Die Hausführung - Aurelia Laevina

  • Zusammen mit Laevina verließ Septima deren Zimmer. Sie waren einem der oberen Stockwerke des Hauses, wo sich die Zimmer der Herrschaften befanden. Die Villa der Tiberier war an den Westhang des Esquilin gebaut worden, so dass die unteren Etagen sich an den Hügel schmiegten und mehr die Wirtschaftsräume und Sklavenunterkünfte enthielten.


    Sie standen auf dem Flur zu den Zimmern der anderen Hausbewohner und Septima dachte kurz nach, wo sie ihren Rundgang beginnen sollten. „Mhm… wir sollten wirklich alle Zimmer kontrollieren. Dann bekommst du auch einen besseren Überblick über die Räumlichkeiten. Hatte Durus denn mit dir keine Hausführung gemacht?“ So im nach hinein konnte sich Septima an eine solche Begebenheit auch nicht erinnern. ‚Um so besser. Manius hätte bestimmt der Schlag ereilt, wenn er meine Wandmalereien gesehen hätte.’ dachte die junge Tibera bei sich und ihre Lippen verzogen sich zu einem kurzen Lächeln.


    „Sollen wir den Maiordomus hinzu holen? Für den Fall, dass uns etwas auffällt, kann er es gleich an die Sklaven weiter geben?“ fragte Septima und wartete Laevinas Antwort ab.


    „Und was die Einsamkeit angeht, liebe Laevina, das musst du hier, in diesem Hause wirklich nicht sein. Ich nehme an, wir sind in etwa gleich alt? Dann sollten auch unsere Interessen die selben sein.“ Und Septima hatte ganz gewiss nichts dagegen, gemeinsam mit Laevina etwas zu unternehmen.


    „Nun gut, fangen wir mit der Inspektion der Räumlichkeiten an?“ Sie standen bereits vor einer der nächsten Türen, welche in das Cubiculum von Durus führte. Selbsterklärend lagen die Zimmer der Eheleute nicht weit auseinander. ;)

  • Ich war Septima gefolgt in der Hoffnung, dass sie mich führen würde und wurde auch nicht enttäuscht, abgesehen davon, dass ich formhalber meine Einverständnis zu allem erklären musste. Das anzusprechen war ich aber viel zu schüchtern.
    "Das ist eine gute Idee!", meinte ich zu ihrem Vorschlag den Maiordomus mitzunehmen. Ich befürchtete zwar, dass unser Gespräch etwas eingeschränkt würde und ich würde noch mehr auf meine Figur achten müssen, doch sicher war es sinnvoll, wenn dieser Verwalter uns begleiten und gegebenenfalls Aufgaben sofort in Auftrag geben konnte. Einem zufällig den Gang entlanglaufenden Haussklaven rief ich also zu: "Bring mir den Maiordomus!"
    Zufrieden stellte ich fest, dass mein Befehlston kein bisschen durch meine allgemeine Verunsicherung der letzten Wochen gelitten hatte. Hätte man so mit mir gesprochen, wär ich sicher auch gesprungen... Naja, wahrscheinlich wär der Sprecher eher mit ein paar Peitschenhieben davongekommen, wenn er glücklich gewesen wäre.


    War es ein grosses Versäumnis, mir keine Hausführung gegeben zu haben? Mir schien es fast so und ich wollte auf keinen Fall Durus in einem schlechten Licht dastehen lassen. Also sagte ich ausweichend: "Er war sehr beschäftigt in der letzten Zeit..." Ganz so als hätte ich irgendeine klare Vorstellung davon, was es wirklich hiess, Staatsmann und Konsul zu sein.


    Erneut gab Septima mir ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Ich schenkte ihr ein warmes Lächeln, fragte mich aber, ob wir wirklich im selben Alter waren. Sie kam mir älter vor. Das passierte mir jedoch oft, dass mir andere Mädchen oder junge Frauen, die tatsächlich nicht älter waren als ich auf mich so einen selbstbewussten oder erwachsenen Eindruck machten, dass ich sie falsch einschätzte. Vielleicht machte ich auch einen älteren Eindruck auf andere, überlegte ich. Oft konnte ich meine Unsicherheit verbergen. Andererseits musste ich neben Durus wirklich sehr jung wirken.


    "Das ist aber Durus´ cubiculum. Können wir da einfach hinein...?" Aber schon während ich es sagte, kam es mir komisch vor. Ich war die Hausherrin, Durus mein Gatte und immerhin wollte er sicher auch, dass ich den gesamten Haushalt unter Kontrolle hatte.
    Also lachte ich Septima entschuldigend an und betrat mit ihr und dem mittlerweile beflissen herbeigeeilten Maiordomus Durus cubiculum.

  • Laevina griff Septimas Vorschlag mit dem Maiordomus gleich auf und befahl ihn durch einen Sklaven zu ihnen. Damit der Maiordomus sie auch finden konnte, beschloss Septima die Tür zu Durus Cubiculum offen zu lassen. Damit wäre klar, wo sie sich gerade aufhielten.


    „Ach was, paperlapapp. Klar können wir da rein. Wir wollen doch nichts auspionieren und in seinen Schränken herumschnüffeln.“ erwiderte Septima scherzend auf Laevinas Frage. Das Zimmer des Consuls war Laevina gewiss von der Hochzeitsnacht bekannt, so dass Septima einfach hineinging und sich nicht weiter vorstellte, wie Durus seine Hochzeitsnacht mit der jungen Aurelia verbracht hatte. Zielstrebig ging sie auf eine Kommode zu und fuhr mit dem Finger über die freie Fläche darauf. „Hm, sieht sauber aus.“ kommentierte sie mit einem Blick auf ihren Finger und hielt diesen zur Begutachtung auch Laevina hin. „Vielleicht sollten wir noch das Nachttischchen inspizieren?“

  • Ich folgte Septima in das mir wohl bekannte Zimmer. Dass sie die gleichen Gedanken (nicht) hatte, die auch mich überraschten, konnte ich nicht ahnen.
    Das war vermutlich auch besser so, ich wurde schon so etwas rötlich im Gesicht und ärgerte mich über meine Dummheit.
    So war ich froh, dass meine neue Freundin mir Gelegenheit gab, von mir abzulenken und den Nachttisch zu untersuchen. Etwas seltsam kam ich mir allerdings schon vor. Ich öffnete eine Schublade, in der Papiere lagen, Neugier packte ich mich, doch mit einem raschen Seitenblick auf die Tiberia, die eben noch gesagt hatte, dass wir NICHT schnüffeln wollten, schloss ich das Schränkchen wieder und strich wie sie mit dem Finger über die Oberfläche. "Alles in Ordnung!", stellte ich lächelnd fest.
    Aber putzen konnte ja nicht meine einzige Aufgabe in diesem Haushalt sein.
    "Wollen wir in der Küche vorbeischauen?" Ich liebte die Küche auch wenn ich nicht sonderlich gerne ass beziehungsweise mir etwas schwer damit tat. Doch die Gerüche und Farben in einer guten Küche hatten mich stets fasziniert. Und die der Tiberier hatte ich noch nicht einmal betreten. Da fiel mir noch etwas ein, was vielleicht gut wäre zu wissen: "Kennst Du das Lieblingsessen... oder den Lieblingswein meines Mannes?", fragte ich neugierig. Es konnte immerhin sein, die Septima lebte immerhin schon viel länger mit ihm zusammen als ich.

  • Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete Septima, wie Laevina an das Nachtschränkchen von Durus ging und einfach hinein schaute. Gerade als sie etwas dazu sagen wollte, schloss Durus Frau das Schränkchen wieder und fuhr ebenfalls mit dem Finger über die Fläche. Ebenfalls sauber. „Es wäre auch sehr verwunderlich, wenn es ausgerechnet im Zimmer des Hausherren dreckig wäre, oder was meinst du?“ scherzte Septima. Da würden die Sklaven sich ihr eigenes Grab schaufeln, wenn sie so offensichtlich nicht ihrer Arbeit nachgingen.


    „Du möchtest direkt zur Küche? Mhm... ja sicher. Wir können uns auch von unten nach oben durcharbeiten.“ stimmte Septima freundlich zu. Gerade als sie das Cubiculum von Durus verließen, erschien der Maiordomus bei ihnen. Dieser war ein älterer Herr mit weißen, schulterlangen Haaren und ebenso weißem Bart. „Ah sehr gut. Wir wollendas Haus inspizieren, ob auch alles in Ordnung ist. Du sollst uns begleiten um etwaige Missstände direkt aufnehmen und beheben lassen zu können.“ forderte Septima den Maiordomus auf ihnen zu folgen.


    | Maiordomus


    „Mhm, was Manius Lieblingsspeisen sind? Ich weiß nicht recht. Manchmal habe ich den Eindruck, er ist alles sehr gerne. Am besten du fragst ihn bei Gelegenheit selbst.“ erwiderte Septima freundlich. So konnten sich die Eheleute gleich besser kennen lernen.


    „Nun gut, gehen wir direkt zur Küche.“ Septima ging voran, gefolgt von Laevina und danach der Maiordomus. Es ging mehrere Treppen hinab, um die ein oder andere Ecke. Da das Domus an den Hang des Esquilin gebaut war, besaß sie mehr Etagen wie eine normale Villa und war ein wenig unübersichtlicher. Die erste Treppe hinab, führte die Damen in das große Atrium, von wo aus es im hinteren Bereich über eine weitere Treppe hinab in die Wirtschaftsbereiche und Sklavenunterkünfte ging. Von da war es nicht weit bis zur Culina. Lediglich eine kleine weitere Treppe trennte sie von jener.


    | Stratonice


    Septima trat als erste ein und hielt sofort Ausschau nach Stratonice, der Culina des Hauses Tiberia. Die Köchin war um die vierzig, schlank und nahm, obwohl sie in die Sklaverei geboren worden war, selten ein Blatt vor den Mund. Bereits jetzt, zur Vormittagszeit liefen hier in der Küche schon fleißig die Vorbereitungen für die abendliche Cena. „Guten Morgen, Stratonice.“ grüßte sie die Culina freundlich distanziert und bat Laevina mit einer Handbewegung neben sich. „Dies ist also die Culina, deren direkte Vorsteherin unsere gute Stratonice ist.“ stellte Septima die gute Seele des Hauses Tiberia der Aurelia nochmal vor. Gewiss hatte Laevina alle Sklaven schon einmal gesehen, aber nicht bei jedem prägten sich Bilder und Namen nach nur einem mal fest ein. Die Köchin schaute von ihrer Arbeit, Teig kneten, auf und grüßte die beiden Herrinnen freundlich. „Guten Morgen.“ Ein etwas missgelaunter Blick folgte, als sie den Maiordomus hinter den beiden Damen erblickte. Stratonice war nicht gut auf den eingebildeten Mann zu sprechen, der sich zum Sklavenadel zugehörig fühlte. „Nun, Laevina, vielleicht kann uns Stratonice auch deine Frage bezüglich Manius beantworten?“

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