• Es war noch zu früh, viel zu früh. Centho durfte auf keinen Fall jetzt schon nach Hause. Valerian wußte, daß der Freund hier irgendwo sein mußte. Aber wo? Hoffentlich hatte er sich nicht schon auf den Weg nach Hause gemacht. Suchend glitt sein Blick über die Menge. Er hatte sich auf den Rand eines Brunnens gestellt, um einen besseren Überblick zu haben. Ah! Da hinten! Das war er! Na also.


    Valerian war sehr geübt darin, sich auch durch Menschenmengen schnell zu bewegen. Geschickt drängelte er sich durch und tat dann so, als würde er gemütlich schlendern und Centho ganz zufällig treffen. "Salve, Centho! Na, was gibt es Neues in der Welt der Kandidaten?" Er klopfte Centho auf die Schulter, um den Umstehenden zu zeigen, wie großartig er diesen schon an seiner schneeweißen Toga erkennbaren Kandidaten fand.

  • Centho vernahm erst denn Ruck an seiner Schulter bevor er Valerians Stimmer vernahm. Im Ersten Moment dachte er ernst haft darüber nach wie der ihn hier in dem Gewühl wohl erkannt haben konnte. Dann fiel sein Blick über seine Schulter und die Weise gebleichte Toga. Und ihm war klar das es nicht allzu schwer gewesen sein konnte.


    “Salve Valerian was machst du denn hier? Ich war grade auf dem Heimweg.”


    Er sah den Prätorianer in zivil was nicht hieß das er nicht im Dienst war.

  • Ja, das war genau das, was Valerian befürchtet hatte - und alle anderen mit ihm: Daß Centho schon auf dem Heimweg war, bevor die Feier richtig vorbereitet werden konnte. "Och, ich dachte, ich schau mal, wie Du Dich so schlägst als Kandidat. Ich glaube, dieses mal schaffst Du es!" Wieder klopfte er ihm auf die Schulter und lobte ihn wortreich, denn ein Senator flanierte gerade vorbei.


    "Komm, wir trinken einen kleinen Becher Wein. Soviel Zeit hast Du doch sicher noch?" Er deutete auf einen Stand, an dem guter Wein ausgeschenkt wurde. Wenigstens soviel Zeit mußte er doch rausschinden können. Sonst würden die Frauen ihn bei lebendigem Leib filetieren.

  • So als Prätorianer Centhurio konnte man sich ja Zeit nehmen. Das hatte er schon gemerkt dafür war Valerian aber auch immer im Dienst so weit Centho das beurteilen konnte.


    “Ja ein Becher wein kann ja nicht schaden. Ich hatte eh nur noch eine Abrechnung zu hause zu Prüfen. Mein Verwalter Mindius Serapio hatt mich in den letzten Tagen nur mit solchen Sachen attackiert. Ich wollte schon gar nicht mehr nach Hause.”


    Centho war ganz froh über die Ablenkung die der kurze Besuch von Valerian darstellte.

  • Sie schlenderten zu dem Stand herüber und Valerian bestellte für sie beide verdünnten Wein - immerhin hatten sie ja noch eine Feier vor sich - und sie ließen sich auf einer Bank nieder, die einigermaßen vor dem kühlen Wind geschützt war. "Man, das klingt wirklich ungemütlich. Abrechnungen sind mir auch ein Graus. Papierkram überhaupt. Wie gut, daß man als Centurio jemanden hat, der einem sowas abnimmt. Ich brauche nur noch nachzugucken und zu unterschreiben." Er hob den Becher und stieß mit dem Freund an. "Auf eine baldige Erledigung des lästigen Papierkrams."

  • Centho folgte Valerian bis zu einem Weinstand und setzte sich zu Valerian auf die Bank.


    “Na eigentlich stören mich Abrechnungen nicht ich hab die ja schon immer welche gemacht. Wusstest du das ich in Ägypten mal in einer Bank gearbeitet haben. So eine Bank ist gar keine schlecht Idee schade das wir in Rom so etwas nicht haben, man sollte so was mal überlegen. Nur die Rechnungen und das Zahlengewirr da denn Überblick zu behalten das kann einen bis in den Schlaf verfolgen. Das kannst du mir glauben.”


    Er dachte kurz an die Überfahrt von Ägypten ins Land der Griechen auf einem Illykischen Frachter auf dem er dem Kapitän seine Abrechnung der letzten 2 Jahren gemacht hatte. Ihm drehten sich heute noch die Zahlen im kopf wenn er an das Durcheinander in den Abrechnungen dachte. Zahlen, Wahren und Zölle so wild durcheinander das man es nicht in Worte fassen konnte. Dann war die Erinnerung so schnell verflogen wie sie gekommen war.

  • Buchführung war Valerian immer ein Graus gewesen. Inzwischen machte er sie gar nicht schlecht, aber es war für ihn jedes mal ein Kraftakt, sich daran zu setzen. "Wenn Du es so gerne machst, kann ich Dir ja meine auch mal vorbei bringen", scherzte er locker und grinste Centho breit an. Eigentlich war er sogar ein wenig neidisch, daß der mit sowas so gut zurecht kam. "Wenn Dir sowas liegt, bist Du beim Cursus Honorum ganz bestimmt bestens aufgehoben. Für mich wäre das nichts. Weder dieser ganze Papyruskram, noch der Umgang mit den Pollitikern. Mir reicht es, wenn ich mich im Palast mit ihnen herumplagen muß. Du mußt mal eine Weile am Tor stehen und zuhören. Die normalen Bürger... naja, manche stellen sich nicht mal vor, aber das ist reine Unwissenheit und keine Arroganz. Die Ritter, die sind zumeist freundlich und wissen ganz genau, wer welche Aufgaben hat und warum manche Dinge so sind, wie sie sind. Aber die Politiker, die meinen, die Welt dreht sich nur um sie und alles muß sich nach ihnen richten. Eins sag ich Dir: Wenn Du so wirst, dann wird das Training wirklich hart." Er meinte diese Drohung natürlich nicht so hart, wie sie vielleicht im ersten Moment klang.


    "Apropos Training. Ich habe gerade keinen Dienst. Wollen wir eine kleine Runde einlegen bei Dir zuhause?" Eine beiläufige, ganz unschuldig klingende Frage. Hoffentlich lehnte Centho das jetzt nicht ab! "Man muß da dranbleiben, sonst bringt es nichts."

  • Sagte er schnell und das ganze möglichst weit von sich zu halten.


    ,,Nun bei denn Wahlen geht es leider nicht danach was ein Kandidat kann. Sonder ehr darum ob die Senatoren ihn persönlich mögen oder nicht. Man kann noch so gut sein wenn dem Senator die Nase des Kandidaten nicht passt, bekommt er die Stimme nicht.”


    Sagte er etwas bedrück mit dem Gedanken an die Nächste Wahl.
    Er wusste das Valerian recht hatte. Wenn das Training sinn machen sollte wehre es natürlich gut jetzt noch eine Einheit rein zu bringen. Aber groß Lust hatte er grad nicht aber er gab sich einen Ruck uns stimmte zu.


    ,,Ja du hast recht wir sollten wirklich wieder etwas tun.”

  • Valerian zuckte mit den Schultern. "Wieviel Zeit haben sie denn auch, sich ein Bild über Dein Können zu machen? Glaubst Du, jeder von denen lernt jeden Kandidaten erst gründlich kennen, bevor der sich vor den Senat stellt? Also... ich stelle mir das ziemlich schwer vor, einen Mann zu beurteilen aus dem, was man vielleicht über ihn gehört hat und dem wenigen, was bei der Vorstellung vor dem Senat über ihn bekannt wird. Klar geht das nach Sympathie. Ich würde jemanden wählen, der mir sympathisch ist, oder mit mir verwandt oder mit enem meiner Freunde - und bei seiner Vorstellung einigermaßen intelligent wirkt. Ich wette, die machen das nicht anders. Es ist halt ein Problem, daß ihr Iulier im Moment in den höheren Rängen nicht vertreten seid. Keiner kann für Dich Senatoren gewinnen. Wenn Du es eines Tages geschafft hast, kannst Du das für Deine Verwandten tun. Aber Du... Du hast es jetzt am schwersten. Wenn Du es trotzdem schaffst, dann ist das ein Zeichen, was für ein toller Kerl Du bist. Also laß Dir das Herz nicht schwer werden, wenn es einige Anläufe braucht." Er schlug dem Freund mit der Hand auf die Schulter. Dann leerte er seinen Becher.


    "Komm, laß uns gehen. Ich scheuche Dich etwas durch den Garten, dann vergehen Dir die schwermütigen Gedanken." Breit grinsend stellte er den Becher am Weinstand ab, dann schlug er zielsicher die Richtung zur Casa Iulia ein.

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