vota pro salute imperatoris | Arvales Fratres

  • ANTE DIEM III NON IAN DCCCLX A.U.C. (3.1.2010/107 n.Chr.) am Forum Romanum


    Das geschäftige Treiben nahm die altehrwürdige Stadt wie seit vielen Genearationen schon völlig für sich ein. Tage der Besinnlichkeit, Tage der Dankbarkeit hatten in dieser Zeit schon lange ihre raren Momente.
    Dieser Tag war jedoch einer von solchen. An diesem Tage sollten die Traditionen gewahrt und den Göttern gehuldigt werden.


    So bemerkten nicht unzählige Augen die in Anmut hinter drei Sänften schreitenden Männer. Männer, die gewöhnlich nicht schritten, sondern in derlei Sänften ihren Status zelebrierten. Doch dieser war ein Tag der Besonderheiten, ein Tag der Götter, welche diese Männer des gesellschaftlichen Gipfels daran erinnerten, dass es noch jemand gab, neben jenem sie ein Staubkorn hätten darstellen können.
    Diese drei Sänften waren neben ihresgleichen jedoch von besonderer Bauart, sie waren größer, verstärkt, zwar minder elegant und luxuriös, aber diesem Umstand gebührte ihr Zweck. Dieser war es nämlich, welcher sie nur selten zum Vorschein kommen ließ, denn in eben solchen wurden keine Menschen, sondern Opfergaben tranportiert. Opfergaben wie edle, weiße Stiere und Kühe.
    Und solche Sänften bahnten sich an diesem Tag ihren Weg durch die Menschenmengen, welche für gewöhnlich vor den Tempeln ihre Ware feil boten oder einfach nur flanierten - nur selten sah man sie mit Opfergaben selbst in dem Inneren der kolossalen Gebäude verschwinden.
    Die Männer, welche allesamt hinter den drei ungewöhnlichen Sänften einher gingen waren, wie man unschwer erkennen konnte, Männer von Rang und Namen - allesamt Patrizier, doch dies erkannte nur ein geschultes Auge.
    Es waren die Fratres Arvales, welche an jenem Tage ihrem altehrwürdigen Ritus abhielten um das Wohl des Kaisers zu opfern. Ein alter Brauch, dessen Kontinuität schon beinahe zur Staatsräson avanciert war.


    Einer dieser Männer war der vor kurzer Zeit erwählte Magister dieses Collegiums. Und so war es an ihm als erstem hinter den Sänften zu schreiten und mit Demut den Blick geradeaus zu richten, die Menschenmassen nicht wahrnehmend. Der Zug hielt direkt auf den Tempel der Concordia zu, denn dort sollte zelebriert werden, was zelebriert werden musste. Besonders in diesen höchst brisanten Zeiten, in denen die Gesundheit des Kaisers angeschlagen war.

  • Piso hatte keine Mühen gescheut, dass Arvalbruderlied auswendig zu lernen. Das befremdliche, alte Latein war ihm fremd und ungewohnt, aber dennoch hatte er es geschafft, sich die Worte einzuprägen, und harrte nun gespannt, als er den Sänften hinterherging, dem Zeitpunkt, wo er sie benutzen werden könnte.
    Piso befand sich nicht allzu weit hinter Furianus. Er hatte sich schon auf den Tag gefreut, da sein Vetter zum ersten Mal den ehrbaren Zug anführen würde, und nun war es soweit. Magister der Arvalbrüder war er nun, und sicherlich stolz darauf. Er schien es zumindest zu sein.
    Die meisten Männer der Gruppe mochten es nicht gewohnt sein, zu gehen, doch Piso war da die Ausnahme. Er, der es liebte, zu gehen, dem es auch nichts ausmachte, längere Strecken, zum Beispiel nach Ostia, zu gehen, ihm machte es nichts aus, und somit bot er einen deutlich besseren Anblick als viele der dicklichen, alten Herren rings um ihn.
    Der Zug stoppte, als sie Bruderschaft den Concordia-Tempel erreichte, der Piso schon wohl vertraut war. Der Flavier blickte sich zaghaft um. Das Ritual müsste jetzt beginnen, sicherlich würde Furianus bald damit anfangen.
    Hoffentlich würde es von den Göttern beschützt sein, denn ein gelungenes Opfer für die Gesundheit des Kaisers käme jenem sicherlich mehr als nur recht.

  • Auch der Consul selbst beteiligte sich an den Vota pro Salute Principis, war er doch ebenfalls Mitglied jenes altehrwürdigen Collegiums. So war er es eigentlich gewohnt, die Toga Praetexta zu tragen, während der Ährenkranz auf seinem Kopf, gebunden mit weißen Stoffbändern, noch immer ungewohnt und eher störend empfungen wurde.


    Wie die anderen, so stimmte auch er das Carmen Arvale, jenes uralte und kaum verständliche Lied an, das gewissermaßen das Markenzeichen dieser "Bruderschaft" war.


    "enos Lases iuvate
    enos Lases iuvate
    enos Lases iuvate


    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris


    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber


    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos


    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato


    triumpe triumpe triumpe triumpe triumpe"


    Im Gegensatz zu früher sang Durus diesmal nicht ganz so laut, während sie die Via Sacra entlang schritten.

  • Ah! Man stimmte das Carmen Arvale an! Piso hatte auf diesen Moment gewartet. Er holte tief Luft, sehr tief, und ließ das ganze dann mit einem Schlag herausschmettern.


    "enos Lases iuvate
    enos Lases iuvate
    enos Lases iuvate


    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris
    neve lue rue Marmar sins incurrere in pleoris


    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber
    satur fu, fere Mars, limen sali, sta berber


    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos
    semunis alterni advocapit conctos


    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato
    enos Marmor iuvato


    triumpe triumpe triumpe triumpe triumpe"


    Als Piso sang, inbrünstig und voller Überzeugung sicherlich, jedoch schräg, viel zu laut und mit einfach nur hässlicher Stimme, geschahen mehrere Dinge.


    Die Menschen, die voller Bewunderung um den Arvalbruderzug gestanden waren, blickten erstaunt und drückten sich teilweise die Ohren zu. Tauben und sonstige Vögel flatterten erschrocken auf. In den Casae rund um den Concordia-Tempel fingen einige Säuglinge an zu schreien vor Wut und Angst.
    Die Glasbecher in einer nahe gelegenen Taberna vibrierten. Eine schwangere Frau bekam die Wehen. Ein Mann übergab sich auf der Straße. Ein Fass voller Düngemittel hinter der Bruderschaft zerplatzte, und der Inhalt ergoss sich bis hin zu den Sandalen des letzten Arvalbruders.
    Am Palatin hielten die Sklaven kurz in ihrer Arbeit inne, bevor sie sich weiter daran machten, die Böden des Kaiserpalastes zu putzen. Am Aventin fingen die Katzen an zu jaulen, und die Hunde zu bellen. Am Kapitol lehnte auch zu genau dieser Sekunde Iuppiter ein Opfer ab.
    In Veii, Ostia und Lavinium drehten sich ein paar sensible Leute nach Rom, da sie von dort einen Lärm zu hören glaubten. Selbst in Reate bestand jemand darauf, dass er einen Krawall gehört hatte, aus dem Südwesten, aus Rom, kommend.


    Na ja, sooo ganz schlimm war es auch wieder nicht. Einiges ist übertrieben (obwohl, das Fass, das fiel wirklich auseinander – und die Zuseher waren auch nicht zu begeistert). Aber trotzdem, es war ein fürchterliches Gesinge.
    Vielleicht hätte Piso doch... ein wenig... leiser singen sollen?


    Sim-Off:

    Eine ein wenig bessere Version als die von Piso gibt es übrigens auf Youtube. ;)

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