cubiculum hospitum | Penelope

  • [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Das waren jetzt ein bisschen viele Fragen für das kindliche Gemüt, und instinktiv ging sie einen Schritt näher zur Mutter und schaute auch noch kurz etwas verschreckt zu ihrem neuen Freund Cimon. Was sollte sie denn jetzt sagen? Das waren soooo viele Fragen, die passten doch auf einmal gar nicht alle in ihren kleinen Kopf rein!
    “Doch, ist ein hübscher Name“, meinte sie schließlich etwas schüchtern und meinte damit seinen Namen, was aber nicht wirklich zu erkennen war.


    Penelope lächelte einmal und streichelte ihrer Tochter einmal beruhigend über den Rücken. “Panthea, magst du Cimon mal deine Flöte zeigen?“ fragte sie kurz das Mädchen, um abzulenken. Noch immer hielt die Kleine den Blick auf Ursus und suchte scheinbar etwas bäriges an ihm. Zögernd nickte sie und ging dann auch schon los zu dem Sklaven, den Mama mitgebracht hatte. Der öffnete auch gleich die richtige Truhe und gab der kleinen eine einfache Holzflöte heraus, die diese auch gleich zu Cimon rübertrug.


    “Guck mal. Die hat Opa für mich gemacht. Der kann nichts mehr sehen, aber hat die trotzdem aus einem Stock gemacht“, erzählte sie und hielt sie Cimon bereitwillig entgegen, damit der sie begutachten konnte.



    Jetzt, da die Kleine abgelenkt war, verneigte sich Penelope leicht in Ursus Richtung. “Ich hoffe, du verzeihst, wenn ich seine Dienste kurz als Ablenkung beanspruche“, meinte sie nur leise und schaute noch einmal sicherheitshalber, was das Kind mit dem Nubier machte.
    “Ich denke, heute ist es vielleicht etwas spät, ich wollte sie nach dem Essen zeitig schlafen legen. Wenn ihr hier mehrere Kinder haben werdet – und Isis möge euch segnen, euch dieses Glück zuteil werden zu lassen – werdet ihr das sicher besser verstehen.“
    Egal, welch ein Sonnenschein Panthea auch sein mochte, wie alle Kinder war sie grantig und maulig, wenn sie müde war und nicht genug schlief. Und wie alle Kinder bekam man sie nur dann zum schlafen, wenn nichts spannendes mehr geschah.
    “Aber wenn du sie uns morgen vorstellen könntest, und Panthea dann eine Spielkameradin hätte, wäre ich dir sehr verbunden.“
    Penelope ging ein paar Schritte. Lange zu stehen machte ihr nichts aus, immerhin trug man als Kitharist seine Kunst im Stehen vor. Aber sie wusste nicht, wie es bei Ursus war. “Wollen wir uns vielleicht setzen?“ schlug sie daher vor und deutete auf die kleine Sitzgruppe.
    Nachdem sie saßen, nahm sie das Gespräch wieder auf. “Ich werde Panthea erklären, dass sie nicht in den Garten darf. Mit Vasen und dergleichen ist sie sehr vorsichtig.“ Meistens jedenfalls, solange man ihr keinen Ball gab. “Ich werde mich bemühen, dass nichts zu Bruch geht, und ansonsten selbstverständlich Entschädigung leisten.“ Falls das die Sorge des Aureliers sein sollte, wollte sie ihn beruhigen. Ihr Kind war gut erzogen, und auch sie wusste durchaus, wie man sich zu benehmen hatte. Auch wenn sie es völlig vorwurfsfrei sagte.


    “Aber wenn wir gerade schon von der Schola sprechen... Ich hoffe, du hältst mich nicht für übereifrig, aber wann könntest du es einrichten, dass ich mir die Räumlichkeiten dort einmal ansehe? Und wann könnte man den Kurs in etwa abhalten?“ Penelope hatte keine Ahnung, wie diese Schola aufgebaut war. Sie wusste nur, dass sie, anders als das Museion, kein dem Gott Apollo und den Musen geweihter Tempel des Wissens war, sondern mehr eine rein staatliche Einrichtung. Das war aber auch schon ihr Wissen darüber. Und sie wusste gerne mehr über ihren Arbeitsbereich.

  • Die Antwort seines Herren war wirklich gut und Cimon sah kurz aufmunternd zu dem kleinen Mädchen. Ein kleiner Wink reichte und Cimon verstand sofort, das sein Herr gerade keinen Wein oder anderes von ihm wünschte. So war es für ihn auch ganz problemlos, als Panthea nach der Bitte ihrer Mutter dem Nubier ihre Flöte zeigen wollte. Dazu ging er ein wenig seitlich von den Herrschaften weg, denn er verstand es als wunsch der beiden, alleine und ungestört reden zu können. Allerdings ging er nicht ohne ein ergebenes Nicken zu seinem Herren.


    Als sie dann zu ihm kam, kniete er sich eneut nieder, um näher bei ihr und der Flöte zu sein. Bewundernd sah er das Holz an. Doch auch dieses faste er nicht an. Er nahm an, das auch hier die Regel galt, das fremde, besondere Stück nicht berühren zu dürfen.
    Sie sah, im Vergleich mit Harmonia recht einfach aus, aber allein aus den Worten meinte er zu erkennen, das sie nicht weniger wichtig für Panthea sein mochte.


    "Sie ist wunderschön, junge Herrin. Er hat sie fertigen können, trotz seiner Blindheit? Dann ist sie etwas ganz besonderes, nicht wahr? Hat sie auch einen Namen, junge Herrin?"


    Neugier klang aus der Stimme des Nubiers und er sah eine kleine Unebenheit im Holz.... sie war ganz sicher etwas besonderes. Panthea hatte wirklich Glück mit ihrem Leben und ihrer Familie. Zumindest in den Augen des Nubiers. Wie gerne hätte er gehört, wie dieses Instrument klingt, doch er wagte es nicht zu fragen, da er befürchtete, sie könnten die Herrschaften stören. Deren Unterhaltung konnte er nun natürlich nicht mehr folgen, sah es aber auch nicht mehr als erwünscht an.

  • Eine Antwort auf zwei Fragen. Ursus schmunzelte. Na, wenn sie nicht auf beide passen würde, dann hätte die Kleine gewiß mehr gesagt. Also nahm er es einfach so hin. Süß war sie ja. Und vermutlich hatte er ihr sowieso zu viel zugemutet. Wie alt sie wohl war? Gut erzogen schien sie jedenfalls zu sein, das beruhigte ihn sehr. Dann war es unwahrscheinlich, daß sie sich über Verbote hinwegsetzte, wie andere Kinder es oft aus reiner Abenteuerlust taten. Das kannte er nur zu gut von sich selbst.


    "Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich sagte ja, Du darfst Dich jederzeit vertrauensvoll an ihn wenden, wenn Du etwas brauchst und er achtet auch gerne mal auf Deine Tochter." Ursus schaute noch einmal zu seinem Sklaven, der die Flöte ganz fasziniert betrachtete. Ob er so etwas tatsächlich noch nie aus der Nähe gesehen hatte?


    "Gut, dann morgen. Von Kindererziehung verstehe ich nicht sehr viel, wie Du sicher schon gemerkt hast. Ja, setzen wir uns einen Moment." Er rückte sich einen der Sessel zurecht und nahm darauf Platz, bevor er weitersprach. "Um materiellen Ersatz geht es nicht, wir können uns durchaus mal eine kaputte Vase leisten. Es sind nur Stücke darunter, an denen auch viele Erinnerungen hängen. Wenn etwas zu Bruch geht, werden wir damit leben müssen. Ich habe es nur erwähnt, damit Du weißt, daß wir nicht auf Kinder eingerichtet sind und deshalb vielleicht mehr Vorsicht vonnöten ist als in einem Haushalt, in dem Kinder herumtollen." Er konnte sich auch nicht vorstellen, daß dieses süße kleine Mädchen dort absichtlich etwas kaputt machen würde.


    "Natürlich zeige ich Dir morgen gerne die Schola. Sehr spektakulär ist sie nicht. Ein gewöhnliches Gebäude mit Räumlichkeiten, die für Vorlesungen geeignet sind - und natürlich eine Bibliothek. Gut, die wird sich lange nicht mit der in Alexandria messen können, aber sie ist schon recht umfangreich. Als erstes müssen wir einen Termin für Deinen Kurs festlegen und ihn rechtzeitig ankündigen, damit Interessenten auch die Möglichkeit haben, aus der weiteren Umgebung anzureisen. Zum festgesetzten Termin hältst Du dann Deine Vorlesungen und am Ende nimmst Du dann die Prüfung ab. Der Prüfungstermin sollte auch von vornherein bekannt gegeben werden. Wenn Du etwas an Unterrichtsmaterialien brauchst, dann wende Dich vertrauensvoll an mich. Achja... eins wäre da noch. Senator Germanicus Avarus, der Rector der Schola, hat große Vorbehalte gegenüber dem Museion. Ich habe nie verstanden, warum eigentlich. Nur, falls er uns begegnen sollte, nimm es Dir bitte nicht zu Herzen, wenn er unfreundlich sein sollte."

  • [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    So genau hatte Panthea da nie drüber nachgedacht. Es war halt eine Flöte, auf der sie Musik machte. Mama brachte es ihr bei. Aber ob sie was besonderes war? Sie schaute sich das Stück Holz nochmal eindringlich an, aber für sie war es immernoch dieselbe Flöte. Ungedeckelt, mit einem einfachen Mundstück, das, wenn man zu fest pustete, quietschende Töne hervorbrachte.
    “Weiß nicht. Flöte?“ fragte sie Cimon, um dort eine Bestätigung zu bekommen. Die Flöte war ja nicht eine Million Jahre alt wie die Kithara, oder so alt wie der Großvater, wieso sollte sie da einen Namen haben? Aber vielleicht wusste Cimon ja einen.
    “Kannst du auch Flöte spielen?“ fragte sie dann in kindlicher Unschuld. Er fasste sie ja gar nicht an, wie sollte er sie sich dann richtig anschauen? Auch wenn die Mutter immer sagte, dass man mit den Augen, nicht mit den Händen schaute, für Panthea gehörte das schon irgendwie dazu. “Ist ganz einfach, musst nur reinpusten. Guck!“ erklärte sie und pustete einmal vorsichtig in die Mundöffnung, so dass ein klarer, hölzerner Ton erklang. Pusten war einfach immer gut, ob nun für Musik, oder um zu heilen. Ein Allzweckmittel, sozusagen.
    Erwartungsvoll hielt sie ihm die Flöte entgegen. So schwer war das ja wirklich nicht, er konnte das ganz bestimmt.




    Penelope unterhielt sich währenddessen mit dem Aurelier und lauschte seinen Worten. Zu seiner Kinderlosigkeit – oder überhaupt der Kinderlosigkeit des Hauses – sagte sie nicht. Zum einen stand ihr das nicht an, und zum anderen würden die Aurelier das schon noch mitbekommen und dnn auch merken, dass man so viel oder so wenig absichern konnte, wie man wollte. Manche Dinge waren scheinbar einfach dazu bestimmt, zu passieren, wie Bälle, die vom Garten losgeschossen in perfektem Winkel so durch eines der oberen Fenster hindurchgeschossen wurden, dass sie zwar den Spiegel und die Glaskaraffe verfehlten, dafür aber über fünf Banden die teure Vase der Großmutter zielsicher trafen.


    Seine Worte zur Schola an sich waren ohnehin viel interessanter. Der Rector der Schola hatte also Vorbehalte und könnte unhöflich werden? Penelope lächelte höflich.
    “Weißt du, Aurelios, ich halte mich da an einen alten Philosophen, was Unhöflichkeit angeht. Der sagte einst, dass Höflichkeit intelligent sei, und als logische Folgerung daraus Unhöflichkeit ein Zeichen von Dummheit. Und über Dummheit sollte man sich nicht ärgern, noch sollte man sich von ihr angegriffen fühlen. Höchstens sollte man sie bemitleiden.“ Und Penelope hatte nicht vor, sich von jemanden, der sich in ihren Augen also dumm benahm, ärgern zu lassen. Sie setzte sich etwas bequemer zurück und überlegte, was sie brauchen könnte.
    “Ich denke, wenn eine Tafel vielleicht bereitgestellt werden könnte, und etwas Kreide? Falls etwas aufgezeichnet werden muss. Die Schüler der Schola sind des Griechischen mächtig, oder soll ich auf Latein dozieren?“ Immerhin war nicht jeder ein gebildeter Mensch, in Rom sollte es ja durchaus noch einige Barbaren geben, die kein Griechisch sprachen. Vielleicht sollte sie mit ihm auch über die Inhalte ihres Kurses sprechen. “Ich hatte angedacht, eine Diskussion über die Philosophen mit den Schülern zu beginnen. Also Phytagoras, Aristoxenos, vielleicht auch Plato. Denkst du, das ist ein zu hochgegriffener Ansatz?“ Er kannte ja die Bildung der Römer besser als sie selbst. Einem Schüler am Museion würde sie dergleichen wohl zutrauen.

  • Immer wieder sah Cimon zu seinem herren um sich sicher zu sein, das dieser ihn grade nicht brauchte. Allerdings hielt die Flöte und das kleine Mädchen ihn gut gefangen. Was sie sagte ließ ihn nachdenklich werden. Sie wusste es nicht? Flöte?...sollte er etwas anderes sagen? Nein, sie war die Herren. Also war Flöte der beste Namen den es geben konnte.


    "Flöte ist ein... guter Name. Ich?...ich kann leider ...kein einziges Instrument spielen."


    Es war ganz einfach? Gespannt sah und hörte der Nubier Panthea zu, als diese einen wunderbar klingenden ton herausbekam. Es sah wirklich nicht sehr schwer aus. Und zu laut schien es auch nicht zu sein.
    So nahm Cimon die Flöte mit einem ergebenen Nicken entgegen. Leider pustete er zu stark. So kam nicht nur der eine Ton sondern auch noch ein ziemliches quitschen heraus. Der Sklave zuckte umgehend zusammen und sah sich entschuldigend um. Seine Hände hielten die Flöte leicht vom Körper weg, als sei sie grade sehr heiß geworden und die einzige die schuld sein konnte.


    "Verzeiht. Ich...ich habe wohl etwas falsch gemacht ... "


    Vorsichtig sah er sich um, ob er nun wohl Ärger bekommen würde, sah dabei aber auch zu der Flöte und Panthea. So sprach er sehr leise zu ihr.


    "Das quitscht ja nicht schlecht, was? Sollten wir vieleicht in die Namensgebung einfließen lassen, junge Herrin."


    Doch ihm selber viel außer Ente oder Frosch nicht viel ein. Das waren aber doch keine Namen für ein solch schönes Instrument. Da war Flöte doch um Klassen besser.

  • Ursus legte den Kopf schief und nickte schließlich. "Ja, in dieser einen Angelegenheit ist er tatsächlich dumm. Sicherlich hat seine Abneigung eine Vorgeschichte, die ist mir aber nicht bekannt. Und ich bin ohnehin der Meinung, daß man eine schlechte Erfahrung mit einzelnen Personen nicht gleich auf ganze Gruppen übertragen darf." Im Grunde war das nichts anderes als die Vorurteile gegenüber Patriziern, die Germanicus Avarus hegte - und pflegte. Aber das war hier kein Thema und betraf Penelope ja auch nicht. "Davon abgesehen ist er ein ausgesprochen gebildeter und kluger Mann. Umso bedauerlicher finde ich seine Vorbehalte."


    Ihr Fragen gingen nun mehr zu den Räumlichkeiten über und Ursus nickte auch hier wieder. "So etwas ist in den Räumlichkeiten vorhanden, darüber brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Was die Sprache angeht, so wäre es vermutlich besser, Du würdest den Cursus in Latein abhalten. Zwar wirst Du hauptsächlich hochgebildete Schüler haben, doch wir halten die Schola immer für alle Bevölkerungsschichten offen. Und das Griechische kann aus diesem Grund nicht vorausgesetzt werden. Was die Diskussion zu den Philosophen angeht, so würde ich es auf einen Versuch ankommen. Wenn Du in den Vorlesungen merkst, daß dies die Schüler überfordert, kannst Du Deine Ansprüche immer noch herunterschrauben. Ich habe allerdings gemerkt, daß die meisten Freude daran haben, weitergehender gefordert zu werden."


    Eigentlich hatte er dazu noch etwas sagen wollen, als ein schrill quietschender Ton ihm geradezu Zahnschmerzen verursachte. Seine Hand fuhr an sein Ohr und seine Miene war schmerzhaft verzogen, als er zu Cimon und der Kleinen herübersah. Der Sklave entschuldigte sich allerdings sofort, so daß Ursus sich doch gleich wieder Penelope zuwandte. "Wie Du siehst, interessiert sich ein breites Publikum für das Thema Musik", scherzte er.



    Edit: Farbe

  • Innerlich fragte sich Penelope, wie gebildet und klug jemand sein konnte, wenn er Vorbehalte gegen das Museion hatte, aber sie ließ sich nichts anmerken. So, wie die Griechen dachte, die Römer seien ungebildete Barbaren, so dachten die Römer, die Griechen seien verklärte Phantasten, das wusste sie sehr wohl. Deshalb war sie nicht wirklich enttäuscht, dass sie den Unterricht in der Sprache der Rhomäer würde halten müssen. Sie beherrschte ja diese Sprache, auch wenn ihr ihrer Meinung nach einiges an Charme und Präzision verlustig ging und sie bezweifelte, dass jemand die Philosophen wirklich verstehen konnte, der ihre Lehren nicht im Original gelesen hatte. Aber nunja, das hier war weder Ägypten, noch war es Griechenland. In letzterem hätte sie wohl auch keine Schülerschaft gefunden, immerhin war sie eine Frau.
    Sie nickte also gerade und wollte zu einer Antwort ansetzen, als ein schrilles Pfeifen ihr Gehör störte. Instinktiv hielt sie sich eine Hand ans Ohr und schaute zu der Flöte. Panthea hatte schon lange gelernt, den Luftstrom zu beherrschen, außerdem war ihre Lunge nicht groß genug, um solche Töne hervorzubringen. Sie sah kurz kritisch hinüber, ohne etwas zu sagen, und wandte sich dann wieder ihrem Gastgeber zu. “Ja, es scheint beinahe so. Dennoch sind die Schüler der Schola doch alle zumindest freie Männer und Frauen?“
    Penelope hatte nichts gegen Sklaven. Wirklich nicht. Sie behandelte ihre immer mit Sanftmut und Respekt, wurde nie laut und schlug sie nicht. Sie gab ihnen, wie es einer guten Hausherrin gebührte, gute Kleidung, Schutz im Haus, genug zu Essen und einen Schlafplatz. Sie hatten Freizeit und sogar etwas Geld, und wenn sie treu waren, wurden sie in ihrem Testament mit der Freiheit bedacht, einige würden diese sogar früher erlangen. Aber sie war zu sehr Kind ihrer Erziehung, um nicht tief in ihrem Inneren einen Widerwillen dagegen zu verspüren, Sklaven diese hohe Kunst beibringen zu sollen. Musik war höchster Ausdruck kosmischer Ordnung, war für Menschen fühlbare Mathematik, war Wissenschaft und Kunst zugleich. Ihr missfiel ja bereits jetzt schon die Vorstellung, dass Musik als entspannendes Geplänkel neben dem Essen gespielt wurde, geklampft ohne Seele und Verstand, nur nachgespielt, ohne eigene Gedanken dabei. Zwar sollte Musik auch unterhalten, aber das war nicht ihr Daseinszweck. Und in Penelopes Welt gab es einfach einen Widerspruch zwischen dem Sklavendasein und der hohen Bildung, die Musik letzten Endes bedeutete.



    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Panthea hingegen scherte sich nicht um irgendwelche Bildung und Stellungen oder sonstiges. Für sie machte es gar keinen Unterschied, wer oder was mit ihr redete, sie kannte nur die zwei, großen Unterschiede: Mama und nicht die Mama, und als zweites mag ich und mag ich nicht. Das war alles, was es in ihrer kleinen Welt gab. Und so hatte sie keinerlei Bedenken oder Vorbehalte gegen Cimon, den sie gern mochte.
    Als er so mit der Flöte quietschte, hielt sie sich ganz fest beide Ohren zu und sagte mit lauter Stimme – immerhin waren die Ohren noch immer zugehalten und verhinderten so eine Lautstärkenmodulation -“Nicht so dolle! Vorsichtig pusten. Fffffffff, nicht PFFFFFFFFFFFF!“ Sie versuchte, es ihm vorzumachen und pustete ihn einmal ganz vorsichtig, einmal aus Leibeskräften an. Dann grinste sie ihn an, wie nur ein kleines Kind eben grinsen konnte und merkte, dass sie die Hände noch an den Ohren, weil sie ja gar nicht hörte, was er so sagte.
    “Du musst nochmal versuchen.“ Es klang streng und unnachgiebig, aber Panthea wollte Cimon jetzt Flöte spielen beibringen, und wie alle Kinder war sie dabei leicht ungeduldig.
    Einzig die Frage nach dem Namen lenkte sie nochmal kurz ab und sie legte beim Überlegen den Kopf schief, wackelte leicht hin und her, so dass die Locken flogen. “Weiß nicht. Quietschie?“ War das ein guter Flötenname? Auf jeden Fall war es ein lustiger Name. “Quietschie-Föte“, kicherte sie vor sich hin und sah das Stückchen Holz an.

  • Sein Herr schien den Ton mit Humor zu nehmen, auch die Herrin schrie ihn nicht an. Cimon atmete tief durch und entspannte sich wieder ein wenig. Dann sah er Panthea an, die ihm versuchte zu erklären wie das ging. Ihre Ungeduld ließ den Nubier kein bischen unruhiger werden. Im Gegenteil. Er hörte brav zu, sah die Flöte zweifelnd an und setzte erneut sehr vorsichtig an. Cimon holte Luft und pustete nur ganz wenig hinein. Diesmal zu wenig. So kam nur ein ganz leichter Hauch von Ton heraus. Dann nahm dieser langsam zu, bis er keine Luft mehr hatte.


    Ein wenig durchatmend und sogar stolz auf den einen leisen Ton, den er doch für ihn recht sauber herausbekommen hatte, ließ er die Flöte sinken. Fragend blickte der Sklave das Mädchen an. Sein offenes Lächeln zeigte immer mehr Freude.


    "Ein Ton zumindest, fehlen nur noch...wie viele, junge Herrin? Quitschie-Flöte...wenn du mich fragst, Herrin passt dies ganz gut."


    Dabei schien Cimon ganz froh zu sein, das Panthea ihre Hände runter genommen hatte. Es ist weniger die Tatsache, das sie dadurch lauter gredet hatte. Schließlich war sie hier die junge Herrin. Doch es zeigte auch sein eigenes Unvermögen. Etwas was früher immer mit Schlägen oder ähnlichem bestraft worden war. Weswegen er sich nun um einiges sicherer fühlte. Denn Ursus würde sicher nicht so handeln wie Atonis. Das brachte ihn dazu zu seinem Herren zu sehen. Das Gesicht sah nun weitaus entspannter aus, als noch vor einigen Momenten, als Cimon diesen Laut hervorgebracht hatte. Dies beruhigte ihn zunehmend. Auch sah er, das er noch immer keine Wünsche zu haben schien.


    Also wand er sich wieder dem Mädchen zu. Dabei hoffte er, das sie nun zufrieden mit ihrem eher schlechten Schüler war. Fragend und mit einem Lächeln auf den Lippen sah der Nubier sie ungewohnt gelöst an.


    "Ich denke, junge Herrin, das du es beiweitem besser kannst als ich."


    Mit einer leichten Andeutung reichte er Panthea die Flöte an. Nur eine kleine Bewegung, denn er wollte ihr die Entscheidung überlassen.

  • Schmunzelnd beobachtete Ursus, wie Cimon offenbar seine erste Stunde im Flötenspiel erhielt. Seine kleine Lehrerin war ganz ernsthaft bei der Sache. Die beiden, das kleine Mädchen und der riesige Nubier gaben dabei ein unglaublich süßes Bild ab. Da hatten sich anscheinend zwei Freunde gefunden, so unterschiedlich sie auch waren.


    Die Frage Penelopes konnte Ursus wieder einmal nicht mit absoluter Sicherheit beantworten. "Die Kurse an der Schola stehen grundsätzlich jedem frei. Auch die weiterführenden Kurse. Einzige Voraussetzung ist der bestandene cursus res vulgares und die Entrichtung der Kursgebühren. Manche Eigentümer bilden ihre Sklaven gerne umfassend aus und schicken sie daher zu den Kursen. Allerdings kommt das sehr selten vor. Und bei der Thematik Deines Kurses bezweifle ich, daß ein Sklave geschickt wird, um daran teilzunehmen. Hättest Du ein Problem damit? Würdest Du Sklaven nicht unterrichten wollen?" Es gab viele Sklaven in Rom, die in höchstem Maße gebildet waren. Und natürlich auch einige, die ausgebildete Musiker waren. Es war nur die Frage, ob ihre Besitzer sie zum Kursus schicken würden. Ursus war eigentlich der Meinung, daß Bildung jedem offen stehen sollte. Nicht umsonst förderte er Cimons Lernen. Der Sklave war so wissensdurstig, daß es richtig Spaß machte, ihm immer wieder etwas Neues zu geben.

  • [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Na also, er konnte es ja doch. Freudig klatschte Panthea in die Hände, als ein klarer Ton aus der Flöte kam, wenn auch erst sehr leise. Das war ja aber auch schwer! Panthea hatte auch ganz viel geübt, und musste auch immer jeden Tag ganz viel üben. Bestimmt zehn Minuten jeden Tag, wenn nicht sogar noch länger! Da kannte ihre Mama keine Gnade.
    Aber Cimon wollte wohl nicht weiter üben und streckte ihr die Flöte wieder entgegen. Aus seinen Worten schloss Panthea, dass sie nun was vorspielen sollte. Streng guckte sie ihn an, denn eigentlich sollte er ja was spielen. Trotzdem nahm sie die Flöte, die ab nun wohl Quietschie heißen würde, wieder entgegen und setzte sie hoch konzentriert an die Lippen.
    Sie spielte eine ganz einfache Melodie. Vor jeder Note holte sie wieder neu Luft und überlegte, wie sie denn die Finger jetzt halten musste, so dass von einem zusammenhängenden Lied keine Rede sein konnte. Aber so ein Musikstück war ja auch schwer, auch wenn es nur aus 6 Noten bestand, die einmal raufwärts und einmal runterwärts gespielt wurden, wobei manche Töne auch zweimal oder gar dreimal gespielt wurden, ehe der nächste kam. Es war ein ganz einfaches Lied über Entchen, die auf einem See schwammen. Panthea konnte es auch singen, aber nicht, wenn sie Flöte spielte. Sie hatte es schonmal versucht, aber das klappte nicht so ganz.
    Grinsend sah sie Cimon an, als sie fertig war und streckte ihm die Flöte wieder hin. “Jetzt musst du auch mal, du musst auch mal“, forderte sie einfach freudig und hatte dabei ganz vergessen, dass Cimon das ja wahrscheinlich gar nicht konnte.




    Penelope hingegen achtete nicht auf die spielende Tochter. Solange sie sie hörte, war alles in Ordnung. Aufmerksam wurde Penelope da eher, wenn es plötzlich leise war. Dann bedurfte Panthea eher ihrer Aufmerksamkeit. Im Moment aber konnte sie sich ganz auf die Beantwortung der Frage von Ursus konzentrieren.
    Penelope war niemand, der vorschnell irgendwelche Antworten gab, die nicht genau durchdacht waren. Gedankenlos zu plappern lag nicht in ihrem Naturell, jedes Wort war daher genau gewählt und geprüft – und klang auch stoisch ruhig – als sie antwortete.
    “Wenn du so direkt fragst, Aurelios, ja. Versteh mich nicht falsch, und ich möchte auch keinesfalls als undankbar erscheinen, doch ich nehme meine Arbeit sehr ernst. Ich weiß, viele halten die Musik nur für einen netten Zeitvertreib, etwas, das als Ablenkung beim Essen gespielt wird, um die Geräusche zu übertönen, oder um eine etwas angenehmere Athmosphäre zu erschaffen. Ich weiß auch, dass viele Rhomäer ihren Sklaven deshalb Unterricht geben lassen an Lyra oder der Kithara.
    Doch du musst verstehen, dass es für mich etwas anderes ist. Für mich ist Musik Philosophie und Wissenschaft. Es ist Ausdruck einer kosmischen Ordnung, ist perfekte Harmonie, die die Mathematik zu ergründen sucht. Es ist kein Zeitvertreib und nichts, was leicht dahinplätschern sollte ohne Sinn und verstand.
    Wenn ich also einen Schüler unterrichte, soll er sich dessen bewusst sein und sich dennoch dazu entschließen. Er soll es lernen wollen. Auf einem Instrument herumklampfen kann jeder. Ein Lied nachzuspielen bedarf nur ein wenig Übung. Alte Melodien zu erlernen kann man jedem Kind beibringen. Aber Musik, ihr Wesen, ihre Ordnung, das bedarf dem freien Weillen, es verstehen zu wollen.“

    Penelope sah ihr Gegenüber unumwunden an. Sie sah keinen Grund, sich für ihre Worte zu schämen oder gar zu entschuldigen. Er wollte ihre Meinung wissen, und dann bekam er sie auch.
    “Wenn nun ein freier Mann sich im Bezug auf seinen Willen, das zu lernen, irrt, so kann er gehen. Oder wenn ich den Eindruck habe, dass er nicht geeignet sei, kann ich es ihm von Gleichem zu Gleichem sagen. Wenn allerdings ein Sklave diesen willen nicht hat oder nicht geeignet ist, geht das nicht. Hier ist nur der Wille des Herrn entscheidend, der dann aber auch gar nicht daran teilnimmt. Und gegebenenfalls erhält der Sklave auch noch eine Strafe, wenn er nicht besteht oder nicht versteht. Und das erachte ich persönlich schon als problematisch.“

  • Immer mehr drängte Panthea in den Vordergrund und sein herr in den Hintergrund. Immer weniger sah Cimon zu den beiden, um rechtzeitig zu erkennen, wann er gebraucht werden würde. Als das Mädchen anfing zu spielen, hörte Cimon nicht die Pausen, nicht das Stocken. Es war als hörte er das kleine Stück im ganzen. Er wusste nicht worum es ging, aber er glaubte schöne Bilder zu sehen, als er die Augen schloß.


    Er öffnete sie erst wieder, als Panthea fertig war und Quitschi verstummte. Fragend sah er sie an. Die Flöte nahm er nicht sofort. Er...er konnte es doch nicht...er hatte gar nicht richtig aufgepasst. Seine grauen Augen mochten in diesem Augenblick wirken wie die von einem jungen Hund.


    "Ich? Aber Panthea, junge Herrin. Ich kann dieses Instrument nicht spielen. Ich weiß nicht wie, junge Herrin."


    Allerdings griff er langsam nach der Flöte um die Domina nicht zu verärgern. Seine Finger legte er sehr ungelenk darauf und wusste dabei nicht wie falsch es war. Nun erst sah er zu seinem Herren. Dann wieder zu dem Mädchen. Tief atmete Cimon durch. Er würde es sich nun gerne zeigen lassen. Wie gerne würde er für eben solche Bilder bei seinem Herren sorgen, auch wenn er bezweifelte, das er es jemals so gut können würde, wie Panthea.

  • Im Gegensatz zu Penelope konnte Ursus nicht anders, als immer wieder zu dem kleinen Mädchen und seinem Sklaven herüber zu sehen. Es war aber auch ein wunderschöner Anblick. Nur die Geräuschkulisse empfand er als ein wenig nervig. Flöten hatten eben die unangenehme Eigenschaft, sehr durchdringend zu klingen, gerade, wenn sie falsch gespielt wurden. Doch er sagte nichts. Es war gut, daß das Kind so beschäftigt war und er sich so mit der Mutter unterhalten konnte, ohne jedes Wort daraufhin zu prüfen, ob es für die Ohren eines Kindes geeignet waren. Dazu kam, daß gelangweilte Kinder schnell noch viel nerviger wurden, als Flöten, auf den herumprobiert wurde.


    Ruhig hörte er sich die Einwände der Griechin an. Zwar mußte er sich selbst eingestehen, daß er selbst zu den "Rhomäern" gehörte, die Musik eher so als nette Untermalung bei anderweitigen Beschäftigungen ansahen, doch er hütete sich, das auszusprechen. Er konnte auch den wissenschaftlcihen Anspruch, den sie an diese Kunst stellte, nicht vollständig nachvollziehen. Aber er war zumindest bereit, ihre Meinung darüber zu akzeptieren und ebenso zu respektieren. Also nickte er und hoffte, dabei vollkommen verständnisvoll dreinzublicken. "Wie gut, daß wir im Vorfeld darüber sprechen. Wir können bei der Bekanntmachung gleich dazuschreiben, daß Unfreie zu diesem Kurs nicht zugelassen sind. Ist Dir das Recht so? Ich sehe keine Schwierigkeiten, diese Einschränkung für diesen besonderen Kurs zu machen. Gibt es eigentlich spezielles Vorwissen, daß Du als Voraussetzung in die Ankündigung setzen möchtest? Oder möchtest Du eine Kurzbeschreibung verfassen, damit die Schüler nicht mit falschen Vorstellungen in Deinen Kurs kommen?" Er hatte den Eindruck, daß Penelope sehr hohe Bildung voraussetzte.

  • [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Wie, er konnte nicht spielen. Sie hatte es doch eben gezeigt gehabt! Das hatte er doch nicht schon vergessen? Panthea sah Cimon skeptisch und streng an, bis er schließlich doch die Flöte genommen hatte. Aber er hielt sie ganz falsch.
    “Nein, du musst die so halten!“
    Ohne zu zögern griff Panthea mit ihren Kinderhänden nach Cimons Fingern. Wo sie ihre Fingerchen schon fast verbiegen musste, um an die Löcher im Holz zu kommen, da lagen Cimons viel größere Hände schon perfekt. Panthea zurrte und zupfte also nur ihre Position zurecht, so dass auf jeden der Löcher ein Finger lag, und dann grinste sie zufrieden.
    “So, und jetzt pusten. Aaaaaa--“ , begann sie zu singen und hielt den Ton, bis Cimon gespielt hatte. Dann überlegte sie scharf und hob einen seiner Finger an für den nächsten Ton. “-lle“ und wieder eine Ummodellierung der Finger für den nächsten Ton. “mei-“ und nochmal “ne“. Jetzt musste Panthea schwer überlegen, damit sie die Finger alle richtig geordnet bekam, so dass der nächste Ton auf sich warten ließ. “Ent- musst nochmal pusten! -chen“, und wieder Finger umstellen. Puh, das war ja richtig anstrengend! “schwim-men auf dem...“ Und so ging es eine ganze Weile. Wenn Panthea gewusst hätte, wie schwer das war! Dann hätte sie Mama gerufen, die konnte das viel besserer!




    Penelope hingegen überhörte die teils schiefen Töne geflissentlich. Auch, wenn sie sich wünschen würde, dass ihr Kind eines Tages in ihre Fußstapfen treten würde, sie war nicht wie ihr eigener Großvater. Jetzt, im Erwachsenenalter, war sie ihm dankbar für die strenge Erziehung und die harten Lehrstunden, aber als Kind hätte sie gerne eine Kindheit gehabt. Und ihrer Tochter wollte sie die nicht nehmen, sie sollte einmal ein gutes Leben als Ehefrau mit einem guten Mann haben, den sie für sie aussuchen würde. Sie sollte nicht so viel und hart arbeiten müssen, sondern nur so viel, wie sie wollte.
    Im Moment war ohnehin das Gespräch mit Aurelius Ursus wichtiger und forderte Penelopes Aufmerksamkeit. Und zum Glück lenkte er ein, auch wenn Penelope nicht sicher war, ob er ihren Argumenten zustimmte oder nur höflich sein wollte.
    “Ja, das wäre mir sehr recht, wenn es keine Umstände bereitet. Wenn du denkst, es hilft, kann ich eine Kurzbeschreibung geben, daran soll es nicht scheitern. Vorkenntnisse sind natürlich immer hilfreich, so kann mehr Zeit auf die Diskussion verwendet werden und weniger auf die Erklärung. Daher ist es natürlich gut, wenn man weiß, wer Pythagoras oder Aristoxenos war, wenn man anschließend über sie diskutieren will.“

  • Gelehrig nickte Cimon auf die Worte des Mädchens. Der tadelnde Blick wurde mit einem ruhigen Lächeln erwiedert. Gerne ließ er seine Finger von Panthea zurechtrücken. Er versuchte es sich zu merken. Bei jedem neuen Ton achtete er genau auf die Finger und versuchte darauf zu achten nicht zu feste zu pusten. Trotz des einen oder andren schiefen Klanges gefiel es dem Nubier etwas über Musik zu lernen. Dabei war es ihm gleich, von wem er es lernte.


    Als sie fertig war mit ihrer Strophe, dachte Cimon, die zweite würde folgen und ebenso aufgebaut sein wie die erste. Also startete er den Versuch, weiter zu spielen. Es war lang nicht so gut wie zuvor, doch es war für Cimon etwas besonderes. Seine Augen mochten dies zeigen.

  • Die Geräuschkulisse nahm zu, was Ursus durchaus als störend empfand. Doch er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. Er versuchte sich daran zu erinnern, daß er lernen mußte, damit umzugehen. Er wünschte sich Kinder. Richtige Kinder, die auch mal laut waren und Unsinn anstellten. Keine zu klein geratenen Erwachsenen. Und dann mußte er wohl ein bißchen Lärm aushalten können. Immerhin war er all dem erst einige Minuten ausgesetzt. Da durfte er auf keinen Fall jetzt schon schwächeln.


    "Umstände? Nein, das macht keine Umstände. Die Ankündigung muß geschrieben werden, so oder so. Was darauf steht, entscheidest Du am besten selbst, dann sollten Mißverständnisse eigentlich vermieden werden können. Auf jeden Fall solltest Du kurz umreißen, was für Vorkenntnisse Du für unbedingt nötig erachtest. Das Publikum ist hier bei uns wohl doch erheblich anders als bei euch in Alexandria. Aber bitte laß Dich davon nicht abschrecken. Immerhin ist es der erste Versuch einen Kurs des Museions auch hier abzuhalten. Selbst wenn nicht alles reibungslos klappen sollte, können wir doch nur daraus lernen, um es beim nächsten Mal besser zu machen."

  • Sim-Off:

    Entschuldigt die lange Wartezeit, aber ich hab für den Charakter einfach grade nicht den rechten Kopf, sie noch so sehr auszuspielen.


    Penelope war sich nicht sicher, ob sie die Vorreiterin bei so etwas wirklich sein wollte und damit die ganze Verantwortung über Gelingen oder Misslingen einer solchen Kooperation auf ihren Schultern lag. Sie war nur eine Frau, und nicht berechtigt, für das Museion als solches zu sprechen. Nikolaos Kerykes wäre da sicherlich ein weitaus ansprechenderer Gesprächspartner gewesen. Nur war der redegewandte Mann leider voll und ganz in seinen Posten am Museion eingebunden und nicht hier, im Gegensatz zu ihr.
    “Wenn du meinst, dass solch eine Beschreibung den Interessenten hilft, werde ich gerne eine verfassen. Ich nehme an, in der rhomäischen Schrift?“
    Penelope konnte auch die lateinischen Buchstaben lesen und schreiben, wenngleich sie die Griechische als ästhetischer betrachtete. Aber wie hieß es? Gehst du nach Rom, mach es wie die Römer. “Ich werde mich daran setzen, so dass wir sie morgen mit zur Schola nehmen können, damit der Kurs seinen Anfang finden kann. Immerhin wollen wir die Wissbegierigen nicht länger als nötig warten lassen.“
    Penelope überlegte schon, was sie hineinnehmen sollte und was nicht. Vielleicht war eine Diskussion über die Philosophen doch etwas hochgegriffen? Die Basis aller Musik den Menschen näherzubringen erschien ihr einfacher, aber sie wollte nicht dieselbe Lehrstunde zweimal geben. Nun, sie würde sehen.


    Währenddessen tanzte Panthea einfach nur fröhlich zu der kleinen Melodie, die Cimon spielte, und klatschte dabei lachend in die Hände. Sie war aufgedreht von der Reise und den vielen neuen Eindrücken und würde sicher nach dem Abendessen wie ein Stein ins Bett sinken und einschlafen.

  • Pantheas Freude steckte Cimon ein wenig an, sodass es kurz mal einen quitschenden Ton gab. Doch er achtete sofort wieder darauf, leiser und genauer zu spielen. Nun hatte er zwei Ziele. Zum einen ein gutes Spiel und zum anderen die Freude des Mädchens zu erhalten.


    Nun sah der Nubier immer weniger zu seinem Herren. Er hoffte einfach alles richtig zu machen und es rechtzeitig zu bemerken, wenn er gebraucht werden würde. Cimons Augen leuchteten zunehmend. Doch nach der dritten Wiederholung hörte der Sklave doch noch auf zu spielen.


    Fragend blickte er nun Panthea an und war sich nicht sicher ob er wirklich gut gespielt hatte, oder die Kleine nur zu höflich war. Gleich wie es war, er glaubte ganz sicher daran, das es eine gute Entscheidung gewesen sein musste.


    "Panthea, junge Herrin? Ich danke dir vielmals für die Möglichkeit, mit Quitschi zu spielen. Wenn es dein Wunsch ist, Herrin, so können wir dies gerne wiederholen."


    Damit ging er davon aus, das Ursus nichts dagegen haben würde. Solange Cimon seine Aufgaben erledigte, hatte er ab und zu mal die Möglichkeit, etwas Zeit zu erübrigen, wenn auch nicht viel für verschiedene Tätigkeiten, wie lesen, lernen oder körperlicher Ertüchtigung. Da Panthea ein Gast seines Herren war, gab es eine gute Möglichkeit, das Cimon sich auch um ihr Wohlbefinden würde kümmern dürfen.

  • Ursus nickte. "Auf jeden Fall sollte die Ankündigung in Latein erfolgen. Sonst wirst Du nicht die Hälfte der interessierten Menschen erreichen, denn viele lesen die Ankündigungen nicht selbst, sondern schicken ihre Sklaven, um die Informationen einzuholen. Und meinetwegen können wir die Ankündigung so bald wie möglich machen.* Mir ist es sehr recht, sie frühzeitig auszuhängen. Was meinst Du, wie lange Dein Kurs dauern wird?"


    Nur mit halben Auge verfolgte er das Geschehen zwischen dem kleinen Mädchen und dem Nubier. Cimon ging wirklich rührend mit der Kleinen um. Ein gutes Zeichen. Dann konnte er seinem Sklaven auch mal seine Kinder anvertrauen, wenn er eines Tages welche hatte. Zumindest ab und an. Und das kleine Mädchen war einfach nur süß. Wie sie so tanzte und lachte, wen das nicht rührte, der mußte ein Herz aus Stein haben.




    Sim-Off:

    *Die Ankündigung geht sofort raus, sobald ein Lateiner mir mit dem Titel geholfen hat ;) Anfrage läuft schon.

  • Penelope nickte nur besonnen und nachdenkend, während sie Ursus zuhörte. Gut, wenn es diese barbarische Sprache sein musste, musste es eben so sein. Sie hatte ja gewusst, auf was sie sich einlassen würde, es war ja nicht so, als hätte sie ernsthaft etwas anderes erwartet. Zugegebenermaßen war sie ja schon froh, dass sie mit ihrem Gastgeber in ihrer Muttersprache sprechen konnte und nicht auf seine Sprache zurückgreifen musste. Immerhin konnte Penelope so von ihm denken, dass er einen gewissen Bildungsstand vorzuweisen hatte, und das war gut für den Respekt, den sie ihm schuldig war. Das machte sogar fast den anderen, ersten Eindruck wett, den sie von ihm dank des anfänglichen Gebahrens des Sklaven hatte. Ganz zerstreut waren diese noch nicht, selbst wenn sie jetzt sah, dass der Nubier scheinbar entspannt zu sein schien und nichts von überhöhter Furchtsamkeit dem Herrn gegenüber zu sehen war. Aber wissen konnte man nie.
    “Nun, das hängt von der Lernwilligkeit der Schüler und ihrer Fähigkeit zur Diskussion ab, würde ich sagen. Mehr als ein paar Tage wollte ich nicht im Allgemeinen lehren. Vielleicht findet sich der ein oder andere Schüler, mit dem eine weiterführende Diskussion lohnenswert erscheint, aber der Kurs als solches mit einem Abschluss, der der Schola gerecht werden sollte, sollte nicht mehr als eine Woche Zeit in Anspruch nehmen. * “
    Penelope wollte sich da nicht an strikte Daten klammern. Es dauerte eben, so lange es dauerte. Wenn die Römer sich so anstellten, wie sie befürchtete, würde sie den Kurs abkürzen, wenn sie so lernwillig waren, wie sie erhoffte, könnte es einige Tage des ausgefüllten Diskutierens geben. Aber wissen konnte sie es jetzt noch nicht.


    [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/5846/panthea1.gif]


    Fröhlich nahm Panthea die Flöte wieder zurück und tanzte mit ihr in der Hand noch ein bisschen weiter, ganz ohne Melodie. Sie brauchte keine, tanzen konnte man auch so ganz hervorragend. Und es machte Spaß und gab so ein kribbeliges Gefühl im Bauch, wenn man sich drehte. Nur mit dem Geradeauslaufen war es hinterher nicht so einfach, aber das machte nichts. Als sie die Flöte wegräumen wollte, taumelte sie leicht und fiel kurz auf ein Knie, rappelte sich aber sogleich wieder auf und torkelte ein wenig zu der Truhe, worin sie die Flöte wieder recht sorglos zurückverpackte.
    “Dann brauchst du aber auch eine Flöte, dann spielen wir zusammen“, meinte Panthea nur fröhlich und setzte sich dann unvermittelt auf den Boden, um sich alles anzusehen. Man merkte dem Kind an, dass es zwar aufgedreht, aber eigentlich doch müde war. Auch wenn Panthea das niemals zugeben würde, immerhin war sie ja schon groß!





    Sim-Off:

    *Meine Zeitplanung hab ich ja in die Ankündigung dazugeschrieben. Mal gucken, wie viele sich überhaupt melden, dann seh ich, wie lang das wohl braucht^^.
    Und dann mal hoffen, dass dein Latein-Übersetzer schnell antwortet ;)

  • Lächelnd sah Cimon der Kleinen nach und nickte auf ihre Aussage hin. Dabei atmete er tief durch und achtete darauf nicht zu laut zu sprechen.


    "Ich werde mir gerne eine zulegen ... nur ich... habe nicht die rechten Mittel dazu...noch nicht."


    Dabei hoffte er darauf, irgendwann wieder einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Ja, sollte sein herr ihn ein weiteres mal fragen, so würde Cimon um eine Flöte bitten. Doch er ahnte bereits, das dies dauern mochte, bis Panthea fort sein würde. Dies ließ ihn kurz zu Boden schauen. Aber dann beobachtete er wieder die Kleine und meinte etwas zu erkennen, was er bereits von Marei recht gut kannte.
    Mit langsamen Bewegungen kam er direkt zu ihr und kniete sich neben sie. Seine Stimme war leise und ruhig. Doch sie ließ die nötige Festigkeit nicht vermissen.


    "Panthea? Bist du sehr müde, junge Herrin? Ich bin mir sicher das Quitschi und ich auch morgen noch in dieser Villa sind. Kann ich dir noch etwas bringen, Herrin?"


    Vorsichtig anzufragen empfand Cimon als besser, als zu sehr zu drängen. Vor allem, da sie über ihm stand, nicht wie Marei, die ja wie er Besitz darstellte. So versuchte er also vorsichtig und dabei dennoch mit einer recht unaufdringlichen Stärke, Panthea dazu zu bringen, von sich aus schlafen gehen zu wollen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!