[probatio] Grundausbildung Tiberius Germanicus Messalla

  • Nach einem schnellen Frühstück war Licinus auf den campus begeben und wartete dort nun auf die probati.
    "verdammt kalt heute", dachte er.


    Vorne, an der porta principalis sinistra, konnte Licinus die Drillassistenten sehen und hören, die den anströmenden probati zuriefen, wo sie welchen Ausbildungsleiter finden konnten.
    Sicherheitshalber warf er einen letzten Blick auf die Pflöcke vor ihm, die irgendwer vermutlich gestern Abend in den Boden gerammt hatte.
    Einhundert Stück an der Zahl waren es, in zehn Kolonnen zu je zehn Stück.

  • Messalla`s erste Nacht in seinem contubernium war der reinste Grauen gewesen, zum einen war die Nacht extrem kalt, zum anderen schniefte Plancus die halbe Nacht mit seiner Nase und als dieser endlich eingeschlafen war, was für Messalla schier ein Wunder war, begann ein anderer seiner Kameraden zu Schnarchen, was einen in den Wahnsinn trieb. Und nun hieß es auch noch so früh aufzustehen, kurz etwas zu Essen, wenn man etwas runterkriegte und danach in voller Montur ausgeschlafen und bereit mit seiner Ausbildung zu beginnen, auf den Campus zu erscheinen.


    Mit gemischten Gemütern erschienen die heraneilenden Probati auf dem Campus, nachdem sie dem jeweiligen Ausbildungsleiter zugeteilt wurden. Einige steckte eine schlaflose Nacht in den Knochen, andere wiederum schienen gut ausgeschlafen sein und sofort zur Tat schreiten zu können. Die meisten unter ihnen stellten sich in kleine Grüppchen auf und warteten auf die Worte des Centurio`s, der Rest der Probati, darunter Messalla begann sich in eine Linie aufzustellen.

  • "Aufstellen! Wird's bald! Jeder Mann so hinstellen, dass ein Fähnchen neben seinem RECHTEN kleinen Zeh ist."
    Licinus wartete ab, bis die Neuen es geschafft hatten sich ordnungsgemäß aufzustellen. Licinus klopfte sich ungeduldig mit der vitis gegen den Oberschenkel. Und als er das Resultat sah, nahm er das "ordnungsgemäß" ohne mit der Wimper zu zucken zurück.
    In martialischer Pose stellte er sich vor den Jungen auf.
    "Herhören!
    Mein Name ist Marcus Iulius Licinus. Für euch kurz "centurio"!
    Meine Aufgabe ist aus euch unorganisiertem Haufen hier Soldaten zu machen.
    Und bei Mars, das werde ich tun. Die legio prima ist die Elite unter den legiones und ich werde dafür sorgen, dass das so bleibt. Wenn also einer von euch denkt, dass hier wäre nur ein Abenteuer, dann kann er gleich wieder gehen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?!"

    Licinus setzte einen Blick auf, der jedem einzelnen der Jungen vor ihm das Gefühl geben sollte, dass genau er fixiert werde.


    "Und jetzt seht euch mal an, wie ihr da hängt! Scheint als müsste ich euch erstmal das gerade Stehen beibringen!
    Da wäre zum einen die Grundhaltung. Beine schulterbreit, die Hände flach gegen die Oberschenkel. Schultern gerade. Also so!"

    Licinus stellte sich hin gab den zukünftigen Soldaten die Gelegenheit sich die Körperhaltung anzusehen.
    "Desweiteren die "state"-haltung.
    Füße zusammen, insbesondere die Hacken! Brust raus, Bauch rein! Schultern zurück und Ellbogen leicht zurück und anlegen.
    Also so!"

    Er machte auch diese Körperhaltung wieder vor:
    "Milites! State!"
    befahl Licinus und wartete die halbe Sekunde ab, die das ganze dauern durfte. Dann ging er durch die Reihen und zerrte jeden Soldaten einzeln zurecht. Dann stellte er sich vorne hin und rief:
    "Movemini!"
    "Ihr sollt die Grundhaltung einnehmen, verdammt!"

    Was war denn daran nicht zu verstehen, verflucht noch eins, dachte Licinus, als einige der Männer nach bestimmt zwei Augenblicken nicht auf den Befehl reagierten. Und zwar gar nicht.
    Wieder begann Licinus an den Männern herumzuzerren, als er damit fertig war stellte er sich wieder auf und fuhr fort:
    "Genau so werdet ihr ab sofort jeden morgen hier antreten, habt ihr mich verstanden?!"

  • Und schon beim ersten Befehl, den der Centurio gab, begann das hin und her Gedrängel. So als würde jeder den besten Platz erhaschen wollen, wobei es gar nicht darum ging, sondern nur die Ausgangsposition einzuhalten. Endlich als die letzten unter ihnen, es nun endlich begriffen hatten, begann der Centurio sich vorzustellen und begann Klartext mit den Probati zu sprechen. Der noch undisziplinierte Haufen antwortete mit einem lauten „Jawohl Centurio!“ was sich aber eher nach einem schlechten Kanon-Gesang anhörte, weil alle durcheinander brüllten.


    Nun nahm sich der Centurio jeden einzeln vor. Kontrollierte die Probati, als diese die state-Haltung einzunehmen hatten. Auch Messalla versuchte eine korrekte Haltung einzunehmen, was für`s Erste ihm gar nicht mal so einfach viel, so wurde er auch vom Centurio dementsprechend zurechtgerückt. Einige machten sich anfangs sogar einen Spaß daraus, wenn der Centurio sie nicht im Visier hatte die Haltung wieder zu lösen, andere versuchten dagegen bis ins kleinste Detail korrekt, sich dem Centurio zu präsentieren. Und bei der erneuten Aufforderung die Grundhaltung einzunehmen, begann wieder ein ständig wiederholendes Gedrängel und einige schienen mal wieder eine Extraeinladung zu benötigen, bis sie es ihren Kameraden gleichtaten. Nochmals erschallte ein kräftiges „Jawohl Centurio!“ als dieser ihnen verkündete, dass sie von nun an jeden Morgen so antreten mussten.

  • "Ich kann euch nicht hören!!!" brüllte Licinus als das "Jawohl centurio!" quer durcheinander kam. "Ich fragte: Verstanden?!"


    Bei der anschließenden Korrektur hatten diejenigen die sich den "Spaß" erlaubten ein verdammtes Glück, dass sie nicht erwischt wurden. Nun, nicht alle hatten das Glück, denn einen miles erwischte Licinus, als er sich gerade umdrehte, dabei, wie er sich entspannte.
    Prompt sauste dem Mann die vitis auf den Hintern.
    "Hab ich was von "movemini!" gesagt?!
    Wenn es "state" heißt, dann bewegt ihr euch nicht. Und wenn tausend nackte Weiber einen geilen Tanz vormachen, ihr rührt euch nicht!
    Wie ist dein Name, Tiro?!"


    Nach Abschluss der Inspektion stellte Licinus sich wieder vor die Männer und brüllte:
    "Movemini!"


    "State!"


    "Movemini!"


    immer im Wechsel, bis der Übergang bei allen Soldaten reibungslos funktionierte. Zumindest annähernd.
    Dann griff er sich wahllos einen Mann heraus:
    "Was weißt du über den aufbau einer legio?"*


    Sim-Off:

    * Wann immer "wahllos" jemand ausgesucht wird bleibt es dir überlassen, ob du selbst anworten willst oder mittels eines NPCs, oder ob ich die Antwort geben soll.

  • Die Späße die sich anfänglich einige Probati erlaubten sollten bald ein Ende finden, denn Catullus zählte zu den unglückseligen Opfer, die der Centurio ertappte, als diese sich nicht an den Befehl hielten, die state-Haltung einzunehmen.


    Erschrocken weil er die vitis zu spühren bekam und der Ausbilder wie aus dem Nichts plötzlich vor ihm stand und nahm er schlagartig die Haltung an und antwortete rasch, als der Centurio nach seinem Namen fragte „Gnaeus Pleminius Catullus, Centurio!“ Er schluckte und hoffte doch, dass ihm Fortuna in dieser Stunde doch Hold war und nicht gleich am ersten Tag seiner Ausbildung ein Strafdienst aufgebrummt werden würde.


    Messalla war zufrieden mit sich. Diese Grundhaltungen und deren Wechsel beherrschte er und so ging es auch den meisten milites. Immerhin war das schon mal ein Anfang, auch wenn das Ganze noch nicht ganz so perfekt war, doch war es für`s Erste zufrieden stellend.


    Zumindest kam es so den Probati rüber, denn der Centurio beendete nun die erste Übung und griff sich einen der Rekruten, der zur Rechten Messalla`s stand und befragte ihn über den Aufbau der Legio.


    „Eine Legion besteht aus zehn Kohorten. Sie wird unterteilt in 60 Centurien, die aus ca. 80 bis 100 Fußkämpfer besteht und die jeweils unter dem Befehl eines Centurio stehen.“ Er überlegte kurz, bevor er fortfuhr, da er etwas Wichtiges vergessen hatte. „Die erste Kohorte ist aber doppelt so groß wie die anderen. Sie besteht aus fünf Doppelcenturien zu je 160 Mann und 5 Centurionen. Dazu kommt noch die Kavallerie, die aus 4 Turmae zu je ca. 30 Mann bestehen. Centurio!“


    Er überlegte nochmals eifrig, doch ihm viel auf Anhieb nichts Weiteres ein. Aber allwissend musste er ja darüber nicht sein, denn immerhin durchliefen sie ja deswegen die probatio. Dennoch war Messalla schwer beeindruckt über das Wissen seines Kameraden.

  • Licinus Stimme fiel rassant ab, als er in leisem, aber stählernem Tonfall sagte: "Ich werde dich im Auge behalten, probatus!"


    "Das gilt für euch alle! Strengt euch gefälligst an. Das hier ist kein Spaziergang durch die hori lolliani!"



    "Fast!" entgegnete Licinus "Es sind nur 59 centurien, da die erste cohors ja nur in fünf untergliedert ist.
    Eine cohors hat keinen eigenen Chef sondern wird von dem centurio der centuria I kommandiert. Auch hier hat der Kommandeur der ersten cohors, erste centuria, der primus pilus, eine Sonderstellung. Er ist der ranghöchste centurio der legio und Bindeglied zur Führung.


    Damit hätten wir die Effektivkräfte der legion zusammengefasst.
    Darüber steht der Stab und der Kommandeur, der legatus legionis.
    Der legatus legionis ist Senator und für die legio als ganze verantwortlich.
    Die legio prima hat im Moment allerdings keinen Kommandeur, da der letzte Quintus Tiberius Vitamalacus vor kurzem verstarb und uns noch kein Ersatzmann geschickt worden ist.
    Der Stab besteht dem tribunus laticlavius, der aus dem ordo senatorius kommt, in unserem Fall Faustus Octavius Macer, den tribuni laticlavii, den equites romani Servius Artorius Reatinus [vier weitere Namen], die vom legatus nach eigenem Ermessen mit aufgaben betraut werden."

    Das man an den Aufgaben ziemlich gut ablesen konnte, wer der tribuni etwas taugte und wer, wie die meisten, nichts würden die Mänenr wohl selbst früh genug mitbekommen. Außerdem verbot es sich von selbst, sowas während der Ausbildung offiziell zu sagen. Wobei hier natürlich eingeschränkt werden musste: Sofern der legatus zu gebrauchen war, aber da hatte Licinus bis dato ja Glück gehabt.
    "Bleibt an Stabsmitgliedern noch der praefectus castrorum. Er zeichnet für den Alltagsdienst und die Versorgnung der legio verantwortlich und ist fast immer ein ehemaliger primus pilus. Es ist gleichzeitig der höchste Rang, den ein einfacher Soldat je erreichen kann. Und selbst dass schaffen nur die allerwenigsten." Um nicht zu sagen: So gut wie niemand.


    "Bleiben wir aber mal eine Ebene weiter unten. In der centurie. Irgendwer eine Ahnung, welche Ränge und Funktionen neben dem centurio es da gibt?"

  • Zugern hätten doch die anderen probati erfahren, was Centurio Licinus, dem Pleminier zugesprochen hatte. Aber immerhin würden sie das früher oder später beim Essen erfahren. Catullus sah aber nach den Worten des Centurio`s recht angespannt aus und seine Worte musste wohl gesessen haben. Denn der Probati wurde den Rest des Tages nicht mehr auffällig.


    Nachdem dem Miles, den der Centurio ausgewählt hatte, um grundlegende Fragen bezüglich der legio zu beantworten, nichts mehr einfiel, fuhr der Centurio weiter fort, korrigierte die Aussage des probati etwas und erklärte den Führungsstab der legio.


    Da fielen mehrere Namen und verschiedenste Ränge. Messalla konnte sich natürlich nicht alle auf Anhieb merken, aber dass die legio zurzeit keinen Legat hatte, war ihm bekannt gewesen.


    Als der Centurio vom Rang des praefectus castrorum sprach, ließ einige unter ihnen in schier unvorstellbare Träume schwelgen, denn die Chancen, so einen Posten jemals bekleiden zu dürfen, waren, wie ihr Vorgesetzter eben sagte, sehr gering.


    Nun da es galt über die Ränge und Funktionen neben den Centurio zu erzählen, versuchte nun prompt Messalla sein Glück und meldete sich zu Wort. „Der Optio gilt als Stellvertreter des Centurio. Zudem gehört ein Signifer zu einer Centurie, der das Signum trägt und die Truppenkasse verwaltet.“


    Etwas dürftig war seine Antwort schon, aber hatte er nur einen groben Aufbau einer legio, mit seinen Diensträngen und Funktionen, vor Augen.

  • "Na, das ist ein Anfang." sagte Licinus ungnädig, aber mehr konnte man von den jungen Männern auch fairerweise nicht erwarten.
    Andererseits, war eine probatio eine faire Sache?


    "An wichtigen Rängen gibt es noch den tesserarius, der für die Nachtwachen und gemeinsam mit dem optio für das Material verantwortlich ist. Außerdem verwaltet er, wie der Name schon sagt, die tesserae militare*
    Darüber hinaus sind da noch verschiedene Sonderfunktionen, für die ein Soldat eingesetzt werden kann, aber die werde ich nicht ausführen.
    Das ist also der grobe Aufbau der legio. Gibt es bis jetzt irgendwelche Fragen?"

    Licinus überblickte die Menge der probati, und trainierte dabei einen Blick, der dafür sorgen sollte, dass nur Fragen gestellt wurdne, von denen die probati wirklich dachten, dass sie keiner verstanden hatte. Solche Fragen aber sollten unbedingt gestellt werden. Auch in der x-ten Ausbildung keine leichte Übung fand er.


    "Gut, dann kommen wir zu euch, meine Herren", bei dem Wort "Herren" hörte man einen ziemlich ironischen Unterton heraus,
    "Irgendjemand da, der sich die an ihn ausgegebenen Waffen schon mal angeschaut hat und mir sagen kann, was er da gefunden hat?"




    Sim-Off:

    * Erkennungsmarken für legionäre, die am Hals getragen wurden. Hundemarken.

  • Der Centurio ergänzte die noch weiteren in der Legio bestehenden wichtigen Ränge und die Menge hörte aufmerksam zu. Als dieser hinterher nocht fragte, ob dazu noch irgendwelche Fragen offen standen, verneinten dies die probati. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sich viele anfgangs noch nicht trauten, Fragen zu stellen. So rührte sich zum Fehler der probati niemand, als er diese Möglichkeit anbot.

    Ausgiebig war ja die Ausrüstung schon und das Gewicht, das sie ausmachte, hatte auch schon jeder der probati die Ehre gehabt, dies herauszufinden. Anfangs trat keiner vor, der etwas über die ausgegebenen Waffen von der Rüstkammer sagen konnte bis endlich ein weiterer miles, der eine Reihe hinter Messalla stand sich zu Wort meldete.

    "Ein Gladius, das als Nahwaffe, für den frontalen Angriff und als Stichwaffe dient. Zwei Pilae, eine Fernwaffe, dient dazu dem Gegner seiner Deckung zu berauben und im Brustbereich zu verletzen...und ein Pugio ist noch dabei, ein zweischneidiger Stossdolch." Grob hatte der probatus die Hauptwaffen aufgezählt, die zum Angriff auf die gegnerischen Reihen dienten.

    Messalla selbst war schon gespannt, wie er sich später im Umgang mit den Gladius machte, denn immerhin war sein Können auch entscheidend davon, ob er hinterher tot oder lebend das Schlachtfeld verlassen würde. Das die milites bei einem Kampfgefecht, aber untereinander perfekt harmonieren mussten, dass ahnten viele der Neulinge noch nicht.

  • Ja, das Gewicht der Ausrüstung sorgte dafür, dass man sie sich einprägte. Und wiedermal wurde ein Teil völlig unterschätzt.
    "Eine entscheidende Waffe hast du vergessen!
    Das scutum ist nicht nur ein Stück Holz, mit dem man Pfeileauffangen kann. Es ist eine verdammt effektive Waffe. Zum einen kann man mit dem scutum und den vereinigten Kräften der Männer hinter einem den Feind vor sich her treiben. Und auch im Kampf Mann gegen Mann ist es unersetzbar. Dazu aber später mehr."

    Licinus ließ wieder den Blick über die Männer schweifen, allmählich sah man den Jungs vor ihm an, dass sie das lange stehen noch nicht gewohnt waren.
    Na, dann wollen wir sie doch mal erlösen.
    "So, genug der Theorie! Als erstes werdet ihr lernen anständig zu marschieren. Aber zuerst dreht ihr zum aufwärmen zwei Runden locker um den Platz! Abmarsch!"
    Als die probati sich in Gang setzten trabte Licinus neben der Mitte her, getreu seinem Motto, dass alle ein guter centurio alles mit seinen Männern mitmachte.

  • Die Probati folgten weiter den Erklärungen ihres Centurio`s und ihrem Vorgesetzten schien nicht entgangen zu sein, dass viele der Probati ihr Gewicht mit ständigen hin und her treten von der einen zur anderen Seite verlagerten. Für Messalla und seinen Mitkumpanen war es eine Erlösung, als der Centurio vorerst den theoretischen Teil beendet und den milites befahl zwei Runden um den Platz zu laufen.


    Messalla war bei dem vorderen Teil mit dabei, einige nahmen den Befehl als einen durchzuführenden Schnellstreckenmarathon auf und stürmten nach vorne, im hinteren Teil nahmen es ein paar der Probati zu genau mit dem „locker“ und trotteten langsam hinterher während wieder vergnüglich mit dem Nebenmann dabei geplaudert wurde.

  • Licinus beobachtete wie sich die Gruppe der probati immer länger zog und kurz vor Schluss beinahe in drei Abschnitte trennte, als erstes knöpfte sich Licinus die langsamen vor:
    "Was, bei Pluto, war das denn?!
    Ihr solltet laufen, nicht spazieren gehen. Oder hat euch das bisschen schon aus der Puste gebracht, ihr laschen Weiber?! Ich sage euch, das war noch gar nichts!
    So wie das aussieht habt ihr etwas Exratraining nötig: Eine Woche Latrinendienst für euch!"

    Licinus legte eine Pause ein, die so beredt war, dass alle wussten, dass er nocht nicht fertig war. Langsam wandte er sich an die Männer, die vorgelaufen waren.
    "Und nun zu euch ihr Supersportler! Ihr seit eine Einheit, da läuft man nicht einfach vor. Ihr seit nur gut, wenn ihr zusammen bleibt. Im Kampf kann sowas tödlich enden
    Eine Woche Latrinendienst für euch, um eure überschüssige Kraft abzubauen!"

    Licinus fasste nun alle probati in den Blick, das war die erste und wichtigste Lektion, die ein Soldat lernen musste.
    "Lasst euch das eine Lehre sein. Ihr seit eine Einheit. Ihr esst zusammen, ihr schlaft zusammen, ihr marschiert zusammen und ihr kämpft zusammen."
    Jetzt grinßte Licinus leicht diabolisch und fügte hinzu:
    "Und ihr macht zusammen zehn Liegestütze!
    Auf runter! Laut mitzählen!"

  • Wenigstens wurde es Messalla warm, als er mit seinen Kumpanen über den Platz lief, denn die morgendliche Kälte hatte es heute in sich. Messalla hatte Glück, dass er sich nicht von den anderen Probati herausgefordert fühlte und mit ihnen, als Vorhut voraussprintete, denn der Centurio hatte sie schon wieder unter der Fuchtel und wies sie zurecht, indem er sie zu einer Woche Latrinendienst verdonnerte. Messalla lachte schadenfreudig in sich hinein, als er die langen Gesichter der Probati sah, die sich heute Abend zum Latrinendienst zu melden hatten.

    Jetzt hieß es zehn Liegestützen rasch hinzulegen. Für den Anfang waren die Anforderungen des Centurio Licinus noch zu schaffen, doch Messalla ahnte schon, dass dem bald nicht mehr so war. Er war bei den ersten dabei, die die Liegestützen hinter sich gebracht haben. Kurze Zeit später waren alle mit der kurzen Übung fertig und erwarteten die weiteren Befehle ihres Centurios.

  • Licinus traute seinen Augen nicht, als er das sah, dass die probati wieder in ungleichmäßige Bewegungen verfielen.
    "Was habe ich euch eigentlich grade gesagt?! Ich will gleichmäßige Liegestütze sehen! Noch zehn.
    Und eins! und zwei! und drei! und vier! ... und zehn!
    Aufstehen, na wird's bald"

    Nachdem die zehn weiteren, deutlich gleichmäßigeren Liegestütze abgeleistet worden, ging Licinus vor "seinen" probati wieder auf und ab, während er weitere erklärungen gab
    "Als erstes werdet ihr nun lernen, wie sich ein römischer Soldat bewegt.
    Ab sofort wird von euch erwartet, dass ihr eure Füße gleichzeitig vom Boden hebt und wieder daraufsetzt und das auch noch bei exakt gleicher Entfernung. Wir nennen so was "aequtibus passibus" ~ Gleichschritt.
    Begonnen wird dabei mit dem LINKEN Fuß."

    Und worum wollen wir wetten, dass trotzdem wenigstens einer von euch gleich den rechten vorsetzt, fügte er in Gedanken hinzu.
    "Für den Anfang machen wir langsam und ich gebe den Takt vor, indem ich "lae - vum" ~ "links" rufe. Auf lae- setzt ihr den linken Fuß ab, auf -um den rechten!
    Ist das soweit verstanden?!"


    Licinus wartete ab, bis die probati geantwortet hatten, dann kommandierte er:
    "prooobati! Aequatibus passibus! Peeergite! Laevum! Laevum! Laevum!..."


    Als sie das andere Ende des Platzes erreicht hatten donnerte es:
    "Cooonsistite!" und Licinus bleib stehen.

  • Und weitere zehn Liegestützen mussten hinter sich gebracht werden. Nun achtete jeder peinlichst genau darauf, mit jedem im Gleichstand zu sein, während sie laut abzählten. Keiner der Probati hatte große Lust, den Rest des Tages mit Liegestützen ableisten zu verbringen. Danach erhoben sie sich wieder alle und nahmen die weiteren Befehle des Centurio`s auf. Die Probati antworteten mit einem kurzen „Ja, verstanden Centurio“ und schon gab der Centurio den Befehl, zu marschieren.


    Und als die Milites den ersten Schritt taten, kamen schon einige von ihnen, entweder aus dem Takt oder fingen mit dem falschen Fuß an. Der Hintermann orientierte sich fälschlicherweise am Vordermann und so schritten die Probati nicht gerade taktgemäß sondern vollkommen durcheinander über den Platz. Messalla ließ sich auch aus dem Takt bringen und es war am Anfang gar nicht so leicht, wieder den richtigen Schritt zum Takt zu finden. Zwar war der Anblick den die Neulinge boten nicht gerade lobenswert, doch konnte man aus den Gesichtern der Probati ersehen, dass sie sich trotz der anfänglichen Unsicherheit und mangelnden Zusammenhaltens anstrengten und am Ende gelang es ihnen auch miteinander im Gleichschritt zu marschieren, bis sie laut Befehl des Centurio`s zum Stillstand kamen.

  • Licinus stellte sich wieder vor die probati und rief:
    "Ich muss sagen, ich bin kein bisschen beeindruckt!
    Das können ja die Mädels in den lupanaren Mantuas besser!
    Das machen wir sofort nochmal, aber zuerst müsst ihr noch lernen, wie man sich umdreht:
    1. linker Fuß nach vorn
    2. rechten Fuß hinter den linken stellen
    3. rechtsrum drehen
    4. linken Fuß neben den rechten stellen."

    während er sprach führte Licinus vor, was er sehen wollte.
    "Ihr seht, das dauert genau 2 Schritte, also zwei Mal laevum.
    Also dann:
    Retro!"
    ~ Kehrt euch!

  • Die Männer horchten aufmerksam auf, als ihnen der Centurio nun schilderte, wie man sich dementsprechend umdrehte. Wie befohlen wendeten sich die Probati in der Marschformation um. Diesmal klappte auch alles bestens. Zwar führten sie den Befehl nicht gleichzeitig aus, aber die Schritte beherrschte jeder. So langsam nahm dieser zusammen gewürfelte Haufen, aus dem richtige Soldaten des Imperiums gemacht werden sollten, an Form und Haltung an. Und je mehr ihnen von nun an gelang, desto weiter stieg ihr Eifer an. Auch lernten sie immer besser zu verstehen, dass Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen hier unabdingbar war.

  • "Und peergite!" rief Licinus und ließ die probati wieder zum anderen Ende des platzes laufen.
    "Coonsisitite!" tönte es wieder
    "Retro!"
    "Aequatibus passibus! Peergite!"
    Immer wieder scheuchte Licinus die probati von einem Ende des campus zum anderen Ende, so lange bis die Schritte endlich zufriedenstellend gleichmäßig kamen. Dabei zog er das Tempo immer wieder ein Stück weiter an, bis die Soldaten das Tempo des "militare gradu erreicht hatten und es leidlich beherrschten.


    "Cooonsistite! Retro! State!" rief er und machte sich auf ein neues durch die Reihen und prüfte die Haltung der jungen Männer.
    "Das Tempo, in dem ihr eben gelaufen seit war der Standard-Marschschritt der legio.
    Nun ist es aber so, dass wir nicht immer gemütlich spazieren gehen können. Manchmal haben wir es etwas eiliger und dazu hat ein schlauer Kopf sich den "pleno gradu" ausgedacht. Im Endeffekt genau das selbe nur in anderthalbfachem Tempo.
    Da ich keine Lust habe mir den Mund fusselig zu reden werde ich hab sofort nurnoch die rechten Schritte ansagen.
    "Probati!Aequtibus passibus! pleno gradu! Peergite!
    Laevum! -um! -um!"

    So, spätestens jetzt, das wusste Licinus, würde sich zeigen, wer sich körperlich zumindest ein bisschen auf die Zeit in der legio vorbereitet hatte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!