atrium | Ein Brief/Geschenk für Flavia Celerina

  • Der Sklavenjunge rannte los und suchte die Herrin, eben so wie es der furchteinflösende und liebe Nubier ihm aufgetragen hatte. Dabei sagte er sich immer wieder, was dieser ihm wohl genau gesagt hatte.
    Letztendlich fand er sie im Atrium. Zuerst rannte er etwas schneller auf sie zu, doch dann bremste er plötzlich in der Erkentniss wohl besser langsam zu gehen und... strauchelte leicht.
    Sich abfangend kam er leicht schnell atmend bei der Herrin an. Erst als es ihm erlaubt war fing er an zu reden. Vor allem aber da er so noch etws Luft holen konnte.


    "Domina Celerina. Da ist ein Sklave mit einem Brief für dich. Cimon schickt mich dich zu suchen. Soll ich ihn zu dir bringen?"

  • Quid pro quo! Nach diesen überaus reizenden Tagen in Campanien hielt ich es nur für angemessen, mich für die probatio rerum sacrum anzumelden. Mein großer Tag rückte nun immer näher. Verständlicherweise wollte ich mich deshalb noch etwas vorbereiten. Eine Unmenge von lagen auf dem Boden des Atriums, auf der Kline, die neben meiner stand und auf dem kleinen Beistelltischchen, auf dem auch noch eine Obstschale und eine Kanne mit stark verdünntem Wein stand. Den halben Morgen war ich im Atrium auf und abgeschritten und hatte mich der geistigen Erbauung hingegeben.
    Nur ungern ließ ich mich da stören und schon gar nicht von Sklaven! Erst heute Morgen hatte einer von ihnen mir Anlaß dazu gegeben, mich zu ärgern. Sklavenpack eben!
    Stirnrunzelnd sah ich von meiner Schriftrolle auf und sah den Sklavenjungen mit großen Augen an.
    "Wie bitte? Ein Sklave mit einem Brief? Ich erwarte gar keinen Brief!" Das letzter hatte ich mehr zu mir selbst gesagt. Natürlich wollte ich wissen, was das für ein kurioser Brief war, auch wenn meine Schriften nun wahrlich wichtiger gewesen wären.
    "Aha!", meinte ich und räusperte mich dann. "Na gut, dann bring den Sklaven zu mir!"
    Mit einem Fingerzeig schickte ich den Jungen wieder fort, damit er den Sklaven herholte.

  • Der Junge bekam immer größere Augen. Offensichtlich war die Laune der Herrin nicht die beste. So entschied er sich dazu, Cimon lieber mit dem anderen zusammen her zu schicken...ja, besser der große, starke Nubier würde es abbekommen.


    "Ja, Herrin. Sofort."


    Der Fingerzeig reichte aus um den Jungen umgehend zum forteilen zu bewegen. Warum auch war er zum ganz falschen Zeitpunkt am sowas vom falschen Ort gewesen? So schnell seine kleinen Füße ihn tragen konnten eilte er zurück zu Cimon.

  • Nach nur kurzer Wartezeit kam Cimon mit Kleitos zusammen ins atrium. Er wies dem Sklaven an in etwas Abstand zu warten. Cimon selber ging einen Schrit voran und hoffte das sie nicht merken mochte, das der Sklave grade Sport getrieben hatte. Das gab wirklich kein gutes Bild auf ihn und damit auf seinen Herren. Ergeben senkte sich sein Kopf. Doch bevor er redete wartete er kurz auf ihre Aufmerksamkeit. Niemals würde er einfach so ungefragt sprechen. Nicht wenn er befürchten musste, die Gedanken der Herrin zu unterbrechen.


    "Domina Flavia Celerina? Dies ist Kleitos. Er sagt er habe einen Brief für dich, Herrin."


    Mit seinen Worten wies er auf den anderen Sklaven und wartete ab, wie die Herrin entscheiden würde. Ohne ihre Genehmigung würde er den Sklaven nicht in ihre direkte Nähe lassen. Das machte er durchaus in einer Art deutlich, die nicht nur seine Stärke zeigte sondern auch seine Ergebenheit.

  • Kleitos wollte erst etwas patziges Erwidern, besann sich dann aber eines besseren und schwieg. Natürlich hatte er einen Brief, er hatte es nicht nur gesagt aber das war jetzt eins. Seine bisheriger Herrin, Sergia Fellata, hatte ihm Celerina beschrieben und ihre Worte hatten nicht zuviel gepriesen. Mit nur mühsam gehaltenem stoischem Blicke wartete Kleitos also um angesprochen zu werden. Den Brief hatte er bereits hervorhezogen.

  • Nachdem der Junge wieder gegangen war, widmete ich mich wieder meiner Schriftrolle und las weiter. Einige Zeit später hörte ich Schritte nahen, doch ich sah nicht auf, um nachzusehen, was das für ein Sklave war, der angeblich einen Brief für mich hatte.
    Erst als sich Cimon, der nubische Sklave bemerkbar machte, riskierte ich einen Blick. Den Sklaven hatte ich noch nie zuvor gesehen und ich konnte mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, wer ihn schickte. Seit meiner Entführung war ich etwas vorsichtiger geworden. Deshalb schickte ich Cimon nicht gleich fort. Mir war es lieber, wenn er sich in unmittelbarer Nähe aufhielt, falls der fremde Sklave handgreiflich wurde.
    "Kleitos? Kenne ich nicht! Wer schickt dich und was ist das für ein Brief, von dem Cimon gesprochen hat?" Mit einer gesunden Portion Skepsis beäugte ich den fremden Sklaven. Das alles klang äußerst seltsam. Aber der Sklave würde mich mit Sicherheit nicht lange im Dunkeln tappen, wenn er denn echt war.

  • Der andere Sklave blieb zurückhaltend. Gut. Kurz beeugte er dessen Verhalten. Denn er wollte nicht Schuld daran sein, sollte der Herrin ein Leid geschehen. Der Nubier wusste das er nun die letzte Hürde war. Und er raffte seine Gestalt. Trotz das er nicht wirklich im Weg stand, sondern vielmehr seitlich geschritten war, zeigte seine Körpersprache deutlich das er wie eine Mauer sein konnte.


    Trotz seines Misstrauens und dem Wunsch alles richtig zu machen, dachte er nicht, das dieser Sklave etwas übles im Sinne hatte. So deutete er ihm an zu sprechen. Seine Augen schienen dabei recht aufmunternd zu wirken. Dabei reichte er die Hand und bot somit stumm an, den Brief an die Herrin ergeben weiter zu reichen. Allerdings würde er niemals einfach so den Brief an sich reißen. Auch würde er darauf achten müssen, seine Hand nocheinmal unbemerkt an der Kleidung ab zu wischen und der Herrin nicht zu nahe zu kommen, da er glaubte durch die sportliche Betätigung recht ... riechen würde.

  • Sie war schön, nicht so schön wie Fellata doch waren Kleitos' Erinnerungen ja auch durch andere Dinge als pures Aussehen beeinflußt was Kleitos auch durchaus klar. Mitten in diesen Gedanken sprach sie ihn an...

    Zitat

    Original von Flavia Celerina
    "Kleitos? Kenne ich nicht! Wer schickt dich und was ist das für ein Brief, von dem Cimon gesprochen hat?"


    "Meine Herrin, oder besser ehemalige Herrin, Sergia Fellata schickt mich mit diesem Briefe."


    Zitat

    Original von Cimon
    Dabei reichte er die Hand und bot somit stumm an, den Brief an die Herrin ergeben weiter zu reichen.


    den Kleitos dann auch gleich Cimon gab. Den Inhalt kannte er nicht wörtlich und das entscheidende, das er und Fellata ein Verhältnis hatten stand auch sicher nicht in dem Briefe. Das er deswegen von Fellatas Mann, oder besser von Fellata aus Angst vor der Strafe durch Fellatas Mann in den Besitz Flavia Celerinas übergehen sollte stand sicherlich auch nicht in dem Brief. Zumindest nicht wörtlich, eher zwischen den Zeilen. Diese Gedanken ließen Kleitos leicht verträumt schauen. Er vemisste sie, sie und die schöne Zeit.

  • Der Name sagte mir auf Anhieb nicht viel, doch dann erinnerte ich mich wieder. Diese Sergia, die zweifellos mit einem doppeldeutigen Namen bedacht worden war, kannte ich aus meiner Zeit in Lutetia. Sie war wohl die Frau eines Geschäftspartners meines verstorbenen Mannes und wir hatten eine Zeit lang ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Im Laufe der Jahre hatten wir uns allerdings aus den Augen verloren. Doch offensichtlich wußte sie, ob meiner neuen Lebensumstände.
    Der Sklave reichte dem Nubier den Brief, den er überbringen sollte. Doch bevor Cimon ihn mir überreichen konnte, gebot ich ihm Einhalt.
    "Er soll ihn vorlesen!" Wenn die Sergia diesen Sklaven von so weit her geschickt hatte, dann handelte es sich gewiß auch um ein vertrauenswürdiges Exemplar.

  • Nachdem Cimon den Brief von Kleitos entgegengenommen hatte, reichte er ihn Domina Celerina. Doch ihr Befehl ließ ihn umgehend inne halten. Der Nubier nickte ergeben und gab den Brief mit einer durchaus respektvollen Geste an Kleitos zurück. Dabei sprach er wie aus einem Reflex.


    "Wie du wünschst, Herrin."


    Nachdem er den Brief weitergegeben hatte, trat er einen Schritt beiseite. Noch immer bereit einzugreifen, sollte etwas unvorhergesehenes geschehen, wartete Cimon ab. Der Kopf war leicht untertänig geneigt. Doch seine Aufmerksamkeit blieb hellwach und seine grauen Augen waren die einzigen die dies anhand ihrer leichten Bewegungen verraten mochten.

  • Kleitos nahm den Brief aus Cimons Hand entgegen und öffnete ihn, fast schon als täte er dies täglich doch war lesen, zumindest Latein Lesen keine von seinen Stärken. Trotzdem öffnete er ihn


    "Wenn meine jetzige Herrin Flavia Celerina dies wünscht werde ich es versuchen."


    Seine Worte kamen stockend, fast wie die eines lernenden Kindes doch immer wenn er ein Wort erkannt hatte klang dieses aus seinem Munde gut. Sprechen konnte er, der gute Kleitos


    "Sergia Fellata grüßt Flavia Celerina und mehr als wohlschwesterlichem Wohlwollen und in schöner Erinnerung an vergangene Zeiten."


    Allein für die Einleitung, in die geneigte Leser ca. 27 Bindestriche hineinzudenken gebeten sind, brauchte er einige Zeit...

  • Meine jetzige Herrin Flavia Celerina? Das machte mich doch etwas stutzig! Gespannt wartete ich auf das, was der Sklave vorlas. Das alles klang ja sehr geheimnisvoll. Aber noch schlimmer fiel der Versuch des Sklaven aus, den Brief vorzulesen. Normalerweise hätte ich dieses Herumgestottere sofort unterbunden. Doch heute nicht! Auch wenn es für meine Ohren und meinen Geist eine besondere Herausforderung war, unterbrach ich Kleitos nicht. Wahrscheinlich einfach deshalb, weil ich mich selbst unter die Lernenden begeben hatte und ihm deshalb eine Chance geben wollte. So bewahrheitete sich der weise Spruch einmal wieder: man lernt nie aus. Selbst einem Sklaven sollte dieses Privileg nicht vorenthalten werden!
    Aber wenn ich es recht betrachtete, so war es doch eher meiner sadistisch geprägten flavischen Ader zuzuschreiben, daß ich ihn weiterlesen ließ. Und selbst dann, als er es wagte, sich eine Pause zu gönnen, traf ihn mein mahnender Blick.
    "Lies weiter! Worauf wartest du?! Deine mangelnde Kenntnis ist keine Entschuldigung dafür, jetzt inne zu halten. Übung hat noch niemandem geschadet!"

  • Natürlich irritierte Cimon das Stocken des Sklaven, doch er zeigte es nicht. Zwar zuckte er kurz ob der erbosten Reaktion der Herrin, hielt sich aber ansonsten zurück. Keine Bewegung mochte zeigen, das er da war, bis man ihn brauchen würde.
    Bei allem ließ seine Aufmerksamkeit keinen Augenblick nach. Allerdings vermutete er in dem Anderen Sklaven keinen schlechten Menschen. Was nichts heißen musste. Eine kleine Unachtsamkeit würde genügen, um sein Leben ins schlechtere zu wandeln. Das wollte der Nubier auf jeden Fall verhindern.
    Von allem ließ er nichts nach außen dringen, außer seine aufmerksamen grauen Augen, die Kleitos stechend beobachteten.

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