[Fontinalia] Auf dem Heimweg

  • Valerian ahnte nicht, was für Gedanken in diesem hübschen Kopf vorgingen. Er winkte ab, als sie von Umständen sprach. "Achwas, das ist kein Umstand. Ich werde mit den Kameraden sprechen, bestimmt werden sie meine Bitte erfüllen. Sie werden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, bei mir etwas gut zu haben." Das war wirklich kein schwieriges Unternehmen.


    "Du schmeichelst mir", lachte Valerian, als Serrana äußerte, sie könnte nicht verstehen, wie jemand einen anderen Mann ihm vorziehen konnte. "Aber es tut gut, so etwas zu hören, das muß ich zugeben." Er wurde wieder ernster. Und nickte. "Ja, es war wohl Schicksal. Aber ich hätte es trotzdem vorgezogen, wenn sie mit ihrem Mann glücklich geworden wäre, statt mit dem Schiff auf See zu bleiben." So eifersüchtig und neidisch er auf Crassus gewesen war: Diese Ende hatte Valerian Crassus nicht gewünscht. Und Philogena noch weniger. "Ah, da sind wir ja schon."

  • "Nun, wenn das so ist, dann nehme ich dein großzügiges Angebot natürlich an." Serrana lächelte den jungen Praetorianer dankbar an. "Allzuviel ist in unserer Straße bislang noch nicht passiert, aber ich werde sicher doppelt so gut schlafen, wenn ich weiß, dass deine Männer häufiger an der Casa Iunia vorbeikommen."


    In der Dunkelheit schienen alle Straßen und Häuser irgendwie gleich auszusehen, aber jetzt allmählich erkannte Serrana im Vorübergehen das eine oder andere Detail wieder und dann erkannte sie schließlich die Umrisse ihres Familienstammsitzes. Aber etwas musste sie dann doch noch klarstellen, bevor ihr Heimweg und das nette Gespräch mit Valerian ihr unvermeidliches Ende finden würden.


    "Schmeicheln? Oh nein, das meine ich völlig ernst." sagte sie aufrichtig. Normalerweise hätte sie so etwas einem Mann gegenüber nie über die Lippen gebracht, aber Valerian war zu einem sehr nett und sympathisch und zum anderen bis über beide Ohren in ihre beste Freundin verliebt, so dass keine Gefahr bestand, dass er Serranas Äusserung unter Umständen falsch verstand.
    "Ja, natürlich hättest du das. Diese Geschichte ist wirklich seht traurig." stimmte sie ihm zu und betete in Gedanken darum, dass ihr oder ihren Lieben nie so etwas widerfahren würde. "Aber verschollen ist ja nicht tot, vielleicht haben die beiden es ja doch überlebt." Natürlich war das Unsinn, aber die ein wenig weltfremde Serrana, die gerade dabei war ihre romantische Ader zu entdecken, fand diese Vorstellung irgendwie tröstlich, auch wenn sie völlig unrealistisch war. Mittlerweile waren sie an der iunischen Porta angekommen und Serrana strahlte Valerian dankbar an. "Ja, da sind wir. Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, mich nach Hause zu bringen, das war wirklich sehr nett von dir."

  • Genaugenommen waren es nicht seine Männer, sondern die Urbaner, aber Valerian sparte es sich, dieses Detail nochmal zu erwähnen. Es war auch nicht wichtig. Wichtig war nur, daß hin und wieder jemand dafür sorgte, daß die Gegend von lichtscheuem Gesindel gemieden wurde.


    "Nein, verschollen ist nicht tot. Es besteht immer ein Funken Hoffnung. Und den sollten wir nie verlieren. Danke, Serrana. Das hatte ich fast vergessen. Irgendwie hatte ich sie in Gedanken... aber das wäre wirklich falsch, so etwas sollte man nie tun." Er war ihr wirklich dankbar dafür, daß sie ihn daran erinnert hatte, daß verschollen immer Chancen offen ließ. Nur verschwindend geringe. Doch er hörte einmal, wenn eine Chance verzweifelt gering war, so etwa bei einer Million zu eins, dann würde dies gewiß eintreten. Und vielleicht... vielleicht lag Philogens Chance zum Überleben bei genau jenen einer Million zu eins.


    "Ich bitte Dich, das war doch selbstverständlich. Calvena hat Dich sehr gern, ich würde niemals eine so gute Freundin von ihr des Nachts allein durch Rom laufen lassen. Hab Dank für das gute Gespräch. Und ich wünsche Dir eine geruhsame restliche Nacht."

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