cubiculum PAI | Pyrrus mit Informationen (?)

  • Unmittelbar nach dem Gespräch mit Marcus hatte Publius ein Bad eingenommen und sich etwas von den Strapazen der langen Reise erholt, um dem Scriba Personalis seines Verwandten mit vollem Bewusstsein gegenübertreten zu können. Es war bereits spät am Abend, als Imbrex noch am gleichen Tag den Schreiber zu sich ins cubiculum rufen ließ, um sich von Pyrrus in Sachen Neuigkeiten in Rom aufklären zu lassen. Interessant waren für Imbrex natürlich vor allem auch die herrschenden, politischen Verhältnisse. Als Candidatus für den Cursus Honorum und nicht zuletzt für eines der Priesterkollegien Roms musste man über diese natürlich aufgeklärt sein. So verweilte der junge Aurelius also in seinem cubiculum, während er am Schreibtisch sitzend auf den Schreiber wartete und währenddessen eine Schreibfeder und ein Blatt Papyrus vorbereitete, um später etwaige Notizen festhalten zu können.

  • [Blockierte Grafik: http://img158.imageshack.us/img158/4099/pyrrusqa0.jpg%20| Livius Pyrrus


    Wachstafeln schlugen leise klappernd aneinander, als Pyrrus missmutig durch die Gänge stapfte. Vor einem bisher unbewohnten Zimmer hielt er an. Er hatte keine Ahnung, wie dieser Imbrex so war, aber was tat man nicht alles für eine Handvoll Sesterze? Noch einmal seufzte er tief, dann ging er kurz in sich und klopfte schließlich an.


    Scheinbar war er erwartet worden. Natürlich war er das. Pyrrus ärgerte sich kurz über sich selbst und setzte dann kurzzeitig einen netten Gesichtsausdruck auf. "Salve, Aurelius. Und willkommen in Rom. Der Senator hat mir mitgeteilt, dass du einige Fragen hast und ich dir nach bestem Wissen und Gewissen Rede und Antwort stehen soll. Eh - ich darf mich doch setzen, oder?" Ohne abzuwarten, setzte sich der Peregrine. Er hatte keine Lust, stehend zu referieren, worum auch immer es ging. Wuchtig platzierte er seine Tafeln auf dem Tisch.

  • Die Willkommensgrüße des Schreibers quittierte Imbrex mit einem beschwichtigenden Nicken. Mittlerweile waren diese falschen Höflichkeiten für den Aurelius nur noch eine Plage, mögliche gute Absichten seines Gegenübers völlig außer Acht lassend. Er deutete Pyrrus sich zu setzen, wenngleich der Peregrinus dies schon zuvor ungefragt hinter sich gebracht hatte. Publius erhob sich nun von seinem Platz am Arbeitstisch und bewegte sich auf den Scriba bzw. die kleinere Sitzgruppe zu, inmitten derer sich ebenfalls ein kleiner Tisch befand. "Fürwahr, ich brauche Informationen. Marcus versicherte mir, dass du dafür eine gute erste Quelle wärst."


    Publius kam nun bei der Sitzgruppe an - sein cubiculum war immerhin kein atrium - und ließ sich beim Schreiber nieder. "Er sagte mir, du könntest mir Informationen liefern, die eine Person interessieren könnten, sollte diese besonders neugierig und politisch interessiert sein. Ansonsten wäre ich dir auch dankbar, wenn du mir einen Überblick verschaffen könntest. Du weißt schon, die politische Situation." Imbrex ließ es sich nicht nehmen, das Angebot des Hausherren anzunehmen. So hatte er sich noch am Abend den besten Wein der aurelischen Villa ins Zimmer liefern lassen, von dem er nun zwei Becher abfüllte.

  • [Blockierte Grafik: http://img158.imageshack.us/img158/4099/pyrrusqa0.jpg%20| Livius Pyrrus


    Informationen also, soso. Pyrrus setzte eine geschäftsmäßige und vollkommen überflüssige Miene auf. "Da kann ich dir wirklich bei helfen. Aber ehe ich hier referiere und uns beide damit langweile, stell mir einfach Fragen und ich werde versuchen, sie dann zu beantworten, Aurelius." Pyrrus machte einen selbstgefälligen Eindruck und lächelte dann souverän und gar ein wenig großspurig. Irgendwie mochte er es, wenn andere von ihm abhängig waren - oder es zumindest den Anschein hatte, als wäre der Aurelier das, denn tatsächlich war es doch eher anders herum. Und dieser Gedankengang ließ das überhebliche Lächeln gleich ein wenig aus den Fugen geraten, so dass Pyrrus sich räusperte. "Womit fangen wir also an?"

  • Dass Pyrrus Imbrex helfen konnte, hatte der Aurelius erwartet, sonst hätte Corvinus den Scriba wahrscheinlich auch nicht empfohlen. Publius hatte erwartet, dass er sich nun entspannt zurücklegen konnte, während der Alte referierte. Doch nun sollte er Fragen stellen? Wofür wurde denn der Peregrinus bezahlt? Wäre Pyrrus sein Scriba gewesen, hätte er ihm wahrscheinlich ordentlich die Meinung gepaukt. Da Imbrex allerdings weder wusste, in welcher Stellung sich Pyrrus befand, noch, wie Marcus reagieren würde, passte er sich widerwillig an die Situation an. "Ich bin erst kürzlich angekommen, Scriba, deshalb kannst du sicher verstehen, dass ich noch nicht in der Lage bin sehr präzise Fragen zu stellen", begann Imbrex, womit er es dem Scriba gleich ein wenig unbequemer und ihm umso bequemer machte. "Wie auch immer, ich möchte gerne wissen wer derzeit in Rom das sagen hat? Welche Senatoren haben besonderen Einfluss - und warum? In diesem Zusammenhang wäre auch interessant zu wissen, ob sich derzeit politische Fronten bilden oder gebildet haben?" Abwartend und gespannt blickte Publius nun zu seinem Gegenüber. Zu diesem Zeitpunkt war er ja noch ahnungslos, was den Praefectus Urbi oder die Abwesenheit des Kaisers betraf.

  • [Blockierte Grafik: http://img158.imageshack.us/img158/4099/pyrrusqa0.jpg%20| Livius Pyrrus


    Pyrrus konnte sehen, wie wenig es dem Jungspund behagte, dass Pyrrus mehr wusste als er. Zumindest glaubte er das. Von Natur aus wenig sensibel und eher mit der Haudrauf-Taktik denn mit Diplomatie gesegnet, grinste er den Aurelius an. "Livius Pyrrus", korrigierte er ihn selbstredend augenblicklich und neunmalklug, als Imbrex ihn mit seiner Profession ansprach und nicht mit dem Namen. Na toll, dachte er sich. Dann würde er hier lange rumreden und der andre saß nur da und hörte zu. Was tat man nicht alles für sein Geld. Pyrrus seufzte. "Na schön", kommentierte er, als gehe er damit einen Kompromiss ein, der ihm eigentlich nicht recht passte. "Wer in Rom das Sagen hat, das ist einfach. Der Kaiser ist seit einer Ewigkeit in Misenum, angeblich wohl wegen der Luft und weil die Ärzte ihm das geraten haben. Der praefectus urbi heißt Vescularius Salinator, und der hat hier gerade das Sagen. Manche behaupten, dass er das sogar hätte, wenn der Kaiser wieder zurückkäme." Pyrrus nickte gewichtig. "Diese Stellung macht den Vescularius natürlich zu einem gefährlichen Mann mit Einfluss. Aber der einflussreichste ist er nicht. Ich würde meinen, dass das nach wir vor Aelius Quarto ist, der Bruder des Kaisers. Und da wären wir dann eigentlich auch schon beim Senator Nummer eins. Quarto hat viele Klienten und viel Einfluss. Keiner weiß, wie er zum Präfekten steht, aber erst neulich hat er sich wohl im Senat ganz offen gegen ihn gewandt." Pyrrus stoppte hier und griff beherzt zu einem der Becher, um sich ungebeten Wein einzuschenken.

  • Natürlich war Imbrex zufrieden, dass er dem Scriba bewiesen hatte, wer der Herr dieses Gesprächs war. Arrogant wie eh und je korrigierte Pyrrus den Verwandten seines Arbeitgebers zwar anschließend, doch das tangierte den Aurelius nicht sonderlich. Immerhin wusste Publius, dass es sich dabei übertrieben um einen Akt der Verzweiflung handelte. "Dieser Vescularius will dem einzig rechtmäßigen Kaiser den Thron streitig machen? Ha! Lächerlich, wenn du mich fragst. Ich muss Rom nicht kennen, um zu wissen, dass ein Mann aus einem solch unbedeutenden Geschlecht niemals den Thron besteigen wird. Oder nicht, Scriba? Noch dazu ist er Plebejer und gar nicht dazu auserkoren eine solche Würde zu tragen", stellte Publius abschätzig fest. In einer solchen Situation konnte man deutlich erkennen, dass Imbrex zwar eine gewisse Solidarität gegenüber Plebejern zeigte, aber keineswegs eine vollständige Liberalität. Dass der Aurelius seinen Gegenüber erneut beiläufig mit 'Scriba' betitelte, fiel ihm in diesem Zusammenhang nicht weiter auf.


    "Dass heißt also, dass man sich mit diesem Quarto gut stellen sollte." Dem Tonfall nach zu urteilen, erwartete Imbrex darauf keine Antwort. "Nun gut, er ist der Bruder des Kaisers. Auf seiner Seite zu stehen erscheint mir in jedem Fall ehrbarer, als auf der Seite des Vescularius."


    Publius nippte nun ebenfalls am Wein, der vorzüglich schmeckte. Was hätte er vom besten Wein des Hauses auch anderes erwarten sollen? "Ich vermute, meine Verwandten stehen nicht auf Salinators Seite?" Davon ging Imbrex aus, alles andere würde ihn überraschen. Dass der Aurelius sich mit seinen Aussagen schon auf einer Seite positionierte, war ihm bewusst, doch es störte ihn im Moment nicht weiter. Er sprach hier immerhin nicht vor der Öffentlichkeit. Zusätzlich war Publius kein Mann, der sich nicht offen zu Verbündeten bekannte oder Feinden den Krieg erklärte.

  • [Blockierte Grafik: http://img689.imageshack.us/img689/6657/pyrrus.jpg] | Livius Pyrrus


    Pyrrus staunte ein wenig über die recht schnelle Auffassungsgabe des Aureliers. Er hatte schließlich mit keinem Wort angedeutet, dass der Stadtpräfekt den Kaiser ausstechen wollte. Insofern hob er eine Braue und taxierte den jungen Mann ganz genau. Kurz schloss er entnervt die Augen, als er wieder nicht mit seinem Namen angesprochen wurde. "Livius Pyrrus", korrigierte er erneut und mit einem leicht missmutigen Tonfall, ehe er weiter sprach. "Also, er war wohl mal Statthalter im Illyricum und langjähriger Waffengefährte unseres Kaisers. Wenn ich du wäre, würde ich also nicht unbedingt behaupten, dass dieser Vescularier unbedeutend ist. Für die Kaiserwürde scheint er allerdings tatsächlich nicht geeignet zu sein. Jedenfalls pflegt das dein Vetter stets zu sagen. Vertraulich, versteht sich." Pyrrus reckte das Kinn ein wenig vor.


    "Das musst du allein beurteilen. Ich kann dir nur berichten, dass der Senator Ursus zwei Jahre lang mit ihm als quaestor zusammengearbeitet hat. Da war der Aelius gerade consul. Allerdings wäre es wohl tatsächlich unklug, sich gegen Aelius Quarto zu stellen. Selbst die Zweigleisigkeit wäre denkbar, denn immerhin heißt der Kaiser gut, was sein Stellvertreter hier so fabriziert. Auch wenn das scheinbar nicht alle Senatoren so sehen." Pyrrus wusste nur, was Corvinus wusste, und selbst davon nicht alles. Also wusste er nur davon, dass Durus den Vescularius und dessen Selbstgefälligkeit nicht ausstehen konnte, denn das war im privaten Gespräch einmal herausgekommen.


    Pyrrus benetzte neuerlich seine Kehle. "Welches ist Salinators Seite?" fragte er zurück. "Er gibt zumindest vor, sich auf Seiten des Kaisers zu stellen, und es wäre unklug, öffentlich dagegen zu halten. Quarto steht natürlich auch auf der Seite seines Bruders. Genau genommen gibt es daher keine Seiten, sondern nur eine. Andererseits wird in disem Hause die Handhabe des Präfekten nicht gut geheißen, wenn du das denn als Seite bezeichnen magst."

  • Die Informationen des Scribas waren für den ersten Moment recht informativ und äußerst zufriedenstellend. Zwar konnte Pyrrus ihm recht wenig Auskunft über die Stellung und Position seiner Verwandten in Roms Machtgeflecht geben, allerdings würde er diese sicherlich leicht in einem direkten Gespräch mit den betroffenen Personen in Erfahrung bringen.
    Auf jeden Fall war sich Imbrex über eines bewusst. Den Namen Aelius Quarto musste er sich merken, da er ihm schon allein aufgrund seiner Verwandtschaft mit dem Kaiser und seiner Position bzw. Erfahrung interessant schien. Dass der Aurelius später sogar soweit gehen würde und sich unter Quartos Obhut als Klient stellen würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Dieser Gedanke würde allerdings im Laufe der folgenden Tage reifen.
    "Interessant", meinte Imbrex nur. Weitere Fragen fielen ihm im Moment nicht ein, so stellte er auch keine spezielle. Überdies konnte er Pyrrus vermutlich jederzeit wieder heranziehen, wenn er etwas brauchte.


    "Ich denke das reicht für's erste, Scriba. Ich bin müde, die Reise war anstrengend. Du bist entlassen. Ich danke für deine Dienste." Man konnte Imbrex in diesem Moment gut und gerne als ignorant bezeichnen, betitelte er Pyrrus doch wieder als Schreiber. Im Moment hatte der Aurelius wohl größere Sorgen und schien wohl auch durch den missmutigen Tonfall seines Gegenübers zuvor nicht angespornt den Wunsch des Scribas zu beherzigen.

  • [Blockierte Grafik: http://img689.imageshack.us/img689/6657/pyrrus.jpg] | Livius Pyrrus


    Pyrrus hob erst eine, dann auch die andere Augenbraue und sah den Aurelier fragend an. Da ließ er ihn so lange einen Monolog führen und fand das nur interessant? Die Brauen sanken wieder, und er seufzte leise. Dann stand er auf, wollte Imbrex gleich wieder berichtigen, ließ es dann aber bleiben. "Wie du möchtest, Aurelius", erwiderte er, und es wurde deutlich, dass er gehofft hatte, noch das ein oder andere Stündchen mit dem Neuling zu verbringen. Dann klaubte er seine Tafeln vom Tisch, nickte noch einmal knapp und verließ dann das Zimmer, um zu schauen, ob er sich vor dem Zubettgehen noch mit der Köchin vergnügen konnte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!