu Beginn und inmitten, sondern auch am Ende der Wahlperiode Zeit einfordert."

  • "So ist es", bestätigte Macer. "Die Aufgaben des Praetors sind wohl wenig saisonabhängig. Gesetze werden immer gebrochen und Rechtsgeschäfte auch immer getätigt." Anders als der ehrliche Bauer auf dem Feld war der Dieb in der Subura schließlich nicht so sehr von der Jahreszeit abhängig.


    Macer erhob sich. "Von daher: Keine weiteren Fragen, der Kandidat ist entlassen", scherzte er mit einer Stimme, als wenn er gerade einen Zeugen aus einem Verhör vor Gericht entlassen hätte.

  • Macers abschließender Satz entlockte dem Aurelius zumindest ein leichtes Lächeln und stimmte ihn positiv, angesichts der kommenden Wahlen. Purgitius Macer ebenfalls auf seiner Seite zu wissen, war sicherlich vorteilhaft. "Dann danke ich dir für deine Zeit, Senator. Wir sehen uns im Senat." Zumindest würde ihn der Senator sehen. Ob Imbrex ihn in den Reihen der Politiker sehen würde, war die andere Frage. "Vale, Senator." Daraufhin erhob sich Imbrex und verließ das Tablinum.

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