Der Abschied naht, ich ziehe um

  • Der Abschied naht.. war Calliphanas erster Gedanke, als sie das letzte Buch von dem Regal in die Hand nahm, und in eine der Truhen verstaute. Das war ihr sehr schwer gefallen, denn sie hat hier so schöne Monate verbracht, die ereignisvollsten in ihrem ganzen Leben. Hier hat sie eine Freundin fürs Leben gefunden, und ebenso einen Gefährten fürs Leben. Hier in der Casa sind sie sich näher gekommen, denn je zuvor. Die Abende im Cubiculum, die trotz der Verbote statt gefunden haben. Wie sie auf den Klinen lagen und Nacht für Nacht einander wach hielten um endlos lange Gespräche zu führen. Oder die Feiern zu denen sie gegangen sind. Man könnte meinen ihr gemeinsames Leben hat hier angefangen. Zwar fühlte sie eine kleine leere in sich, als er in die Casa Iulia zog, doch die Erinnerungen waren da. Sie bekam ein Gefühl, dass wenn sie hier wegzieht, diese dann verschwinden würden, und sie würde sich nicht mehr dran erinnern wie es vorher war. Bald stand auch ihre Hochzeit bevor und sie würde dann erneut umziehen müssen. Aber das wird der letzte Umzug sein.


    Calliphana hatte es nicht so mit Umzügen, das hieß immer Abschied nehmen. Genau so wie das letzte Mal. Als sie von ihrer Mutter Abschied nahm, ohne es zu wissen, dass es das letzte Mal sein wird, dass sie sie in den Armen halten darf. Sie zog die Palla die sie von ihrer Mutter zum Abschied bekam näher an ihre Brust, und atmete den lieblichen Duft ein, welches nur noch in ihrer Erinnerung da war. Ein zarter Veilchenduft drang in ihre Nase vermischt mit dem Duft ihrer Haut. Diese Kombination hatte sie seit sie ein Kind war immer in Erinnerung gerufen, falls sie nicht zu ihrer Mutter konnte, als sie in Hispania war, oder als ihre Mutter dann nach Sparta zurück reiste.


    Ein kleines Portrait an der Wand hielt die Erinnerung an ihre Kindheit fest. Außer ihr waren alle Mitglieder ihrer Familie tot. Ihr Vater, ihre Mutter, ihre Schwester und ihr Bruder. Besser gesagt, ein Bruder von ihr. Denn seit einigen Tagen lernte sie einen anderen Bruder von ihr kennen, den ihre Eltern längst für tot hielten. Er war aber am Leben. Wie sehr das ihre Eltern doch gefreut hätte zu hören, wären sie noch am Leben gewesen.


    Ihr liefen einige Tränen ihre Wange hinunter und tropften auf ihr Kleid. Diesem Cubiculum fiel ihr sichtlich schwer auf Wiedersehen zu sagen...


    Während sie so darüber nachdachte klopfte jemand an der Tür. Sie drehte sich rasch um und kehrte der Tür den Rücken zu, wischte schnell die Tränen von ihrem Gesicht, holte tief Luft und versuchte einige Worte zu sagen.


    "H...h...he...herein..." - schluchzte sie.

  • Chaerea machte sich auf dem Weg zu Calliphanas Cubiculum, um sich von ihr zu verabschieden, und sie nach draußen zu begleiten. Sie hatte auch Makitros im Schlepptau, dass er die restlichen Sachen von Calliphana zum Tor trägt wo ihre Sklaven auf sie warten.


    Sie hatte sich schon darauf vorbereitet, dass es emotional wird. Sie hatte in ihr eine Freundin gewonnen und ließ sie nur ungern gehen. Aber aufhalten ging ja nicht. Sie hatte aber ein schönes Geschenk für sie ausgesucht. Eine kleine Vase, die sie noch aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Das sollte sie immer an zu Hause erinnern, und nun soll es Calliphana immer an sie erinnern.


    Ungeduldig stand sie vor ihrer Tür und Klopfte an. Aus dem Zimmer kam nur ein verschnupftes Herein! Weinte sie etwa?


    "Hallo Calli, ich bin es nur..." sagte sie und trat herein. Sie sah ihre Freundin, wie sie mit den Tränen kämpfte. Wie man sah, hatte sie verloren. "Ach du... komm her, wein doch nicht!" - sprach sie und griff nach ihrer Palla und wischte damit Callis Tränen von ihrer Wange.


    "Der Abschied ist ja nicht für immer, wir können uns doch jeden Tag sehen. Was sagst du dazu? Oder weinst du gar nicht deswegen? Was bedrückt dich?"


    Als sie dies fragte zog sie ihre Freundin eng an sich und drückte sie ganz fest. Um sie zu beruhigen streichelte sie tröstend ihren Rücken.

  • Vitale spazierte weiter durch die Casa, als er plötzlich ein Weinen hörte. Er konnte nicht sehen, woher es kam, hörte aber zwei Frauenstimmen. Er räusperte sich, um nicht hinter der nächsten Ecke in eine Situation hineinzurennen, wo er eventuell nicht erwünscht war. So konnte man ihn früh genug bemerken.

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