• Valerian fand noch die Zeit, sich mit den Briefen zu beschäftigen. Er las, was seine Frau geschrieben hatte und grübelte dann eine Weile, verwarf erste Formulierungen, schrieb dann schließlich.


    Salve Valentina,


    unser Abschied war nicht gerade herzlich und vermutlich möchtest Du auch nicht wissen, dass wir uns Sorgen um Dich machen und gern wissen würden, wie es Dir geht.


    Wir sind zurück in Rom, ich weiß nicht, ob Du davon schon gehört hast. Lucius wurde zu den Cohortes Urbanae versetzt und Du bist Tante geworden. Ich habe einem kleinen Jungen das Leben geschenkt. So klein ist er ja nicht mehr. Er heißt Lucius Rufus. Es ist schade, dass Du ihn wohl nicht so schnell kennen lernen wirst.


    Die Reise nach Rom zurück war unangenehm. Im Winter sollte man nicht von Mogontiacum nach Rom reisen. Erst Eis und Schnee und dann ein lästiger Regen. Aber nun hält der Sommer seinen Einzug. Es ist schon jetzt wirklich sommerlich, der Garten sieht wirklich schön aus. Diomedes hat ein Händchen für Pflanzen.
    Uns geht es gut. Rufus hat Laufen gelernt und lernt auch recht schnell sprechen. Irgendwie wird er sehr schnell groß.


    Mögen die Götter ihre Hand schützend über Dich halten. Viele Grüße aus Rom,



    Liebe Schwester!


    Es schmerzt mich sehr, daß Du einfach gegangen bist und nun gar nichts mehr von Dir hören läßt. Bitte schreib wenigstens ab und zu, wie es Dir geht und ob Du etwas brauchst.


    Der Götter Segen möge Dich stets begleiten.


    Vale,


    Valerian







    Salve Sermo,


    wir hören so wenig von Dir. Du bist doch hoffentlich nicht erfroren? Der Frühling dürfte auch in Germanien nun seinen Einzug halten. Was macht Mogontiacum? Du wirst doch sicherlich ein wenig frischen Wind in die Stadtverwaltung bringen?


    Rom ist wie immer: laut, übervölkert, aber im Frühling doch wunderschön. Diomedes hat sich in unserer Abwesenheit gut um das Haus gekümmert. Er hat eindeutig geschickte Hände, der Garten ist eine wahre Blütenpracht.
    Die Reise haben wir gut überstanden, das Wetter war furchtbar, erst Eis und Schnee und dann ein furchtbarer Regen. Rufus hat die Reise unbeschadet überstanden. Er wird so schnell so groß. Nicht nur das er schnell sprechen lernt, nein er hat jetzt auch laufen gelernt und bringt das Mobiliar in ernsthafte Gefahr. Man darf ihn nicht aus den Augen lassen, sonst dürfte im Haus schon bald keine Vase mehr stehen.


    Lass von Dir hören und mögen die Götter über dich wachen.



    Werter Vetter!


    Aus den Augen, aus dem Sinn, was? Wir haben Italia gesund und munter erreicht. Rufus wächst schneller als man gucken kann, Du wirst ihn nicht wiedererkennen, wenn wir uns mal wieder sehen. Ich bin so stolz auf ihn, das kannst Du Dir kaum vorstellen.


    Hier in Rom herrscht eine merkwürdige Stimmung. Man spürt, es brodelt etwas unter der Oberfläche, doch tun alle so, als merken sie nichts davon. Der Skandal von Nemi ist endlich entsühnt worden. Stell Dir vor, der Praefectus Urbi trat dabei mit sage und schreibe 24 Liktoren auf! Ich rechnete schon mit einem schweren Aufruhr und versetzte meine Männer in Bereitschaft, gleich einzugreifen. Doch nichts geschah! Erstaunlich, findest Du nicht?


    Wie ist denn die Lage in Germanien so? Wie macht sich der Annaeer als Statthalter? Wie geht es Dir und dem Rest der Familie? Hast Du erreicht, was Du erreichen wolltest? Wir fiebern auf Nachricht von Dir.


    Mögen der Segen der Götter Dich stets begleiten.


    Vale,


    Valerian




    Da Calvena noch nicht unterschrieben hatte, ließ Valerian die Briefe offen liegen. Sicher war er sich nicht, ob er gerade bei Valentina nicht zu weich war. Andererseits würde Härte sie nur noch weiter entfernen von ihrer Familie. Nein, es würde schon richtig sein. Hoffentlich.

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    Diomedes


    „Ähem…“, räusperte sich Diomedes dezent und wartete in der Tür des Arbeitszimmer darauf, dass die Hausherrin ihm ein wenig Aufmerksamkeit schenkte. Kaum das er den Besucher für Sontje abgewimmelt hatte, hatte er die Germanica aufgesucht um ihr von diesem zu berichten.
    Calvena beendet erst einmal den Satz bevor sie dann den Griechen ansah. So viel dazu dass sie einen ruhigen Moment dafür nutzen wollte ein paar Briefe zu schreiben. Schon wurden ihre Pläne durchkreuzt. Böse war sie Diomedes deshalb nicht, es war sicherlich etwas wichtiges, ansonsten würde er sie nicht stören. Freundlich und offen sah sie den Sklaven an. „Was hast du für Sorgen, Diomedes?“ „Da war gerade ein… Besucher … für Sontje, ich meine Duccia Vera… er wollte sie abholen. Vorgestellt hat er sich nicht, aber er machte den Eindruck, als würde er sie zu einem Techtelmechtel abholen wollen. Ich hab ihn der Tür verwiesen. Es macht keinen guten Eindruck, wenn Son… Vera Männer hier empfängt und dieses Haus zu ihrem persönlichen Lupaner macht…“, berichtete er ihr und tat dabei direkt seine Meinung kund. Überraschung zeichnete sich auf Calvenas Zügen ab. „Wunderbar…“, murmelte sie. Im Grunde hatte Vera Glück das Valerian nichts davon mit bekam und Sermo ausgeflogen war. Ansonsten würde Vera wohl nun direkt auf der Straße landen. Ihr entwich ein Seufzen. Als ob sie nicht schon genügend andere Sorgen hatte. „Ich werde wohl mit ihr reden müssen. Diomedes sei so gut und schick Vera zu mir und hab ein wenig Acht auf Rufus!“ wies sie ihn an und stützte dann den Kopf in ihre Hände. Eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet so ein Gespräch mit ihrem Kindermädchen führen zu müssen.
    Diomedes huschte davon um Vera zu Calvena zu schicken. Weshalb die Hausherrin die Duccia sprechen wollte, sagte er nicht. Sontje war nett, er hatte sie auch irgendwie ins Herz geschlossen, weil sie eine herrliche frische Art hatte und noch nicht von Rom und seinen Intrigen vergiftet war, aber seine treue galt den Quintiliern. Er konnte nicht zulassen, dass Vera in ihrer Art den Ruf der Gens schadete.

  • Sontje hatte mitbekommen, dass die Eingangstür mit Wucht zugeschlagen worden war und wollte nun rauskriegen, was der Grund gewesen war. Aber um Auskunft zu erhalten musste sie Diomedes finden. Der immer geschäftige Sklave teilte ihr mit, dass sie in Calvenas Büro kommen sollte und huschte weiter. Er würde für sie auf Rufus achtgeben. Mit einem großen Fragezeichen im Gesicht betrat Sontje nach dem üblichen Anklopfen das Zimmer und blieb vor dem Schreibtisch stehen. "Heilsa, Calvena.. was gibts denn? Vorhin ist die Tür unten so laut zugefallen, dass der Bauklötzchenturm deines Sohnes von selbst in sich zusammengefallen ist." Ein bisschen übertrieben, aber Sontje hatte sich erschrocken und mit einer unbeabsichtigten Bewegung alles eingerissen. Was bloß war es gewesen? Sie wartete sehnsüchtig darauf wieder in Neros starke Arme fallen zu können. Die gemeinsam verbrachte Nacht war sehr schön gewesen... unvergesslich schön. Sontje drehte mit den Fingern eine blonde Haarsträhne zusammen und wieder auf.

  • Lange musste sie nicht warten. Den bereits begonnenen Brief schob sie erst einmal bei Seite. Mit einer leichten Geste bedeutete sie der Germanin sich zu setzen. „Diomedes hat gerade jemanden der Tür verwiesen… Er wollte zu dir!“ fügte sie hinzu und fasste Vera nun genau ins Auge. „Ich weiß ja nicht, wie es deine Familie gehandhabt hat, aber hier sagt man den Hausherren Bescheid, wenn man als Gast einen Gast empfangen will. Ich will dir keine Vorschriften darüber machen wenn du treffen sollst, aber ich wüsste schon gern darüber Bescheid, wer sich in diesem Haus aufhält. Und ich will es auch wissen, wenn wir Gäste bekommen! Zumal Diomedes den Eindruck hatte, dass dieser jemand nicht auf einen freundlichen Plausch vorbei kommen wollte, sondern eher den Eindruck machte, als sei dies ein Lupaner…“ erwartungsvoll sah sie die Duccia an und war gespannt darauf, was diese darauf antworten wollte. Das Diomedes es sich heraus genommen hatte Veras Gast der Tür verwiesen hatte, spielte für sie keine Rolle. Calvena vertraute voll und ganz auf das Urteil des Griechen. Genau aus diesem Grund war er auch derjenige der an die Tür ging und Besucher und Bittsteller empfing.

  • Sie setzte sich. "Zu mir?" tat Sontje überrascht und hörte sich an, was die Hausherrin zu sagen hatte. Diejenige klang gar nicht so begeistert, dass jemand Fremdes sie hatte besuchen wollen. "Nun, zu Hause musste jeder Fremde an der Tür warten, bis er den gewünschten Adressaten zu sehen bekam und dann erst wurde entschieden, ob er reinkommen oder wieder von dannen gehen musste. Wenn man den Besucher zufälligerweise selbst an der Tür empfängt, dann durfte er in der Regel mit rein kommen." erklärte Sontje und schüttelte den Kopf. "Von wegen Lupanar. Diomedes hat wohl was in den Augen gehabt! Jetzt ist er bestimmt schon wieder weg und wird mich nicht mehr besuchen kommen!! Ich hab ihn bei den Floralia kennengelernt und habe ihm gesagt, wo ich wohne, damit er Bescheid weiss. Er ist ein adretter junger Mann aus der Gens der Aurelier. Die Gens mit dem Löwenkopf als Zeichen. Nero wohnt genau wie ich nicht bei der Familie und hat woanders ein Quartier genommen." Sie verschränkte schmollend die Arme vor der Brust und überlegte, ob es sich lohnte Nero in den Geschäften beiderseits des vestibulums zu suchen.

  • „Ich vertraue auf Diomedes Urteil! Wenn er den Eindruck hatte, dass dieser Kerl dir nur einen Besuch abstatten wollte um mit dir ins Bett zu hüpfen, dann glaube ich ihm“, meinte Calvena etwas schärfer als beabsichtigt, weil Vera sich aufführte wie ein kleines Kind und schmollte. „Vorgestellt hat er sich jedenfalls nicht!“ fügte sie noch hinzu. „Es ist mir relativ egal, was tu treibst, wenn du in Rom unterwegs bist, aber es ist mir nicht egal, wenn deine Verehrer plötzlich vor der Tür stehen, hier ein und aus gehen und der Eindruck entsteht, als wäre dieses Haus ein Bordell. Schnell kann der falsche Eindruck entstehen und den Gerüchten dann Einhalt zu gebieten ist unmöglich. Hier in Rom ist der Ruf alles und wir können uns es nicht leisten durch solche Geschichten aufzufallen.“ Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Vera konnte nichts wissen von den politischen Verworrenheiten und den kleinen persönlichen Fehden. Oder den anderen Problemen mit denen sie zu kämpfen hatten. „Wir haben einen Ruf zu verlieren. Das mag auf den ersten Blick dich vielleicht nicht treffen, aber du bist Gast in diesem Haus und solltest dich auch angemessen benehmen. Solltest du dich nicht an die Regeln des Anstandes halten, werde ich mich gezwungen sehen, dich hinaus zu werfen. Du hast Glück, dass Valerian das nicht mitbekommen hat.“ Ernst und durchdringend sah sie die Germanin an.

  • "Diomedes sollte gar nicht über ihm unbekannte Besucher entscheiden dürfen. Einen Namen erfragen kostet meines Wissens nichts. Er hätte zu mir kommen und mich fragen sollen, wer das war anstatt dir von einem unbekannten Besucher zu erzählen. Es war wohl Nero Aurelius Scipio." protestierte Sontje kopfschüttelnd. Es war in der Tat genauso wie in Mongontiacum! Nur der Ruf der Familie zählte! Frau konnte keine eigenen Geheimnisse hegen und pflegen... alles musste allen bekannt sein! Wobei sie Nero so oder so sowieso mit den Quintilliern bekannt gemacht hätte. Nur hatte dieser Mann den ersten Schritt gemacht, was sie dazu zwang, Calvena von ihm zu erzählen. Allerdings würde sie ihr jetzt nicht unter die Nase reiben, dass sie mit Nero das Bett geteilt hatte. "Ich habe keine unzähligen Verehrer, die diesem Haus die Türe einrennen würden. Für was für eine hältst du mich? Ich habe Kontakte geknüpft und Freundschaften gefunden. Paullus Germanicus Aculeo ist mein zweiter Bekannter. Er wird bald nach Germanien ziehen. Wieso sollte es deinen Mann Valerian betreffen? Diomedes sagte mir, er LEBT in der castra und kommt selten vorbei!" Sontje deutete auf die Briefe. "Ich sehe, dass du wichtigeres zu tun hast als mich über die Regeln des Hauses zu belehren."

  • „Die Entscheidung welche Rechte sich Diomedes heraus nehmen darf und welche nicht, obliegt nicht dir“, sagte sie mit Nachdruck. Sie würde sich auch, was dieses Thema anging, auf keine Diskussion einlassen. „Ach er hätte mir nichts erzählen sollen?“ fragte Calvena ein wenig überrascht nach und runzelte dann die Stirn. „Ich wusste nicht, dass du die Hausherrin bist“, meinte sie spitz. „Solltest du es noch nicht wissen, als erstes ist Diomedes meinem Mann, seinen Verwandten und mir Rechenschaft schuldig, nicht dir!“ Vera führte sich auf, als hätte sie alle Rechte einer Hausherrin und vergaß anscheinend dass sie eigentlich eine Angestellte war. Nur ungern pochte Calvena auf dieser Tatsache herum. Ihr lag viel daran, dass sich die Duccia wohl und willkommen fühlte. Aber im Augenblick war sie keine Freundin, sondern eben die Hausherrin. Laevina wäre sicherlich gerade sehr stolz auf sie. Kurz schauderte sie, sie wollte eigentlich nicht sein wie ihre Großtante. „Wieso es meinen Mann betrifft? Dies ist das Haus seiner Familie! Alles was in diesem Haus stattfindet, geht ihn etwas an“, erklärte sie. Für Calvena war das anscheinend selbstverständlich. Zumal Vera mit ihrer beinahe lässigen Bemerkung über Valerian, Calvena einen kleinen Stich versetzt hatte. Sie wusste dass ihr Mann selten da war, sie vermisste ihn auch, aber sie konnte daran nichts ändern. „Die Briefe sind gerade unwichtig! Du wirst jetzt nicht weglaufen und dich auf diese Weise vor diesem Gespräch drücken. Du willst die Regeln kennen, dann wirst du sie jetzt erfahren: Du wirst nichts tun, was dem Ruf dieser Familie schaden könnte! Du wirst dich so benehmen, wie man es von einer Römerin erwartet. Du trägst schließlich einen römischen Namen! Benimm dich nicht wie eine dahergelaufene Barbarin. Ich erwarte von dir, dass du mir jeden Besuch den du empfangen willst, vorher ankündigst! Wir haben dich aufgenommen, als Gast und auch als Familienmitglied. Du musst dich nicht verbiegen müssen um uns zu gefallen, doch du solltest dir bewusst sein, dass dein Verhalten auch auf uns zurück fallen kann. Eben weil wir dich aufgenommen haben! Wenn dir diese Regeln nicht gefallen, dann steht es dir offen zu gehen!“ Erwartungsvoll sah sie Vera an. Die Duccia würde sich schon ein wenig anpassen müssen. Sie hatte sich ja beweisen wollen, diese Möglichkeit hatten sie ihr gegeben.

  • "Ja, er hätte nicht zu dir kommen brauchen. Ich habe dir gesagt was ich davon halte, was Diomedes gemacht hat und eine andere Variante was er hätte machen können, aufgezeigt. Als Hausherrrin hältst du sein Verhalten für richtig, ist doch klar. Jetzt weiss ich von dir, dass Besuch für mich da war." kommentierte Sontje und liess die Angelegenheit nach diesen Sätzen schließlich gut sein. Wieder traf sie auf eine altbekannte Regel, alles was innen passierte, ging alle an, besonders die Hausbesitzer. Sontje seufzte und verbiss sich dazu etwas zu sagen. Es würde eh keinen Zweck haben dagegen aufzubegehren, da sie immer noch 'nur' zu Gast war. "Ich habe gar nicht vor rauszulaufen und mich zu drücken. Ich höre dich freilich an." murrte sie über Calvenas Anschuldigung. Sich im Stuhl zurücklehnend hörte sie sich die quintillischen Hausregeln an. Der römische Name gefiel ihr ganz gut, aber sie musste sich entscheiden, wie sie gerufen werden wollte, den meisten Menschen hatte sie bisher ihren germanischen Rufnamen verraten. Und was war an ihrem Verhalten auszusetzen? Sie wollte erneut protestieren, vielleicht aber war sich Erklären besser? "Wir kennen uns wenige Tage. Ich habe nicht geahnt, dass er so mich so bald aufsuchen würde. Nero ist sehr nett. Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Überhaupt hätte ich dich und deinen Mann sowieso mit ihm bekannt gemacht. Diomedes hat vor ihm eure Tür zugeschlagen bevor ich wusste wer zu Besuch kommen wollte. Ich will nicht gehen. Rufus braucht mich, wenn du nicht da bist." Sontje verzichtete darauf zu wiederholen, wer außerdem noch zu ihren Bekanntschaften zählte und stand auf.

  • So langsam konnte Calvena nachvollziehen, warum sich Vera wohl mit ihren Verwandten überworfen hatte. Die Duccia hatte ihre ganz eigene Sicht der Dinge. Es würde ihr wohl nicht leicht fallen sich in Rom anzupassen und manche Dinge als gegeben hin nehmen. Kurzes Schweigen herrschte während sie Vera die Gelegenheit gab zu entscheiden, was sie wollte. Sie hatte sich entschieden und beteuerte, dass sie ihre Bekanntschaft ihnen noch vorgestellt hätte, er aber ihr zuvor gekommen war. Kurz schürzte sie die Lippen und nahm dann diese Erklärung mit einem leichten Kopfnicken an. Es gelang Vera sogar ihr ein wenig ein schlechtes Gewissen einzureden, nicht weil sie mit der Germanin ein ernstes Wort geredet hatte, sondern, weil sie das Gefühl hatte, dass sie ihrem Sohn nicht genug Zuwendung gab. Es war albern. Stand Rufus doch immer an erster Stelle. Nach wie vor brachte sie ihn ins Bett, spielte mit ihm und sorgte für eine anständige Erziehung. Vera sprang immer nur dann ein, wenn sie ihren Pflichten nachging oder aber sich mit ihren Freundinnen traf.
    Für Vera war das Gespräch anscheinend bereits beendet, denn sie erhob sich. Mit einer Handbewegung hielt sie Vera davon ab das Zimmer nun einfach zu verlassen. „Solche Gespräche liegen mir nicht. Aber ich muss darauf achten, dass der Ruf der Familie bewahrt wird…“, kurz zögerte sie, beschloss dann aber, Vera gegenüber ehrlich zu sein. „Auch wenn es nicht den Anschein hat, Valerian und ich, wir haben mächtige Feinde die jeden Grund zum Anlass nehmen würden uns das Leben schwer zu machen. Das ist auch der Grund warum mein Mann selten zu Hause ist. Er achtet darauf gewissen Leuten keinen Grund zu geben ihn wieder irgendwo hin an Ende der Welt zu versetzen.“

  • Mit Kopfnicken nahm die Hausherrin ihre Erklärung zu Nero an. Sontje atmete erleichtert auf. "Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, bringe ich ihn mit und stelle ihn dir sowie Valerian vor. Du wirst sehen, er ist ein sehr netter junger Mann!" Die Hausherrin hatte noch ein paar Worte parat, die Sontje veranlassten sich wieder zu setzen. "So schlimm? Das ist ja ganz schön.. ehm.. naja.. einschränkend." kommentierte sie und sah verlegen auf ihre Füße.

  • Fürs Erste war Calvena damit zufrieden, dass Vera ihre Bekanntschaft ihr würde vorstellen. Dann würde sie sich ein eigenes Bild von diesem netten jungen Mann machen. Es gab im Augenblick auch noch andere Dinge zu besprechen. Die Germanin wirkte regelrecht betroffen, darüber, dass Valerian und seine Frau auch einige Feinde hatten. Oder besser gesagt jemanden, der ihnen nicht wohl gesonnen war. Ganz leicht zuckte sie mit den Schultern. „Manchmal reicht ein unbesonnenes Wort aus um sich unbeliebt zu machen… Man lernt mit solchen Einschränkungen zu leben. Du solltest wissen, dass Valerian nichts wichtiger ist wie die Familie. Er tut alles um uns zu schützen. Und dafür halte ich ihm den Rücken frei. Es ist nicht immer einfach und wir müssen so einige Kompromisse eingehen, aber es ist besser, als irgendwo am Ende der Welt fest zu sitzen."

  • "Hmmmmhm... nicht nur das. Worte konnen auch verletzen. Manche Leute können nicht zwischen den Zeilen lesen. Oder sie können nicht unterscheiden ob das jetzt ernst oder lustig gemeint war." meinte Sontje aus dem Stegreif heraus und suchte nach weiteren Worten, während sie weiterhin auf ihre Füße blickte. "Ich hoffe, eure Feinde haben andere Sachen und Dinge im Kopf als deiner Familie zu schaden." Vorsichtig blickte sie auf. "Kann ich jetzt gehen?"

  • Vera schien zu verstehen, worauf Calvena hinaus wollte. Es war wohl klug gewesen, die Germanin ein wenig aufzuklären und darauf hin zu weisen, dass ihr Verhalten durchaus gefährliche Konsequenzen nach sich ziehen konnte. Ein wenig wirkte sie auch eingeschüchtert. Dabei hatte die Duccia nun gar nichts zu befürchten. „Wir werden sehen, was geschehen wird… auf diese Dinge hab ich leider keinen Einfluss. Ich kann nur wachsam und vorsichtig sein“, meinte sie nachdenklich und nickte dann. „Geh nur!“ entließ sie dann Vera. Sie war sich sicher, dass diese ihre Worte zu Herzen nehmen würde.

  • ..und auf Wolke sieben schwebt, möchte das gerne in die Welt hinaus rufen. Jeder soll wissen, wie glücklich man ist und am liebsten sollen sofort alle Freunde die neue Liebe kennen lernen. Das kann Probleme mit sich bringen.


    Da Calvena darum gebeten hatte, Nero kennenzulernen, wollte sie sie nun darum bitten ihr Nero vorstellen zu dürfen und einen Termin festlegen. Mit feuchtnassen Händen und vor Nervösität bibbernd klopfte sie an der Tür an und steckte den Kopf zur Tür herein. "Calvena? Darf ich kurz rein kommen und deine Bitte einlösen??" Jeder nach seinem Geschmack, schoß ihr plötzlich durch den Kopf. Schatz Nero war eindeutig nach ihrem Geschmack.

  • Nachdenklich beugte sie sich über die Haushaltsbücher, so lange kein weiterer Verwandter ihrer Mannes auftauchte, war sie dafür zuständig ab und zu mal nach dem rechten zu schauen. Schließlich wurden die beiden Ladengeschäfte, die zum Haus gehörten, vermietet. Und man musste auch sicher gehen, dass die Miete regelmäßig entrichtet wurde. An sich hatte sie nichts zu beanstanden und sie fand die langen Zahlenkolonen ermüdend und langweilig. Es kam ihr ganz gelegen, dass sie nun jemand störte. Ein wenig hoffte sie, es war Rufus, der sich ein Spiel ausgedacht hatte und sie dabei haben wollte. Doch es war Vera. Ohne Aufforderung steckte diese den Kopf hinein und machte einen etwas nervösen Eindruck. „Welche Bitte?“ fragte sie nach und bedeutete der Duccia einzutreten.

  • Sorgsam schloß sie die Tür hinter sich und setzte sich auf den Stuhl, welcher vor Calvenas Schreibtisch stand. Natürlich registrierte sie, dass viel Papier auf der Arbeitsplatte lag und überlegte kurz, ob sie das Vortragen ihrer Bitte auf später verschieben sollte. "Nunja.. also... ich fasse mich kurz. Errinnerst du dich an den Tag, als Diomedes dir berichtete, dass männlicher Besuch für mich da gewesen war? Und mich ausführen wollte?" Sontje stockte kurz, weil sie nicht wusste, wohin mit ihren Händen und legte diese schliesslich auf den Schoß. "Du hast mich darum gebeten, dass ich dir den Besucher vorstelle. Inzwischen ist reichlich Zeit vergangen. Ich möchte dich darum bitten Nero zu empfangen, damit ich ihn dir vorstellen kann." Unbewusst die Zunge über die Lippen ziehend wartete sie mit nervösem Blick Calvenas Worte ab.

  • Vergessen hatte sie es nicht, dass Vera schon in den ersten Tagen ihres hier seins, irgendjemanden kennen gelernt hatte und dieser jemand dann auch mit scheinbar offensichtlichen Absichten vor der Tür gestanden hatte. Diomedes hatte diesem jemand die Tür gewiesen und ihr dann sogleich Bericht erstattet. Etwas das der Duccia so gar nicht gefallen hatte. Nun wollte Vera ihr diesen jemand also vorstellen. Das hatte die Germanica ja verlangt, auch weil sie in Sorge um ihren Sohn war. Wer wusste schon, welchen Kerl Vera anschleppte. Nun würde sie die Gelegenheit bekommen ihn kennen zu lernen. Ganz leicht nickte sie. „Er soll morgen zur Cena kommen!“ machte sie es kurz um Vera nicht unnötig lange zappeln zu lassen.

  • "Morgen schon?" Zur Cena? Du meine Güte, dann würde ihr Geliebter sämtliche quintillische Familienmitglieder antreffen und von denen unter die Lupe genommen werden. Sontjes Hände kneteten nervös die Tunika, die sie in diesen Augenblicken trug. "Ehm ja ist gut.. ich richte es ihm aus. Ich freue mich, dass der Aurelier zu uns kommen darf!" Ihr Schützling fiel ihr ein. "Soll Rufus auch dabei sein, wenn Nero kommt?" Musste Calvena jetzt wissen, dass sie Nero vor Rufus bisher verschwiegen hatte? Denn die Germanin fand, dass Rufus noch zu klein für solch komplizierteThemen wie die Liebe war. Diomedes musste sie auch noch Bescheid sagen, dass für morgen abend ein Gedeck mehr aufgetragen werden musste.

  • Im Grunde erwartete sie, dass sie wieder nur unter sich sein würden. Sie bezweifelte, dass Valerian dabei sein würde, also konnte Vera ihren Bekannten auch direkt zur cena dazu bitten. Nur die Duccia schien diesen Gedanken nicht beruhigend zu finden. Sie wirkte nervös und angespannt. „Hast du dir etwas anderes vorgestellt?“ fragte Calvena nach. Wohl nur so etwas wie: Also das ist er, nun kennst du ihn und nun lass uns in Ruhe …. Am Ende schien Vera dann doch zu dem Schluss zu kommen, dass die Einladung zur cena ehrlich gemeint war.
    „Solange du nicht vorhast deinen … Freund bei Tisch zu vernaschen, spricht wohl nichts dagegen, dass Rufus dabei ist, oder?“ Eine Spur von Humor war in ihrer Stimme zu hören. Im Grunde erwartete sie, dass Vera sich anständig benahm und auch ihre Bekanntschaft nicht für ein Stelldichein mitbrachte.
    Es war ja nicht so, dass sie kein Verständnis für Vera hatte, diese war verliebt, bis über beide Ohren, das war kaum zu übersehen. Aber im Augenblick musste sie darauf achten, dass sie nach außen hin einen guten Eindruck machten. Alles andere würde nur zu weiteren Problemen führen. Es genügte, dass der PU ihren Mann aufs Korn nahm und drangsalierte. Da musste Vera nicht auch noch von sich reden machen, weil sie wildfremde Männer empfing.

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