Schon eine ganze Weil holperte die Kutsche über die gepflasterte Straße. Runter, rauf, runter rauf, runter, rauf. Hin und wieder schwankte sie auch beträchtlich zur Seite, wenn sie über ein Schlagloch hinweg donnerte, um sich dann wieder in Balance zu pendeln.
Die schwarzen Buchstaben hüpften vor ihrem Auge auf und ab und mehr als einmal verlor Aurelia Narcissa die Zeilen, sodass es sie einige Konzentration kostete, um den Inhalt des Buches, das sie soeben las, trotz der widrigen Umstände zu entschlüsseln. Es war wie ein Krieg: Cornelius Nepos gegen die Widrigkeiten einer Kutschreise aus Terentum nach Rom. Der attische Feldherr Themistokles gegen den rasenden Kutscher. Wo um alles in der Welt, hatte dieser Mann nur seinen Beruf gelernt?!, ging es ihr grimmig durch den Kopf, als sie abermals in der Zeile verrutschte und mit den Augen angestrengt nach dem roten Faden suchte. Die Kutsche holperte über eine weitere Bodenwelle und die Insassen der kleinen Kutsche wurden unsanft in die Höhe geworfen. Schließlich gab sie auf. Die Götter wollten es anscheinend nicht zulassen, dass sie sich in irgendwelche schwarzen Buchstaben versenkte. Andernfalls hätten sie wohl einen anderen Mann zu ihrem Kutscher auserkoren. Mit einem bedauernden Seufzen, rollte sie die Schriftrolle zusammen und steckte sie zurück zu den anderen in ihre lederne Tragetasche. Es war sinnlos.
Sie erhaschte einen kurzen Blick auf ihre Schwester Flora. Sie saß neben ihrer beider Ornatrix Lysandra entgegen der Fahrtrichtung, weil ihr, Narcissas, eigener Magen dabei für gewöhnlich rebellierte und sie auf eine unschöne Situation hatten verzichten wollen. Das wäre wahrlich kein guter Einstand in Rom geworden. Sie schob ein Stück weit den Stoff am Fenster zur Seite, um einen Blick nach draußen zu werfen. Die Landschaft hatte sich merklich verändert, wirkte nicht mehr so sehr ausgedörrt von der Sonne, wie es im Umland Terentums zu Weilen den Eindruck machte. Das Nirgendwo war dagegen fast schon als „saftig“ zu bezeichnen. Dünnes Gras, hin und wieder flog auch ein Landgut, umgeben von weiten Feldern vorbei oder eine Taverne tauchte am Straßenrand auf. Manchmal war aus der Ferne auch eine kleine Siedlung auszumachen. Sie wusste nicht mehr genau, wie lange sie nun schon unterwegs waren. Einige Tage, vielleicht. Oder waren es schon Wochen? Lucillia, ihre Mutter hatte eigentlich darauf bestanden, sie mit dem Schiff nach Ostia bringen zu lassen. Von dort aus wären es nur noch wenige Tage mit der Kutsche nach Rom gewesen. Die beiden Schwestern, insbesondere Narcissa, hatten sich dagegen jedoch vehement gesträubt, wollten sie doch etwas von der Landschaft in sich aufnehmen. Bis dahin hatten sie aber auch noch keine Reise hinter sich gebracht, die länger als eine Woche gedauert hatte. Jammern entsprach jedoch nicht ihrem Naturell und daher ertrug Narcissa es mit stoischer römischer Contenance. Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig. Andernfalls wäre ihr Flora wohl an die Kehle gesprungen. Daher tröstete sie sich mit dem Gedanken an Rom. Bisher war sie nur ein einziges Mal dort gewesen, nämlich als sie geboren wurde. Danach war die Mutter mit ihren beiden Zwillingstöchtern auf das Land hinaus gezogen, wo sie verschont geblieben waren von all den Intrigen, Gefahren und Einflüssen, welche die Stadt auf ihre Bewohner ausübte. Narcissa sah der Stadt neugierig, aber gleichzeitig auch bang entgegen. Sie freute sich auf die unzähligen Welten, die Rom in sich vereinte, den bunten Puls, den die Stadt schlug, auf die Menschen und ihr Leben. Doch im selben Moment ließ sie der Gedanke an die riesigen Menschenmengen, die Enge und das Fehlen von Natur zurückschrecken. Sie kam nicht als Gelegenheitsbeobachterin nach Rom, von nun an sollte sie in Rom leben. Die Metropole ihr Zuhause nennen. Da war keine Möglichkeit zur Flucht oder Rückzug, wenn sie es zuweilen brauchte. Aber da war noch etwas ganz anderes, das sie beschäftigte: „Glaubst du, unser Bruder wird da sein, wenn wir ankommen?“, fragte sie in Richtung ihres Ebenbildes. Smaragdgrüne Augen blickten zurück.
Straße zwischen Terentum und Rom | Der Hauptstadt entgegen...
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Es war ihr zunächst wie ein großes Abenteuer erschienen, als ihre Mutter ihnen erklärt hatte, dass sie in Zukunft in Rom leben sollen. Sie war völlig aus dem Häuschen gewesen und hatte sich eigentlich darauf gefreut endlich einmal etwas anderes zu sehen, als die immer gleiche Landschaft, mit den vielen Villen und Landgütern. Endlich würden sie einmal andere Gesichter sehen und sie würde ihren Horizont erweitern können. Das beschauliche Leben auf dem Land konnte mitunter langweilig sein, auch wenn es ihnen nie an etwas gemangelt hatte. Ihre Mutter hatte sie mit Liebe und Strenge aufgezogen. Lehrer aus Griechenland hatten ihr alles beigebracht was eine Tochter aus gutem Hause wissen musste und mehr. Doch fehlte es ihr noch an Erfahrung, dies sollte sich nun ändern. Denn nun ging es nach Rom. Rom, die ewige Stadt, das Zentrum der Macht, das Herz der Welt. Wie oft hatte sie geträumt dem Leben auf dem Land zu entkommen und dann war es einfach passiert. Ein Traum war wahr geworden.
Doch hatte sie nicht geahnt, welche Strapazen mit einer so langen Reise verbunden waren. Auch weil sie sich hatte überredet lassen, den Landweg zu nehmen, anstatt den schnelleren übers Meer nach Ostia und dann weiter nach Rom.
Es ruckelte, es schaukelte und es holperte. Hätten sie doch nur ihre Pferde dabei und könnten hin und wieder neben der Kutsche her reiten. Aber das meiste Gepäck, einschließlich ihrer geliebten Stute, wurde verschifft und war vermutlich schon lange vor ihnen am Ziel. Leise seufzte sie und blickte mit leerem Blick hinaus auf die Landschaft. Diese hatte schon einige Stunden nach der Abfahrt nichts mehr Interessantes für sie gehabt. Zumal es merklich kühler geworden war. Obwohl es Winter war, war es in Terentum vergleichsweise mild, gewesen. Irgendwie kam sie sich ein wenig wie ein zartes Pflänzchen vor, welches sich nach Sonne sehnte. Dabei war sie doch sonst nicht so empfindlich. Zwar erweckte sie meist den Eindruck eines verletzlichen Mädchens, aber im Grunde war sie wie Unkraut. Sie ging einfach nicht ein. Diesen Vergleich hatte einmal ihr Kindermädchen gemacht. Bei diesem Gedanken musste sie immer Lächeln. Die alte Sklavin hatte im letzten Jahr ihre Freiheit erlangt und blieb aber weiterhin im Dienst ihrer Mutter. Irgendwie vermisste sie schon jetzt dieses wohl vertraute Gesicht. In Rom würde sie fremd sein. Kurz betrachtete sie ihre Schwester. Wie gut das sie niemals allein war. Erleichterung durchströmte sie. Dieser Umstand machte irgendwie alles leichter. So hatte sie immer jemanden mit dem sie reden konnte, wenn sie es denn brauchte. Sie brauchte keine Freunde, wenn sie da war.
Kurz schmunzelte sie, Narcissa hatte sich tief über eine Schriftrolle gebeugt. Wie schaffte diese es nur bei diesem Ruckeln zu lesen. Sie selbst hatte dies schon lange aufgegeben. Manchmal beneidete sie Narcissa um ihren Gleichmut. Sie selbst war etwas Leidenschaftlicher und auch Wilder. Aber vermutlich würde man auch sie in Rom als langweiliges Landei bezeichnen. Wieder ließ sie ihren Blick nach draußen gleiten. Rums machte es, als die Räder der Kutsche einen Hüpfer machten. Nun gab auch ihre Schwester das unterfangen auf sich zu beschäftigen.„Ich weiß nicht. Ich denke doch mal schon. Mutter hat ihm schließlich einen Brief geschrieben!“ meinte sie nachdenklich. Kurz kramte sie in der kleinen Tasche zwischen ihr und Lysandra. „Aber wir haben ja auch noch einen Brief für Corvinius dabei, falls der von Mutter bei Manius nicht angekommen ist!“ sagte sie und zeigte ihrem Ebenbild kurz den versiegelten Brief. „Unser Gepäck dürfte aber schon da sein.“ Der Brief verschwand wieder in der Tasche. „Ob sich Manius freut, dass wir kommen? Wir kennen ihn kaum“, leichte Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit. Ihren großen Bruder hatten sie nur sehr selten gesehen. Er war das große Vorbild, an dem alles gemessen wurde. Ob er so war, wie Mutter ihn beschrieben hatte. Sie wusste es nicht, aber hoffte, dass er sie mit offenen Armen empfing. Sie würden einander erst kennen lernen müssen.
Wieder holperte es. Wurde die Straße etwa immer schlechter? Leicht verzog sie das Gesicht, diese Kutsche war nicht wirklich bequem. -
„Nach allem, was Mutter in ihren Schwärmereien über ihn offenbart hat, sollte er uns seinen Unmut zumindest nicht zeigen, wenn er ihn denn hegen sollte...“, entgegnete Narcissa nach einer Weile schließlich. „Das würde seinen Ruf vollkommen zerstören. Du weißt doch, ein wahrer Römer ist selbst angesichts der größten Widrigkeiten nicht launisch – und er scheint ja ein wahrer Römer zu sein“, Ein amüsiertes Lächeln huschte ihr bei dem Gedanken über die Lippen. Wieder rumpelte die Kutsche einige Atemzüge lang über die Straße dahin, in denen Narcissa ihren Gedanken nachhing. Vor ihrem inneren Auge erwuchs ein Mann von beachtlicher Größe, in eine elegante Toga gekleidet, braune kurze Haare über wachen ebenfalls braunen Augen. Ein junger Mann. Das konnte zum Problem werden. Junge Männer liebten ihre Freiheit und fühlten sich nur allzu schnell eingeengt von Familienanhang. Vor allem von „kleinen“ Schwestern. Nicht, dass sie sich sonderlich „klein“ fühlte, immerhin war sie aus jenem Alter, in dem man sich noch einen Spaß darauß machte den kompletten Mehlvorrat der Familie in der gesamten Villa zu verteilen oder den Hunden einen neuen Haarschnitt zu verpassen, schon längst heraus gewachsen. Und dennoch, siebzehn war ein heikles Alter, das wusste sie selbst nur zu gut, vor allem um...Anstatt den Gedanken für sich zu beenden, machte sie ihm laut Luft: „Ich hoffe nur nicht, dass er sich überfordert fühlt und meint, uns mit einer Heirat sogleich aus dem Weg schaffen zu müssen...“...Nach Heirat stand ihr bei aller Abenteuerlust und Neugierde auf Neues am aller wenigsten der Sinn. Der Cultus Deorum bot vielleicht eine Möglichkeit diese Gefahr zu umgehen – vielleicht.
Mit einem Mal weiteten sich ihre Augen und überrascht rief sie aus: „Sind wir etwa da?!“ Die Kutsche war langsamer geworden und die Insassen wurden nicht mehr so stark durchgeschüttelt. Als sie die Gardine ein Stück zur Seite schob und sich etwas hinauslehnte, sah sie vor sich tatsächlich eine gewaltige Stadtmauer aufragen, in die ein Tor eingelassen war. „Ha! Rom!“, rief sie entzückt und erleichtert sogleich. Die beschwerliche Kutschreise näherte sich ihrem Ende. Langsam rollte ihr Gefährt auf das Tor zu, das immer weiter in die Höhe wuchs. Endlich kam die Stadtwache in Sicht, ein junger Mann in der blanken Uniform der militum. Die beiden Pferde gaben ein leises Schnauben von sich, als der Kutscher sie neben dem Soldatem zum Stillstand brachte und ihm die Papiere zeigte.
"In Ordnung", hörte Narcissa eine bubenhafte Stimme sagen. Der Soldat konnte unmöglich sehr viel älter als sie selbst sein. Er winkte den Kutscher durch und das Gefährt setzte sich langsam wieder in Bewegung. Gemächlich rollte es an der Stadtwache vorbei, der grimmig zurück starrte, als er der neugierigen Musterung des Mädchens gewahr wurde, das durch das kleine Kutschfenster die große Welt da draußen faszniert beobachtete. Nicht sehr weit hinter dem Porta Aurelia Nova kamen sie abermals an einem Gasthaus zum Stehen. Hier sollten sie warten, bis ein Bote die Nachricht über die Ankunft des patrizischen Zwillingspaars zur Villa Aurelia gebracht hatte und mit einer Sänfte für die drei Neuankömmlinge zurück kommen würde. Immerhin waren Kutschen und Waagen tagsüber in der Stadt untersagt. Das Gasthaus war ein freistehendes, zweistöckiges Gebäude etwas außerhalb der Stadt mit einem Nebengebäude für die Wechselpferde an der Via Tecta, unweit der Navalia. Es sah vertrauenswürdig und seriös aus, andernfalls hätten die drei Damen wohl auch keinen Fuß hineingesetzt. Lysandra ging voran und orderte beim Wirt eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, während die beiden Mädchen, sich nicht der Blicke bewusst, die sie unweigerlich auf sich zogen, an einen Tisch in einer Ecke setzten. Rasch besah sich Narcissa ihrer Umgebung. Die Taverne war bis auf zwei Männer an einem fernen Tisch, einem weiteren direkt am Tresen, dem Wirt und einer Bedienung sowie einer Frau, die in der Nähe des Eingangs an einem Tisch saß und ständig zur Tür hinübersah, als erwarte sie jeden Moment einen Bekannten, vollkommen leer. Das Möbiliar war eindfach gehalten, mit Dekoration hatte man gegeizt. Und dennoch, dieses Gasthaus übte einen geiwssen Charme aus, sodass man sich überhaupt nicht fehl am Platz vorkommen konnte. "Also ich weiß ja nicht, wie es idr geht, Flora", begann Narcissa mit gesenkter Stimme und sah ihre Schwester verschwörerisch an, "aber ich für meinen Teil könnte etwas Bewegung gebrauchen. Lass uns nicht erst auf diese Sänfte warten, sondern allein zur Villa Aurelia laufen. So könnten wir uns die Stadt schon Mal ein bisschen näher anschauen...Was meinst du?" -
Trotz der beruhigenden Worte ihrer Schwester, war sie sich immer noch unsicher, ob sich ihr großer Bruder nun freuen würde. Ihre Zweifel waren nicht ganz unberechtigt, schließlich konnte man das Verhältnis zwischen den Familienmitgliedern, als unterkühlt bezeichnen. In den letzten zehn Jahren hatten sie ihn nicht einmal zu Gesicht bekommen und auch ihre Mutter hatte sich nur wenig bemüht, den Graben zu überwinden. Es war alle wie aus heiterem Himmel gekommen. „Ich glaube kaum, dass wir ihn überfordern werden“, griff sie dann den Faden wieder auf. „Wir sind gut erzogen worden, recht selbstständig und neigen nicht mehr ganz so oft zu wilden Streichen“, zählte sie auf. Kurz kicherte sie. Oftmals war sie die treibende Kraft gewesen und hatte Narcissa zu allerlei Unfug angetrieben. Den Hang zu Übermut hatte sie auch bisher nicht ablegen konnte. Anscheinend hoffte ihre Mutter, dass sie nun in Rom endlich mal vernünftig wurde. In dieser Hinsicht war Narcissa ein klein wenig anders. Diese war so etwas wie der ruhende Pol und die Vernunft in Person. Aber nicht immer. Ihr gelang es immer wieder ihre Schwester aus ihrem Schneckenhaus zu locken.
Schließlich kam das Thema unweigerlich auf Heirat. Sie vermutete ja stark, dass auch dies einer der Gründe war, warum sie nun in die Weltmetropole sollten. In Terentum hatte es nicht wirklich geeignete Kandidaten für die beiden Mädchen gegeben. Im Gegenteil, es war eher eine fruchtlose Suche gewesen. „Ich glaube kaum, dass er uns gleich nach unser Ankunft schon geeignete Ehemänner auf uns warten“, machte sie ihnen Mut. Der Gedanke umgehend verheiratet zu werden, behagte ihr überhaupt nicht.
Die Kutsche wurde langsam und sie drängte sich nun dicht an Narcissa heran um auch aus dem Fenster zu sehen. Staunend sah sie sich die hoch aufragende Mauer an. Nun wurde sie etwas nervös, es war so groß. Größer als sie sich hätte vorstellen können. „Bona Dea“, murmelte sie und ließ sich wieder auf ihren Platz sinken. Schließlich lächelte sie schief. „Rom...“, murmelte sie und blickte weiterhin hinaus. Ihre Kutsche war nicht das Einzige Gefährt auf der Straße, noch viele andere Menschen strömten in die Stadt. Vor einer Taverne kam die Kutsche zum halten. Die Mauern Roms erhoben sich vor ihnen und bis zum Stadttor war es nicht weit.
Nervöse Vorfreude zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Endlich da“, sagte sie erleichtert. Staunend nahm sie alles in sich auf. Noch hatten sie die Stadt nicht direkt betreten, aber es war schon deutlich, dass sie sich nicht mehr auf dem Land befanden. Einmal drehte sie sich um die eigene Achse. „Wir sind da“, sagte sie nun wesentlich begeisterter und enthusiastischer. Am liebsten wäre sie sofort los gezogen, nur um sich dabei auch noch hoffnungslos zu verlaufen.
Aber erst einmal wollten sie sich frisch machen, den Staub von der Reise weg waschen und etwas Essen. Viele Blicke folgten ihnen, als sie sich ihren Weg in die Taverne suchten. Zwillinge waren ein seltener Anblick, auch in Rom. Zumal sie nicht gerade hässlich oder mitgestaltet waren. Im Gegenteil, sie waren ein reizender Anblick.Der Gastraum an sich war recht einfach aber gemütlich. Zielstrebig suchten sie sich einen Platz in einer Ecke und steckten dann auch gleich die Köpfe wieder zusammen. Auf den Vorschlag ihrer Schwester hin, zeigte sich ein leicht spitzbübisches Grinsen. „Ohja, lass uns laufen“, ging sie sofort darauf ein. Doch ein Räuspern von Lysandra zeigte ihnen an, dass diese die Idee nicht für allzu gut hielt.
„Dominas, es wäre besser, wenn ihr wartet“, sie machte eine kurze Pause, denn sie sah, dass sie mit diesem Vorschlag auf wenig Gegenliebe stieß. „Aber ich sehe schon, ihr lasst euch nicht aufhalten. Dann lasst mich zumindest einen Führer suchen. Besser, als wenn wir uns verlaufen!“ schlug die Sklavin vor. Lysandra war Mitte Dreizig und hatte jahrelang im Dienst einer alten zickigen Matrone gestanden. Die Zwillinge waren hingegen sanfte Lämmer, aber hin und wieder reichlich Gedankenlos. Hin und wieder bremste sie die jungen Frauen in ihren Tatendrang. Sich Kopfüber in ein Abenteuer stürzen konnte mitunter ziemlich böse ausgehen.
Flora nickte nur auf den Vorschlag hin und Lysandra nahm dies als indirekten Befehl auf, sich sofort auf die Suche nach einem geeigneten Stadtführer zu machen. Sie stand auf, ging zum Wirt und sprach mit diesem. Derweil brachte den beiden Mädchen eine dürre Sklaven heißen Würzwein. Dankbar nahm Flora ihren Becher und nippte daran. Wärme durchströmte sie, Zimt und Nelken kitzelten ihren Gaumen. Lysandra kam mit einem Lächeln zu ihnen zurück. „Der Sohn des Wirtes wird uns direkt zur Villa Aurelia führen. Nur empfiehlt dieser uns auch die Sänfte.“
„Wir wollen laufen“, sagte Flora bestimmt. Sie hatte es satt die ganze Zeit zu sitzen, die Kutschfahrt war ihr schon gehörig auf die Nerven gegangen. Die Sklavin seufzte ergeben, zumindest würden sie sich nicht allein in das Gewimmel der Stadt begeben.
Nicht viel später machten sich die Zwillinge, gefolgt von Lysandra und begleitet von einem jungen Burschen auf zum Stadttor. Ein wenig mussten sie sich gedulden, da außer ihnen noch andere Menschen dort hin ein wollten. Bedrängt wurden sie zu ihrem Glück nicht, der Halbmond an ihren Sandalen, war dahingehend ein gutes Mittel um sich Leute auf Abstand zu halten. Ein Soldat hielt sie kurz auf, glotze die Mädchen an, welche sich so ähnlich waren wie ein Ei dem anderen und fragte sie kurz wohin sie wollten. Fast schon ungeduldig ließ er sie dann passieren, denn ein Händler mit großem Wagen versperrte hinter ihnen die Straße. Kurz viel der Schatten des Tores auf sie und dann waren sie hindurch und standen Mitten auf einer der Straßen Roms.
Sim-Off: In Rom ist es tagsüber verboten mit der Kutsche zu fahren, deswegen hab ich das etwas anders bei mir formuliert
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