• CUBICULUM VIII
    ~ IULLUS QUINTILIUS SERMO ~

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    EIN EINFACH MÖBLIERTER RAUM, DER IN SEINER SCHLICHTHEIT DIE BEDÜRFNISSE EINES GENÜGSAMEN RÖMERS ZU BEFRIEDIGEN WEIß

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    Quintilius Sermos lebt in spartanisch zu nennenden Verhältnissen. Er verzichtet auf jeglichen Luxus, den er sich zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nicht leisten könnte. Ein einfaches Bett gereicht ihm zur nächtlichen Ruhe, daneben ein Tischlein zur Unterbringung der persönlichsten Gegenstände. Ein schmaler Tisch dient des weiteren als Sekretär für jegliche Arbeit, die privater Natur ist und nicht im Officium der Casa erledigt werden will. Als Sitzgelegenheit dient lediglich ein Scherenstuhl mit Sitzkissen, der allerdings weniger zum Verweilen einläd. Zwei schmale Fenster ermöglichen den Ausblick auf den ummauerten Hortus. In den kalten Monaten bieten Holzläden und Vorhänge Schutz vor der Kälte. Der Holzfußboden ist mit einer Reetmatte ausgelegt, die Wände zeigen bunte Malereien. Des Nachts steht eine Öllampe bereit, die den Gang zum Nachttopf erhellt. Zu guter letzt sei natürlich auch die Kleidertruhe erwähnt, die Sermos Tuniken, Togen und Unterkleider beherbergt. Für den Betrachter mag dieser Raum beinah spärlich erscheinen, doch Sermo fühlt sich in seinen vier Wänden ungemein wohl.

  • Bitter kalt war es, als Sermo endlich die Türschwelle überschritt und nach einem arbeitsreichen Tag die Casa Quintilia betrat. Einige Botengänge hatte er getätigt, außerdem natürlich seinen Patron durch die Stadt begleitet, vom Senat zur Basilica Ulpia und später noch zu den Thermen. Den ganzen Tag hindurch hatte die Sonne sich nicht recht blicken lassen, wie zur Ankündigung eines Übels, so schien ihm. Doch Sermo konnte nicht ahnen was ihn zuhause erwarten würde, welch trauriger Nachricht er habhaft werden würde. Ein schlimmes Gefühl befiel ihn schon, als Diomedes ihn mit gequälter Miene empfing und von einem Brief des Decemvir litibus iudicandis sprach. Er hätte ihn in Sermos Cubiculum bereitgelegt, sagte er. Den Liktor beschlich ein Gefühl der aufsteigenden Panik. Noch konnte er sich beruhigen, sich einreden das Schreiben sei geschäftlicher Natur. Immerhin hatte der Octavius des öfteren auch mit den Liktoren des Praetors zu tun, wenn es um Rechtslagen und Erbschaften ging, die in der Basilica vorgebracht wurden. Doch all die zur Beruhigung gedachten Gedanken vermochten die innere Unruhe des jungen Mannes nicht zu lindern. Wie in Trance stakste er die Treppen zur Wohnetage hinauf, sich nicht sicher ob er doch lieber hinaufstürmen sollte, die Nachricht endlich zu lesen. Endlich fand er sich in seinem Zimmer wieder, den Blick starr auf das Schriftstück auf seinem Schreibtisch gerichtet. Mit zitternden Händen nahm er es, brach das Siegel und las die folgenden Zeilen mit Schrecken...


    Ad
    Iullus Quintilius Sermo
    Casa Quintilia, Roma
    Italia



    Salve Iullus Quintilius Sermo,



    Hiermit muss ich dich über den Tod deines Bruders Marcus Quintilius Valentinus informieren. Er hat den harten Anforderungen im Militär nicht trotzen können. Im Namen von Rom spreche ich dir mein herzlichstes Beileid aus.
    Es ist nun meine Pflicht, mich als Decemvir litibus iudicandis um das Erbe des Verstorbenen zu kümmern. Da er kein Testament hinterlassen hat, wird es an seinen gradnächsten Agnaten weitergeleitet.


    Wenn du dich in der Lage und Verantwortung fühlst, das Erbe du übernehmen bitte ich dich um eine kurze Rückmeldung bis PRIDIE NON FEB DCCCLX A.U.C. (4.2.2010/107 n.Chr.) an die Casa Octavia, Roma.



    Vale,


    Faustus Octavius Macer



    Decemvir litibus iudicandis


    Die Worte drangen in seinen Geist, setzten ihm zu wie lange Speere, die sein Herz zerstoßen wollten. Einer Puppe gleich, deren Fäden man zertrennt hatte, sackte er im Stuhl zusammen, die Hände schlaff im Schoß liegend. Er konnte es nicht fassen. Konnte nicht erfassen den Sinn des Briefs. Den Unsinn dieses Schreibens. Valentinus konnte nicht tot sein! Nein, das war völlig unmöglich. Nie würde er gen Elysio scheiden, nie die Familie ohne ein Wort im Stich lassen. Sein Geist wollte sich verschließen gegenüber dieser Tatsache, wollte nicht wahrhaben, dass er betroffen sein könnte. Doch irgendwann kam die Erkenntnis, schwappte über ihn, überschwemmte ihn förmlich und setzte ihn völlig außer Gefecht. So saß er da, in stiller Trauer um seinen Bruder, keiner Regung, keine Gedankens fähig. Und die Zeit verging...

  • Lange saß er einfach nur da. Dachte nichts. Dachte schreckliches. Dachte an Vergangenes. Dachte wiederum nichts. Trauer verwirrte seinen Geist, brachte ihn völlig durcheinander. Und irgendwann hörte es auf. Der Schmerz verging, wich einer unendlichen Leere. Valentinus war fort, würde nie wiederkehren. Wenn es denn stimmte. Wenn es stimmte, was in diesem Schreiben stand. Langsam kam Sermo Verstand zurück, er konnte wieder klaren Gedankengängen nachgehen. Er schluckte den dicken Kloß im Hals herunter und raffte sich auf, endlich zu handeln. Mittlerweile war es draußen schon düster geworden, die Dunkelheit zog langsam auf. Mit quälender Langsamkeit fanden Sermos Hände den Weg zur Öllampe, entzündeten diese. Die kleine Flamme schien besonders grell, brachte ihn zum blinzeln. Mit zusammengekniffenen Augen zog er den Scherenstuhl zum Tisch hin und nahm Schreibzeug zur Hand. Ganz langsam atmete er durch, sog seine Lungen voll mit der ach so Lebensnotwendigen Luft. Bewusst langsam stieß er sie wieder aus. Einige Augenblicke saß er wieder nur da, untätig. Unfähig etwas zu tun. Seinen Blick starr auf den Griffel gerichtet. Dann begann er endlich zu schreiben.




    Ad:
    Faustus Octavius Macer
    Casa Octavia
    Roma - Italia



    Salve Decemvir litibus iudicandis Octavius.


    [strike]Warum Valentinus?[/strike] Ich danke dir für deine tröstenden Worte. Ich trauere sehr um meinen jüngsten Bruder. Trotz meiner Trauer bin ich natürlich gewillt, sein Erbe anzunehmen, [strike]das vermutlich ohnehin nur ein Fliegenschiss von einem As ist![/strike]


    Abseits von dieser Formalität bleiben für mich Fragen offen, die du mir hoffentlich beantworten kannst. Was [strike]bei Hades Schwanz[/strike] meinst du mit den Worten 'Er hat den harten Anforderungen im Militär nicht trotzen können'? Hast du Informationen über Valentinus, über seinen Weg in Aegyptus? Wie hast du überhaupt von seinem Tod erfahren?


    [strike]Komm her und erklär mir das gefälligst, du kleiner mieser[/strike]
    Ich würde dich dahingehend gerne zu einem Gespräch aufsuchen. Bitte gib mir Antwort, zu welchem Tag und welcher Stunde es dir genehm wäre.



    Mögen die Götter dich schützen


    Zweifelnd betrachtete der Trauernde die Tabula. Sein Blick war seltsam entrückt und doch nahm er die Worte immer und immer wieder in sich auf. Während er die Worte niedergeschrieben hatte, war es dem Zorn gelungen sich seiner zu bemächtigen. Viele Worte hatte er ausstreichen müssen, hatte sein Verstand die Oberhand zurückerlangen müssen. Er räusperte sich, lehnte sich zurück. Seltsam erschöpft war er. Seltsam müde. Plötzlich war ihm alles zuwider. Rom, die Casa Quintilia, der Stuhl auf dem er saß, der Schreibtisch. Erster Reflex war, die Augen zusammenzukneifen. Sermo presste die Hände auf die Augenlider und atmete erneut tief durch. Er musste dieses Schreiben vervollständigen, schrie sein Verstand. Doch sein Körper wollte nicht einfach gehorchen. Innerlich wand er sich, kämpfte mit sich selbst. Er wollte nicht akzeptieren, nicht real werden lassen, dass Valentinus tot war. Tot. Ihr Götter, warum seid ihr so grausam?! Erneut raffte der junge Mann sich auf, schrieb Zeile um Zeile nun auf den Papyrus. Die Zeilen wuchsen, schufen die Realität, die dem Geist aufgedrückt wurde.




    Ad:
    Faustus Octavius Macer
    Casa Octavia
    Roma - Italia



    Salve Decemvir litibus iudicandis Octavius.


    Ich danke dir für deine tröstenden Worte. Ich trauere sehr um meinen jüngsten Bruder. Trotz meiner Trauer bin ich natürlich gewillt, sein Erbe anzunehmen.


    Abseits von dieser Formalität bleiben für mich Fragen offen, die du mir hoffentlich beantworten kannst. Was meinst du mit den Worten 'Er hat den harten Anforderungen im Militär nicht trotzen können'? Hast du Informationen über Valentinus, über seinen Weg in Aegyptus? Wie hast du überhaupt von seinem Tod erfahren?


    Ich würde dich dahingehend gerne zu einem Gespräch aufsuchen. Bitte gib mir Antwort, zu welchem Tag und welcher Stunde es dir genehm wäre.



    Mögen die Götter dich schützen




    IVLLVS QVINTILIVS SERMO
    ___________________________________
    CASA QUINTILIA - ROMA
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    Dann endlich war es geschafft. Die Unterschrift beendete den Spuk, machte es entgültig. Wachs wurde geschmolzen und getröpfelt, die Botschaft zu siegeln. Der Ring wurde hineingedrückt, mit Trauer und Wut. Und Resignation. Fürchterliche Resignation! Ein letztes Mal konnte er sich aufraffen. Doch nicht, um den Brief etwa hinunter zu Diomedes zu bringen. Diesem das Schreiben anzuvertrauen, damit er es am folgenden Tag fortbringe. Nein, sondern um wie ein Stein aufs Bett zu fallen und dort liegen zu bleiben bis zum nächsten Morgen. Bis die Welt anders aussehen möge, so hoffte er.

  • Caelyn und Sermo hatten sich auf dem Heimweg über einige Belanglosigkeiten unterhalten. Hauptsächlich hatten sie sich gegenseitig ausgelacht, weil sie nicht mehr sonderlich gerade laufen konnten, oder weil Sermo stolz Rülpslaute von sich gab und Caelyn diese wenig später imitierte. Die ganze Zeit hatte er sie dabei im Arm gehalten. Einmal waren sie in einem dunklen Hauseingang stehen geblieben, um heiße Küsse auszutauschen. Dabei erkundeten ihre Hände gegenseitig ihre Körper, stachelten zu lustvollen Geräuschen an. Ihr Schritt hatte sich daraufhin beschleunigt, denn sie wollten schnellstmöglich zusammen in die Kiste springen. Da bogen sie um eine Straßenecke und endlich erreichten sie die Casa. Rein, durchs Atrium, die Treppe rauf und rein in Sermos Zimmer.


    Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und für einen Moment stand Sermo einfach nur da und betrachtete seine Beute. "Willkommen in der Höhle des Löwen," erklärte er mit einem wölfischen Grinsen. Er machte ein paar Schritte auf Caelyn zu, dann hatte er sie auch schon wieder im Arm und berührte sie, küsste sie, fuhr mit seinen Fingern durch ihre blonde Haarpracht. Eine Fibel wurde gelöst und ihre Tunika lockerte sich, entblößte die Schulter. Ein leichtes Zupfen brachte auch die andere Fibel in Schwierigkeiten, so dass die Tunika nur noch durch die Nähe ihrer Körper gehalten wurde. Mehr Haut kam zum Vorschein und Sermo ließ seine Hände auf Streiftour in entblößten Gegenden gehen. Es war dunkel im Raum, lediglich ein schwacher Mondschein fiel durch die schmalen Fenster herein, die zum Garten hinauswiesen. Draußen war nichts zu hören als das Zirpen einer Grille und das leise Rauschen der Blätter im Wind. Doch beides nahm der erregte Quintilius nicht wahr, so sehr war er mit der kleinen Keltin beschäftigt. Mit seiner kleinen Keltin, wie er sich insgeheim dachte. Wenn er wüsste, dass sie bereits jemand anderem gehörte...

  • Die kühle frische Nachtluft hatte es mal wieder gezeigt, wie betrunken ich wirklich war und nicht nur ich! Sermo stand mir da in nichts nach. Schade eigentlich, so´n paar Schluck Cervisia hätte ich schon gern mitgenommen! Dem Alkohol aber noch länger nachzutrauern wäre reine Zeitverschwendung gewesen, denn hey, ich war nicht mehr allein! Sermo war bei mir. Nicht genug, dass er seinen Arm um mich gelegt hatte, zwischendrin küssten wir uns auch, nachdem wir viel gelacht und jede Menge Blödsinn gemacht hatten. Irgendwie hatten wir uns gesucht und auch gefunden. Und wir wollten beide das gleiche, das war unschwer festzustellen.


    Irgendwann standen wir vor einem Haus. Aha, da wohnte er also! Die Hütte war natürlich nicht mit dem Protzkasten der Aurelier zu vergleichen. Wie es von Innen aussah, musste ich meiner Fantasie überlassen, denn es war dunkel und Sermo hatte es jetzt echt eilig. Er zog mich durchs halbdunkle Atrium, ´ne Treppe hinauf, Tür auf, Tür zu und zack, da waren wir.
    Zum umschauen blieb wenig Zeit, in besagter Höhle des Löwen. Ich grinste zurück. "Ohweia, muss ich jetzt Angst haben, dass du mich in Stücke reißt?" Naja, in Stücke riss er mich nicht. Er war sogar ganz vorsichtig dabei, als er die beiden bronzenen Fibeln, die auf meinen Schultern ruhten, öffnete, damit meine Tunika am Rücken langsam herunterrutschte. Das Vorderteil wurde noch etwas länger oben gehalten, einfach deshalb, weil wir so dicht zusammenstanden.
    Meine Finger machten sich auch an die Arbeit. Zum Glück hatte ich ja reichlich Erfahrung darin, wie man Männer gekonnt auszieht. Was ein Glück trug er nicht so´ne unnütze Toga! Sonst hätte ich ihn erst auswickeln müssen.
    Nicht lange, und wir standen uns nackt wie seine und meine Götter uns geschaffen hatten, gegenüber. Ich liebte es, wie er mit seinen Händen meinen Körper erforschte und tat es ihm gleich. Ich zitterte vor Verlangen. Komisch, dass ich dabei ständig an Ursus denken musste! Oh Mann, konnte der mich selbst jetzt nicht in Ruhe lassen!

  • Nein, Sermo riss sie nicht in Stücke. Er riss ihr auch nicht die Kleider vom Leib, sondern war ganz sanft, was ihm belohnt wurde mit Caelyns erfahrenen Handgriffen. Die Kleine war also kein unbeschriebenes Blatt. Sehr gut, so musste er nicht noch irgendwas erklären oder ihr gut zureden. So aber standen sie beide - leicht schwankend - nun nackend voreinander und labten sich an den körperlichen Wonnen, die sie einander entgegenbrachten. Hätte Sermo derweil gewusst, dass sein Lustobjekt an einen anderen dachte, es wäre ihm wohl schnurzwurst gewesen. Er wollte jetzt nichts anderes, als diese Frau in sein Bett zu bekommen und dabei interessierten ihn ihre eigentlichen Beweggründe nicht. Hauptsache sie stahl am nächsten Morgen nicht seine Geldbörse! Der Alkohol verwarf seinen Gedanken jedoch zügig und so war er schon wieder mit seiner vollen Aufmerksamkeit bei der Keltin.


    Sein Geschlecht drückte bereits seine Manneskraft aus, die er in voller Größe präsentieren konnte. Nackte Haut rieb sich aneinander und die Schritte zweiter - ineinander verschlungener - Betrunkener steuerten almählich auf Sermos Bett zu. Mit sanftem Nachdruck beförderte er Caelyn auf die Matratze, schob sich auf sie und zog die Bettdecke über sie beide. Er hörte nicht gleich auf sie zu liebkosen, sondern ließ seine Lippen über ihre Rundungen wandern und löste dort ein warmes Kribbeln aus. Zwischen seinen Beinen pochte es bereits höchst lustvoll, während er das Liebesspiel noch um einen Moment hinauszögerte.

  • Dieser bescheuerte Ursus wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er hatte sich dort richtig festgesetzt und verwirrte von dort aus meine Sinne. Na gut, vielleicht war das auch gar nicht Ursus. Vielleicht war das einfach der blöde Wein, den ich den ganzen Abend in mich reingekippt hatte. Aber auch wenn's das nicht war, war mir das ziemlich egal! Jetzt erst recht, dachte ich. Ursus würde schon merken, was er davon hatte, wenn er mich so mies abservierte! Kein Wunder, dass ich mich dann dem Erstbesten an den Hals warf und es mit ihm trieb. Und sooo schlecht war ja Sermo nun wirklich nicht. Für eine Nacht, war der Typ gut genug. Und was Morgen dann sein würde, darüber konnte ich jetzt noch gar nicht nachdenken, denn dazu war ich einfach zu trunken, vom Wein und von Sermos heißen Küssen. Der Typ kannte sich echt aus, wie man Frauen glücklich machen konnte!
    Er hatte mich zu seinem Bett geschoben, so dass ich gar keinen anderen Ausweg mehr hatte. Aber mal ganz ehrlich, ich hatte auch gar nicht vor, nach einem Ausweg Ausschau zu halten. Ich wollte nur noch Sermo und er wollte mich. Das spürte ich ganz deutlich.
    Als ob ich mir, ihm oder Ursus was beweisen musste, erwiderte ich noch gieriger und wilder sein küssen, sein laben und erwartete nur sehnlichst den Moment. Indem er mich noch länger hinhielt und es hinauszögerte, steigerte sich meine Begierde. Jetzt nur nicht vor lauter Lust Ursus seufzen! Öhm, Ursus? Wer war Ursus?

  • Wo Ursus in Caelyns Kopf herumspukte, war in Sermos Kopf nur Caelyn anwesend. Und zwar nackt. In ihrer vollem Körpergröße und mit allem drum und dran. Und er hatte großen Gefallen an diesem Anblick, was er auch nicht verheimlichte. Zudem bereitete es ihm größte Freude, die Kleine noch einen Moment hinzuhalten und zuzusehen, wie sie sich in ihrer Erregung streckte und räkelte. Kurz hielt er noch inne, doch dann konnte er auch nicht mehr an sich halten und legte los. Behutsam zuerst, denn so hatte er es gelernt. Nicht, dass die Frau zurückzuckte, weil er zu ruppig war. Aber dann ging es los und Sermos Cubiculum bekam ein Pferderennen sondergleichen zu sehen, mit dem sich die Wagenrennen im Circus Flaminius messen konnten. Denn auch das hatte er in seiner Zeit in Athen bei den griechischen Hethären gelernt: Halte deinen Höhepunkt hin und du bereitest deiner Frau noch größere Freude. Am Ende rollte Sermo sich glücklich und zufrieden von seiner Eroberung herunter und blieb für einen Moment reglos keuchend liegen. Ein müdes Grinsen zeigte sich auf seinen Zügen und er wandte seinen Kopf ein Stückchen zu der Keltin um. "Und da zerriss der Löwe seine Beute..." nuschelte er und erwartete bereits die frauentypische an-den-Mann-ankuschel-Bewegung. Nach dieser Sporteinlage war seine Trunkenheit etwas verflogen und er fand wieder etwas Zeit, seine Gedanken zu ordnen und sich seine Beute nochmal genauer anzusehen.

  • Sermo hatte mich jetzt schon lange genug auf die Folter gespannt. Aber irgendwann kam auch er zu dem Punkt, an dem er nicht mehr an sich halten konnte. Trotzdem ging er behutsam vor. Das war edenfalls mal mein Eindruck, denn ich hatte ja noch keine große Erfahrung mit sowas. Wenn man so wollte, war Sermo erst meine Nummer zwei. Ob mir das jetzt peinlich sein sollte, weil ich erst mit zwei Kerlen in der Kiste gewesen war ? Eigentlich nicht, denn ich war ja keine vom horizontalen Gewerbe und wollte es auch nicht werden.
    Was ich dann aber von Sermo geboten bekam, das hatte was. Dassich unmöglich seine Nummer zwei gewesen sein konnte, merkte man. Der Kerl hatte Erfahrung. Er brachte mich dazu, auf relativ konstante Weise dem Höhepunkt entgegen zu sehen, was ich auch durch wildes, lautes Gestöhne äußerte. Hoffentlich weckte ich nicht das ganze Haus auf, nicht dass am Ende noch einer von seiner Familie plötzlich im Zimmer stand und mich mitten in der Nacht auf die Straße setzte.
    Naja, das mit dem Pferderennen konnte ich nicht so nachvollziehen, weil ich dafür eindeutig in der falschen Position war. Es sei denn ... öhm, nö. Ein letztes Seufzen und dann rollte er sich von mir runter. Ich brauchte ´ne Minute, bis ich wieder normal atmete Dabei grinste ich zurück, sagte aber nichts. Wenn dieser Löwe so mit seiner Beute umging, hey dann wollte ich öfters Beute sein!
    Öhm, sollte ich ihm jetzt sagen, wie toll er doch war? Das war er absolut. Noch besser als mein erstes Mal mit Ur.. dem, an den ich nicht denken wollte. Sowas in der Art wollen doch Männer immer hören. Deswegen rutschte ich näher an ihn ran, so dass wir Haut an Haut lagen. In den Armen von so´ nem Typen einschlafen, das wäre es! "Du warst echt Klasse!", raunte ich in sein Ohr. So, jetzt standen meine Chancen bestimmt sehr gut, den Rest der Nacht seinen Armen zu schlafen. Und Morgen dann... ach, was weiß ich, was morgen sein würde!

  • Caelyn musste sich keine Sorgen machen um irgendwelche Hausbewohner, die sie aufgrund von Lärmbelästigung rauswerfen würden. Das würde erstens Sermo nicht zulassen und zweitens waren die anderen Quintilier solche gelegentlichen nächtlichen Geräusche aus seinem Zimmer gewöhnt. Oder sollten es zumindest sein, denn Verkehr war eine völlig normale Prozedur, die junge ledige Römer sich oft genug bei Huren oder ihren Sklavinnen suchten.
    Sermo jedenfalls war vollauf zufrieden und legte auch halbherzig den Arm um seine Blondine, als sie sich an ihn kuschelte. Oh, und dann lobte sie auch noch seine Arbeit! Positiv überrascht zog Sermo die Augenbrauen hoch und begann flüchtig über Caelyns Haar zu streicheln. "Danke," erwiderte er nur und schmunzelte dabei. Er war einerseits stolz, andererseits machte es ihn immer wieder verlegen, wenn eine Frau seine Manneskraft betonte. Gut, dass er das halbwegs verdecken konnte, denn Verlegenheit mochte er nicht gern zeigen. Caelyns Chancen, die Nacht in seinen Armen zu verbringen, waren derweil nicht nur 'bestimmt' sehr gut, sondern sogar 'außerordentlich gut'. Deshalb zog er sie sogar noch ein Stückchen näher zu sich heran und drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen, bevor er die Augen schloss und sie beide trunken und erschöpft in den Schlaf fielen.
    Sermo schlief die ganze Nacht durch und verpasste sogar den Sonnenaufgang. Doch die Sonnenstrahlen entgingen ihm nicht allzu lange, denn irgendwann erwachte er - nicht ohne einen ordentlichen Brummschädel und mit einem nur allzu gut bekannten pelzigen Geschmack im Mund. Neben sich fand er eine blonde Frau liegend. Wie zu erwarten lag sie komplett nackt im Bett. Er übrigens auch. Mit einiger Anstrengung kam die Erinnerung an letzte Nacht langsam wieder, wenn auch streckenweise unvollständig. Die wichtigen delikaten Momente hatte der Quintilius jedoch noch recht genau vor Augen. Innerlich beglückwünschte er sich zu seinem Fang und betrachtete die Kleine einen Moment. Sie schlief noch tief und fest. Offenbar hatte sie gestern auch ordentlich gebechert, denn er konnte sich erinnern, dass sie ebenfalls sehr lustig drauf gewesen war. Mit einem leisen Schnurren drehte Caelyn sich und lag somit mit dem Rücken zu Sermo, was ihm Gelegenheit gab ihre Rückseite ebenso angenehm überrascht zu mustern. Ja, er hatte wahrlich einen schicken Fang gemacht gestern Nacht. Und das völlig unverhofft, war seine Intention doch den Schmerz über Valentinus Tod zu ertränken. Nun...den Gedanken schob er ganz schnell beiseite und konzentrierte sich stattdessen lieber wieder auf die Frau in seinem Bett. Soweit das überhaupt möglich war, denn sein Kopf brummte immer noch ordentlich. Und er musste bald mal austreten, Morgengeschäfte tätigen.
    Aber gut, das hatte noch einen Moment Zeit. Jetzt konnte er noch etwas liegen bleiben und sich an seiner Beute laben. Vor Restalkohol zitterten seine Finger leicht, als sie Caelyns Haar berührten und die Haut in ihrem Nacken streichelten. Da fiel Sermo etwas auf. Buchstaben, dort in ihrem Nacken. Unfassbar, konnte das denn möglich sein? War das dort eine Tätowierung, eine Brandmarkung gar? Er nahm die blonden Strähnen ganz zur Seite und schaute genauer hin. Wahrhaftig, da prangten schwarze Buchstaben auf Caelyns Haut! Nicht zu glauben, da hatte er doch ernsthaft eine Sklavin abgeschleppt und zu sich ins Bett geholt. Für einen kurzen Augenblick war er völlig baff von dieser Erkenntnis. Doch dann schaltete sein Weingestörtes Hirn um und er begann schnelle Schlüsse zu ziehen. Wer war ihr Besitzer und wie konnte sich dieser Umstand für ihn nützlich erweisen? Er schaute nochmal hin und erkannte einen Namen, der ihm durchaus geläufig war. Beeindruckt schürzte Sermo die Lippen und ließ von der Sklavin ab, rollte sich auf den Rücken und starrte einige Zeit grübelnd an die Decke. Dann stand er mühsam auf, erholte sich auf der Bettkante sitzend vom Morgenschwindel und wankte dann verkatert zum Nachttopf herüber. Dort ließ er sich unter leisem Ächzen nieder und hielt seine allmorgendliche Sitzung.

  • Ach ja, konnte es denn was schöneres geben? Genauso wie ich mir´s vorgestellt hatte, nahm er mich in seine Arme. Beide schliefen wir ein, dicht beieinander. Irgendwie fand ich´s ja richtig schade, wenn wir am Morgen wieder getrennt Wege gingen! Ich hatte zwar noch überhaupt keinen Plan, wohin ich gehen sollte. Eins stand für mich aber fest, die Aurelier und Ursus im speziellen, würden mich nur noch von hinten zu sehen kriegen.
    Mein Schlaf war tief und fest. An ´nen Traum hätte ich mich auch nicht erinnern können. Erst als es gegen Morgen ging und mein Schlaf nicht mehr ganz so fest war, träumte ich davon, was gewesen wäre, wären mein Bruder und ich nicht in all die ganze Scheiße geraten, nach dem Tod unserer Mutter.
    Dann hätten wir nie auf der Straße leben müssen und ich hätte jede Nacht in so´nem bequemen Bett schlafen können, wie ich es gerade machte. Ich wäre nie zu ´ner Sklavin geworden und mein Bruder hätte nie ein lahmes Bein gekriegt und wäre auch nie von so ´nem beschissenen Puffbesitzer abgemurkst worden. Dann wäre ich jetzt vielleicht verheiratet und der Typ, der mich die ganze Nacht in seinen Armen gehalten hatte, wäre mein Mann. Mannomann, Caelyn! Langsam wurde es zu spießig!
    Ich wurde wach, blinzelte mit den Augen und hörte von irgendwoher ein plätschern. Gähnend drehte ich mich um, sah Sermo, der auf dem Topf saß. Dabei fiel mir ein, ich konnte auch noch ´ne Ladung ablassen.
    "Morgen!" rief ich Sermo lächelnd zu. Auch wenn´s jetzt total spießig klang, an so´n Leben hätt ich mich echt gewöhnen können. Die Frau von einem zu sein und jeden Morgen an seiner Seite aufzuwachen. Von Sermos Entdeckung an meinem Nacken unter dem Haaransatz hatte ich rein gar nix mitbekommen. Ich glaubte, für ihn immer noch seine gallische Eroberung von letzter Nacht zu sein, die süße blonde Peregrine, die gleich den Abgang machte, nachdem sie noch ein Frühstück eingeworfen hatte, falls sie eins kriegte.

  • Aaaaaaaaah...
    Sermo liebte das erleichternde Gefühl, wenn alle Last von einem abfiel. Wenn aller Druck vom Unterleib wich. Wenn die Schwere der Nacht von einem genommen wurde. Er schloss die Augen, atmete den müffelnden Odem der Stadt ein und stellte fest, dass auch der viele Wein eine Auswirkung auf das Aroma seiner Ausscheidungen gezeigt hatte.
    "Morgen!" hörte er da plötzlich. Langsam öffnete er die Augen und fixierte Caelyn mit schlaf- und weintrunkenen Blick. Die süße Keltin war also wach. Die süße kleine keltische Sklavin. Sermo schüttelte ab, erhob sich vom Topf und ging zur Waschschüssel. Etwas Wasser ins Gesicht, unter die Achseln, auf die Brust, das erfrischte ihn und weckte die Lebensgeister. Dann stapfte er, noch immer splitternackt, zur Kleidertruhe herüber und zog eine einfache Tunika hervor, die er nach einem kecken Blick zu Caelyn sich überstreifte.
    "Frühstück?" fragte er dann, trat ans Bett heran und reichte der Kleinen eine Hand. Er würde sie nicht sofort damit schocken, dass er ihren Stand herausgefunden hatte.

  • Bevor ich den Abgang machte, streckte ich mich erst mal ausgiebig. In ´nem richtigen Bett zu pennen war das was völlig anderes! Das war ich gar nicht mehr gewöhnt. Puh, ich müffelte ganz schön! ´N bisschen Wasser ins Gesicht und unter die Arme, wirkte da manchmal Wunder.
    Den Alkohol vom Vortag hatte ich ganz gut verkraftet. Komischerweise hatte ich gar keinen Kater. Nur fühlte ich mich so, als hätte ich ´n riesen Loch im Bauch. Man Magen knurrte auch ganz anständig. Sermo hatte den letzten Abend weitaus schwerer weggesteckt. Der sah noch ziemlich fertig aus. Ich beobachtete ihn, wie er mit seiner Sitzung fertig war und aufstand, dann etwas erleichterter wirkte und sich danach frischmachte. Bevor er sich was überzog, warf er mir so´nen neckischen Blick zu, den ich mit ´nem grinsen beantwortete. Jetzt hatte ich ja noch gut lachen, denn ich wusste nicht, was er wusste.
    Dann kam er zu mir rüber. Der Mann konnte irgendwie meine Gedanken lesen, den ´n Frühstück war exakt das, was ich jetzt brauchte. Er reichte mir seine Hand, ganz wie man´s bei den feinen Damen machte. Ich nahm sie und ließ mir aufhelfen.
    "Oh ja, und wie! Ich hab´ nen Bärenhunger!" Scheiße Mann, da war er wieder! Ursus verfolgte mich auf Schritt und Tritt. Einen Augenblick lang, glaubte ich, mich verraten zu haben. Aber woher hätte Sermo denn was von Ursus und meiner Beziehung zu ihm wissen sollen? Meine Unsicherheit überspielte ich schnell, indem ich meine Tunika auf dem Boden suchte. "Mist, wo is denn der blöde Fetzen nur?" In einer Ecke fand dich sie.
    Bevor ich mir sie überziehen konnte, meldete sich zu allem Übel meine Blase auch noch. Da musste dringend was raus. "Ich darf mal deinen Topf benutzen, ja?" Einfach so tippelte ich quer durchs Zimmer und ließ mich mit einem erleichtertem Seufzer auf den Pott hinabsinken.

  • Er zog Caelyn aus dem Bett und grinste nur, als sie von Bärenhunger sprach. Still beobachtete er sie, als sie ihre Tunika suchte und machte auch keinen Hehl daraus, dass er sich an ihrem Körper erfreute. Ganz ungeniert starrte Sermo sie an, als sie sich bückte und ihm den Hintern hinstreckte. Und auch als sie dann Kleidung am Leib hatte und beinah wie selbstverständlich seinen Nachttopf benutzte, lag sein Blick mit schmalem Lächeln auf ihr. Nein, der Blick war definitiv nicht zu deuten. In seinem Kopf spielten sich bereits Szenarien einer Rückgabe ab. Er würde womöglich einen Finderlohn erhalten oder, wenn nicht den, wenigstens ein kleines Lösegeld oder ähnliches aushandeln. Jedenfalls wollte er Profit schlagen aus der Süßen.
    Als sie endlich fertig war ging er zur Tür und gab mit einer herrischen Kopfbewegung den Aufbruch bekannt. "Komm, Essen gibt's nur unten." Dabei zwinkerte er jedoch und klang so lapidar, dass man nicht hätte ahnen können, welches Geheimnis er bereits aufgedeckt hatte. Ganz unverfänglich stapfte er aus dem Zimmer und stieg die Treppe hinunter, wo er den Garten ansteuerte.

  • Sermo war wieder nach Rom zurückgekehrt. Er wollte mit seinem Patron reden über die Zukunft, die ihm bevorstand. Und er war seit kurzem in seinem bisherigen Entschluß völlig unsicher geworden. Zunächst war er überzeugt gewesen, dass er den Cursus Honorum beschreiten wollte. Er hatte es so sehr gewollt! Sermo hatte ja bereits mit seinem Patron darüber gesprochen, hatte Vorbereitungen getroffen. Sogar für das Tirocinium Fori standen schon verdiente Senatoren in Aussicht. Und dann kam alles anders.


    Er war nach Rom gekommen wegen Erledigungen, die er in gewissen Angelegenheiten hatte tätigen müssen, die nebenbei auf übliche Art und Weise mit seiner Tätigkeit als Magistratus in Ostia zustande gekommen waren. Da hatte er hier und dort Bekannte besuchen müssen, um gewisse Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, die ihm die Arbeit in Ostia erleichterten und die außerdem seine Verbindungen in hilfreiche römische Dienstleisterkreise nicht einschlafen ließen. Soviel zu seinen Gründen, weshalb er überhaupt in Rom unterwegs gewesen war, während er eigentlich in Ostia seiner Arbeit als Amtsträger hätte nachgehen müssen.


    Jedenfalls nächtigte er selbstredend in der Casa Quintilia während diesen Tagen und machte dabei eine Entdeckung, die er lange Zeit verdrängt hatte. Nachdem nämlich sein Vater damals verstorben war, hatten seine Söhne etliche seiner persönlichen Gegenstände von ihrer Mutter übergeben bekommen. Vor Sermos Abreise nach Griechenland hatte er diese Dinge allesamt in eine Kiste packen lassen und über die Zeit vergessen. Und dann hatte er sie wiedergefunden. Diomedes hatte nämlich Hausputz veranstaltet und zufällig war Sermo über die verstaubte Kiste gefallen, die die Erinnerungen beinhaltet hatte. Ohne Zögern hatte er sie in sein Zimmer bringen lassen und Diomedes dann hinausgeschickt. So saß er kurz grübelnd vor der Kiste, langte hin, zog die Hand wieder zurück und langte erneut zum Deckl.


    Endlich überwandt er sich und öffnete die Kiste, woraufhin allerlei Kleinodien zutage kamen, die dem Quintilius seit langem entfallen waren. Neben dem Siegelring, den er immer am Finger trug, hatte Sermo nämlich noch etliche persönliche Gegenstände von seinem Vater geerbt. Darunter befanden sich unter anderem Insignien des Ritterstandes, aber auch vielerlei weniger repräsentative Stücke. Des Vaters Cingulum, seine Phalera, Urkunden über Beförderungen, bestandene Examina und Verdienste. Da kam auch anderer Kleinkram zum Vorschein wie Talismane, Würfelbecher samt Würfeln und Schreibutensilien. Und dann wickelte Sermo etwas aus einem Tuch, das ihn schockierte.
    Die Laren, die Hausgötter seines Vaters, waren in dieser Kiste gefangen gewesen! Da hatten sie, die Ahnengeister seiner Familie, die ganzen Jahre über in dieser Kiste herumgefault? War er etwa ein so gottloser Mensch gewesen in seiner Jugend? Sermo versuchte sich zu erinnern, suchte nach dem Grund für dieses Handeln. Warum hatte er diese Geisterstatuetten weggeschlossen? Aus Furcht? Aus Desinteresse? Aus Trauer? Er konnte sich nicht mehr recht erinnern, waren doch viele Erinnerungen aus der Zeit nach seines Vaters Tod seltsam verschwommen.


    Doch eines wusste Sermo: So konnte er nicht weitermachen! Mit einem Mal wurde er sich des Andenkens seines Vaters bewusst, das er seit Mutters Tod sträflich vernachlässigt hatte. "Vater, vergib mir..." murmelte er tonlos, als er sich wie ein nasser Sack zurückfallen ließ, sich im Schneidersitz gegen sein Bett lehnend. Er musste etwas ändern. Doch wie? Die Laren aufstellen und ehren, das war klar. Doch sollte er noch weitergehend Änderungen vornehmen? Mit einem Mal stellte er sämtliche Pläne in Frage, die er sich in der Vergangenheit so detailreich erarbeitet hatte. War der Cursus Honorum überhaupt die richtige Laufbahn für ihn, den Sohn eines Eques? Sollte er nicht lieber die Ritterlaufbahn einschlagen? Aber wie? Der Legion beitreten? Nein, so wurde man kein Ritter. Dem Ordo gehörte er ja schon an, da war viel eher über Beziehungen etwas zu deichseln. Doch einfach so? Gewiss nicht. Er musste mit seinem Patron darüber sprechen! Ja, Macer musste es wissen! Bei der nächsten Gelegenheit wollte er sich mit dem Senator darüber austauschen, das stand für ihn fest. Und die Gelegenheit kam auch bald.

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